Zusammenfassung
Weltweit ist die Popularität von Sportarten unterschiedlich ausgeprägt und führt zur Frage: Was ist eine Mediensportart? Der Beitrag soll definitorische Grundlagen erörtern, um mit einem Modell die Basis einer Kategorisierung für zukünftige empirische Überprüfungen von Sportarten zu erbringen. Mediensportarten werden als Ausprägung von Bewegungsstrukturen im kulturell differenzierten Medien-Sport-Komplex definiert. Auf den Dimensionen Kontext, Organisation und (Interaktions-)Struktur werden Merkmale von Mediensportarten gekennzeichnet. Deutlich wird, dass Mediensportarten nicht nur durch kulturelle Verankerung, Erfolg und charismatische Stars geprägt sind, sondern zudem strukturelle Besonderheiten aufweisen können. Zum Abschluss werden reale, mediatisierte und mediale Sportarten differenziert, um eine Anwendung des Modells aufzuzeigen.
Abstract
The popularity of sports varies to different extents around the world and leads to the question: what is a media sport? This contribution discusses definitional principles with the goal of using a model to establish the basis of categorization for future empirical analysis of diverse sports types. Media sports are defined as characteristic of movement structures in the culturally differentiated media sports complex. Features of media sports are distinguished according to the dimensions of context, organization, and (interactive) structure. It becomes clear that media sports types are not only characterized by cultural grounding, success, and charismatic stars, but can also exhibit structural distinctions. In conclusion, real, media-driven, and medial media sports are differentiated to demonstrate application of the model.
Notes
Für die TV-Einschaltquoten unterschiedlicher Länder vgl. Burk & Schauerte (2007, S. 75–76), für internationale Themenschwerpunkte in Printmedien vgl. Horky (2008, S. 4–5).
vgl. Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (2001, S. 4–5).
Fußball ist z. B. in weiten Teilen Europas führende Fernsehsportart, trotz national unterschiedlichen Erfolgs. Auch Ranglisten der beliebtesten Sportarten belegen sehr unterschiedliche Gewichtungen bei Merkmalen, die einen medialen Erfolg bedeuten (vgl. Sport+Markt, 2007, 2008).
Vgl. Bachner (2008).
Vgl. Knapp (2008).
Vgl. Mitatselis & Schneider (2008).
Vgl. Pfister & Gems (2007), mehrere Beiträge in Weis & Gugutzer (2008), Digel (1999) sowie Schwier & Schauerte (2008) zu Thematisierungen der Medien.
Vgl. zur Organisationsstruktur Digel (1999), Heinemann (1990, S. 83 ff.) und Holzhäuser (2004) sowie allgemeiner Pfister (2006) und Beiträge in Weis & Gugutzer (2008).
Vgl. die Darstellung von Bewegungsstrukturen bei Loosch (1999) und Meinel & Schnabel (2007) sowie deren Nachvollziehbarkeit z. B. bei Heinemann (1990, S. 51 ff.). Zu Formen der Bewegungen vgl. Schulze (2005), zu Bewertungsverfahren Adam (1973) sowie zu einzelnen Aspekten verschiedene Beiträge in Weis & Gugutzer (2008).
Vgl. z. B. Pfaff (2006). Der Mediatisierungsprozess von Biathlon wird zurzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Deutschen Sporthochschule Köln überprüft.
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Horky, T. Was macht den Sport zum Mediensport?. Sportwiss 39, 298–308 (2009). https://doi.org/10.1007/s12662-009-0077-4
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