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31.03.2021 | Finanzcontrolling | Schwerpunkt | Online-Artikel

Anforderungen der Investoren an CFOs wachsen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5:30 Min. Lesedauer

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Mit der steigenden Zahl an Finanzinvestoren und einem veränderten Risikobewusstsein in den Aufsichtsräten wachsen die Anforderungen an den CFO, belegt eine aktuelle Studie. Dennoch sollen die Finanzteams schlanker, kostengünstiger und effizienter arbeiten.

Noch vor einem Jahrzehnt zeichnete der Chief Executive Officer (CEO) für die Unternehmensstrategie verantwortlich. Doch der Shareholder Value und ein vom M&A-Geschäft (Mergers and Acquisition) geprägtes Marktumfeld haben auch den Chief Financial Officer (CFO) zu einem integralen Bestandteil der Unternehmensführung gemacht. Allen voran die zunehmenden Bedeutung von Finanzinvestoren, etwa Private-Equity-Gesellschaften, sowie die größere Vorsicht der Aufsichtsräte haben nachhaltigen Einfluss auf die Finanzberichterstattung und damit den Aufgaben der Finanzentscheider. Diese ist nun vor allem auf Wertsteigerung und Margenverbesserung sowie deren konsequente Umsetzung ausgerichtet. Der CFO ist damit zum Wächter über die immer komplexeren werdenden Bedürfnisse und Erwartungen der Anteilseigner geworden.

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01.02.2021 | Schwerpunkt

CFOs werden mit Cloud und KI zur Dateninstanz

Schon immer verfügte die Finanzfunktion über die meisten Daten. Jetzt steht ihr eine Fülle neuer Daten zur Verfügung. Mit einem cloudbasierten Datenökosystem schafft sie die Voraussetzungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und damit neue Möglichkeiten für die Unternehmenssteuerung und eine zukunftssicherere Ausrichtung von Unternehmen.

So lautet das zentrale Ergebnis der Studie "Up or out - How to succeed - or fail - as a CFO". Für die hat das Beratungsunternehmen Alix Partners unter anderem öffentlich zugängliche Daten von rund 160 DAX-, M-DAX- und S-DAX-Unternehmen aus dem zweiten Quartal 2020 analysiert. Zudem wurden Interviews mit CFOs von Dezember 2020 sowie Februar 2021 ausgewertet. 

Private-Equity-Investoren fordern CFOs 

So sind dem Report zufolge die Investitionen von Private-Equity(PE)-Gesellschaften als Eigentümer der deutschen Industrie in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 200 Prozent gestiegen. Sie erreichten 2019 gut 14,3 Milliarden Euro. Damit seien auch die Herausforderung an die Portfoliounternehmen noch einmal deutlich gewachsen. Termingerechte Lieferung und ein hohes Wertschöpfungsniveau verlangen von den CFOs vollen Einsatz. 

"Transparenz ist dabei das Mittel, nicht der Zweck", betonen die Studienautoren und führen aus: 

Mehr als drei Viertel unserer Projekte in Deutschland in den letzten 24 Monaten wurden von den CFOs in drei Kernthemen eingestuft. Diese Themen betrafen weniger die Transparenz rund um Zahlen, sondern eher Veränderungen im Geschäftsmodell, Digitalisierung und Anpassungen der Unternehmensstrukturen. Als einziges internes Finanzthema stand die Finance Transformation auf der Agenda und damit das Streben nach schlankeren, kostengünstigeren und effizienteren Finanzteams."

Finanzentscheider übernehmen zentrale Aufgaben

CFOs übernehmen mittlerweile immer mehr zentrale Aufgaben innerhalb der Organisation und fungieren als Senior Manager, die mit internen und externen Stakeholdern kommunizieren. Die Studie hat vor dem Hintergrund der anhaltenden globalen Disruption insgesamt vier erfolgskritische Ziele definiert, die die Finanzentscheider bei der Umsetzung ihrer vielfältigen Aufgaben anpacken müssen:  

  1. Die Schaffung und Umsetzung einer Kultur der Transparenz und Empathie.
  2. Die Etablierung eines sogenannten CFO-Playbooks für Wertschöpfung und Veränderung.
  3. Die Entwicklung ihrer Rolle als Co-Pilot des Unternehmens. 
  4. Geschärftes Bewusstsein für die Bedürfnisse der Aktionäre - insbesondere im Bereich Private Equity.

IR-Kommunikation ist eine große Herausforderung

Und der Hunger der Investoren nach Informationen ist groß. Investor Relations (IR) sind heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Kapitalmarktkommunikation börsennotierter Unternehmen. Welche Rolle diese im Alltag der Finanzabteilungen einnimmt, erläutern Kay Bommer und Stefan Gruber in ihrem Beitrag "IR und Controlling als Teil der Finanzfunktion". In der Zeitschrift "Controlling & Management Review" (Ausgabe 1 | 2021) schreiben die IR-Experten: 

In der Beziehung zu Investoren und Aktionären liefert ein guter IR Manager wichtige Informationen und erklärt plausibel die Zahlen. Zudem sorgt er dafür, das Ungleichgewicht an Information zwischen der unternehmensinternen Welt und der Außenwelt abzubauen. Er trägt damit dazu bei, dass Kapitalkosten für das Unternehmen optimiert werden."

Dabei verstehen Bommer und Gruber unter den Küraufgaben all jene IR-Tätigkeiten, die nicht nur eine regelkonforme Positionierung des Unternehmens am Kapitalmarkt gewährleisten, sondern diesen Auftritt auch im Hinblick auf Bewertung, Einschätzung, Begehrlichkeit und angemessene Aktionärsstruktur aus der Perspektive des Unternehmens ermöglichen. Dazu gebe es eine Reihe von Tätigkeiten: 

  • regelmäßige Roadshows in die Zentren der Kapitalanlagegesellschaften, 
  • Capital Market Days, bei denen den interessierten Investoren tiefere Einblicke in die Unternehmung aus unterschiedlichen Blickwinkeln gegeben wird, 
  • die Teilnahme an organisierten Investorenkonferenzen sowie 
  • das Investor Targeting, um sich neue Investoren zu erschließen, die möglicherweise aus Sicht des Unternehmens besser zu ihm passen, weil eine höhere Interessenkongruenz mit bestimmten Aktionären besteht als mit anderen. 

Transparenz durch Kommunikation schaffen

Dabei müssen die CFOs laut Studie vor allem für Transparenz sorgen, um Vertrauen zu den Aktionären und Investoren aufzubauen. Veraltete IT-Systeme und -Prozesse seien allerdings keine Entschuldigung für ein Scheitern bei dieser Aufgabe. In den Unternehmenszentralen oder bei Finanzinvestoren gebe es durchaus talentierte Analysten, die auf Augenhöhe mit dem CFO über Finanzfragen diskutieren können. Hierzu gehören GuV- und Working-Capital-Details, Informationen zur Produktsegmentierung, KPIs für Aktionäre und messbare Frühwarnindikatoren.

Wie aber halten CFOs die Balance zwischen der zeitintensiven Verbesserung der Transparenz und besonders fordernden Anteilseignern, die möglichst zeitnah Daten wollen? Hier zeige sich, das der Kommunikationsprozess selten allein in einer Finanzabteilung gut verankert ist. Soll Transparenz mit begrenzten Ressourcen geschaffen werden, erfordere das einen starken und konsistenten Prozess sowie eine Automatisierung, soweit dies möglich ist. "Wir sehen oft, dass eine umfassende Nutzung bestehender Systeme oder alternativ eine schlanke Performance-Management-Software ausreichen kann, diese Bedürfnisse zu erfüllen und dabei schnell und einfach zu implementieren ist", so die Studienautoren. 

Besonderer Bedeutung komme dem CFO-Playbook zu. Die Übersicht zeigt, welchen Aufgaben sich die Finanzentscheider dort zu stellen haben: 

Playbook-Elemente

Beispiele

Leistungsbezogene Projekte

- Umsatzmanagement und Preisgestaltung
- Kostensenkung
- Betriebskapital
- M&A

Enabler-Projekte

- IT-Landschaft
- digitaler Fußabdruck

Nachhaltigkeitsprojekte

- Governance
- Gesundheit, Sicherheit, Umwelt

Zeitplan und Verantwortlichkeiten

- Start- und Enddatum
- Verantwortliche Manager & Team
- C-Level-Sponsor
- Kontroll- und Prüfprozesse

Finanzdaten

- Finanzielle Verbesserung (EBITDA)
- Capex und einmalige Kosten
- Auswirkung auf KPIs
- Incentivierung

Quelle: Alix Partners, CFO-Survey, 2021

CFOs brauchen generalistische Erfahrung

Um diesen Anforderungen und Aufgaben gerecht zu werden, bringen die CFOs nicht mehr nur klassisches Finanzwissen mit, sondern immer häufiger auch Wissen aus Karrierestationen in anderen Bereichen wie beispielsweise im Marketing oder Vertrieb, erläutern David Enzenhöfer und Marko Reimer in ihrem Beitrag "CFO - Fuchs oder Igel?". In der Zeitschrift "Controlling & Management Review" (Ausgabe 4 | 2020) schreiben die Experten vom Institut für Management und Controlling (IMC) der WHU – Otto Beisheim School of Management: 

Bedeutender, weil noch häufiger beobachtbar, scheint allerdings das Phänomen zu sein, dass CFOs im Durchschnitt mindestens vier Jahre Erfahrung als General Manager – also als Geschäftsführer – besitzen. Zum einen gibt es CFOs, die zuvor in Tochtergesellschaften die Geschäftsführung übernommen hatten und so erste Erfahrungen außerhalb der Finanzfunktion sammelten. Zum anderen werden ehemalige CEOs zu CFOs in zumeist größeren Unternehmen berufen. Beide Beobachtungen zeigen, wie bedeutsam diese generalistischen Erfahrungen für die CFO-Position geworden sind."

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