Zusammenfassung
Als ich vor ca. drei Jahren mein Kapitel zum ersten Buch über Industrie 4.0 schrieb, war die gesamte Situation auf diesem Gebiet gekennzeichnet von großer Unklarheit, was Industrie 4.0 bedeutete. Man spürte allgemein eine große Nervosität, die das Gefühl vermittelte, dass es um etwas sehr Bedeutsames ging, eventuell um die Existenz von einzelnen Firmen, von Industriezweigen ja sogar um ganze Volkswirtschaften wie etwa der deutschen, mit ihrer mittelständisch geprägten und auf Produktion ausgerichteten Wertschöpfungsstruktur. Zwischenzeitlich hat sich nun der Nebel ein wenig gelichtet, und man meint gelegentlich etwas schärfere Konturen erkennen zu können. Diese versuche ich in diesem Kapitel an der ein oder anderen Stelle etwas herauszuarbeiten und auch Eindrücke beizusteuern, die ich auf dem Gebiet der Digitalisierung zwischenzeitlich im globalen Geschäft gesammelt habe. Auf der Hannover Messe 2016 hat man den Eindruck gewinnen können, dass die allgemeine Nervosität zu diesem Thema deutlich abgenommen hat. Wesentliche Fortschritte bei der inhaltlichen Klärung waren allerdings kaum festzustellen. Auffallend aber war der zum Teil sehr flexible Umgang mit der Bezeichnung Industrie 4.0, den einzelne Lieferanten bei der Charakterisierung ihrer Automatisierungs-Produkte/Systeme an den Tag gelegt haben. Wenn man an diesem Punkt einmal ein Zwischenresümee zu Industrie 4.0 ziehen möchte, dann muss man konzedieren, auch wenn inhaltlich bisher wenig Hilfreiches entstanden ist, dass die Aufmerksamkeit für die schnell fortschreitende Digitalisierung in der Industrie und für die dadurch zu erwartenden Veränderungen und die notwendige Reaktionsmaßnahmen deutlich zugenommen hat. Das alleine dürfte vielleicht den bisherigen Aufwand bereits rechtfertigen.
Aus pragmatischen Gründen, weil eine ausreichend präzise Definition für Industrie 4.0 fehlte, habe ich mich in meinem Kapitel zum ersten Buch über Industrie 4.0 mit dem Kernthema unserer eigenen Digitalisierungsstrategie, die bei uns unter dem Begriff Digital Enterprise zusammengefasst ist, beschäftigt und diese in die Nähe von Industrie 4.0 gerückt. Unsere Digitalisierungsstrategie begann allerdings bereits im Jahr 2001 mit der Akquisition von Orsi, einem kleinen italienischen Unternehmen, dass sich damals unter anderem mit der Entwicklung von MES Systemen beschäftigte, und hat sich ab dem Jahr 2007 mit der Akquisition von UGS enorm beschleunigt. In diesem Kapitel berichte ich über Fortschritte, die wir zwischenzeitlich bei der Umsetzung unserer Digitalisierungsstrategie gemacht haben. Ich überlasse es dabei dem Leser zu entscheiden, was er davon unter Industrie 4.0 einordnet und was nicht. Ich berichte auch über Beobachtungen und Entwicklungen zu wichtigen Produktionsverfahren, die sich besonders auf Digitalisierung und Datendurchgängigkeit stützen.