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Open Access 2024 | Open Access | Buch

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Ehrenamtliche Bürgermeister in Deutschland

Das unbekannte Wesen

verfasst von: Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Stadtforschung aktuell

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Über dieses Buch

Dieses open access Buch enthält als erste politikwissenschaftliche Publikation Daten zu ehrenamtlichen Bürgermeistern für alle 10 Bundesländer, in denen diese eine wichtige Position der politischen Repräsentation in ländlichen Räumen einnehmen. Etwa 60% aller Kommunen in Deutschland werden von ehrenamtlichen Bürgermeistern verwaltet, deren regionale Bedeutung sich je nach Bundesland aber stark unterscheidet. Das Buch leitet mit der Beschreibung des jeweiligen rechtlichen Rahmens der Kommunalverfassungen der Bundesländer, der regionalen Verteilung und der Analyse von Wahldaten in das Thema der ehrenamtlichen Bürgermeister ein, bevor die Ergebnisse eines breit angelegten repräsentativen Umfrageprojektes präsentiert werden. Mit diesen verschiedenen Forschungsansätzen leistet das Buch einen Beitrag zur Forschungsliteratur sowohl der lokalen Politikforschung zu Bürgermeistern als auch zum Ehrenamt in ländlichen Räumen. Erstmalig können in diesem Ausmaß Daten über die Sozialstruktur, Aufgaben, Motivation, Amtsausführung, Beziehung zu Partei oder Wählergemeinschaft, Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt, Anfeindungen sowie potenziellem Nachwuchs im Ehrenamt als Bürgermeister präsentiert werden. Trotz unterschiedlicher rechtlicher Rahmensetzungen der Bundesländer zeigen sich ähnliche Probleme und Herausforderungen für deren Lösung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

1. Einleitung
Zusammenfassung
In der kommunalen Selbstverwaltung nehmen Bürgermeister als Gallionsfiguren eine besondere Rolle ein (vgl. Gehne 2012, S. 10; Bogumil und Holtkamp 2023, S. 118). Ihre institutionelle Position als „Führungskraft zwischen Bürgerschaft, Rat und Verwaltung“ (Gehne 2012) verbindet verschiedene Arenen der kommunalen Ebene. Zusätzlich verfügen Bürgermeister über eine große räumliche und soziale Nähe zu Bürgern und genießen in der Regel ein höheres Vertrauen in der Bevölkerung als weitere Akteure des politischen Systems (vgl. Gehne et al. 2019, S. 7). Während sich die politikwissenschaftliche Forschung immer wieder mit hauptamtlichen Bürgermeistern beschäftigt (vgl. Egner 2007; Gehne 2012; Heinelt et al. 2018a, b), bleiben ihre ehrenamtlichen Kollegen, die besonders im ländlichen Raum zu finden sind, außen vor. Der ehrenamtliche Bürgermeister ist ein unbekanntes Wesen.
Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß

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2. Institutioneller Rahmen
Zusammenfassung
Der institutionelle Rahmen für ehrenamtliche Bürgermeister in den einzelnen Bundesländern zeigt in vielen Bereichen deutliche Varianzen auf. Dies betrifft die in den Kommunalverfassungen festgeschriebenen Aufgaben und Kompetenzen, das Wahlverfahren, die allgemeine Organisation der unteren kommunalen Ebene und die Eingliederung in zwischen der Gemeinde und dem Kreis angeordnete Verwaltungsgemeinschaften. Trotz dieser strukturellen Unterschiede zeigen sich in der Praxis Gemeinsamkeiten für die Ausübung des Amtes eines eBm, die in Kap. 5 beschrieben werden.
Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß

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3. Ehrenamtliche Bürgermeister im regionalen Vergleich
Zusammenfassung
Wie im vorherigen Kapitel deutlich geworden ist, haben die Länder in Deutschland hinsichtlich der Frage, ob Bürgermeister ehrenamtlich oder hauptamtlich ihr Amt ausüben, verschiedene Pfade beschritten. Die Beschreibung des rechtlichen Rahmens alleine klärt noch nicht die quantitative Dimension der Ehrenamtlichkeit von Bürgermeistern, da es in einigen Ländern zwar auf die Einwohnerzahl bezogene Regeln für die Ehrenamtlichkeit gibt, aber auch Optionsregelungen, die es Gemeinden unter bestimmten Bedingungen erlauben, sich für Ehren- oder Hauptamtlichkeit ihrer Bürgermeister zu entscheiden. Im folgenden Abschnitt wird im Ländervergleich dargestellt, wie viele eBm es in den Ländern zum Stichtag 30.09.2021 gab und visualisiert, wie sie sich regional verteilten. Dabei handelt es sich außerdem um die Beschreibung der Grundgesamtheit, also der Gesamtzahl der eBm in Deutschland, die vor der Befragung ermittelt werden musste, um beispielsweise den Rücklauf der Befragung zu berechnen (vgl. Kap. 5). Weiterhin sollte geklärt werden, welche Bedeutung eBm für den ländlichen Raum in Deutschland haben. Zur Beantwortung dieser Frage wird im Weiteren auf die Typologie ländlicher Räume des Thünen-Instituts zurückgegriffen (vgl. https://​www.​landatlas.​de/​ 31.05.2023).
Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß

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4. Ehrenamtliche Bürgermeister und Wahlen
Zusammenfassung
Die Direktwahl von Bürgermeistern ist bei den hauptamtlichen Amtsinhabern seit Mitte der 1990er-Jahre in Deutschland flächendeckend eingeführt worden. Bei den eBm ist das nicht so, denn in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen wurde die Direktwahl nicht eingeführt und die eBm werden weiterhin durch den Rat gewählt. Bisher gibt es keine Forschung zur Direktwahl von eBm, da sich die meisten Wahlanalysen entweder auf einzelne Länder konzentrieren (z. B. Gehne 2008, 2020 für NRW, Klein 2014 für Baden-Württemberg oder Klein und Lüdecke 2018 für Hessen), die keine eBm haben, oder diese nicht einbezogen wurden, oder erst ab einer bestimmten Gemeindegröße Daten gesammelt und ausgewertet wurden (z. B. Holtkamp und Garske 2020 ab 20.000 Einwohnende). Im Rahmen dieses Forschungsprojektes konnte erstmals Direktwahldaten für kleine Gemeinden in sieben von zehn Bundesländern mit eBm gesammelt und systematisch ausgewertet werden. Im folgenden Kapitel werden zunächst die Wahldaten hinsichtlich des Kandidatenangebotes und der Wahlergebnisse bei Direktwahlen der eBm ausgewertet, um abschließend auch im Vergleich zum Forschungsstand bei hBm die Fragen zu diskutieren, wie stark die personelle Parteipolitisierung von Direktwahlen der eBm ausgeprägt ist und ob die Wahlergebnisse Hinweise auf einen Nachwuchsmangel bei eBm liefern. Die ratsgewählten Bürgermeister werden im Weiteren nicht berücksichtigt.
Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß

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5. Sozialprofil, Amtsführung und Problemlagen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Befragung der eBm dargestellt. Insgesamt erreichte der Fragebogen eine Rücklaufquote von 23 % (n = 1491), die sich je nach Bundesland jedoch deutlich unterscheidet (s. Tab. 1.​2). Aufgrund der hohen Varianz der Rücklaufquote nach Bundesland wurde eine Gewichtung des Datensatzes vorgenommen, um die Über- bzw. Unterrepräsentation einzelner Bundesländer auszugleichen. Im Folgenden werden folgende Bereiche der Befragung vorgestellt: das Sozialprofil, politische Profil der eBm, die kommunalpolitischen Rahmenbedingungen, die Amtsführung, die Motivation und die Bedeutung von Parteien und Wählervereinigungen sowie Erfahrungen mit Anfeindungen im Amt.
Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß

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6. Zusammenfassung und Handlungsvorschläge
Zusammenfassung
6451 aller Gemeinden in Deutschland haben einen eBm, damit sind in der Fläche gesehen die deutliche Mehrheit der Bürgermeister (60 %) in Deutschland ehrenamtlich tätig. Es gibt allerdings klar sichtbare regionale Schwerpunkte der eBm in Deutschland im Norden und Nordosten (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teile von Niedersachsen) und im Südwesten vor allem in Rheinland-Pfalz und im Südosten in Bayern. Dagegen gibt es in Baden-Württemberg nur sehr wenige Gemeinden mit eBm und in drei Bundesländern (NRW, Hessen und im Saarland) gar keine.
Jörg Bogumil, David H. Gehne, Louisa Anna Süß
Metadaten
Titel
Ehrenamtliche Bürgermeister in Deutschland
verfasst von
Jörg Bogumil
David H. Gehne
Louisa Anna Süß
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-43894-4
Print ISBN
978-3-658-43893-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43894-4

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