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2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

5. Politische Bildungspraxis: das Beispiel Attac-Deutschland

verfasst von : Björn Allmendinger

Erschienen in: Demokratie von unten?

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Die politische Bildungsarbeit ist von jeher ein wesentlicher Kernbestandteil der globalisierungskritischen Bewegung. Schon im Zuge der Anti-IWF-/Weltbank-Proteste 1988 in West-Berlin organisierten Gipfelgegner*innen bspw. so genannte „Antiimperialistische Stadtrundfahrten“ zu ausgewählten Orten im Stadtgebiet (Fabriken, Konzernfilialen etc.), um auf globale Zusammenhänge in Politik und Wirtschaft aufmerksam zu machen und die diagnostizierten weltweiten Ausbeutungsprozesse anhand der „Zentren der Herrschaft“ – gemeint waren hiermit der IWF und die Weltbank – in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Im Vordergrund standen hier vor allem die Wissensvermittlung und politische Aufklärungsarbeit. Der Begleitbroschüre zu den damaligen Stadtrundfahrten war ergo zu entnehmen: „Mit der antiimperialistischen Stadtrundfahrt und der vorliegenden Broschüre dazu wollen wir einen Mangel beseitigen, der seit langem besteht.

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Fußnoten
1
Hinsichtlich der genauen Anzahl der durchgeführten Stadtrundfahrten herrscht Unklarheit. Jürgen Gerhards zählte insgesamt lediglich sieben Fahrten dieser oder ähnlicher Art (vgl. Gerhards 1993: 117).
 
2
Bereits im Mai 1987 rief der BUKO zu einer Anti-IWF-/Weltbank-Kampagne auf und forcierte die inhaltliche Auseinandersetzung zu bestimmten Themenfeldern wie etwa Verschuldungskrise oder gerechter Welthandel. Auftakt bildete hier der 11. BUKO unter dem Motto „Elende Schulden – unverschuldetes Elend“ in Fulda (1987).
 
3
Interessant ist in diesem Kontext außerdem, dass der „BUKO Arbeitsschwerpunkt Verschuldung“ im Rahmen der IWF-/Weltbank-Kampagne sogar eigene Unterrichtsmaterialien erstellen wollte. Angekündigt und beworben wurden diese seinerzeit auch in den iz3w (1988b: 18). Leider konnten die Materialien trotz intensiver Recherche (einschließlich einer Anfrage beim BUKO-Büro in Hamburg) nicht mehr ausfindig gemacht werden. Es ist fraglich, ob diese letztlich überhaupt erschienen sind.
 
4
Alexander von Cube verstarb 2013. Er engagierte sich in den späten 1950er Jahren in der „Kampf-dem-Atomtod“-Bewegung und war später u. a. Redakteur für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Hannoversche Presse und in der Abteilung „Wissenschaft“ des WDR, die er maßgeblich mitaufbaute.
 
5
Paul Ciupke fasste den von einigen politischen Bildner*innen damals favorisierten aktionsorientierten Bildungsansatz 2008 wie folgt zusammen: „Die Veranstaltungen der politischen Bildung sollten demokratisiert werden, die Teilnehmer aktiviert und Seminare in politische Aktionen münden. […] Politische Bildung sollte sich […], damit das Attribut politisch auch Berechtigung habe, in das Terrain der politischen Aktion hineinwagen und zur Bildung aktionsfähiger Gruppen beitragen“ (Ciupke 2008: 177).
 
6
Ein grober Überblick über die jeweiligen Positionen ist dem Beitrag „Zum Stellenwert der politischen Aktion in der politischen Bildung“ von Alexander Wohnig zu entnehmen (vgl. Wohnig 2020a: 154–55).
 
7
Nonnenmacher hebt diesbezüglich kritisch hervor, dass seit dem 1976 formulierten Beutelsbacher Konsens und dem darin aufgeführten Überwältigungsverbot „alle Versuche, zivilgesellschaftliches Handeln, das aus dem politischen Unterricht heraus entsteht, vor all dann [sic!] wenn es sich mit demonstrativen Protestformen gegen herrschende Strukturen wendet, als Aktionismus diffamiert“ (Nonnenmacher 2011a: 92) werden.
 
8
Während in der ersten Phase hauptsächlich Planungs- und Organisationstreffen stattfanden, „kamen in der zweiten Phase Informationsveranstaltungen hinzu und in der dritten Phase schließlich Aktionen“ (Gerhards 1993: 120). Themenschwerpunkte der Informationsveranstaltungen waren u. a. die „Auswirkungen der IWF-Politik auf einzelne Dritte Welt-Länder und die gesellschaftliche Lage in diesen Ländern“ (25,8 Prozent), die „Interessen bundesdeutscher Konzerne und Banken an Dritte Welt-Ländern“ (15,4 Prozent) und die „Struktur, Politik und Geschichte von IWF und Weltbank“ (10,4 Prozent). Dem Segment der „Informationsveranstaltungen“ waren 260 von insgesamt 417 Veranstaltungen zuzuordnen (vgl. ebd.: 126).
 
9
Hierzu führt Beer näher aus: „Wie stark die sozialen Bewegungen [sic!] Ökologie-, Friedens- und Dritte-Welt-Bewegung [sic!] in Selbstverständnis und Praxis immer auch Lernbewegungen waren und sind, wird daran deutlich, dass sich aus ihnen heraus eine Vielzahl von eigenen Bildungseinrichtungen entwickelt hat, die, sich als integraler Bestandteil der Bewegung verstehend, eine intensive Bildungsarbeit zum Teil bis heute praktizieren“ (Beer 2007: 42).
 
10
Bernt Armbruster stellte schon in seiner 1979 erschienenen Studie zum „Lernen in Bürgerinitiativen“ fest, dass diese vor allem Orte des „politischen Aktionslernen[s]“ (Armbruster 1979: 18) seien und in ihrem didaktischen Verständnis der Lernort als Praxis begriffen wird.
 
11
Eine Übersicht der im Vorfeld des G20-Gipfels in Hamburg durchgeführten Aktionstrainings findet sich etwa unter: https://​www.​g20hamburg.​org/​de/​tags/​aktionstraining.
 
12
Für Aufsehen sorgten in jüngster Vergangenheit etwa die Blockadeaktionen im Rheinischen Braunkohlerevier 2020 durch das Bündnis „Ende Gelände“. Pandemiebedingt wurde 2020 sogar ein Online-Aktionstraining hierzu angeboten und am 18. September 2020 via YouTube verbreitet; siehe: https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=​P9YoF0T2yrY.
 
13
Uwe Painke wies 1997 in seinem Beitrag über die historischen Vorläufer der Trainings für Gewaltfreiheit darauf hin, dass diese in Ansätzen bereits von den Quäkern, dem US-amerikanischen „free-produce movement“ und später auch von der indischen Unabhängigkeitsbewegung angewandt wurden (vgl. Painke 1997: 168 ff.).
 
14
Achim Schmitz und Uwe Painke verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass die ersten regelmäßigen Aktionstrainings ab 1972 von dem US-Amerikaner Eric Bachmann organisiert wurden (vgl. Schmitz 2015: 170–71 und Painke 1997: 174).
 
15
Vgl. hierzu auch Wolfgang Hertles Ausführungen zu den gewaltfreien Aktionsgruppen und der Anti-AKW-Bewegung (vgl. Hertle 1997).
 
16
Paulo Freires Pädagogik ist, wie die Erziehungswissenschaftlerin Ilka Hoffmann darlegt, „auf solidarische kooperative Lernprozesse angelegt und untrennbar mit der Herausbildung eines kritisch-emanzipatorischen Bewusstseins verbunden“ (Hoffmann 2020: 220). Nach Johanna Schreiber und Sabine Leidig knüpft Freire mit seinem Bildungskonzept „an den Lebenszusammenhang der Menschen an, denen es ermöglicht werden soll, ihre Welt ‚lesen zu lernen‘ und sich so ihrer Rolle als Gestalter der Welt bewusst zu werden“ (Schreiber/Leidig 2011: 530). Dieser Grundgedanke, so Schreiber und Leidig, findet sich ebenfalls in der „‚ökonomischen Alphabetisierung‘, die als Strategie der globalisierungskritischen Bewegung bezeichnet werden kann“ (ebd.).
 
17
Vor einigen Jahren nahm Achim Schmitz bezüglich der „Trainings in Gewaltfreiheit“ eine demokratietheoretische Einordnung vor und konstatierte: „Die politische Bildung im Kontext dieser Trainings wird durch die Einführung einer anarchistischen Demokratietheorie bereichert, wonach das Konsensmodell als eine alternative Demokratiekonzeption [Hervorhebung im Original] bezeichnet werden kann. Für das Training in gewaltfreier Aktion erscheint diese Demokratietheorie als relevant, da in Trainings für gewaltfreie Aktion weit verbreitete libertäre Strömungen festgestellt wurden und da Übungen in einer nicht-hierarchischen Entscheidungsfindung im Konsens beim Training eine hohe Bedeutung haben“ (Schmitz 2015: 174).
 
18
Als Konsensstufen werden von Skills for Action aufgeführt: volle Zustimmung, leichte Bedenken, Enthaltung, beiseite stehen, schwere Bedenken und Veto (vgl. SfA 2013: 42).
 
19
Wie auch Christian Strobel in seiner Untersuchung berechtigterweise darlegt (vgl. Strobel 2011: 85), herrscht in der Fachliteratur hinsichtlich der genauen Anzahl an Zuschriften mit Bezug auf Ramonets Leitartikel durchaus Uneinigkeit. Während bspw. Ruth Jung eine Zahl von über 4.000 nennt (vgl. Jung 2002: 18), betont Christiane Grefe, dass damals sogar mehr als 5.000 Leserbriefe die Redaktion von Le Monde diplomatique erreicht hätten (vgl. Grefe 2005: 367).
 
20
Einige Jahre später wurde der Name in „association pour la taxation des transactions financières et pour l’action citoyenne“ geändert.
 
21
Ergänzend sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass bspw. Ruth Jung explizit die Zapatistas „als Wegbereiter der internationalen Bewegung Attac“ (Jung 2002: 37) benennt, dies aber letztlich nicht weiter begründet.
 
22
Hugo Braun, langjähriges Mitglied im Attac-Koordinierungskreis, erinnerte sich 2020 in einem Interview wie folgt an den Konstituierungsprozess von Attac-Deutschland: „In der Vorbereitungsphase zum G8-Gipfel in Köln 1999 habe ich in Peter Wahl einen alten politischen Weggefährten wiedergetroffen. Er erzählte mir, dass er mit anderen ein Netzwerk zur Kontrolle der Finanzmärkte initiiert. Es klang spannend, und ich schloss mich an. Damals waren das noch keine großen öffentlichen Veranstaltungen, man traf sich mit maximal acht Leuten im Büro von Weed in Bonn“ (zit. n. Attac-d 2020 s: 8).
 
23
Die Initiative zu diesem ersten Treffen, das letztlich die Gründung von Attac einleiten sollte, hatten WEED, Pax Christi, die Stiftung Umverteilen und Kairos Europa ergriffen (vgl. Hoffstätter/Hersel 2004: 14 oder Rätz 2010: 24).
 
24
Hinsichtlich der genauen Anzahl der beteiligten Personen und Organisationen kursieren unterschiedliche Angaben: Während Viola Hoffstätter und Phillipp Hersel (2004: 14) sowie Martin Uebelacker (2020) eine Zahl von etwa 100 Organisationen und Einzelpersonen aufführen, waren nach Peter Wahl ca. 120 Personen beim Gründungstreffen in Frankfurt am Main anwesend (vgl. Wahl 2009: 45 oder Peter Wahl, zit. n. taz 2008: 42).
 
25
Angemerkt sei, dass bereits vor der Gründung von Attac-Deutschland einzelne lokale Attac-Gruppen existierten (vgl. Sabine Leidig 2007, zit. n. Strobel 2011: 311).
 
26
Interessant ist in diesem Kontext, wie und auf welche Weise einzelne Organisationen dem Attac-Netzwerk in der Anfangsphase beitraten. Felix Kolb berichtete 2008 in einem Interview mit Christian Strobel von einem „Trick“ der damals angewandt wurde: „Attac wurde zunächst nicht als Organisation gegründet, sondern als Netzwerk. Als solches hatten wir eine Erklärung veröffentlicht, die auch von einigen Gewerkschaften verabschiedet worden war […]. Irgendwann haben wir Attac dann von einem Bündnis, das eine Erklärung abgegeben hat, in eine Organisation umgewandelt. Dabei haben wir gesagt: Alle, die die Erklärung unterschrieben hatten, sind Mitglieder von Attac. Dadurch waren die Gewerkschaften schnell mit im Boot, obwohl sie nie explizit die Mitgliedschaft beschlossen haben“ (zit. n. Strobel 2011: 343).
 
27
Attac war zunächst ein Projekt von „Share e. V.“ und wurde erst später aus dieser Struktur herausgelöst. Daher wurden bspw. auch Spendenquittungen bis zur Gründung des Attac-Trägervereins und der formalen Umstrukturierung ausschließlich von Share e. V. ausgestellt. Der Vorstand von Share trug folglich bis dahin „die volle juristische und finanzielle Verantwortung für das Projekt Attac“ (Attac-D 2005a: 12).
 
28
Letztlich folgte man mit der Gründung eines Trägervereins auch einer Empfehlung von Peter Wahl und Oliver Moldenhauer, die 2001 im Rahmen einer Koordinierungskreissitzung ein entsprechendes Diskussionspapier zur Organisationsstruktur von Attac vorgelegt und sich darin näher mit der Frage „Netzwerk oder Verein?“ auseinandergesetzt hatten (vgl. Attac-D 2001e: 8).
 
29
Zur Organisationsstruktur von Attac-Deutschland und zu den diesbezüglichen Kontroversen siehe Abschnitt 5.2.2.
 
30
Im Attac-Rundbrief vom 26. Januar 2003 war hinsichtlich des eigenen Politik- und Organisationsverständnisses bspw. zu entnehmen: „[M]achen wir Politikberatung im Stil der NGOs oder sind wir eine soziale Bewegung? Verändern wir die Welt durch Appelle an Parteien, Parlamente und Regierungen oder durch die Mobilisierung der Globalisierungsopfer, durch Druck von unten? Oder beides?“ (Attac-D 2003g: 1).
 
31
Christian Strobel nennt hier eine Zahl von insgesamt drei Bussen und 150 Aktivist*innen, von denen aber lediglich etwa ein Drittel über eine Attac-Mitgliedschaft verfügten (vgl. Strobel 2011: 139).
 
32
Felix Kolb zufolge griff man im Vorfeld des G8-Gipfels in Genua auf Erfahrungen und Öffentlichkeitsstrategien von Attac-Schweden zurück: „Attac Schweden ist damals – ich glaube, das war 2000 anlässlich des Weltbank- und IWF-Meetings – mit einer Gruppe von Leuten nach Prag gefahren. Obwohl man mit sehr wenigen Leuten vor Ort war, erfuhr man in Schweden eine relativ große Öffentlichkeit. Oliver Moldenhauer [Mitbegründer von Attac-Deutschland; Anm. B. A.] hat das über ein Vernetzungstreffen mitbekommen und hat eigentlich als erster gesagt, dass Genua für uns in Deutschland eine große Chance sei, wir dorthin fahren und entsprechend mobilisieren müssen und auf positive Rückkopplungseffekte hoffen könnten. […] Wir hatten auch zuvor öfter versucht, in die Presse zu kommen und sind überhaupt nicht durchgedrungen“ (zit. n. Strobel 2011: 341).
 
33
In diesem Kontext wies bspw. Felix Kolb darauf hin, dass „auch andere Gruppen der globalisierungskritischen Bewegung […] durch die von den Protesten hervorgerufene Öffentlichkeit neuen Zulauf [bekamen]“ (Kolb 2003) und viele von ihnen zum damaligen „Zeitpunkt der Proteste [sogar] wesentlich größer waren“ (ebd.) als Attac-Deutschland. Doch „weder die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) noch Peoples’ Global Action (PGA) [konnten]“, so Kolb, „im gleichen Maße von dem Boom in Genua profitieren, weil sie in der Medienberichterstattung, wenn überhaupt, dann nur am Rande erwähnt wurden“ (ebd.).
 
34
Anneli Syyslathi-Ghaeni, einst zuständig für Finanzen und Buchhaltung im Attac-Bundesbüro, weiß über die Anfangszeit Ähnliches zu berichten: „Attac war ja von seinem schnellen Wachstum zu Beginn fast überrollt worden. Für die, die damals ehrenamtlich den größten Teil der Büroarbeit geleistet haben, war das Projekt schlechterdings nicht mehr zu stemmen“ (zit. n. Attac-D 2015b: 10).
 
35
Hinsichtlich der genauen Größe des Attac-Kongresses kursieren unterschiedliche Angaben: Bei Hofstätter und Hersel ist bspw. die Rede von annähernd 3.000 Teilnehmer*innen (vgl. 2004: 17); im Attac-Jubiläumsband zum 10-jährigen Bestehen des Netzwerks wird hingegen eine Zahl von 2.500 Personen genannt (vgl. Attac D 2009b: 109).
 
36
Im VSA-Verlag erschien wenige Monate später auch eine Dokumentation des ersten deutschen Attac-Kongresses (vgl. Cassen et al. 2002).
 
37
Beispielhaft hierfür steht auch der von Sonja Taubert, Mitglied im Attac-Koordinierungskreis, 2020 in einem Interview formulierte Wunsch für die Zukunft des Netzwerks: „Ich wünsche mir, dass 50 Prozent mehr junge Leute den Laden übernommen haben und mir sagen, dass ich langsam aufhören kann […] [–] viele junge Menschen für Attac, das wäre mein Wunsch (zit. n. Attac-D 2020u: 7).
 
38
Julika Bürgin führt hierzu in einem Beitrag für die POLIS näher aus: „Ohne Gemeinnützigkeit werden Vereine nicht nur steuerpflichtig und verlieren Spenden. Sie können auch die Voraussetzung einbüßen, Fördermittel zu beantragen, in Dachverbänden Mitglied zu werden oder sogar öffentliche Räume anzumieten“ (Bürgin 2022b: 15).
 
39
Die insgesamt 78 Antworten, die bis zum 31. Mai 2022 über LimeSurvey eingingen, „erstreckten sich auf eine unbekannte Anzahl von Trägern und eine unbekannte Anzahl von beteiligten Personen. Aufgrund der Anlage der Befragung konnten sich mehrere Antwortende auf den gleichen Träger beziehen. Ebenso konnte eine Person die Fragen für mehrere Träger beantworten“ (Bürgin 2022a: 4).
 
40
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kam auch Felix Kolb und bezeichnete das Netzwerk 2006 als „Mischung aus Netzwerk und Organisation“ (Kolb 2006: 83).
 
41
Dies deckt sich letztlich auch mit der Selbstbezeichnung als „Netzwerk“ in den eigenen Veröffentlichungen (siehe bspw. Attac 2020h oder Attac-D 2020g). Eine von Karsten Fritz 2004 im Rahmen der Attac-Sommerakademie in Dresden befragte Person hob bezüglich des Netzwerkcharakters von Attac z. B. hervor: „Ich sehe Attac als ein NETZWERK [Hervorhebung im Original] globalisierungs-, kapitalismus-, gesellschaftskritischer Positionen und Gruppen, wo sich diese treffen, austauschen, verbinden und ‚befruchten‘ können“ (zit. n. Fritz 2005: 142).
 
42
Dem Selbstverständnispapier des Beirats ist bezüglich der formalen Eigenständigkeit vom Attac-Netzwerk zu entnehmen: „Der Wissenschaftliche Beirat ist von den anderen Attac-Strukturen unabhängig, das heißt, es gibt keine formelle Einbindung in oder Unterordnung unter die anderen Attac-Strukturen. Der Beirat ist autonom bei der Auswahl der Themen, seinen Publikationen, bei der Aufnahme von Mitgliedern und der Einbeziehung weiterer kompetenter Personen. Das Verhältnis zu Attac, aber auch im Beirat selbst [sic!] ist durch eine Haltung kritischer Solidarität, Fairness, Freundlichkeit und Kooperationsbereitschaft gekennzeichnet“ (WBAD 2019).
 
43
Ein Beispiel hierfür ist etwa Rasmus Grobe, der zum Gründerkreis der Bewegungsakademie gehörte und zugleich Mitglied des Attac-Rates war.
 
45
Speziell im Vergleich zu den Anfangsjahren von Attac-Deutschland ist die Anzahl der Ortsgruppen deutlich zurückgegangen. So waren bspw. 2004 noch über 250 lokale Attac-Gruppen aktiv (vgl. Baus/von Wilamowitz-Moellendorff 2004: 12).
 
46
Neben Frankfurt am Main war auch Berlin in der engeren Auswahl. Die Idee eines Umzugs des Attac-Bundesbüros in die Hauptstadt wurde letztlich jedoch verworfen, da man befürchtete, durch diesen zur „reinen Lobby-Bewegung zu werden“ (Attac-D 2002k: 4) und den „Charakter […] als breite BürgerInnen-Bewegung“ (ebd.) zu verlieren. Nichtsdestotrotz war die Entscheidung für Frankfurt am Main durchaus umstritten. In der ersten Abstimmung im Attac-Koordinierungskreises war es zunächst zu einem Patt gekommen; erst im zweiten Durchgang votierte schließlich eine Mehrheit für die Mainmetropole (Stimmenverteilung: 5 Berlin; 6 Frankfurt am Main) (vgl. Attac-D 2002i: 1).
 
47
Hinsichtlich der Zurverfügungstellung weiterer Hintergrundinformationen merkte ein Attac-Mitglied gegenüber Hendrik Sander an: „Es wird ja immer gerne das Material genommen, was von [sic!] Bundesebene kommt. […] Bei solchen Themen, die komplex sind und wo sich auch ziemlich viel bewegt, sind lokale Gruppen darauf angewiesen, dass sie zugearbeitet kriegen oder dass sie Material irgendwo […] abschöpfen können, was zentral erstellt wird“ (zit. n. Sander 2016: 30).
 
48
Im Rahmen des Herbstratschlags finden u. a. die jährlichen Wahlen zum Koordinierungskreis und zum Attac-Rat statt; der Frühjahrsratschlag hat eher die Funktion eines „Attac-Basistreffens“.
 
49
Hierzu merkte Christiane Grefe vor einigen Jahren an: „Das Konsensverfahren ist auf Grundsatzfragen beschränkt; bei praktischen Dingen, bei denen es um schnelle Handlungsfähigkeit geht, reicht die Mehrheit“ (Grefe 2005: 377).
 
50
Auf das konsensorientierte Entscheidungsverfahren innerhalb des Attac-Netzwerks wird im weiteren Verlauf der Arbeit noch näher eingegangen (siehe etwa den Exkurs VIII).
 
51
Eine erste zahlenmäßige Erweiterung des Attac-Koordinierungskreises erfolgte bereits 2002, von anfänglich 15 auf 21 Mitglieder; 2008 wurde die Mitgliederzahl dann auf 22 erhöht.
 
52
Im Rahmen des Attac-Herbstratschlags 2007 in Gladbeck wurden dem damals neu gegründeten Noya-Netzwerk zunächst für die Dauer von einem Jahr zwei Sitze auf Probe im Koordinierungskreis gewährt. Beim darauffolgenden Herbstratschlag in Düsseldorf wurde sich dann auf einen Sitz verständigt. Seit 2012 wurde dieser Sitz jedoch nicht mehr von Noya besetzt.
 
53
Noya wurde 2007 als eigenständiges globalisierungskritisches Jugendnetzwerk innerhalb von Attac-Deutschlands gegründet. Wie Hendrik Sander 2016 feststellte, kamen die Aktivitäten vieler Noya-Gruppen „[n]ach einer kurzen Hochphase […] jedoch wieder zum Erliegen“ (Sander 2016: 35), so dass nur noch vereinzelt Gruppen, wie z. B. in Hannover (siehe Noya-H 2020) oder Bamberg („Attacitos“), bestehen und es letztlich nicht gelang, „Noya als bundesweites Netzwerk zu etablieren“ (Sander 2016: 35). Seit 2018 gibt es intensivere Bemühungen, unter dem Label „Junges Attac“ ein neues Jugendnetzwerk innerhalb Attac-Deutschlands aufzubauen und die noch bestehenden Noya-Gruppen darin zu integrieren.
 
54
Die Attac-Regionen sind nach Bundesländern wie folgt aufgeteilt: Baden-Württemberg und Bayern (Region-Süd); Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen (Region-Ost); Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (Region-West); Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg (Region-Nord).
 
55
Attac-Deutschland verfügt über keine Vorsitzende/keinen Vorsitzenden, die/der das Netzwerk auf Bundesebene vertritt, sondern „höchstens [über] eine Kerngruppe von Personen, die sich aufgrund ihrer Kompetenz oder Begabung öffentlich eher als andere äußern“ (Grefe 2005: 373). In der Vergangenheit waren dies vielfach Mitglieder des Koordinierungskreises, was, wie an späterer Stelle noch näher beschrieben werden wird, teils zu Konflikten innerhalb des Attac-Netzwerks geführt hat.
 
56
Neben der Installierung des Attac-Rats „als neues Gremium zwischen Koordinierungskreis und Ratschlag“ wurden auf dem damaligen Ratschlag in Frankfurt am Main u. a. auch „das Konsensprinzip festgeschrieben […] [und] das Wahlverhalten für Rat und Koordinierungskreis festgesetzt“ (Hoffstätter/Hersel 2004: 18).
 
57
Nach einem Beschluss des Attac-Rats aus dem Jahre 2002 ist die Teilnahme von Pressevertreter*innen an den Sitzungen nicht erlaubt (vgl. Attac-D 2002e).
 
58
Für die Mitgliedsorganisationen waren bspw. im Zeitraum von März 2021 bis zum Attac-Frühjahrsratschlag 2022 die Euromärsche, der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, das Institut für sozialökologische Wirtschaftsforschung, die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung, die Informationsstelle Lateinamerika sowie die Städte-Freundschaft Frankfurt vertreten (vgl. Attac-D 2022d).
 
59
Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf die oben bereits erwähnten Attac-Basisgruppen. Hier lag das Durchschnittsalter in den vier von Hendrik Sander untersuchten Städten zwischen 45 und 60 Jahren (vgl. Sander 2016: 18). Und auch eine vom Attac-Bundesbüro 2014 durchgeführte Gruppenumfrage ergab, dass nur „etwa zehn Prozent der Lokalaktiven unter 30 Jahre alt waren, 30 Prozent zwischen 30 und 50 Jahren und 60 Prozent über 50 Jahre“ (vgl. ebd.).
 
60
Der Attac-Regelsammlung ist hierzu ergänzend zu entnehmen: „Konsensdruck reduziert die Spielräume für Fraktionsbildung und die machtpolitische Bearbeitung von Meinungsverschiedenheiten. Konsens bedeutet dabei, wenn niemand widerspricht, nicht wenn alle zustimmen. Nur wenn dies trotz intensiven Bemühens nicht möglich ist, kommt es zu Abstimmungen“ (Attac-D 2009a).
 
61
Auch in internen Arbeitszusammenhängen von Attac-Deutschland wurde dieses Problemfeld bereits früh erkannt und intensiv diskutiert. Dem Protokoll des Attac-Koordinierungskreises vom 7. März 2005 ist bspw. zu entnehmen: „Konsens heißt Diskussion – wir sind auf dem Weg zu einer Vetokultur – ein Veto ist eigentlich nicht etwas, das dazu da ist, etwas zu verhindern, sondern ein Ausdruck dessen, dass jemand mit etwas nicht leben kann und man daher einen anderen Konsens finden muss“ (Attac-D 2005b: 2).
 
62
Zu erwähnen ist in diesem Kontext, dass speziell in den Anfangsjahren des Netzwerks einzelne Organisationen, wie etwa „Linksruck“ oder die „Sozialistische Alternative“, den Versuch unternahmen, Einfluss auf die politische Ausrichtung des Attac-Netzwerks zu nehmen. Dabei verbreiteten sie ohne Rücksprache z. B. auch Flugblätter mit Attac-Logo (vgl. Grefe 2005: 377). Dies führte sowohl in den lokalen als auch bundesweiten Attac-Zusammenhängen zu Konflikten und von vielen Attac-Mitgliedern wurde die Frage aufgeworfen, ob die offenen, auf Konsens ausgelegten Attac-Strukturen derartige Vereinnahmungsversuche (vielfach war auch die Rede von Unterwanderungsversuchen) begünstigen würden. Schließlich hätten organisierte Minderheiten dadurch die Möglichkeit, Entscheidungen zu blockieren und letztlich in ihrem Sinne zu beeinflussen.
 
63
Hierzu führte Felix Kolb einst aus: „Eine weitere Charakteristik von Attac, die teilweise auch einen Nachteil darstellt, ist die äußerst partizipative und demokratische Herangehensweise. Entscheidungen können nur sehr mühsam getroffen werden, und der Weg zu einem Beschluß kann lange dauern. Manchmal hat das zur Folge, daß eine Kampagne erst ins Laufen kommt, wenn das Thema schon an Aktualität eingebüßt hat“ (Kolb 2006: 83–84). Und schon 2004 stellte Hardy Krampertz bezüglich des Attac-Rats selbstkritisch fest, dass sich gerade „die inhaltliche und organisatorische Arbeit zwischen den Ratssitzungen […] schwerfällig [gestalte] und die Effizienz […] manchmal zu wünschen übrig [ließe]“ (Krampertz 2004: 160). Insgesamt betrachtet stehen der basisdemokratische Ansatz und die auf Konsens ausgelegten Entscheidungsstrukturen von Attac in einem steten „Spannungsverhältnis zu der Herausforderung, auch in strittigen Fragen zu einer einheitlichen Position zu kommen und schnell handlungsfähig zu sein“ (Sander 2016: 10).
 
64
Die Anlage mit der Auflistung der Mitglieder des Attac-Koordinierungskreises 2019–2020 ist im elektronischen Zusatzmaterial einsehbar.
 
65
Im Kontext der politischen Bildungsarbeit von Attac-Deutschland spielt das Konsensprinzip ebenfalls eine wichtige, wenn nicht gar zentrale Rolle. So ist bspw. die „Konsensfindung in Gruppen“ auch ein inhaltlicher Schwerpunkt der Aktionsakademie (vgl. Attac-D 2009f: 9).
 
66
Eine ähnliche Bewertung nahm später auch Ulrich Peters vor: Demnach erweckte das Konsensprinzip „den Anschein, als besäße das Fußvolk ein Vetorecht gegenüber der Führung. In der Praxis bedeutet es eher das Gegenteil: Der Ko-Kreis durfte zwar keine grundlegenden Erklärungen verabschieden, fällte aber für das Alltagsgeschäft bedeutsame Beschlüsse und veröffentliche Stellungnahmen, die später durch den Ratschlag nicht mehr revidiert werden konnten, wenn hierüber keine Einigkeit bestand“ (Peters 2014: 271).
 
67
Dies verdeutlicht auch die Strukturdebatte im Zuge des Herbstratschlags 2011 in Saarbrücken, die die Gründung einer „Verschönerungs-AG“ zur Folge hatte. Die Arbeitsgruppe sollte Verbesserungsvorschläge erarbeiten und im Rahmen des Frühjahrsratschlags präsentieren; ein Veto verhinderte dies jedoch und stoppte letztlich diese eingeleitete Reformoffensive (vgl. hierzu auch Sander 2016: 52).
 
68
Im Selbstverständnispapier von Attac-Deutschland heißt es hierzu: „Attac hat keine verbindliche theoretische, weltanschauliche, religiöse oder ideologische Basis und braucht eine solche nicht. Vielfalt ist eine Stärke. […] Der Respekt dieses Pluralismus ist unabdingbare Geschäftsgrundlage von Attac“ (Attac-D 2001/2006).
 
69
Ergänzend sei an dieser Stelle ebenfalls auf die Grundsatzerklärung aus dem Jahre 2002 verwiesen. In dieser wurde festgehalten: „Die neoliberale Globalisierung hat sehr viele Verlierer und nur wenige Gewinner hervorgebracht. Sie begünstigt damit politische Destabilisierung und ist ein Grund für Gewalt, Krieg und Terrorismus. Dies führt zur Rechtfertigung von weltweiter Aufrüstung, von Militarisierung und zur Aushöhlung demokratischer Rechte“ (Attac-D 2002h: 113).
 
70
Dieser „Bewegungserfolg“ von Attac-Deutschland zeigte sich auch anhand der in Folge der Anti-TTIP-Kampagne gestiegenen Mitgliederzahlen sowie den vermehrten Spendeneingängen (vgl. Attac-D 2015c: 2).
 
71
Beispielhaft für diesen „Attac-Boom“ steht Sonja Taubert, die sich im Zuge der damaligen Anti-TTIP-Proteste dem Attac-Netzwerk anschloss und bereits wenige Jahre später in den Attac-Koordinierungskreis gewählt wurde (vgl. Attac-D 2020u: 7).
 
72
Dies schließt Aktionen des zivilen Ungehorsams, wie etwa die Blockade von Zufahrtswegen im Kontext von Gipfeltreffen (siehe u. a. die G20-Proteste 2017 in Hamburg), mit ein. Sie werden als „Ausdruck einer lebendigen Demokratie“ (Leidig et al. 2004: 125) und legitimes, friedliches Mittel des Protestes verstanden.
 
73
Im Protokoll der Attac-Koordinierungskreissitzung vom 18. Juni 2007 wurde zur bewegungsinternen Diskussion um die Aussagen von Peter Wahl festgehalten: „Insbesondere in der aktivistischen Szene habe es eine sehr starke Anti-Attac-Stimmung gegeben. Einige würden Attac regelrecht in einer Verräterrolle wahrnehmen“ (Attac-D 2007e: 2).
 
74
In einem Beschluss des Attac-Koordinierungskreises heißt es hierzu bspw.: „ATTAC lädt AfD-Vertreter*innen nicht zu Diskussionen ein – der radikalen Rechten darf schon vor dem Hintergrund des Attac-Selbstverständnisses kein Podium gegeben werden“ (Attac-D 2019m: 2).
 
75
Eine nahezu identische Formulierung wählte auch die Tübinger Attac-Gruppe (vgl. Attac-Tübingen 2022).
 
76
Thomas Eberhard-Köster vom Attac-Koordinierungskreis nahm 2015 eine ähnliche Bewertung vor und befand, dass Attac „die Funktion des ‚Scharniers‘ verloren“ (zit. n. Attac-D 2015d: 1) habe.
 
77
Durchaus aufschlussreich ist in diesem Kontext, dass schon in der Konstituierungsphase von Attac intern die „Gefahr der politischen Beliebigkeit“ (Attac-D 2001c: 2) erörtert wurde und man z. B. im Koordinierungskreis befürchtete, das Profil des Netzwerks könne „zu sehr verwischt werden“ (ebd.). Zudem wurde diagnostiziert, „dass sich Attac […] zu einem Gemischtwarenladen entwickelt […] [hätte], sowohl was die Themen als auch die Arbeitsweisen [anginge]“ (Attac-D 2003e: 2). Einige Jahre später merkte hierzu auch Dieter Rucht skeptisch an: „Anfangs hatte ATTAC einen klaren thematischen Schwerpunkt. Dann gab es eine große thematische Öffnung […]. ATTAC als kleine Organisation übernimmt sich […], wenn sie jetzt überall mitreden will […]. Wenn ATTAC den Kurs der thematischen Allzuständigkeit weitergehen würde, dann wäre es zum längerfristigen Schaden der Organisation“ (zit. n. Seitz 2007: 31).
 
78
Die Reihenfolge der Begrifflichkeiten scheint variabel zu sein und folgt keiner stringenten inhaltlichen Konzeption. Im Jubiläumsband zum 10-jährigen Bestehen des Attac-Netzwerks wurde die Trias bspw. als Zusammenhang aus „Aktion, Bildung und Expertise“ (Sundermann 2009: 39) beschrieben.
 
79
Auch von vielen Attac-Mitgliedern in Deutschland wird die Bildungs- und Aufklärungsarbeit als Kernaufgabe des Netzwerks verstanden. Denn gerade „[i]n dem Bemühen, einen grundlegenden gesellschaftlichen Transformationsprozess zu initiieren“ (Sander 2016: 48), so Hendrik Sander, spielt sie innerhalb Attac-Deutschlands eine besondere, wenn nicht gar zentrale Rolle (vgl. ebd.).
 
80
Mit Blick auf die Anfangsjahre von Attac-Deutschland merkt Christian Strobel an: „[V]iele deutsche Ortsgruppen [organisierten] regelmäßig Vorträge und Konferenzen, die vorrangig an die eigenen Mitglieder adressiert waren. Sie bildeten Lesegruppen und veranstalteten Bildungswochenenden, um sich in einem ‚demokratischen Lernprozess‘ Wissen über die Globalisierung anzueignen. So wurden bei Attac Nürnberg Texte des […] französischen Soziologen Pierre Bourdieu gelesen, bei Attac Berlin stand Richard Sennetts Buch ‚Der flexible Mensch‘ zur Diskussion und Attac München besprach ‚No Logo!‘ von Naomi Klein. Fast alle Ortsgruppen bildeten Arbeitsgruppen, deren Mitglieder sich mit Büchern, Broschüren und dem Internet die Funktionsweise der Finanzmärkte erklärten, sich mit internationalen Organisationen wie IWF, Weltbank und WTO auseinandersetzten oder sich mit der Privatisierung des Renten- und Gesundheitssystems beschäftigten […]“ (Strobel 2011: 200). Ergänzen ließe sich zu dieser Auflistung noch die „Wissensdatenbank“, die von der „AG Lateinamerika“ erstellt wurde und den Attac-Mitgliedern den Zugang zu zahlreichen Dokumenten und themenspezifischen Hintergrundinformationen ermöglichte (vgl. Attac-D 2019e).
 
81
Im so genannten Attac-Manifest 2002 wurde dieser Ansatz noch mit pointierteren Worten beschrieben. Darin heißt es: „Wir wollen daran arbeiten, dass politisches Denken nach fast einem Vierteljahrhundert neoliberaler Gehirnwäsche sich wieder frei entfalten kann“ (Attac-F 2002: 92).
 
82
Im französischen Original: „Mouvement d’éducation populaire tourné vers l’action“.
 
83
Diesbezüglich sei auch auf eine Textpassage von Attac-Deutschland aus dem Jahre 2004 hingewiesen: „Nur wenn die Menschen die wirtschaftliche Globalisierung verstehen, wird eine Politik für soziale Gerechtigkeit, Ökologie und Demokratie Wirklichkeit werden können“ (Attac-D 2004b: 176).
 
84
Der Gedanke „kollektiver Lernräume“ und deren gelebte Praxis im Bildungskontext von Attac-Deutschland erinnert hier stark an die Leitmotive der Zapatistas. Dies stellte in gewisser Hinsicht auch Markus Wissen 2002 fest: „Attac verzichtet darauf, Ziele vorzugeben, und legt seinen Schwerpunkt darauf, Räume zu öffnen, in denen unterschiedliche emanzipatorische Kräfte an Alternativen zum Bestehenden arbeiten – ein Ansatz, der an das ‚preguntando caminamos‘ […] der Zapatisten erinnert.“ (Wissen 2002: 58; ähnlich hierzu auch Brand/Wissen 2002: 109).
 
85
Siehe hierzu auch die Abbildung 5.1.
 
86
Austragungsorte der Europäischen Sommeruniversitäten waren bislang Saarbrücken (2008), Freiburg (2011), Paris (2014), Toulouse (2017) und Mönchengladbach (2022).
 
87
Ein Beispiel hierfür war etwa die Attac-Aktionsakademie in Offenbach 2006, in deren Rahmen bereits Vorbereitungen für den G8-Gipfel in Heiligendamm getroffen wurden.
 
88
Siehe hierzu etwa die Seminartermine und Kursinhalte der Attac-Attacademie 2020 (vgl. Attac-D 2020aq).
 
89
In einem Attac-Rundbrief wurde die Zielsetzung des Fortbildungsangebots 2019 folgendermaßen beschrieben: „Als Teilnehmer*in des Kurses entwickelst du eine fundierte und wertebasierte Kritik am aktuellen Wirtschaftssystem sowie an den ihm zugrunde liegenden Wirtschaftstheorien; […] bekommst du einen Überblick über die relevanten Ansätze, Akteure, Kräfteverhältnisse und Netzwerke gesellschaftlicher Transformation; lernst du Akteure und Projekte des alternativen Wirtschaftens und fairer Handelsbeziehungen kennen […]; reflektierst du deine eigene politische Praxis und bekommst Unterstützung und Beratung durch externe Mentor*innen und die Kursgruppe; eignest du dir das Handwerkszeug an, um eigene politische Projekte voranzutreiben“ (Attac-D 2019j: 10).
 
90
Lokale Attac-Gruppen führten in den letzten Jahren bereits in mehreren deutschen Städten globalisierungskritische Stadtrundgänge durch; siehe z. B. den Kölner Rundgang „Kölle global“, der 2006 von der örtlichen Attac-Gruppe mitinitiiert wurde, oder der mit dem „Frankfurter Umweltpreis“ der Carl & Irene Scherrer Stiftung ausgezeichnete und von der Attac-Ortsgruppe in Frankfurt am Main zusammen mit der BUND-Jugend Hessen und der Naturfreundejugend Hessen umgesetzte Stadtrundgang zu internationalen Produktionsbedingungen, Produktionsketten, nachhaltiger Entwicklung und Konsum- und Umweltfragen (vgl. Strobel 2011: 203, BUND-Jugend 2022 oder Tönnesmann 2006).
 
91
Siehe u. a. die Ausstellung der Attac-AG „Genug für alle“ zum bedingungslosen Grundeinkommen, welche 2015 nochmals inhaltlich überarbeitet und aktualisiert wurde (vgl. Sander 2016: 43 oder Attac-D 2020c).
 
92
Attac zufolge wurden damals sogar 350.000 Exemplare des ZEIT-Plagiats verteilt (vgl. Attac-D 2020r: 6).
 
93
Das „Zukunftsplagiat“ der ZEIT erschien ebenfalls in der taz, wodurch der Leser*innenkreis nochmals deutlich erweitert werden konnte.
 
94
Schon im Bericht an den Attac-Rat vom März 2012 wurde seitens des BiKo selbstkritisch angemerkt: „Insgesamt gelingt es uns zur Zeit [sic!] kaum, den gesammelten Erfahrungsschatz zu nutzen. Viele Projektideen werden nicht umgesetzt, weil es in der BiKo an ehrenamtlichen und hauptamtlichen Ressourcen mangelt. Wichtig ist daher eine ‚Institutionalisierung‘, d. h. der Aufbau einer größeren Gruppe, die diese Bildungsarbeit verstärkt zusammenführt und entwickelt bei gleichzeitiger guter Anbindung an die Attac-Strukturen (Bundesbüro). Ziel ist es, den Erfahrungsschatz, den es in Attac gibt, zusammenzuführen und abrufbar zu machen. Für gezielte Vernetzung und Weiterentwicklung des Bildungsaspekts von attac [sic!] ist dies ohne hauptamtliche Unterstützung nicht leistbar“ (Attac-D 2012b).
 
95
Ein besonderes Beispiel hierfür ist etwa die Attac-Ortsgruppe Baden-Baden, die im Sommer 2020 eine digitale „Grundrechte-Rallye“ durch die Innenstadt organisierte und dadurch eine Möglichkeit fand, ihre politische Bildungsarbeit auch in pandemiebedingten Zeiten fortzuführen.
 
96
Diese Vortragsreihe der Attac-Ortsgruppe Lübeck startete im Herbst 2017 und wurde auch in den Folgejahren zu unterschiedlichen Themenfeldern fortgesetzt (vgl. bspw. VHS Lübeck 2019: 26–27).
 
97
Die Ausstellung wurde 2020 und 2021 im Ausstellungsfoyer der VHS Essen gezeigt (vgl. VHS Essen 2019: 16 f. und 2020: 12).
 
98
Dass ein derartiges Zusammenwirken von zivilgesellschaftlichen Gruppen und VHSen hinsichtlich der Umsetzung politischer Bildungsformate in der Vergangenheit nicht selbstverständlich war und durchaus auch mit Konflikten einherging, zeigt ein Blick auf die Proteste gegen das geplante Kernkraftwerk Wyhl in den 1970er Jahren und die im Zuge dessen gegründete alternative Volkshochschule Wyhler Wald. Damals hatte der Leiter einer nahegelegenen Volkshochschule zwei Veranstaltungen der alternativen Bildungseinrichtung auf dem von Gegner*innen besetzten Platz in Wyhl besucht und musste feststellen, dass auf diesen jeweils 120 Personen anwesend waren, zu seinen Angeboten aber maximal 15–20 Interessierte erschienen. Seine Reaktion beschrieb ein Mitglied des Koordinierungsausschusses der Volkshochschule Wyhler Wald später wie folgt: „Er ist vor Neid erblaßt. Er hat dann versucht, sich an uns anzuhängen, Theatergruppen aus dem Elsass einzuladen usw.; vermutlich jedoch nicht, um uns zu unterstützen, sondern um mehr Leute für sich zu erreichen. […]“ (zit. n. Beer 1978: 140). Das Verhältnis beider Institutionen zueinander beschrieb das namentlich nicht genannte Mitglied als „ambivalent“ und führte hierzu weiter aus: „[E]inerseits sehen sie uns als Konkurrenz […]. Andererseits sehen sie aber auch mit Neid, daß wir noch verwirklichen können, was die etablierte VHS gern möchte aber doch nicht schafft: Kreise anzusprechen, die von der Bildungsarbeit sonst nicht erreicht werden […] (zit. n. ebd.: 140–141).
 
99
Schon 2007 war es in Folge der Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm beinahe zu einer Absage der Attac-Sommerakademie in Fulda gekommen – fürchtete man doch eine Teilnahme von „Chaoten und gewaltbereiten Randalierern“ (Uebelacker 2020). Ungeachtet dieser Bedenken hielt der damalige Präsident der Hochschule Fulda, Roland Schopf, jedoch an den zuvor getroffenen Vereinbarungen fest und erlaubte dem Attac-Netzwerk die Nutzung der Räumlichkeiten (vgl. ebd.).
 
100
Ergänzend hierzu wurden zahlreiche Online-Erklärvideos erstellt, bspw. zu den Themenfeldern „Bildung“, „Pflegenotstand“ oder „bedingungsloses Grundeinkommen“ (vgl. Attac-D 2020v).
 
101
Schon in der Sitzung des Attac-Koordinierungskreises am 16./17. Februar 2002 wurde die Entwicklung von eigenen Bildungsmaterialien „für die gruppeninterne Weiterbildung, Vorträge, den schulischen Bereich etc.“ (Attac-D 2002a: 5) angeregt.
 
102
Zur Vollständigkeit sei ebenfalls auf die im November 2021 veröffentlichten Materialien zum Themenfeld „Digitalisierter Kapitalismus“ (Attac-D 2021c) und auf den 2023 im Wochenschau Verlag erschienenen Band „Wirtschaft demokratisch gestalten lernen. Kritische Materialien für Unterricht und außerschulische Bildung“ (Oppenhäuser/Autor*innengruppe Bildungsmaterial 2023) hingewiesen, obgleich diese in der hier vorliegenden Untersuchung keine Berücksichtigung fanden.
 
103
Wie zumindest dem Protokoll des Attac-Koordinierungskreises vom 15. Mai 2020 zu entnehmen ist, scheint das Interesse an den Materialien, gerade auch von Lehrer*innen, durchaus groß zu sein (Attac-D 2020z: 2).
 
104
Die im Transparenz-Kodex der DVPB aufgeführten Leitlinien gleichen hier größtenteils den Kernforderungen von Lobbycontrol. In der vom Kölner Verein veröffentlichten Broschüre „Lobbyismus an Schulen“ wird etwa angemahnt: „Die Urheber der Unterrichtsmaterialien müssen offenlegen, wer die Unterrichtsmaterialien finanziert hat. LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen müssen auf den ersten Blick erkennen können, von wem das Material stammt und wessen Interessen darin vertreten werden. Wenn hinter dem Material ein Verein oder eine Stiftung steckt, die sich selbst durch Drittmittel finanziert, dann muss zumindest ein Verweis auf deren Finanzierung vorhanden sein. Bei Gemeinschaftsprojekten sollte der Anteil der einzelnen Partner an der Finanzierung offen gelegt [sic!] werden“ (Lobbycontrol 2017: 17).
 
105
Wie auch Anja Hirsch 2019 in ihrer Untersuchung hervorhebt, gibt es für Stiftungen keine „[g]esetzlich verpflichtende[n] Transparenzstandards“ (Hirsch 2019: 131) aus denen bspw. das Finanzierungsmodell, die Zielsetzung oder die Kapitalanteile von Unternehmen am Stammkapital hervorgehen. Hirsch stellt fest: „[V]iele Stiftungen [werden] von Unternehmer*innen und Unternehmensfamilien gegründet, legen aber die Vermögensstruktur ihrer Stiftungen nicht offen. Damit ist nicht bekannt, ob diese Stiftungen Anteile an Unternehmen halten. Dies kann […] zur Folge haben, dass keine öffentliche Diskussion darüber zustande kommt, ob die Arbeit dieser Stiftungen im Unternehmensinteresse genutzt wird oder eine Nähe z. B. zu bestimmten weltanschaulichen (etwa wirtschaftsliberalen) Positionen vorhanden ist […]. Stiftungen sind gesetzlich in Deutschland nicht zu einer […] Transparenz verpflichtet, obwohl sie indirekt steuerlich subventioniert werden und öffentliche Belange beeinflussen“ (ebd.: 288–89).
 
106
Ergänzend anzumerken sei, dass die Vielzahl an kostenlosen Materialien von kleineren Unternehmen und Banken in der Analyse keine Berücksichtigung fand und insgesamt daher von einer deutlichen höheren Anzahl an Materialien auszugehen ist.
 
107
Von 2004 bis 2016 veröffentliche Attac-Deutschland elf Bildungsbausteine zum Themenfeld Globalisierung sowie zwei Titel in der Reihe „Wirtschaft demokratisch gestalten lernen“ mit insgesamt sieben Einzelmodulen.
 
108
Berücksichtigt werden sollte hier allerdings, dass es sich bei den von Dörte Balcke und Eva Matthes in ihrer Studie aufgelisteten Unterrichtsmaterialien von Unternehmen oder Banken bezogen auf die Materialart vielfach um Arbeitsblätter handelte (vgl. Balcke/Matthes 2018: 16), während die Attac-Materialien grundsätzlich aus unterschiedlichen Komponenten bestehen (siehe Abschnitt 5.3.3).
 
109
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft wurde 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründet und dient diesem seither als Thinktank und Lobbyorganisation.
 
110
Hervorzuheben sind hier z. B. die seit 2004 angebotenen Lehrer*innentrainings des „Network for Teaching Entrepreneurship“ (NFTE), welches mit seinen Angeboten den „Unternehmergeist in die Schulen“ (NFTE 2022) bringen und „zur Förderung von Selbstwirksamkeit, Verantwortungsübernahme für sich und andere, sowie Problembewusstsein und lösungsorientiertes Handeln bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahren“ (ebd.) beitragen möchte. Reinhold Hedtke merkte zum Engagement des NFTE kritisch an: „Wirtschaftsverbände und Konzerne versuchen […] nicht nur eigene Fortbildungsveranstaltungen zahlreich und breit anzubieten, etwa über die Arbeitsgemeinschaften SchuleWirtschaft der Arbeitgeberverbände. Neben der Strategie, Schülermaterialien breit in die Schulen zu streuen und Lehrkräfte mit fertig ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten zu versorgen, wollen sie vielmehr auch direkt und indirekt auf die staatliche Lehrerfortbildung Einfluss nehmen“ (Hedtke 2011: 20).
 
111
Zu den „wichtigsten Gründen für den Einsatz von Unterrichtsmaterialien aus der Wirtschaft“ zählen nach einer Umfrage des VZBV aus dem Jahre 2016: die Anschaulichkeit, Aufbereitung und Übersichtlichkeit, die Aktualität sowie der Praxis- und Themenbezug (vgl. VZBV 2016).
 
112
Benedikt Widmaier kritisierte einige Jahre später Scheunpflugs Ansatz, da dieser, seiner Meinung nach, in „unzulässiger Art und Weise den dritten Beutelsbacher Grundsatz, dass Teilnehmende ihre Interessen erkennen und darüber hinaus operationale Fähigkeiten erlernen sollen, wie diese Interessen durchgesetzt werden können“ (Widmaier 2016: 102), ausspare.
 
113
An anderer Stelle führt Holger Oppenhäuser bezüglich der Zielsetzung der Attac-eigenen Bildungsmaterialien aus: „Inhaltlich wollen wir der Flut von kostenlosen Unterrichtsmaterialien aus dem Unternehmenslager etwas entgegensetzen, denn die sind in der Regel neoklassisch geprägt“ (zit. n. Attac-D 2020x: 8).
 
114
In einem Interview 2020 führte Oppenhäuser bezüglich der Kontroversität der Attac-Bildungsmaterialien an: „Gute politische Bildung muss Alternativen sichtbar machen. In der Fachdebatte heißt das Kontroversitätsprinzip. Und eine wirkliche Kontroversität schaffen wir ja oft erst, indem wir dem allgemeinen neoliberalen Grundsätzen Alternativen entgegensetzen“ (zit. n. Attac-D 2020x: 8).
 
115
Holger Oppenhäuser ergänzt hierzu an anderer Stelle: „Selbstverständlich sollen die Materialien die Lernenden insgesamt anregen [sic!] politisch aktiv zu werden und ihnen entsprechende Werkzeuge an die Hand geben“ (Oppenhäuser 2017a).
 
116
Während bspw. die Materialien der Jahre 2017, 2018 und 2020 jeweils vier Module enthielten, wies das Material zum Themenfeld Freihandelsabkommen („TTIP & Co: Handelsvertrag sticht Demokratie?“) lediglich zwei Module auf.
 
117
Je nach Schwerpunktsetzung ändert sich der Autor*innenkreis der Materialien. Dem 2020 erschienenen Bildungsmaterial „Klimaneutral und sozial gerecht – Wege in die Gesellschaft der Zukunft“ war bspw. zu entnehmen: „Erarbeitet wurden die Materialien von einer weitgehend ehrenamtlichen Gruppe aus Lehrer_innen, Fachdidaktiker_innen und Sozialwissenschaftler_innen mit vielfältigen Erfahrungen in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit“ (Attac 2020aa: 1). Im Jahr zuvor waren an der Erstellung der Materialien sowohl Wirtschafts- als Sozialwissenschaftler*innen beteiligt (vgl. Attac-D 2019n: 1).
 
118
Gunter Quaißer verstarb 2018. Seit September 2006 war er der Koordinator der so genannten „MEMORANDUM-Gruppe“ sowie von Juli 2007 bis Ende 2009 Geschäftsführer beim „Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“.
 
119
Abgerufen werden können diese Materialien unter: attac.​de/​kap-bili.
 
120
Abgerufen werden können diese Materialien unter: attac.​de/​epa-bili und attac.​de/​ttip-bili.
 
121
Die diesbezügliche Anlage mit dem Schlagwortverzeichnis zu den Attac-Bildungsmaterialien (2015–2020) ist im elektronischen Zusatzmaterial einsehbar.
 
122
Sofern nicht anders angegeben, basieren die in den tabellarischen Übersichten dieser Arbeit aufgeführten Zahlenangaben auf eigenen Berechnungen bzw. eigenen Recherchen.
 
123
Hierbei handelt es sich genau genommen um mehrere länderspezifische Datenblätter für Deutschland, Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, die als Grundlage für diverse Arbeitsblätter dienen (vgl. Attac-D 2015h). In den Attac-Materialien werden sie allerdings als „Datenblatt: Deutschland, Griechenland, Irland, Portugal und Spanien“ geführt.
 
124
Während in der ersten Ausgabe der Reihe vor allem noch mit Infoblättern, d. h. umfassenden Erläuterungen zu zentralen Themen des betreffenden Moduls, gearbeitet wurde, ist dies in den nachfolgenden Veröffentlichungen nicht mehr der Fall. Hier wurde stattdessen vermehrt auf so genannte Infotexte zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um kurze Ausführungen zu einzelnen Begriffen oder grundlegenden Fragestellungen des Arbeitsblattes.
 
125
Die weiteren Arbeitsvorschläge des Arbeitsblattes beziehen sich u. a. auf die Kürzungspläne der Bundesregierung im sozialen Bereich aus dem Jahre 2010, den Haushaltsplan der Stadt Kassel für das Jahr 2018 sowie den Schulstreik in Kassel 2017 (vgl. Attac-D 2018h).
 
126
Gleiches gilt für die Materialreihe „Wie wollen wir zusammen leben?“, die seit 2017 vom Attac-Trägerverein und dem HVD sowie seit 2020 zusätzlich auch mit Unterstützung des EPIZ herausgegeben wird.
 
127
Eine umfangreiche Darlegung der Materialgrundlage der Attac-Reihe „Wirtschaft demokratisch gestalten lernen“ ist der in der „Technischen Informationsbibliothek“ (TIB) der Leibniz Universität Hannover hinterlegten Dissertationsschrift zu entnehmen.
 
128
Die Infoblätter (einschließlich der in ihnen verwendeten Materialien) wurden ebenfalls der Materialgrundlage der Attac-Reihe zugerechnet.
 
129
Ausgenommen von der Zählung sind lediglich die „Schlagzeilen zum Thema Krise“ (vgl. Attac-D 2018x: 1).
 
130
Hinsichtlich der Pressemitteilungen ist festzustellen, dass diese speziell in den ersten beiden Ausgaben der Materialreihe Verwendung fanden. Von den 34 notierten Einträgen sind 18 den Bildungsmaterialien der Jahre 2015 und 2016 und lediglich sieben den Ausgaben 2019 und 2020 zuzuordnen.
 
131
Hierunter wurden auch Nachrichtenmagazine und Sonntagszeitungen gefasst.
 
132
Ausgenommen sind hiervon die Beiträge von Akteuren des Wissenschaftlichen Beirats von Attac-Deutschland (dies betrifft etwa die Texte von Ulrich Brand und Ralf Ptak im Material „Kapitalismus – oder was? Über Marktwirtschaft und Alternativen“) oder andere Attac-nahestehenden Organisationen.
 
133
Die in den Arbeitsblättern der Attac-Reihe eingesetzten Materialien des DGB fanden in der statistischen Erhebung keine Berücksichtigung, da lediglich die DGB-Jugend, nicht aber der DGB als Dachverband, Mitglied im Attac-Netzwerk ist.
 
134
Wie an anderer Stelle bereits erwähnt wurde, befindet sich der Wissenschaftliche Beirat derzeit in einer Phase der Reorganisation (vgl. Attac-D 2022c), so dass die zukünftige Zusammensetzung des Gremiums noch ungewiss ist.
 
135
Im Falle des Attac-eigenen Interviews mit Susan George, das ebenfalls als Materialgrundlage für das Modul „Tendenzen und Alternativen“ diente, entschieden sich die Autor*innen des Bildungsmaterials hingegen für einen entsprechenden Hinweis und verwiesen u. a. darauf, dass George von 1999 bis 2006 Vize-Präsidentin von Attac-Frankreich war (vgl. Attac-D 2017o: 2). Im Falle des Attac-Aktivisten Alexis Passadakis, dessen Texte mehrmals in den Materialien Verwendung finden, fehlt hingegen eine derartige Anmerkung.
 
136
Gleiches trifft auch auf Angaben wie „Umweltbundesamt“, „Statistisches Bundesamt“ oder „IAQ-Report 6/2018“ zu. Dass es sich bei letzterem bspw. um eine monatlich erscheinende Reihe des „Instituts Arbeit und Qualifikation“ (IAQ) der Universität Duisburg-Essen handelt, bleibt den Lernenden zunächst verborgen und wird nur durch zusätzliche Recherchen ersichtlich.
 
137
Ein besonderes Beispiel ist das dem Infoblatt „Die Europäische Zentralbank und die Staatsanleihen in der Eurokrise“ beigefügte Foto, welches offenbar die Bildungsarbeit von Attac im schulischen Kontext zeigt (vgl. Attac-D 2015j: 2). Da das Foto jedoch weder einen Titel trägt noch eine Einordnung der dargestellten Situation vorgenommen wird, bleibt der genaue Zusammenhang zum Infoblatt und dem Bildungsmaterial unklar.
 
138
Als „Attac-Autor*innen“ wird im Folgenden jene Gruppe bezeichnet, die zum Herausgeber- und Autorenkreis der Attac-Bildungsmaterialien gehört. Je nach Ausgabe können dies durchaus unterschiedliche Personen sein.
 
139
Einige in den Arbeitsblättern oder Infoblättern verwendeten Materialien weisen außerdem missverständliche, wenn nicht gar fehlerhafte Quellenangaben auf. So ist das im Arbeitsblatt „Streit um TTIP“ (Attac-D 2016g) hinterlegte und von den Attac-Autor*innen als dieses auch bezeichnete Buchcover mit dem Titel „Gegen die Diktatur multinationaler Unternehmen. Für eine TISA-Freie Zone“ eigentlich eine achtseitige Infobroschüre des „Schweizerischen Verbands des Personals öffentlicher Dienste“ (vgl. VPOD 2021). Ein entsprechender Hinweis zum Herausgeber und dem Entstehungshintergrund (Anti-TiSA-Kampagne) ist nicht aufgeführt. Ein weiteres Beispiel ist der Textauszug der „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“, der 2017 im Arbeitsblatt „Vergesellschaftung“ (Attac-D 2017v) als Materialgrundlage verwendet wurde. Dieser stammt ursprünglich nicht aus der MEMORANDUM-Ausgabe von 1991, wie im Quellennachweis angegeben, sondern aus der MEMORANDUM-Ausgabe von 1981.
 
140
Ausnahmen hiervon sind z. B. die Arbeitsblätter „Handel zwischen EU und Westafrika (EPA)“ (Attac-D 2016e), „(Kein) Wandel der Autoindustrie?“ (Attac-D 2020af) und „Ein Europäischer Grüner Deal?“ (Attac-D 2020an) in denen Kurzbeschreibungen zu den einzelnen Herausgeber*innen bzw. Autor*innen der Texte aufgeführt sind, wie etwa zu ver.di, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Greenpeace oder Misereor.
 
141
Bei der im Jahre 2000 aufgelösten VSP handelte es sich um einen Zusammenschluss von trotzkistischen und maoistischen Organisationen (vgl. Strohschneider 2001).
 
142
Die letzte Ausgabe der Emanzipation erschien im Juli 2015. Seit Anfang 2022 ist wieder ein verstärktes Engagement auf der Webseite (www.​emanzipation.​org) zu verzeichnen.
 
144
Heute unter dem Namen „Comité pour l’Abolition des Dettes illégitimes“ firmierend.
 
145
Siehe hierzu z. B. den Beitrag von Alejandro Bodart und Pablo Vasco auf der Webseite der trotzkistischen International Socialist League (vgl. Bodart/Vasco 2020).
 
146
Ein ähnliches Beispiel ist der Beitrag zur Mondragón-Kooperative, der als Materialgrundlage für das Arbeitsblatt „Genossenschaften“ (vgl. Attac-D 2017q: 2) diente und ursprünglich 2013 in der Zeitung Contraste erschien. Auch in diesem Fall wurde seitens der Attac-Autor*innen auf weiterführende Informationen verzichtet. Contraste ist eine seit 1984 bestehende überregionale linke Monatszeitung, die nach eigenem Selbstverständnis den „Alternativen Bewegungen als Sprachrohr und Diskussionsforum“ (Contraste 2022) dienen soll. Zum Attac-Kongress „Jenseits des Wachstums?!“ an der TU Berlin erschien 2011 sogar eine Contraste-Schwerpunktausgabe, welche vor Ort von einzelnen Aktivist*innen verteilt wurde (vgl. Voß 2012).
 
147
An dieser Stelle sei auf zwei Besonderheiten hingewiesen: Die Aktivität „Bulle und Bär – Das andere Börsenspiel“ wurde sowohl 2015 als auch 2018 im Attac-Bildungsmaterial verwendet. Ferner ist das einst von Augusto Boal entwickelte Statuen-Theater nicht nur als Aktivität in der Ausgabe von 2016, sondern auch als Methodenbeschreibung einzelnen Arbeitsblättern der Reihe hinzugefügt worden.
 
148
Einzelne Bestandteile des Bildungsmaterials „Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit“ werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Dies betrifft auch die Aktivität „Refugee Chair – Die Welt in Stühlen“, die bspw. 2019 nochmals überarbeitet und in aktualisierter Fassung online zur Verfügung gestellt wurde (vgl. DGB-TH 2019).
 
149
Bezüglich der Aktivität „Weltverteilungsspiel – Reichtum und Sklaverei“ wurden im Gegensatz zur ursprünglichen Version des DGB-Bildungswerks Thüringen statt den Themenfeldern „Geflüchtete“ und „CO2 Emission“ die Bereiche „Moderne Sklaverei“ und „Kinderarbeit“ ins Blickfeld genommen. Ablauf und Auswertungsmethode blieben hingegen unverändert.
 
150
Das Konzept des Statuen-Theaters fußt auf Augusto Boals „Theater der Unterdrückten“, das von ihm bereits in den 1960er Jahren entwickelt worden war und seitdem von vielen sozialen Bewegungen im Rahmen ihrer politischen Bildungsarbeit aufgegriffen wurde. Dabei handelt es sich um „eine partizipative Theaterform, […] [die] unterschiedliche Formen von Unterdrückung sichtbar“ (Hahn 2011: 3) macht und die beteiligten Akteure zu einer „Veränderung der empfunden unterdrückerischen Situation“ (ebd.) anregen soll. Attac-Deutschland greift in seiner Bildungsarbeit immer wieder auf verschiedene „Elemente aus politischen Theaterbewegungen [zurück], […] [wie z. B. den] Sprechchor[,] […] Großpuppentheater nach dem Vorbild des Bread and Puppet Theaters [Hervorhebung im Original] sowie [eben auch jene] Aktionsformen des Theaters der Unterdrückten“ (Fritz 2006: 98). Gerade in den Anfangsjahren des Attac-Netzwerks bildeten sich zahlreiche politische Theatergruppen, wie etwa in Freiburg („Die Straße ruft“) oder Wiesbaden („KabarAttac“). Dies führte sogar dazu, dass Attac 2004 in Halle an der Saale ein eigenes Theaterfestival organisierte.
 
151
Insgesamt handelt es sich um sieben aufeinander aufbauende Fragen: (1) Für welches Thema brenne ich und möchte mich noch stärker einsetzen? (2) Auf welcher Ebene kenne ich Strukturen und kann mir vorstellen, Veränderungen zu bewirken? (3) Wie kann ich mein Vorhaben am besten umsetzen? (4) Welche Verbündeten brauche ich dafür? (5) Wie viele Verbündete brauche ich dafür? (6) Was sind die ersten notwendigen Schritte, um die Veränderungen einzuleiten? (7) Welche Verbündeten helfen mir dabei? (vgl. Attac-D 2020ak).
 
152
Ergänzend sei an dieser Stelle auf das bereits erwähnte Arbeitsblatt „Was tun, wenn Banken pleitegehen?“ (Attac-D 2018k) hingewiesen. In diesem erhalten die Lernenden die Aufgabe, ein „Transparent für eine Protestaktion gegen [eventuelle] Staatshilfen für die Deutsche Bank“ (ebd.: 10) zu entwerfen und ihre Position ebenfalls in einem dazugehörigen Flugblatt darzulegen.
 
153
Einzig im Material „Kapitalismus – oder was? Über Marktwirtschaft und Alternativen“ (2017) wurde auf Fotos dieser Art gänzlich verzichtet.
 
154
Der von der Initiative „Berliner Energietisch“ initiierte und von zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen (darunter auch Attac) unterstützte Volksentscheid zur Rekommunalisierung der Energieversorgung scheiterte 2013 aufgrund eines Verfehlens des Quorums von 25 Prozent aller Stimmberechtigten. Wie dem Titel des damaligen Volksbegehrens zu entnehmen ist, hatten die Initiator*innen vor allem die Neuausrichtung der Berliner Stromversorgung nach sozialen, ökologischen und demokratischen Kriterien zum Ziel (vgl. Landesabstimmungsleiterin Berlin 2013).
 
155
Dem Einführungstext des Moduls ist zu entnehmen: „So bunt gemischt wie die Bewegung ist, so breit ist das Repertoire an Handlungsformen, das sie nutzt. Vom Engagement in Vereinen und Verbänden, über Volksbegehren und anderen [sic!] formelle Partizipationswege sowie unterschiedlichste lokale und überregionale Aktionsformen bis hin zu Formen des Zivilen Ungehorsams. Damit ist diese Bewegung ein hervorragender Lerngegenstand[,] um das auszubilden, was in der Politikdidaktik in den vergangenen Jahren als Kompetenz zum Widerstand diskutiert wurde“ (Attac-D 2020al: 4).
 
156
Der in Hamburg ansässige Verein entstand, wie einer Selbstdarstellung zu entnehmen ist, aus einer Arbeitsgruppe, „die sich vorgenommen hatte, die Erfahrungen aufzuschreiben, die beim Aufbau und fast zehnjährigen Betrieb des Hamburger Kollektivbetriebes ‚Café Libertad‘ gemacht worden waren“ (KdS 2021).
 
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In einer Rede auf dem Weltsozialforum 2003 nannte Michael Albert vier Schlüsselwerte der partizipativen Ökonomie: Solidarität, Vielfalt, Selbstverwaltung und Effizienz. Aufschlussreich ist aber vor allem die von ihm vorgenommene politische Selbstbestimmung: „Wie ihr alle verachte ich den Kapitalismus. Ich will keine Ökonomie, in der Bill Gates so viel besitzt wie die gesamte Bevölkerung Norwegens. […] Ich will keine Konzerndiktatur, in denen die meisten Menschen keine Würde, keinen Einfluss, keine Macht, nicht einmal Essen haben. Ich will weder Märkte noch zentrale Planung. Ich will keine Lohnarbeit. Ich will keine Klassentrennung und keine Klassenherrschaft. […] Wir wollen eine klassenlose und selbstverwaltete Gesellschaft […]. Partizipatorische Ökonomie ist eine ökonomische Alternative zum Kapitalismus“ (Albert 2003, zit. 2008: 210–211).
 
158
Die Webseite dient als Außendarstellung sowie Vernetzungsplattform für selbstverwaltete Betriebe und Projekte in Berlin.
 
159
Eine ähnliche Schlussfolgerung zog 2009 der Medienwissenschaftler Marcus Kleiner in Bezug auf die globalisierungskritische Gruppe „The Yes Men“ und wies darauf hin, dass diese „eine Stellvertreterschaft für die Gesellschaft übernehmen würden, die ihnen teilweise nicht zustände“ (zit. n. Spiegel/Weber 2009).
 
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Jürgen Habermas definierte zivilen Ungehorsam einst wie folgt: „Ziviler Ungehorsam ist ein moralisch begründeter Protest, dem nicht nur private Glaubensüberzeugungen oder Eigeninteressen zugrunde liegen dürfen; er ist ein öffentlicher Akt, der in der Regel angekündigt ist und von der Polizei in seinem Ablauf kalkuliert werden kann; er schließt die vorsätzliche Verletzung einzelner Rechtsnormen ein, ohne den Gehorsam gegenüber der Rechtsordnung im Ganzen zu affizieren; er verlangt die Bereitschaft, für die rechtlichen Folgen der Normverletzung einzustehen; die Regelverletzung, in der sich ziviler Ungehorsam äußert, hat ausschließlich symbolischen Charakter – daraus ergibt sich schon die Begrenzung auf gewaltfreie Mittel des Protests“ (Habermas 1983, zit. 2017: 215–216).
 
161
Die Schule als Aktionsort spielt ebenfalls im „Stationenlernen zu ökonomischen Alternativen“ (Attac-D 2017ac) in der Ausgabe von 2017 eine zentrale Rolle. Hier werden die Schüler*innen dazu angeregt, bspw. eine „politische Ausstellung im Schulgebäude“ (ebd.: 1) zu organisieren, einen Beitrag für die Schülerzeitung bzw. den Schulblog zu verfassen oder eine Diskussionsveranstaltung zu einzelnen Schwerpunktthemen der Stationen durchzuführen.
 
162
Teil der Treaty-Alliance sind sowohl zahlreiche Attac-Mitgliedsorganisationen wie u. a. Germanwatch, WEED, BUND oder INKOTA als auch das Attac-Netzwerk selbst.
 
163
Siehe zu letzterem Beispiel etwa auch die „Variante: Aktionsbild“ des Statuen-Theaters (vgl. Attac-D 2016f: 3).
 
164
Eine etwas abgewandelte Version der Expertenanhörung ist im Arbeitsblatt „Internationale Klimakonferenz“ (Attac-D 2020n) zu finden. In diesem sollen die Lernenden eine Arbeitsgruppe zur nächsten Weltklimakonferenz simulieren, die sich der Fragestellung widmet, wie „Verluste und Schäden durch den Klimawandel“ (ebd.: 5) finanziert werden könnten.
 
165
Der Attac-Hintergrund von Alexis Passadakis bleibt in der Quellenbeschreibung unerwähnt. Passadakis wird lediglich als „Politikwissenschaftler und Aktivist“ vorgestellt.
 
166
Die Europäische Bürgerinitiative „Stop TTIP“ wurde ebenfalls im Arbeitsblatt „Um welche Interessen geht es bei TTIP?“ (vgl. Attac-D 2016n) thematisiert.
 
167
Zu den Themenfeldern „Privatisierung“ und „Schiedsgerichte“ nimmt Attac in seinen Materialien an mehreren Stellen kritisch Stellung. Dem Arbeitsblatt „Wasserprivatisierung durch TiSA?“ ist bspw. zu entnehmen: „Die Folgen der Privatisierungspolitik sind seit Jahren bekannt: Die Verschuldung der Kommunen wird noch weiter erhöht, Arbeitslosigkeit verschärft sich und die Preise und Gebühren für notwendige Dienstleistungen steigen enorm an. Privatisierung verschärft soziale Ungleichheit, führt zu Ausgrenzung, verhindert demokratische Mitbestimmung und schafft die Rahmenbedingungen für die Umverteilung von unten nach oben“ (Attac-D2016p: 5). Und im Arbeitsblatt „Investorenschutz und Demokratie“ wird ausgeführt: „Ausländische Investoren sollen vor Schiedsgerichten gegen Staaten klagen können, wenn ihnen aus Gesetzesänderungen Gewinneinbußen erwachsen könnten. Obwohl allen Unternehmen der ordentliche Rechtsweg offen steht, sollen internationale Investoren zusätzlich Sonder-Klagerechte in einem parallelen, völlig intransparenten Schiedssystem erhalten. Hoch bezahlte Juristen weniger Wirtschaftskanzleien fällen die Entscheidungen; Unabhängigkeit, Rechenschaftspflichten oder Berufungsmöglichkeiten gibt es nicht. Die Zahl solcher Verfahren steigt weltweit, oft geht es um milliardenschwere Entschädigungssummen, die aus öffentlichen Geldern aufzubringen sind. Es ist zu befürchten, dass Gesetzgeber zukünftig auf Verbesserungen bei Arbeitnehmerrechten, Verbraucherschutz-, Sozial- und Umweltstandards verzichten, um das Risiko von Konzernklagen zu vermeiden“ (Attac-D 2016q: 1).
 
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Die Konfliktanalyse war bereits im 2015 erschienenen Arbeitsblatt „Streit um die Finanztransaktionssteuer“ (Attac-D 2015p) als Methodenhinweis beigefügt. Die Lernenden sollen hier ausgehend von einem Beitrag von Carla Neuhaus, der 2014 im Tagesspiegel veröffentlich wurde, den „Streit um die Finanztransaktionssteuer“ (ebd.: 1) untersuchen sowie darauf aufbauend die „Einflussnahme durch die Wirtschafts- und Finanzindustrie auf politische Entscheidungsprozesse“ (ebd.) analysieren.
 
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Gemessen an den Stimmenanteilen im IWF verfügen die EU (25,54 Prozent) und die USA (16,50 Prozent) de facto über eine Sperrminorität (vgl. IMF 2021). Denn für eine Beschlussfassung im IWF ist ein Quorum von 85 Prozent erforderlich. Im Einzelnen verteilen sich die IWF-Stimmenanteile der EU-Mitgliedsstaaten wie folgt: Österreich: 0,81 Prozent; Belgien: 1,30 Prozent; Bulgarien: 0,21 Prozent; Kroatien: 0,17 Prozent; Zypern: 0,09 Prozent; Tschechien: 0,46 Prozent; Dänemark: 0,71 Prozent; Estland: 0,08 Prozent; Finnland: 0,51 Prozent; Frankreich: 4,03 Prozent; Deutschland: 5,31 Prozent; Griechenland: 0,51 Prozent; Ungarn: 0,41 Prozent; Irland: 0,71 Prozent; Italien: 3,02 Prozent; Lettland: 0,09 Prozent; Litauen: 0,12 Prozent; Luxemburg: 0,29 Prozent; Malta: 0,06 Prozent; Niederlande: 1,76 Prozent; Polen: 0,85 Prozent; Portugal, 0,44 Prozent; Rumänien: 0,39 Prozent; Slowakei: 0,23 Prozent; Slowenien: 0,15 Prozent; Spanien: 1,92 Prozent; Schweden: 0,91 Prozent (vgl. ebd.).
 
Metadaten
Titel
Politische Bildungspraxis: das Beispiel Attac-Deutschland
verfasst von
Björn Allmendinger
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44296-5_5