Wertstrom 4.0

Haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Ihnen eine neu erstellte Wertstromkarte zwar einen ausgezeichneten Überblick über den Materialfluss gibt, es jedoch unklar bleibt, woher hohe Bestände und Qualitätsprobleme kommen und warum das Erfüllen einzelner Aufträge so viel Zeit benötigt? Und haben Sie dann begonnen „Warum?“ zu fragen, um sich schließlich in Ihrer Ursachenanalyse von der Produktion in die Auftragsplanung, die Entwicklung und schließlich in den Vertrieb und das Produktmanagement vorzuarbeiten? Dann haben Sie einen ähnlichen Erkenntnisprozess hinter sich, wie die Autoren dieses Buches. Aber der Reihe nach …

Wie bei jedem Projekt sind auch bei einem Wertstrom-Projekt die Vorbereitung und Planung entscheidend für den Erfolg. Die Erfahrung aus zahlreichen Wertstrom-Projekten hat gezeigt, dass vorab Klarheit für alle Projektteilnehmenden über Ziele, Vorgehen, Ressourcen und Zusammenarbeit im Team zu schaffen ist. Halten Sie daher die wichtigsten Eckpunkte in einem Projektsteckbrief schriftlich fest. Diese Dokumentation kann bei Fragen immer wieder herangezogen werden. Dazu gilt es, die Produktfamilie auszuwählen, übergeordnete Ziele für das Wertstromprojekt festzulegen, Kennzahlen zur Messung dieser Ziele auszuwählen und letztlich ein kompetentes Wertstromteam zusammenzustellen. Anschließend werden diese Punkte in einem Projektsteckbrief zusammengefasst. Die genannten Elemente werden in den folgenden Abschnitten kurz vorgestellt.

Die klassische Wertstromanalyse (im Folgenden WSA genannt) bildet die Basis für das methodische Vorgehen in der Wertstromanalyse 4.0 (im Folgenden WSA4.0 genannt).

Das Wertstromdesign 4.0 folgt der Philosophie einer aufeinander abgestimmten Material- und Informationslogistik entlang des gesamten Auftragsabwicklungsprozesses. Material und Information sollen im Takt fließen, damit sie gleichermaßen zur richtigen Zeit am benötigten Ort bzw. Arbeitsplatz in der richtigen Qualität gemeinsam verfügbar sind. Wartezeiten aufgrund fehlender oder unvollständiger Information sollen vermieden werden. Darüber hinaus soll ein Fokus auf die Nutzung von Information zur kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen, Produkten und zur Steigerung des Kundennutzens gelegt werden. Um dies zu erreichen, soll dort ein evolutionärer, angemessener Einsatz digitaler Technologien erfolgen, wo klassische „Lean“-Maßnahmen bereits ausgereizt sind oder Routinetätigkeiten automatisiert durchgeführt werden können. Dies betrifft mithilfe digitaler Technologien immer stärker die Bereiche der Auftragsklärung und Arbeitsvorbereitung. Anhand eines Denkmodells zeigen wir ein übergeordnetes Prinzip wie alle Flüsse im Wertstrom miteinander zu synchronisieren sind. Darauf aufbauend geben wir Richtlinien für das Wertstromdesign 4.0 zur Hand. Diese Richtlinien sollen Hilfestellung bei der schlanken Gestaltung von synchronisierten Informations- und Materialflüssen geben.

Auf die Analyse des Istzustands im Rahmen der Wertstromanalyse 4.0 folgt die Gestaltung des Sollzustands im Wertstromdesign 4.0. Das Wertstromdesign 4.0 umfasst dazu drei Phasen. Wie bei der Wertstromanalyse 4.0 wird hierbei der Gestaltungsfokus des klassischen Wertstromdesigns um die Prozesse des indirekten Bereichs und die Informationsflüsse im Wertstrom erweitert. Das Wertstromdesign 4.0¹ verfolgt darüber hinaus das Ziel, aus dem gesamten Wertstrom einen strategischen Wettbewerbsvorteil aufzubauen. Aus dem Zusammenspiel der Prozesse zur Herstellung des physischen Produkts und der gezielten Erfassung, Verarbeitung und Bereitstellung von Informationen soll der Wertstrom zum Befähiger des Angebots einzigartiger Produkte und Dienstleistungen werden.