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06.12.2023 | Corporate Governance | Im Fokus | Online-Artikel

Aufsichtsratsarbeit erfordert mehr Exzellenz

verfasst von: Annette Speck

2:30 Min. Lesedauer

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Die Zeiten, als ausgepowerte Top-Manager ihr Arbeitsleben als Kontrolleure in Aufsichtsräten ruhig ausklingen lassen konnten, sind vorbei. Heute sind in dem Gremium Sparringpartner mit spezifischer Expertise gefragt.

Die technischen, gesellschaftlichen und geopolitischen Umwälzungen, mit denen sich Unternehmen derzeit herumschlagen, prägen auch die Aufsichtsratsarbeit. Dementsprechend stehen laut der Aufsichtsratsstudie 2023 des Arbeitskreises Deutscher Aufsichtsrat (AdAR e.V.) und der Anwaltssozietät Hengelen Mueller folgende Themen ganz oben auf der Agenda der 161 im Frühjahr 2023 befragten Aufsichtsräte:

  • ESG und Nachhaltigkeitstransformation (85 Prozent Zustimmungsquote)
  • Digitalisierung/digitale Transformation (84 Prozent Zustimmung)
  • Geopolitische Unsicherheiten (82 Prozent Zustimmung)

Wirken die Kontroll- und Risikomanagementsysteme?

Erstmals in die Studie aufgenommen wurde in diesem Jahr die Frage nach der Beurteilung der Wirksamkeit des internen Kontrollsystems und des Risikomanagementsystems. Diese Aspekte gehören demnach für gut zwei Drittel der befragten Aufsichtsratsmitglieder (68 Prozent) ebenfalls zu den zehn relevantesten Themen ihrer Agenda.

Den letzten Platz auf dieser Liste belegt die Mitbestimmung - wobei hier ein großer Unterschied zwischen Aufsichtsräten in börsennotierten und nicht-börsennotierten Unternehmen auffällt. So finden 40 Prozent der nicht-börsennotierten Firmen das Thema relevant bis sehr relevant gegenüber nur 21 Prozent der börsennotierten Konzerne.

Aufsichtsräte müssen sich weiterentwickeln

Wie die Umfrage zeigt, hat für die Aufsichtsratsmitglieder insgesamt die Aufstellung des Unternehmens für die Zukunft die größte Relevanz. Hierfür müssen sich die Aufsichtsgremien allerdings selbst weiterentwickeln. "Es wird deutlich, dass sich die Rolle und das Bild des Aufsichtsrats gewandelt hat - vom Kontrolleur hin zum Sparringspartner auf Augenhöhe", sagt Dr. Daniela Favoccia, Partnerin bei Hengeler Mueller und Co-Autorin der Studie.

Dazu trägt auch die Neufassung des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) von 2022 bei. Diese wirkt sich beispielsweise bereits auf die Besetzung des Aufsichtsrats und die Kompetenzprofile der Mitglieder aus. So geben in der aktuellen Befragung 69 Prozent an, dass im Aufsichtsrat eine besondere Sachkunde in punkto Nachhaltigkeit vorhanden sei (in börsennotierten Firmen sogar 82 Prozent). In der Vorgängerstudie sagten das nur 51 Prozent.

Qualifikationsmatrix für mehr Transparenz

In diese Richtung zielt auch die laut neuem DCGK erwünschte Erstellung einer Qualifikationsmatrix für den Aufsichtsrat. Sie soll Aufschluss über die Umsetzung eines Kompetenzprofils für das gesamte Gremium geben. In der Studie erklärten 56 Prozent, bereits Erfahrungen mit der Erarbeitung und Veröffentlichung einer Qualifikationsmatrix zu haben. Bei den börsennotierten Unternehmen waren es sogar 76 Prozent.

Professionalisierung in kleinen Schritten

Während der Trend einerseits zu mehr fachlicher Expertise im Aufsichtsrat geht, lahmt die Professionalisierung der Aufsichtsratsarbeit an anderer Stelle. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei die Zahl der Aufsichtsräte, die für ihr Gremium eine regelmäßige Überprüfung ansetzen, merklich gesunken, heißt es in der Studie. 2022 lag sie bei 63 Prozent; 2023 nur noch bei 46 Prozent. Und dies obwohl 72 Prozent der Befragten Effizienzprüfungen einen sehr hohen/hohen Stellenwert attestieren.

Darüber hinaus gibt es bislang auch nur bei einem Drittel der befragten Aufsichtsräte ein Aufsichtsratsbüro. Dabei könne ein solches Büro die Gremienmitglieder bei ihren zunehmenden Pflichten und Aufgaben unterstützen und die Zusammenarbeit erleichtern, so die Studie.

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