Auch Mittelständler kämpfen mit den derzeitigen Niedrigzinsen. Eine Studie hat nun ermittelt, welche Finanzanlagen und Finanzierungswege bei KMU besonders beliebt sind und wovon sie lieber die Finger lassen.
Viele mittelständische Unternehmen investieren gerade vor allem in ihre eigenen Kapazitäten.
Kzenon / Fotolia (Sujetbild mit Model)
Der deutsche Mittelstand steht solide da. Im Durchschnitt verfügen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland aktuell über eine Eigenkapitalquote in Höhe von 31,2 Prozent. Das geht aus dem KfW-Mittelstandspanel 2019 hervor, das Mitte Oktober veröffentlicht wurde. Knapp ein Drittel der Unternehmen hat in den vergangenen zwölf Monaten allerdings Negativzinsen gezahlt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag der Commerzbank. Für die Umfrage hat Forsa 500 Entscheider in Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 15 Millionen Euro befragt.
Als Konsequenz schichten 37 Prozent der Befragten in andere Anlageformen um. Knapp jedes vierte Unternehmen investiert verstärkt im eigenen Betrieb. Ihr Kapital legt der überwiegende Teil der deutschen Mittelständler vor allem liquiditäts- und sicherheitsorientiert an. Ein chancen- beziehungsweise risikoaffine Strategie verfolgen dagegen nur zehn Prozent der Befragten.
Nachhaltige Geldanlage ist bei KMU noch kein Trend
Knapp die Hälfte der Teilnehmer legt laut Studie mehr als eine Million Euro an, 25 Prozent sogar Beträge ab 100 Millionen Euro. Fast ein Drittel investiert auch in Fremdwährungen. Bei größeren Unternehmen ist der Anteil laut der Commerzbank-Studie tendenziell höher. Während im Vorjahr noch längerfristige Anlagen im Fokus standen, legt aktuell knapp die Hälfte der Firmen laut der Umfrage mit einem Zeithorizont von bis zu einem Jahr an. Für Anlagen von ein bis drei Jahre beziehungsweise Anlagen über drei Jahre entscheiden sich jeweils 20 Prozent der Befragten.
Als Anlageprodukt ist das Termingeld mit 41 Prozent am beliebtesten. Währungsanlagen oder Fonds spielen mit je 13 Prozent eine untergeordnete Rolle. Nur für 14 Prozent der KMUs spielt das Kriterium Nachhaltigkeit bei Anlageprodukten eine Rolle. "Die Anlage in Green Bonds ist immer eine Einzelfallentscheidung. Sie spielen bei den Mittelstandskunden trotz der aktuellen öffentlichen Wahrnehmung bisher eine nachrangige Rolle", sagt Oliver Haibt, Head of Corporate Sales der Commerzbank, gegenüber springerprofessional.de.
Unternehmen zapfen häufig externe Finanzierungsquellen an
Zusätzliche Investitionen vor allem in die eigenen Kapazitäten haben die KMUs laut des KfW-Panels im zurückliegenden Jahr über externe Finanzierungsquellen gestemmt. Insgesamt haben 573.000 Unternehmen dafür Bankkredite in Höhe von 75 Milliarden Euro aufgenommen. Die meisten Kredite hatten dabei eine langfristige Laufzeit.
Kredite erhält aber längst nicht jedes Unternehmen. Im dritten Quartal haben die Banken in Deutschland angegeben, dass sie ihre Kreditrichtlinien im Unternehmensgeschäft im dritten Quartal zum dritten Mal in Folge verschärft haben. Das geht aus der Bank Lending Survey der EZB hervor, die am 22. Oktober veröffentlicht wurde. Der Grund für den größeren Anteil an abgelehnten Kreditanträgen war aus Sicht der befragten Banken die branchen- oder firmenspezifische Lage und die verschlechterte Kreditwürdigkeit der Darlehensnehmer.
Bonität wird immer wichtiger bei der Kreditvergabe
Bonitätsschwache Firmen haben es immer schwerer, Kredite zu erhalten. "Sofern deutsche Geldhäuser überhaupt in der Finanzierung bonitätsschwacher Firmenkunden aktiv sind, haben sich viele von ihnen in den vergangenen Jahren zurückgezogen", schreibt Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner in seinem Artikel "Kreditfonds schlägt die Bankfinanzierung" (Seite 36 f.). Die Gründe liegen auf der Hand. Wegen der hohen Ausfallrisiken und neuer regulatorischer Vorgaben müssen die Kreditinstitute für solche Darlehen immer mehr Eigenkapital unterlegen.