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2022 | Buch

Der Einfluss der Wirtschaftswissenschaft auf Wirtschaftspolitik und Ökonomie

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Über dieses Buch

Das Buch versammelt Beiträge zu einer wissenssoziologischen Verwendungsforschung der Ökonomik. Damit verortet es sich in einer Forschungsrichtung, die sich in den letzten Jahren innerhalb der Soziologie als ‚Soziologie der Wirtschaftswissenschaften und wirtschaftswissenschaftlichen Wissens‘ herausgebildet hat. Die enthaltenen Beiträge beschäftigen sich dem Paradoxon, dass zwar eine Omnipräsenz der Wirtschaftswissenschaft in vielen sozialen Bereichen behauptet wird, ein flächendeckender Einfluss wirtschaftswissenschaftlicher Technologie (Theorien, Modelle, Verfahrensweisen) jedoch strittig ist. Das Programm der Verwendungsforschung zielt darauf, die Relevanz wirtschaftswissenschaftlicher Technologie in außerakademischen Kontexten aus der Sicht der Akteure zu rekonstruieren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Zur Einführung: Soziologie der Ökonomik und der Stellenwert einer wissenssoziologischen Verwendungsforschung ökonomischer Technologie
Zusammenfassung
Das vorliegende Buch versammelt Beiträge, die ich dem Programm einer wissenssoziologischen Verwendungsforschung der Ökonomik zuordne. Diese Beiträge beruhen auf konzeptuellen und empirischen Unternehmungen, um die Relevanz der akademischen Wirtschaftswissenschaft für die Wirtschaftspolitik und damit in letzter Instanz für die Ökonomie zu analysieren. Den Anstoß für diese Forschung gab ein paradoxer Doppelbefund, der bis heute keine befriedigende Klärung erfahren hat: In der breiteren sozialwissenschaftlichen Debatte – unter maßgeblicher Beteiligung der Soziologie, der Ökonomik und der Politikwissenschaften – wird auf der einen Seite eine Omnipräsenz der Wirtschaftswissenschaft in vielen sozialen Bereichen und ein damit verbundener starker Einfluss behauptet.
Jan Sparsam
Kapitel 2. The IS-LMization of the General Theory and the Construction of Hydraulic Governability in Postwar Keynesian Macroeconomics (zusammen mit Hanno Pahl)
Abstract
The concept of performativity has stimulated an interesting strand of research in economic sociology as well as in neighboring areas of inquiry. Instead of criticizing mainstream economics along the lines of its highly unrealistic axiomatic or its mathematical excesses, emphasis is put on the various ways in which economic knowledge might influence or co-constitute its very object, even by statements that are considered to be purely descriptive. At the same time, the concept has evolved to accommodate subsequent critiques.
Jan Sparsam
Kapitel 3. Zur Soziologie der Wirtschaftswissenschaften
Zusammenfassung
Im Zuge der letzten Weltwirtschaftskrise ist die Wirtschaftswissenschaft stark in die Kritik geraten. Von allen Seiten regen sich vehemente Zweifel an ihren führenden Ansätzen und ihrer gesellschaftlichen Position als (akademischer) Reflexionsinstanz der Wirtschaft. Mehr noch: Ihr wird die Verantwortung für den Crash übertragen – sei es als Komplizin, sei es als Verursacherin. Der Grund für diese Anschuldigung ist in der Pragmatik der Wirtschaftswissenschaft zu suchen: Wie jede moderne Wissenschaft beschreibt sie ihren Gegenstand nicht nur, sondern gestaltet ihn maßgeblich mit – durch Definitionen, Zusammenhangsbehauptungen, Berechnungsverfahren, Politikberatung, Entscheidungshilfen, Algorithmen, Erfolgskriterien usw.
Jan Sparsam
Kapitel 4. Soziologie der Zentralbanken. Makroökonomisches Wissen und Geldpolitik (zusammen mit Hanno Pahl)
Zusammenfassung
Zentralbanken haben im 20. Jahrhundert eine beispiellose Karriere unter den nationalen wirtschaftspolitischen Organisationen in den Ländern des globalen Nordens gemacht. Mit der ansteigenden Notwendigkeit geldpolitischer Steuerung nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sie sich unter die wichtigsten Steuerungseinrichtungen der kapitalistischen Kernländer mischen. Nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems und dem damit verbundenen Bedeutungszuwachs der Finanzmärkte ist ihr Einfluss abermals gestiegen und hat zu ihrer Ausgestaltung im heutigen Maßstab geführt (Weinert 2002, S. 327). Zentralbanken übernehmen seitdem deutlich mehr Aufgaben, als nur „die Wahrung des Geldes als Institution“ (Paul 2010, S. 260) zu garantieren oder als Kreditgeber letzter Instanz zu fungieren.
Jan Sparsam
Kapitel 5. Wie ökonomisches Wissen wirksam wird. Von der Performativitäts- zur Verwendungsforschung
Zusammenfassung
Obwohl der Sprachphilosoph John Langshaw Austin seinen eigens geprägten Begriff der „performativen Äußerung“ nonchalant für anfechtbar erklärt, ist er über die Sprachphilosophie hinaus in den Kultur- und Sozialwissenschaften zum Zentrum einiger einschlägiger Ansätze geworden. Sie alle beziehen sich auf die eine oder andere Art auf Austins „Zur Theorie der Sprechakte“ (1979[1975]). Der bekannteste dürfte derjenige der US-amerikanischen Philosophin und Philologin Judith Butler sein, die mit dem Begriff der Performativität den permanenten Vollzug von Geschlechterzugehörigkeit als Voraussetzung für die Konstitution von Geschlecht überhaupt betont (2015[1988]).
Jan Sparsam
Kapitel 6. Central Banking as Scenario Building: Knowledge Production in the Federal Open Market Committee (zusammen mit Hanno Pahl)
Abstract
Central banking today is believed to be a fundamentally technocratic endeavour mainly based on macroeconomics. Due to the fact that the deliberation about monetary policy making in central banks is usually not accessible, the actual process of knowledge production to substantiate such decisions normally remains opaque. The Federal Open Market Committee (FOMC), however, the main decision-making body of the Federal Reserve, makes the verbatim transcripts of their meetings available to the public.
Jan Sparsam
Kapitel 7. Schluss: Konturen des Forschungsprogramms
Zusammenfassung
Das letzte Kapitel dient als Zusammenführung der obigen Ausführungen und der Ergebnisse der einzelnen Beiträge Bandes. Die vorangegangenen Überlegungen sollten bereits deutlich gemacht haben, dass sich eine wissenssoziologische Erforschung der Verwendung wirtschaftswissenschaftlicher Technologie in außerakademischen Bereichen ausschließlich als empirisches Programm auf der Ebene mittlerer Reichweite realisieren lässt. Eine Forschung, die nicht auf der Suche nach empirischer Validierung vorab festgelegter Annahmen über den Zusammenhang wirtschaftswissenschaftlichen Wissens und politisch-ökonomischer Strukturen ist, muss offen angelegt sein. Von besonderer Bedeutung ist, dass die damit verbundene Analyse wirtschaftswissenschaftliches Wissen und dessen Bestandteile en detail identifizieren kann, aber von der bloßen Repräsentation (dem Vorhandensein) dieses Wissens nicht gleich auf einen Einfluss schließt.
Jan Sparsam
Backmatter
Metadaten
Titel
Der Einfluss der Wirtschaftswissenschaft auf Wirtschaftspolitik und Ökonomie
verfasst von
Dr. Jan Sparsam
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36857-9
Print ISBN
978-3-658-36856-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36857-9

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