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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung und der Begriff der Gerechtigkeit

verfasst von : Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker

Erschienen in: Nachhaltiges Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Die nachhaltige Entwicklung erscheint als das Leitbild der Stunde oder sogar des Jahrhunderts. Dieses Leitbild sollte der Orientierung für Politik und Gesellschaft bieten. Die Politik soll Gesetze, Gebote und Verbote, erlassen, die der Wirtschaft einen Handlungsrahmen geben, um der Menschheit langfristig das Überleben und die Chance für ein gutes Leben zu gewährleisten. In der Gesellschaft ist das Leitbild der Nachhaltigkeit, wenn auch nicht in Taten, so wenigstens in Worten bereits vielfach angekommen. Im öffentlichen Diskurs und am Arbeitsplatz ebenso wie auch im privaten Umfeld ist die Rede von nachhaltigen Lebensstilen, nachhaltiger Ernährung, von der Umstellung auf nachhaltige Mobilität, von berichtsfähigen Nachhaltigkeitsleistungen der Unternehmen etc. Aber meinen wir alle dasselbe oder zumindest Ähnliches, wenn wir über Nachhaltigkeit reden und versuchen unser Leben daran auszurichten? Ist das Leitbild in den Augen von jungen Studierenden in Deutschland dasselbe wie aus der Perspektive von Managerinnen eines indischen Großkonzerns? Während Nachhaltigkeit für einige Menschen die Bereitschaft zu weitgehenden Veränderungen bedeutet, die nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern auch die persönliche Lebensweise betreffen, hat der Begriff für andere vor allem mit Marktpositionierung, politischer Taktik oder gesellschaftlicher Profilierung zu tun.

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Fußnoten
1
Der Report ist bekannt als der Brundtland Report, benannt nach der Vorsitzenden der Kommission, der früheren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland.
 
2
Cicero, De legibus 1, 6 19. Der klassische Gerechtigkeitsgrundsatz „Jedem das Seine“ wurde in seiner Bedeutung ins Gegenteil pervertiert, als ihn die Nationalsozialisten 1937 als Inschrift über das Tor des Konzentrationslagers Buchenwald setzten, um den Lagerinsassen ihre Menschlichkeit abzusprechen. Jeder hatte als das Seine nichts als Demütigung, Misshandlung, Folter und Ermordung zu erwarten.
 
3
Der indische Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen spricht in diesem Zusammenhang von Befähigungen (engl. capabilities). Sen fordert, dass, soweit es die natürlichen Voraussetzungen und die Potenziale einer Gesellschaft erlauben, jeder Mensch die Ressourcen und Entfaltungsmöglichkeiten erhält, die er braucht, um das Leben nach seinen Vorstellungen glücklich zu gestalten (Sen, 2000). Eine solche Gesellschaft wäre aus der Sicht von Sen gerecht.
 
4
(Alcott, 2005; Jevons, 1865). Vom Rebound-Effekt wird gesprochen, wenn Einsparpotenziale von Effizienzsteigerungen nicht oder nur zum Teil verwirklicht werden. Das Phänomen ist auch bekannt als Jevons‘ Paradox, in Anlehnung an seine erstmalige Beschreibung durch den britischen Ökonom William Stanley Jevons (1835–1882). Jevons erkannte, dass eine effizientere Nutzung von Kohle paradoxerweise nicht zu den erwünschten Einsparungen des Rohstoffes führte, sondern gerade zum Gegenteil: einer Steigerung des Kohleverbrauchs.
 
5
Die Ziele sind folgendermaßen benannt: 1) Keine Armut; 2) Kein Hunger; 3) Gesundheit und Wohlergehen; 4) Hochwertige Bildung; 5) Geschlechtergleichheit; 6) Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen; 7) Bezahlbare und saubere Energie; 8) Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum; 9) Industrie, Innovation und Infrastruktur; 10) Weniger Ungleichheiten; 11) Nachhaltige Städte und Gemeinden; 12) Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion; 13) Maßnahmen zum Klimaschutz; 14) Leben unter Wasser; 15) Leben an Land; 16) Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen; 17) Partnerschaften zur Erreichung der Ziele. (vgl. Vereinte Nationen (2016), https://​unric.​org/​de/​17ziele/​).
 
6
Dieser Anstieg könnte jedoch durch einen Rückgang des Konsums reicher Menschen zumindest teilweise kompensiert werden. Derzeit verantworten die 10% einkommensstärksten Menschen weltweit ca. 50% der globalen CO2 Emissionen (Kartha et al., 2020). Die unteren 50% der Menschheit (gemessen nach Einkommen) verursachen wiederum nur 7% der globalen Emissionen.
 
7
Die Inhalte dieses Konzeptes basieren auf: Faber, M., Frick, M., Zahrnt, D. (2019) MINE Website, Sustainability & Justice, www.​nature-economy.​com
 
Literatur
Zurück zum Zitat Faber, M., & Manstetten, R. (2014). Was ist Wirtschaft?: Von der politischen Ökonomie zur ökologischen Ökonomie. Verlag Karl Alber. Faber, M., & Manstetten, R. (2014). Was ist Wirtschaft?: Von der politischen Ökonomie zur ökologischen Ökonomie. Verlag Karl Alber.
Zurück zum Zitat Faber, M., & Petersen, T. (2008). Gerechtigkeit und Marktwirtschaft–das Problem der Arbeitslosigkeit. Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 9(4), 405–423.CrossRef Faber, M., & Petersen, T. (2008). Gerechtigkeit und Marktwirtschaft–das Problem der Arbeitslosigkeit. Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 9(4), 405–423.CrossRef
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Zurück zum Zitat Kartha, S., Kemp-Benedict, E., Ghosh, E., Nazareth, A., & Gore, T. (2020). The carbon inequality era: An assessment of the global distribution of consumption emissions among individuals from 1990 to 2015 and beyond. Oxfam, Stockholm Environment Institute. https://doi.org/10.21201/2020.6492. Kartha, S., Kemp-Benedict, E., Ghosh, E., Nazareth, A., & Gore, T. (2020). The carbon inequality era: An assessment of the global distribution of consumption emissions among individuals from 1990 to 2015 and beyond. Oxfam, Stockholm Environment Institute. https://​doi.​org/​10.​21201/​2020.​6492.
Zurück zum Zitat Rockström, J., Steffen, W., Noone, K., Persson, Å., Chapin, F. S., Lambin, E. F., Lenton, T. M., Scheffer, M., Folke, C., Schellnhuber, H. J., Nykvist, B., de Wit, C. A., Hughes, T., van der Leeuw, S., Rodhe, H., Sörlin, S., Snyder, P. K., Costanza, R., Svedin, U., & Foley, J. A. (2009). A safe operating space for humanity. Nature, 461(7263), 472–475. https://doi.org/10.1038/461472a.CrossRef Rockström, J., Steffen, W., Noone, K., Persson, Å., Chapin, F. S., Lambin, E. F., Lenton, T. M., Scheffer, M., Folke, C., Schellnhuber, H. J., Nykvist, B., de Wit, C. A., Hughes, T., van der Leeuw, S., Rodhe, H., Sörlin, S., Snyder, P. K., Costanza, R., Svedin, U., & Foley, J. A. (2009). A safe operating space for humanity. Nature, 461(7263), 472–475. https://​doi.​org/​10.​1038/​461472a.CrossRef
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Zurück zum Zitat Sen, A. (2000). Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft. Carl Hanser Verlag. Sen, A. (2000). Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft. Carl Hanser Verlag.
Zurück zum Zitat WCED. (1987). Our common future (Brundtland Report). Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. WCED. (1987). Our common future (Brundtland Report). Weltkommission für Umwelt und Entwicklung.
Metadaten
Titel
Das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung und der Begriff der Gerechtigkeit
verfasst von
Malte Faber
Reiner Manstetten
Marco Rudolf
Marc Frick
Mi-Yong Becker
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-67889-3_4