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2023 | Buch

Deutsche Kino-Wochenschau und der wirtschaftliche Aufschwung in West und Ost

Audiovisuelle Gestaltung und Vermittlungsstrategie in Fallanalysen (1950-1965)

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Über dieses Buch

In der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Wochenschauen im Vorprogramm jeder Kinovorstellung eine bedeutende Informationsquelle. Mit eindrucksvollen Bildern auf einer großen Leinwand – begleitet von gesprochenem Kommentar, Musik und Geräusch – gaben sie Orientierung und prägten die Erinnerung. In zahlreichen dokumentarischen Film- und Fernsehformaten werden bis heute einzelne Bilder oder kurze Sequenzen aus der Kino-Wochenschau als historische Belege, als Illustrationen oder zur Dramatisierung verwendet. Die außergewöhnlichen Prinzipien der Informationsvermittlung kommen dabei jedoch nicht mehr zur Geltung. Um das Publikum zu erreichen, war damals eine Mischung aus informativen Berichten und unterhaltenden Beiträgen unerlässlich. Die in diesem Buch vorgenommenen Fallanalysen spiegeln elementare Themenbereiche der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs beider deutscher Staaten (1950-1965) wider. Neben den Prinzipien der audiovisuellen Gestaltung wird auch die zentrale Vermittlungsstrategie herausgearbeitet. Transmediale und transnationale Aspekte, die hierbei eine Rolle spielen, weisen die Wochenschau als Teil eines (internationalen) Mediensystems aus.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung: Kino-Wochenschau – „Familienalbum der Nation“
Zusammenfassung
Im ersten Kapitel Einleitung: Kino-Wochenschau – „Familienalbum der Nation“ wird die Wochenschau als Gedächtnis- und Erinnerungsmedium sowie als historische Quelle und deren Nutzung in der historischen Medien- und Kommunikationsforschung aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Der dokumentarische Charakter, die Bedeutung und die Funktion als historisches Dokument werden aus der Film- und Wochenschaugeschichte hergeleitet und erklärt. Das Besondere der Wochenschauforschung besteht in der Interdisziplinarität, sodass verschiedene Forschungs- und Analyseansätze aus der (historischen) Medien- und Kommunikationsforschung zum Einsatz kommen. Ausgangspunkt ist ein Rechercheprojekt, durch das ein erster Analysekorpus (1950–1965) erstellt und im Rahmen von Vorträgen und Publikationen über die Repräsentation des wirtschaftlichen Aufschwungs sukzessive erweitert wurde. Ziel ist u.a. die Erklärung des ‚Wochenschau-Stils‘ und der Vermittlungsstrategie der Wochenschau. Dabei werden west- und ostdeutsche Wochenschau-Produktionen miteinander in Beziehung gesetzt.
Sigrun Lehnert
2. Kontinuitäten und Wochenschau-Charakteristik
Zusammenfassung
Im zweiten Kapitel Kontinuitäten und Wochenschau-Charakteristik werden insbesondere die filmhistorischen Kontinuitäten der Bildsprache mit z. B. Kameraführung, Schnitt und Montage aufgezeigt. Zu nennen sind hier vor allem die russischen Formalisten und die von einem künstlerischen Anspruch geprägte nationalsozialistische Wochenschau, die sich an den ‚heroischen Reportagestil‘ Leni Riefenstahls anlehnen. Anschließend und darauf aufbauend wird dargelegt, wodurch sich der ‚Wochenschau-Stil‘ auszeichnet. Gesprächspartner der ‚Oral Media Production History‘ bestätigten bzw. erklären aus ihrer Sicht die Kontinuitäten, die Entwicklung und den Charakter des ‚Wochenschau-Stils‘. Im Modell der Vermittlungsstrategie der Wochenschau spielen die zuvor erwähnten ästhetischen Gestaltungs- und Strukturelemente sowie Erzählstrategien, Framing und zentrale Elemente des Neoformalismus bedeutende Rollen. Es soll das Wirkungspotenzial der Wochenschau verdeutlichen und zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit in der Wochenschauforschung anregen.
Sigrun Lehnert
3. Audiovisuelle Gestaltung der Nachkriegswochenschau
Zusammenfassung
Im Anschluss an die Bildsprache der Wochenschau geht es im dritten Kapitel Audiovisuelle Gestaltung der Nachkriegswochenschau um die weiteren ästhetischen Komponenten: Musik- und Geräusch sowie Sprache und das Sprechen. Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner der ‚Oral Media Production History‘ erklären Vorgänge der ästhetischen Gestaltung in den 1950er-/1960er-Jahren. Strukturelemente, die die Wochenschau-Gestaltung wesentlich bestimmen, werden detailliert vorgestellt: Titel (Eingangs-/Endemarke), Beitrags- und Rubrikentitel sowie Rubriken, Sujet-Reihen, Positionierungen und Übergänge zwischen den Beiträgen. In den Ausgaben zu beobachtende Darstellungsformen wie Sketch, gespielte Szenen, Reenactment, Animation und Trickfilm werden anhand zahlreicher Beispiele erläutert. Das Format zeichnet sich außerdem nicht nur durch Inter- und Transmedialität aus, sondern auch durch die Mehrfachnutzung der Filme und Transnationalität aufgrund von Auslandsverbindungen und Filmaustausch der Wochenschau-Unternehmen.
Sigrun Lehnert
4. Analysen zur Darstellung des wirtschaftlichen Aufschwungs (West und Ost)
Zusammenfassung
Das vierte Kapitel Analysen zur Darstellung des wirtschaftlichen Aufschwungs (West und Ost) ist den Fallanalysen mit einer Auswahl von Themen des wirtschaftlichen Aufschwungs gewidmet. Durch die einzelnen Analysen werden Muster der Repräsentation und die Vernetzung der Themen in Bezug auf die Wirtschaft und das Leben im wirtschaftlichen Wiederaufschwung sowie in der Politik im Kalten Krieg deutlich. Jeder Abschnitt wird mit einem kurzen Fazit über die spezifische Vermittlung des Themas durch die Wochenschau abgeschlossen. Die Themen bzw. Themenkomplexe sind:
1.
Die europäische Idee bzw. europäische Politik und ihre Akteure
 
2.
Präsentation von Wirtschafts(wunder)-Unternehmen und Marken
 
3.
Die Bedeutung des innerdeutschen Handels und der Messen
 
4.
Die Bauindustrie und Erfüllung des Grundbedürfnisses des Wohnens
 
5.
Tradition und Probleme des Kohlebergbaus sowie Erforschung neuer Energieformen
 
6.
Arbeitswelten und Freizeitgestaltung sowie Arbeitskampf (Streik)
 
7.
Modepräsentationen und Textilindustrie (insbesondere Produktion und Verwendung synthetischer Fasern)
 
8.
Tourismus und Reisen in Verbindung mit Autofahren und Automobilangebot
 
Sigrun Lehnert
5. Resümee und Ausblick
Zusammenfassung
Im fünften Kapitel Resümee und Ausblick wird die Wochenschau als Archiv und seine Bedeutung für die visuelle Geschichtsschreibung und damit als Historiofotie, als Erinnerungsort und in Teilen als Palimpsest sowie kultureller Erinnerungsspeicher gedeutet. Darauf aufbauend wird ihre Rolle für die Public History erläutert. Das Resümee fasst die Ausarbeitungen im Licht der Wochenschau-Produktionskultur resultierend aus der ‚Oral Media Production History‘ zusammen. Der Ausblick zeigt Forschungslücken auf und soll zu weiteren Forschungen anregen.
Sigrun Lehnert
6. Anhang
Zusammenfassung
Der Anhang im sechsten Kapitel bietet im Sinne eines Handbuchs eine Übersicht von Wochenschau-Produktionen und weiteren Filmmagazinen, die seit 1910 in Deutschland existiert haben. Die genutzten Archive und Sammlungen, die Wochenschauen und/oder Kontextmaterial aufbewahren, werden aufgeführt. Zudem enthält der Anhang eine Übersicht über die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner der ‚Oral Media Production History‘ und ihre Kurzbiografien.
Sigrun Lehnert
Metadaten
Titel
Deutsche Kino-Wochenschau und der wirtschaftliche Aufschwung in West und Ost
verfasst von
Sigrun Lehnert
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41958-5
Print ISBN
978-3-658-41957-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41958-5