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2010 | Buch

Der Fragebogen

Datenbasis, Konstruktion und Auswertung

verfasst von: Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Es gibt Dinge, die muss man nicht lernen, die kann man eben: Sehen, hören, sprechen, einen Fragebogen formulieren . . . Weil wir beim mündlichen Befragen glauben der Wahrheit früher oder später auf den Grund zu kommen, meinen viele, das müsste auch für Fragebogen g- ten. Das stimmt aber nicht. Denn anders als bei einer unstrukturierten - fragung etwa eines Zeugen vor Gericht oder eines Prüflings in der Prüfung erlauben Fragebogen in der Regel kein Nachhaken bei Unklarheiten, keine Klarstellungen missverständlicher Formulierungen, keine Rückfragen bei off- sichtlichen Versprechern; anders als offene mündliche Befragungen erfordern sie viel Nachdenken, bevor man mit der Fragerei beginnt. Die Reihenfolge der Fragen, die Wahl der Worte, selbst die Farbe des Fragebogens haben Einfluss auf die Antwort, und die Frage: Sind Sie – glücklich – unglücklich – weder/noch wird einen anderen Prozentsatz glücklicher Menschen liefern als die Frage: Sind Sie – glücklich – zufrieden – eher zufrieden – eher unzufrieden – unzufrieden – unglücklich. Als amerikanische Meinungsforscher einmal fragten: „Stimmen Sie der Beha- tung zu: Für die zunehmende Kriminalität in unserem Land sind in erster Linie die Menschen mit ihrem individuellen Fehlverhalten und nicht die gesellscha- lichen Verhältnisse verantwortlich?“ sagten zwei Drittel der Befragten „ja“. Als sie statt dessen fragten: „Stimmen Sie der Behauptung zu: Für die zunehmende Kriminalität in unserem Land sind in erster Linie die gesellschaftlichen Verhä- nisse und nicht die Menschen mit ihrem individuellen Fehlverhalten vera- wortlich?“ sagten wieder zwei Drittel der Befragten „ja“.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Auf die Plätze, fertig, los …
Zusammenfassung
Spiegelte der Blick in die Lokalzeitung an diesem Morgen nicht meine persönlichen Erfahrungen an der Hochschule wider? Traf die auf der Feuilletonseite abgedruckte Reportage nicht ins Schwarze? Geschildert wurde der Versuch eines Journalisten an der Dortmunder Hochschule – meiner Arbeitsstätte – ein sozialwissenschaftliches Fachbuch auszuleihen. In der Uni-Bibliothek erfuhr er, dass er damit rechnen müsse, die Lektüre aufgrund der hohen Nachfrage frühestens in einem halben Jahr in Händen zu halten. War das nicht Uni-Alltag? Spontan pflichtete ich dem Reporter bei. Aber war das denn wirklich korrekt? Wie viel bestellte Bücher hatte ich in letzter Zeit umgehend erhalten? 20 hatte ich prompt bekommen, zwei nicht. Obwohl ich die meisten Bücher erhalten hatte, hatte ich dem Journalisten spontan Recht gegeben. Woher also diese verflixt trügerische Wahrnehmung? Wohl daher, dass ich gerade gestern ein dringend benötigtes Buch nicht bekommen hatte.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
2. Die Qual der (Aus-)Wahl: Grundgesamtheit und Stichprobe
Zusammenfassung
Über wen wollten wir Aussagen treffen? Wer sollte den Fragebogen ausfüllen? Die Studierenden der gesamten Bundesrepublik? Nein, das war nicht unser Ziel. Wir wollten vor allem einen Institutionen-Vergleich zwischen Universitäten und Fachhochschulen durchführen. Eine der Hypothesen lautete, Fachhochschul-Studierende seien mit der Qualität der Lehre zufriedener als Uni-Studierende. Da hierzu bislang kaum Studien durchgeführt wurden, reichte es unserer Meinung nach zunächst einmal aus, sich bei der Auswahl auf einen Studienort zu beschränken. Pragmatischerweise fiel unsere Wahl auf Dortmund, weil wir uns als Ortsansässige hier alle relevanten Informationen und damit einen Überblick verschaffen konnten.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
3. Fragen stellen ist nicht schwer, Fragebogen konstruieren sehr!
Zusammenfassung
Der Glaube, ein Fragebogen sei im Nu gestrickt, ist ein Irrtum. Obwohl Fragenstellen zunächst als eine ganz alltägliche Angelegenheit erscheint, stellten wir fest, dass zur Konstruktion eines Fragebogens viel mehr gehört. Uns jedenfalls hielten die Konstruktion der Fragen, das Aufeinander-Abstimmen, das Maßschneidern auf die „Bedürfnisse“ der Befragten und das in Einklang-Bringen von Fragen und Forschungszielen viele Sitzungen lang auf Trab. Dabei orientierten wir uns, wo es uns möglich war, an den Ratschlägen erfahrener empirischer Sozialforscher/innen wie Friedrichs, Mayntz, Noelle-Neumann & Co. Leider nicht immer …
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
4. Vom unausgefüllten zum ausgefüllten Fragebogen
Zusammenfassung
Hätten wir den Studierenden einfach nur den Fragebogen zugeschickt, hätten diese sich wahrscheinlich gefragt, was sie damit anfangen sollten. Also formulierten wir ein ansprechendes Anschreiben. Damit dieses Schreiben alles Notwendige enthielt, orientierten wir uns an folgender Aufzählung nach Friedrichs (vgl. 1985, S. 238):
  • Name und Adresse des Absenders (Institution und Name der Forscherin)
  • Thema der Befragung
  • Zusammenhang von Thema, Verwertungsziel und Interesse des Befragten
  • Anonymität der Befragten
  • Begründung für die Auswahl der Empfängerin
  • Rücksendetermin – evtl. Anreize für die Rücksendung.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
5. Der Weg zum Datensatz
Zusammenfassung
Wohin wir in unserem Büro jetzt auch sahen, überall stapelten sich Fragebogen. Wie aber sollten die darin enthaltenen Informationen in den Computer gelangen? Hierfür boten sich zwei Alternativen an: Einerseits die Ärmel hochzukrempeln und die Sache selbst in die Hand zu nehmen oder ein externes Erfassungsbüro damit zu betrauen. Gegen letzteres sprach Zweierlei: Erstens war es für uns zu teuer, zweitens befürchteten wir keinen Einblick in den Vorgang der Dateneingabe und damit ihrer „Qualität“ zu haben. Damit war für uns entschieden, dass wir die Arbeit selber machen mussten. Diese gliederte sich in drei Schritte:erte sich in drei Schritte:
  • Verkoden des Fragebogens
  • Erstellen einer Datenmaske
  • Eingeben der Daten
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
6. Zahlen, Zahlen, Zahlen: Die Grundauswertung
Zusammenfassung
Mit den Daten im Computer konnten wir zunächst genauso viel oder wenig anfangen wie mit den Fragebogen in den Aktenordnern. Sowohl anhand der Fragebogen als auch mit Hilfe des Computers konnten wir beispielsweise schnell nachschlagen, wie alt die „Studentin“ Nr. 478 ist. Ein Faktum, was uns als Einzelergebnis aber wenig sagte. Uns interessierten nämlich nicht so sehr die Antworten Einzelner, vielmehr wollten wir einen Überblick über alle Studierenden erhalten. Dazu führten wir eine Grundauswertung unserer Daten durch.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
7. Über einfache Tabellen hinaus
Zusammenfassung
Schon während wir den Tabellenband erstellten, wurden wir verschiedentlich gebeten, erste Ergebnisse unserer Befragung zu präsentieren. Da der Gedanke nahelag, auf bereits fertig gestellte Tabellen zurückzugreifen, begannen wir für den Vortrag munter Tabellen aus dem Band herauszusuchen. Unsere gute Stimmung verflog aber rasch. Nach und nach drohten wir den Überblick über all die Zahlen zu verlieren und gerieten angesichts der Tabellenflut ein ums andere Mal gehörig durcheinander. Schließlich waren wir immer weniger motiviert, die darin enthaltenen Zahlen näher anzusehen. Selbst dann, wenn sie versprachen, recht interessant zu sein. Wie aber sollte es da erst jenen Personen gehen, für die der Vortrag gedacht war?
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
8. Ins Eingemachte der Datenanalyse
Zusammenfassung
Auch wenn uns in dieser Phase des Projektes schon ein protziger Tabellenband aus dem Regal anlächelte und bunte Bildchen unsere Pinnwände schmückten, gaben wir uns mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden. Denn in uns erwachte die detektivische Neugier. Wir stellten uns beispielsweise die Frage, ob sich aus den vorhandenen Daten nicht noch weitere Zusammenhänge ermitteln ließen.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
9. Was am Ende übrig bleibt: Die Berichterstattung
Zusammenfassung
Nachdem wir unsere Daten mit mehr oder weniger komplizierten Verfahren der Datenanalyse durchdrungen hatten, rückte die schriftliche Dokumentation des ganzen Geschehens auf Platz Eins der Tagesordnung. In diesem Zusammenhang stellten wir uns Fragen zum Wie und Wo des Publizierens. So diskutierten wir beispielsweise, ob wir das Forschungsgeschehen in Form eines Buches oder Berichtes rekapitulieren oder doch nur eine Auswahl treffen und Teilergebnisse in Fachzeitschriften plazieren sollten. Wir wollten keine Möglichkeit auslassen und verständigten uns darauf, mehrere Wege einzuschlagen.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
10. Vorsicht Falle: Gesammelte Tipps
Zusammenfassung
Hin und wieder wurden wir danach gefragt, was bei einer Befragung unserer Ansicht nach beachtet werden sollte. Eine Antwort auf eine derart offene Frage zu geben, fiel uns zunächst nicht leicht. Gab es doch viel zu beachten, immerhin so viel, dass wir uns mühelos über 100 Seiten damit beschäftigten konnten. Schließlich schossen uns aber nach und nach einige Ratschläge durch den Kopf, die bei genauerem Hinsehen aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit auf jede Phase des Forschungsprozesses zutrafen und die wir unseren Leserschaft aufgrund ihrer Bedeutsamkeit nicht vorenthalten möchten.
Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin
Backmatter
Metadaten
Titel
Der Fragebogen
verfasst von
Sabine Kirchhoff
Sonja Kuhnt
Peter Lipp
Siegfried Schlawin
Copyright-Jahr
2010
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92050-4
Print ISBN
978-3-531-16788-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92050-4