Augmented und Virtual Reality kommen in der Wirtschaft immer stärker zum Einsatz. Maschinen- und Anlagenbauer können mit der passenden Software Kosten und Entwicklungszeit einsparen.
Laut einer Marktstudie von IDC Research und PTC nutzen mittlerweile rund 75 % aller deutschen Unternehmen Virtual (VR) oder Augmented Reality (AR) im geschäftlichen Alltag. Fast alle von ihnen sind mit den durch den Einsatz erzielten Ergebnissen sehr zufrieden. Vor allem in der Vorbereitung von aufwendigen Projekten und deren laufender Überwachung können die digitalen Brillen ihre Vorteile ausspielen. Aber auch bei der Unterstützung des Außendiensts eröffnen vor allem AR-Brillen neue Möglichkeiten.
Nach aktuellen Schätzungen wird der globale AR/VR-Markt jährlich um 18 % wachsen. Sollten sich diese Zahlen bewahrheiten, hätte allein der deutsche Markt 2028 ein Volumen von 21 Milliarden Euro. Bis 2030 wird vermutlich einer von hundert Arbeitnehmern in Deutschland zumindest zeitweise VR für seine Tätigkeiten nutzen.
Dieser Umbruch in der Industrie wird zusätzlich durch weitere technische Entwicklung angetrieben. So werden VR-Brillen mit jeder neuen Generation leichter, mobiler und leistungsfähiger. Gleichzeitig sinken die Anschaffungskosten für Softwarelizenzen und Hardware. Industrie und Politik müssen gemeinsam sicherzustellen, dass Deutschland ein signifikanter Teilhaber an diesem entstehenden Markt bleibt und in einigen Bereichen noch wird.
VR auf der virtuellen Baustelle
Welche Vorzüge VR-Systeme in der Praxis bieten, zeigt ein Beispiel der SMS group. Bei einem Großprojekt im Jahr 2020 hat das Maschinenbauunternehmen durch den Einsatz von VR-Brillen Kosten in erheblichem Maß eingespart. Dabei ging es um die Errichtung zweier Gasometer in Russland. Diese wurden zur weiteren Nutzung von Gasen benötigt, die bei der Stahlproduktion anfallen. Infolge des Ausbruchs der Corona-Pandemie musste das Unternehmen jedoch von der üblichen Vorgehensweise bei derartigen Vorhaben abweichen.
Regelmäßige Treffen auf der Baustellen, Planungsabstimmungen vor Ort im Team und Begehungen der Anlage wurden damit zur Herausforderung, zumal auch die betroffenen Mitarbeiter regelmäßige Dienstreisen in diesem Zusammenhang als gefährlich angesehen hatten. Mithilfe der speziellen AR/VR-Software WeAre Rooms, die als einziges Produkt auf dem Markt den persönlichen Austausch in der virtuellen Realität und die Integration von CAD-Daten in eben diesen digitalen Konferenzen ermöglicht, konnte das Unternehmen das Großprojekt aber dennoch durchführen.
Ein Vorteil in Krisenzeiten
Die Akzeptanz der virtuellen Meetings war von Anfang an hoch. Die digitale Darstellung des Projekts erlaubte die unmittelbare in Augenscheinnahme von Details im Team, wobei gleichzeitig Fehler korrigiert werden konnten, bevor sie in die Umsetzung kamen. Beispielsweise wurden die Ingenieure bei einem der Meetings auf ein Stahlseil aufmerksam, das in der bis dahin gültigen Planung mitten durch eine Plattform geführt hätte. In der traditionellen 2D-Darstellung der Planungsunterlagen war die Durchdringung nicht erkennbar. In der virtuellen Realität hingegen war sie offensichtlich. Eine spätere Korrektur hätte zu Mehrkosten in Höhe von circa 80.000 Euro geführt.
In der Nachbetrachtung führten die beteiligten Mitarbeiter als besonderen Vorteil an, dass die Einbindung der CAD-Daten ihnen erlaubt, Planungsfehler genauso wahrzunehmen, als wären sie leibhaftig auf der Baustelle. Für die SMS group ist die Nutzung von AR/VR-Technologien mittlerweile ein fester Bestandteil aller neuen Projekte, insbesondere im Zusammenhand mit Design Review Meetings der Anlagen. Zudem senkt das Unternehmen damit Produktentwicklungszeit und Fehlerkosten auf der Baustelle.