Skip to main content

11.07.2023 | Investition | Infografik | Online-Artikel

Weniger Direktinvestitionen schwächen Standort Deutschland

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

2 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat für das Jahr 2022 einen Rekord der Netto-Abflüsse bei Direktinvestitionen ermittelt. Vor allem aus den europäischen Nachbarländern fließt kaum noch Kapital in die deutsche Wirtschaft.

Die Differenz zwischen dem Kapital, das deutsche Unternehmen im Ausland investierten, und das ausländische Investoren hierzulande einsetzten, lag im vergangenen Jahr auf dem höchsten Niveau in der Geschichte der Bundesrepublik. Laut einer Ende Juni veröffentlichten IW-Analyse flossen umgerechnet rund 125 Milliarden Euro mehr Direktinvestitionen aus Deutschland ab, als im gleichen Zeitraum dem hiesigen Standort zugute kamen. Während die Abflüsse bei fast 135,5 Milliarden Euro lagen, wurden laut OECD-Daten nur noch ausländische Investitionen in Höhe von rund 10,5 Milliarden Euro hierzulande investiert. 

Mehr Kapital für europäische Nachbarn

Dabei seien vor allem die Investitionen europäischer Nachbarn eingebrochen. Gleichzeitig flossen 60 Prozent des Kapitals von Deutschland in den Euroraum, weitere zehn Prozent in andere europäische Länder. Auf Asien und die Amerikas entfielen jeweils 14 Prozent. Dabei berufen sich die IW-Experten auf aktuelle Zahlen der Deutschen Bundesbank. Von dieser Entwicklung profitierte vor allem Frankreich. Auf das Land fielen 2022 insgesamt 209 Projekte nach 201 im Vorjahr. Danach folgen das Vereinigte Königreich mit 61 Investitionszielen (2021: 48) und die Türkei mit 51 (2021: 38). 

Die IW-Analysten machen drei wesentliche Entwicklungen für die abnehmende Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort aus:

  1. Der Fachkräftemangel: In einer aktuellen Umfrage hatten 76 Prozent der Unternehmen im industriellen Mittelstand Arbeitskosten und Fachkräftemangel als ihre größte Herausforderung genannt. Erst dann folgen hohe Energiepreise und zunehmende Bürokratie. 
  2. Investitionspakete wie der amerikanische Inflation Reduction Act machen den IW-Ökonomen zufolge andere Länder als Investitionsziel attraktiver. Auch bei europäischen Investitionsoffensiven wie dem Next-Generation-EU-Programm fließe das meiste Geld an Deutschland vorbei. Zudem funktioniere das deutsche Exportmodell bei wachsendem Protektionismus nicht mehr so gut wie früher. 
  3. Mit dem Wegfall des Verbrennungsmotors verliere die deutsche Wirtschaft zudem ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal in ihrer Schlüsselindustrie. 

Viele Probleme hausgemacht

"Die Investitionsbedingungen in Deutschland haben sich aufgrund der hohen Energiepreise und dem zunehmenden Fachkräftemangel zuletzt noch einmal verschlechtert", sagt IW-Ökonom Christian Rusche, der für den Kurzbericht verantwortlich zeichnet. Viele Probleme seien hausgemacht, darunter hohe Unternehmenssteuern, ausufernde Bürokratie und eine marode Infrastruktur. "Damit Deutschland künftig wieder zur ersten Adresse für ausländische Investitionen wird, muss die Bundesregierung dringend gegensteuern", fordert Rusche.

Der Analyse lagen unter anderem Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Industrie vom Frühsommer 2023, der Bericht der Bundesbank zu Deutschlands Direktinvestitionsbeziehungen in den Jahren 2021/2022 sowie der EY-Report "Standort Deutschland 2023" zugrunde.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

30.06.2023 | Steuerrecht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Grenzüberschreitende Steuergestaltung unter der Lupe

08.12.2022 | Investitionsplanung | Gastbeitrag | Online-Artikel

Direktinvestitionen in Renewables lohnen sich