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2022 | Buch

Entrepreneurship und Unternehmensgründung in Deutschland

Fallstudien zu Gründerpersönlichkeiten

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Über dieses Buch

Dieses Lehrbuch enthält Fallstudien von GründerInnen aus ganz Deutschland, aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Lebensläufen und Hintergründen. Sie gründen allein oder im Team, wollen reich werden oder die Welt verbessern und sind finanziell mehr oder weniger erfolgreich. Was sie verbindet, sind Risikobereitschaft, Engagement und Verantwortung: Sie sehen und ergreifen Chancen und nehmen dabei Risiken in Kauf, sie engagieren sich für ihre Idee und ihre KundInnen und sie übernehmen Verantwortung für das eigene Tun, die MitarbeiterInnen und das eigene Unternehmen. Die vorgestellten Persönlichkeiten können Vorbilder für künftige GründerInnen sein, sie sind ein wesentlicher Teil der Wirtschaft und der Gesellschaft.
Die AutorInnen der Fallstudien gehen der Frage nach, weshalb die jeweilige Person ihr Unternehmen gründet. Sie beleuchten Erfolge und Schwierigkeiten bis hin zum Scheitern und prüfen, ob es größere Zusammenhänge gibt, die eine Gründung beeinflussen. Alle Fallstudien verbindet ein gemeinsamer Rahmen: Nach den GründerInnen werden ihre Unternehmen vorgestellt und die Kapitel mit didaktischen Fragen geschlossen. Das Alter bei der Gründung – es reicht von 23 bis 73 Jahren – gliedert den Band.
Die Fallstudien eignen sich sowohl für den Einsatz in Lehrveranstaltungen als auch als inspirierende Lektüre für Menschen, die abwägen, ob und unter welchen Bedingungen eine Gründung für sie in Betracht kommt. Selbständige können durch die Beschäftigung mit den Fallstudien ihre eigene Tätigkeit reflektieren und Anregungen erhalten.
Die 2. Auflage wurde gegenüber der ersten Auflage von 11 auf 23 Fallstudien erweitert. Die Einleitung und viele Fallstudien aus der ersten Auflage wurden aktualisiert und überarbeitet. Ein grundlegendes Kapitel zu Charakteristika von EntrepreneurInnen und GründerInnen und Typen von Gründungen ist neu dazugekommen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführende Kapitel

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung: Fallstudien zu Gründerpersönlichkeiten in Deutschland
Zusammenfassung
Viele Menschen wagen in Deutschland den Schritt in die Selbständigkeit und gründen Unternehmen. Dieses Buch behandelt ihre individuellen Geschichten und gibt dem Gründungsgeschehen vielfältige Gesichter. Die Fallstudien stellen die Menschen, die gründen, in den Mittelpunkt und nicht nur die Unternehmen, die Geschäftsmodelle oder die Finanzierungsmöglichkeiten.
Annette Hoxtell, Volker Hasewinkel
Kapitel 2. GründerInnen und EntrepreneurInnen – Begriffe, Charakteristika, Typen von Gründungen
Zusammenfassung
Auf der Basis einer Literaturrecherche werden zentrale Begriffe wie GründerIn, EntrepreneurIn und Entrepreneurship geklärt, Charakteristika von GründerInnen analysiert und ihre Bedeutung für die Gesellschaft und die soziale Marktwirtschaft gezeigt. Gründungsphasen werden systematisiert und Typen von Unternehmensgründungen unterschieden. Grundlagen sind Erkenntnisse der Psychologie, der Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie.
Volker Hasewinkel

Fallstudien: Alter bei Erstgründung bis 24 Jahre

Frontmatter
Kapitel 3. Sebastian Wendt – Mehrfachgründungen im ländlichen Raum
Gründer und Unternehmerpersönlichkeit aus Überzeugung
Zusammenfassung
Seit 2001 gründete Sebastian Wendt mehrere Unternehmen (KWest GmbH, Wendt Engineering GmbH, crispAudio GmbH), die embedded Hardware- und Softwarelösungen im B2B-Bereich für Automobilzulieferer anbieten. Die Besonderheit dabei ist, dass alle Unternehmen international orientiert sind und ihren Sitz in der hessischen Kleinstadt Schlitz im Vogelsbergkreis haben. Obwohl die Wahl des Unternehmensstandorts sehr bewusst erfolgte, stellt sie den Gründer immer wieder vor Herausforderungen. Diese Herausforderungen untergraben aber weder den Unternehmergeist noch den Unternehmenserfolg, denn die Unternehmen warfen jeweils bereits ab dem Zeitpunkt der Gründung Gewinn ab und zu den Kunden zählen international namhafte Unternehmen wie SonyEricsson, Audi, Loewe, Carl Zeiss, VW, Volvo und Siemens sowie verschiedene High-Tech Start-ups.
Elisabeth Baier
Kapitel 4. Thomas Hoppe und Schülerkarriere GmbH
Die Revolutionierung des Bewerbungsprozesses für Ausbildungsplätze
Zusammenfassung
Schülerkarriere ist eine Karriereplattform für SchülerInnen, SchulabsolventInnen und BerufseinsteigerInnen, die im Jahr 2012 mit dem Ziel gegründet wurde, ihnen beim Übergang von der Schule in den Beruf oder das Studium zu helfen. Über die Jahre hat sich die von dem Unternehmen Schülerkarriere GmbH betriebenen Plattform zu einer der bundesweit größten Plattformen in diesem Segment entwickelt. Schülerkarriere wurde von der Gründerszene im Jahr 2019 als eines der 50 wachstumsstärksten Startups in Deutschland gewählt (Gründerszene Awards/Alex Hofmann, 2020). In dieser Fallstudie geht es um die Frage: Wie wird aus einem Projekt im Studium ein eigenes Startup und später ein erfolgreiches Unternehmen? Die Quintessenz des Gründers lautet, dass nicht alles wie geplant läuft und Rückschläge als Motivation genutzt werden können, um es in Zukunft besser zu machen. Wenn man als GründerIn den Glauben an die eigene Idee nicht verliert, kann das Unternehmen erfolgreich werden, so Thomas Hoppe. Der Jungunternehmer gewährt wertvolle Einblicke in den Alltag eines Gründers und kann viele Ratschläge geben, indem er von Herausforderungen und Unterstützung im Gründungsprozess berichtet.
Fabienne Seifert

Fallstudien: Alter bei Erstgründung 25 bis 34 Jahre

Frontmatter
Kapitel 5. Mario Schulz, Bio-Unternehmer
Vom Marktstand bis zum Bio-Supermarkt – und die Reise geht weiter …
Zusammenfassung
In dieser Fallstudie wird der Weg eines Bio-Unternehmers über vier Jahrzehnte verfolgt. Er ist der klassische Entrepreneur, der überall Möglichkeiten und Chancen sieht, anpackt und umsetzt, ins Risiko geht. Er hat mehrere Unternehmen gegründet, ist in seiner Selbständigkeit durch Erfolge und Tiefschläge gegangen, hat in guten und schlechten Zeiten gekämpft, auch nach Rückschlägen wieder neu angefangen und kann sich nichts anderes vorstellen als Unternehmer zu sein.
Volker Hasewinkel
Kapitel 6. Olaf Nieder und die Nieder-Kuhl GbR
Wie das Zusammenspiel verschiedener Geschäftsfelder eine flexible und erfolgreiche Unternehmertätigkeit in der Gastronomie ermöglicht
Zusammenfassung
Im Jahr 2005 gründet Olaf Nieder gemeinsam mit einem Schulfreund das Gastronomieunternehmen Nieder-Kuhl GbR und startet seine Selbständigkeit mit einem Cava-Vertrieb und einer Tapas-Bar in Köln. Im Laufe der Zeit erschließen die Gründer weitere Geschäftsfelder im Gastronomiebereich, darunter im Jahr 2018 ein Kochkurs-Event-Angebot und im Jahr 2020 einen Online-Supermarkt. Auf diese Weise sind sie in der Lage, erfolgreich auf sich verändernde Rahmenbedingungen sowohl im Unternehmensumfeld als auch im privaten Bereich zu reagieren, sich ergebende Chancen gezielt zu nutzen und sich dabei auch selbst permanent weiterzuentwickeln.
Jenny Amelingmeyer
Kapitel 7. Mirko Skroch und die UniGlow Entertainment GmbH
Vom Kommilitonen ohne Gründungs-Background zum Geschäftsführer
Zusammenfassung
Gemeinsam mit KommilitonInnen hat Mirko Skroch im Jahr 2019 das Unternehmen UniGlow Entertainment gegründet. Die unternehmerische Reise begann mit einem Computerspielpreis während des Studiums und führte schließlich hin zum Einsatz von Augmented- und Virtual-Reality-Technologien im Kulturtourismus. Der Prozess der Unternehmensgründung war nicht nur von dynamischen Teamprozessen geprägt, sondern für Mirko Skroch gleichermaßen mit der Entwicklung unternehmerischen Denkens und Handelns sowie intensiver Selbstreflexion verbunden.
Ida König, Tamara Vopel, Philipp Schaller
Kapitel 8. Sebastian Friedrich, Sebastian Schröder und Marko Jakob und die TinkerToys GmbH
Ein interdisziplinäres Team ergreift die Gründungschance/Spielerisch zum Erfolg – oder steckt mehr hinter einer Gründung?
Zusammenfassung
TinkerToys ist ein junges Unternehmen aus Magdeburg und Leipzig, das gleich drei wichtige bzw. innovative Themen der Gegenwart in seinem Geschäftsmodell vereint, Bildung, 3D-Druck und Digitalisierung. Die Geschäftsidee von TinkerToys hat drei Gründer mit unterschiedlichen Qualifikationen und aus unterschiedlichen Branchen zusammengeführt, Sebastian Friedrich, Sebastian Schröder und Dr. Marko Jakob. Auf den ersten Blick klingt die Geschichte des Gründerteams wie eine idealtypische Entwicklung aus einem Lehrbuch für Unternehmensgründung. Drei umtriebige Jungakademiker finden sich zusammen, weil sich ihre Interessen decken, weil sie eine gemeinsame Idee haben und sich ihre Kompetenzen ergänzen. Sie gründen mithilfe eines Inkubators im Hochschulumfeld, gewinnen zahlreiche Ideen- und Gründerwettbewerbe, finden Investoren und vermarkten erfolgreich ihre Geschäftsidee. Dahinter steckt jedoch harte, systematische Arbeit, ein Teamfindungsprozess und immer wieder das Überdenken und Neuausrichten des Geschäftsmodells. Letztlich verkaufen sie heute das, was sie von Anfang an wollten: Innovatives Spielzeug für Kinder, nur anders als sie es zum Start 2014 dachten. Der Weg dahin war voller Höhen und Tiefen und alles andere als geradlinig.
Alexander Knauer, Volker Tolkmitt
Kapitel 9. Christopher Grätz und die Invesdor INV AG
Die Zukunft der Mittelstandsfinanzierung abseits der Hausbank
Zusammenfassung
Der Mittelstand gilt als Rückgrat und Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft und finanziert sich traditionell über Bankkredite. Dabei ist die Hausbank für viele kleine und mittlere Unternehmen oft der einzige Ansprechpartner in Sachen Finanzen. Inzwischen spüren auch die Banken vermehrt die Auswirkungen der Digitalisierung. Neue Player, sogenannte FinTechs, bieten heute finanzbezogene Dienstleistungen für Privat- und vermehrt auch für Firmenkunden an. Im Jahr 2015 gründete Christopher Grätz mit der Kapilendo AG (heute Invesdor INV AG) eines dieser FinTechs, das den Fokus auf das Thema Crowdfinanzierung für den Mittelstand legt. Grundlage dabei war die Erkenntnis, dass es gerade kleinen und mittleren Unternehmen zunehmend schwerer fällt, klassische Kredite von Banken zu bekommen. Auf der anderen Seite suchen viele Privatinvestoren nach Anlagemöglichkeiten mit attraktiven Zinsen. Ziel von Invesdor ist es, diese beiden Interessengruppen – Mittelstand und Privatanleger – über eine Plattform zusammenzubringen. Seit der Gründung hat das Unternehmen dabei eine beeindruckende Wachstumsgeschichte geschrieben und hat sich als Finanzierungsalternative für den deutschen Mittelstand etabliert.
Nick Dimler
Kapitel 10. Kristina Wilms und die Arya mHealth UG
Ein KI-gestützter Therapieassistent für Patienten mit Depressionen
Zusammenfassung
Die Firma Arya mHealth UG wurde von Kristina Wilms und Purcy Marte 2015 gegründet. Ziel war es, die Entwicklung und Verbreitung von mobilen Apps voranzutreiben, die das Leben von Menschen mit psychischen Erkrankungen verbessern. Zudem sollte Aufklärungsarbeit gegen die Stigmatisierung dieser Erkrankungen geleistet werden. Im Folgenden wird insbesondere auf die Gründerin Kristina Wilms eingegangen, die die ursprüngliche Idee für eine derartige technische Lösung hatte.
Anna Riedel
Kapitel 11. Daniel & Lisa Koppe und die dk Moebelschmiede (Einzelunternehmen)
Vom Zufallsgründer zum Multipreneur
Zusammenfassung
Daniel und Lisa Koppe sind Mehrfachgründer. Innerhalb von fünf Jahren gründeten sie zwei Unternehmen, ein drittes befindet sich im Aufbau. Eines der Unternehmen verkauften sie kürzlich, für das andere, die dk Moebelschmiede, bauten sie vier weitere, separate Geschäftsfelder auf. Privates und Berufliches ist im Leben der Koppes kaum voneinander zu trennen. Die Rollen sind klar verteilt, die Charaktere ergänzen sich wie in einer Symbiose – Daniel ist der ideenreiche Treiber und Lisa die strukturierende Entscheiderin. Der Erfolg, das strategische Handeln und alltägliche Agieren des Gründerpaars sind ein Abbild zahlreicher Erkenntnisse aus der Entrepreneurshipforschung, wie z. B. Effectuation als Denk- und Entscheidungslogik (Sarasvathy, 2009), Opportunity Map als Chancengeber (Grichnik, 2010), Kopfgründer mit Ideenkunstwerken als Erfolgsgarant (Faltin, 2014), Entrepreneurial Modus als Managementstil (Wirtz, 2013) oder Analyselücken als Startlogik (Stähler, 2017).
Kareen Schlangen, Lutz Göcke
Kapitel 12. Matthias Wilrich und die Lesara AG
Ein Senkrechtstarter, der auch weiß, wie es ist zu scheitern
Zusammenfassung
Matthias Wilrich ist das eindrucksvolle Beispiel des vielseitigen Gründers von heute und morgen. Der studierte Betriebswirt, der sein Studium an der renommierten WHU – Otto-Beisheim School of Management in Rekordzeit und mit Bestnoten ablegte, ist Mitgründer des vielfach ausgezeichneten, jedoch mittlerweile insolventen, Start-Ups Lesara. Zuvor arbeitete er für namhafte Unternehmensberatungen und fand nach einem ersten Ausflug in die Selbstständigkeit den Weg in die Berliner Gründerszene. Nach dem Aus von Lesara blieb er in der Szene und wurde Teil des New-Mobility Start-Ups TIER, welches sich auf die Vermietung von E-Scootern spezialisiert hat. Seine unternehmerische Neugier und der Wunsch, eigene Projekte zum Leben zu erwecken, bildeten die ausschlaggebenden Faktoren für seine Entscheidung, die Herausforderungen einer Gründung anzunehmen. In unserem Interview beleuchtet er die Vorzüge sowie Schattenseiten des Gründerdaseins und schafft es auf diese Weise, ein authentisches Bild von der Realität im Start-Up-Business zu vermitteln.
Martin Pätzold
Kapitel 13. Patrick Dehner und die xpomaker GmbH & Co. KG
Gründung ohne Risiko –Entrepreneur im Corporate-Start-Up
Zusammenfassung
Als Projektleiter im Bereich Unternehmensentwicklung ergreift Patrick Dehner 2018 die Chance, verlässt bekanntes Terrain und wird Entrepreneur. Mit dem Ziel, die etablierte Wertschöpfungskette seines bisherigen Arbeitgebers ins Digitale zu verlängern und zu vertiefen, führt sein Weg schließlich zur Gründung der xpomaker GmbH & Co. KG. Mit seinem bisherigen Arbeitgeber, der Landesmesse Stuttgart GmbH, im Rücken geht er die ersten Schritte des Start-ups, bis ihm Corona einen Strich durch die Rechnung macht. Das Start-up muss abgewickelt werden, für den Entrepreneur geht es dank einer Fall-Back-Lösung wieder zur Messegesellschaft.
Patrick Haag, Stefan Luppold, Patrick Dehner
Kapitel 14. Jule Lietzau und die TorfHub UG
„Dann gründe ich halt selbst“ – Bricolieren, ausprobieren, insistieren
Zusammenfassung
Im Jahr 2020 gründete Jule Lietzau im Team einen Coworking-Space auf dem Land – den TorfHub. Auch wenn sich coronabedingt die Arbeitswelten großflächig und blitzschnell dezentralisier(t)en, ist das Thema Coworking und das Gründen eines Coworking-Spaces auf dem Land auch nach wie vor Pionierarbeit, für die es Ausdauer, Kreativität, Netzwerke und Gemeinschaft braucht. Die Gründung eines eigenen Unternehmens hatte Jule Lietzau eigentlich nie angestrebt. Doch um wohnortnah arbeiten und trotzdem auf dem Land wohnen zu können, wurde sie unverhofft zur Geschäftsführerin ihres eigenen ruralen Coworking-Spaces. Durch das Nutzen von Chancen und das Addieren von Möglichkeiten wurde ein soziales Unternehmen aufgebaut. Entlang der Innovationsphasen nach Christmann (2020) wird eine Gründung beschrieben, die einen Beitrag zur nachhaltigen Zukunft ländlicher Räume leistet.
Julia Senft, Jule Lietzau
Kapitel 15. Andreas Jan Jaszczuk und Schaufenberger – eine Marke der atnovo GmbH
Vom Konzern in die Selbstständigkeit
Zusammenfassung
Andreas Jan Jaszczuk beendete seine Konzernkarriere, um sich mit Schaufenberger, einer Premiummarke für Herrenunterwäsche, selbständig zu machen. Sein erster Karriereweg ist der eines Bildungsaufsteigers, der sich nach der Migration aus Polen über mehrere Bildungsabschlüsse in eine Führungsposition im deutschen Bankensektor hocharbeitet. Nach erfolgreichen Jahren in der Wirtschaft entfremdet er sich von der Art und dem Inhalt seiner Arbeit und er kann sich kaum mehr mit seiner Angestelltenrolle identifizieren. Gleichzeitig steigt sein Interesse an der Gründerszene und an innovativen Produkten. Es reizt ihn, sich in einer neuen Rolle aus- und etwas Neues zu probieren. Der so angestoßene Wechsel aus dem Konzern in die Selbstständigkeit ist für ihn ein jahrelanger und herausfordernder Prozess. Entlang dieser illustrierenden Geschichte lassen sich theoretische Perspektiven auf das Phänomen des Ausstiegs aus Karrierelaufbahnen – Opting-out – diskutieren.
Johanna L Degen
Kapitel 16. Jessica Baschin – selbstständige Schornsteinfegerin
Vom Glück Chancen zu ergreifen
Zusammenfassung
Auf den ersten Blick wirkt Jessica Baschins Lebenslauf geradlinig: Auf den Mittleren Schulabschluss folgte eine Lehre als Schornsteinfegerin, Gesellinnenjahre, die Meisterschule, weitere Jahre als angestellte Schornsteinfegermeisterin und 2013 die Selbständigkeit. Nicht ersichtlich, doch von großer Bedeutung sind die Wendepunkte im Leben, die Jessica Baschin sowohl den männerdominierten Schornsteinfegerberuf als auch die Chance der Selbständigkeit ergreifen ließen.
Annette Hoxtell

Fallstudien: Alter bei Erstgründung über 35 bis 44 Jahre

Frontmatter
Kapitel 17. Silke Neumann und die BUREAU N GmbH
Kulturkommunikation von Spezialisten
Zusammenfassung
Im Jahr 2008 gründet Silke Neumann die Agentur für Kulturkommunikation Bureau N. Die Zeit für eine Unternehmensgründung ist günstig. Der Berliner Kunstmarkt befindet sich im Umbruch. Kunst, Kultur und Kreativität gehören zu den Wachstumsmotoren der Berliner Wirtschaft und werden zu Markenzeichen der Stadt (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, 2014). Künstler, Galerien und Kulturschaffende zieht es nach Berlin, sie suchen nach Vernetzung und Profilierung. Beides kann Bureau N anbieten. Mit zunehmender Bekanntheit wächst das Unternehmen auch in andere Aufgaben und Geschäftsfelder hinein und entwickelt heute Kommunikationskonzepte und Markenstrategien für die Kreativwirtschaft.
Uwe Rössler, Silke Neumann
Kapitel 18. Victoria Sherwin und Aleksej Bugaev – VIVIRY GmbH
Von Tschernobyl bis Corona – „Wenn man wüsste, welchen Berg man besteigen muss, würde man nicht auf die Reise gehen“ (Victoria Scherwin)
Zusammenfassung
In dieser Fallstudie werden zwei Geschwister beschrieben, die zunächst einen Online-Shop und ein Ladengeschäft für Abendkleider gründen und dann eine bundesweite Expansion planen und umsetzen. Mitten hinein in die Eröffnung weiterer Läden kommt die Corona-Krise …
Volker Hasewinkel
Kapitel 19. Joris van Velzen und die Baikal Getränke GmbH
Von Genossen genossen
Zusammenfassung
2009 gründet Joris van Velzen die Baikal Getränke GmbH, um eine sowjetische Limonade wiederauferstehen zu lassen. Was als Kunstprojekt beginnt, entwickelt sich zum Geschäft mit einem Absatz von über zwei Millionen Flaschen im Jahr. Der Gründer hat Spaß an der Produktentwicklung und Kommunikation; am Organisationsaufbau, der Prozessoptimierung und der Logistik eher nicht. Nach vielen Rückschlägen lässt er sich hierbei von branchenkompetenten Partnern helfen und erreicht nach zehnjähriger Geschäftstätigkeit endlich die Gewinnzone.
Annette Hoxtell
Kapitel 20. Karl Andersson, Erik Södergren und Ulf Skagerström – Matsmart in Scandinavia AB
Vom kleinen Supermarkt zum Millionengeschäft
Zusammenfassung
Das Unternehmen Matsmart wurde 2014 von den Freunden Karl Andersson, Erik Södergren und Ulf Skagerström gegründet. Erik beobachtete in seinem Supermarkt, wie viele Lebensmittel täglich weggeworfen wurden, obwohl sie ihr Haltbarkeitsdatum noch lange nicht erreicht hatten. Um dieser Problematik entgegenzutreten, gründete er mit Karl Andersson und Ulf Skagerström das Unternehmen Matsmart. Über einen Onlineshop werden Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs verkauft, die andernfalls vernichtet worden wären. Mit ihrer herzlichen Art und starken namhaften Investoren gelang ihnen im Jahr 2020 mit der Tochtergesellschaft Motatos auch der Eintritt in den deutschen Markt. Mit starkem Wachstum beweist Motatos, dass das Konzept zukunftsfähig ist und Nachhaltigkeit einen wichtigen Stellenwert einnimmt.
Hanna Nüßing

Fallstudien: Alter bei Erstgründung 45 bis 54 Jahre

Frontmatter
Kapitel 21. Dagmar Mahnel – Windeln.de SE und mimeno GmbH
Gründerin per glücklichem Zufall
Zusammenfassung
Eigentlich stand die Gründung eines Startups gar nicht auf der Agenda von Dagmar Mahnel. Über einen Headhunter wurde sie auf ihre späteren Mitgründer von Windeln.de aufmerksam, die eine Frau als Co-Gründerin suchten. Windeln.de, 2010 gegründet, ist seit dem Börsengang in 2015 CDAX-gelistet. Dagmar Mahnel verließ das Unternehmen nach sieben Jahren und war danach als Business Angel in der Münchener Startup-Szene aktiv. Dort lernte sie Dr. Christiane Zedelius kennen, mit der sie 2019 mimeno App gründete. Ende 2020 wurde das Startup verkauft.
Andrea Rumler
Kapitel 22. Maik Schubert und die BMS – Blindenführhundschule Schubert & Wetzel GbR
Wenn Mensch und Hund im Fokus stehen und nicht der Gewinn!
Zusammenfassung
Im Jahr 2013 gründete Maik Schubert zum zweiten Mal die BMS Blindenführhundschule trotz ihm bewusster Risiken und Hürden. Er lebt und liebt sein Unternehmen, ermöglicht es ihm doch, sich selbst zu verwirklichen und im Hier und Jetzt zu leben. Ihm geht es in erster Linie darum, anderen Menschen zu helfen, besser mit ihrem Handicap zu leben und dabei einen treuen Begleiter an der Seite zu haben. Gewinne sind dabei unwichtig. Maik Schuberts Optimismus lässt für Versagensängste keinen Raum.
Laura Zschweigert
Kapitel 23. Angela Grünert – Lupine Mentoring e. V.
Kultur und Kreativität für geflüchtete Kinder im Süden Berlins
Zusammenfassung
Angela Grünert gründete 2017 Lupine Mentoring e. V. Der gemeinnützige Verein bietet Kindern geflüchteter Familien die Möglichkeit, mithilfe einer engen Bezugsperson und vielen neuen Erfahrungen in ihrer neuen Heimat im Süden Berlins Fuß zu fassen. Die Fallstudie beschäftigt sich unter anderem mit den Fragen: Wie kam es zu der Gründung von Lupine Mentoring e. V.? Was macht den Verein und die Gründungspersönlichkeit aus? Welche Herausforderungen gab es seit der Gründung? Diese Fallstudie richtet sich an Personen, welche sich für Gründungspersönlichkeiten speziell im sozialen Sektor interessieren.
Laila Krell

Fallstudien: Alter bei Erstgründung über 55 Jahre

Frontmatter
Kapitel 24. Jürgen Below und die Personalberatung Below, Tippmann & Cie. GmbH
Wie aus langjährigen Angestellten erfolgreiche Unternehmer wurden
Zusammenfassung
Im Jahr 2013 gründete Jürgen Below zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Michael Tippmann die Personalberatung Below, Tippmann & Cie. GmbH. Rund 60-jährig verließen die beiden leitenden Angestellten ihren langjährigen Arbeitgeber und bauten mit Spaß an der Arbeit, Marktkenntnis und Professionalität eine erfolgreiche Personalberatung auf, die im Jahre 2019 zehn feste Mitarbeiter beschäftigte. Sie helfen, offene Positionen mit geeigneten Mitarbeitern zu besetzen, begleiten den Personalabbau in Unternehmen und unterstützen Führungskräfte dabei, nach beruflichen Trennungen ihre Position zu bestimmen und sich beruflich neu zu orientieren.
Volker Hasewinkel
Kapitel 25. Ines von Kuhlberg und die Berliner Feen UG
Wenn aus Pflege echte Freundschaft wird!
Zusammenfassung
2017 gründet Ines von Kuhlberg im Alter von 73 Jahren die Berliner Feen UG, einen Pflegedienst mit Hauptsitz in Berlin-Tempelhof. Es handelt sich hierbei um den Schwesterbetrieb der Tempelhofer Feen UG, den Ines von Kuhlberg 2002 zusammen mit Altenpflegerinnen und pflegenden Angehörigen gründete. Sie waren unzufrieden mit den Arbeits- und Lebensbedingungen in Pflegeheimen und wollten es besser machen: Senioren ganzheitlich und vertrauensvoll betreuen und ihre Zeit der Pflege und Betreuung widmen und nicht ausufernden Verwaltungstätigkeiten. Optimistisch, herzlich und beharrlich verfolgt Ines von Kuhlberg diesen Weg und lässt aus Pflege Freundschaften erwachsen.
Johanna Heisgen
Backmatter
Metadaten
Titel
Entrepreneurship und Unternehmensgründung in Deutschland
herausgegeben von
Volker Hasewinkel
Annette Hoxtell
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-38152-3
Print ISBN
978-3-658-38151-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38152-3

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