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24.10.2023 | Nachhaltige Geldanlagen | Im Fokus | Online-Artikel

Anleger wissen zu wenig über nachhaltige Geldanlagen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Das Interesse der Menschen an Anlagethemen bleibt hoch - auch wenn der Run auf Wertpapiere und Altersvorsorgeprodukte abgeebbt ist. Viel zu tun bleibt bei den nachhaltigen Geldanlagen. Ihre Nutzung stagniert - auch aufgrund von Wissenlücken der Sparer. 

Knapp drei Viertel (73 Prozent) der rund 1.300 vom Bundesverband deutscher Banken im Spätsommer 2023 befragten Internetnutzer ab 18 Jahren interessiert der Themenkomplex Sparen, Vorsorge und Investieren. Allerdings machen sich Inflation und Zinswende im Anlageverhalten der Teilnehmer bemerkbar. So hat das Tages- und Festgeld wieder das Sparbuch als Anlageform überholt. Der Anteil der Wertpapieranleger und Nutzer von Altersvorsorgeprodukten ist mit 28 beziehungsweise 27 Prozent allerdings gegenüber dem Vorjahr mit jeweils 33 Prozent gesunken.  

Interesse an nachhaltiger Geldanlage stagniert

Nur knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) kennt den Begriff der nachhaltigen Geldanlage. Diese Teilnehmer verbinden damit Investitionen in umweltfreundliche Produkte und erneuerbare Energien. Allerdings liegt der Anteil der Sparer, die Kapital in entsprechende Produkte angelegt haben, mit zehn Prozent wieder unter dem Vorjahreswert (elf Prozent). Das entspricht rund sechs Millionen Personen. Interessant: Mit steigendem Einkommen klettern die Investitionen nach ökologischen, sozialen oder gesellschaftlichen Kriterien. Bei Personen mit einem Haushaltseinkommen von mehr als 3.500 Euro im Monat legen derzeit 16 Prozent ihr Geld nachhaltig an. 

Dabei fließt das Kapital der Sparer vor allem in sozial- und umweltverträgliche Produkte (49 Prozent) und Unternehmen (48 Prozent). Deutlich weniger setzen auf den Ausschluss von ganzen Wirtschaftsbereichen oder Produktgruppen (26 Prozent).

Großes Angebot trifft auf Wissenslücken

Allerdings geben laut Bankenverband 46 Prozent der Menschen, die entsprechende Produkte kennen, aber bisher nicht nutzen, an, zu wenig über diese Anlagen zu wissen. 16 Prozent vermissen Angebote ihrer Bank, 15 Prozent ist die Rendite zu gering und für sechs Prozent sind nachhaltige Geldanlage zu aufwendig. 

Spätestens seit der Verabschiedung des EU-Aktionsplans als Teil der Umsetzung des Pariser Abkommens zum Klimawandel und der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung befindet sich der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen auf Wachstumskurs. Dementsprechend wird auch die Palette nachhaltiger Geldanlagen immer vielfältiger und breiter", schreibt Carmen Mausbach im Versicherungsmagazin-Sonderheft vom Sommer 2023 zum Thema. 

Finanzberatung wird zum Kraftakt

Doch gerade diese Vielfalt aus Siegeln und Ratings sowie die Einführung von Standards durch die Europäische Union - etwa bei sogenannten Green Bonds - erschweren mitunter die Produktauswahl. Das macht die nachhaltige Beratung zum Kraftakt. "Die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage ist ein zwingender Bestandteil der Geeignetheitsprüfung, deren Ziel es ist zu eruieren, ob ein Finanzprodukt, also eine Aktie, ein Investmentfonds oder auch ein Rentenprodukt, zu den bisherigen Anlageerfahrungen und den Zielsetzungen der Kunden und Kundinnen passt", erläutert die Autorin.

Um ernsthaft nachhaltig beraten und investieren zu können, müssen sowohl Berater als auch ihre Kunden zunächst ein Grundverständnis über den Nachhaltigkeitsbegriff haben und präzise definieren können, wie weit sie den Begriff auslegen möchten, so Mausbach. "Und hier fängt das Dilemma bereits an, denn ein einheitlicher Konsens darüber, was Nachhaltigkeit bedeutet, existiert nicht. Für viele Marktteilnehmer ist das Wort viel zu schwer zu fassen, so dass sie den Fokus meist nur auf Maßnahmen zur CO2-Reduktion legen."

Regulierung muss verständlicher werden

Auch Gütesiegel, Labels und Ratings, die die Produktauswahl und den Auswahlprozess eigentlich erleichtern sollen, seien nur wenig hilfreich, wenn sie auf Verordnungen beruhen, "die selbst diffus, unverständlich und wenig glaubwürdig sind". Wünschenswert sei daher, dass die Regierungsbehörden zu einer gemeinsamen Sprache beim Nachhaltigkeitsthema finden und diese auch entsprechend verankern.

Unabhängig davon bleibt es für Berater weiterhin wichtig, die Entwicklungen im Auge zu behalten und ihren Wissensstand zur nachhaltigen Beratung stets aktuell zu halten. Zudem ist es auch zukünftig geboten, den Nachhaltigkeitsdialog mit den Kunden und Kundinnen aktiv zu suchen. Denn nur durch einen fundierten Austausch lassen sich Missverständnisse und Informationsdefizite beim Thema Nachhaltigkeit vermeiden", lautet das Fazit der Wirtschaftsjournalistin.

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