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15.06.2023 | Wasserkraft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Zusätzliche Wasserkraft aus alten Dämmen

verfasst von: Frank Urbansky

2:30 Min. Lesedauer

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Wasserdämme sichern in vielen Weltgegenden das Überleben der Zivilisation. Alte Dämme könnten genutzt werden, um zusätzlichen grünen Strom zu erzeugen, so ein Vorschlag amerikanischer Forscher.

Die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft folgt einem einfachen physikalischen Prinzip. "Beim Staudamm-Prinzip werden Kraftwerke an Meeresbuchten und in Flussmündungen errichtet, die eine besonders hohe Differenz zwischen dem Hoch- und dem Niedrigwasserstand aufweisen", beschreibt dies Springer-Vieweg-Autor Boris Valov in seinem Buchkapitel Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien aus Seite 30.

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Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien

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Weltweit sorgen Dämme, nicht nur Staudämme, für Sicherheit vor Überflutungen oder für eine Wasserreserve für trockene Zeiten. Kayla Garrett und Ryan McManamay von der Baylor-University in Waco, Texas, und Jida Wang von der Kansas State University veröffentlichten weitere Potenziale in der Zeitschrift "Environmental Research Letters". Der Beitrag wurde auch von Spektrum der Wissenschaft aufgegriffen.

17 Prozent des Strombedarfs weltweit

Aktuell werden 17 Prozent des weltweiten Strombedarfs aus Wasserkraft zur Verfügung gestellt, vorrangig dort, wo die eingangs beschriebenen Höhendifferenzen in Form von Gebirgen bestehen. Das ist in etwa so viel, wie alle Atomkraftwerke und Windkraftanalgen zusammen.

Dieser Anteil könnte noch deutlich ausgebaut werden. Dazu sollen den Forschern nach zum einen die Ertüchtigung bereits vorhandener Wasserkraftwerke mit leistungsstärkeren Turbinen und Generatoren dienen, zum anderen das Nutzen eingedeichter Gewässer mit ausreichender Fließgeschwindigkeit, die bisher noch nicht der Stromerzeugung dienen.

McManamay fand 28.746 Dämme weltweit, von denen knapp 72 Prozent nicht zur Stromproduktion genutzt würden. Würde man diese für die Erzeugung von Strom nutzen, ergäbe das ein Potenzial von 78 GW weltweit – ein Plus von bis zu neun Prozent. Das wäre in etwa das, was Deutschland an Grund- und Residuallast benötigt.

Naturschutz muss im Vordergrund stehen

Dabei sollten jedoch die Aspekte des Naturschutzes im Vordergrund stehen. Denn Wasserkraft ist, egal in welcher Form, immer ein drastischer Eingriff in den Lauf der Natur. Als Negativbeispiel nennen die Forscher den Bau des Belo-Monte-Kraftwerks am Amazonas. Dieses nun viertgrößte Wasserkraftwerk der Welt verschlang 122 Quadratkilometer Regenwald und 175 Quadratkilometer Weiden sowie anderes Agrarland.

Deswegen sollten solche Neubauprojekte eher nicht in Angriff genommen werden. Stattdessen könnten Stauseen etwa für die Trinkwasserwirtschaft auch der Stromerzeugung dienen.

Damit Wasserkraft als ungeteilt erneuerbar eingestuft werden kann, müssen nach der Weltkommission für Staudämme (World Commission on Dams, WCD) folgende Bedingungen erfüllt sein: "1. Gerechtigkeit im Hinblick auf die Verteilung von Nutzen und Kosten auf alle Beteiligten und Betroffenen; 2. Effizienz im Hinblick auf Nutzen-Kosten-Relationen und die Zuverlässigkeit entsprechender Prognosen; 3. Partizipative Entscheidungsfindung, also die Schaffung ausreichender Möglichkeiten der Beteiligung aller Beteiligten und Betroffenen; 4. Nachhaltigkeit unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten und
5. Rechenschaftspflicht nicht nur während der Planungs- und Bauphase, sondern über die gesamte Lebensdauer einer Anlage hinweg", hier zitiert aus dem Buchkapitel der Springer-Spektrum-Autoren Thomas Feldhoff und Helmut Schneider Erneuerbare Energien und Energiewenden auf Seite 226.

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