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2023 | Book

Psychologie Digital

Chancen und Risiken der Digitalisierung in der angewandten Psychologie

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Wesentliches Ziel dieses Sammelbandes ist es, einen Überblick über die Chancen und Risiken der Digitalisierung in verschiedenen Anwendungsbereichen der Psychologie zu entwickeln, z. B. in der Gesundheitsförderung, im Personalmanagement, in der psychosozialen Beratung oder in therapeutischen Beziehungen.Die Beiträge sollen die Vielfalt der Auswirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten digitaler Medien auf und für die psychologische Profession aufzeigen und kritisch diskutieren. Dabei werden insbesondere empirische Arbeiten, Übersichtsarbeiten und konzeptionelle psychologische Arbeiten fokussiert.

Table of Contents

Frontmatter
Wirksamkeit eines kombinierten Präsenz- und Online-Seminars zur Gesundheitsförderung für berufstätige und studierende pflegende Angehörige
Zusammenfassung
Immer mehr Menschen versorgen in Deutschland ihre pflegebedürftigen Angehörigen im häuslichen Umfeld. Für pflegende Berufstätige und Studierende kommen zusätzlich zu den vielen Anforderungen des Alltags mit der Pflege weitere erhebliche Belastungen hinzu. Deshalb sind Beratungs- und Unterstützungsleistungen sowie Maßnahmen zur Stressbewältigung für diese Personengruppe von großer Bedeutung. Erstmals in Deutschland erhielten im Rahmen der hier berichteten Studie pflegende Beschäftigte gemeinsam mit Studierenden einer Hochschule das Angebot an einem Gesundheitsprogramm teilzunehmen. Das Seminar enthielt sowohl Präsenz- als auch Onlineanteile. Fokussiert wurden die Vermittlung von Stressbewältigungsstrategien, von Wissen zu Unterstützungsangeboten und von Informationen zu Pflegeversicherung, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsrecht. Vor und nach dem Seminar wurden Wohlbefinden und Belastungserleben durch die Pflege erhoben, um die gesundheitsbezogenen Veränderungen, die im Zuge des Seminars erfolgten, beurteilen zu können. 13 Beschäftigte und Studierende einer Hochschule nahmen an dem siebenwöchigen Seminar (zwei Präsenz- und fünf Online-Veranstaltungen) teil, von denen 11 Personen die Fragebögen zum Wohlbefinden und zur Gesamtbelastung vollständig beantwortet haben. Bei den Untersuchungsteilnehmenden zeigte sich eine statistisch bedeutsame Reduzierung des Belastungsausmaßes. Eine Veränderung des Wohlbefindens zeigte sich jedoch nicht. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse wird angenommen, dass das Gesundheitsförderungsangebot geeignet ist, das mit der Pflege einhergehende Belastungserleben zu reduzieren. Um das allgemeine Wohlbefinden zu steigern, dürfte jedoch ein weitreichender Ansatz erforderlich sein, in dem auch andere bedeutsame Lebensbereiche neben der Pflege stärker berücksichtigt werden. Auch die Dynamik der Pflegesituation dürfte Einfluss auf das Wohlbefinden von pflegenden Angehörigen haben. Limitierend für die Aussagekraft sind die geringe Stichprobengröße und die fehlende Kontrollgruppe.
Bianca Adler, Ricardo Baumann
Visuelle Methoden in der virtuellen Beratung und Therapie
Zusammenfassung
Visuelle Techniken bieten in virtuell gestalteten Coachingsessions, in digitaler Beratung und Therapie einen Mehrwert, bzw. können bestimmte Einschränkungen des Arbeitens auf virtueller Ebene vermindern. Sie ermöglichen, dass sprachlich-abstrakte Informationen sichtbar bzw. bildlich dargestellt werden. Dabei sind zum Beispiel Fotos und Zeichnungen methodische Vehikel, um an innere Bilder der Klient:innen anzuknüpfen und Beratungs-Anliegen im metaphorischen Sinne zu reflektieren. Zur Systematisierung kann eine Kategorisierung nach dem verwendeten Medium (Fotografie, Zeichnungen) und den psychologischen Prozessen der Externalisierung und Internalisierung vorgenommen werden. Verschiedene vorgestellte Methoden und Anwendungsbeispiele illustrieren die praktische Umsetzung.
Sarah Seidl, Nicole Woltmann
Digitaler Stress im Versicherungsvertrieb – eine empirische Studie bei selbständigen Ausschließlichkeitsvermittler*innen in Deutschland
Zusammenfassung
Digitaler Stress stellt ein aktuelles Phänomen im Arbeitskontext dar. In dieser Studie können über Korrelations- und Regressionsanalysen signifikante Zusammenhänge zwischen digitalem Stresserleben und Irritation im Arbeitskontext, Gedanken an einen Stellen-/Berufswechsel und dem Arbeitsengagement von selbständigen Versicherungsvermittler*innen aufgezeigt werden. Insgesamt berichten 29 % der befragten Versicherungsvermittler*innen ein sehr starkes Beanspruchungserleben in Form von emotionaler und kognitiver Irritation. Eine positive Einstellung zur Digitalisierung und zu digitalen Kommunikations- und Informationstechnologien sowie die Förderung der digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter*innen durch das Unternehmen reduzieren zwar das wahrgenommene Ausmaß des digitalen Stresserlebens, zeigen jedoch keinen direkten Effekt auf die emotionale und kognitive Irritation. Durch Mediatoranalysen kann aufgezeigt werden, dass der Zusammenhang zwischen dem digitalen Stresserleben und einem geminderten Arbeitsengagement vollständig über das Irritationserleben der Versicherungsvermittler*innen vermittelt wird.
Alexander Wendland, Michael Lentföhr
Arbeit 4.0 und psychische Gesundheit – eine empirische Analyse in der Versicherungsbranche
Zusammenfassung
Arbeit 4.0 lässt sich über die Merkmale Digitalisierung, Flexibilisierung, Entgrenzung, Relevanz und Mitbestimmung beschreiben. Neben positiven Auswirkungen für Unternehmen und Mitarbeitende besteht auch die Gefahr des zunehmenden Zeit- und Erfolgsdrucks, sodass Beschäftigte zur Anforderungsbewältigung ein selbstgefährdendes Arbeitsverhalten zeigen, in dem Sie bspw. auf Pausen verzichten oder ständig erreichbar sind. Dadurch steigt die Gefahr einer höheren psychischen Beanspruchung. In der vorliegenden Studie konnten signifikante Zusammenhänge zwischen der Entgrenzung der Arbeit, dem Verhalten der interessierten Selbstgefährdung und dem Arbeitsstresserleben in Form von kognitiver und emotionaler Irritation aufgezeigt werden. Mediatoranalysen zeigen zudem, dass der Zusammenhang zwischen Entgrenzung auf der einen Seite und kognitiver und emotionaler Irritation auf der anderen Seite über das Verhalten der interessierten Selbstgefährdung vermittelt wird. Die Ergebnisse legen nahe, die von Arbeit 4.0 ausgelösten Veränderungen im Unternehmen zu beachten und besonders die Führungskräfte auf die Folgen von indirekter Steuerung aufmerksam zu machen, um selbstgefährdendes Verhalten und starke psychische Beanspruchung der Beschäftigten zu verhindern.
Melanie Schlie, Alexander Wendland
Coaching in der digitalen Arbeitswelt
Zusammenfassung
Coaching ist und bleibt in der heutigen digitalen und volatilen Arbeitswelt ein wichtiges Instrument zur persönlichen Weiterentwicklung und Selbstreflexion. In diesem Kontext gewinnen digitale Coachingformate zunehmend an Bedeutung und werden immer selbstverständlicher. Dabei erfolgt nicht nur die Coachingkommunikation auf digitalem Weg, wie zum Beispiel mittels Videokonferenzsystemen, auch die Coach-Auswahl und die Coachingmethoden werden digitalisiert und können über diverse Plattformen abgerufen werden. Dies erfordert zudem erweiterte Kompetenzen bei den digitalen Coaches, wie zum Beispiel eine entsprechende Technik- und Medienkompetenz.
Melanie Hasenbein
Die Anwendung der binär-logistischen Regression als KI-Komponente in einem Fragebogen zur multidimensionalen Selbstbeschreibung von Führungskompetenzen
Zusammenfassung
Der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Personaleignungsdiagnostik wird in der Forschung und Praxis kontrovers diskutiert (Ethikbeirat HR Tech (2021). Richtlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz und weiteren digitalen Technologien in der Personalarbeit. https://​www.​ethikbeirat-hrtech.​de/​wp-content/​uploads/​2021/​09/​Richtlinien_​Download_​2021.​pdf (letzter Zugriff am 23.04.2023); Kanning, Digitalisierung in der Eignungsdiagnostik. Report Psychologie 10:398–405, 2018a). Möglichen Chancen bzgl. der Verbesserung der Objektivität, Reliabilität, Validität und Effizienz von Personalentscheidungen durch KI-Methoden stehen Risiken einer intransparenten, diskriminierenden und häufig wissenschaftlich nicht haltbaren Vorgehensweise gegenüber (Kanning, Personalauswahl zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Eine wirtschaftspsychologische Analyse, Springer, Berlin, 2015).
Ziel dieses Beitrags ist der Versuch, anhand eines konkreten Fallbeispiels den Grad der Übereinstimmung zwischen Mensch und einem binär-logistischen Algorithmus bzgl. der Einschätzung der Eignung von Bewerberprofilen für eine Teamleiterrolle in einem Unternehmen (erste operative Leitungsebene) zu überprüfen.
Zu diesem Zweck wurden 120 Kandidatenprofile eines Fragebogens zur Selbsteinschätzung führungsbezogener Potenziale, Haltungen und Verhaltensweisen einem Pool von 12 Personalentscheiderinnen und Personalentscheidern mit langjähriger Erfahrung in der Personalauswahl vorgelegt. Weitere Informationsquellen hatten sie nicht zur Verfügung. Auf der Grundlage eines vorgegeben Anforderungsprofils für eine Teamleiterfunktion sollten sie dann eine Entscheidung bzgl. der Eignung (1) bzw. Nichteignung (0) eines Kandidatenprofils für diese Stelle treffen.
Gleichzeitig wurde aufgrund der Profildaten eine binär-logistische Regression durchgeführt, die einen Wahrscheinlichkeitswert für die Nichteignung (p < 0.5) bzw. Eignung (p > 0.5) errechnete und eine Zuordnung vornahm (p < 0.5 -> ‚0‘; p > 0.5 -> ‚1‘).
Im Ergebnis zeigt sich, dass bei 116 von 120 Profilen die Einschätzung der menschlichen Personalentscheider mit dem Ergebnis der binär-logistischen Regression übereinstimmte (13 x „geeignet“, 103 x „nicht geeignet“). 2 × entschieden die menschlichen Entscheider für eine Eignung, der Algorithmus dagegen, 2 × trat der umgekehrte Fall ein.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Studie einen hohen Grad der Übereinstimmung zwischen der menschlichen Beurteilung und dem Ergebnis der binär-logistischen Regression. Limitationen und Implikationen für den Einsatz einer solchen „schwachen“ KI im Rahmen von Personalentscheidungen werden in den Kontext der gegenwärtigen Diskussion in Forschung und Praxis zu diesem Thema gesetzt und am Ende diskutiert.
Manfred Mühlfelder, Dagmar Rostek, Christoph Janssen
Erfolgsfaktoren für eine digitale Führung aus der Distanz
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden zwei Studien vorgestellt, in denen Einflussfaktoren auf den Erfolg einer digitalen Führung aus der Distanz untersucht wurden. Bei Studie 1 stand die Frage im Vordergrund, ob der zentrale Erfolgsfaktor „Vertrauen“ zwischen Führungskraft (FK) und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (MA) von der Persönlichkeit der MA beeinflusst wird bzw. ob sich die Einschätzung der FK auf verschiedenen Vertrauensdimensionen durch die MA abhängig vom jeweiligen Big-Five-Persönlichkeitstyp unterscheidet. Ein zentrales Ergebnis dieser Studie ist, dass es keinen Zusammenhang bzw. keinen Unterschied zwischen Persönlichkeitstyp und der subjektiven Wahrnehmung und Einschätzung der Vertrauensbeziehung zur FK gibt. Die Persönlichkeitskomponente „Verträglichkeit“ weist allerdings einen signifikant positiven Zusammenhang mit allen 5 untersuchten Vertrauensdimensionen auf. Für zwei von sieben untersuchten Führungsmaßnahmen zur Förderung des Vertrauensaufbaus im Kontext der digitalen Führung zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Persönlichkeitstypen. In Studie 2 wurde untersucht, ob die MA-Zufriedenheit im Kontext der digitalen Führung aus der Distanz mit einer positiven Einschätzung unterschiedlicher, auf die FK bezogener Kompetenz- und Führungsstildimensionen zunimmt. Eine multiple Regressionsanalyse erwies hier für 6 von 11 untersuchten Führungskompetenz- bzw. Führungsstildimensionen einen signifikanten, schwachen bis mittleren Einfluss auf die MA-Zufriedenheit mit der Führung durch ihre direkte Führungskraft.
Rudolf Forsthofer
Führung im Zuge der Digitalisierung bei der Deutschen Bahn AG – Die Rolle der Emotionalen Intelligenz
Zusammenfassung
Die Bedeutung Emotionaler Kompetenzen für die individuelle Leistung einer Führungskraft wird zunehmend anerkannt. Während emotionales Führen vom intensiven Kontakt zu den Mitarbeitern lebt, geht jedoch der physische Kontakt in der zunehmenden Digitalisierung immer weiter verloren. Der vorliegende Beitrag befasst sich daher mit der Frage, ob sich die Relevanz Emotionaler Intelligenz bei Führungskräften durch die Digitalisierung verändert. Um diese Frage zu beantworten, wurde eine qualitative Studie mit Führungskräften der Deutschen Bahn AG durchgeführt. Die Studienteilnehmer waren leitende Angestellte in unterschiedlichen Konzernunternehmen und Funktionsbereichen der Deutschen Bahn. Die Datenerhebung erfolgte mittels leitfadengestützter Interviews, in denen Studienteilnehmern Fragen zur Veränderung ihres Alltags durch Corona und zur Rolle emotionaler Intelligenz in einem zunehmend digitalisierten Führungsalltag gestellt wurden. Die Auswertung erfolgte mithilfe einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse. Die Ergebnisse der Interviews führen zu der Hypothese, dass Emotionale Intelligenz in der zunehmenden Digitalisierung eine wichtige Rolle spielt. Von den Befragten werden eine steigende Relevanz der Emotionalen Intelligenz in der digitalen Arbeitswelt gesehen und verschiedene Rahmenbedingungen genannt, mit deren Umsetzung eine emotionale Führung über digitale Kommunikationskanäle ermöglicht werden kann.
Daniela Eichhorn, Anja Tausch
Einstellungen zu Künstlicher Intelligenz und Algorithmus Aversion im Kontext von Leadership
Zusammenfassung
Die Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) führen dazu, dass sich algorithmenbasierte Anwendungen im Management immer mehr durchsetzen. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, wie sich die Einführung dieser Systeme und deren Nutzung auf das Erleben und Verhalten der Menschen auswirken. Dies betrifft Führungskräfte und Geführte. Um diese Wissenslücke zu schließen, präsentieren wir eine Reihe von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Diskussionen in einem narrativen Überblick zu Einstellungen zu KI-Anwendungen und Algorithmus Aversion. Den Bezugsrahmen stellt dabei das Leadership dar. Es kann gezeigt werden, dass Beschäftigte die KI-Systeme eher ablehnen. Das Potenzial in Bezug auf evidenzbasierte Entscheidungen wird außerdem nicht hinreichend genutzt und das Vertrauen in KI-Anwendungen ist tendenziell als gering anzusehen. Es bestehen Zweifel an der Gerechtigkeit von Entscheidungen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz von Forschungserkenntnissen für die erfolgreiche Implementierung von KI-Anwendungen und das Ausschöpfen ihrer Potenziale. Sie beleuchten die wichtige Frage, unter welchen Umfeldbedingungen Menschen sich auf algorithmische Beratung verlassen und ihre Entscheidungen akzeptieren. Des Weiteren werden führungsbezogene Implikationen vorgestellt, die Akzeptanz und Nutzungswahrscheinlichkeit erhöhen und ein Gelingen fördern.
Petra Arenberg, Maren Kobus
Das Phänomen Echokammer. Medienpsychologische Ansätze zur Erklärung des Informationsverhaltens in sozialen Medien
Zusammenfassung
Echokammern sind in den letzten Jahren zu einem vieldiskutierten Phänomen im öffentlichen wie wissenschaftlichen Diskurs geworden und kennzeichnen verdichtet und plakativ die Gefahr, dass sich Menschen nur noch für Themen und Positionen interessieren, die sie selbst vertreten und sich so einstellungskonsonante Diskursarenen herausbilden. Sozialen Medien und Suchmaschinen kommt bei der Herausbildung derartiger Diskusarenen eine zentrale Rolle zu, da diese durch Nutzerdaten personalisierte Informationsangebote bereitstellen, die den Interessen und Vorlieben der User entsprechen. Vor allem dysfunktionale Effekte im Sinne der Vereinsamung, Fragmentierung und Polarisierung der Gesellschaft gewinnen an öffentlicher Aufmerksamkeit. Wissenschaftlich ist allerdings noch unklar, ob es Echokammern überhaupt gibt und welche evidenzbasierten Mikro- und Makro-Effekte von ihnen ausgehen. Der Beitrag stellt Merkmale und Funktionen sozialer Medien vor und erörtert aus medienpsychologischer Perspektive grundlegende Prozesse der Informationsverarbeitung im Kontext der Medienrezeption (Selective Exposure). Im Anschluss wird das Phänomen der Echokammer terminologisch präzisiert und hinsichtlich der Randbedingungen diskutiert. Dies schließt die Darstellung von Rezeptions- und Selektionsmodalitäten auf der individuellen Ebene, der Netzwerkebene und der technischen Ebene ein. Der Beitrag präsentiert schlussendlich einen Einblick in vorhandene empirische Ergebnisse; die Forschungsbefunde deuten insgesamt auf allenfalls schwache Effekte für die Herausbildung von Echokammern hin.
Falk Tennert
Psychologische Kriegsführung in der digitalen Lebenswelt
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt des Aufsatzes steht die Frage, welchen Stellenwert die psychologische Kriegsführung unter Einbeziehung digitaler Technologien in einer Welt einnimmt, in der sich unser Leben abspielt. Eine deutliche Ausweitung der zum Einsatz kommenden Instrumente der Medien zur psychologischen Kriegsführung vollzieht sich im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Anhand des Russland-Ukraine-Krieges wird belegt, dass gezielte Desinformation und breit angelegter Propaganda zum Zwecke der Täuschung und Einflussnahme erheblich zugenommen und kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Kommunikations- und Mediensystemen ausgelöst hat. Das Ziel dieses Artikels ist auch, den psychologischer Krieg der grenzüberschreitenden Kommunikations- und Mediensysteme herauszuarbeiten. Zudem wird eine kritische Beurteilung wichtiger psychologischer Maßnahmen der kriegsführenden Parteien vorgenommen.
Alfred-Joachim Hermanni
Digitalisierung und Metaverse – Chancen und Risiken für die Beratung
Zusammenfassung
Das Metaverse als noch unklare Vision, zieht seine Kreise zunehmend auch in der Wissenschaft. Besonders betroffen werden vermutlich alle Beratungsbereiche sein. Die Frage, was das Metaverse eigentlich ist, lässt sich momentan nicht abschließend beantworten – sicher ist allerdings, dass mit den Veränderungen im Zuge der digitalen Transformation, die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt immer weiter verschwimmen werden. Damit Onlineberatung erfolgs- und zukunftsfähig bleibt, gilt es diesen Wandel zu bewerten und proaktiv zu gestalten. Ziel dieses Beitrags ist es, Gedanken und Entwürfe zu entwickeln, welche Chancen und Risiken mit dem Metaverse im Bezug zur Onlineberatung verbunden sein könnten und praktische Handlungsansätze aufzuzeigen. Für die Handlungsfähigkeit erscheint es sinnvoll, zunächst die Begriffe Metaverse und Digitalisierung zu bestimmen und in einen Kontext zu Gesellschaft und Individuum zu setzen. In einem zweiten Schritt werden die Optionen und Handlungsfelder von Beratung und Metaverse versucht zu bestimmen, um daraus abschließend Chancen und Risiken abzuleiten und Handlungsansätze mithilfe der Wirkfaktoren von Beratung zu identifizieren. Im Ergebnis zeigt sich, dass zahlreiche Parameter fast spiegelbildlich sowohl Chance als auch Risiko sein können. Für Wissenschaft und Praxis ist es erstrebenswert, sich diesen Themen nicht lediglich aus einer technischen Warte anzunehmen, sondern gleichberechtigte Bemühungen bezüglich Beratung, Organisation, Individuum und Gesellschaft vorzunehmen.
Daniela Voigt
Digitale Entscheidungsarchitekturen am Beispiel von Digital Nudging
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen digitale Entscheidungsarchitekturen auf unser Leben und unsere Entscheidungen haben. Nach einer Einleitung, die die Bedeutung des Themas betont, werden die Gründe für die Notwendigkeit von Entscheidungen und die psychologischen Grundlagen der Entscheidungsfindung erläutert. Dabei wird auf Entscheidungsverzerrungen und digitales Nudging eingegangen, also darauf, wie Entscheidungen manipuliert werden können. Ein weiterer Abschnitt des Beitrags behandelt das Beispiel des Social Credit Systems in China, bei dem das Verhalten der Bürger bewertet und überwacht wird. Ein zentraler Aspekt des Textes ist auch der Konflikt zwischen digitaler Entscheidungsarchitektur und Moral.
Daniel Klein
Digitalisierung im Psychologiestudium – Experimente online umsetzen
Zusammenfassung
Praktische Kompetenzen, also die anwendungsbezogene und forschungspraktische Umsetzung von Wissen stehen im Fokus eines guten Studiums. Ziel der forschungspraktischen Erfahrung im experimentalpsychologischen Praktikum im Psychologiestudium ist, dass Lehrende die Studierenden in die Lage versetzen, psychologische Experimente zu konzipieren, durchzuführen und zu evaluieren. Dabei spielt die digitale Umsetzung von Experimenten auch und gerade im Studium eine immer größere Rolle. Der folgende Beitrag erörtert die Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung von Experimenten im Rahmen des Psychologiestudiums mit dem Fokus auf den Vergleich des Erhebungsmodus von persönlich-mündlich administrierten Experimenten und selbstadministrierten Onlineexperimenten. Auch wenn die Implementierung von Online-Experimenten mit einer eingeschränkten Stichprobenqualität einhergeht, so überwiegen die Vorteile aufgrund der hohen (räumlichen) Flexibilität, geringen Kosten bei hoher Reichweite im Rahmen der studentischen Qualifizierung mit dem Ziel forschungspraktische Erfahrungen zu sammeln und können daher empfohlen werden. Bereits im Studium sollten Studierende von dem Lehrpersonal unterstützt werden diese Aspekte einzuüben und so die Qualität von wissenschaftlichen psychologischen Studien mit experimentellen Designs sicherzustellen.
Daniela Ackermann-Piek, Fabienne Kraemer
Metadata
Title
Psychologie Digital
Editors
Ricardo Baumann
Manfred Mühlfelder
Sarah Seidl
Alexander Wendland
Copyright Year
2023
Electronic ISBN
978-3-658-42396-4
Print ISBN
978-3-658-42395-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42396-4

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