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27.04.2022 | Digital Leadership | Schwerpunkt | Online-Artikel

So holen Führungskräfte Teams aus dem Zoom-Schlaf

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Der eine hat keinen Ton, der andere kommt aus technischen Gründen gar nicht erst in das virtuelle Meeting: Der Videokonferenzalltag hat Beschäftigte voll im Griff. Unterschiedliche Tools erzeugen dabei digitalen Stress und die Konzentration leidet. Das Ergebnis heißt Frust.

In der Corona-Pandemie hat das Wörtchen Zoom-Fatigue schnell große Bekanntheit erlangt. Denn das Phänomen, das damit beschrieben wird, kennen viele Beschäftigte im Homeoffice nur allzu gut: Viele Videokonferenzen, die müde machen können bis zur Erschöpfung. 

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Wie eine Studie von Sharp unter mehr als 6.000 Büroangestellten in kleinen und mittleren europäischen Unternehmen ermittelt hat, darunter rund 1.000 aus Deutschland, leiden Arbeitnehmer besonders unter der Technik (49 Prozent), die sie als frustrierend erleben. Das Gros der europäischen Beschäftigten zieht das persönliche Gespräch vor. Aber zunächst das Delta- und jetzt das Omikron-Virus bieten wenig Spielraum für Alternativen zu Zoom, Teams oder Google Meet in verteilt arbeitenden Belegschaften.

Viel Online-Kommunikation ermüdet

Also finden weiter hybride Meetings statt, oft mit unterschiedlichen Videokonferenz-Systemen, was 47 Prozent der Befragten verwirrend finden. Erschwerend kommt hinzu, dass 53 Prozent bei virtuellen Konferenzen nicht konzentriert bei der Sache bleiben können. Dazu schreibt Eugenia Schmitt im Buchkapitel "Business Meetings – Verbindung schaffen in virtuellen Räumen" (Seite 314):

In fast allen Unternehmen wurden die Kommunikationswege auf die neuen Bedingungen in der Corona-Situation nicht ausreichend angepasst. Paradoxerweise sind viele Probleme, die aktuell auftreten, nicht auf zu wenig, sondern auf zu viel virtuelle Kommunikation zurückzuführen, auf zu viele Meetings, die teilweise überflüssig sind."

Als negative Konsequenz der Distanz entsteht die berüchtigte Zoom-Müdigkeit. Denn viele Menschen haben mehr als fünf Meetings täglich, die pausenlos aneinander anschließen, sodass es kaum eine Möglichkeit gibt, Luft zu holen, führt Schmitt aus.

Virtuell weniger Team-Gefühl und Kreativität 

Neben der Fülle an Tools mangelt es allerdings gleichzeitig an Schulungen für deren Einsatz, bemängeln 47 Prozent der Umfrageteilnehmer. Wenig verwunderlich macht sich bei jedem Vierten (28 Prozent) das Gefühl von Ausgrenzung breit und das Kommunikation erschwert wird (22 Prozent), wenn ein Teil der Kollegen im Büro arbeitet, ein anderer im Homeoffice. 

17 Prozent denken zudem, hybride Online-Meetings schaden der Ideenentwicklung und den Brainstorming-Prozessen. Ähnliche viele (16 Prozent) vermissen die Ziel- und Ergebnisorientierung im virtuellen Raum.

Was Videokonferenzen unangenehm macht

Wer um die Ursachen dieser negativen Auswirkungen der schönen, neuen und vor allem virtuellen Arbeitswelt weiß, kann Abhilfe leisten, für Wohlbefinden sorgen und die Beziehungen verbessern, betont Eugenia Schmitt. Die Expertin nennt folgende Faktoren, die virtuelle Konferenzen für Teilnehmer unangenehm machen:

  • 2-D statt 3-D: Während in persönlichen Gesprächen das Gegenüber komplett in 3-D erfahrbar ist, sind es im Online-Meeting viele Kollegen in 2-D. "Das kann schnell dazu führen, dass diese multiple Wahrnehmung überfordernd wirkt."
  • Permanent in die Kamera schauen: In Präsenzmeetings halten die Teilnehmer nicht permanent Augenkontakt. Im virtuellen Raum neigen Menschen dazu, ständig in die Kamera zu schauen, bis die Augen ermüden. 
  • Vor der Kamera gut aussehen zu müssen: Dieser Zwang entsteht, weil Video-Tools das eigene Konterfei kontinuierlich sichtbar machen.
  • Aufgeräumter Hintergrund: Fehlen austauschbare Hintergründe, bekommen Kollegen oder Kunden Einblick in den privaten Raum. Das stresst Menschen zusätzlich.

Maßnahmen gegen Zoom-Müdigkeit:

  • Meeting-Etikette: Diese sollte erlauben, die Kamera auch einmal ausschalten zu dürfen oder Kritzeleien zu gestatten, die vielleicht auch mal allen gezeigt werden. Das sorgt für Entspannung und Auflockerung, rät Schmitt.
  • Auch im virtuellen Raum das Medium wechseln: Statt immer mit dem Whiteboard, auch mal mit Stift und Papier zu arbeiten, ist ein willkommener medialer Wechsel, so die Meeting-Expertin weiter.
  • Für soziale Nähe sorgen: Etwas Persönliches zu erzählen, etwa wie es einem in der aktuellen Situation geht, kann mehr Nähe schaffen, schreiben Susanne Bachmann und Anabel Ternès von Hattburg in "Virtuelle Meetings – digital effektiv kommunizieren", Seite 21. Kennen sich die Teilnehmer nicht, helfe eine Vorstellungsrunde als Icebreaker.

Damit Meetings aus dem Wohnzimmer nicht zur Herausforderung werden, sollten Führungskräfte auf jeden Fall die sozialen Bedürfnisse ihres Teams im Blick haben und auch die Work-Life-Balance nicht vergessen. Dazu gehört nach Ansicht von Bachmann und Ternès von Hattburg auch, eine Agenda im Vorfeld zu verschicken, um Pünktlichkeit zu bitten und Pausen einzuplanen (Seite 18).

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