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31.07.2023 | Karriere | Schwerpunkt | Online-Artikel

Als Mutter machst du keine Karriere

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

5 Min. Lesedauer

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Eine Führungsposition plus Mutterschaft ist und bleibt eine schöne Illusion. Auch wenn sich bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einiges bewegt hat, frieren Frauenkarrieren ein, sobald der Nachwuchs da ist.

Es geht um Förderung, Aufstieg, Führungsverantwortung und um angemessene Bezahlung. Mit Familie, trotz Kind. Es geht also um das, was für Männer selbstverständlich ist, wonach Frauen sich aber strecken und zurechtbiegen müssen. Denn selbst wenn Väter zunehmend bereit sind, ihren Teil zur Familienarbeit beizutragen und immer öfter in Elternzeit gehen, der Karriere tut das keinen Abbruch. Auch deshalb nicht, weil Väter deutlich schneller von der Wickelkommode zurück an den Schreibtisch kehren. Dort angekommen, weht ihnen außerdem ein weniger raues Betriebsklima um die Nase, als der berufstätigen Mutter. 

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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Liebe Unternehmen, es kann dann jetzt mal losgehen

Dieses Kapitel lenkt den Blick in die Unternehmen. Was können Arbeitgeber tun, was muss sich in den Betrieben verändern, um Frauen und vor allem Müttern mehr Führungspositionen zu ermöglichen, ohne dass sie ihr Familienleben vernachlässigen müssen?

Elternzeit ist für Väter ein kurzes Gastspiel

Im vergangenen Jahr haben laut Statistischem Bundesamt rund 482.000 Männer und knapp 1,4 Millionen Frauen Elterngeld erhalten. Das sind 2,1 Prozent mehr Väter und 2,3 Prozent weniger Mütter als im Vorjahr. Der Trend zum Vater in Elternzeit setzt sich also fort und das ist erfreulich. Lag der Anteil der männlichen Bezieher im Jahr 2015 noch bei 20,9 Prozent, ist er nun auf 26,1 Prozent geklettert. Allerdings beziehen Männer das Elterngeld durchschnittlich nur 3,6 Monate, Frauen hingegen mehr als ein Jahr lang (14,6 Monate). Wie sich die Karrierebedingungen von Vätern und Müttern nach der Rückkehr in den Job unterscheiden, davon berichtet die  2. Frankfurter Karrierestudie

Soviel vorweg: Die Befragung von rund 2.000 hoch qualifizierten, berufstätigen Frauen im Alter von 31 bis 50 Jahren mit durchschnittlich 1,8 Kindern mündet in einem niederschmetternden Fazit. "Die Karrierebedingungen für Frauen mit Kindern sind immer noch von Diskriminierung und Hindernissen geprägt", schreibt das Forschungsteam der Frankfurt University of Applied Science unter der Leitung von Yvonne Ziegler und Regine Graml. Die Studienergebnisse zeigen auch - Frauen wollen Karriere machen und Mutter sein. Es ist ein - durchaus bequemer - Trugschluss, dass sie nach der Geburt des ersten Kindes den Beruf hintanstellen. 

Das Kind kommt, der Karrierewunsch bleibt

Für 35 Prozent aller befragten Frauen sind Beruf und Familie gleich wichtig, bei den Frauen mit Führungsverantwortung ist dieser Anteil sogar noch höher (46 Prozent). Mehr als die Hälfte aller Frauen (54 Prozent) kann Beruf und Familie nach eigenen Aussagen gut vereinbaren, 28 Prozent gelingt das sogar sehr gut. Kein Wunder also, dass es zwei Drittel (65 Prozent) nach zwölf Monaten Babypause wieder zurück in den Job zog und nur fünf Prozent die vollen drei Jahre Elternzeit nutzten.

Nach der Babypause kehrten 76 Prozent der befragten Frauen zum ehemaligen Arbeitgeber zurück. Dort konnte ein Drittel ohne Abstriche auf der alten Position weiterarbeiten, für 24 Prozent änderten sich die Rahmenbedingungen und jede fünfte Frau übernahm eine neue Position innerhalb ihrer Firma. 

Was Frauen bei der Rückkehr auf den Arbeitsplatz erlebten:

  • 15 Prozent berichten über ein schlechtes Betriebsklima gegenüber Müttern (fehlende Flexibilität und Rücksichtnahme).
  • 18 Prozent erlebten, dass anstehende Karriereschritte gestrichen wurden.
  • 33 Prozent berichten, dass Karriereschritte auf Eis gelegt wurden.
  • Bei 19 Prozent wurden anstehende Gehaltserhöhungen gestrichen.
  • Bei 13 Prozent wurden Gehaltserhöhungen mit Verzögerung umgesetzt.
  • Bei acht Prozent wurden Gehaltserhöhen gemindert.
  • 49 Prozent aller Vollzeit arbeitenden Mütter wurden gefördert.
  • 17 Prozent aller Mütter in Teilzeit wurden gefördert.
  • 38 Prozent aller Mütter in Teilzeit wurden nicht gefördert.
  • 41 Prozent wurden mindestens zweimal in ihrem Berufsleben "wohlwollend" von ihren männlichen Kollegen ausgebeutet.
  • 60 Prozent wurden mindestens zweimal aufgrund ihres Geschlechtes stigmatisiert.
  • 41 Prozent wurden mindestens zweimal bei wichtigen Meetings nicht berücksichtigt.

Mutterschaft braucht Chefs, die umdenken können

Auch wenn mehr als die Hälfte der Frauen angibt, Beruf und Familie gut vereinbaren zu können, gelingt das häufig nur, wenn die Verwandtschaft oder Freunde unterstützend einspringen. Es braucht also Konzepte für die Flexibilisierung von Arbeit, wie Homeoffice- und Remote-Möglichkeiten sowie qualifizierte Teilzeittätigkeiten. Beides wünschen sich jeweils 77 Prozent der befragten Frauen. Fast genauso viele (71 Prozent) finden, es ist an der Zeit für eine Bewusstseinsveränderung bei Chefs und Kollegen. Sie wünschen sich ein Umdenken von der Präsenzkultur hin zur leistungsorientierten Kultur. 

Karriere, so beschreibt es die US-amerikanische Soziologin und Managementforscherin Rosabeth Moss Kanter in Men and Women of the Corporation (1977), gelingt dann, wenn die Kriterien Gelegenheit, Macht und Verhältnis günstig zueinander stehen. "Für die Ausprägung aller drei Kriterien ist aus Sicht der Autorin das Geschlecht entscheidend", erklären Irma Rybnikova und Viktoria Menzel in "Führung und Frauen: Ein zähes Ringen um die Gleichberechtigung" (Seite 441). Solle damit Schluss sein, dass Frauen entweder als tokens (Andersartige) in männlich dominierten Führungsetagen unterminiert werden oder sie sich auf leicht bespielbare und damit unterfordernde velvet ghettos (weiche Abteilungen) zurückziehen (Seite 440), dann ist mehr zu tun. 

Mütter aus den weichen Abteilungen befreien

Das findet auch  Springer-Autorin Maren Wölfl. Sie nimmt Gesellschaft, Unternehmen und Individuen aus dem Familienverband gleichermaßen in die Pflicht. Es betrifft uns alle, schreibt sie und deshalb "muss an allen Rädern gedreht werden, damit ein umfassender Wandel möglich wird (Seite 29)."

Vier mal vier Tipps für mehr Frauen in Führung (Seite 15):

Als Führungskraft

Als Mann

Als Frau

Als Unternehmen

Nutze deine Macht! (Habe den Mut, tatsächlich mehr Frauen in Top-Positionen zu bringen.) 

Übernimm die Hälfte der Haus- und Familienarbeit.

Sag "Ja", wenn dir eine Führungsposition angeboten wird.

Interne Ziele setzen und Leistungen daran messen.

Werde dir deiner Vorurteile bewusst!

Öffne deine Netzwerke.

Zähle die Beförderungen. (Mache dir ein Bild von den Beförderungen im Unternehmen und sprich Ungerechtigkeiten an.)

Frauen sichtbar im Top-Management platzieren.

Rekrutiere Frauen nach Potenzial!

All-Male-Panel? Ohne mich.

Sei ein Role Model.

Vereinbarkeit von Job und Familie auch auf Führungsebene anbieten.

Frage zweimal! (Wenn Frauen ein Angebot für eine Beförderung ablehnen.)

Sprich von Mann zu Mann. (Fordere dazu auf, mehr für Diversität und Gleichberechtigung zu tun.)

Unterstütze andere Frauen.

Männer zu Elternzeit ermuntern.

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