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2023 | Buch

Afrika

Eine Einführung in Geschichte, Politik und Gesellschaft

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Über dieses Buch

Das Lehrbuch bietet auch in der 2. erweiterten und aktualisierten Auflage einen vertieften Überblick über Geschichte und Politik Afrikas, vom Sklavenhandel, über die Phasen von Kolonialismus und Dekolonisation bis zu den Entwicklungsproblemen der Gegenwart. Dabei werden diverse Entwicklungstheorien zur Erklärung von erfolgreichen und fehlgeschlagenen Entwicklungspfaden einzelner Länder nach 1960 herangezogen. Thematische Schwerpunkte sind Europas koloniales Erbe, Staatsbildung und Staatszerfall, Demokratisierung, Rohstoffpolitik, Bevölkerungswachstum, Hunger und Armut, Kriege und ethnische Konflikte sowie Weltbank, EU, China und Russland als externe Akteure in Afrika.
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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Afrika im Überblick
Zusammenfassung
Unter Afrika wird in diesem Lehrbuch der gesamte Kontinent mit seinen 54 völkerrechtlich souveränen Staaten verstanden; er umfasst somit die drei geographischen Großregionen – Subsahara-Afrika, die fünf Maghreb-Länder im Norden und das südliche Afrika mit dem ehemaligen Apartheidstaat Südafrika im Zentrum (Asserate, 2010, S. 11–40).
Rainer Tetzlaff
Kapitel 2. Entwicklungstheorien im Überblick
Zusammenfassung
Entwicklung ist wie Fortschritt oder Glück ein nicht eindeutiger Begriff, dessen Inhalt sich durch den Standpunkt des Betrachters, seine kulturelle Sozialisation oder seine spezifischen Erfahrungen und Interessen nur kontextbezogen bestimmen lässt. Für manche mag er die naheliegende Vorstellung transportieren, dass sich etwas auswickelt, was keimhaft schon immer dagewesen ist.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 3. Das Erbe von Sklavenhandel, Rassismus und Kolonialismus
Zusammenfassung
Geschichte kann als ein Strom von Ereignissen wahrgenommen werden, oftmals ohne klare Richtung. Eine Einteilung in Phasen ist immer künstlich und kontrovers und doch zuweilen für die Orientierung derer, die das vielschichtige Geschehen nicht nur protokollieren, sondern auch verstehen wollen, nützlich. Dabei können herausragende Vorgänge als Wegweiser dienen.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 4. Die Phase der formellen Kolonisation in Europa (1880–1960)
Zusammenfassung
Kolonialismus ist ein kulturelles Herrschaftsphänomen, das sich in der Neuzeit mit der europäischen Expansion seit ca. fünfhundert Jahren in verschiedenen Kontexten und Formen entwickelte und in der Form des Postkolonialismus bis heute einen wichtigen Zugang zum Verständnis der Nord-Süd-Beziehungen eröffnet. Kolonialismus lässt sich im allgemeinsten Sinne definieren als die Herrschaft einer (ursprünglich) ortsfremden Macht über eine ortsansässige Bevölkerung, deren Ressourcen zum Zwecke der Selbstbereicherung und der eigenen Machtfestigung ausgebeutet werden. Dabei werden ideologische Rechtfertigungen konstruiert, die auf der behaupteten eigenen rassischen oder kulturellen Überlegenheit beruhen, z. B. der weißen ‚Kolonial-Herren‘ über die als ‚exotisch-fremd‘ oder ‚unzivilisiert‘ abgewerteten kolonialen Untertanen.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 5. Deutschland als Kolonialmacht in Afrika
Zusammenfassung
Wenn wir heute von ‚Kolonialismus‘ sprechen, dann meinen wir in erster Linie die europäische Herrschaft ‚in Übersee‘ im Zeitalter des Imperialismus. Diese Epoche währte in Deutschland nur 35 Jahre (1884–1919), ihre Wirkungsgeschichte dauert hingegen seit mehr als 100 Jahren an. Wahrnehmung und Bewertung des Kolonialismus waren im Verlaufe des Säkulums (Jahrhunderts) unterschiedlichen Konjunkturen unterworfen, je nach ‚Zeitgeist‘. In der Weimarer Republik, nach dem Verlust aller Kolonien, herrschten Apologetik und Revanchismus vor. Der Nationalsozialismus besaß ein ambivalentes Verhältnis zur Forderung nach Rückgabe der Kolonien. „Bis 1945 lässt sich keinerlei kritische Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte feststellen. Daran änderte sich auch in der frühen Nachkriegsgeschichte nichts“. Erst mit der Dekolonisation afrikanischer Länder in den 1950er und 1960er Jahren sowie mit dem Beginn der Politik der ‚Entwicklungshilfe‘ wandelte sich allmählich der Blick in Deutschland auf ‚das Fremde‘ in der deutschen Geschichte: Tradierte Denkmuster und oftmals rassistische Bewertungen anderer Völker und Kulturen mussten aufgebrochen werden. Von der Verherrlichung kolonialer Herrschaft in Afrika ist auch der Mainstream der öffentlichen Meinung in Deutschland weit entfernt, und in den Sozialwissenschaften gewinnen diejenigen mehr und mehr Beachtung, die auch die sogenannten positiven Seiten des Kolonialismus wie das koloniale Bildungssystem mit seinen Spätfolgen bis heute kritisch betrachten und eine Dekolonisation der Wissenschaften fordern.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 6. Dekolonisation als Befreiung und Selbstbestimmung
Zusammenfassung
Die Dekolonisation nach dem Zweiten Weltkrieg war ein Ereignis von globaler Bedeutung: Es verschob internationale Machtbeziehungen zugunsten der ‚Dritten Welt‘, des ‚Globalen Südens‘. Prozesse der Dekolonisation in Asien und Afrika – ihr Beginn, ihre Triebfedern, ihre internen und externen Bedingungsfaktoren, ihre Nutznießer und Opfer – werden seit Jahren von Sozialwissenschaftlern*innen in aller Welt kontrovers diskutiert. Während eine Gruppe von Historikern und Politologen die Aktionen und imperialistischen Interessen der europäischen Kolonialmächte in den Vordergrund stellte und der Frage nachging, ab wann England, Frankreich, Belgien und Portugal bereit waren, dem Freiheitsdrang der Afrikaner nachzugeben und ihn zu gestalten (Ansprenger, von Albertini, Wirz, Iliffe), beleuchtete die neuere Forschung stärker die lokalen und regionalen sozialen Prozesse vor Ort in den Kolonien.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 7. Afrikanischer Sozialismus – Utopien und Versuche
Zusammenfassung
In ihrem Kampf um Uhuru (Freiheit) und politische Unabhängigkeit hatten afrikanische Politiker populistische Massenbewegungen gegen die Kolonialherrschaft ins Leben gerufen und die Bevölkerung in den Städten mit weit reichenden Versprechungen mobilisiert Viele von ihnen – wie Kwame Nkrumah (Ghana), Leopold Senghor (Senegal), Jomo Kenyatta (Kenia), Felix Houphouet-Boigny (Elfenbeinküste) und Hastings Banda (Malawi) – kannten westliche Länder und waren nicht unbeeindruckt von deren sozialen Errungenschaften. Diesen Politikern war die Schwäche des Kolonialstaats, dessen Erben sie nun wurden, durchaus bewusst, weshalb sie anfangs bestrebt waren, ihre politische Herrschaft durch Investitionen in Bildung und Gesundheit, Straßen und Häuserbau sowie durch andere Wohltaten für die Bevölkerung (höhere Löhne für Minenarbeiter) abzusichern.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 8. Staatsbildung, Staatszerfall, politisierte Ethnizität
Zusammenfassung
Die fragilen Staatsgebilde waren ja – von ihrer Herkunft her – kolonialpolitische Ableger-Staaten, deren Grenzen nicht durch eigene Kraft, sondern durch völkerrechtliche Normen garantiert wurden (Shipway, 2008, S. 12). Robert H. Jackson & Carl G. Rosberg haben eine nützliche Unterscheidung zwischen dem juridical state und dem empirical state gemacht, zwischen der rechtlichen Idee des modernen Staates als Träger nationalstaatlicher Souveränität zum einen und der empirischen Wirklichkeit der einzelnen Staatsgebilde zum anderen, von denen die Bürger konkrete Sozialleistungen erwarten können, aber nicht erhalten. Damit verbunden sind zwei unterschiedliche Formen politischer Legitimität: Während der Staat als Völkerrechtssubjekt nur eine äußere Legitimität beanspruchen kann, weil seine formale Existenz durch die Schutzgarantien anderer Staaten gesichert ist, kann der empirische Staat nur durch eigene Leistungen gegenüber seinen Bürgern Legitimität für sich erwerben.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 9. Demokratie und Demokratisierung: Erfolge und Defekte
Zusammenfassung
Seit ca. zwanzig Jahren geht weltweit die Zahl der Demokratien zurück, aus regional unterschiedlichen Ursachen. Offenbar hat diese Regierungs- und Lebensform viel von ihrer einstigen Strahlkraft als alternativloses Gehäuse für friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Interessen und Gesinnung verloren ( ). Damit im Zusammenhang stand der globale Bedeutungszuwachs von autoritär regierten Staaten wie VR China, Russland (bis zum 24.02.2022), Türkei und Brasilien (bis zur Abwahl von Präsident Jair Bolzonaro, 2022). Im Jahr 2021 standen 67 Demokratien 70 Autokratien gegenüber.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 10. Bevölkerungswachstum, Armut, Hunger
Zusammenfassung
Diesem Kapitel liegt die erkenntnisleitende Frage zugrunde: Gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen Entwicklungsfortschritt und Bevölkerungswachstum? Welche Rolle spielt dabei Hunger als Ausdruck von Nahrungsmittelknappheit, Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung? Ist die häufig geäußerte These zutreffend, dass Entwicklung das beste Verhütungsmittel sei? (vgl. z. B. Sen, 2000, S. 257). Entwicklungspolitiker und -helfer fragen besorgt: Welchen Sinn und Nutzen hat die Entwicklungshilfepolitik der Industrieländer, wenn jeglicher Produktionsfortschritt durch ein überproportional hohes Bevölkerungswachstum zunichte gemacht wird? Denn das erwirtschaftete Mehrprodukt (der surplus), das lediglich für die einfache Reproduktion der größer werdenden Gesellschaft konsumiert wird, kann nicht mehr produktiv investiert werden, was aber als eine zentrale Voraussetzung jeglicher Entwicklung angesehen werden muss.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 11. Wirtschaftliche Entwicklung: Defizite und Potentiale der afrikanischen Landwirtschaft
Zusammenfassung
In den mehr als sechzig Jahren nach dem Ende der Kolonialherrschaft hat es in wirtschaftlicher Hinsicht ein Auf und Ab von Aufschwungphasen und Rezessionsphasen gegeben, – abhängig von Weltmarktkonjunkturen, von Kriegen (Korea-Krieg (1950–1953), Indochina-Kriege (1954–1975) Algerienkrieg (1954–1962), Suezkanalkrieg (1956) Befreiungskriege in portugiesischen Kolonien (1961–1974); Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine (2022)), sowie dem Sytemkonflikt zwischen kapitalistischen und kommunistischen Staaten während des Kalten Krieges.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 12. Rohstoffexporte: Gibt es einen ‚Fluch der Rohstoffe‘?
Zusammenfassung
Nigeria gilt als das klassische afrikanische Beispiel für den so-genannten Ressourcen-Fluch, mehr noch als Angola und DR Kongo/Zaire, – die beiden anderen Rohstoffgiganten Afrikas (Collier, 2010). Der unverhoffte, sehr große Ölreichtum hat die Bevölkerung gespalten, in eine winzige Minderheit von Profiteuren, die sich über die Besetzung von Staatsämtern mit allen legalen und illegalen Mitteln die Rohstoff-Rente aneignet, und in eine Mehrheit, die vom Dollarsegen ausgeschlossen wurde und zum großrn Teil verarmte. Allen drei Ländern gemeinsam ist der fatale Mechanismus, dass die regierende Klasse sich verführen lässt, einseitig auf die Maximierung der Rohstoffrenten zu setzen und dabei die Entwicklung der heimischen Landwirtschaft und der Infrastruktur sowie die Diversifizierung der Wirtschaft zu vernachlässigen.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 13. Krieg und Frieden: Kriegsursachen und Friedensbemühungen
Zusammenfassung
Zwischen dem afrikanischen Jahr der Unabhängigkeit – 1960 – und den 1990er Jahren hat es in Afrika etwa 80 militante Konflikte gegeben, die meisten davon nach dem Ende des Kalten Krieges. Dabei handelte es sich meistens um innerafrikanische Konflikte, seltener um zwischenstaatliche. In den sieben Jahren zwischen 1990 und 1997 ereigneten sich sechzehn Kriege, davon nur zwei zwischenstaatliche (Tschad/Libyen, angezettelt von Präsident Muhamed Gaddafi; und Uganda/Ruanda, ausgelöst durch den Tutsi-Hutu-Konflikt). Sogar Simbabwe und die Elfenbeinküste, einst der Inbegriff politischer Stabilität und wirtschaftlicher Prosperität, gehören nun zu den Staaten mit kriegerischer Vergangenheit. Für die Elfenbeinküste ist der Konflikt zwischen ethno-politischem Machtzentrum und den (aus wirtschaftlichen Gründen) eingewanderten Völkern der Peripherie bezeichnend, die als ‚Fremde‘ diskriminiert werden (Akokpari, 2008, S. 88–105). „Ebenso einmalig obwohl weniger beachtet sind die systematische Vergewaltigung, Verstümmelung und Amputationen sowie der anhaltende Einsatz von Kindersoldaten, die zu charakteristischen Merkmalen afrikanischer Konflikte geworden sind“.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 14. Korruption und Bad Governance
Zusammenfassung
Korruption ist ein globales Phänomen. Gier und Bestechlichkeit sind universelle Übel. Korruption als Verhalten, das ethische Normen des richtigen Verhaltens zum eigenen Vorteil bewusst verletzt, ist wohl so alt und so vielfältig wie die Menschheit.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 15. Internationale Entwicklungskooperation in Afrika
Zusammenfassung
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind die staatliche ‚Entwicklungshilfe‘ (‚Official Development Aid‘, ODA), aber auch die Hilfsprogramme privater Organisationen für Afrika zu einem Dauerthema auf der politischen Agenda geworden. Sowohl im gesellschaftlichen Diskurs einzelner Länder als auch international auf den Foren des Nord-Süd-Dialogs, vor allem bei den UN-Organisationen und der Weltbank, wird nach den rechten Wegen gesucht, um die Armen erreichen und Engpässe der Entwicklung beseitigen zu können. Aus der Sicht der global players, m.a.W. von ausländischen Regierungen, internationalen Organisationen und multinationalen Konzernen und Geschäftsbanken, ist das Kriterium der politischen Stabilität das relevanteste, weil es darüber entscheidet, ob privatwirtschaftliche Investitionen und der Aufbau transnationaler Beziehungen zu verantworten sind.
Rainer Tetzlaff
Kapitel 16. Resümee und Ausblick: Befunde und Zukunftsperspektiven Afrikas
Zusammenfassung
Seit Erlangung der politischen Unabhängigkeit hat sich der afrikanische Kontinent mit seinen 54 Staaten stark verändert: Zahlreiche Menschen sind gebildeter, mobiler und informierter über die Ereignisse in der Welt geworden; sie haben mehr Konsum- und Partizipationsbedürfnisse als früher. Die Digitalisierung der Länder hat stark zugenommen; mehr als die Hälfte der erwachsenen Afrikaner*innen besitzt ein Handy und tätigt damit Geschäfte. Landflucht und der Anteil der Stadtbevölkerung nehmen alljährlich zu (die Urbanisierung beträgt heute schon mehr als 50 %).
Rainer Tetzlaff
Backmatter
Metadaten
Titel
Afrika
verfasst von
Rainer Tetzlaff
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41112-1
Print ISBN
978-3-658-41111-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41112-1

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