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1997 | OriginalPaper | Buchkapitel

Begriffsbestimmung Fernsehmagazine

verfasst von : Dirk Ziegert

Erschienen in: Jugendfernsehen auf dem Weg vom Infotainment zum Infomercial

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Das Magazin als Medienangebot ist die derzeit quantitativ auffallendste Sendeform im Bereich der non-fiktionalen Genres des kontemporären TV-Programms. Der Begriff ‚Magazin‘ leitet sich etymologisch aus dem Arabischen ab; das Wort

mahâzin

bezeichnet ein Vorrats- und Lagerhaus. Der im anglophonen Bereich zur Kennung von Printmedienangeboten verwendete Begriff verbreitete sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum. Als ‚Magazine‘ wurden Zeitschriften mit breiter Themenpalette bezeichnet, die sich die „Erweiterung des politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Horizonts“

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der Leser zum Ziel gesetzt hatten. Die formalen Charakteristika der historischen Printmagazine zielten auf „eine unterhaltende und belehrende Lektüre in leichter Lesart“

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ab; kurze, leichtverständliche Artikel, ein breites Themenspektrum und geringe Produktionskosten waren die Basis für eine rasche Ausdifferenzierung der Magazinangebote für spezifische Rezipientengruppen

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Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts fanden sich unterschiedliche Spezial- und Fachmagazine, die historische, ökonomische, politische etc. Themen behandelten. Daß Magazine keine nur journalistische Kategorie, sondern immer auch eine Vermarktungsform darstellen, zeigte sich mit Beginn der Industrialisierung am Anfang des 19. Jahrhunderts. Der aufklärerische, universalistische Gestus der Magazine nach dem rhetorischen Prinzip des

delectare et prodesse

wandelte sich entsprechend zu den Veränderungen des ökonomischen und medialen Systems. Das Magazin als billig herzustellendes Massenprodukt erzielte dank verbesserter Produktionstechnik eine ubiquitäre Verbreitung auch in sozialen Schichten mit geringer Kaufkraft; der Anspruch der Printmagazine entwickelte sich hin zur illustrierten Unterhaltungsschrift mit periodischem Erscheinungsdatum.

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Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war durch eine Konsolidierung der Angebotsmuster im Magazinbereich geprägt; als Beispiel sei die von 1854 bis 1939 erschienene illustrierte Wochenzeitschrift

Reclams Universum

genannt. Die Verwendung des Begriffs ‚Magazin‘ zur Kennzeichnung von Medienangeboten ging in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück

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und erfuhr erst in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts mit der Ausprägung des Typus des modernen und aktuellen Nachrichtenmagazins (

Time

,

Newsweek

) einen neuerlichen Aufschwung. Durch den Erfolg der US-Nachrichtenmagazine, auf deren Vorbild auch der bundesdeutsche

Spiegel

rekurrierte, wurde der Magazinbegriff in der Folgezeit häufig mit einem nachrichtenorientierten, aktuellen und kritischen Printmagazin gleichgesetzt. Die Übernahme des Magazinbegriffs zur Kennzeichnung von Angebotsmustern in anderen Formen medialer Vermittlung läßt sich auf die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts datieren. Magazinsendungen im Hörfunk griffen das offene Strukturprinzip der Print-magazine auf, das Radiomagazin etablierte sich als teils informative, teils unterhaltende Mischform, die verschiedenste Präsentationsformen zuließ. Die einzelnen Magazinbeiträge waren in ein ‚Rahmenprogramm‘ von Musikbeiträgen und Produktwerbung eingefügt. Weitere Vorteile ergaben sich aus Aspekten der erleichterten Programmplanung:

„Eine Sendeform, deren Offenheit die Verknüpfung heterogener Beiträge in einer Einzelsendung erlaubt, gewährleistet gegenüber monothematischen Sendungen, wie z.B. den Features, eine höhere Flexibilität bei der Gestaltung, durch den Reihencharakter und die Person des Moderators wird darüber hinaus eine Programmkennung, sprich: Imagepflege der einzelnen Sendung sichergestellt.“

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Metadaten
Titel
Begriffsbestimmung Fernsehmagazine
verfasst von
Dirk Ziegert
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08619-2_2

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