Die Corona-Krise bestimmte auch 2021 die Arbeit vieler Finance-Experten und Controller. Der Umgang mit extremen Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen, der schnelle digitale Umbau und die Nachhaltigkeit waren weitere zentrale Themen der Finanzabteilung.
Damit Unternehmen resilienter mit neuen Situationen wie der Covid-19-Krise oder Schwankungen bei dringend benötigen Rohstoffen umgehen können, müssen sie die Digitalisierung als Querschnittsthema begreifen.
Flexmedia - Fotolia
"Die Corona-Pandemie hat den Mittelstand massiv getroffen. Die Umsatzverluste der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im vergangenen Jahr in Höhe von 277 Milliarden Euro spiegeln das deutlich wider", heißt es im KfW-Mittelstandspanel 2021. Die Einschnitte seien heftig, aber im Vergleich zur Wirtschafts- und Finanzkrise überschaubar. Rasch hätten mittelständische Betriebe ihre Geschäftsmodelle angepasst und das Wachstum im digitalen Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen vorangetrieben.
Die digitale Transformation zu begleiten, war in den vergangenen Monaten deshalb eine zentrale Aufgabe der Finanz- und Controllingabteilungen. Zudem mussten sich die Finance-Experte auch auf die beiden anderen Trendthemen des Jahres konzentrieren: die rasant steigenden Energie- und Rohstoffpreise sowie die Nachhaltigkeit.
Controlling in der Supply Chain besonders gefordert
Die Corona-Krise hat das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Rohstoffen zur Produktion langlebiger Güter in den vergangenen Monaten aus dem Gleichgewicht gebracht. Vor allem die Preissteigerungen für Holz, Kunststoff und Metall machten 2021 einer Vielzahl von Branchen schwer zu schaffen. "Doch dem Controller stehen Hilfsmittel zur Verfügung, die zur Planung, Steuerung und Kontrolle von Abläufen innerhalb moderner Lieferketten beitragen sowie die Informationsversorgung der Unternehmensführung sichern", schreibt Hartmut Werner im Buchkapitel "Controlling der Supply Chain" auf Seite 393. Zu diesen Hilfsmitteln zählen
- die Hard‐(Soft)‐Analyse,
- das Target Costing,
- die Prozesskostenrechnung,
- der Economic Value Added,
- das Working Capital Management und
- das Supply Chain Performance Measurement.
Rohstoff-Monitoring als Controlling-Instrument
Und das Controlling kann Instrumente nutzen, um Risiken in der Supply Chain besser zu analysieren. Ein Beispiel nennt Helmut Wannenwetsch im Buchkapitel "Risikomanagement und Risikocontrolling im Beschaffungsmanagement" (Seite 808):
Das Rohstoff-Monitoring der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) wird von den Einkaufsabteilungen der Unternehmen ebenfalls als Frühwarnindikator genutzt. Die DERA ist Teil der Bundesanstalt für Geowissenschaften und untersteht dem Bundeswirtschaftsministerium. Die DERA ermittelt Preis- und Lieferrisiken für potenziell kritische Rohstoffe und stellt dies Rohstoffnformationen und Marktanalysen allen interessierten Einkaufsabteilungen und Unternehmen zur Verfügung."
Digitalisierung bereichsübergreifend transparent machen
Damit Unternehmen künftig resilienter mit neuen Situationen wie der Covid-19-Krise oder starken Schwankungen bei dringend benötigen Rohstoffen umgehen können, müssen sie die Digitalisierung als Querschnittsthema begreifen, das über alle Unternehmensfunktionen hinweg relevant ist, fordern Kai Kruk, Professor für digitale Ökonomie in Worms, und Tennyson Rajenthiran, Berater im Bereich Risk Advisory bei Deloitte. Die Experten sind der Auffassung, dass nur das Controlling die nötige Transparenz erzeugen könne, um zu einer konsistenten und holistischen Steuerung der Digitalisierungsbemühungen zu gelangen.
In ihrem Beitrag "Stand und Steuerung der Digitalisierung" in der Zeitschrift "Controlling & Management Review" (Ausgabe 5-6 | 2021) empfehlen die beiden Autoren dem Management, ihre bisherige Unternehmenssteuerung zu überdenken und die Digitalisierung als verbindliches und messbares Element in das Controlling einzubetten.
Beispielsweise könnten Unternehmen digitale Ziele in bisherige Instrumente zur Leistungsmessung oder Performance-Messung wie in einer Balanced Scorecard integrieren. Auf diese Weise ließen sich die vier Perspektiven Kunden, Finanzen, Prozesse und Entwicklung um eine weitere Perspektive erweitern, welche sich ausschließlich mit den Handlungsfeldern der Digitalisierung befasst, beispielsweise mit digitalen Geschäftsmodellen oder Prozessen", führen Kruk und Rajenthiran aus.
Controlling beschleunigt Fortschritte bei der Nachhaltigkeit
Und auch beim der Umsetzung nachhaltiger Geschäftsziele übernimmt die Finanzabteilung eine wichtige Aufgabe. "Dem Controlling kommt dabei die Rolle zu, das Verhalten und die Entscheidungen von Akteuren im Unternehmen im Sinne der Zielerreichung im Bereich der Nachhaltigkeit zu sichern", erläutern Gernot Mödritscher und Friederike Wall im Buchkapitel "Nachhaltiger Konsum und seine Verankerung im Controlling." Auf Seite 71 fassen die Springer-Autoren zusammen:
In der jüngeren Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass ökologisch und sozial nachhaltiges Handeln von Unternehmen deren wirtschaftlichen Erfolg positiv beeinfussen kann. Damit rückte auch die 'Tripple-Bottom-Line' bestehend aus wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit stärker in das Interesse der Führungskräfte, aber auch deren Reflexion im Controlling."