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19.10.2022 | Industrieroboter | Infografik | Online-Artikel

Industrierobotik: Rekordjahr und gedämpfte Aussicht

verfasst von: Thomas Siebel

3 Min. Lesedauer

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Nie wurden weltweit mehr Industrieroboter installiert als 2021. Die Elektronikindustrie hat den Automobilbau dabei erneut übertrumpft. Besonders in Europa trübt sich die Stimmung jedoch ein. Einer der Trends ist Nearshoaring.

517.385 Industrieroboter wurden im Jahr 2021 weltweit installiert – ein Fünftel mehr als im bisherigen Rekordjahr 2018. Das berichtet die International Federation of Robotics (IFR) in ihrem Jahrbuch World Robotics 2022. Knapp über die Hälfte der neuen Industrieroboter wurden dabei in China installiert (52 %). Die Zuwächse in den anderen großen Robotikmärkten fallen dagegen vergleichsweise klein aus: Japan verzeichnet 9 % der globalen Neuinstallationen, die USA 7 %, Südkorea 6 % und Deutschland 5 %.

China automatisiert seine Industrie in Hochgeschwindigkeit. Allerdings besteht bislang noch eine Lücke zur internationalen Konkurrenz: Weltweit steht China nach Zahlen für das Jahr 2020 mit einer Roboterdichte von 246 je 10.000 Beschäftigten auf Platz 9. Die Roboterdichten beispielsweise in Südkorea (932), Singapur (605), Japan (390) und Deutschland (371) sind zum Teil deutlich höher.

Elektronik erweitert Kapazitäten, Automobilbau drosselt

Stärkster Treiber für die globalen Zuwächse war 2021 die Elektronikindustrie, auf die 26 % der globalen Neuinstallationen entfallen. Damit verdrängt sie das zweite Jahr in Folge die Automobilindustrie (23 %) als bedeutendsten Wachstumstreiber auf Platz 2. Weitere wichtige Anwenderbranchen für Industrierobotik sind die Metallverarbeitung und der Maschinenbau (12 %), die Kunststoff- und Chemieproduktion (5 %) und die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (3 %).

Die IFR nennt mehrere Gründe für die Ablösung des Automobilbaus durch die Elektronikindustrie an der Spitze der jährlichen Neuinstallationen. Die Elektronikindustrie musste angesichts der pandemiebedingt stark gestiegenen Nachfrage nach Haushaltsgeräten, Computern oder Telekommunikationsgeräten einerseits ihre begrenzte Produktionskapazität ausbauen. Zugleich waren Lieferengpässe für elektronische Komponenten im Automobil- und Maschinenbau zu beheben.

Auf der anderen Seite zwangen Lieferengpässe und pandemiebedingte Handelsbarrieren Automobilhersteller zur Drosselung ihrer Produktion. Größere Investitionen wurden in der Folge gestoppt oder aufgeschoben. Angesichts der kostspieligen Transformation von verbrennungsmotorischen zu alternativen Antrieben und der abnehmende Nachfrage nach Neufahrzeugen sehen die Hersteller laut IFR ohnehin keinen Anlass, ihre Herstellkapazitäten auszuweiten.

In Deutschland bleibt Automobilbau größter Abnehmer

Mit Blick auf Deutschland zeigt sich ein etwas anderes Bild: Hier bleibt die Automobilindustrie mit 38 % der neu installierten Roboter auch im Jahr 2021 der größte Abnehmer, gefolgt von der metallverarbeitenden sowie der chemischen und kunststoffverarbeitenden Industrie. Für die Robotikindustrie war 2021 nach 2018 das zweiterfolgreichste Jahr auf dem deutschen Markt.

Der globale Robotikboom nach der Coronakrise dürfte mit dem Jahr 2021 allerdings vorerst vorüber sein. Zwar erwartet die IFR in den nächsten fünf Jahren ein weiteres Anwachsen der jährlichen Neuinstallationen, allerdings nur noch im mittleren einstelligen Prozentbereich. Eine besonders herausfordernde Zeit stehe dabei der europäischen Industrie bevor. Angesichts des Kriegs in der Ukraine, den Russland-Sanktionen, der angespannten Gas- und Stromversorgung und der strafferen Geldpolitik wäre eine Zunahme der Neuinstallationen im niedrigen einstelligen Prozentbereich bereits als Erfolg zu werten, so die IFR.

Nearshoring und Low-Cost-Robotics prägen den Trend

Kurzfristig wirken sich neben geopolitischen Spannungen und Lieferkettenstörungen auch die hohen Inflationsraten, das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China sowie der Fachkräftemangel auf den globalen Robotikmarkt aus.

Zu den prägendsten Trends in der Robotik zählt die IFR das Re- oder Nearshoring von Produktionsstätten sowie die wachsende Nachfrage nach günstigen und leicht zu bedienenden Robotern. Auch der Trend zur flexiblen, individualisierten Produktion wirke sich aus. Weitere Entwicklungstreiber sind beispielsweise Nachhaltigkeitsaspekte in der Produktion, neue Bildverarbeitungs- und KI-Ansätze sowie ein immer breiteres Angebot von Anlagen für die Mensch-Roboter-Kollaboration.

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