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13.02.2023 | Entrepreneuership | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum das Land Tech-Gründerinnen braucht

verfasst von: Andrea Amerland

4:30 Min. Lesedauer

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Frauen sind bei Unternehmensgründungen oder in der Belegschaft von Start-ups noch immer unterrepräsentiert, bestätigt eine Studie. Insbesondere Tech-Gründerinnen sind rar. Das schadet der deutschen Wirtschaft. Diversität und Geschlechtergerechtigkeit sind ein Must-have.

Frauen in IT- oder anderen MINT-Berufen sind noch immer so rar wie die Nadel im Heuhaufen. Entsprechend gering ist auch die Zahl der Tech-Gründerinnen. So gibt es auf dem Gebiet Robotik und Immobilien mit einem Anteil von drei Prozent so gut wie keine Entrepreneurinnen hierzulande. Vergleichsweise zahlreich sind sie hingegen in Sektoren wie der Partnersuche (50 Prozent) oder der Modebranche (29 Prozent) vertreten.

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2022 | Buch

Das Gründerinnen-Handbuch

Die wichtigsten Fragen und Antworten beim Gründen von Startups und KMU

Das Gründerinnen-Handbuch soll mehr Frauen motivieren, zu gründen – vom kleinen Unternehmen bis zum skalierbaren Startup mit Weltmarktambitionen. Die Autorinnen machen Mut, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Technischen Universität München (TUM), unterstützt von der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung, für die rund 700 deutsche und rund 1.000 französische Start-ups analysiert wurden. Dabei berücksichtigten die Forschenden Unternehmensgründungen, die zwischen 2012 und 2016 Venture-Capital-Finanzierungen erhalten hatten und griffen dafür auf Informationen aus der Datenbank Dealroom zurück. Diese enthält Angaben von rund 80.000 Mitarbeitenden von Start-ups, die diese auf der Karriereplattform Linkedin veröffentlicht hatten.

Mangelware: Female Founder in Deutschland

Die Analyse ergibt insgesamt, dass nur etwa drei Prozent der untersuchten deutschen und vier Prozent der französischen Jungunternehmen von einzelnen und mehreren Frauen gegründet wurden. Der Female Founders Monitor 2022 bestätigt diese Zahlen und ermittelt, dass in Deutschland nur jedes fünfte Unternehmen von einer Gründerin initiiert wird.

Auch in der Belegschaft ist der Anteil des weiblichen Geschlechts laut TUM-Untersuchung nur dann höher, wenn Entrepreneurinnen am Werk waren. Dann sind es 62 Prozent Mitarbeiterinnen, während es Start-ups, die von Männerteams an den Start gebracht werden, lediglich auf 35 Prozent bringen. Zu den untersuchten Branchen mit den niedrigsten Frauenanteilen gehört in Deutschland die Games-Wirtschaft (19 Prozent), in Frankreich ist es die Halbleiter-Industrie (17 Prozent).

Geringe Gründungsaktivität in der Bundesrepublik

Da die Lücken so groß sind, trägt die Studie "Gender diversity in German and French startups" auch den Untertitel "Still a long way to go to close the gap". Die zentrale Frage lautet daher, wie mehr Frauen zum Gründen animiert werden können, insbesondere in Tech-Branchen. Denn wie auch die Erhöhung von weiblichen Erwerbstätigen beziehungsweise die Steigerung von in Vollzeit arbeitenden Frauen als wichtige Maßnahme gilt, um den Fachkräftemangel zu lindern, ist eine hohe Gründungsaktivität unabdingbar für Deutschlands wirtschaftliches Wachstum.

Denn dem Global Entrepreneurship Monitor 2021 zufolge "erreicht Deutschland mit einer Gründungsquote von 4,8 Prozent von 43 untersuchten Ländern den geradezu beängstigenden Platz 41 – weit abgeschlagen hinter Vorreitern wie den USA oder Israel. Erfreulich dabei ist aus unserer Sicht nur, dass Frauen (4,4 Prozent) fast so häufig Unternehmen gründeten wie Männer", schreiben Heidrun Twesten und Marlis Jahnke in der Einleitung zum  "Gründerinnen-Handbuch" auf Seite 1 f..

Frauenförderung für Tech-Gründungen

Doch da die Female-Founder-Quote in Deutschland viel geringer ausfällt als im internationalen Vergleich und Tech-Gründerinnen mit der Lupe gesucht werden müssen, sind Politik und Investoren gefragt. Gerade letztere sollten sich bewusst machen, dass von Frauen gegründete Unternehmen laut Studien "generell im Vergleich zu all-male Teams unterbewertet" sind, "obwohl sie überperformen", so Twesten und Jahnke. 

Dennoch belegen Analysen immer wieder, wie schwer Entrepreneurinnen es haben, an das nötige Kapitel zu gelangen. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass ausgerechnet Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank mahnende Worte für das Problem findet, zitieren die Springer-Autorinnen (Seite 5). 

Empowering women remains a common denominator and a global imperative for all those who care about fairness and diversity, but also productivity and growth of societies and economies that are more inclusive. If we can achieve this, we all gain."

Für mehr Gründerinnen bei Ursachen ansetzen

Damit dies gelingt, gilt es, an vielen Faktoren zu arbeiten. "So wird etwa betont, dass Frauen dazu tendieren, in weniger wachstumsorientierten Branchen zu gründen, kleinere Investments zu tätigen und geringere Investitionssummen zu erhalten sowie weniger risikoorientiert zu handeln und größere Angst vor (unternehmerischem) Scheitern zu zeigen", fassen Jantje Halberstadt und Anne-Kathrin Schwabden den Forschungsstand zusammen. 

Im Buchkapitel "Unternehmerische Gelegenheiten: Nutzung von narrativen Interviews zur Untersuchung von Wendepunkten im Leben von Nachhaltigkeitsunternehmerinnen" nennen sie auch die Ursachen, die in der Wissenschaft dafür ermittelt wurden (Seite 131). "Diese reichen von motivationalen Faktoren über Familien- und Pflegeverantwortung bis hin zu traditionellen Rollenverständnissen, Stereotypisierungen und Diskriminierung, die unter anderem unternehmerische Gender Pay Gaps erklären." Allerdings seien Frauen im Bereich Social Entrepreneurship sowie im Management sozialer Organisationen weniger unterrepräsentiert als im Business-Sektor, betonen die Autorinnen.

Unternehmerinnen lösen gesellschaftliche Probleme

Das Potenzial von Unternehmerinnen für die Lösung gesellschaftlicher Probleme sei daher groß, viel größer als das von Männern, für die finanzielle Anreize als relevanter gelten. Daher sollte die Forschung die Motive von Gründerinnen stärker in den Blick nehmen, um Female Founders entsprechend zu fördern und somit deren Gründungsbereitschaft zu erhöhen und zum wirtschaftlichen Wachstum beizutragen.

Denn genau diese motivierenden Faktoren von Female Entrepreneurship seien neben den ökonomischen sowie den kulturellen Werten des Unternehmers und dessen Umfeld entscheidend. Denn sie haben auf die Psychodynamik Einfluss, die das Verhalten steuert und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale ausprägen, sind sich Halberstadt und Schwabden sicher.

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