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1997 | Buch

Einführung in die Mechatronik

verfasst von: Prof. Dr.-Ing. Werner Roddeck

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

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Über dieses Buch

Der Begriff Mechatronik (engl. mechatronics) ist ein Kunstwort und wurde vor ca. 15 Jahren in Japan von einem Entwickler aus dem Bereich der Robotertechnik geprägt. Es setzt sich aus den beiden Namen der bekannten Disziplinen der Ingenieur­ wissenschaften -Mechanik oder Maschinenwesen (engl. Mechanics) und Elektronik (eng I. electronics) -zusammen. In den letzten Jahren ist er auch in Deutschland in aller Munde und es wurden bereits an mehreren Hochschulen Studiengänge "Mechatronik" oder Studienrichtungen mit entsprechenden Studien anteilen eröffnet. Die Notwendigkeit für diese neue Disziplin der Ingenieurwissenschaften ergibt sich aus der immer mehr zunehmenden Durchdringung maschinen baulicher Produkte mit Anteilen aus dem Bereich der Elektrotechnik und der Informatik. Dabei werden nicht nur einzelne Komponenten konventioneller Produkte ersetzt, sondern die Entwicklung folgt einem ganz neuen Denkansatz. Man versucht, das Gesamtsystem zu verstehen und zu modellieren und wählt dann für die verschiedenen Teilsysteme solche Komponenten und Methoden aus, die zu einfacheren, preiswerteren und funktionaleren Gesamtsystemen führen. Dies ist nur dann möglich, wenn Produktentwickler integrierte Kenntnisse aus allen genannten Bereichen der Ingenieurwissenschaften besitzen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Der Begriff Mechatronik (engl. Mechatronics) ist ein Kunstwort und wurde vor ca. 15 Jahren in Japan von einem Entwickler aus dem Bereich der Robotertechnik geprägt. Es setzt sich aus den beiden Namen der bekannten Disziplinen der Ingenieurwissenschaften — Mechanik oder Maschinenwesen (engl. Mechanics) und Elektronik (engl. Electronics) — zusammen. Damit ist dieser Name bereits ein Programm und deutet an, daß die Mechatronik Inhalte der beiden oben genannten Disziplinen zusammenfügt. In Japan legt man den Begriff Mechatronics sehr weit aus. In Europa wurde eine eher enge Definition geprägt, die den Eindruck nahelegt, es handele sich bei dem Begriff um eine neue Wissenschaftsdiziplin. Diese Definition lautet:
Mechatronik ist ein interdisziplinäres Gebiet der Ingenieurwissenschaften, das auf den klassischen Disziplinen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik aufbaut. Ein typisches mechatronisches System nimmt Signale auf, verarbeitet sie und gibt Signale aus, die es z. B. in Kräfte und Bewegungen umsetzt [1.1].
Werner Roddeck
2. Modellbildung technischer Systeme
Zusammenfassung
In Kapitel 1 wurde bereits kurz auf die Modellbildung technischer Systeme am Beispiel eines einfachen mechanischen und eines elektrischen Systems eingegangen. Um die Kinematik und die Dynamik eines komplexen Systems anschließend behandeln zu können und darauf aufbauend ein Steuerungs- und Regelungskonzept des Systems zu entwickeln, ist immer zuerst eine solche Modellbildung erforderlich, d. h. letztendlich die Bildung eines Satzes mathematischer Beschreibungen des Systemverhaltens. Diese mathematische Beschreibung durch Differentialgleichungen und Anfangsbedingungen ist dann zwar exakt und läßt genaue Aussagen für das Modell zu, aber die Gleichungen gelten eben nicht für das reale Objekt der Betrachtung, sondern für sein Modell. Dies bedeutet, daß das Modell häufig nicht exakt das reale Verhalten beschreibt und meist auch gar nicht soll.
Werner Roddeck
3. Dynamik mechanischer Systeme
Zusammenfassung
Hat man ein Modell für das mechatronische System aufgestellt, so muß man die in ihm ablaufenden Bewegungen mathematisch beschreiben. Dazu gehören die Beschreibung der Lage und der Orientierung der einzelnen Körper zueinander und die Bestimmung der Geschwindigkeiten und Beschleunigungen. Die Kinematik beschäftigt sich mit den Bewegungen, ohne die Ursachen der Bewegungen, nämlich Kräfte oder Momente, in die Betrachtung mit einzubeziehen. Die Kinetik wiederum untersucht die Wechselwirkung zwischen den Ursachen und den Bewegungen von Massen.
Werner Roddeck
4. Schwingungen
Zusammenfassung
Für viele mechanische Strukturen ist das einfachste Modell der Einmassenschwinger, so wie er in Bild 4-1 dargestellt ist. Er besteht aus einer Masse, einer Feder und einem Dämpfungselement. Dieses Modell geht davon aus, daß alle Massen der Anordnung in der Masse m konzentriert sind und somit die Feder und der Dämpfer masselos sind. Die aus Gründen der besseren Darstellbarkeit räumlich gezeichnete Masse muß man sich als Punktmasse denken. Weiterhin wird in der Regel für die Feder die Gültigkeit des Hooke’schen Gesetzes (Robert Hooke: engl. Naturphilosoph 1635 – 1703) angenommen. Es besagt, daß die Verformung eines elastischen Körpers der verformenden Kraft proportional ist. Dies gilt natürlich nur im sogenannten elastischen Bereich des Körpers; bei sehr großen Kräften tritt plastische Verformung auf, ein nichtlineares Verhalten. Die Feder wird daher als ein Element angenommen, bei dem ein linearer Zusammenhang zwischen Belastung und Dehnung besteht. Das Dämpfungselement ist ein viskoser Dämpfer, für das ein linearer Zusammenhang zwischen der Dämpfungskraft und der Relativgeschwindigkeit der sich bewegenden Dämpferteile besteht. Diese Gesetzmäßigkeit wird auch als Newton’sches Reibungsgesetz bezeichnet. Die Masse selber hat nur einen Freiheitsgrad, kann sich also nur in vertikaler Richtung in der Bildebene bewegen. Um ein solches System in Schwingungen zu versetzen, muß eine äußere Erregerkraft auf die Masse einwirken.
Werner Roddeck
5. Meß-, Steuerungs- und Regelungstechnik
Zusammenfassung
Schaut man sich die Grundstruktur eines mechatronischen Systems in Bild 5-1 an, so sieht man, daß die Beschreibung des Verhaltens eines Teils der Systemkomponenten bereits in den vorausgegangenen Kapiteln erfolgt ist. Die dick umrahmten Systeme sind mechanische Systeme, deren mathematische Behandlung in Kapitel 3 und 4 ausführlich durchgeführt wurde. Die Modellbildung und die Mechanik der gestrichelt umrahmten Systeme wurde ebenfalls in den Kapiteln 2 bis 5 behandelt.
Werner Roddeck
6. Simulation
Zusammenfassung
In der Entwicklungs- oder Planungsphase von komplexen Bewegungssystemen mit unübersichtlichen Bewegungsvorgängen ist es heute vielfach üblich, solche Systeme nicht an körperlich vorhandenen Prototypeneinrichtungen zu erproben und zu optimieren, sondern sie auf einem Digitalrechner zu simulieren. Die dazu erforderliche Software wird als Simulationssystem bezeichnet. Solche Simulationssysteme gibt es zur Simulation der Kinematik (Beispiel Robotersimulationssystem), zur Simulation dynamischer Vorgänge (Beispiel regelungstechnisches Simulationssystem) oder auch zur Simulation statischer Belastungen (Beispiel Finite-Element-System). Weitere Simulationssysteme befassen sich mit der Simulation des elektrischen Verhaltens von Schaltungen und Bewegungssystemen.
Werner Roddeck
7. Sensoren
Zusammenfassung
Schauen wir uns das schon mehrfach gezeigte Strukturbild eines mechatronischen Systems in Bild 1-17 an, so finden wir die in diesem Kapitel zu behandelnden Sensoren oder Meßwertaufnehmer an zwei Stellen. Zum einen dienen sie dazu, dem System Informationen über physikalische Größen (Kräfte, Temperaturen, Magnetfelder usw.) aus der Umwelt zu verschaffen und zum anderen finden sie sich als Aufnehmer für Rückmeldungen aus den systemeigenen Bewegungssystemen. Bei der letzten Gruppe, die in jedem mechatronischen System in verschiedenartigem Umfang vorhanden ist, handelt es sich um Sensoren für die Messung von Wegen, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen, die benötigt werden, um den Bewegungszustand des Systems zu erfassen und zu regeln. Die erstgenannte Gruppe kann praktisch alle denkbaren Meßwerterfassungen beinhalten.
Werner Roddeck
8. Aktoren
Zusammenfassung
Für die Erzeugung von Bewegungen, oder das Aufbringen von Kräften, werden in mechatronischen Systemen Antriebe (Aktoren oder Aktuatoren) benötigt. Da sie häufig in lagegeregelten Antriebssystemen (Servosystemen) eingesetzt werden, kommen hier im wesentlichen drehzahl- oder geschwindigkeitsregelbare Antriebe in Frage. Diese Anforderung erfüllen die meisten elektrischen oder fluidischen Antriebe, auf denen das Hauptaugenmerk dieses Kapitels liegen wird. Der Begriff Aktor geht aber über den Begriff Antrieb (engl. actuator) hinaus und umfaßt alle Arten von Ausgabeelementen für Bewegungen und Kräfte, die sowohl analog als auch binär wirken können. In Bild 8-1 ist eine Übersicht über Energiewandlungsprinzipien und darauf
Bild 8 - 1
Energiewandlungsprinzipien und darauf beruhende Aktoren
Energie E = m · c2
Elektrische Energie
Äußere elektrische und magnetische Feldkräfte Innere Molekularkräfte
Elektromotor Elektromagnet Ferroelektrische Aktoren Magnetostriktive Aktoren
 
Strömungs-Energie
Pneumatisch erzeugte Druckkräfte Hydraulisch erzeugte Druckkräfte
Überdruck-Stelleinrichtung Unterdruck-Stelleinrichtung Hydraulische Stelleinrichtung Hydromotoren
 
Thermische Energie
Wärmedehnung Memoryeffekt
Thermo-Bimetall Dehnstoff-Aktor Einweg-Memory-Metall Zweiweg-Memory-Metall
 
Chemische Energie
Elektrolysedruck Explosionsdruck
Elektrochemische Stelleinrichtung Pyrotechnische Stelleinrichtung
beruhende Aktoren dargestellt. Eine umfassende Behandlung aller im Bild aufgeführten Aktorprinzipien geht über den Rahmen dieses Buches hinaus und kann hier nicht allzusehr vertieft werden. Viele der aufgeführten Möglichkeiten, insbesondere beim Einsatz für mikromechanische Aktoren, sind auch heute noch nicht über das Laborstadium hinausgekommen. Weit verbreitet und eingeführt sind im wesentlichen Aktoren, die mit elektrischer oder fluidischer Energie betrieben werden.
Werner Roddeck
9. Mechatronische Systeme
Zusammenfassung
In diesem abschließenden Kapitel werden nun einige Systeme vorgestellt, die typischerweise in der Mechatronik behandelt werden. Anhand der Beispiele soll nochmals aufgezeigt werden, wie die Prinzipien und Methoden, die in den vorhergehenden Kapiteln erläutert wurden, zur Anwendung kommen. Als ein Schwerpunkt werden dabei die Industrieroboter behandelt. Diese Systeme sind der eigentliche Ausgangspunkt der Mechatronik in der Vergangenheit gewesen und sie enthalten als Systeme alle Komponenten, die bereits behandelt wurden. Daher werden Industrieroboter und ihr Praxiseinsatz in dem hier möglichen Umfang vertieft behandelt.
Werner Roddeck
Backmatter
Metadaten
Titel
Einführung in die Mechatronik
verfasst von
Prof. Dr.-Ing. Werner Roddeck
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-96736-7
Print ISBN
978-3-519-06357-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-96736-7