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2023 | Buch

Die Produktive Stadt

(Re-) Integration der Urbanen Produktion

herausgegeben von: Stefan Gärtner, Kerstin Meyer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieser Sammelband stellt die Urbane Produktion als wesentlichen Bestandteil der Produktiven Stadt vor. Er gibt einen Überblick zu Ideengeschichten, aktuellen Diskussionen, Konzepten, Definitionen, Messbarkeit, Relevanz und Potenzialen von Produktionsprozessen im urbanen Raum. Dabei werden notwendige Rahmenbedingungen und deren Wirkungen zum Erhalt und zur Förderung Urbaner Produktion betrachtet.
Der Mehrwert des Bandes liegt unter anderem darin, dass auf der einen Seite Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten aus verschiedenen Perspektiven vorgestellt werden, diese aber auf der anderen Seite nach verschiedenen räumlichen Planungsebenen bis hin zur Objekt- bzw. Immobilien-Ebene differenziert werden. Um die Produktive Stadt zu sichern und zu erweitern, bedarf es inter- und transdisziplinärer Bemühungen.Somit diskutieren WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen (Architektur, Maschinenbau, Stadt- und Raumplanung, Stadt- und Immobilienökonomie, Planungsrecht) die Herausforderungen und Potenziale und unterlegen sie mit Beispielen von gelungenen (Re-) Integrationen der Produktion in die Stadt.
Das Buch richtet sich sowohl an Studierende, WissenschaftlerInnen als auch StadtplanerInnen und PraktikerInnen aus Architektur, Immobilien-, Stadt- und Unternehmensentwicklung, Planungs- und Bauordnungsrecht sowie Wirtschaftsförderung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einführung
Zusammenfassung
Die Produktive Stadt, wie sie in der Neuen Leipzig-Charta 2020 gefordert ist, hat zum Ziel, inklusive und resiliente Städte durch die Etablierung und Sicherung nutzungsgemischter Strukturen unter Einbeziehung von Produktion zu schaffen (BMI, 2020) und ist damit ein normatives Konzept. Die Ziele sind vor allem stadtstrukturell und ökonomisch geprägt, jedoch spielen auch soziale und ökologische Aspekte eine zentrale Rolle. Wichtigstes Merkmal der Produktiven Stadt ist die Nutzungsmischung: Die Stadt muss Raum für Wohnen, soziale und technische Infrastrukturen und Arbeiten bieten.
Stefan Gärtner, Kerstin Meyer

Definitionen, Arten und Potenziale der Produktiven Stadt und Urbaner Produktion

Frontmatter
Kapitel 2. Urbane Produktion und Produktive Stadt: Ideengeschichte, Verständnisse und Herausforderungen
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Kritik an der postindustriellen Stadt stellt sich nicht erst seit der globalen Finanzkrise von 2007 die Frage nach einer Neuorientierung und Neuerfindung von Stadt. Transformationstendenzen in Wirtschaft und Gesellschaft eröffneten einen neuen „produktiven Blick“ auf die Stadt. Entscheidend hierfür war der Wandel der ökonomischen Basis vieler Städte von einer industriellen in eine wissens- und kulturbasierte Ökonomie und die damit einhergehende strukturelle Veränderung des städtischen Raumes in Wohn- und Konsumräume sowie Standorte hochwertiger Dienstleistungen. Die De-Industrialisierung der Städte und die Verlagerung der industriellen Produktion an die Peripherien oder in das Ausland wurden allerdings mehr und mehr als Verlust, als Dysfunktionalität unserer Städte verstanden. Der Beitrag versucht die als Gegenbewegung entstandenen Konzepte Urbane Produktion und Produktive Stadt hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichten und Verständnisse zu beleuchten und einige Herausforderungen zu diskutieren.
Stefan Gärtner, Stefan Werrer
Kapitel 3. Arten Urbaner Produktion und deren Integration in die Stadt
Zusammenfassung
Bisher gibt es weder eine einheitliche Definition noch eine Untergliederung nach Typen, Organisationsformen oder Arten Urbaner Produktion. In diesem Beitrag wird zunächst anhand bestehender Literatur den Fragen nachgegangen, welche Arten Urbaner Produktion es gibt, wie sie typisiert werden können und welche Hemmnisse und Potenziale für Betriebe Urbaner Produktion an ihren jeweiligen Standorten bestehen. Hierzu wird ein Analyseraster für Betriebe Urbaner Produktion entwickelt, welches zwischen den Arten urbane Industrie, urbane Manufaktur und Reparatur inkl. Handwerk und offenen Werkstätten sowie urbaner Landwirtschaft unterscheidet und hilft, den Blick gezielt auf die jeweiligen Standortanforderungen und Gebäudebedarfe sowie damit verbundene Herausforderungen zu richten. Auf Grundlage geführter Interviews mit BetriebsinhaberInnen werden der Status quo dargestellt und Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für die Stadt- und Wirtschaftsentwicklung abgeleitet.
Kerstin Meyer, Dajana Esch
Kapitel 4. Urbane Produktion messen
Hintergrund, Methoden, Betriebsdatenverfügbarkeit und Vorschlag für ein Messkonzept
Zusammenfassung
Urbane Produktion wird bislang meist anhand von Fallstudien untersucht und beschrieben. Quantitative Analysen zum Status quo und zur Entwicklung der Urbanen Produktion sind rar. Der Beitrag gibt einen Überblick über bestehende Literatur und darin vorgeschlagene Messkonzepte, um Urbane Produktion messbar zu machen, und schlägt daraufhin ein eigenes Konzept vor. Dabei werden zunächst für eine sektorale Abgrenzung Wirtschaftszweige der Wirtschaftszweigklassifikation 2008 des Statistischen Bundesamtes ausgewählt und anschließend für die territoriale Abgrenzung das „urban“ definiert. Daraufhin werden diverse Datenbanken zu Betriebsdaten sowie deren Vor- und Nachteile hinsichtlich der Nutzung für die quantitative Analyse beschrieben und in einem Überblick zusammengefasst. Dabei zeigt sich, dass die Datenverfügbarkeit in deutschen Kommunen grundsätzlich hinsichtlich der Betriebsdaten unzureichend ist, und es wird eine systematische Vereinheitlichung bestehender Datensätze empfohlen.
Marcel Schonlau, Kerstin Meyer
Kapitel 5. Handwerk als Baustein resilienter Städte
Zusammenfassung
Um die bestehenden Standorte des Handwerks zu erhalten und neue Standorte im Stadtgefüge zu erschließen, an denen Handwerk sich seine Bedürfnisse nach guter Verkehrsanbindung an das Straßennetz, öffentlichem Personennahverkehr und Parkplätzen sowie Expansionsmöglichkeiten und Kundennähe (Handwerkskammer Düsseldorf, 2021) erfüllen kann, ist es notwendig, die Lage der Betriebe in der Stadt zu kennen. Nicht zuletzt profitieren umgekehrt im Strukturwandel befindliche Stadträume von einer Neuansiedlung des Handwerks. Eine Standortuntersuchung von Werkstattbetrieben in der Stadt Düsseldorf zeigt deutlich, dass sich Betriebe vor allem um den Innenstadtbereich herum in kleinteiligen Gewerbestrukturen und gemischten urbanen Blockrandbebauungen befinden. In homogenen Einfamilienhausstrukturen oder im einzelhandelsgeprägten Innenstadtzentrum findet man dagegen nur sehr wenige dieser Betriebe. In der vorliegenden Studie werden – nach einem Blick in die Geschichte der Stadtentwicklung und die Rolle des Handwerks dabei – vier Stadtraumtypen in Hinblick auf die Integrierbarkeit von Werkstattbetrieben und die Erhaltung dieser Standorte für bestehende Betriebe genauer betrachtet und es wird der Frage nachgegangen, welche räumlichen Organisationen sich in diese vier Stadtraumtypen gut integrieren lassen.
Anne Söfker-Rieniets, J. Alexander Schmidt
Kapitel 6. Dezentrale Fabriken als Chance für die Produktion in der Stadt? Anforderungen, Fertigungsverfahren und Produktpalette
Zusammenfassung
Die Produktion hat in den vorangegangenen drei Jahrhunderten mehrere Revolutionen durchlaufen. Dabei haben insbesondere Technologiesprünge neue Möglichkeiten der Produktion eröffnet, die sich indirekt auf das produzierte Volumen sowie die Standorte der Produktion auswirken. Getrieben vom Streben nach Skaleneffekten und immer größeren Produktionsvolumina wurden neue Produktionsorte, aufgrund des steigenden Flächenbedarfs und entstehender Emissionen, außerhalb des Stadtzentrums gewählt. Aktuell befinden wir uns in der vierten industriellen Revolution, der die zunehmende Vernetzung von Maschinen und Produzierenden zugrunde liegt. Die gleichzeitig steigende Nachfrage nach kundenindividuellen Produkten fördert eine enge Interaktion zwischen KundInnen und Produzierenden. Eine Möglichkeit, diese Interaktion zu intensivieren, bietet die Errichtung urbaner dezentraler Fabriken, welche aktiv die verfügbaren Ressourcen und Charakteristika ihrer Umgebung nutzen, um Produkte lokal und unter Einbezug der KundInnen zu produzieren. Hieraus resultieren neuartige Herausforderungen an Produktionsprozesse. In diesem Beitrag wird eine solche wünschenswerte Zukunft skizziert und in diesem Rahmen das entstehende Spannungsfeld zwischen Produktanforderungen und Anforderungen des urbanen Raums aufgezeigt, um anschließend Ansätze zur Produktauswahl sowie zur Ausgestaltung von Prozessketten und Anlagenstrukturen für urbane Produktionsprozesse zu diskutieren.
Kolja Meyer, Franziska Aschersleben, Ann-Kathrin Reichler, Mark Mennenga, Klaus Dröder, Christoph Herrmann
Kapitel 7. Urbane Produktion: Potenziale der funktionalen Integration von Stadt und Fabrik
Zusammenfassung
Fabriken und Produktionsstätten sind ein wesentlicher Bestandteil von urbanen Räumen und leisten mit der Produktion von Gütern einen Beitrag für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Zwischen einer Fabrik im urbanen Raum und dem umgebenden Stadtgebiet bestehen zahlreiche Wechselwirkungen, in deren Folge Zielkonflikte in dicht besiedelten Räumen entstehen können, die es zu analysieren und zu verstehen gilt. Beispielsweise können Fabriken negative Umweltauswirkungen hervorrufen, gleichzeitig jedoch auch einen positiven Einfluss ausüben, indem sie verschiedene urbane Funktionen in den multifunktionalen Nutzungsstrukturen des urbanen Raums mit übernehmen, z. B. Wohnen, Freizeit und Bildung. Fabrikoriginäre Angebote können als gemeinsam nutzbare Urban Factory Services der Fabrik und der Stadt bereitgestellt werden. Beispiele sind das Angebot von Produktionsinfrastrukturen für weitere Zwecke wie die Öffnung für Aus- und Weiterbildungsangebote für unternehmensexterne Interessierte. Um urbanen Fabriken die Möglichkeit zu geben, den Wert eines potenziell denkbaren Urban Factory Services analysieren und bewerten zu können, wird in diesem Beitrag – basierend auf der Kosten-Nutzwert-Analyse – eine Methode vorgestellt. Die entwickelte Methode wurde durch Anwendung in einer realen Fallstudie validiert. Damit können urbane Fabriken die wirtschaftliche Effizienz ihrer Urban Factory Services und ihre weiteren potenziellen Auswirkungen auf die städtische Umgebung abschätzen.
Sina Rudolf, Max Juraschek, Mark Mennenga, Christoph Herrmann

Rahmenbedingungen für Urbane Produktion und Wirkungen

Frontmatter
Kapitel 8. Planungsrechtliche Rahmenbedingungen für die Sicherung und Entwicklung Urbaner Produktion
Zusammenfassung
Die planungsrechtliche Zulässigkeit von Betrieben der Urbanen Produktion unterscheidet sich je nach ihrem Störgrad deutlich zwischen den Baugebietstypen der Baunutzungsverordnung (BauNVO). Während Betriebe, die das Wohnen nicht wesentlichen stören, auch in gemischten Baugebieten zulässig sind, kommen für Betriebe mit höheren Störgraden nur Gewerbe- und ggf. auch Industriegebiete infrage. Über die Ausweisung von Gewerbegebieten kann jedoch innerhalb eines Quartiers eine grobkörnige Nutzungsmischung erreicht werden. Betriebe, die das Wohnen nicht wesentlich stören, können über die Ausweisung gemischter Baugebiete wie dem Urbanen Gebiet zusätzlich in einer feinkörnigen Nutzungsmischung realisiert werden. Dabei kann die Verdrängung von Betrieben der Urbanen Produktion durch zahlungskräftigere Nutzungen mithilfe des Planungsrechts nur begrenzt beeinflusst werden. Insbesondere in Urbanen Gebieten besteht die Gefahr, dass sie von anderen Nutzungen wie dem Wohnen verdrängt werden.
Johanna Schoppengerd
Kapitel 9. Finanzialisierung des Immobiliensektors, Gewerbegentrifizierung und Urbane Produktion
Zusammenfassung
Die Rückkehr der Produktion in die Stadt wird seit einigen Jahren verstärkt diskutiert. Urbane Produktionsstandorte leisten nicht nur einen Beitrag zur Vermeidung von Flächenneuversiegelungen, sondern sind auch mit weiteren Standortvorteilen verbunden. Diese Reurbanisierungstendenzen industrieller Produktion sind zunehmend mit spezifischen städtischen Problemlagen und immobilienwirtschaftlichen Prinzipien konfrontiert. Insbesondere die zunehmende Finanzialisierung des Immobilienmarktes und damit in Zusammenhang stehende Gewerbegentrifizierungsprozesse sind hier zu nennen und im Beitrag Diskussionsgegenstand. Dabei werden zunächst die Entwicklungen am Wohnungsmarkt betrachtet, um anhand dessen die Entwicklungen des Gewerbeimmobilienmarkts abzuleiten. Außerdem gibt der Beitrag einen Überblick zu AkteurInnen des Immobilienmarkts sowie eine Einordnung der Formen der Gewerbegentrifizierung und damit verbundenen Folgen für Urbane Produktion.
Jan Schaaf, Marie-Luise Baldin
Kapitel 10. Globale Umweltgerechtigkeit und Urbane Produktion
Zusammenfassung
Industriegesellschaften neigen dazu, über Lieferketten ökologische und soziale Ausbeutung in Drittstaaten bzw. periphere Regionen zu verlagern. Wenn unter dem Label Urbane Produktion nun Kaffee in der Stadt geröstet wird oder T-Shirts an urbanen Orten bedruckt werden, findet zwar ein Großteil der monetären Wertschöpfung urban statt, der Ressourcenverbrauch und die Emissionen sind und werden allerdings weiterhin verlagert. Eine global verantwortliche Stadtpolitik müsste dann darauf achten, dass zumindest ein Teil, der von der Bevölkerung konsumierten Produkte, auch auf dem eigenen Territorium produziert und recycelt beziehungsweise entsorgt wird. Dies könnte zu einer größeren Sensibilität gegenüber den durch Konsum verursachten Umweltbelastungen und dies wiederum zu weniger Konsum sowie Einsparung von Energie und Ressourcen führen (Suffizienz). Für eine global umweltgerechte Urbane Produktion fehlt es aber an Wissen, Methoden, Prozessen und Erfahrungen.
Stefan Gärtner, Philipp Schepelmann

Integration Urbaner Produktion auf verschiedenen räumlichen Ebenen

Frontmatter
Kapitel 11. Kommunale Strategien und Wirtschaftsflächenkonzepte zur Sicherung und Förderung Urbaner Produktion
Zusammenfassung
Um Verdrängung von produzierendem Gewerbe und Handwerk zu vermeiden und Flächen zur Neuansiedlung vorzuhalten, haben Kommunen die Möglichkeit, Fachkonzepte zur Wirtschafts- und Gewerbeentwicklung zu verabschieden. Diese informellen Instrumente können z. B. durch einen Ratsbeschluss politisch legitimiert und in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen formell verankert werden. Damit können beispielsweise Gewerbe- und Industriegebiete für produzierendes Gewerbe gesichert und erhalten sowie funktionale Umnutzungen verhindert werden. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Kommunen zunehmend mit der Thematik. Im Beitrag werden vier kommunale Konzepte sowie deren Entstehungsprozess, die beteiligten AkteurInnen sowie gewählte Instrumente und Maßnahmen zur Förderung und Sicherung Urbaner Produktion vorgestellt und analysiert. Damit kann der Beitrag als Anregung für andere Kommunen dienen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen und nach Lösungen zum Erhalt oder Ermöglichung der Produktiven Stadt suchen.
Kerstin Meyer
Kapitel 12. Typisierung von Gewerbegebieten am Beispiel Gelsenkirchen: Gewerbeflächen als Standorte für Urbane Produktion?
Zusammenfassung
Eine differenzierte Analyse und Typisierung von Industrie- und Gewerbegebieten bietet eine Möglichkeit, die Potenziale städtischer Industrie- und Gewerbegebiete im Kontext Urbaner Produktion zu ermitteln. Der Beitrag erläutert dabei ein Verfahren, um Gebiete zu identifizieren, die sich besonders gut für Urbane Produktion eignen und skizziert mögliche Maßnahmen innerhalb dieser „Urbanen Gewerbegebiete in Zentrumsnähe“ und „Urbanen Gewerbegebiete in unmittelbarer Wohnortnähe“. Die Typisierung stellt damit einen ergänzenden Ansatz zur Weiterentwicklung der Erfassung und Messung Urbaner Produktion dar und bietet eine Grundlage für kommunale Strategien und Wirtschaftsflächenkonzepte zum Erhalt und zur Förderung von Standorten für Urbane Produktion.
Marvin Guth, Marcel Schonlau
Kapitel 13. Vertical URBAN Factory – Neue vertikale STADT-Fabriken
Modulare Modellkonzepte für mehrgeschossige Urbane Produktion am Beispiel Wien
Zusammenfassung
Geschossfabriken, das heißt mehrgeschossige Produktionsgebäude, die sich nahtlos in das vorgegebene Raster der Stadt und ihre sonstigen Funktionen einfügten, waren integrierter Bestandteil der gründerzeitlichen Stadt. In diesem Artikel wird am Beispiel der städtebaulichen Strukturen und Planungsleitlinien der Stadt Wien an diese historische Tradition der Geschossfabriken angeknüpft. Neuinterpretationen sowie innovative Konzepte einer vertikalen Verdichtung von Produktion werden aufgezeigt. In Form modularer Modelltypen, welche mannigfache Anforderungen und Merkmale widerspiegeln sowie auf unterschiedliche Stadttypologien bestmöglich abgestimmt sind, werden verschiedene Konzepte dargestellt. Diese Modelltypen zeigen, dass die mehrgeschossige Bauweise eine real umsetzbare Alternative für begrenzte Flächenressourcen und die Urbane Produktion darstellt.
Edeltraud Haselsteiner, Harald Frey, Barbara Laa, Verena Madner, Lisa-Maria Tschokert
Kapitel 14. Produktion in Kirchengebäuden
Zusammenfassung
In Deutschland werden zunehmend Kirchengebäude aufgegeben. Aufgrund der Flächenknappheit v. a. in den Städten könnten Kirchengebäude für Produktionstätigkeiten nutzbar werden, um diese erhalten zu können. Der Beitrag behandelt deshalb die These, dass sich produktive Nutzungen für eine Nachnutzung der Gebäude aufgrund der Gebäudeeigenschaften gut eignen würden. Anhand einer empirischen Analyse einiger Fallbeispiele werden produktive Zwischennutzungen, multifunktionale und rein produktive Nutzungen beleuchtet. Es stellte sich heraus, dass es bislang kaum Beispiele für produktive Kirchennachnutzungen gibt und viele Ansätze letztlich nur mithilfe multifunktionaler Konzepte bzw. Geschäftsmodelle bestehen. Kirchengebäude spielen somit aufgrund ihrer oft zentralen Lage als dritte Orte weiterhin eine Rolle. Bei zunehmenden Leerständen können produktive Nachnutzungen jedoch künftig vermehrt eine Option werden. Dabei kann ein prozesshaft und experimenteller Ansatz vom Gebäude ausgehen, oder ein nutzungszentrierter, konzeptioneller Ansatz, wenn ein Akteur bereits eine konkrete Idee für eine produktive Nachnutzung hat, zur Umnutzung führen. Was dabei zu beachten ist, welche Vor-, Nachteile und Ambivalenzen eine produktive Kirchennachnutzung mit sich bringt und wie sie gelingen kann, wird im Beitrag erläutert.
Annette Bathen, Kerstin Meyer, Fabian Stibane
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Produktive Stadt
herausgegeben von
Stefan Gärtner
Kerstin Meyer
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-66771-2
Print ISBN
978-3-662-66770-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-66771-2