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2024 | Buch

Digitale Bürgerbeteiligung

Über die kollektive Beeinflussung politischer Entscheidungen

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Über dieses Buch

Bei digitalen Bürgerbeteiligungsverfahren reichen Bürger Beiträge ein, damit Politiker diese in ihre Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse einbeziehen. Bisher wird jedoch nur unzulänglich verstanden, wie solche Beiträge in politische Entscheidungen übersetzt werden. Deshalb ergründet dieses Buch folgende zweiteilige Fragestellung: Welche Akteure wirken im Milieu digitaler Bürgerbeteiligung in Deutschland? Und wie können sie das Zustandekommen politischer Entscheidungen beeinflussen? Denn wenn besser verstanden würde, wer oder was sich wie auf diese Übersetzungsprozesse auswirkt, könnten solche Verfahren im Sinne authentischer Demokratisierung effektiver gestaltet werden.
Hierzu wurde ein eigens entwickelter theoretisch-methodischer Synkretismus aus Akteur-Netzwerk-Theorie und Grounded-Theory-Methodologie angewendet. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, wie digitale Strukturen und Mechaniken zur Disziplinierung der sich beteiligenden Bürger führen, wie Verwaltungsmitarbeiter Plattformgeschehen verfälschen und wie Entscheidungsprozesse manipuliert werden können. Daher werden zuletzt Gütekriterien für digitale Partizipationsprozesse angeboten, um subpolitische Einflussnahme und Kontrolle in der Praxis wahrscheinlicher zu machen und Mängel in existierenden Verfahren erkennen und nachjustieren zu können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Das Verhältnis demokratisch Beherrschter zur Organisationsform ihrer Beherrschtheit wirkt zutiefst paradox. Einerseits ist das Konzept der Demokratie Umfragen zufolge beliebter denn je. Andererseits nimmt die Zufriedenheit mit der tatsächlichen Performanz demokratisch assoziierter politischer Systeme zusehends ab. Die Projektionsfläche für lebbare menschliche Freiheit und Gleichwertigkeit sowie die Organisationsform zur Herstellung bindender politischer Entscheidungen im Sinne der Vielen gilt einigen als ausgehöhlt, idealisiert, dysfunktional – als das glanzvolle Aushängeschild einer Ware, deren beworbene Qualität in der Wirklichkeit immer wieder enttäuschend abweicht.
Ludwig M. Hanisch
Kapitel 2. Panoramen der Theorielandschaft
Zusammenfassung
Aufgrund meiner Akteur-Netzwerk-theoretischen Forschungshaltung denke ich die in diesem Kapitel behandelten theoretischen Konzepte – im Sinne Latours – als Pan o r ame n (siehe 2017, S. 325 ff.). Was ist damit gemeint? Latour leitet den Begriff Panorama, welcher so viel wie ‚Allschau‘ bedeutet, implizit aus der Architektur des panoptischen Gefängnisses Benthams (siehe 1791) ab. Er tut das, um seine Kritik an sozialwissenschaftlicher Epistemologie zu verdeutlichen (siehe Latour und Hermant 1998; Latour 2005, S. 181 ff.): Ausgehend von einem Wachturm im Zentrum des panoptischen Gefängnisses, geben sich Wächter (Sozialwissenschaftler) allzu oft der Illusion einer 360°- Allschau hin, bei der ‚die soziale Welt‘ feinsäuberlich in theoretischen Bezugsrahmen (Gefängniszellen bzw. Großtheorien, Deutungen) um sie herum eingesperrt und einordbar erscheint (Panoramen).
Ludwig M. Hanisch
Kapitel 3. Oligoptiken: Stätten der Erkenntnisproduktion
Zusammenfassung
Nun, da ein explorativer Blick über die Panoramen der Theorielandschaft schweifte und vorläufige Eindrücke vermittelt wurden, gilt es sich dem Kern dieser Schrift – den O l i g o p t i k e n – zu- und von den Panoramen abzuwenden, denn.
Ludwig M. Hanisch
Kapitel 4. Choreografie digitaler Beteiligung und politischer Entscheidung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel erläutert und illustriert meine Forschungsergebnisse in Form einer Akteur-Netzwerk-theoretisch fundierten Grounded Theory. Getreu den forschungsleitenden Prämissen der ANT werden diese beschrieben(!) und reflektiert, aber es wird nicht versucht, sie durch selektierte sozialwissenschaftliche Theorien – sprich panoramisch – final hinweg zu erklären. Die einzig relevanten Erklärungen für observiertes Verhalten und beobachtete Handlungen sind die der Akteure im Feld selbst.
Ludwig M. Hanisch
Kapitel 5. Fazit und Gütekriterien digitaler Partizipation
Zusammenfassung
Diese politik- wie techniksoziologische Arbeit wurzelt in der politikwissenschaftlichen Kontroverse, inwieweit digitale Bürgerbeteiligung tatsächlich potente Wege subpolitischer Einflussnahme offeriert.
Ludwig M. Hanisch
Backmatter
Metadaten
Titel
Digitale Bürgerbeteiligung
verfasst von
Ludwig M. Hanisch
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-43749-7
Print ISBN
978-3-658-43748-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43749-7

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