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06.11.2014 | Medien | Schwerpunkt | Online-Artikel

Lieber "Irgendwas mit Uniform"

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

2:30 Min. Lesedauer

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Medienberufe haben ihre Strahlkraft für Abiturienten offenbar verloren. Statt nach der Schule "Irgendwas mit Medien" anzustreben, stehen Jobs bei Polizei und Bundeswehr ganz oben auf der Wunschliste.

Stellenabbau, Entlassungen und Insolvenzen prägen das öffentliche Bild der Presse- und Verlagslandschaft. Sollen Eltern ihrem Kind ernsthaft zu einem Beruf raten, dem entweder der Ruf vorauseilt unsicher und schlecht bezahlt zu sein oder von dem sie noch nie gehört haben, weil er ein Kind der Digitalisierung ist? Erziehungsberechtigte können aufatmen: Medienberufe sind nicht mehr hip.

Guter Rat von Mama und Papa

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Geht es um die Berufswahl, wählen Jugendliche eine Strategie, die sie sonst lieber als old-school abtun: sie holen sich Tipps bei dem Eltern. Das geht aus dem aktuellen Schülerbarometervon Trendence hervor. Rund 12.000 Schülerinnen und Schüler der Klassen acht bis 13 befragt das Institut seit 2006 jährlich nach ihren Berufswünschen. In der Entscheidungsfindung vertrauen 78 Prozent auf Gespräche mit Vater und Mutter.

Die künftige Arbeitnehmergeneration steuert ihre Zukunft optimistisch und mit einer gehörigen Portion Sicherheitsdenken an. Zwei Drittel glauben, dass sich ihre Karrierewünsche erfüllen werden. Garantieren sollen ihnen das die Top-Arbeitgeber Polizei (11,8 Prozent), Bundeswehr (10,3 Prozent) und BMW (9,5 Prozent). Große Verlierer im Ranking sind die Medienberufe. Platz acht unter den Top-Ten belegt ProSiebenSat1 mit 6,5 Prozent. Nächster Medienkonzern ist das ZDF mit 3 Prozent (Platz 19) und in der Axel Springer AG wollen sich nur 1,1 Prozent ihre Zukunft vorstellen (Platz 42).

Nach kreativer Ausbildung zum Freischreiber

Zumindest formal sei der journalistische Nachwuchs so gut vor- und ausgebildet wie noch nie, schreibt Springer-Autorin Ulrike Kaiser in ihrem Buchkapitel "Die normative Kraft des Praktischen: Ein weiterer Zwischenruf zur Ausbildungsdebatte". "Und das Ganze in einem Umfeld, in dem die Kreativität der Ausbilder wächst" (Seite 434 f.). Die Autorin verschweigt aber nicht, dass nach dem Volontariat häufig nur die Freiberuflichkeit oder befristete Pauschalistenverträge winken (Seite 424). Dann also lieber zum Bund?

Seiteneinstieg - Wenn der Traumjob floppt

Journalisten sind auch Generalisten. In ihrem Buchkapitel "Die besten Branchen und Jobs für Quereinsteiger" meinen die Springer-Autoren Stafan Rippler und Brank Woischwill "Seiteneinsteiger haben prinzipiell immer da gute Chancen, wo Generalisten eingesetzt werden" (Seite 5 ff.). Als Beispiel nennen sie den Social-Media-Manager. Der Quereinstieg ist allerdings eine Option, die entfällt wenn Traum und Beruf sich decken. Doch wie lässt sich das verwirklichen?

Berufe sinnlich erfahren

Springer-Autorin Karin Ressel ist Gründerin vom "Berufsparcours" im Technikzentrum Minden-Lübbecke e.V. In ihrem Buchkapitel "Berufsparcours: Verbesserung der Berufsorientierung - mit allen Sinnen Berufe erfahren", bemängelt sie gängige Berufsinformationstage: "Jugendliche werden mit Input überfrachtet und finden nicht zu den wesentlichen Informationen". Die praxisnahe Veranstaltungsreihe "Berufsparcours" setzt stattdessen auf sinnliche Elemente des Traum- oder Alptraumjobs. "Es geht darum Jugendlichen eine typische Tätigkeit, den dafür typischen Geruch oder das typische Material nahezubringen" (Seite 108). Dass in einer Metallwerkstatt mit stinkender Emulsion gearbeitet wird, lässt sich eben nicht aus Ausbildungsbroschüren riechen.

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