2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Qualitative Interviews als Verfahren des Ländervergleichs
verfasst von : Gert Pickel, Susanne Pickel
Erschienen in: Methoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Betrachtet man die Lehrbücher der vergleichenden Politikwissenschaft, so bleiben qualitative Methoden zumeist ausgespart, werden sie nicht mit Fallstudien oder makroqualitativen Vorgehen (QCA, Fuzzy Set Analysis) gleichgesetzt. Auch eine methodische Auseinandersetzung mit entsprechenden Verfahren jenseits von Lehrbüchern, ist in der Politikwissenschaft eher geringen Umfangs. So finden sich derzeit nur wenige Beiträge in der Fachliteratur, die sich explizit mit Experteninterviews beschäftigen (
Meuser/Nagel 1994
,
2002
und in diesem Band;
Bogner u.a. 2002
;
Gläser/Laudel 2004
). Dabei erfreut sich gerade dieses nichtstandardisierte Interviewverfahren in der politikwissenschaftlichen Praxis einer recht großen Beliebtheit, wird doch in nicht wenigen vergleichenden Studien dezidiert auf Experteninterviews als Grundlage der Datenerhebung zurückgegriffen. Vor diesem Hintergrund erscheint es umso erstaunlicher, dass die — vor allem in der Soziologie und Psychologie — ausdifferenzierten Verfahren der Datenerhebung und Datenauswertung der qualitativen Sozialforschung in politikwissenschaftlichen Kreisen nur rudimentär Berücksichtigung finden. Experteninterviews werden größtenteils eher ad hoc zum Zwecke der Datenerhebung, unter der Prämisse eines nicht notwendigen tieferen Methodenverständnisses durchgeführt und in der Folge pragmatisch — teilweise leider sogar unmethodisch — ausgewertet. Entschuldigt wird dies mit der Unpraktikabilität und Umständlichkeit eines stringenten Vorgehens oder der informativen Orientierung der Befragung, wenn überhaupt eine Begründung vorliegt — was angesichts der manchmal aufzufindenden Unkenntnis über qualitative Erhebungs- und Auswertungsverfahren wenig verwundert.