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26.10.2021 | Kryptowährungen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Handel mit Kryptowährungen institutionalisiert sich

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Noch vor wenigen Jahren konzentrierten sich Fondsgesellschaften und Asset Manager auf substanzielle Vermögenswerte. Kryptowährungen gehörten in aller Regel nicht dazu. Eine aktuelle Analyse belegt nun ein wachsendes Interesse institutioneller Anleger.

Kryptowährungen waren für institutionelle Investoren lange Zeit ein Tabu. Den Handel dominierten vor allem private Anleger. Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften monierten 

  • die hohe Volatilität bei niedriger Liquidität, 
  • eine schlechte Vertretbarkeit in Hinblick auf ESG-Kriterien, 
  • den Handel über Börsen und Plattformen mit schwer einschätzbaren operativen Risiken sowie 
  • ein bislang noch unsicheres regulatorisches Umfeld. 

Doch laut einer Mitte Oktober veröffentlichten Analyse des Beratungshaus Bain & Company wandelt sich dieses Bild. Das Kernergebnis der Studie: Der Handel mit Kryptowährungen professionalisiert sich und das immer schneller.

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Laut der Erhebung stiegen die weltweiten Umsätze in diesem Segement von 2016 bis 2020 von rund zwei Milliarden auf etwa 13 Milliarden US-Dollar an. Zeitgleich schoss das Handelsvolumen von 400 Milliarden US-Dollar auf zuletzt rund 9,6 Billionen US-Dollar nach oben. Nur etwa 20 Prozent der untersuchten Kryptotransaktionen fanden auf den vorwiegend von Privatanlegern genutzten Marktplätzen statt. Mit 35 Prozent fällt ein größerer Teil auf das von institutionellen Investoren dominierte außerbörsliche OTC-Geschäft (Over the Counter). 2017 machte der OTC-Handel nur fünf Prozent aus. Die größte Dynamik hatte 2020 allerdings der Derivatemarkt mit einem Volumen von 45 Prozent aller Transaktionen.

Investoren bevorzugen OTC-Handel

Laut Bain-Partner und Finanzmarktexperte Christian Graf bevorzugen professionelle Anleger den OTC-Handel vor allem wegen seiner höheren Flexibilität. "Mit Derivaten sicherten sie sich zunehmend gegen die unverändert bestehenden Ineffizienzen und hohe Volatilität im Markt ab." Auch aufgrund der Aufschlüsselung der Umsätze nach Marktteilnehmern ist sich Graf sicher: "Wir erleben die Entstehung einer neuen Assetklasse." 

Der Analyse zufolge macht das B2C-Geschäft inklusive der Käufer einzelner digitaler Währungseinheiten bis hin zu Day-Tradern aktuell nur noch die Hälfte aller Umsätze aus. Der Grund liege in den deutlich höheren Gebühren, die Privatanleger bei Transaktionen zahlen müssen. Weitere 20 Prozent entfielen auf das B2B2C-Geschäft mit zwischengeschalteten Brokern, wie Fintechs oder Neo-Banken. Das reine B2B-Geschäft zwischen professionellen Tradern, Brokern, Banken, Vermögensverwaltern und anderen institutionellen Akteuren lag 2020 bei rund 30 Prozent.

Kryptowertschöpfungskette hat hohes Potenzial

"Institutionelle Anleger positionieren sich im Markt. Sie erwarten eine leistungsstarke Infrastruktur und ein Angebot auf dem Niveau klassischer Assetklassen", glaubt Bain-Kapitalmarktexperte Karl Gridl. Finanzdienstleistern bieten sich daher vielfältige Marktchancen, die Plattformen für einen hochliquiden, kostengünstigen Handel anbieten, eine sichere Infrastruktur für die Verwahrung bereitstellen oder Produkte wie Kryptofonds auflegen. 

"Das Umsatzpotenzial einer vollständigen Kryptowertschöpfungskette ist um ein Vielfaches höher als das, was im Handel steckt", glaubt Gridl. Etablierte Marktteilnehmer profitierten davon, dass sie das Vertrauen institutioneller Anleger haben. Mit einer zügigen Standardisierung könnten sie die Einstiegshürden für große Kunden senken und mit entsprechenden Produkten Risiken und Volatilität begrenzen.

Regulatorische Unwägbarkeiten müssen gelöst werden

Hierfür müsse sich die Technologie aber im Hinblick auf den Energieverbrauch weiterentwickeln und neue Regelwerke geschaffen werden, sind sich die Studienautoren sicher. Deutschland habe mit den Regelungen zum Kryptoverwahrgeschäft sowie dem Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) einen wichtigen Schritt getan. 

"Das eWpG ist am 10. Juni 2021 in Kraft getreten. Emittenten von Anleihen und Fondsanteilen können nun auswählen, ob sie diese konventionell verbriefen oder als elektronisches Wertpapier beziehungsweise Anteilsschein begeben wollen", schreiben hierzu Frank Thole, Svenja Brinkmann und Amadeus Maximilian Gryger im Bankmagazin-Beitrag "Mit elektronischen Wertpapieren handeln" (Ausgabe 9 | 2021). Allerdings herrsche den Autoren zufolge im regulatorischen Bereich noch viel Ungewissheit:

Die technischen Details und Anforderungen an Kryptowertpapierregister werden erst in den noch zu erstellenden Rechtsverordnungen zum eWpG konkretisiert werden. Zudem erschweren fehlende Standards, Best Practices und Unsicherheiten beim Einbezug von aktuellen Regularien den Aufbau von Registern."

Kryptomarkt bietet Finanzbranche neue Marktchancen

Dennoch sehen die Studienautoren etwa in der Schweizer DLT-Gesetzgebung und der Offenheit der US-Börsenaufsicht SEC gegenüber kryptobasierten ETFs wichtige Entwicklungen hin zu einem erweiterten Kryptomarkt. Die Blockchain als Basistechnologie biete die Möglichkeit, Transaktionen in weiteren Assetklassen wie Immobilien oder Private Equity transparent und sicher abzubilden. Denkbar seien auch finanzwirtschaftlichen Dienstleistungen in dezentralen Netzwerken. "Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial, den gesamten Finanzmarkt fundamental zu verändern", lautet das Fazit von Finanzmarktexperte Graf.

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