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2022 | Buch

Die digitale Transformation der Medien

Leitmedien im Wandel

herausgegeben von: Niko Alm, Dr. Paul Clemens Murschetz, Franzisca Weder, Prof. Dr. Mike Friedrichsen

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Dieses Buch stellt vielfältige Aspekte und Grundlagen digitaler Medientransformationen vor. Erhebliche technologische Fortschritte und makromediale Transformationen öffnen den Markt für neue Teilnehmer und disruptive Geschäftsmodelle. Technologiegiganten destabilisieren die traditionelle Medienlandschaft und ziehen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.Renommierte Beitragsautoren zeigen, wie traditionelle Medienunternehmen weiterhin marktfähig bleiben und überleben können. Sie machen den Wandel von Medien, Medienindustrien, Medienorganisationen und Mediennutzungen aus heterogenen Perspektiven verstehbar und erläutern Gestaltungsoptionen in der digitalen Transformation der Medien. Im Zentrum stehen theoriebildende und praxisfördernde Überlegungen zur Medienfinanzierung und Erlösmodellierung von klassischen, aber auch neuen Medien sowie die Rolle des Journalismus unter veränderten Rahmenbedingungen des Medienwandels. Der Inhalt• Strukturelle Grundlagen digitaler Medientransformationen• Auswirkungen der digitalen Transformation auf Journalismus und Medienindustrie• Der öffentlich-rechtliche Rundfunk im digitalen Medienwandel• Frauen in der digitalen Transformation der Medien• Probleme in der Finanzierung von Medienangeboten• Digitale Plattformökonomie• Handlungsoptionen und neue Lösungskonzepte für Werbung• Die digitale Transformation der Medien unter ökosozialen, alternativen Aspekten• Identität in der Netzwerkgesellschaft• Desinformations-Kampagnen• Unterhaltungsindustrie und Museen in der digitalen Transformation

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theorien der digitalen Transformation

Frontmatter
Makromediale Transformationen
Ein Modell für den digitalen Strukturwandel
Zusammenfassung
Digitale Medientransformationen erschöpfen sich nicht in einer ziellosen Digitalisierung von Medientypen, Interfaces und Verbreitung, sondern folgen einem nachvollziehbaren Wandel der strukturellen Beschaffenheit des Internets. Mit der Emergenz dieses Makromediums folgt der digitale Wandel in seiner Struktur einem eigenen Dispositiv. Das Internet wurde über digitale Medientransformationen hinaus – über eine Rückkoppelung von Netz und Nutzern – zum gesellschaftlichen Ordnungsprinzip und löste traditionelle massenmediale Strukturmedien ab. Das Ziel dieser Studie ist es, den Wandel zu erfassen, dem das Internet als Strukturmedium selbst in makromedialen Transformationen unterliegt. Die Übergänge einzelner Phasen des Wandels werden durch das Auftreten neuer Interfaces im Zugang und Nutzung des Internets markiert und können durch die Typen von Struktur und Vernetzung charakterisiert werden. Die Schnittstelle von Mensch und Internet rückt dabei immer näher zusammen: von Command Line Interface über Suchmaschinen und mobile Devices zu Augmented, Virtual und Extended Reality in einem Metaverse. Das Ergebnis ist ein Modell makromedialer Strukturtransformationen (Web 0 … Web n).
Niko Alm
Strukturpolarität
Konzentration und Fragmentierung als neues Paradigma der Aufmerksamkeitsökonomie
Zusammenfassung
Die Auflösung traditioneller Sender-Empfänger-Dichotomien ebnete den Weg für eine neue Strukturpolarität aus Konzentration und Fragmentierung im Makromedium Internet. Diese Phänotypen wurden als Ökonomien des digitalen Wandels zum prävalenten strukturellen Paradigma. Diese Studie beleuchtet die Rolle von Plattformen und sozialen Medien, als Repräsentantinnen von Konzentration und Fragmentierung.Die makromediale Transformation, also der Strukturwandel des Internets vom rhizomatischen Netz aus Hardware und Hyperlinks bis hin zum mobilen Social Web, ist begleitet von der Entstehung neuer Knotenpunkte – eine kleine Zahl benennbarer Unternehmen, die als Intermediäre den Kommunikationsfluss plattformökonomisch regulieren und damit auch zensurieren oder manipulieren können. Die Schleusenwärter traditioneller Massenmedien werden in ihrer Funktion von neuen Gatekeepers in Form sozialer Medien und Algorithmen zurückgedrängt. Letztere optimieren Aufmerksamkeit nach ökonomischen Gesichtspunkten für die Geschäftsmodelle der Provider sozialer Medieninfrastrukturen. Diese Plattformöko-nomie der Intermediäre rezentralisiert über Netzwerkeffekte Aufmerksamkeit und beendet eine lange Ära massenmedialer Konstruktion von Realität.
Niko Alm
Reflexionen der Netzgesellschaft
Externalitäten makromedialer Transformationen
Zusammenfassung
Das Verhältnis von Demokratie und Medien bedarf im Zuge digitaler Transformation einer strukturellen Neuordnung. Es stellt noch immer überwiegend auf die Position und Finanzierung traditioneller und öffentlich-rechtlicher Medien ab und lässt dabei die Regulierung neuer Gravitationszentren (Konzentration) und sozialer Medien im Long Tail (Fragmentierung) weitgehend außer Acht. Das ist keine bewusste politische Entscheidung, sondern der fehlenden Vergegenwärtigung geschuldet, digitale Medientransformationen in ihrer Tragweite für die Netzgesellschaft – als Status Quo der digitalisierten postmodernen Netzwerkgesellschaft – politisch zu erfassen. Zur genaueren Standortbestimmung werden für diese Studie Reflexionen kritischer Kommentatoren des digitalen Wandels herangezogen, um Effekte und (negative) Externalitäten aus makromedialen Transformationen abzuleiten. Drei Effekte mit wachsender Relevanz erscheinen hier wesentlich im Hinblick auf gesellschaftlich-politische Wirkungen digitaler Medientransformation: Es sind dies Automatisierung, Erfassung und Individualisierung – verbunden mit der Frage, wie digitalen Medientransformationen und ihren Effekten politisch begegnet werden kann.
Niko Alm
Plattformökonomie in der digitalen Transformation der Medien
Zusammenfassung
Plattformen sind das dominante Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie. 7 der 10 wertvollsten Unternehmen der Welt arbeiten heute nach diesem Modell. Die Plattformen aus USA und China haben die Medienindustrie frühzeitig beeinflusst, da ihre Werbeeinnahmen zuvor zu einem großen Teil an die klassischen Medienmodelle geflossen sind.
Europas Medienunternehmen spielen in der Plattform-Ökonomie keine tragende Rolle. Lediglich 3 Prozent des Wertes der 100 größten Plattformen der Welt entfallen auf Europa. Der Beitrag zeigt die Entwicklung der Plattformökonomie als wesentlichen Bestandteil der digitalen Transformation der Unternehmen.
Viele Medienunternehmen ziehen sich aus der Plattform-Welt zurück und kehren zu klassischen linearen (Abo-) Modellen zurück. Der Verzicht bedeutet die Aufgabe strategischer Positionen in der Medienwelt, die Medienplattformen wie Netflix oder Spotify geschickt nutzen. Das Verständnis des Geschäftsmodells einer Plattform ist entscheidend für den Aufholprozess Europas. Dieser Beitrag ist ein Appell an die Medien, die Plattformen nicht vorschnell abzuschreiben – und damit der internationalen Konkurrenz zu überlassen.
Hamidreza Hosseini, Holger Schmidt
Frauen als Nicht-(Mit-)Gestalterinnen der digitalen Transformation
Zusammenfassung
Die digitale Transformation unserer Gesellschaft findet gleichzeitig in allen gesellschaftlichen Teilbereichen statt und nimmt mit jeder neuen Vernetzungsstufe an Komplexität weiter zu. Umso mehr ist es wichtig, dass digitale Technologien nicht mehr ausschließlich von den Konzeptionen und Vorstellungen von vorwiegend weißen Männern in der westlichen Welt geprägt und gestaltet werden. Der Anteil von Frauen in Informatik und Computerwissenschaft ist extrem gering und demnach auch der Anteil von Software-Ingenieurinnen, Netzwerkanalystinnen oder ganz generell Entscheidungsträgerinnen in der IT-Branche.
Aus Sicht einer feministischen Technologieforschung sind es vor allem die unbewussten, aber auch bewussten Einschreibungen von männlich konnotierten Vorstellungen in die Grundfunktionen von Technologie, die einerseits Frauen in deren Nutzung beeinflussen, sie aber auch vom Gestaltungsprozess fernhalten. Theoretische Ansätze wie jener der Gender Scripts oder der Posthumanistischen Performativität ermöglichen es, die vorherrschenden Prozesse der Vergeschlechtlichung von Digitalisierung zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu deren Beseitigung zu entwickeln.
Dazu gehören neben einer generellen Neuorientierung vorhandener öffentlichen und privaten frauenfördernden Maßnahmen (MINT-Initiativen), weg von rein individueller Defizitbeseitigung hin zu gesamtgesellschaftlichen strukturellen Maßnahmen, auch eine politische und ideologische Diskussion über eine wünschenswerte Technologieentwicklung.
Im Beitrag wird nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick die aktuelle Situation von Frauen in der Informatik und Computerwissenschaft diskutiert. Theoretische Konzepte und davon abgeleitete konkrete Maßnahmen gegen eine fortschreitende Vergeschlechtlichung informatischer Artefakte sollen deutlich machen, in welche Richtung eine integrative Technologiepolitik im Sinne einer gesellschaftlich wünschenswerten digitalen Transformation gehen muss.
Ursula Maier-Rabler
Kommunikation statt Markt? Aspekte einer alternativen digitalen Transformation
Zusammenfassung
Der Text ist eine Montage aus zwei Teilen – zwei ursprünglich unabhängig voneinander entwickelten Texten, die sich aber auf dieselbe Frage beziehen: Wie ist das Verhältnis der „digitalen Medien“ zum „Markt“? Der erste Teil des Textes basiert auf einem Vortrag von Franz Nahrada, in welchem dieser genau die Spannungen zwischen den Möglichkeiten der digitalen Technologien und der Form des Marktes diskutiert – Nahrada kommt zu dem klaren Schluß, dass obwohl es so aussieht, als seien die digitalen Technologien willfährige Instrumente des Marktes, langfristig ihre Inkompatibilität enorm ist – und seien noch so viele Kopierschutztechnologien und Urheberrechte aufgefahren, um die Technologien marktförmig zu machen. Der zweite Teil (ab Abschnitt 7) ist die gekürzte Fassung eines Aufsatzes von Jens Schröter, der im Heft 2 des Jahrgangs 17, 2017, der kultur- und medienwissenschaftlichen Zeitschrift Navigationen erschienen war und unabhängig von den Überlegungen Nahradas zu ähnlichen Fragen gelangt ist – allerdings mehr den Punkt betonte, dass die neuen digitalen Medien neue Koordinationsformen ermöglichen, die die Vermittlung über Geld und Märkte überflüssig machen könnten. Dies wird in einer detaillierten Diskussion eines zentralen Textes von Friedrich August von Hayek durchgeführt.
Franz Nahrada, Jens Schröter
Das Dispositif digitalisierter Expertise. Über den Einfluss der digitalen Transformation auf den Diskurs von Wirtschaftsexperten am Fallbeispiel „oekonomenstimme.org“
Zusammenfassung
Ökonomische Expertendiskurse sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz, weil sie Einfluss auf gesellschaftspolitische Entscheidungen nehmen. Typischerweise finden diese Diskurse in so unterschiedlichen gesellschaftlichen Settings wie Kommissionen, Parteien, Ministerien, Talkshows, Tageszeitungen und wissenschaftlichen Einrichtungen statt. Im Zuge der Digitalisierung nutzen Expert/innen zunehmend auch Plattformen wie Facebook, Twitter, oekonomenstimme.​org und andere Soziale Medien. Ökonomische Expertise wird digitalisiert.
Jens Maeße, Jan Krasni
Wie wird digitale Transformation erfolgreich gemessen? Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis
Zusammenfassung
Die Digitale Transformation führt dazu, dass sich sowohl Organisationen wie auch Mitarbeitende radikal neu erfinden müssen. Dabei ist diese Transformation eine längere Reise, die nur gelingt, wenn mit einem adäquaten Kompass regelmässig geprüft wird, ob Organisation und Mitarbeitende noch auf dem richtigen Weg sind. Im vorliegenden Artikel wird darauf eingegangen, wie einerseits auf Organisationsebene und andererseits auf Mitarbeiterebene die digitale Transformation erfolgreich gemessen werden kann. Dabei lassen sich aus der Praxis fünf konkrete Erkenntnisse ableiten: (1) Es braucht ein gemeinsames Zielbild, damit die Entwicklungsrichtung klar ist; (2) Es braucht ein wirkungsorientiertes Messen, weil am Ende weder Inputs noch Outputs, sondern vielmehr Outcomes interessieren; (3) Es braucht kontinuierliche Anpassungen, weil Messen nur dann sinnvoll ist, wenn daraus gelernt wird; (4) Es braucht ein iteratives und sequenzielles Vorgehen, damit die Ressourcen effektiv eingesetzt werden können; (5) Key Performance Indicators (KPI) sind Indikatoren und keine Fakten, es braucht deshalb stets ein kritisches Hinterfragen der gemessenen Zahlen.
Joël Krapf
Identität – die Währung der Netzwerkgesellschaft. Eine medialitätsökonomische Perspektive
Zusammenfassung
Sich frei machen von Neoliberalismus und Turbokapitalismus. Nicht länger einen Beruf erleiden und stattdessen in wahrer Berufung Erfüllung finden. Nicht mehr durch Geld regiert oder durch Arbeit gesteuert werden…
Yannick Palim Gotthardt
Digitale Technologien im Museum,Paradigmenwechsel im Museum durch digitale Technologien
Zusammenfassung
Die Museen in Deutschland stehen vor einer großen Herausforderung. Der digitale Wandel bringt in den Kulturerhaltungseinrichtungen völlig neue Aufgaben mit sich. Sowohl finanzielle als auch personelle und technische Herausforderungen sind zu meistern. Zudem bringt die technische Aktualisierung auch inhaltliche und systemische Fragen zum Vorschein. Doch jede Veränderung im Medium bringt auch eine veränderte Verhaltensweise und Erwartungshaltung der Besucher mit sich. In Zeiten, in denen fast alles Wissen jederzeit auf dem eigenen Smartphone abrufbar ist und zu jedem Thema ausführliches Unterrichts- und Anschauungsmaterial frei verfügbar im Netz auffindbar ist, stellen sich die Fragen: Was sind Museen im 21. Jhdt. für Institutionen? Welche Aufgaben sollen sie erfüllen? Inwiefern verändert der digitale Wandel die Art und Weise wie Museen ihre Aufgaben in Zukunft erfüllen werden?
Dominik Rinnhofer

Leitmedien im Wandel

Frontmatter
Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk in der digitalen Transformation. Eine ordnungstheoretische Analyse
Zusammenfassung
Private Medienunternehmen wollen keinen Wettbewerb mit öffentlichen Unternehmen wie die Organisationen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Deshalb ist die Argumentation der privaten Interessenvertreterinnen davon geprägt, dass der Wettbewerb mit öffentlichen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle störe und Marktchancen behindere oder sogar verhindere. Anders als die privatwirtschaftlichen Ideologien suggerieren, zeigt der Beitrag, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk öffentliche Aufgaben erfüllt und dies im Zuge der digitalen Transformation auch zunehmend im Internet. Dazu erläutert der Beitrag, dass die gemischten Wirtschaftsordnungen in der EU vom Nebeneinander privater und öffentlicher Unternehmen gekennzeichnet sind. Zudem führt der Beitrag die Kriterien auf, nach denen sich das Verhältnis von privatem Eigentum zu öffentlichem Eigentum gestalten oder bewerten lässt. Im Kontext der digitalen Transformation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss das Public Management die Kernfrage beantworten, welche Digital- und Online-Strategien der Rundfunkanstalten funktionieren, um unter den Bedingungen der digitalen Medienwertschöpfung als öffentliches Medienunternehmen gesellschaftlich relevant zu bleiben.
Hardy Gundlach
Die Zukunft des ORF im digitalen Zeitalter. Drei Zukunftsszenarien und die Frage der Gebührenfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag zeigt drei Zukunftsszenarien zur Neudefinition des öffentlich-rechtliche Rundfunk ORF in Österreich. Auf Grundlage einer umfangreichen Analyse der wissenschaftlichen Literatur zu Finanzierungsmodellen des öffentlichen Rundfunks wird gezeigt, wie der ORF den Wandel in die digitale Medienzukunft schaffen kann. Das existente Gebührenfinanzierungsmodell ist heute aus vielen Gründen nicht mehr zur Finanzierung des digitalen Medienwandels geeignet. Es muss daher diskutiert werden, wie die Mittelaufbringung fairer und moderner gestaltet werden kann.
Paul Clemens Murschetz
Zur Indexierung des Rundfunkbeitrags in der digitalen Transformation
Zusammenfassung
Seit dem Frühjahr 2016 ist die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland erneut zum Thema kontroversieller Debatten geworden. Zu diesem Zeitpunkt wurden steigende Rundfunkbeiträge für die Beitragsperiode 2021 bis 2024 prognostiziert. Das Kapitel nimmt die entsprechenden Entwicklungen und Debatten zum Anlass, sich mit der Finanzierung von ARD und ZDF auf der Organisations- und Institutionenebene auseinanderzusetzen. Dabei werden aktuelle, mit der digitalen Transformation und Strukturoptimierung der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten verbundene Entwicklungen seit Einführung der Haushaltsabgabe beleuchtet. Der mit der Festsetzung der Beitragshöhe verbundenen Policy-Prozess wird auf seine Zukunftsfähigkeit geprüft, und die Einführung einer Indexierung des Rundfunkbeitrags, vorerst gescheitert im November 2019, werden diskutiert.
Christian Herzog
Die Digitale Transformation der Werbung. Empirische Befunde zu deren Auswirkungen auf Medienunternehmen und den Journalismus in der Schweiz
Zusammenfassung
Die Digitalisierung verändert den Werbemarkt strukturell und damit die wichtigste Einnahmequelle der privaten Medien. Obwohl der gesamte Werbemarkt in der Schweiz über die Jahre stabil blieb, haben sich die Werbemarktanteile zwischen den einzelnen Mediengattungen massiv verschoben. Insbesondere hat die Tagespresse ein Grossteil ihrer Werbeeinnahmen verloren, während verschiedene Onlinewerbeformen hohe Wachstumsraten vorweisen konnten. In Anbetracht dieser Situation erwarten u. a. medienpolitische Akteure von den Medienunternehmen eine verstärkte Innovationsfähigkeit zur Transformation der Erlösmodelle. Eine solche Substitution von Pressewerbung durch Onlinewerbung ohne Auswirkungen auf den Journalismus ist jedoch nicht möglich – was der Beitrag auf der Grundlage der Analyse des Werbemarkts und strategischer Massnahmen von schweizerischen Medienunternehmen aufzeigt.
Matthias Künzler
Datenjournalismus: Die Transformation journalistischer Arbeitsabläufe und Produkte durch Visualisierung und Analyse von Daten
Zusammenfassung
Die zunehmende Nutzung von Daten im Journalismus steht einerseits im Zusammenhang mit der Datafizierung der Gesellschaft und andererseits mit der digitalen Transformation des Journalismus generell. Dieser Trend hat sich durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt und zum vermehrten Einsatz von Datenstorys geführt. Dennoch ist eine einheitliche Definition von Datenjournalismus nicht vorhanden, daher beginnen wir diesen Beitrag mit einem Vergleich verschiedener Datenjournalismus-Definitionen und beschreiben Arbeitsabläufe im Datenjournalismus. Es ergibt sich ein breites Spektrum an Methoden wie z. B. Visual Analytics, ein integraler Ansatz, in dem Daten visuell analysiert werden, um Themen zu identifizieren. Diese Methoden erfordern auf der Produzent*innen- wie auf der Rezipient*innenseite ein gewisses Maß an Visualization & Data Literacy. Weiters wird dargestellt, wie sich diese Entwicklung auf die journalistische Praxis, die Qualifikationsanforderungen an Journalist*innen und damit auf die Aus- und Weiterbildung auswirkt. Ebenso identifizieren wir kritische Faktoren der Datenjournalismus-Praxis und umreißen künftige Herausforderungen der Datenjournalismusforschung.
Robert Gutounig, Sonja Radkohl, Eva Goldgruber, Christina Stoiber
Alles eine Frage der Verantwortung. Konvergenz der Kommunikations-Professionen in einer digitalisierten Welt
Zusammenfassung
Das Verhältnis zwischen PR und Journalismus ist nicht nur die Geburtsstätte der PR Forschung im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus markiert es ein Spannungsfeld, das sich durch Abgrenzungsversuche, Entgrenzungen, Antagonismen aber auch neue Profilbildungsprozesse auszeichnet. Die Digitalisierung hat öffentliche Kommunikationsprozesse mit einer neuen Logik versehen und neue, konvergente Kommunikatorrollen hervorgebracht. Die Frage der Notwendigkeit einer Abgrenzung von Marketing und von PR, und von Bloggern und Influencern von Journalisten, wird in diesem Beitrag abgelöst von einem sozial-konstruktivistisch geprägten Ansatz, der eine Brücke zwischen „doing journalism“ und „doing PR“ baut und dabei die Professionalisierungsdiskussion durch eine Verantwortungsdebatte ablöst. Damit wird die Aufmerksamkeit auf konvergente Prozesse der Produktion von Öffentlichkeit gelenkt, was mit Hilfe von Ergebnissen einer aktuellen Studie in diesem Kapitel diskutiert wird, in deren Rahmen Journalisten und PR-Schaffende in Österreich und Deutschland mit Hilfe narrativer Interviews zu den aktuellen Dynamiken ihrer Kommunikationsbereiche befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit einer vertiefenden Debatte zu Verantwortungszuteilung und -übernahme im Herstellen von Öffentlichkeit als soziale Praktik.
Franzisca Weder

Strategies of Transformation

Frontmatter
The Music Industry in the Digital Transformation: Business Model Innovation of a Media Streaming Startup in Germany
Abstract
A considerable amount of research has been conducted on business models. Yet, success of business models, and, in particular, what influences their ability to scale have remained widely unexplored. However, in a digital world, being able to quickly scale a business model is important to compete. This study therefore aims at discovering themes that enable digital business models to scale by elaborating on the core question: Which constituent activities of a business model, described by their content, structure, and governance, enable a digital business model to scale? To address this gap, a case study analysis of an online music streaming service startup is used with a grounded theory approach to identify and examine activities and contextual elements that enable and inhibit its business model to scale. Our study reveals that a range of activities can be attributed to three major themes: (1) the principle of data-driven decision taking, (2) the notion of iterating fast and learning quickly, and (3) the acquisition of funding.
Dennis M. Steininger, Steffen Wicker, Daniel Veit
Misinformation Campaigns. Applying Motivated Reasoning and Information Manipulation Theory to Understand the Role and Impact of Social Media in the Digital Transformation
Abstract
Since the year 2000, the broad media scene has been changing. Today’s newspapers, magazines, online platforms (incl. Twitter, Facebook, and YouTube), radio, and television compete increasingly for capturing the attention of their respective audience. This is accomplished by often bold, dramatic, innovative, often radical, and nearly always digital (whenever possible) means of social media solutions. All of these developments when examined jointly constitute a mélange of digital social media, already designed with built-in social network properties. In this chapter, we present a theoretical framework that consists of two theories namely (1) the Motivated Reasoning Theory and (2) the Information Manipulation Theory. These theories are functioning as respective lenses through which the above-described setting and developments may be viewed and examined. In turn, this theoretical framework allowed us to describe, relate, explain, and predict our observations. We found that social media platforms, especially blogs, provide a fertile ground for irresponsible citizen journalism to flourish. Although citizen journalism is NOT always bad, however more regulations, guidelines, and awareness should be imposed to avoid chaotic situations. Many researchers have studied Twitter, Facebook, and the like but not many have studied the blogosphere due to various reasons pointed out in this book chapter. The rogue side of citizen journalism can include disseminating misinformation, agitation and propaganda, content mocking, biased or offensive contents, etc. In this research, we try to understand rogue citizen journalism from social science perspective using a socio-computational informed methodology. Misinformation on social media is a disruptive phenomenon. It has disrupted how people perceive and use the digital space (Rogers & Shoemaker, 1971). Such disruptions are gradually eroding trust in democratic and scientific institutions and beliefs. Transformative solutions are needed to restore that trust in digital spaces.
Samer Al-khateeb, Rolf T. Wigand, Nitin Agarwal
eSports as a Digital Media Business
A Conceptual Review and Analytical Assessment of the eSports Industry
Abstract
Digital games and their appropriation for live-streamed events of competitive gaming – the pillars that constitute eSports – experience tremendous growth. This theoretical study advances eSports as a digital media business and a novel context for research on organizations. For this, we systematically reviewed 100 academic articles and specialized international media publications on eSports regarding approaches and understandings of how organizing takes place. In this chapter, we propose a conceptual framework of looking at the eSports industry through identity work, team leadership, and institutional theory. This framework enables us to understand how eSports as a digital media business is organized and how it works at the individual (micro-), organizational (meso-), and industry (macro-) level. This contributes to a reflective appreciation of eSports through giving direction for future studies and by hopefully sparking a curiosity towards using up-to-date concepts from organization studies to frame novel and increasingly digital contexts of organizing in eSports.
Dinara Tokbaeva, Sven-Ove Horst, Teresa de la Hera
Media Concentration in the Era of Digital Transformation. A Critical Economic Perspective and Implications for Media Policy
Abstract
This chapter analyzes the phenomenon of media concentration in light of the changes ushered in by the digital revolution. Notwithstanding these significant changes, an economic analysis of the structure of the media industries reveals that these, far from being perfect markets, are dominated by a handful of very large players, unveiling concentrations in the new digital environment similar to the ones in the legacy media landscapes, albeit with different players. The chapter contends that the classical economic theory does not appear to be the most useful analytical tool to shed light on these dynamics, whereas the theoretical frameworks of increasing returns, path dependence and network effects better help explicate their evolutions. As a result, it is also argued that the media policy related to classical economic theory, laissez faire, is not the best available course of action either for regulating these sectors, essential to the free expression of our societies.
Paolo Sigismondi
Digital Transformation in Journalism: Implications of Media Convergence for Journalists’ Work in Pakistan’s Mainstream News Media
Abstract
Media convergence is playing a vital role in the transformation of journalism practice worldwide, changing the process of news production and dissemination, and the way audiences consume the news and the way in which they can participate in the public discourse. Developments in digital media, as a result of technological convergence, are crucially imperative because they are becoming a keystone of contemporary information societies and journalism. Drawing on the framework of media convergence, hence this study aims to analyse the impact of media convergence on journalists’ routine work in Pakistan’s mainstream news media, and how technology is reshaping journalists’ practices in the country. To accomplish this aim, this study uses the qualitative methods of document review and in-depth interviews and offers a thematic analysis of the qualitative data.
Sadia Jamil
Liquid Communication and Mobile Devices. The “Tethered Self” in Times of the Digital Transformation
Abstract
The mobile media ecology has greatly reconfigured online communications, mainly altering space and time dimensions. This new “liquid” media ecology is full of affordances and risks. Academic research has delved into the main areas of tension to be dealt with: the creation of the digital profile, the digital identity, different kinds of applications, software and platforms (with a special focus on social media networks), big data, and the digital path, bearing in mind issues of interface design, data workflows, content and information slides as well as rhythms.
Therefore, this study shows how users of mobile media manage their public, private, intimate, and personal spheres in the era of the digital transformation. It is based on results from the EU FEDER project (“Public and Private in Mobile Communications”, 2013–2015). Results showed that users became more aware of these affordances and risks while still showed confusion.
Ana Serrano Tellería
TikTok und Verlagsunternehmen – nichts ist unmöglich
Zusammenfassung
Verlage agieren zunehmend auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram etc. Durch das Aufkommen immer neuer Plattformen und Kanäle stehen die Verlagsunternehmen vor der Herausforderung einer ständigen Anpassung ihrer Marketingstrategien und der damit verbundenen Zielgruppenansprache. Im Kontext der Plattform TikTok wird in dieser Abhandlung überprüft, wie eine solche Anpassung erfolgen kann und ob diese Plattform grundsätzlich Potenzial für Verlage bieten kann. Die Untersuchung basiert auf einer qualitativen Analyse (Experteninterviews und Inhaltsanalyse). Die Untersuchungsergebnisse zeigen auf, dass die Verlage neuen Social-Media-Kanälen gegenüber aufgeschlossen sind und auch Vertriebspotenziale zur Erschließung jüngerer Zielgruppen bei TikTok sehen. Kritisch betrachtet wird vor allem die Bereitstellung von zusätzlichen Ressourcen, insbesondere für die Contenterstellung und -aufbereitung gesehen. Zudem müssen Marketingaktivitäten und hierbei die inhaltliche Ansprache präziser auf die jungen Zielgruppen abgestimmt werden. Insgesamt ist festzustellen, dass Verlagsunternehmen Social-Media-Marketing fest in ihrer Kommunikationsstrategie verankert haben und somit neue Plattformen wie TikTok auf dem Radarschirm haben.
Mike Friedrichsen
Backmatter
Metadaten
Titel
Die digitale Transformation der Medien
herausgegeben von
Niko Alm
Dr. Paul Clemens Murschetz
Franzisca Weder
Prof. Dr. Mike Friedrichsen
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36276-8
Print ISBN
978-3-658-36275-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36276-8

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