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2023 | Buch

Plattformökonomie im Gesundheitswesen

Health-as-a-Service – Digitale Geschäftsmodelle für bessere Behandlungsqualität und Patient Experience

herausgegeben von: Christian Stummeyer, Andrea Raab, Moritz Erasmus Behm

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Dieses Buch zeigt, wie neue Health-as-a-Service-Geschäftsmodelle zu einer besseren Patientenerfahrung und zugleich Kostensenkungen beitragen können. Im Gesundheitssektor entstehen neue digitale Geschäftsmodelle der Plattformökonomie, die Vorteile für alle am Markt der Gesundheitsdienstleistung Beteiligten Akteuren – inklusive des Patienten – bringen können. Digitale, datengetriebene Gesundheitsangebote werden zu einer messbaren Verbesserung der Behandlungsqualität führen und zugleich die Effizienz der Leistungserbringung steigern. Dazu werden vermehrt auch Methoden der Künstlichen Intelligenz und des Maschinellen Lernens eingesetzt. Zudem erwarten Patienten, die in der Zukunft mehrheitlich der Gruppe der Digital Natives angehören werden, zunehmend eine individuelle Betreuung (Patienten-Journey). Alle Leistungsanbieter im Gesundheitsbereich müssen systematisch prüfen, welche Health-as-a-Service-Geschäftsmodelle entwickelt und wie diese erfolgreich umgesetzt werden können. Dieses Buch bietet dafür den fundierten Leitfaden.
Inhalte aus folgenden ThemenbereichenDie Grundlagen der Plattformökonomie für das Gesundheitswesen verstehenWie Plattformen und Marktplätze das Gesundheitswesen verändernErfolgsfaktoren von Plattform-Geschäftsmodellen im GesundheitswesenKI als Enabler für Plattform-Geschäftsmodelle der ZukunftMit Beiträgen von:Dr. med. Henri Michael von Blanquet – Precision Medicine Alliance, Föhr, DeutschlandTobias Chrobok – Siemens Healthineers AG, Erlangen, DeutschlandTimo Frank – Ada Health GmbH, Berlin, DeutschlandJulian Gansen – Newsenselab GmbH, Berlin, DeutschlandClemens von Guenther – Universität Augsburg, Augsburg, DeutschlandAnisa Idris – Ada Health GmbH, Berlin, DeutschlandDr. Florian Koerber – Flying Health GmbH, Berlin, DeutschlandDr. Lara Maier – goetzpartners Holding AG, München, DeutschlandMarius Mainz – GET.ON Institut für Online Gesundheitstrainings GmbH, Berlin, DeutschlandManon Mandel – Bristol Myers Squibb, München, DeutschlandProf. Dr. Alessandro Monti – CBS International Business School, Köln, DeutschlandProf. Dr. Volker Nürnberg – BDO AG, Frankfurt am Main, DeutschlandProf. Dr. Erika Raab – MSH Medical School Hamburg, Hamburg, DeutschlandProf. Dr. Christoph Rasche – Universität Potsdam, Potsdam, DeutschlandProf. Dr. Dominik Rottenkolber – Alice Salomon Hochschule Berlin, Berlin, DeutschlandDr. Alexander Schachinger – EPatient Analytics GmbH, Berlin, DeutschlandFrank Stratmann – SMARTR.care, Schmallenberg, DeutschlandSophia Strube – Ada Health GmbH, Berlin, DeutschlandMario Unterbrunner – Check24 Vergleichsportal GmbH, München, DeutschlandStephanie Widmaier – BDO AG, Frankfurt am Main, DeutschlandHenry Alexander Wittke – Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Die Grundlagen der Plattformökonomie im Gesundheitswesen verstehen

Frontmatter
Patient Experience und Patient Journey als maßgebliche Konzepte für den digitalen Wandel im Gesundheitswesen
Zusammenfassung
Gesundheitsdienstleister stehen weiterhin vor der großen Herausforderung, ihre Nutzenversprechen und Geschäftsmodelle sowie das gesamte Ökosystem des deutschen Gesundheitswesens auf Basis der Digitalisierung weiterzuentwickeln, um die Patient Experience entlang der gesamten Patient Journey nachhaltig zu verbessern. Hierbei sind alle Akteure gleichermaßen gefragt, wobei mit dem richtigen Ansatz und Know-how sowie der nötigen Finanzstärke jeglicher Anbieter die erforderliche Innovation anführen kann. Die Corona-Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, indem sie insbesondere die Offenheit und Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber digitalen Angeboten gefördert hat. Patienten wünschen sich neben einer herausragenden Experience, wie sie dies bereits aus anderen Branchen gewohnt sind, eine hürdenarme Unterstützung zur Steigerung ihres Wohlbefindens in jeder Lebenslage. Die Digitalisierung von Teilen des Angebots und der Kommunikation sowie ein aktives Touchpoint Management sind dabei Voraussetzungen, dass ein Leistungserbringer dem Patienten zusätzlich zu einer qualitativ hochwertigen Behandlung und Betreuung, die zur Verbesserung seiner Lebensqualität beiträgt, ein subjektiv wahrgenommen herausragendes Erlebnis bieten kann.
Andrea Raab, Mario Unterbrunner
Health-as-a-Service-Plattform: Die patientenzentrierte Digitalisierung des Gesundheitswesens
Zusammenfassung
Die zunehmende Digitalisierung ermöglicht auch Gesundheitsdienstleistern die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle auf der Basis von digitalen Angeboten. Dabei ist jedoch die angemessene Einbindung der Patienten und Kunden durch einen bidirektionalen Informationsfluss ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um Wert zu schaffen und die Kundenerfahrung verbessern zu können. Health-as-a-Service stellt hierbei einen disruptiven Ansatz dar, welcher auf Basis der Service-Dominant Logic und der Customer Experience Theorie beschreibt, dass ein Kunde und Patient primär seine Lebensqualität gesamtheitlich steigern und nicht nur ein einzelnes Produkt oder eine abgekapselte Leistung „konsumieren“ möchte. Zukunftsgewandte Organisationen im Gesundheitswesen sollten sich zunehmend dem Health-as-a-Service-Plattform-Gedanken zuwenden und auf Basis der Digitalisierung einen schnellen, unkomplizierten und akteursübergreifenden Austausch ermöglichen. Ziel müsste es sein, die Erfahrung für sämtliche Stakeholder zu verbessern und dabei vor allem den Patienten mit kundenzentrierten sowie barrierefreien Angeboten zu versorgen und dadurch ebenso die Technologieakzeptanz zu erhöhen.
Mario Unterbrunner, Andrea Raab
Der Patient der Zukunft
Zusammenfassung
Das Gesundheitswesen unterliegt einer dramatischen Veränderung durch digitale Transformation und sich verändernde Bedürfnisse der Patienten. Die Frage, wie die digitale Transformation des Gesundheitswesens en détail aussehen soll, um die Bedarfe von den Patienten der Zukunft zu befriedigen bzw. zu übertreffen, stellt zahlreiche Akteure vor eine große Herausforderung. Soll der Großteil der ambulanten Versorgungsprozesse auf das Smartphone verschoben werden oder die heute weitestgehend noch analoge hausarztzentrierte Versorgung durch digitale Komponenten innoviert werden?
Aus unterschiedlichen Anwendungsbereichen beleuchten fünf Thesen zum Patienten der Zukunft die Auswirkungen des allgemeinen digitalen Fortschritts auf moderne, digital-affine Patienten. Die digitale Transformation wird zukünftig auch den Umgang mit Krankheit und mit Prävention umfassend und tiefgreifend verändern. Diese Entwicklung wird maßgeblich durch mittlerweile etablierte kommerzielle Anwendungsfälle befeuert und somit gilt es für Interessenvertreter, Politiker sowie Entscheider und Akteure im Gesundheitswesen, sich mit pragmatischen und nachhaltigen Entscheidungen auf die veränderten Rahmenbedingungen bei der medizinischen Versorgung der sukzessive digitalisierten Bevölkerung einzustellen.
Christian Stummeyer, Moritz Erasmus Behm

Plattformen und Marktplätze verändern das Gesundheitswesen

Frontmatter
Der E-Health-Markt aus der Konsumentenperspektive
Zusammenfassung
Ein Markt besteht aus Angebot und Nachfrage. Das klingt schlicht, bedarf aber auf dem E-Health-Markt besonderer Klärung. Aufmerksamkeit, Zugang und Produkte sind in der Regel frei wählbar und verfügbar. Für viele Märkte, wie beispielsweise für den Konsumgütermarkt oder für den Markt der analogen und digitalen Massenmedien, ist dies selbstverständlich. Für das Gesundheitssystem in Deutschland ist es dies nicht, es ist im Vergleich auf Basis des Sozialgesetzbuches stark reguliert. Man spricht hier auch vom ersten, regulierten (Verordner-)Gesundheitsmarkt und vom zweiten Gesundheitsmarkt (frei käufliche Medikamente und Gesundheitsprodukte). Betrachten wir also Webseiten und Apps, welche für Bürger und Patienten gedacht sind und welche diagnostizieren und therapieren können, kommt relativ schnell das erste Dilemma zutage: Passen diese Märkte und Systeme überhaupt stimmig zusammen oder wird es im Zuge der Digitalisierungsdynamiken bald Reibungen und Disruptionen geben (Schachinger, 2014)
Der Gegenstandsbereich dieses Beitrags ist der E-Health-Markt, sprich der Markt, der web oder appbasierte Gesundheits- und Therapieanwendungen für Bürger und Patienten anbietet, welche diese in der Regel auf ihren internetfähigen Consumer-Electronics-Geräten verwenden (Diese sind i. d. R.: PC, Laptop, Tablet, Smartphone sowie Wearables/Tracker bis hin zu VR-Brillen. Der Markt der Consumer Electronics, auch als Informations- und Kommunikationstechnologien bezeichnet, wird global und national relativ genau analysiert, siehe exemplarisch: itu.int, ec.europa.eu/eurostat sowie eito.​com). Im Fokus dieses Beitrags steht die Zielgruppe dieses Marktes: der Bürger und Patient.
Im ersten Teil wird stark verdichtet die Marktentwicklung der letzten 20 Jahre dargestellt, die Entstehung neuer E-Health-Anwendungen und ihrer Ökosysteme im Markt. Im zweiten Teil werden abschließend die Anwendungsfelder der neuen E-Health-Lösungen und die damit verbunden neu entstehenden digitalen Versorgungsszenarien für Nutzer und Patienten analysiert. Die Zielgruppe und ihre Entwicklung wird mit veranschaulichenden Kennzahlen umrissen und die Essenz daraus beschrieben.
Das Ziel dieses Beitrags besteht in einer verdichteten Darstellung des E-Health-Marktes primär aus der Nutzerperspektive, um die Herausforderungen der nahen Zukunft für Entscheider im Digital-Health-Segment zu umreißen. Patientenzentrierung ist im E-Health-Markt kein Agendapunkt der Politik oder Kommunikation, sondern die entscheidende Voraussetzung für Adaptation und Nutzennachweis überhaupt. Die freie Marktwirtschaft weiß das, die Selbstverwaltung des Gesundheitssystems in Deutschland erfahrungsgemäß noch nicht ausreichend.
Alexander Schachinger
Digitale Gesundheitsplattformen. Strategien – Geschäftsmodelle – Entwicklungslinien
Zusammenfassung
Die Gesundheit avanciert aus einer marktstrategischen Perpsektive zunehmend zu einer Dienstleistung, die von Expertenorganisationen erbracht wird. Einhergehend mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen gewinnen Dienstleistungsplattformen verstärkt an Relevanz, weil diese eine Many-2-Many-Kommunikation unterstützen und dabei heterogene Akteure wertschöpfungsrelevant verzahnen. Die Gesundheit verlagert sich auf diese Weise – über die elektronische Fall-Akte hinausgehend – in digitale Räume. Gesundheitsplattformen repräsentieren im hier verstandenen Sinne analog zu Amazon, Alibaba oder Facebook Multi-Agenten-Landschaften, deren genuine Wertschöpfungsleistung in der Informations- und Entscheidungsveredelung besteht.
Christoph Rasche, Erika Raab
Digitale Marktplätze im Gesundheitswesen
Zusammenfassung
In vielen Branchen haben neue, digitale Plattformen die bisherigen Geschäftsmodelle ganz wesentlich und zum Teil sogar disruptiv verändert, so z. B. in weiten Bereichen des Einzelhandels, der Musikindustrie oder der Tourismuswirtschaft. Allen voran erfreuen sich digitale Marktplätze einer stetig wachsenden Beliebtheit. In Anlehnung an den wohl berühmtesten Marktplatz, den Amazon Marketplace, versuchen sich auch im Gesundheitswesen Geschäftsmodelle, die die Dynamik von zahlreichen Akteuren in zweiseitigen Märkten vorantreiben. Dieser Beitrag hat einen Blick auf sowohl produkt- als auch dienstleistungsfokussierende Marktplätze im Gesundheitswesen mit Best Practices, Nutzenpotenzialen und Erfolgsfaktoren.
Moritz Erasmus Behm, Christian Stummeyer
Digital-molekulare Roadmap Healthcare 2030: Die Systemmedizin im Fadenkreuz der Plattformökonomie
Zusammenfassung
Die Plattformökonomie ermöglicht der Gesundheitswirtschaft das synchronisierte, skalierbare und multiprofessionelle Zusammenwirken der notwendigen Stakeholder für eine patientenzentrierte und outcome-orientierte Systemmedizin. Im Zentrum des Plattformdrehkreuzes steht die messbare Outcome-Verbesserung für den einzelnen Patienten auf Basis seiner individuellen präzisen Diagnose – der neuerdings möglichen digital-molekularen individuellen Beschreibung seiner biologischen Krankheitsursache – und der auf dieser Grundlage optimierten individuellen Therapieempfehlung für den einzelnen Patienten. Der auf eine Plattform abgestimmte Einsatz der neuen digitalen und molekularen Technologien schafft den Übergang von der ehemals statistisch orientierten „Inprecision Medicine“ hin zur „Precision Medicine“. Die individualisierte Systemmedizin wird in ihrer Konsequenz ein „Human Global Information System for Health 4.0“ zum Patientennutzen nach dem Vorbild geografischer Global-Information-Systeme, z. B. Google Maps, entstehen lassen. Das Navigationszeitalter für die Medizin hat begonnen – dabei ist die Digitalisierung nur der eine zentrale Teil der aktuellen technologischen „Super-Konvergenz“.
Henri Michael von Blanquet, Clemens von Guenther
Von der Utopie eines emergenten Gesundheitswesens – Health Economy und Plattformen sowie Ausblick in die Zukunft
Zusammenfassung
Das allgemeine und das spezielle Gesundheitsgeschehen stehen vor massiven Veränderungen. Die Verhältnisse verändern sich und das Gesundheitssystem steuert einer Novellierung medizinisch veranlasster Gesundheitsbeziehungen entgegen, die aufseiten der Anbieter von Gesundheitsleistungen nicht nur durch Akteure im ersten Gesundheitsmarkt bestimmt sein wird. Während Plattform-Geschäftsmodelle sich in anderen Branchen auf dem Vormarsch zeigen, wirkt das Gesundheitswesen auf den ersten Blick erstaunlich wehrhaft. Insbesondere das deutsche Gesundheitswesen scheint aufgrund seiner starken Regulierung weniger anfällig für plattformökonomische Prinzipien zu sein. Rein datengetriebene Geschäftsmodelle beeinflussen derzeit nicht die Regelversorgung im ersten Gesundheitsmarkt. Der internationale Druck aus Richtung liberal organisierter Gesundheitsmärkte, die sich Daten bereits zunutze machen, nimmt zu, findet im deutschen Vorbild aber noch keinen Halt.
Eine datengestützte Weiterentwicklung der Versorgungsmodelle und die mit dem Internet Einzug haltenden Demokratisierungseffekte im Verhalten der Nutzer des Gesundheitssystems treffen auf ein ausgeprägtes Bollwerk aus tradierten Glaubenssätzen. Das hieraus resultierende Beharrungsvermögen der gestaltenden Akteure in der Branche zeigt sich erstaunlich resilient. Das wird den Fortschritt allerdings nur temporär verzögern, resümiert dieser Beitrag. Die Zukunft des ersten Gesundheitsmarkts braucht Rahmenbedingungen für emergentes Zusammenhandeln. Der Beitrag zu diesem Herausgeberwerk markiert den Neubeginn eines bis heute stiefmütterlich geführten Diskurses darüber. Was hemmt diesen Wandel? Sind es die fehlenden Daten, die der Markt derzeit noch verweigert und ohne die ein Health-as-a-Service-Geschäftsmodell nicht auskommt? Welche Marktverschiebungen sind entlang heutiger Wertschöpfungen des Gesundheitswesens zu beobachten? Welche Rolle spielt die Netzwerkökonomie, und gibt es Trends, denen sich der deutsche Gesundheitsmarkt nicht verschließen kann und so neue Spielräume für digitale Plattformökonomie schafft?
Frank Stratmann
„Digital Market Access“: Die neue Realität von digitalen Geschäftsmodellen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt
Zusammenfassung
Digitale Innovationen können Gesundheitssysteme nur dann nachhaltig effizienter machen, wenn diese im Rahmen von Geschäftsmodellen erstellt werden, welche mittelfristig profitabel sind. In den letzten Jahren haben sich unterschiedliche Ansätze für derlei Lösungen im Rahmen des ersten und zweiten Gesundheitsmarktes herausgebildet. Diese Ansätze werden im Folgenden vorgestellt und anhand von Beispielen konkretisiert.
Florian Koerber, Lara Maier, Julian Gansen, Dominik Rottenkolber

Erfolgsfaktoren von Plattform-Geschäftsmodellen im Gesundheitswesen

Frontmatter
Therapeutics-as-a-Service: Neue Wege in der psychischen Gesundheitsversorgung
Zusammenfassung
Bereits vor der COVID-19-Pandemie war mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland pro Jahr von einer psychischen Erkrankung betroffen und die durchschnittliche Wartezeit auf einen Therapieplatz betrug fünf Monate. Infolge der Pandemie ist es nicht absehbar, dass sich zeitnah etwas an dieser Situation ändern wird. Der mangelnde Zugang und die langen Wartezeiten können dazu führen, dass Betroffene Behandlungen gar nicht erst beginnen, die durchschnittliche Erkrankungsdauer signifikant steigt oder das Risiko einer Chronifizierung zunimmt.
Infolgedessen müssen neue Wege für das Gesundheitswesen gefunden werden, um die bestehende psychische Versorgung zu verbessern und zu erweitern. Digital Therapeutics sind evidenzbasierte digitale Gesundheitsanwendungen und können Betroffenen den so dringend benötigten Zugang zu wirksamer Unterstützung und Behandlung ermöglichen. Aufgrund ihres wirksamen und niedrigschwelligen Behandlungsansatzes für zahlreiche Indikationen sind Digital Therapeutics ein relevanter Bestandteil für zukünftige Gesundheitsplattformen.
Als einer der führenden Anbieter im Bereich wirksamer psychologischer Online-Kurse bietet das deutsche Unternehmen HelloBetter mit dem Therapeutics-as-a-Service-Modell (TaaS) eine neuartige Möglichkeit zur Nutzung von Digital Therapeutics mit zusätzlicher menschlicher Begleitung. Das TaaS-Modell beinhaltet nicht nur das wirksame digitale Behandlungsangebot für die psychische Gesundheit, sondern auch die Coaching-Plattform von HelloBetter zur persönlichen Begleitung der Klienten und Versicherten. Die Bereitstellung der Plattform ermöglicht die Einbindung der eigenen Psychologen sowie Psychotherapeuten.
Das Therapeutics-as-a-Service-Modell ist ein vielversprechender neuer Ansatz, um eine patientenzentrierte Unterstützung anzubieten und bestehende Strukturen in der psychischen Versorgungslandschaft zu ergänzen.
Marius Mainz
Monetisierungs- und Preispolitik in der Plattformökonomie – Implikationen und Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung
Die digitale Plattformökonomie hat neue Möglichkeiten für Geschäftsmodelle entstehen lassen – Transaktionen, Austausch von Waren und Dienstleistungen und das Zusammenbringen von Marktteilnehmern auf einem digitalen Ort eröffnen neue Potenziale. Die Plattformökonomie lebt dabei von den Implikationen der Skalen- und Netzwerkeffekte: Diese Implikationen sind aber bisher aus Monetisierungs- und preispolitischer Sicht kaum untersucht worden. Dabei sind diese Themenfelder von zentraler Bedeutung, da sie über die Profitabilität und die langfristigen Erfolgsaussichten von digitalen Plattformen entscheiden. Der Beitrag beleuchtet die grundlegenden ökonomischen Implikationen von digitalen Plattformen, zeigt auf, wie die wichtige „kritische Masse“ an Nutzern erreicht werden kann, und analysiert ausführlich, welche Maßnahmen und Gestaltungsmöglichkeiten im preispolitischen Spektrum existieren und optimal eingesetzt werden können.
Alessandro Monti
Design von Digital-Health-Geschäftsmodellen – Vorgehensweise, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Zusammenfassung
Daten gewinnen branchenübergreifend zunehmend an Bedeutung im Bereich der Wertschöpfung. Besonders im Gesundheitswesen werden enorme Mengen an klinischen Daten mit hohen Zuwachsraten generiert, die eine wesentliche Verbesserung und neue Wege der Gesundheitsversorgung ermöglichen können. Dieser Zuwachs an Daten erfordert eine Transformation der Geschäftsmodelle der Gesundheitsversorger und der verschiedenen Unternehmen in der Gesundheitsbranche.
Gleichzeitig verändern sich die Markt- und Kundenstrukturen innerhalb des Gesundheitswesens. Einhergehend mit dieser Transformation widmet sich der Beitrag ausgewählten Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Digital-Health-Geschäftsmodellen und stellt ein Vorgehensmodell zur Erarbeitung innovativer und patientenorientierter Geschäftsmodelle vor.
Tobias Chrobok
Vom Produktverkäufer zum digitalen Gesundheitsdienstleister – wie die Digitalisierung einen Wandel in der pharmazeutischen Industrie induziert
Zusammenfassung
Das Kapitel widmet sich der Fragestellung, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die pharmazeutische Industrie ausübt und welche Relevanz digitale Serviceangebote haben. Ziel ist es zu beleuchten, wie sich pharmazeutische Unternehmen mithilfe der Bereitstellung von digitalen Services wie Apps vor dem Hintergrund der Service-Dominant Logic zu ganzheitlichen digitalen Gesundheitsdienstleistern entwickeln können und wie sich in diesem Zusammenhang das zukünftige Geschäftsmodell verändern wird. Es stellt sich heraus, dass die digitale Transformation nicht nur weitreichende Auswirkungen auf pharmazeutische Organisationstrukturen, auf das Innovationsmanagement sowie auf die Steigerung der unternehmerischen Effizienz hat, sondern auch die Voraussetzung schafft, dass sich Pharmaunternehmen mit Patienten vernetzen können, um ein ganzheitliches digitales Therapiekonzept anzubieten, welches neben der eigentlichen Medikation auch eine Infrastruktur gewährt, die digitale Servicedienstleistungen und Datenkonnektivität beinhaltet. Mit der Bereitstellung vernetzter Therapielösungen können pharmazeutische Unternehmen die Wertschöpfung für Patienten mit chronischen Krankheiten im Sinne der Service-Dominant Logic erleichtern, indem sie Behandlungsergebnisse verbessern, die Gesundheit sowie Lebensqualität langfristig steigern und so aus der Sicht eines serviceorientierten Geschäftsmodells zu einem Teil ihres Lebens werden.
Manon Mandel
Digitale BGM-Plattformen: Single versus Multi Payer – welches Geschäftsmodell setzt sich durch?
Zusammenfassung
Das Bewusstsein für digitale Präventionsangebote im betrieblichen Setting hat durch die COVID-19-Pandemie deutlich zugenommen. Bisher haben sich jedoch nur wenige Anbieter im Markt für digitales BGM durchgesetzt. Neben der allgemeinen Nachfrage nach dBGM und den gesundheitsfördernden Angeboten muss auch das Geschäftsmodell überzeugen, damit ein Dienstleister nachhaltig erfolgreich sein kann. Daher werden die Geschäftsmodelle ausgewählter dBGM-Anbieter und die Varianten der Preisgestaltung näher beleuchtet. Da sich das BGM primär im betrieblichen Setting abspielt, werden die Förderung der Mitarbeitergesundheit sowie die Bereitstellung finanzieller Ressourcen in erster Linie als Aufgaben des Arbeitgebers gesehen. Dieser muss aber nicht der alleinige Payer sein. Je nach Geschäftsmodell sind die wesentlichen drei Payer Arbeitgeber, Krankenkassen und Arbeitnehmer. Diese können entweder isoliert (Single Payer) oder kombiniert bzw. anteilig (Multi Payer) an den Kosten beteiligt werden.
Stephanie Widmaier, Volker Nürnberg

KI als Enabler für Plattform-Geschäftsmodelle der Zukunft

Frontmatter
Der Einsatz digitaler Plattformen und Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen – eine analytische Annäherung
Zusammenfassung
Wie digitale Plattformen innerhalb von Gesundheitsmärkten differenziert werden können und was Künstliche Intelligenz (KI) für sie im Einzelnen bedeutet, thematisiert dieser Beitrag. Er trägt damit zur Systematisierung des Forschungsstandes bei, indem Kriterien für die Differenzierung verschiedener Plattformarten benannt und die Rolle von KI als Gestaltungsdimension digitaler Plattformen reflektiert werden. Außerdem diskutiert er aktuelle Erkenntnisse zu Nutzern, Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Herausforderungen KI-basierter digitaler Plattformen.
In der Praxis ermöglichen damit verbundene Innovationen Patienten, Leistungserbringern und Kostenträgern sowohl individuelle als auch kollektive Vorteile, welche sich im Einzelnen auf die Bereiche Anamnese, Diagnose, Therapie, Medikation oder Prävention beziehen. Häufig zitierte Chancen sind Effizienz- und Qualitätsgewinne bestehender Behandlungsmöglichkeiten, Entscheidungsunterstützung/-überwachung, Kostenreduzierung, Zeitersparnis oder eine insgesamt bessere Patient- beziehungsweise Physician-Experience.
Henry Alexander Wittke
Das Potenzial KI-basierter Lösungen mit Lotsenfunktion
Zusammenfassung
Eine optimale Gesundheitsversorgung setzt regelmäßig die Nutzung zahlreicher Informationsquellen und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Experten voraus. Im Versorgungsalltag stellen sowohl die Weitergabe von Behandlungsinformationen zwischen verschiedenen Leistungserbringern als auch die zielgerichtete Koordination von Untersuchungs- und Behandlungsschritten den Patienten vor Herausforderungen. Der folgende Beitrag stellt zunächst die Entwicklung des aktuellen Technologieangebotes anhand einer Einführung in Methoden zur Künstlichen Intelligenz, Krankheitssymptombewertung und Diagnostik vor. Im zweiten Teil des Beitrages wird das digitale Angebot des Unternehmens Ada Health, das Nutzern eine effizientere und effektivere Gesundheitsversorgung ermöglichen soll, diskutiert. Im Anschluss werden anhand eines praktischen Beispiels aus den USA die unterschiedlichen Rahmenbedingungen von Gesundheitssystemen beim Einsatz von KI-Lösungen beleuchtet. Abschließend werden die derzeitigen Grenzen des Technologieangebotes und die Voraussetzung für eine nutzenstiftende Entwicklung diskutiert.
Anisa Idris, Timo Frank, Sophia Strube
Metadaten
Titel
Plattformökonomie im Gesundheitswesen
herausgegeben von
Christian Stummeyer
Andrea Raab
Moritz Erasmus Behm
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-35991-1
Print ISBN
978-3-658-35990-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35991-1

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