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19.02.2024 | Unternehmensgründung | Im Fokus | Online-Artikel

Auch bei Gründungsaktivitäten klafft Gender-Gap

verfasst von: Johanna Leitherer

2:30 Min. Lesedauer

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Die deutsche Wirtschaft freut sich über eine steigende Gründungsquote. Nach wie vor profitieren aber hauptsächlich Männer von dieser Entwicklung. Woran das liegt und was es braucht, um dem Gender-Gap entgegenzuwirken.

Unternehmensgründungen haben in Deutschland 2022 nach den Corona-Krisenjahren einen neuen Höchstwert erreicht: Die hiesige Gründungsquote liegt erstmals wieder über neun Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2022/23, der durch das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover erstellt wurde.

Eigentlich ein gutes Zeichen für Deutschlands Gründeraktivitäten. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass vor allem Männer mit elf Prozent Gründerquote die erholte Wirtschaftslage für sich nutzbar machen konnten. Zwar haben auch Frauen mit 7,1 Prozent wieder häufiger den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Der Gender-Gap bleibt dennoch bestehen und das so deutlich wie nie verglichen mit den Vorjahren. Das veranschaulicht die nachstehende Grafik.

Gründungsaktivitäten im Nebenerwerb

Mit einem Gender-Gap von 3,9 Prozent befindet sich Deutschland international im Mittelfeld. Spanien dagegen gelingt es, die Lücke mit 0,1 Prozent fast vollständig zu schließen. Auch in Österreich (1,3 Prozent) gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den Gründungsaktivitäten der Männer und Frauen. 

Klassische Rollenverteilungen liegen als mögliche Ursachen für den hiesigen Gender-Gap  nahe. So ist es offenbar für Männer einfacher zu realisieren, ihre Gründungsaktivitäten im Vollerwerb (64,7 Prozent) auszuüben, als es bei Frauen (39,7 Prozent) der Fall ist. Entsprechend geben etwas mehr als 60 Prozent der Gründerinnen an, im Nebenerwerb zu gründen. 

Gründerinnen sind selbstbewusst

Zwar präsentieren sich die Deutschen im internationalen Vergleich weniger selbstbewusst, was ihre Gründungsqualitäten betrifft. Zwischen deutschen Gründerinnen und Gründern gibt es jedoch nur marginale Unterschiede: Knapp 61 Prozent der Frauen und knapp 65 Prozent der Männer denken, dass sie über das nötige Wissen, die Fähigkeiten und Erfahrung verfügen, um ein Unternehmen gründen zu können. Zudem steht die Angst vor dem Scheitern auch seltener Frauen (22,2 Prozent) als Männern (37,9 Prozent) im Weg, ihr Gründungsvorhaben durchzuziehen. 

Gefragt nach ihren digitalen Kompetenzen fühlen sich Gründerinnen mit lediglich 25,7 Prozent allerdings weitaus schlechter aufgestellt als Gründer mit 45,2 Prozent. Nur rund ein Viertel der Frauen planen, digitale Technologien vermehrt einzusetzen, was den künftigen Verkauf von Produkten und Dienstleistungen erschweren könnte, wie die Studienautoren vermuten. Dem gegenüber stehen 37,3 Prozent der Gründer die genau das vorhaben. 

Gender Digital Gap durchbrechen

Der Gender Digital Gap, der sich auch auf die ungleichen Gründungsaktivitäten niederschlägt, wird bereits seit geraumer Zeit diskutiert und von Studien bestätigt. Dazu zählt eine im Frühjahr 2023 erschienene Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. 

Da eine Unternehmensgründung in der Regel auf ein Angestelltenverhältnis folgt, wurzelt der Grad der Digitalkompetenz auch in den Betrieben. "Erwerbsunterbrechungen aufgrund familiärer Verpflichtungen und kürzere Arbeitszeiten verringern für Arbeitgeber den Anreiz, Frauen weiterzubilden", heißt es im Studienbericht. Männern werden also auch an dieser Stelle mehr Chancen für eine erfolgreiche Unternehmensgründung zuteil.

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