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09.10.2023 | Expansion | Schwerpunkt | Online-Artikel

Fachkräftemangel bremst Innovationskraft

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Der Wirtschaftsstandort Deutschland schwächelt. Neben zu viel Bürokratie ist unter anderem der Fachkräftemangel eine Hürde. Darunter leidet die Innovationsfähigkeit. Mit Kooperationen versuchen Firmen gegenzusteuern, ergibt eine Studie.

Die Zahl der hierzulande angemeldeten Patente geht zurück. Noch liegt Deutschland auf Platz zwei hinter den USA, belegen Zahlen des Europäischen Patentsamts (EPA) vom Frühjahr. Aber ausgerechnet in den starken Feldern wie Maschinenbau und Fahrzeugtechnik stagnieren die Patentanmeldungen. In der Folge könnte Deutschland seinen zweiten Platz in wenigen Jahren an China verlieren, das zurzeit auf Rang vier hinter Japan liegt, so die die EPA-Experten

Für neue Geschäftsmodelle, Produkte und Patente sind allerdings kreative Ideen nötig. Diese zu entwickeln zu können, erfordert Know-how als Basis. Da den deutschen Unternehmen aber gut ausgebildete Fachkräfte fehlen, die mit ihrem Wissen Innovationen vorantreiben können, stagnieren derzeit schöpferische Projekte in der deutschen Wirtschaft. Es mangelt also sowohl an der nötigen Expertise als auch an Ressourcen. 

Externes Wissen durch Kooperationen

Um sich aus dieser Schieflage zu befreien, setzen Unternehmen verstärkt auf Kooperationen. Zu diesen Ergebnissen kommen Forscher des ZEW Mannheim und der KU Leuven in einer Studie auf Basis des Mannheimer Innovationspanels, die unter dem Titel "Skills Shortage and Innovation Openness" veröffentlicht wurde.

Ziel der Zusammenarbeit sei es, externes Know-how zu heben und vom Technologietransfer zu profitieren, so Dirk Czarnitzki, Research Associate im ZEW-Forschungsbereich "Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik". Der Experte beobachtet den Trend zu Innovationskooperationen insbesondere bei Unternehmen, denen Personal mit akademischem Abschluss fehlt. "Die Unternehmen sind auf die technologischen Fortschritte angewiesen, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben". 

Für die Analyse untersuchte das ZEW die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Innovationsoffenheit, gemessen an der Anzahl der offenen Stellen eines Unternehmens, die nicht nicht wie geplant besetzt werden konnten. Die Forschenden stellten dabei fest, dass Qualifikationsdefizite auf Unternehmensebene mit einem deutlichen Anstieg der Kooperationsbreite einhergehen. 

Sie leiten daraus unter anderem folgende Empfehlungen ab:

  • Die Förderung von Open Innovation durch die Politik könnte ein nützliches Instrument sein kann, um das Problem des Fachkräftemangels zu lindern, das schwerwiegende Auswirkungen auf die schöpferische Kraft und Produktivität der Volkswirtschaft hat. 
  • Für Unternehmen kann es sich als hilfreich erweisen, auf externe Wissensquellen zurückzugreifen, wenn sie die Qualifikationsdefizite nicht mit dem erforderlichen Personal schließen können.

Grenzen von Innovationskooperationen

Die ZEW-Wissenschaftler weisen aber auch auf die Grenzen dieses Modells hin. So könnten Unternehmen ihr internes Know-how durch die Breite der Zusammenarbeit nicht vollends ersetzen. "Schließlich hängt der Erfolg von neuen Kooperationen davon ab, ob ausreichend Kapazitäten vorhanden sind, um diese erfolgreich umzusetzen", erklärt Czarnitzki. Daher seien langfristig mehr als nur Kooperationen nötig, um das Problem zu lösen. "Eine gezielte Ausbildung und Qualifizierung der Arbeitskräfte, die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen sowie die Verbesserung des Bildungssystems sind mögliche Lösungsansätze."

Der Aufbau von partnerschaftlichen Beziehungen sei nicht nur essenziell, sondern auch zeitintensiv. "Alternativ kann auf bestehende Nutzwerke und Forschungsgemeinschaften zurückgegriffen werden, die bereits eine vertrauensvolle Zusammenarbeit etabliert haben", schreibt schreibt Natascha Hebestreit über Open Innovation. 

Ein Rückgriff auf bestehende Netzwerke könne Vorteile und Kosteneinsparungen bringen. Die Expertin warnt jedoch vor den Schwierigkeiten, die durch unterschiedliche Herangehensweisen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und der Arbeitsweise innerhalb beziehungsweise außerhalb von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen entstehen können. 

Open Innovation in Unternehmen einführen

Auch lassen sich Open-Innovation-Prozesse nicht über Nacht etablieren. Um diese nachhaltig in der eigenen Organisation zu implementieren, sind verschiedenste Aspekte auf drei Hauptebenen zu beachten, so Barbara Mehner. 

Auf Ebene der Innovationskultur ist transparente Kommunikation erforderlich und die Einbindung des internen Forschungs- und Entwicklungsteams, anderer Stakeholder sowie Abteilungen.

Auf Ebene interner Prozesse der Organisation müssen sich Unternehmen fragen, welche Open-Innovation-Form sie praktizieren wollen und die Rechts- und IP-Abteilung rechtzeitig ins Boot holen.

Auf Ebene der Partnerschaften sollte eine gute Mischung an Kooperationen für die Open-Innovation-Initiativen ausgewählt werden, die für individuelle Problemlösungen hilfreich sind. 

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