Die nachhaltige Transformation stemmen

Nachhaltigkeit bekommt ihre Bedeutung je nach sprachlichem Zusammenhang. Eine systemtheoretische Definition ermöglicht einen Umgang mit der Komplexität der Bedeutungsgebung. Die gesellschaftspolitische Definition, inklusive ihrer Geschichte ist eine weitere Möglichkeit Nachhaltigkeit zu betrachten. Nachhaltigkeit wird auch im Bedeutungsrahmen von Unternehmen definiert.

Menschenrechte in der Lieferkette, Plastik in den Weltmeeren, Klimakrise, Bilanz- und Steuerskandale. Seit Anfang der 1970er-Jahre bewegt Nachhaltigkeit die Menschheit. Manch einer versteht darunter nur die ökologische Nachhaltigkeit, keinen Raubbau an der Natur zu begehen und die natürlichen Ressourcen nur so zu gebrauchen, wie sie sich regenerieren. Win-Win-Lösungen sollen entstehen, die Konsumenten, Unternehmen und der natürlichen Umwelt zugutekommen.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit findet seinen Ursprung in der Forstwirtschaft des frühen 18. Jahrhunderts. Der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) beschrieb in Konzept, wie man dem vorherrschenden Mangel an Holz entgegenwirken könne. Von Carlowitz erklärte, dass in einem Wald nur so viel abgeholzt werden solle, wie dieser auch auf natürliche Weise regenerieren kann.

Die Basis einer funktionierenden Nachhaltigkeitsstrategie ist zunächst einmal die Erkenntnis, dass das betroffene Unternehmen dazu einen Transformationsprozess durchlaufen muss, der weg von einem rein betriebswirtschaftlich geprägten Ansatz zu einer nachhaltigen Unternehmensform führt. Ressourceneffizienz und Energieeffizienz bieten einfache Möglichkeiten eine Nachhaltigkeitsstrategie zu formulieren, die zugleich anspruchsvoll als auch nützlich für das Unternehmen ist.

Die Hochschule Landshut hat bereits im Jahr 2002 als eine der ersten Hochschulen ein Umweltmanagementsystem eingeführt und sich nach EMAS-Verordnung bis 2016 zertifizieren lassen. Darauf aufbauend wurde 2016 in studentischen Projektarbeiten ein Energiemanagementsystem zur Erhöhung der Energieeffizienz gemäß EN ISO Norm 50001 aufgebaut und ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem in Anlehnung an den ISO-Norm-Standard entwickelt.

Seit drei Jahrzehnten sind Nachhaltigkeitsstandards zur Transparenz über Nachhaltigkeitswirkungen, Berichterstattung und Unternehmenslenkung in der Anwendung und Weiterentwicklung. Aber ist dadurch mehr Nachhaltigkeit erzielt worden? Was muss geschehen, um von Environmental Social Governance (ESG) zur vollständigen Erfassung von Nachhaltigkeitsleistungen zu kommen? 

Neben vielen Krisen und tiefgreifenden Schocks bleiben die beiden Megadynamiken des 21. Jahrhunderts bestehen: die Transformation zur Nachhaltigkeit sowie der Übergang zur digitalen Gesellschaft. Die Digitalisierung wird im Großteil der umweltwissenschaftlichen Debatte nicht als Teil der drängenden Lösung für die Erhaltung unseres Ökosystem betrachtet.

Die Möglichkeiten, Produkte in Richtung Nachhaltigkeit zu beeinflussen, sind in der frühen Phase des Produktlebenszyklus am größten. Da die produzierenden Unternehmen bei der Produktentwicklung vor allem die Kosten im Blick haben, spielen Nachhaltigkeitsaspekte trotz umfassender Methoden bisher eine untergeordnete Rolle. Hier verbirgt sich noch viel Potenzial für die Industrie. 

Nachdem der E-Commerce im vorangegangenen Kapitel ausführlich beleuchtet wurde, soll sich dieses Kapitel dem Thema Nachhaltigkeit widmen. Dazu wird zunächst einmal der Begriff der Nachhaltigkeit definiert und verschiedene Modelle der Nachhaltigkeit exemplarisch vorgestellt.