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12.12.2016 | Innovationsmanagement | Interview | Online-Artikel

"Unternehmen müssen jetzt mit der Digitalisierung beginnen"

verfasst von: Andrea Amerland, Eva-Susanne Krah

5 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Prof. Dr. Daniel Schallmo

Daniel Schallmo ist Ökonom, Unternehmensberater und Autor.

Unternehmen müssen jetzt den digitalen Wandel einleiten. Denn die Frage ist nicht, was die Transformation bringt, sondern wer in drei Jahren noch erfolgreich am Markt agieren wird, so Springer-Autor Daniel Schallmo im Gespräch.

Springer Professional: Im Zusammenhang mit der Digitalisierung ist immer wieder von neuen Handlungs- und Denkmodellen die Rede. Was sind das für Modelle?

Daniel Schallmo: Zum einen geht es darum, anhand eines strukturierten Vorgehens zu handeln und zu wissen, welche Phasen notwendig sind und welche Instrumente innerhalb dieser Phase zum Einsatz kommen. Wie haben dafür eine allgemeingültige Roadmap entwickelt, die es Unternehmen ermöglicht, ihr bestehendes Geschäftsmodell digital zu transformieren. Diese fünf Phasen der Roadmap umfassen digitale Realität, digitale Ambition, digitale Potenziale, digitaler Fit und digitale Implementierung. Zum anderen ist es wichtig, eine Kultur aufzubauen, die es zulässt, neue Ideen in das Unternehmen zu tragen und diese Ideen frühzeitig weiterzuentwickeln. Meist experimentell, um schnell aus Fehlern zu lernen und notwendige Verbesserungen vorzunehmen. Das heißt, wie ein Start-up zu denken und auch so zu handeln. Schnell, effizient, kreativ und iterativ die Lösungen zu entwickeln.

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General Electric (GE) gilt als Unternehmen, dem es gelungen ist, das Geschäftsmodell komplett umzukrempeln und digitale Potenziale zu nutzen. Was hat CEO Jeffrey Immelt richtig gemacht?

Immelet hat erkannt, dass er trotz er Größe von GE, limitierte Möglichkeiten hat, das Thema Digitalisierung im Alleingang erfolgreich zu etablieren. Ferner hätte das GE sicherlich viel Zeit und Geld gekostet. Deshalb hat sich GE an Pivotal beteiligt. Pivotal wandelt Daten in Informationen um, die für Dienstleistungen genutzt werden. Intel und Cisco sind ebenfalls Partner und insgesamt hat Pivotal mehr als 100 Technologiepartner und zwei Systemintegratoren: Capgemini und Accenture.

Dadurch liegen GE  bislang über 50 Milionen Datensätze vor, die von über 10 Miollionen installierten Sensoren an Maschinen, Anlagen etc. erhoben wurden. Pivotal hat für GE bislang über 40 Anwendungen entwickelt, darunter Tools zur Flugroutenoptimierung oder Stillstandvermeidung. Daran sieht man, Daten intelligent genutzt werden können.

Wie leiten Manager den Wandlungsprozess ein und steuern ihn systematisch? Schließlich sind Unternehmenskultur, Prozesse und Mitarbeiter betroffen … Und letzteren fehlt oft das digitale Know-how.

Zunächst geht es darum, auf allen Ebenen des Unternehmens ein Bewusstsein zu schaffen und für das Thema zu sensibilisieren. Manager müssen alle Mitarbeiter in den Prozess einbeziehen, Ihnen den Nutzen der digitalen Transformation aufzeigen und Ängste oder Vorbehalte abbauen. Es auch darum, eine offene Innovationskultur zu etablieren und digitalen Wandel zur Chefsache zu erklären. Als nächstes sollten ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden. Best Practices aus der eigenen und aus fremden Industrien helfen, um eine Akzeptanz zu schaffen und Vorbehalte abzubauen. Natürlich sind auch Schulungen für die Mitarbeiter nötig. Gibt es für die digitale Transformation des eigenen Geschäftsmodells Ideen, so sollten diese im Kleinen getestet werden, um einerseits Risiken zu reduzieren und ebenfalls eine Akzeptanz zu schaffen. Letztlich muss für alle Nutzen der Nutzen erkennbar sein.

Die digitale Transformation der Geschäftsmodelle hat auch für Banken und Sparkassen derzeit oberste Priorität, weil sie neue Ertragsquellen erschließen und ihre Kunden weiterhin binden müssen. Was sollten Banken im Kontext der Digitalisierung beachten?

In den letzten Jahren gibt es vermehrt Fintech-Unternehmen, die es verstehen, ihr digitales Geschäftsmodell so aufzubauen, dass für Kunden ein echter Mehrwert entsteht,  etwa wie durch die einfache Eröffnung eines Kontos mittels einer Banking-App. Durch viel schlankere Organisations- und Kostenstrukturen gelingt es ihnen, in manchen Punkten wettbewerbsfähiger zu sein, als etablierte Banken.

Bei den etablierten Banken und Sparkassen wird die Digitalisierung eingesetzt, um beispielsweise interne Prozesse zu verbessern und somit Kosten einzusparen. Viele Filialen wurden insbesondere im ländlichen Bereich geschlossen. Doch einer der wichtigsten Vorteile der etablierten Banken ist ihre Nähe und das Vertrauen der Kunden. Hier haben die Fintech-Unternehmen noch Schwächen. Und genau dies können etablierte Banken und Sparkassen für sich nutzen. Gepaart mit einer intelligenten, additiven Nutzung der Digitalisierung können sie sich somit Wettbewerbsvorteile erarbeiten. Kurz gesagt: Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte und Stärken, in Kombination mit einer intelligenten Nutzung digitaler Potenziale.

Welche drei wichtigsten Aspekte der Roadmap haben sich aus Ihrer Sicht dabei bewährt, damit digitale Innovationen möglichst schnell implementiert werden?

Die drei wichtigsten Aspekte der Roadmap sind, eine konsequente Orientierung am Kunden, Best Practices und Enabler zu kennen sowie digitale Wertschöpfungsnetzwerken aufzubauen. Leider ist es häufig so, dass Unternehmen digitalisieren, weil das gerade in ist. Ziele sind nicht klar. Vergleichen Sie einmal Banking-Apps von etablierten Banken und Fintech-Unternehmen. Das Design, die Funktionalitäten und die Nutzerfreundlichkeit sind im ersten Fall oftmals von IT-lern für IT-ler gemacht – zu selten für Kunden. Um eine hohe Kundenorientierung sicherzustellen, arbeiten wir mit Instrumenten des Design Thinking; dazu gehören so genannte Customer Empathy Maps und die Gestaltung der Customer Journey.

Best Practices helfen, Akzeptanz zu schaffen und Vorbehalte abzubauen. Wenn etwas in anderen Unternehmen funktioniert hat, dann können Analogien gezogen und Ideen für das eigene Geschäftsmodell abgeleitet werden. Enabler zeigen, wie neue Lösungen und Anwendungen für Kunden bereit gestellt werden können. 

Die digitale Transformation ist ein komplexes Vorhaben und erfordert völlig neue Fähigkeiten. Selbst große Unternehmen haben oftmals nicht die Möglichkeit, solche Fähigkeiten schnell aufzubauen und die gewünschten Verbesserungen umzusetzen. Daher ist es wichtig zu erkennen, welche Fähigkeiten notwendig sind, welche Partner diese Fähigkeiten haben und wie diese Fähigkeiten in ein digitales Wertschöpfungsnetzwerk integriert werden können. 

Welche abschließende und kurze Empfehlung möchten Sie Unternehmen auf den Weg geben?

Unternehmen müssen jetzt mit der Digitalisierung beginnen, also ihr Geschäftsmodell anpassen – und sei es nur im Kleinen. Denn die Frage ist nicht, was die Transformation bringt, sondern wer in drei Jahren noch erfolgreich am Markt agieren wird. 

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