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04.03.2024 | Geldpolitik | Infografik | Online-Artikel

Inflation bleibt für ärmere Verbraucher kritisch

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Zwar nähert sich die Inflationsrate in Deutschland mit 2,9 Prozent langsam dem Richtwert der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent an. Doch leiden noch immer besonders einkommensschwache Haushalte unter der noch andauernden Teuerung. 

Mit 2,9 Prozent liegt die Inflationsrate im Januar 2024 um 0,2 Prozent höher als im Dezember 2023. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Anfang Februar mitteilte, lag der Wert zuletzt im Juni 2021 mit 2,4 Prozent unter dieser Marke. "Die Preissituation bei den Energieprodukten entspannt sich sichtlich und der Preisauftrieb für Nahrungsmittel verlangsamt sich weiter. Er liegt aber weiterhin über der Gesamtteuerung", erläutert Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, die Zahlen. 

Die Inflationsbelastung verschiedener Haushaltstypen, die sich nach Einkommen und Personenzahl unterscheiden, lag dabei relativ nah beieinander. Das zeigt der aktuelle Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Der Analyse zufolge betrug der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten haushaltsspezifischen Rate im Januar 0,6 Prozentpunkte. 

Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen

Die Studie basiert auf Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts, die für unterschiedliche Haushalte typischen Konsummuster ermittelt. Berücksichtigt werden Güter und Dienstleistungen wie Lebensmitteln, Mieten, Energie und Kleidung bis hin zu Kulturveranstaltungen und Pauschalreisen. Silke Tober, IMK-Inflationsexpertin, und Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK, berechnen seit Anfang 2022 monatlich spezifische Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen, die sich nach Zahl und Alter der Mitglieder sowie nach dem Einkommen unterscheiden. 

Laut der beiden Ökonomen mussten einkommensschwache Haushalte noch im Dezember eine geringfügig höhere Inflationsrate schultern als Haushalte mit mehr Einkommen. Nun liegt ihre Belastung im unteren Bereich. Alleinlebende mit niedrigen Einkommen hatten im Januar eine Inflationsrate von 2,0 Prozent zu tragen, bei Familien mit niedrigen Einkommen waren es 2,2 Prozent. 

Güter des täglichen Bedarfs nicht ersetzbar

Insgesamt waren ärmere Haushalte während der Teuerungswelle bis zum Sommer 2023 aber besonders stark durch die Preissteigerungen belastet. Sie mussten einen großen Teil ihres geringen Budgets für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie ausgeben. Diese Güter des täglichen Bedarfs waren zugleich die stärksten Preistreiber. 

Im Laufe der letzten Monate habe die Preisdynamik dort aber nachgelassen, so dass sich die einkommensspezifischen Differenzen seit dem Höhepunkt im Oktober 2022 stark verändert haben. Damals hatten Familien mit niedrigen Einkommen die höchste Inflationsrate im Haushaltsvergleich mit 11,0 Prozent. Dagegen waren es beim Haushaltstyp der Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen 7,9 Prozent.

Ärmere Haushalte leiden trotz Rückgang der Teuerung

Obwohl sich die Belastungen der verschiedenen Haushalte angenähert haben, verschärfe sich das Problem steigender Preise vor allem für Menschen mit niedrigen Einkommen dadurch, dass diese meist nur geringe finanzielle Rücklagen haben und die benötigten Alltagsgüter kaum zu ersetzen sind.

"Der Rückgang der Teuerung zum Jahresanfang wäre noch stärker ausgefallen, wenn der Staat nicht preistreibend gewirkt hätte", so die IMK-Experten. Ohne die vorzeitige Beendigung der Energiepreisbremsen, die stärkere Erhöhung des CO2-Preises und die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz im Gastgewerbe hätte die Inflationsrate im Januar noch um etwa einen halben Prozentpunkt niedriger gelegen, also bei etwa 2,4 Prozent. 

Inflation wird weiter sinken

Tober und Dullien gehen von einem weiteren Rückgang der Inflationsraten in Deutschland wie im gesamten Euroraum aus. Sie fordern von der Europäischen Zentralbank (EZB) deshalb, das hohe Zinsniveau zu überdenken. 

"Die Inflation im Euroraum geht bereits seit längerem stärker zurück als von der EZB erwartet. Zugleich dämpft die ausgeprägt restriktive Geldpolitik die Wirtschaft, die zum wiederholten Male schwächer ausfiel als in den Prognosen der EZB erwartet", betonen die Experten in ihrer Analyse. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Stagnation im Euroraum und einer sich abzeichnenden Rezession in Deutschland sollte die EZB "auf die geänderte Datenlage reagieren und zumindest den Restriktionsgrad der Geldpolitik verringern". 

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