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2024 | Buch

Strategischer Wettbewerb im Weltraum

Politik, Recht, Sicherheit und Wirtschaft im All

herausgegeben von: Antje Nötzold, Enrico Fels, Andrea Rotter, Moritz Brake

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Sicherheit, Strategie & Innovation

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Über dieses Buch

Der Sammelband nimmt erstmalig seit Ende des Kalten Krieges für den deutschsprachigen Raum eine komprimierte Bestandsaufnahme der aktuellen Aktivitäten, rechtlichen Rahmenbedingungen, politischen und militärischen Konfliktlinien und Kooperationsräume sowie weiterführender Trends und Herausforderungen im Weltraum vor. Dabei werden zum einen die rechtlichen, militärischen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen des Bedeutungszuwachses dieses strategisch gewichtigen Raumes analysiert. Zum anderen werden Handlungsfähigkeit und -bedarf ausgewählter Weltraummächte, ihre Kooperationsmöglichkeiten und Konfliktpotenziale sowie der internationale politische Regulierungsbedarf herausgearbeitet und darauf aufbauend politische Handlungsempfehlungen dargelegt.

„Eine hervorragend gelungene Bestandsaufnahme der umfassenden Bedeutung des Weltraums.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Karl Kaiser, Harvard University

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Vorworte

Frontmatter
Vorwort der Herausgeber

Ausgangspunkt dieses Sammelbandes ist die Feststellung, dass die weltraumbasierte Infrastruktur um unseren Planeten vielfältige und überaus wichtige Aufgaben leistet, welche zum Funktionieren aller hochmodernen Industriegesellschaften unabdingbar geworden sind. Dies gilt nicht nur für ein fehlerfreies Navigieren über globale satellitenbasierte Navigationssysteme wie Galileo, Glonass oder GPS (Global Positioning System), sondern auch für die Funktionsfähigkeit bspw. unserer Energieversorgung, der Geldautomaten, des Börsenhandels oder der Wettervorhersagen.

Antje Nötzold, Enrico Fels, Andrea Rotter, Moritz Brake
Die Bedeutung der Raumfahrt für Deutschland

Seit Verabschiedung der deutschen Raumfahrtstrategie im Jahr 2010 hat sich die Welt gewandelt. Am offensichtlichsten zu erkennen ist die Veränderung im geopolitischen Umfeld. Die dramatischen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bedeuten auch für die internationale Raumfahrt eine Zeitenwende.

Anna Christmann
NewSpace Made in Germany

New Space, die Kommerzialisierung von Raumfahrt und ihre zunehmende Verzahnung mit der Non-Space-Wirtschaft, gewinnt weltweit rasant an Bedeutung. Im digitalen Zeitalter ist die Raumfahrt Schlüssel für Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren, Industrie 4.0, das Internet der Dinge (IoT) oder globale Konnektivität in Echtzeit an jedem Ort der Welt.

Matthias Wachter
Sicherheits- und friedenspolitischer Blick auf die Weltraumnutzung notwendig

Der Weltraum – lange phantasievoll filmisch verklärt und real eher im Verborgenen strategisch genutzt – ist derzeit sicherlich das spannendste und dynamischste Betrachtungsfeld für eine große Bandbreite wissenschaftlicher Disziplinen. Wir alle spüren diese Entwicklung und manche beschleicht ein diffuses Gefühl der unzureichenden Kenntnis, wenn Themen medial angesprochen werden.

Michael Traut
Space Security in an Age of Geopolitical Competition

What happens in our orbits is increasingly important for all aspect of our lives. This brings immense opportunities, from increased connectivity to stimulating scientific discovery. However, in an age of renewed geopolitical competition it also brings risks and challenges.

Anders Fogh Rasmussen

Bestandsaufnahme Weltraumaktivitäten

Frontmatter
All Quiet on the Space Front? Herausforderungen für die Nordatlantische Allianz im Weltraum

Der Krieg in der Ukraine unterstreicht die gestiegene Relevanz des Weltraums als militärische Dimension, die inzwischen unabdingbar für die Erfüllung der NATO-Kernaufgaben von Abschreckung und kollektiver Verteidigung ist. Zwar verfügt die Verteidigungsallianz über jahrzehntelange Erfahrung als Weltraumakteur und hat wichtige Weichenstellungen in Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen der Weltraumnutzung vorgenommen. Allerdings stellt der Weltraum ein dynamisches Operationsgebiet dar, das eine stetige Anpassung erfordert. Während der Fokus der Allianz auf der Koordination, Interoperabilität und Einsatzunterstützung liegt, ergeben sich u. a. Handlungsbedarfe in operativen und strategischen Fragestellungen, beim Fähigkeitsausbau und der Neugestaltung zivil-kommerziell-militärischer Zusammenarbeit. Als zentrales Forum der transatlantischen Sicherheitskooperation kann die NATO unter ihren Mitgliedern mit Blick auf das Bedrohungsumfeld sensibilisieren, gemeinsame strategische Ansätze fördern sowie sich als wichtiger Weltraumakteur für verantwortungsvolles Verhalten im Weltraum einsetzen. Ohne eigene weltraumbasierte Fähigkeiten kann das Bündnis jedoch nur so effektiv agieren, wie die Mitgliedstaaten bereit sind, bekannte Defizite in der Zusammenarbeit zu überwinden.

Andrea Rotter
Die EU Space Strategy for Security and Defence im Spannungsfeld von Mitgliedstaaten, Union und internationalen Herausforderungen

Die EU Space Strategy for Security and Defence (EU SSSD) ist zugleich Strategie und politischer Aktionsplan für Vorhaben, insbesondere der Europäischen Kommission. Für die Kommission ist die EU SSSD auch ein Instrument für eine Neujustierung und Ausweitung ihrer Machtpositionen und Kompetenzen vis-à-vis den EU-Mitgliedstaaten. Die EU SSSD baut auf dem vorherrschenden politischen EU-Narrativ der „Strategischen Autonomie“ auf. Die in der EU SSSD vorgestellten Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge sind geeignet, die europäische Sicherheit zu stärken. Die Strategie ist vor dem Hintergrund eines andauernden politischen Widerstreits zwischen Interessen der Kommission und den Interessen der EU-Mitgliedstaaten zu sehen. Was die EU SSSD tatsächlich bewirken kann, wird davon abhängen, ob und wie die in ihr aufgeführten Maßnahmen – bereits konsentierte und noch umstrittene – endgültig vereinbart und umgesetzt werden. Die EU SSSD markiert nicht den Abschluss eines innereuropäischen Abstimmungsprozesses. Sie stellt stattdessen einen politisch-strategischen Zwischenschritt im fortwährenden Spannungsfeld von Mitgliedstaaten, Union und internationalen Herausforderungen dar.

Cornelius Vogt
Das Vereinigte Königreich im Weltraum – hochfliegende Ambitionen

Die Pläne der britischen Regierung für den Weltraum sind hoch ambitioniert und werden Partnerschaften brauchen, um umgesetzt werden zu können. Die Domäne ist bereits ein fester Bestandteil im militärischen Bereich – das Stichwort ist Integration. Im internationalen Raum zeigt das Vereinigte Königreich Stärke mit seiner völkerrechtlichen Expertise und führt derzeitige multilaterale Bemühungen, um nach mehr als 50 Jahren zu neuen notwendigen Übereinstimmungen zum Thema Space Governance zu kommen. Trotz all dieser Entwicklungen sind die zuletzt veröffentlichten Strategiedokumente vage – sie bilden einen guten Grundstein für eine wachsende Weltraummacht und müssen dabei weiterhin realistisch bleiben. Die nächsten Jahre werden dabei entscheidend sein.

Juliana Süß
Frankreichs Perspektive auf die Frage des „strategischen Wettbewerbs im Weltraum“

Die Kontrolle über den Zugang zum Weltraum und die Handlungsfreiheit im Weltraum sind aufgrund ihrer engen Verbindung mit dem Konzept der „strategischen Autonomie“ von höchster Priorität für Frankreich. Angesichts der Liberalisierung des Zugangs zum Weltraum und der Rückkehr des Wettbewerbs zwischen Großmächten im Weltraum, sowie der zunehmenden Abhängigkeit militärischer Handlungsfreiheit von Weltraumkapazitäten, hat Frankreich beschlossen seine Weltraumdoktrin zu überdenken. So wurde Frankreich das erste EU-Land das 2019 eine „Weltraumverteidigungsstrategie“ verabschiedete und ein Weltraumkommando aufstellte. Obwohl Frankreich bei dieser Entwicklung eine Vorreiterrolle in Europa spielt und allgemein als Referenz in Weltraumfragen gilt, wird sein Industriemodell durch den Eintritt neuer Konkurrenten und eine drastische Senkung der Kosten für den Zugang zum Weltraum stark infrage gestellt. Diese strukturellen Herausforderungen erfordern eine Anpassung des derzeitigen Modells, die zwangsläufig eine verstärkte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene voraussetzt, unter anderem mit Deutschland.

Gaspard Schnitzler
Strategizing about Outer Space. Europäische Mächte und ihre Weltraumstrategien im Kontext des Wettbewerbs zwischen den USA und China

Angesichts rapider technologischer Fortschritte, einer steigenden Zahl im Weltraum aktiver Akteure und der sich intensivierenden US-amerikanisch-chinesischen Konkurrenz verändern sich die strategischen Rahmenbedingungen im New Space Age. Dabei fallen die Zunahme wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Untersuchungen zu Space Power und Typologisierungen der Macht und Autonomie raumfahrender Nationen auf. Der Beitrag erörtert daher Begriffsbestimmungen von Mittelmächten in den Internationalen Beziehungen und entwickelt daraus drei Kriterien für Mittelmächte im Weltraum. Darauf aufbauend vertritt er die Hypothese, dass Deutschland und das Vereinigte Königreich aufgrund mangelnder politischer und technologischer Autonomie im Weltraum als Mittelmächte anzusehen sind. Zu diesem Zweck analysiert er deren Weltraumstrategien von 2010 und 2021 mit Blick auf deren zentrale politische Interessen, Mittel und Ziele. Schließlich vergleicht der Beitrag diese miteinander und diskutiert, inwiefern sich anhand der beiden Weltraumstrategien eine Positionierung im Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Volksrepublik China erkennen lässt.

Philip J. Nock
Die strategische Positionierung Russlands im Weltraum

Die strategische Positionierung Russlands im Weltraum sah sich in den zurückliegenden Dekaden mehrfach hohem Anpassungsdruck ausgesetzt. Der vorliegende Artikel beschreibt die strategische Ausrichtung Russlands im All sowie ihren wiederholten Wandel und ordnet beides mithilfe der realistischen Schule der Internationalen Beziehungen ein. Eine Einführung in die Grundprinzipien staatlicher Rivalität aus realistischer Sicht erlaubt im weiteren Verlauf ein tieferes Verständnis für die Triebkräfte der russischen Weltraumkooperation mit anderen Weltraumakteuren wie insbesondere den USA, aber auch jener mit China und der EU. Dabei werden die Weltraumfähigkeiten Russlands, die gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Russland und anderen Ländern, die neuen Kooperationsverhältnisse mit aufstrebenden Weltraumakteuren sowie der kulturhistorische Hintergrund der russischen Weltraumpolitik als wichtige Analysemerkmale besonders in den Blick genommen. Die Analyse verdeutlicht, dass angesichts der bestehenden strategischen Positionierung Russlands und der trotz aller Einschränkungen nach wie vor sehr veritablen russischen Fähigkeiten im Weltraum absehbar ist, dass Russland langfristig zu den führenden Weltraummächten gezählt werden muss und ohne die Einbindung Moskaus absehbar keine dauerhaft tragfähige internationale Regelung für diese an strategischer Bedeutung weiter zunehmende Sphäre menschlicher Existenz gefunden werden kann.

Enrico Fels, Sibel Öztürk-Bastanoglu
Die Volksrepublik China als globale Weltraummacht – zwischen wirtschaftlichem Nutzen und militärischer Notwendigkeit

Das Engagement der Volksrepublik China (VR China) im Weltraum, lässt sich bis in die frühen 1950er Jahre zurückverfolgen. Sukzessiv wurde die Präsenz im Weltraum weiter ausgebaut. Der Machtzuwachs der VR China in geopolitischer Hinsicht spiegelt sich dabei auch im Weltraum wider und kein anderer Staatsführer der VR China steht so deutlich für diese Entwicklung wie Xi Jingping. Eingebettet in den Chinese Dream spielt der Weltraum sowohl zur Erreichung der wirtschaftlichen Entwicklung als auch zur Sicherung nationaler Souveränität eine wichtige Rolle. Dieser duale Nutzen des Weltraums kann dabei auch in der Wahrnehmung innerhalb der VR China gesehen werden. Zwischen einer Betrachtung des Weltraums als nützlich für die Wirtschaft und einer sich aus moderner Kriegsführung ergebenden Notwendigkeit zum Ausbau der Weltraumfähigkeiten, siedelt sich die Wahrnehmung des Weltraums durch die VR China zwischen eben diesen Bereichen an. Durch den Aufbau der Weltrauminfrastruktur und die Diskurse innerhalb der VBA zeigt sich allerdings deutlich, dass man sich stärker der militärischen Notwendigkeit verschreibt.

Manuel Steudle
Chinas Kooperationspraktiken im Weltraum. Raumstation, Beidou-System und Mondforschungsstation im Vergleich

Bei Chinas zivilen internationalen Wissenschaftskollaborationen im Weltraum zeigt sich eine auffällige Divergenz. Die Nationale Raumfahrtbehörde hat beim Aufbau der chinesischen Raumstation Tiangong die bestehenden Kanäle der Vereinten Nationen genutzt und viele internationale Partner langfristig in Planung und Umsetzung des Programms eingebunden. Ähnliches gilt für das Beidou-Satelliten-Navigationssystem. Im Gegensatz hierzu wurden im Zuge der Aktivitäten rund um die geplante Mondforschungsstation Kanäle der Vereinten Nationen vermieden und stattdessen bilaterale Diplomatie und intransparente Kommunikationswege genutzt. Während die bilaterale Zusammenarbeit mit Russland eng verläuft, ist es der chinesischen Raumfahrtbehörde bislang nicht gelungen, weitere Partner für die Mondforschungsstation zu gewinnen. Die abweichenden Kooperationslogiken stellen ein interessantes Puzzle für die Forschung zu internationaler Weltraumpolitik dar. Welche Faktoren stehen hinter den abweichenden Verhaltensmustern in der Weltraumdiplomatie? Wie kann die Koexistenz von Praktiken institutionalisierter multilateraler Zusammenarbeit einerseits und Bereichen der strategischen bilateralen Kooperation andererseits erklärt werden? Eine Erklärung liefert die Varianz der internationalen Regime, Organisationen und Verträge, die in unterschiedlichen Gebieten im Weltraum wirksam sind. Wir argumentieren, dass die „institutionelle Dichte“ eine intervenierende Variable darstellt, die strategische Ansätze und Praktiken wissenschaftlicher Zusammenarbeit im Weltraum beeinflusst, welche wiederum die Konfiguration von Raumfahrtprogrammen und -infrastrukturen mitprägen.

Maximilian Mayer, Kunhan Li
Indien als aufstrebende Raumfahrtnation. Wie Indien den Weltraum für sich nutzt

Indien beschloss bereits als Entwicklungsland in den 1960er Jahren, ein eigenes Raumfahrtprogramm zu gründen. Von den staubigen Anfängen in Thumbra bis hin zu eigenen ambitionierten Missionen zum Mond und Mars hat das Land bemerkenswerte Ziele erreicht. Aber warum hat ein Entwicklungsland, das erst 1947 seine Unabhängigkeit erreichte und mit einer hohen Armutsquote konfrontiert war, Ambitionen, ein eigenes Raumfahrtprogramm aufzusetzen? Die damalige Regierung beantwortete diese Frage mit dem Nutzen für die Bevölkerung. Nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Herausforderungen begann Indien seinen Weg in den Weltraum. Heute, 60 Jahre später, ist dieses Kalkül aufgegangen und Indien hat sich im 21. Jahrhundert im Wettbewerb um den Weltraum in Stellung gebracht. Es besitzt den Willen, seine Fähigkeiten im Weltall innen- und außenpolitisch zu nutzen. Welche Fähigkeiten es dabei im Einzelnen nutzen kann, welche Chancen sich daraus ergeben, aber auch welchen Herausforderungen es sich gegenübersieht, wird in diesem Artikel genauer betrachtet.

Jean-Pascal Östreich, Clemens Makagon
Das Weltraumprogramm Nordkoreas. Grundlegende Zielsetzungen und westliche Bedenken

Dieser Artikel bietet eine Analyse der Zielsetzungen, die dem intransparenten und international umstrittenen Weltraumprogramm der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) – Stand Anfang Januar 2023 – zugrunde liegen. Es präsentiert zunächst einige Rahmeninformationen des Programms. Es folgt in eigenen Abschnitten jeweils eine achtsame, westliche Bedenken mitberücksichtigende Untersuchung des Programms aus einer sicherheitsorientierten sowie einer politischen Analyseperspektive. Der Vollständigkeit halber wird das Programm anschließend außerdem noch auf etwaige sozioökonomische sowie technologische und wissenschaftliche Zielsetzungen geprüft. Es zeigt sich, dass dem nordkoreanischen Weltraumprogramm derzeit gleichzeitig vor allem sicherheitsorientierte und politische Zielsetzungen zugrunde liegen. Westliche Bedenken, dass Nordkoreas Entwicklung und Einsatz eigener Trägerraketen für Weltraumeinsätze letztendlich auch oder gar primär der Entwicklung und dem Test relevanter Technologien für seine kernwaffenfähigen Langstreckenraketen dienen, sind gerechtfertigt. Es fehlen klare Nachweise, dass das nordkoreanische Weltraumprogramm spezifischen sozioökonomischen oder technischen und wissenschaftlichen Zielsetzungen folgt. Das Kapitel schließt mit drei kurzen Handlungsempfehlungen an westliche Staaten.

Christoph Beischl
Aufstrebende Raumfahrtaktivitäten in Afrika

Weltraumaktivitäten haben in Afrika in jüngster Zeit beachtlich an Bedeutung gewonnen. Dies spiegelt sich auf verschiedenen Ebenen wider. Neben einer Beteiligung an internationalen Weltraum-relevanten Foren wie dem Ausschuss der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums und den damit verbundenen Programmen, ist auch auf intraregionaler Ebene eine Zunahme gemeinsamer Aktionen zwischen afrikanischen Staaten zu verzeichnen. Astronomische Einrichtungen wie das Square Kilometre Array und das Southern African Large Telescope haben zusätzlich internationale Anerkennung erlangt. Zudem ist auf nationaler Ebene in den afrikanischen Ländern das Interesse an weltraumbezogener Infrastruktur und die Anzahl der gestarteten Satelliten inzwischen erheblich gestiegen und weitere Projekte wurden angekündigt. Anfangs in Kooperationen mit etablierten internationalen Raumfahrtakteuren, nehmen zwischenzeitlich auch die Bestrebungen nach dem Aufbau indigener Kompetenzen zu. Da Weltraumanwendungen ein wichtiges Instrument für die nachhaltige Entwicklung der afrikanischen Gesellschaften sind, gewinnen diese auch auf politischer Ebene verstärkt an Beachtung. Bezeichnenderweise verabschiedete die Afrikanische Union die Afrikanische Weltraumpolitik und -strategie, die den Weg für die Gründung der Afrikanischen Weltraumorganisation ebnete.

Annette Froehlich

Technologien, Trends und geopolitische Konfliktlinien im Weltraum

Frontmatter
Mit dem Dreizack in der Hand nach den Sternen greifen – von Seemacht zur Weltraummacht

Seemacht und Macht im Weltraum – Weltraummacht – sind ein essentieller Bestandteil staatlicher Souveränität im 21. Jahrhundert und die vielleicht wichtigste Parallele zwischen ihnen ist, dass beide ultimativ zur Lösung großer Aufgaben der gesamten Menschheit benötigt werden. Ohne das Meer als essentiellen Teil der menschlichen Lebensgrundlage auf unserem Planeten wäre die Eroberung des Weltraums undenkbar. Auch bietet das Meer die Möglichkeit, ohne erforderliche Basis auf dem Territorium einer anderen Nation, etwa 70 % der Erdoberfläche per Schiff zu erreichen, um dort für Kommunikation und Beobachtung bis hin zur Waffenwirkung und den Start von Weltraumfahrzeugen günstigste Bedingungen zu finden. Umgekehrt wäre auch moderne Seemacht ohne die Abstützung auf kritische Weltraumressourcen nicht mehr denkbar. Sicherheit auf dem Meer oder im Weltraum sind dabei weit mehr als jeweils nur nationales Eigeninteresse. Wie seit Jahrhunderten für das Meer gültig, ist die gesamte Menschheit längst auch auf Beiträge kritischer Weltrauminfrastruktur für ihr wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Wohlergehen angewiesen.

Moritz Brake, Everett Carl Dolman
Make the Moon Great Again. Die Versicherheitlichung des cislunaren Raums

Während sich die menschlichen Aktivitäten bislang noch auf den erdnahen Orbit beschränken, gewinnt der cislunare Raum zunehmend an Bedeutung. So wachsen mit der Kommerzialisierung und den technologischen Möglichkeiten auch die Ambitionen, diesen Bereich des Weltraums einschließlich des Mondes zu erschließen. Mit Blick auf die USA fällt dabei jedoch auf, dass strategische und militärische Interessen immer deutlicher in den Fokus rücken. Es stellt sich somit die Frage, inwiefern sich eine Versicherheitlichung des cislunaren Raums durch die USA bemerkbar macht. Entgegen der gängigen Meinungen in der Wissenschaft liegt dieser Arbeit die Annahme zugrunde, dass eine Versicherheitlichung die politische Realität positiv beeinflussen kann. So ist es vorstellbar, dass aus einer solchen Handlung später ein Völkergewohnheitsrecht für den Mond hervorgehen könnte. Damit ließe sich die Lücke füllen, die der gescheiterte Mondvertrag hinterlässt.

Sonay Sarac
Die strategische Bedeutung von Weltraumsiedlungen. Eine Neue Welt?

Artemis hat ihre Jugendfahrt erfolgreich abgeschlossen! Ihr Endziel ist es, Menschen auf den Mond zurückzubringen. Sie findet Unterstützung im Gateway, das im Erfolgsfall die Expansion der Menschheit zum Mars und darüber hinaus erleichtern soll. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation schließen sich an, indem sie ihre Pläne für den Bau eines Monddorfes nach dem Erfolg von Artemis vorstellen. Diese neuen Bestrebungen wecken den lange schlummernden Wunsch der Menschheit nach dauerhaften menschlichen Siedlungen im Kosmos. Angesichts eines möglichen Wettlaufs zum Mond und zum Mars in naher Zukunft versucht dieses Kapitel, einen grundlegenden Beitrag zur Klärung der strategischen Bedeutung von Weltraumsiedlungen, ihres derzeitigen rechtlichen Status und möglicher künftiger Governance-Fragen zu leisten. Zu diesem Zweck werden vier verschiedene Fragen behandelt: erstens, warum diese Einheiten als Weltraumsiedlungen bezeichnet werden sollten, zweitens, welchen Wert solche Außenposten im Weltraum haben, drittens, welcher rechtliche Rahmen für solche Aktivitäten besteht und viertens, welche Herausforderungen sich die Weltraumsiedlungen stellen werden. Im Rahmen der letzten Frage wird das Kapitel einen Überblick über die Schlüsselelemente geben, die ein zukünftiges Governance-System berücksichtigen muss, um eine friedliche menschliche Existenz im Weltraum zu gewährleisten, wobei Fragen zum Status von Siedlungen, zu den Rechten von Siedlern und zum Einsatz von Drohnen in Siedlungen behandelt werden.

Katja Grünfeld
Space Mining – Goldrausch im All? Eine meta-geopolitische Analyse der strategischen Bedeutung von Weltraumbergbau für die internationale Staatengemeinschaft

In diesem Kapitel wird die strategische Bedeutung von Space Mining, dem Abbau von Ressourcen im Weltraum, erörtert. In den Blick genommen werden zum einen der wirtschaftlich verlockende Ressourcenreichtum von Asteroiden in Erdnähe sowie zum anderen Vorkommen von Wasser und Baurohstoffen zur Lebenserhaltung von Kolonien auf dem Mond und dem Mars. Eine besondere Bedeutung kommt der rechtlichen Ausgestaltung von Space Mining zu. Der fehlende internationale und rechtlich bindende Rahmen geht einher mit dem zweiten Wettrennen zum Mond: Während die NASA mit ihren Partnern im Artemis-Programm an einer permanenten benannten Mondbasis arbeitet, verfolgt China in Zusammenarbeit mit Russland das gleiche Ziel mit der International Lunar Research Station. Daher befasst sich ein Unterkapitel mit den Artemis Accords, ein das Artemis-Programm regulativ begleitender Vorstoß der NASA, um bilaterale Verträge über u. a. Space Mining zu schließen. China ist der Beitritt zu den Abkommen untersagt, von russischer Seite gibt es ebenfalls Kritik. In diesem Zuge wird auch Deutschlands Position erörtert, welches als zweitgrößter Beitragszahler der Europäischen Weltraumorganisation den Abkommen erst nach langem Zögern beigetreten ist. Befeuern oder dämpfen dieses Wettrennen zum Mond und die regulatorischen Unklarheiten um Space Mining einen Goldrausch um Ressourcen im All? Mit einem meta-geopolitischen Ansatz wird im nachfolgenden Kapitel ein Überblick über Faktoren, die die strategische Bedeutung von Space Mining beeinflussen, zusammengestellt.

Lisa Maria Storck
Die New Space-Industrie in Deutschland

Die New Space-Industrie besitzt ihren Ursprung in den USA zu Anfang der 2000er Jahre durch die Gründung von SpaceX durch Elon Musk. Das deutsche Ökosystem ist im Vergleich zu den USA deutlich jünger, kleiner und intransparenter. Der Versuch, diese Industrie zu messen, stellt daher hohe Anforderungen an Methoden zur Datenerhebung und -auswertung. Die vorliegende Arbeit untersucht die deutsche New Space-Industrie aus einer ökonomischen Perspektive. Umfang dieser Analyse sind über 125 New Space-Unternehmen aus Deutschland. Der Analysezeitraum bezieht sich auf Jahre von 2018 bis 2021 auf Basis öffentlich zugänglicher Quellen sowie einer eigens initiierten Umfrage an die New Space-Unternehmen. Ziel der Autoren ist es, Kennzahlen und Analysen zur Größe, zum Wachstum und künftigen Erwartungen an den Markt aufzustellen. Zu diesem Zweck wurde unter anderem die gesamte Wertschöpfungskette der Industrie hinsichtlich Häufigkeit und geografischer Verteilung untersucht. In diesem Zusammenhang konnten wir feststellen, dass sich insbesondere in Süddeutschland viele New Space-Unternehmen gegründet haben. Weiterhin wurden private Investitionen, sogenanntes Wagniskapital, in die Industrie untersucht sowie Daten zu Mitarbeitern, Umsatzzahlen und Kunden erhoben und ausgewertet. Wir konnten feststellen, dass private Investitionen in New Space-Unternehmen nicht nur gestiegen sind in den vergangenen Jahren, sondern es gab auch eine Verschiebung des Investitionsfokus von Hardware-dominierten Upstream-Start-ups hin zu Software-getriebenen Downstream-Start-ups. Die Untersuchung des Mitarbeiterwachstums von 2019 auf 2020 hat gezeigt, dass ein Wachstum von 125 % bis zu 413 % möglich gewesen ist. Die meisten Mitarbeiter befanden sich in Hardware-Unternehmen, d. h. Unternehmen des Satelliten- und Kleinraketenbaus. Ebenfalls konnte die Umsatzentwicklung einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Über die gesamte Industrie hin gab es ein Wachstum von 20 %, bei einigen Unternehmen gab es sogar eine Verdreifachung des Umsatzes. Bei der Analyse des Kundenstamms konnten wir feststellen, dass die New Space-Unternehmen bereits 76 % ihrer Verkäufe an die traditionelle Non-Space-Industrie tätigen. Das ist ein positives Signal, denn kommerzielle Raumfahrt und raumfahrtbasierte Anwendungen sind für die gesamte deutsche Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Erste Nachfragesignale nach deutschen New Space-Anwendungen konnten wir in den Bereichen Landwirtschaft, Öl und Gas, Energie, Logistik oder Versicherungen feststellen. Auf Basis dieser Ergebnisse konnten wir unsere Erwartungen für die künftige Entwicklung der Industrie ableiten.

Nina Stary, Maria Jahnke
Aktive Beseitigung von Weltraumschrott zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des Ökosystems Weltraum

Kommunikations- und Erdbeobachtungssatelliten, Raketen und zukünftige Serviceinfrastrukturen im Erdorbit sind auf kollisionsfreie Flugbahnen angewiesen. Schon jetzt, zu Beginn des Aufbaus gigantischer Satellitenkonstellationen ist es eine große technische und kommerzielle Herausforderung, die Nutzung der knappen Ressource „Umlaufbahn“ zu sichern und aufrecht zu erhalten. Weltraumschrott wie Raketenoberstufen bzw. nicht mehr kontrollierbare Satelliten führt zwangsläufig zu Kollisionen und damit zu einer kaskadierenden Zunahme kleinerer Objekte des Weltraummülls, wie bereits mehrfach geschehen. Die aktive Beseitigung des derzeitigen Weltraumschrotts (Active Debris Removal) ist eine notwendige Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Ökosystems erdnaher Weltraum. Dieser Beitrag beschreibt Technologien, die heute schon dazu geeignet sind, die Kollisionsrisiken von aktuellem Weltraumschrott mit funktionierenden Weltraumsystemen zu reduzieren. Ihr Anwendungspotential geht deutlich über reines Active Debris Removal hinaus: Sie können auch signifikant zum nachhaltigen Ausbau des Ökosystem Weltraums beitragen, wenn sie in dessen ökonomischen und ökologischen Kontext eingebettet werden.

Alin Olimpiu Albu-Schäffer, Thomas Dekorsy, Gerhard Grunwald, Wolfgang Riede, Stefan Scharring, Máximo A. Roa
Resilienz von Raumfahrtsystemen – Grundsätze und Praxis

Angesichts der zunehmenden Komplexität des Weltraumumfelds hat sich die Resilienz zu einem allgegenwärtigen Konzept in der heutigen Weltraumsicherheit entwickelt. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Grundsätze und die Praxis der Resilienz von Weltraumsystemen und -operationen. Es betrachtet das entstehende Feld aus zwei unterschiedlichen, aber komplementären Blickwinkeln: Missionssicherheit und Abschreckung sowie hohe Zuverlässigkeit und Resilienztechnik. Das Kapitel stützt sich auf zeitgenössische Überlegungen aus ziviler und militärischer Sicht und stellt Resilienz als einen eigenständigen, aber formbaren Begriff an der Schnittstelle von Weltraumsicherheit und -schutz dar und hebt spezielle Bereiche hervor, die für politische Entscheidungsträger, Systemanalytiker und Betreiber von Interesse sind.

Regina Peldszus
IT-Sicherheit von Weltraumsystemen

Lange Zeit galt für den Weltraum in Bezug auf IT-Sicherheit die Formel: Satelliten können nicht gehackt werden. Dass dies ein Irrtum ist, zeigte sich spätestens 2007 bzw. 2008 bei der Übernahme von zwei NASA-Satelliten durch vermutlich chinesische Hacker, wenngleich auch nur für kurze Dauer. Doch nicht nur Satelliten selber können zum Ziel von Hackerangriffen werden, sondern die gesamte Infrastruktur inklusive der Datenverbindungen zwischen Satelliten und Erde. Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von Weltraumanwendungen im zivilen wie im militärischen Bereich. Ein größerer Ausfall aufgrund eines Cyberangriffes kann daher beträchtliche Folgen haben. Daher gilt es, die Weltrauminfrastruktur insbesondere im kommerziellen Bereich resilienter gegen Cyberangriffe aufzustellen.

Esther Kern
Autonome Waffen und Künstliche Intelligenz im Weltraum – also selbstständige Killersatelliten im All?

Künstliche Intelligenz und Autonomie finden in allen Kampfdimensionen bereits Anwendung. Dabei wird in Deutschland breit über rechtliche und ethische Verantwortungen diskutiert, weniger aber über die technologischen Möglichkeiten, die sie bieten. In der Dimension Weltraum im Speziellen sorgt die buchstäbliche Entfernung für noch weniger Verständnis in der breiten Bevölkerung. Für den Menschen erscheint auch bei nähergehender Beschäftigung das Thema Weltraum schnell als zu viel. Künstliche Intelligenz und Autonomie sind hier allerdings in der Lage, Prozesse für uns zu vereinfachen und Entscheidungen vorzubereiten. Beispiele hierzu werden im Artikel erörtert und Ableitungen daraus getroffen, Killersatelliten von echter Kriegsführung abgegrenzt und Handlungsempfehlungen ausgesprochen.

Robin Bräuer
Kooperation oder Konflikt? Die Autonomie von Weltraummächten und sicherheitspolitische Dynamiken

Moderne Trends der Raumfahrt, insbesondere die Kommerzialisierung, die Militarisierung und die Demokratisierung erzeugen einen enormen Veränderungsdruck auf die um den Weltraumvertrag von 1967 aufgebaute internationale Weltraum-Governance. Insbesondere die Militarisierung des Weltraums schreitet durch die Konsolidierung von Weltraumstreitkräften und Tests von Anti-Satelliten-Waffen – wie die von Indien (2019) und Russland (2021) beweisen – weiter voran. Dieser Artikel identifiziert und typologisiert bei den führenden Weltraummächten USA, Russland, Europa, China, Japan und Indien vier Dynamiken sicherheitspolitischen Handelns – Space Superiority, Sicherheitsdilemma, Space Club, zivile Nutzung – die als Ergebnis geopolitischen Ringens und technologischer Kapazitäten das Handeln der Staaten bestimmen. Obwohl es ein starkes Potential für Rüstungskontrolle und robuste Governance-Lösungen gibt, scheinen zum jetzigen Zeitpunkt diese Dynamiken dafür zu sorgen, dass Abmachungen zur Einhegung der Militarisierung unwahrscheinlich sind. Die wahrscheinlichste Lösung liegt in der Etablierung von Normen zur verantwortungsvollen Nutzung des Weltraums.

Arne Sönnichsen
Die Bedeutung des Weltraums in der geopolitischen Rivalität des 21. Jahrhunderts – von Star Wars zu Space Warfare?

Der Systemkonflikt zwischen den USA und der Volksrepublik China prägt bereits heute die internationale Politik des 21. Jahrhunderts nicht nur auf der Erde, sondern wird im zunehmenden Umfang auch im Weltraum ausgetragen. China – inzwischen unbestritten eine Weltraumgroßmacht – hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht nur umfangreiche Weltraumfähigkeiten und -kapazitäten aufgebaut, sondern verfolgt ambitionierte weitere Pläne u. a. mit Blick auf den Mond. Die USA hingegen sind bestrebt, ihre Dominanz, zumindest jedoch ihre Überlegenheit im Weltraum zu erhalten. Neben der strategischen und zunehmend wirtschaftlichen Bedeutung des Weltraums führen dessen essentielle Bedeutung für moderne Kriegsführung und damit Wahrnehmung als Kritische Infrastruktur zu einer Versicherheitlichung des Weltraums. Diese verdeutlicht sich in beiden Ländern zum einen in umfangreichen Anpassungen der Streitkräftestrukturen als auch zum anderen in der strategischen Einordnung des Weltraums nicht mehr nur in seiner militärischen Unterstützungsfunktion, sondern auch als Raum der Kriegsführung. Der Weltraum im Systemkonflikt des 21. Jahrhunderts wird somit geprägt sein von Kriegsführung nicht nur durch, sondern auch möglicherweise im Weltraum, vom neuen Wettlauf zum Mond mit seinen langfristigen strategischen Implikationen sowie der zunehmenden Rivalität um Machtpositionen, -mittel und Fähigkeiten zwischen USA und China im extraterrestrischen Raum.

Antje Nötzold
Der Weltraum als Domäne der Kriegführung

Die Space Capstone Publication beginnt mit der Erklärung, dass der Weltraum eine Domäne bzw. Sphäre der Kriegführung darstellt. Diese Feststellung hat enorme Auswirkungen auf die Streitkräftestruktur, Haushaltsentscheidungen, die öffentliche und internationale Wahrnehmung und, was vielleicht am wichtigsten ist, auf die Kultur der jüngsten US-Teilstreitkraft. Diese Doktrin setzt ein Zeichen für die militärische Verantwortung im Weltraum, das längst überfällig ist.

Everett Carl Dolman
Das Echo der Geschichte. Der Ukraine-Krieg in seinen weltraumpolitischen Bezügen

Der Weltraum als nicht-staatlicher Austragungsort des strategischen Wettbewerbs zwischen etablierten und aufsteigenden Weltraummächten erfährt durch den Ukraine-Krieg eine neue Aufmerksamkeit: Während die Interoperabilität kommerzieller Weltraumdienste wie Starlink einen wesentlichen Beitrag zur taktischen Leistungsfähigkeit und Performance der ukrainischen Streitkräfte sicherstellt, legt die sanktionsbedingte Aufkündigung der Zusammenarbeit zwischen der European Space Agency (ESA) und der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos die Abhängigkeiten und strategischen Vulnerabilitäten der europäischen Weltraumfähigkeiten offen. Zum Untersuchungsgegenstand des Beitrags zählt neben der Kausalität zwischen der strategischen Weltraumnutzung und der internationalen Ordnung vor dem Hintergrund ihrer Erosionserscheinungen auch die evolutionäre Entwicklung des Krieges unter Einbezug des Satelliteninternets und die europäische Abhängigkeit von Drittstaaten in den Bereichen der Lieferketten und der Infrastruktur.

Vladimir Stošić
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den Raumfahrtsektor und Implikationen für Europa

Dieser Beitrag betrachtet die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf den Raumfahrtsektor sowie die Implikationen für Europa aus vier Perspektiven: Erstens, die Auswirkungen auf internationale und bilaterale Kooperationen mit Russland. Zweitens, die Auswirkungen auf das Bewusstsein des strategischen Wertes von Raumfahrtanwendungen und -technologien für Sicherheit auf der Erde und zur Unterstützung von Regierungen und Militär in Konflikten. Drittens, die Auswirkungen auf das Bewusstsein in Bezug auf die Vulnerabilität von Raumfahrtsystemen, sowie die Notwendigkeit, Raumfahrtsysteme besser zu schützen und ihre Cybersicherheit und Resilienz zu verstärken. Diese Debatte wurde ausgelöst durch den Cyberangriff Russlands auf das KA-SAT-Kommunikationssatellitennetzwerk der US-amerikanischen Firma Viasat, der die Konnektivität in der Ukraine vor und während Russlands militärischer Invasion am 24. Februar 2022 beeinträchtigt hat. Viertens, die Auswirkung des Krieges in der Ukraine als Alarmsignal und Game Changer („Zeitenwende“) für Europa, um Ambitionen für europäische strategische Autonomie voranzutreiben, Abhängigkeiten zu verringern und um die Verzahnung der Bereiche Sicherheit, Verteidigung und Raumfahrt/Weltraum zu forcieren.

Lina Pohl

Westliche Reaktionen auf die Bedeutungsverschiebung des Weltraums

Frontmatter
Strategischer Wettbewerb im Weltraum. Sieben politische Lektionen aus dem Kalten Krieg

Der vorliegende Beitrag schlägt einleitend die Brücke zwischen altem und neuem Weltraumzeitalter. Er analysiert Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen dem 20. und 21. Jahrhundert und benennt sieben Erfolgsfaktoren, mithilfe der sich die Vereinigten Staaten von Amerika im strategischen Wettbewerb mit der Sowjetunion im Kalten Krieg durchsetzten. Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, sind die Lektionen aus der Zeit des Kalten Krieges auch heute noch von großer Relevanz. Die Untersuchung versteht sich als eine historisch-politische Handlungsempfehlung, mit der Deutschland zukünftig seine Sicherheit wahrt, in Freiheit prosperiert und nicht zum Spielball fremder Interessen wird. Denn damals wie heute bedeutet die Vorherrschaft im All die Kontrolle über die Geschicke auf Erden.

Cedric Bierganns
Den Weltraum ordnen – Zukunftsvorstellungen und (New) Space-Governance

Die Analyse inner- und zwischenstaatlich ausgehandelter sozio-technischer Zukunftsvorstellungen zur kommerziellen Nutzung des Weltraums hilft bei der Erklärung politischer Positionen mit Blick auf diese ebenso, wie bei der Erklärung der Entwicklung technischer Artefakte. Während die Vorstellungen verschiedener Raumfahrakteure in den USA in einem konstruktiven Spannungsverhältnis stehen und sich wechselseitig unterstützen, ist in Deutschland ein diffuses, meist konfliktäres und damit blockierendes Verhältnis zu beobachten. Diese Spaltung wird durch eine globale Wirkung US-amerikanischer Zukunftsvorstellungen auf nationale Akteure in Deutschland noch weiter verstärkt. Zudem wird dadurch eine hegemoniale Ordnung kommerzieller Weltraumaktivitäten zu Ungunsten Deutschlands zunehmend wahrscheinlicher.

Klemens Kober, Torben Schütz
Europas Zukunft im Weltraum. Wie die Kontroversen um das Ariane-Programm Ideale und Spannungsfelder der europäischen Integration widerspiegeln

Ein neuer globaler Wettlauf um den Weltraum ist in vollem Gange, bei dem kommerzielle und staatliche Akteure weltweit ambitionierte Visionen für die Zukunft der Menschheit im Weltraum entwerfen. Europa steht aktuell an der Schwelle zur Entscheidung, welche Rolle es in diesem neuen Weltraumzeitalter spielen kann und will. Der Generaldirektor der europäischen Weltraumagentur (ESA), Josef Aschbacher, erklärte es kürzlich zum Ziel, bis 2030 Europäer auf den Mond zu bringen, welcher „zu einem neuen Wirtschaftsraum und einem neuen Kontinent“ (Der Standard. 2021. Bis zum Ende der Dekade steht ein Europäer oder eine Europäerin auf dem Mond. https://www.derstandard.at/story/2000131455919/bis-zum-ende-der-dekade-steht-ein-europaeer-oder-eine ) werden würde. Der Weg dorthin wirft allerdings brisante technopolitische Fragen auf und ist in der europäischen Raumfahrtbranche durchaus umstritten. Der Beitrag untersucht diese Fragen anhand der Kontroversen zur Zukunft der gemeinsamen europäischen Trägerrakete Ariane, basierend auf mehrjähriger Feldforschung und Experteninterviews (Allen Interviewpartnern wurde Anonymität in dem von ihnen unterzeichneten Informed Consent zugesichert. Im Folgenden sind die Interviewpartner abgekürzt mit IP sowie der Nummer des jeweiligen Interviews.) mit Akteuren der deutschen und europäischen Raumfahrtpolitik und -Industrie zu Praktiken und Spannungsfeldern der europäischen technopolitischen Integration im Weltraumsektor zwischen 2019–2021. Damit möchte das Kapitel einen Beitrag zum besseren Verständnis darüber leisten, wie Zukunftsvisionen der Weltraumnutzung Formen der europäischen Zusammenarbeit in der Gegenwart prägen – und wie aktuelle geopolitische Dynamiken im neuen Wettlauf um den Weltraum Diskurse zu europäischer strategischer Autonomie verstärken.

Nina Klimburg-Witjes, Kilian Weißer
Hürden auf dem Weg zur Entwicklung einer holistischen Weltraumstrategie der normativen Macht Europa

Grundsatz der europäischen Weltraumstrategie ist die Sicherstellung eines eigenen Zugangs zum Weltraum, wobei die EU bestrebt ist, Abhängigkeiten von den USA zu reduzieren und einen dritten „europäischen“ Weg zwischen den USA und der VR China zu etablieren. Momentan befinden sich die USA in einer strategischen Position der Weltraumhoheit, welche ihnen die VR China streitig machen möchte, wofür sie auf Kapazitätsaufbau durch Technologieentwicklung und -transfer setzt. Die sich hieraus ergebenden Bedrohungen werden in der EU-Weltraumstrategie vernachlässigt; grundsätzlich mangelt es noch an einer kohärenten Abwägung sicherheits- und wirtschaftspolitischer Interessen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die EU sich auf das bewährte außenpolitische Instrument der Normdiffusion verlässt, welches aber aufgrund fehlender Kapazitäten und Marktmacht nicht greift. Europäische Entscheidungsträger wären also gut beraten, den eingeschränkten europäischen Handlungsspielraum zu reflektieren, beim Aufbau eigener Kapazitäten deren Resilienz zu priorisieren und so Autonomie von den USA für den Preis einer erhöhten Abhängigkeit von der VR China zu vermeiden.

Isabella Stuerzer
Die europäische Raumfahrt – Notwendigkeit oder Verzicht

Die 1960er Jahre der Weltraumforschung sind wieder da mit der Rückkehr der Mond- und späterer Marsambitionen, aber mit einem Paradigmenwechsel: Weltraumdaten sind das schwarze Gold der zukünftigen Weltraumindustrie, die sich von einer Infrastrukturindustrie zu einer Datenwirtschaft entwickelt, und der Wettbewerb zwischen der UdSSR und den USA wird durch jenen zwischen China und den USA ersetzt. Alles bewegt sich, nichts ändert sich! Außer für Europa, das vor der Wahl steht, entweder eine Partnerschaft mit den USA einzugehen oder seinen eigenen, schwierigen und gefährlichen Weg zu gehen. Werden wir eine Mondbasis oder eine europäische Raumstation haben? Können wir eine Konstellation in einer Umlaufbahn vom Typ Iris2 vorschlagen? Und: „Who is in Charge?“ Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) oder die EU Space Agency for the Space Programme (EUSPA) in Prag? Deutschland und Frankreich müssen bei diesen strategischen Entscheidungen eine führende Rolle spielen, ein gemeinsamer Ehrgeiz ist mehr als notwendig.

Gilles Rabin
Abschreckung im Weltraum. Verstärkte Abschreckung durch hochflexible Weltraumfähigkeiten

Nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine zeigt die herausragende Bedeutung des Weltraumes für unsere Gesellschaft sowie die militärische Operationsführung im Allgemeinen. Bereits in 2019 wurde durch die NATO dieser Bedeutung Rechnung getragen, in dem der Weltraum als fünfte Dimension neben Luft, Land, See und Cyber anerkannt wurde. Die für den Weltraum notwendige Infrastruktur wird gemeinhin als kritisch betrachtet und fällt damit auch unter die Abschreckungssystematik der NATO. Der Beitrag diskutiert die Abschreckungspolitik der NATO im Kontext Weltraum entlang der zwei vorherrschenden Paradigmen – deterrence by punishment und deterrence by denial. In der Folge wird diskutiert, inwieweit die Förderung einer tragfähigen Responsive Space-Mentalität und deren Umsetzung in anwendbare Strategien von wesentlicher Bedeutung für die Übertragung auf eine kollektive Abschreckungsstrategie der NATO sein wird. Reaktionsfähige Weltraumkapazitäten werden es allen Mitgliedstaaten ermöglichen, zu den kollektiven Verteidigungsanstrengungen des Bündnisses beizutragen und den Grundsatz der deterrence by denial zu stärken.

Christoph Müller, Wolfgang Jung, Charles Ben, Andreas Ohndorf, Dirk Zimper

Stand der multilateralen Regulierung von Weltraumaktivitäten und Notwendigkeiten der Weiterentwicklung

Frontmatter
Ein neues Wettrüsten im Weltraum? Künftige Optionen für die Rüstungskontrolle im Weltraum

Moderne Gesellschaften sind zunehmend von weltraumgestützten Diensten abhängig, sodass die Erhaltung der ausschließlich friedlichen Nutzung der Weltraumumgebung und der Schutz kritischer Infrastrukturen von zentraler Bedeutung für Frieden und Sicherheit auf der Erde sind. Neue Akteure, Programme und Technologien stellen die derzeitigen Vereinbarungen infrage. Die zunehmende Bewaffnung des Weltraums ist angesichts der Verwundbarkeit von Satelliten ein ernstes Problem, das langfristig nur durch mehr Transparenz und neue Regeln begrenzt werden kann. Der Weltraumvertrag von 1967 bildet die Grundlage für künftige Weltraumregelungen, muss aber durch Vertrauensbildung, Rüstungskontrolle und eine bessere Umsetzung seit langem akzeptierter Standards ergänzt werden.

Götz Neuneck
Rüstungskontrolle im Weltraum – deutsche und europäische Perspektiven

Der Weltraum ist nicht nur für ökonomische, soziale und menschliche Entwicklungen von besonderer Bedeutung, sondern hat auch für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik einen enorm hohen Stellenwert. Die zunehmenden Spannungen zwischen wichtigen Weltraumnationen führen zu Fragen der Rüstungskontrolle und ihren Möglichkeiten und Grenzen bei der Konfliktregelung. Dieser Aufsatz beleuchtet nach einer eingehenden Darstellung des Rüstungskontrollkonzepts die bisherigen Schritte und verweist auf deren Stärken und Schwächen. Zentrale Erkenntnis ist, dass die auf Verträge abzielende Rüstungskontrolle vor Herausforderungen steht und Akteure wie Deutschland und die Europäische Union versuchen, andere Regelungsformen zu etablieren. Trotz einer pessimistischen Einschätzung sind noch nicht alle Spielräume ausgelotet, weshalb der Beitrag u. a. auf desecuritization in Form von Umwelt- und Nachhaltigkeitsansätzen als potentiellen Weg für Rüstungskontrolle eingeht.

Jens Heinrich-Fuchs
Hindernisse und Chancen für Rüstungskontrolle im Weltraum

Dieser Beitrag diskutiert Hindernisse und Chancen von Rüstungskontrolle im Weltraum vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Entwicklungen – insbesondere dem Aufstieg Chinas und dem massiven Vertrauensverlust zwischen Russland und den westlichen Staaten infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Während letzteres ein signifikantes Hindernis für Rüstungskontrolle darstellt, bietet der Aufstieg Chinas zur Weltraummacht neben zusätzlichem Konfliktpotential auch Chancen. Denn Rüstungskontrolle im Weltraum ist in den 2000er Jahren nicht zuletzt daran gescheitert, dass die Machtasymmetrie zwischen China und den USA im Weltraum zu groß war. Allerdings muss Rüstungskontrolle im Weltraum erst schrittweise gelernt werden. Die Herausbildung einer transnationalen epistemischen Gemeinschaft ist hierfür eine essentielle Voraussetzung. Die europäische und die deutsche Weltraumpolitik könnten hierzu mit Kooperationsformaten im Rahmen der zivilen Erforschung und Nutzung des Weltraums beitragen.

Max Mutschler
Konfrontation oder Kooperation im Weltraum? Herausforderungen und Lösungsansätze für die kooperative Rüstungskontrolle in den internationalen Foren für Weltraumangelegenheiten

In den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass die angenommene kollektive Sicherheit für bestehende und zukünftige Systeme im Weltraum nicht hinreichend gegeben ist. Weiter zunehmende militärische sowie zivile Abhängigkeiten von modernen, weltraumgestützten Technologien treiben den Wettbewerb zwischen den raumfahrtbetreibenden Nationen voran und verdeutlichen, dass geltendes Recht nicht mehr ausreicht, um ein erneutes Wettrüsten im All zu verhindern. Eine Weiterentwicklung von bestehendem Recht blieb in den internationalen Foren für Weltraumangelegenheiten bisher blockiert. Dieses Kapitel untersucht die Herausforderungen und möglichen institutionellen Lösungsansätze für eine Konsensfindung in der Rüstungskontrolle. Ein neuer institutioneller Anstoß zur Etablierung von nicht-verbindlichen, kleinteiligeren Normen durch Transparenz, Wissensaustausch und Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern im Rahmen der Vereinten Nationen könnte die Entwicklung hin zur Kooperation für die Sicherheit im Weltraum erneut anstoßen. Unklar bleibt, ob politische Rivalitäten langfristig zur Normbildung überwunden werden können.

Kim N. Schuck
Weltraumschrott als Umweltproblem. Eine Diskussion aus Global Commons-Perspektive

In diesem Beitrag wird der Umgang mit Weltraumschrott als Problem kollektiven Handelns im Kontext eines globalen Gemeinguts (Global Commons) betrachtet. Auf der Grundlage von Elinor Ostroms Forschungen zur Verwaltung von Gemeingütern schlagen wir ein System der polyzentrischen Governance vor. Dieses System stellt eine ebenso effektive Alternative zu politisch blockierten Vorschlägen der Reform oder Schaffung zwischenstaatlicher Institutionen dar. Aufbauend auf den „angepassten Gestaltungsprinzipien“ von Paul Stern analysieren wir die Mängel derzeitiger Governance-Strukturen in Bezug auf Weltraumschrott und leiten daraus Empfehlungen ab. Diese zielen darauf ab, die Kommunikation zwischen Governance-Knotenpunkten zu erleichtern, die Entscheidungsfindung auf unterer Ebene zu stärken und Vertrauen zwischen den Beteiligten aufzubauen.

Daniel Lambach, Luca Wesel
Space Traffic Management. Technische und regulative Ansätze zur internationalen Koordinierung des wachsenden Weltraumverkehrs

Space Traffic Management – verstanden als Verfahren, Normen und Regeln, die eine sichere und nachhaltige Nutzung des Weltraums angesichts einer stetig wachsenden Zahl von Weltraumobjekten und -akteuren langfristig gewährleisten sollen – ist zu einer Schlüsselherausforderung für die internationale Weltraumpolitik geworden. Entwicklungen wie wachsende privatwirtschaftliche Weltraumaktivitäten, der Aufbau sogenannter Megakonstellationen und die Verbreitung von Weltraumschrott unterstreichen die Notwendigkeit internationaler Anstrengungen zur Gewährleistung des sicheren Betriebs von Weltrauminfrastrukturen, von denen moderne Gesellschaften heute in hohem Maße abhängig sind. Der Artikel stellt die regulative, normative und technische Dimension von Space Traffic Management sowie aktuelle politische Ansätze in den Vereinigten Staaten und in der Europäischen Union dar. Abschließend wird auf bereits existierende Praktiken zur Koordinierung des Weltraumverkehrs eingegangen, bei denen zivile und militärische Akteure zentrale Rollen einnehmen.

Marc Becker
Der Weltraum als Dimension nationaler Außenwissenschaftspolitik. Strategien zwischen Politik, Administration und Forschung

Schon zu Beginn des Raumfahrtzeitalters ließen es das Prestige der Technologieführerschaft, der Ost-West-Konflikt, aber auch der hohe finanzielle und organisatorische Aufwand der Erforschung und Nutzung des Weltraums geraten erscheinen, internationale Kooperationen anzustreben und im gleichen Zuge mithilfe weltraumbezogener Projekte anderweitig gelagerte politische und ökonomische Ziele zu verfolgen. Diese Verknüpfungen lassen sich mithilfe des Konzepts der Außenwissenschaftspolitik beschreiben, das zwischenzeitlich ein fester Bestandteil des außenpolitischen Instrumentariums zahlreicher Staaten geworden ist. In diesem Kapitel wird analysiert, wie die Eigenheiten von Wissenschaft, Politik und Verwaltung sich dabei auf eine strategisch gedachte Außenwissenschaftspolitik auswirken. Anhand dreier historischer Fallstudien, der Gründung der ersten europäischen Raumfahrtorganisation ESRO, dem Apollo-Sojus-Programm sowie der internationalen Kooperation im Rahmen der ISS, werden unterschiedliche Konfigurationen bi- und multilateraler Interaktionen in verschiedenen Dekaden des Raumfahrtzeitalters betrachtet und Folgerungen für zukünftige Herausforderungen und Chancen strategischer Außenwissenschaftspolitik unter den Bedingungen des New Space skizziert.

Nicolas Rüffin
Metadaten
Titel
Strategischer Wettbewerb im Weltraum
herausgegeben von
Antje Nötzold
Enrico Fels
Andrea Rotter
Moritz Brake
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-42602-6
Print ISBN
978-3-658-42601-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42602-6

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