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Open Access 2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Kapitel 7: Preispersonalisierung

verfasst von : Klaus Wiedemann

Erschienen in: Rechtliche Implikationen Profiling-basierter Preispersonalisierung

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Der vorhergegangene Abschnitt hat eine allgemeine Definition des Begriffs Preisdiskriminierung entwickelt, welche auf der Definition von Stigler aufbaut und diese konkretisiert. Zudem wurden die in der ökonomischen Literatur beschriebenen allgemeinen Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von Preisdiskriminierung sowie die drei traditionell unterschiedenen Grade beschrieben, voneinander abgegrenzt und mit Blick auf ihre datenschutzrechtliche Relevanz analysiert.

I. Vorüberlegungen

1. Preispersonalisierung als Unterfall von Preisdiskriminierung

Der vorhergegangene Abschnitt hat eine allgemeine Definition des Begriffs Preisdiskriminierung entwickelt, welche auf der Definition von Stigler aufbaut und diese konkretisiert. Zudem wurden die in der ökonomischen Literatur beschriebenen allgemeinen Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von Preisdiskriminierung sowie die drei traditionell unterschiedenen Grade beschrieben, voneinander abgegrenzt und mit Blick auf ihre datenschutzrechtliche Relevanz analysiert.
Im Folgenden widmet sich die Untersuchung personalisierten Preisen im Online-Kontext. Hierbei handelt es sich um Formen von Preisdiskriminierung, welche im Online-Handel gegenüber Verbrauchern beim Verkauf von Gütern oder Dienstleistungen zum Einsatz kommen und Preise in Abhängigkeit von den Eigenschaften, Präferenzen und Handlungen der Verbraucher bestimmen. Synonym zum Begriff „personalisierte Preise“ werden im Folgenden die Ausdrücke Personalised Pricing sowie Preispersonalisierung verwendet. Die OECD definiert das Setzen personalisierter Preise zutreffend als „any practice of price discriminating final consumers based on their personal characteristics and conduct, resulting in prices being set as an increasing function of consumers’ willingness to pay“.1 Die Preissetzung hängt damit nicht nur von den entstandenen Kosten ab, sondern auch von der (vom Anbieter) vermuteten bzw. berechneten Zahlungsbereitschaft des konkreten Kunden. Keine personalisierten Preise nach dieser Definition liegen bei sog. A/B-Tests vor. Bei diesen werden zwar für das gleiche Produkt verschiedene Preise verlangt, weshalb sie für außenstehende Beobachter in der Praxis von personalisierten Preisen oftmals nur mit großem technischen Aufwand bzw. gar nicht zu unterscheiden sind.2 Es handelt sich aber nicht um eine Personalisierung der Preise aufgrund der Zahlungsbereitschaft des Einzelnen, sondern um das bloße Testen der Kundenreaktionen auf verschiedene Preise.3 So wird ausgetestet, welcher Preis überhaupt verlangt werden kann.
Personalisierte Preise sind immer ein Unterfall von Preisdiskriminierung. Der Begriff Preisdiskriminierung ist also weiter und geht nicht zwangsläufig mit einer Personalisierung einher. Dementsprechend wird Preisdiskriminierung 2. Grades, welche von ihrer Grundkonzeption her datenschutzrechtlich neutral ist und keine Personalisierung von Preisen, sondern zumeist eine bloße Anpassung des Angebots an die Marktverhältnisse darstellt, grundsätzlich außen vor gelassen. Ausgenommen von der folgenden Untersuchung sind des Weiteren solche Geschäftsmodelle, bei denen der Kunde keine finanzielle Gegenleistung für das Gut bzw. die Dienstleistung erbringt.4

2. Rahmenbedingungen im Online-Handel

Die datengetriebene Wirtschaft schafft im Online-Handel Rahmenbedingungen, welche Preisdiskriminierung und personalisierte Preise gegenüber Endverbrauchern grundsätzlich begünstigen oder in manchen Fällen überhaupt erst ermöglichen. Wie bereits gesehen müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Der Anbieter muss eine gewisse Marktmacht innehaben; er muss Arbitrage verhindern oder zumindest beschränken können; und er muss (zumindest näherungsweise) Kenntnis des jeweiligen Reservationspreises einzelner Kunden haben.5 Auch wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, bedeutet dies aber nicht zwingend, dass Preispersonalisierung für den Anbieter auch tatsächlich praktikabel ist. In der Praxis kommt Personalised Pricing trotz der an sich günstigen Rahmenbedingungen erstaunlich selten vor, im Gegensatz zu anderen Formen der nicht preisbezogenen Online-Personalisierung (wie etwa die Anpassung der Reihenfolge angezeigter Suchergebnisse basierend auf dem vorherigen Surfverhalten des Nutzers).6 Die Frage, wie und in welchem Umfang personalisierte Preise tatsächlich kommuniziert werden und welche Umstände Anbieter ggf. davon abhalten, erfährt deshalb im Folgenden gesonderte Beachtung.
Die ersten beiden der drei genannten allgemeinen Voraussetzungen liegen häufig vor: Online-Anbieter sowie -Plattformen haben dank direkter und indirekter Netzwerkeffekte in vielen Fällen eine gewisse, in einigen Fällen eine bedeutende Marktmacht inne.7 Der Weiterverkauf von Gütern oder Dienstleistungen, welche online von Verbrauchern erworben wurden, ist zwar zu einem gewissen Grad denkbar, aber oftmals unmöglich (z. B. im Fall von Flugtickets) oder zumindest umständlich.8 Arbitrage findet in diesen Fällen nicht in bedeutendem Umfang statt und stellt daher kein strukturelles Hindernis für Anbieter dar.9 Eine gewisse Rolle spielt in diesem Kontext auch, wie transparent die Preissetzung aus Sicht des Kunden ist. Wie sich noch zeigen wird, haben Anbieter grundsätzlich ein Interesse daran, Preispersonalisierung zu verschleiern, sodass der Kunde gar nicht merkt, dass „sein“ Preis ein anderer ist als der für andere Kunden.10 Sinkende Preistransparenz und fehlgeleitete Vorstellungen über den Marktpreis machen damit einen Weiterverkauf zwischen Kunden unwahrscheinlicher.
Die Erfüllung der dritten Voraussetzung (Bestimmung des Reservationspreises) ist komplizierter – hier klaffen die theoretisch gegebenen Möglichkeiten und die Praxis weit auseinander. Der Anbieter muss zumindest grobe Anhaltspunkte dafür haben, wie viel der Kunde in einer konkreten Situation zu zahlen bereit ist, da ansonsten die Personalisierung von Preisen nicht möglich ist. Die (näherungsweise) Bestimmung des Reservationspreises ist in den letzten Jahren grundsätzlich einfacher und praktikabler geworden.11 Aufgrund der Digitalisierung und der stärkeren Vernetzung können Unternehmen in aller Regel über ihre Kunden (und über andere Besucher ihrer Webseiten) mehr Daten sammeln. Die heutigen Geschäftsmodelle sind damit nicht mehr nur auf solche Daten angewiesen, welche von den Kunden selber aktiv mitgeteilt wurden. Anbieter können auch selber Daten über ihre Kunden erheben, ohne dass diesen dies unbedingt bewusst sein muss.12 Zugleich können die gesammelten Daten verwendet werden, um aus ihnen weitergehende Schlüsse abzuleiten.13 Das damit einhergehende Wissen über das Kaufverhalten von Kunden kann durchaus dazu eingesetzt werden, um ihnen gegenüber Preise direkt oder indirekt anzupassen. Auch hier gilt allerdings, dass die praktische Umsetzung – also die tatsächliche Anpassung des Preises, der von einem Kunden verlangt wird – nicht so einfach ist, wie es die Theorie vermuten lässt.

3. Weiteres Vorgehen

Der Diskrepanz zwischen den bestehenden theoretischen Möglichkeiten, von Verbrauchern personalisierte Preise zu verlangen, und dem nur sehr begrenzten praktischen Vorkommen trägt die Untersuchung im Folgenden dadurch Rechnung, dass sie zunächst auf vorwiegend theoretischer Basis den Bogen zum Begriff des Profilings i. S. v. Art. 4 Nr. 4 DSGVO schlägt und personalisierte Preise zu dem in diesem Kontext bereits beschriebenen 3-stufigen Modell in Bezug setzt. Diese theoretische Betrachtung geht grundsätzlich von (aus Anbietersicht) besonders günstigen, also Idealbedingungen aus, ohne aber praktische Grenzen außen vor zu lassen und ein gänzlich unrealistisches Szenario zu skizzieren. Der theoretische Abschnitt beinhaltet somit auch bewusst praxisbezogene Überlegungen und Erkenntnisse aus der Praxis. Im Anschluss wird das Vorkommen personalisierter Preise in der Praxis vor allem anhand empirischer Studien und bekannt gewordener Einzelfälle beleuchtet, um die Gründe für die unternehmerische Zurückhaltung zu verstehen. Diese zweigliedrige Untersuchung zielt darauf ab, ein umfassendes Bild personalisierter Preise zu zeichnen. Dieses soll auch möglichst dann noch Bestand haben, wenn die Praxis sich ändert und personalisierte Preise an Bedeutung gewinnen. Letzteres ist durchaus denkbar:14 Heutzutage ist auf Verbraucherseite bereits akzeptiert, dass in manchen Bereichen für die gleiche bzw. vergleichbare Leistung unterschiedliche Preise verlangt werden. So gilt es durchaus als normal, dass beispielsweise bei der Buchung eines Flugtickets die Passagiere auf dem gleichen Flug und in der gleichen Klasse in Abhängigkeit vom Buchungszeitpunkt unterschiedlich viel bezahlen. Hierbei handelt es sich in aller Regel nicht um personalisierte Preise, sondern um die Auswirkungen von Angebot und Nachfrage sowie Preisdiskriminierung 2. und 3. Grades.15 Die in diesem Kontext de facto entgegengebrachte Akzeptanz kann sich im Laufe der Zeit auch auf personalisierte Preise ausweiten. Preissetzungsmethoden im Flugsektor sind eine gute Blaupause für solch eine sich wandelnde gesellschaftliche Akzeptanz: Das Yield Management US-amerikanischer Fluggesellschaften – also die automatisierte, dynamische Anpassung von Ticketpreisen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung16 – wurde nach seiner Einführung von der breiten Öffentlichkeit zunächst kritisch bewertet, im Laufe der Zeit aber akzeptiert.17 Im Kontext von Personalised Pricing könnte durchaus ein ähnlicher Effekt eintreten: Die dynamischen Ticketpreise, welche die Folge von Yield Management sind, wirken aus Kundensicht oftmals wie personalisierte Preise. Zudem zeitigen sie für die Betroffenen ähnliche wirtschaftliche Auswirkungen (verschiedene Kunden zahlen verschiedene Preise für die gleiche Dienstleistung). Eine wachsende gesellschaftliche Akzeptanz wäre folglich nicht überraschend.
Ein solcher Trend zu mehr personalisierten Preisen kann auch dadurch gefördert werden, dass vermehrt das Produkt als solches – und damit einhergehend der Preis – an den Kunden angepasst wird, womit die Vergleichbarkeit der Produkte und der Preise sinkt bzw. erschwert wird.18 Die Personalisierung kann sich unmittelbar auf das Produkt als solches beziehen oder durch die Anpassung produktnaher Konditionen bewirkt werden (z. B. durch besondere Garantieleistungen, Versandarten oder Zahlungsmodalitäten). Preisvergleichsportale, die im digitalen Wettbewerb für Verbraucher oftmals eine Schlüsselfunktion bei der Kaufentscheidung spielen,19 können ihre Funktion in diesen Fällen nicht mehr wie vorgesehen erfüllen. Die geschaffene Informationsasymmetrie senkt die Vergleichbarkeit von Preisen und schafft damit zugunsten des Anbieters ein strukturelles Hindernis personalisierter Preise teilweise aus der Welt, nämlich die Vergleichbarkeit von Produkten und Preisen. Produktpersonalisierung kann zudem den Weiterverkauf (Arbitrage) erschweren oder, sofern dieser aufgrund der Personalisierung unmöglich ist, gänzlich ausschließen.

II. Personalisierte Preise in der Theorie

1. Preisdiskriminierung und Online-Preispersonalisierung

Preisdiskriminierung und Personalised Pricing haben im Online-Bereich durch die Digitalisierung eine andere Qualität bekommen als in der analogen Welt. Profiling i. S. d. Art. 4 Nr. 4 DSGVO kann Preissetzungsmethoden als Grundlage dienen, die konzeptionell Preisdiskriminierung 3. Grades darstellen. Sie erlauben damit das Setzen personalisierter Preise.
Klassische Gruppenrabatte, wie sie von der Preisdiskriminierung 3. Grades bekannt sind, sind zumeist durch ihre (oftmals grobe) Pauschalisierung gekennzeichnet: Der Preis hängt beispielsweise pauschal davon ab, ob der Kunde ein Student ist oder nicht. Eine feinere Differenzierung in Form einer feineren Segmentierung des Nachfragemarktes findet in diesen Fällen nicht statt. Im digitalen Umfeld ist das zugrunde liegende Preissetzungskonzept das gleiche – die Umsetzung ist aber potenziell deutlich präziser.20 Statt pauschal und einseitig bestimmte Gruppen vorab zu definieren, werden mit statistischen Methoden Gruppen definiert, die eine bestimmte Preissensitivität aufweisen, um den Reservationspreis zu bestimmen. Bei diesen Gruppen handelt es sich z. B. um bestimmte „Käufer-Typen“. Es gilt dann, den Betroffenen – also den Kunden, für den der Anbieter im Einzelfall den Preis bestimmen möchte – in die richtige Gruppe einzuordnen, um von der Gruppenzugehörigkeit wiederum auf seinen Reservationspreis schließen zu können. Der Anbieter muss also Informationen über den Betroffenen erlangen, denn nur so kann dieser in die „richtige“ Gruppe eingeordnet und der Preis dementsprechend an ihn angepasst werden. Ein Fluss personenbezogener Daten über den Betroffenen an den Anbieter ist damit zwingend notwendig. Die auf diese Weise erzielbaren Ergebnisse sind in der Theorie äußerst präzise und können mit Blick auf ihre Präzision an perfekte Preisdiskriminierung heranreichen.21 Da der individuelle Reservationspreis als subjektives, inneres Merkmal des Betroffenen aber nicht bekannt ist, sondern anhand externer Faktoren indirekt bestimmt wird, liegt bei per Profiling personalisierten Preisen nach hiesigem Verständnis keine Preisdiskriminierung 1. Grades vor.22
Bei dieser Art und Weise der Preisfestsetzung handelt es sich um Preisdiskriminierung 3. Grades, da die Gruppenzugehörigkeit den Preis bestimmt.23 Die automatisierte Auswertung großer Datenmengen erlaubt in der Theorie allerdings die Bildung viel feinerer Gruppen, da mehr empirische und statistische Informationen über das Kaufverhalten von Kunden zusammengeführt werden können, um Preise im Einzelfall zu setzen. Statt beispielsweise nur pauschal der Gruppe „Studenten“ einen Rabatt zu gewähren, können viel präzisere Gruppen definiert werden, wodurch (zumindest theoretisch) auch ganz individuelle Faktoren des jeweils Betroffenen berücksichtigt werden können. Datengetriebene Preisdiskriminierung orientiert sich also an objektiv feststellbaren äußeren Merkmalen der Kunden. Sie wird individueller und präziser, da die zur Preisbestimmung angewendeten Gruppen potenziell sehr feingliedrig und vielschichtig sind. Die Gruppenzugehörigkeit wird anhand von Eigenschaften und Verhalten des Betroffenen bestimmt und gibt wiederum Auskunft über seine zu erwartende Preissensitivität.24 Damit lässt sie näherungsweise die Bestimmung des Reservationspreises zu. Je mehr individuelle Faktoren über das Verhalten und die Eigenschaften von natürlichen Personen bekannt sind, desto feiner können die Gruppen gebildet werden – und desto präziser geben sie Auskunft über den Reservationspreis ihrer Mitglieder.25

2. Konzeptionelle Überschneidungen mit Profiling i. S. d. Art. 4 Nr. 4 DSGVO

Diese datengetriebene Variante von Preisdiskriminierung 3. Grades entspricht konzeptionell und mit Blick auf ihren chronologischen Ablauf dem datenschutzrechtlichen Begriff des Profilings, wie er in Art. 4 Nr. 4 DSGVO definiert wird.26 Wie bereits festgestellt27 basiert auch Profiling methodisch auf dem Konzept, Wissen über das Verhalten vieler (in der Vergangenheit) zu nutzen, um daraus, bezogen auf den Einzelfall, Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Profiling läuft in der Regel so ab, dass Vergleichsgruppen aus großen Datensätzen herausgefiltert werden (sog. Grouping oder Clustering) und der Betroffene anhand der über ihn vorliegenden Informationen in die Gruppe eingeordnet wird, der er mit Blick auf seine persönlichen Aspekte (Eigenschaften, Präferenzen etc.) am ehesten entspricht. Im Umkehrschluss eröffnet das Wissen, dass der Betroffene angesichts der über ihn bekannten persönlichen Aspekte einer bestimmten Gruppe zugehörig ist, dem Anbieter weiteres Wissen: Weitere persönliche Aspekte des Betroffenen, welche dem Anbieter bisher nicht bekannt waren, können aus den in den Vergleichsdaten enthaltenen bekannten persönlichen Aspekten der anderen Gruppenmitglieder abgeleitet werden.
Verkürzt formuliert meint der datenschutzrechtliche Begriff Profiling i. S. d. Art. 4 Nr. 4 DSGVO das datengestützte Bewerten der persönlichen Aspekte einer natürlichen Person. In den nicht abschließenden28 Regelbeispielen des Art. 4 Nr. 4 DSGVO wird Preisdiskriminierung nicht genannt. Datengetriebene Preisdiskriminierung im Online-Handel fällt aber sowohl mit Blick auf den Wortlaut der Norm als auch mit Blick auf ihren Sinn und Zweck unter die Legaldefinition des Profilings. Bereits in dem Moment, in dem Daten erstmalig zum Zwecke der Preispersonalisierung erhoben werden, liegt eine automatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten i. S. d. Art. 4 Nr. 4, 2 und 1 DSGVO vor.29 Der Bestimmung des Reservationspreises wohnt sowohl eine analytische als auch eine vorhersagende Komponente inne (vgl. dazu den Wortlaut des Art. 4 Nr. 4 DSGVO: „zu analysieren oder vorherzusagen“). Es geht im Kern immer um die Frage, zu welchem Preis der Käufer ein bestimmtes Gut oder eine bestimmte Dienstleistung noch zu kaufen bereit ist. Bestimmt werden also die momentanen Präferenzen und Eigenschaften des Betroffenen, um vorherzusagen, ob er einen bestimmten Preis akzeptieren (und das Produkt oder die Dienstleistung kaufen) wird oder nicht.30 Das Bestimmen des Reservationspreises anhand der Eigenschaften und Präferenzen eines Kunden dient also dazu, seine persönlichen Aspekte „wirtschaftliche Lage“, „persönliche Vorlieben“, „Interessen“ und „Verhalten“ zu bewerten i. S. d. Art. 4 Nr. 4 DSGVO.

3. Anwendbarkeit des 3-stufigen Modells

Da die Berechnung personalisierter Preise konzeptionell dem datenschutzrechtlichen Begriff des Profilings i. S. d. Art. 4 Nr. 4 DSGVO entspricht, kann im Rahmen ihrer Beschreibung und rechtlichen Bewertung auf das im Rahmen dieser Arbeit im Kontext von Profiling entwickelte 3-stufige Modell zurückgegriffen werden. Dieses erlaubt es, den Ablauf von datengetriebener Preisdiskriminierung in der Form personalisierter Preise zu strukturieren und damit in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht greifbar zu machen. Das Modell wird grundsätzlich „idealisiert“ beschrieben. Es nimmt die Situation in den Blick, in der datengetriebene Preisdiskriminierung ungehindert möglich ist und keinen bzw. kaum realen Beschränkungen unterliegt. Dieser hypothetische Ablauf wäre aus Sicht des Anbieters der ideale, da er unterstellt, dass der Reservationspreis des Kunden in jedem Einzelfall exakt bestimmt und vollständig von diesem in voller Höhe verlangt werden kann. Dies wiederum entspräche von der Präzision her gesehen perfekter Preisdiskriminierung31 und wäre für Anbieter am lukrativsten, da sie in dieser Konstellation bei jeder einzelnen Transaktion die Konsumentenrente komplett abschöpfen könnten.32 Gerade bei dieser letztgenannten Situation handelt es sich um ein hypothetisches Konstrukt, welches in dieser „lehrbuchhaften“ Form in der Praxis aus verschiedenen Gründen nahezu gar nicht vorzufinden ist. Aus diesem Grund nimmt die Untersuchung des Ablaufs der Preissetzung vor dem Hintergrund des 3-stufigen Modells gerade nicht nur die hypothetischen Idealumstände in den Blick, sondern auch faktische Umstände und Phänomene, welche Anbieter in der Praxis daran hindern, Preispersonalisierung tatsächlich umzusetzen. Die Untersuchung widmet sich nur dem Verhältnis zwischen Anbietern (die im Online-Handel Waren und Dienstleistungen unmittelbar an Endverbraucher verkaufen) und ihren Kunden. Vom Begriff „Kunde“ sind auch potenzielle Kunden umfasst – also etwa solche, die eine Anbieter-Seite aufrufen, um sich über Preise zu informieren. Anhand der so gefundenen, modellhaften Struktur lassen sich anschließend die praktischen Hindernisse analysieren, welche sich Anbietern gegenüber aufgrund tatsächlicher sowie rechtlicher Beschränkungen ergeben.

III. Ablauf der Preissetzung nach dem 3-stufigen Modell

Das zu Beginn dieser Arbeit beschriebene 3-stufige Modell unterscheidet im Kontext von Profiling drei grundsätzlich nacheinander33 ablaufende Schritte. Diese Schritte lassen sich übertragen auf den Ablauf personalisierter Preissetzungsmethoden: Beschaffung von Daten mit weiterer Unterscheidung zwischen dem Sammeln bzw. anderweitigen Beschaffen abstrakter Vergleichsdaten einerseits und personenbezogener Daten bezogen auf den Betroffenen andererseits (Stufe 1); Bestimmung des Reservationspreises durch Auswertung der Daten per Profiling (Stufe 2); Bestimmung des Preises, der dem Kunden im Einzelfall angezeigt oder auf andere Weise kommuniziert wird, also Entscheidungsfindung und Umsetzung der getroffenen Entscheidung (Stufe 3).

1. Datenbeschaffung (Stufe 1)

Mit zunehmendem Zugriff auf Daten steigt das Wissen, welches Anbieter über ihre Kunden und über Kundenverhalten im Allgemeinen haben – und damit grundsätzlich auch die Möglichkeit, die Zahlungsbereitschaft Einzelner zu bestimmen.34 Im digitalen Umfeld bestehen, nicht zuletzt aufgrund moderner Tracking- und anderer Datenverarbeitungs-Technologien, grundsätzlich äußerst weitreichende Möglichkeiten, Daten jedweder Art zwecks Auswertung zu sammeln und zusammenzuführen.35 Anbieter, welche personalisierte Preise verlangen möchten, müssen die dafür notwendigen Daten nicht unbedingt selber sammeln: Weitere Möglichkeiten der Datenbeschaffung sind z. B. der Kauf von Datensätzen oder auch Unternehmenskäufe bzw. Zusammenschlüsse von Unternehmen, womit dem kaufenden bzw. aufnehmenden Unternehmen Zugang zu relevanten Daten eröffnet wird.36 Im theoretischen Idealfall haben Anbieter somit Zugriff auf extrem große Datensätze, welche Auskunft geben über das Kaufverhalten von Kunden in verschiedenen Situationen und angesichts verschiedener Preise. Notwendig ist der Zugriff auf besonders große, vielfältige und inhaltlich korrekte Datenmengen, welche verschiedene Konstellationen abdecken. In diesen abstrakten Vergleichsdaten müssten sämtliche relevanten Informationen darüber enthalten sein, welcher Kundentyp welche Produkte in welcher Situation zu welchem Preis zu kaufen bereit ist. Relevant sind dabei nicht nur die persönlichen Aspekte des Betroffenen, sondern darüber hinausgehend auch situative Faktoren, wie z. B. die Tageszeit. Auf dieser Stufe geht es nur um die wertungsfreie Sammlung von Daten: Das Auswerten der Daten mit den Mitteln des Profilings und mit dem Ziel der Bestimmung des Reservationspreises eines Kunden – womit das Erschaffen „neuer“ Daten einhergeht – ist der Datenbeschaffung nachgelagert.
Mit Blick auf die Quelle solcher Daten, die geeignet sind, um mit ihnen Preisdiskriminierung in der Form personalisierter Preise zu betreiben, unterschied das Office of Fair Trading in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2013 zwischen drei übergeordneten Gruppen, namentlich „observed“ (Daten, die vom Anbieter selber „beobachtet“ und gesammelt werden), „volunteered“ (Daten, die aktiv vom Kunden an den Anbieter übermittelt werden) und „collected“ (Daten, die sich auf das Verhalten des Kunden auf anderen Webseiten beziehen).37 In die Kategorie „observed“ fallen demnach Informationen wie z. B., welches Produkt gekauft wurde, das Endgerät, über das der Kunde den Online-Shop ansteuert, sein Betriebssystem, sein (aus der IP-Adresse ersichtlicher) Standort, sein Status als Neu- oder Bestandskunde sowie frühere Einkäufe. „Volunteered“ sind z. B. seine Adressdaten, sein Geburtsdatum und Antworten, welche von ihm im Rahmen von Online-Kundenbefragungen des Anbieters gegeben wurden. Die Kategorie „collected“ bezieht sich auf Daten, welche z. B. mithilfe von Cookies gesammelt werden und Auskunft über das Online-Verhalten des Kunden geben. In diesem Rahmen geht es beispielsweise darum, ob der Kunde den Online-Shop des Anbieters direkt angesteuert hat oder ob ein Preisvergleichsportal ihn weitergeleitet hat. In diese Kategorie fallen auch das Surfverhalten des Kunden und sein Online-Kaufverhalten.38
Innerhalb dieser übergeordneten Gruppen kann weiter differenziert werden hinsichtlich des Inhalts der verwendeten Daten. Eine im Auftrag der Europäischen Kommission erstellte Studie aus dem Jahr 2018 unterscheidet beispielsweise verschiedene Kategorien von Daten, welche zum Zweck der Preisdiskriminierung gesammelt werden.39 Die nicht abschließende Liste umfasst 11 Kategorien, welche anhand von Beispielen erläutert werden. Zu den Kategorien gehören u. a. Daten über die finanziellen Verhältnisse des Betroffenen (Einkommen, Bonitätswerte), Kontaktdaten (Anschrift, E-Mail-Adresse, Telefonnummer), Transaktionsdaten (z. B. über vergangene Käufe), sozio-demografische Daten (Alter, Ethnie, Bildungsstand, Haushaltseinkommen etc.), Standortdaten, Daten über das Verhalten des Betroffenen und seine Interessen (besuchte Webseiten, angeklickte Werbung, Beiträge in sozialen Netzwerken, auf Webseiten und Blogs etc.), technische Daten (IP-Adresse, Informationen über das verwendete Endgerät und den verwendeten Browser), Daten über bestehende Sozialkontakte (Familien- und Freundeskreis) sowie Daten, die aus öffentlichen Registern abgefragt werden können (z. B. öffentliche Wählerregister oder Insolvenzen).40
Diese abstrakten Vergleichsdaten sind zu unterscheiden von personenbezogenen Daten, die sich im Einzelfall auf konkrete Kunden beziehen und zwingend notwendig sind, um Preise zu personalisieren. Diese Daten stellen den Schlüssel zu dem in den abstrakten Vergleichsdaten enthaltenen Wissen dar. Im Idealfall haben Anbieter Zugriff auf ein vollständiges Profil jedes konkreten Kunden, welches inhaltlich zutreffende Informationen über sämtliche für die Preisbestimmung relevanten persönlichen Aspekte enthält.

2. Datenauswertung: Bestimmung des Reservationspreises (Stufe 2)

Die dem Anbieter zur Verfügung stehenden Daten werden automatisiert ausgewertet, um den Reservationspreis des Betroffenen zu bestimmen. Dies ist das eigentliche Profiling: Die personenbezogenen Daten des Betroffenen werden zu den vorhandenen abstrakten Vergleichsdaten in Relation gesetzt und mit dem Ziel analysiert, eine Bewertung seines persönlichen Aspekts „Reservationspreis“ zu generieren. Die zweite Stufe schließt im theoretischen Idealfall mit der Erkenntnis, dass der Kunde einen bestimmten Preis zu zahlen bereit ist bzw. das Produkt gar nicht oder nur zu einem Preis kaufen würde, der unterhalb der Grenzkosten des Anbieters liegt und für diesen deshalb nicht mehr profitabel ist.
Der Reservationspreis als innerer Vorgang des Kunden ist keine Variable, die objektiv messbar oder anderweitig unmittelbar feststellbar wäre.41 Er kann methodisch nur indirekt bestimmt werden, nämlich anhand der Feststellung, ob Kunden ein Produkt zu einem bestimmten Preis kaufen oder nicht.42 Anbietern bleibt damit nur die Möglichkeit, im Rahmen des Profilings Schlussfolgerungen aus dem Verhalten anderer, „vergleichbarer“ Kunden in vergleichbaren Situationen zu ziehen und diese Erkenntnisse in concreto auf den einzelnen Kunden zu übertragen und situationsabhängig zur Entscheidungsfindung zu nutzen.43
Vor allem Daten, die vom Kunden nicht aktiv mitgeteilt, sondern stattdessen vom Anbieter oder Dritten über diesen erhoben wurden, können grundsätzlich einiges über den Betroffenen aussagen. So ist beispielsweise die Kenntnis des Surfverhaltens hilfreich, um die Interessen des Betroffenen oder seine Preissensitivität zu bestimmen. Demografische Daten geben Hinweise auf die Kaufkraft und -willigkeit des Betroffenen. Gleiches gilt für Daten über sein Kaufverhalten: Ist der Betroffene eher ein schneller „Impuls-Käufer“, oder verhält er sich preissensitiv und recherchiert Preise, indem er die Seiten verschiedener Anbieter aufsucht oder Preisvergleichsportale nutzt? Hat er sich das gleiche oder ein ähnliches Produkt bereits auf anderen Seiten angesehen?44
Naturgemäß handelt es sich – selbst die besten Rahmenbedingungen unterstellt – bei den auf diese Art und Weise gefundenen Erkenntnissen aber nur um Näherungswerte. Diese beruhen auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen und erlauben dementsprechend nur näherungsweise Aussagen.45 Mit steigender Datenmasse und besserer Software zum Auswerten steigt die Präzision der Ergebnisse. Allerdings dürfte es auch in der Theorie nur in seltenen Ausnahmefällen möglich sein, den genauen Reservationspreis zu bestimmen. Dafür wäre nämlich letztlich Zugriff auf die subjektiven, inneren Wünsche und Präferenzen der Kunden notwendig, um jeweils „ihren“ Preis im Einzelfall zutreffend erkennen zu können. Diese Präferenzen sind Schwankungen unterworfen, oftmals irrational – und somit selbst unter den besten Rahmenbedingungen nicht in allen Fällen bestimmbar. Der Kunde kann seinen Reservationspreis oftmals selber nicht eindeutig benennen, zumal dieser auch durch äußere Umstände beeinflusst wird und generell situationsabhängig ist.46
Auch wenn datengetriebene Preisdiskriminierung den Reservationspreis eines Kunden in der Theorie also sehr präzise anhand seiner Eigenschaften und seines Verhaltens vorhersagen kann, bestehen systembedingte, dem Profiling innewohnende Unschärfen. Weitere praktische Erwägungen reduzieren in der Regel die Genauigkeit der Ergebnisse: Es stehen zu wenige abstrakte Vergleichsdaten und zu wenige personenbezogene Daten über den konkreten Kunden zur Verfügung. Die Beschränkungen für Anbieter sind damit tatsächlicher Natur: Es gibt nicht so viel Datenmaterial, dass jede denkbare Situation und jeder konkrete Einzelfall präzise abgebildet werden könnte. Im Anwendungsbereich des europäischen Datenschutzrechts bestehen zudem rechtliche Hürden, welche das Datensammeln und -speichern regulieren und damit einschränken. Die Präzision hängt also letztlich auch davon ab, auf welches Datenmaterial der Anbieter faktisch und rechtlich Zugriff hat und welche Analysemethoden ihm zur Verfügung stehen. Beispiele aus der Praxis bestätigen, dass die Ergebnisse in der Regel recht pauschal sind und nur grobe Aussagen getroffen werden können.47 Diese Unschärfe wohnt auch fortgeschrittenen Verfahren zur Preisbestimmung inne. Diese mögen zwar im Einzelfall präzise sein. Eine hohe Präzision der Masse an Kunden gegenüber zu erreichen, scheint aber in der Praxis nach dem heutigen Stand der Technik nicht möglich zu sein.

3. Entscheidungsfindung und -ausführung: Tatsächliches Einfordern personalisierter Preise (Stufe 3)

Kennt der Anbieter den Reservationspreis des Kunden, stellt sich ihm die Frage, wie er dieses Wissen nutzbar machen soll. In der Praxis wird die ihm vorliegende kundenbezogene Information eher grob und tendenziell sein und sich auf einen preislichen Spielraum beziehen, in dem sich der Reservationspreis vermutlich befindet. Es geht für den Anbieter auf der letzten Stufe des Modells darum, eine Entscheidung über die preisbezogene Kommunikation mit dem Kunden zu treffen und diese in die Tat umzusetzen. Dem Anbieter stellen sich zwei übergeordnete Fragen, welche sich inhaltlich teilweise beeinflussen: Welcher Preis wird zu welchem Zeitpunkt vom Kunden verlangt? Und: Wie wird dieser Preis dem Kunden gegenüber kommuniziert?

a. Art und Grenzen der Preiskommunikation

Mit Blick darauf, wie der Preis dem Kunden gegenüber kommuniziert wird, gibt es mehrere Möglichkeiten. Naheliegend wäre es zunächst, dass der Anbieter den Preis auf seiner Webseite bei den Kunden, über die ihm für diesen Zweck ausreichend Informationen vorliegen, unmittelbar individuell anpasst.48 Jeder Kunde bekäme direkt „seinen“ Preis angezeigt. Wenn dafür nicht ausreichend Informationen über einen Kunden vorliegen, wird stattdessen ein Einheitspreis verwendet.
Dem Anbieter stellen sich in dieser Konstellation zwei verschiedene, teilweise miteinander zusammenhängende Herausforderungen. Zum einen muss er in der Lage sein, den Kunden in ausreichendem Maße zu identifizieren, um den Preis überhaupt aufgrund seiner Attribute anpassen zu können. Ist ihm dies nicht möglich, kann er von vornherein kein Personalised Pricing betreiben. Zudem muss er nach Möglichkeit vermeiden, dass seine Kunden die Preispersonalisierung erkennen und negativ bewerten. Im zweiten Problemkreis geht es also darum, die Personalisierung entweder gänzlich zu verschleiern oder sie kommunikativ dergestalt zu begleiten, dass sie von den Kunden nicht als grundlose Schlechterbehandlung Einzelner wahrgenommen wird. In diesem Kontext wird sich zeigen, dass eine ausschließlich ökonomische Betrachtungsweise nicht zielführend ist: Der tatsächliche Einsatz personalisierter Preissetzungsmethoden kann langfristig nur unter Berücksichtigung psychologischer und verhaltensökonomischer Erkenntnisse erfolgreich sein. Dies liegt daran, dass Kunden nicht als rein rationale, ökonomisch denkende Marktteilnehmer agieren, sondern stattdessen auch Aspekte wie die wahrgenommene Fairness eines Preises (bzw. des Verhaltens eines Unternehmens) eine bedeutende Rolle für ihr Kaufverhalten spielen.49
aa. Problem der zuverlässigen Kunden-Identifizierung
Die genaue Identifizierung einzelner Kunden ist online allein schon aus technischen Gründen nicht immer durchgängig möglich. Dies liegt daran, dass der Anbieter nicht in jeder Situation erkennen kann, wer gerade seine Seite besucht und sich über Produkte und Preise informiert. Der Anbieter müsste aber, um Preise mit einem gewissen Grad an Komplexität zu personaliseren, mit dem Kunden grundsätzlich bereits in dem Moment das richtige Profil verknüpfen – und dafür ggf. auch Daten von externen Quellen in Echtzeit abrufen –, in dem dieser Preise zu sehen bekommt. Ansonsten kann der irritierende Effekt eintreten, dass demselben Kunden in verschiedenen Situationen verschiedene Preise angezeigt werden.50
Es gibt zahlreiche technische Möglichkeiten, Webseiten-Besucher über verschiedene Seiten und durchaus auch über verschiedene Endgeräte zu tracken, also zu verfolgen (sog. Web-Tracking).51 Dafür ist es nicht mehr zwingend notwendig, Cookies auf dem Endgerät des Nutzers zu speichern.52 Effizientes Tracking (etwa in der Form des sog. Browser Fingerprintings) ist mittlerweile auch dergestalt möglich, dass die Verfolgung des Nutzers anhand solcher technischer Informationen ausgeführt wird, die vom Endgerät beim Aufruf einer Webseite zwangsläufig gesendet oder zum Abruf bereitgestellt werden und die u. a. dazu dienen, dass die aufgerufene Webseite richtig dargestellt wird.53 Aus diesen Informationen wird ein Hashwert generiert, welcher den sog. Fingerprint darstellt. Dieser Fingerprint erlaubt es, das im konkreten Einzelfall verwendete Endgerät zuzuordnen und ggf. wiederzuerkennen.54 Dies bedeutet, dass über die eingesetzten Endgeräte Kunden wiedererkannt und als derselbe Nutzer identifiziert werden können, ohne dass zwingend darüber hinausgehend ihre tatsächliche Identität bekannt ist.55 Endgeräte von Apple sind sogar mit einem jeweils individuellen Identifier for Advertisements versehen, mit dessen Hilfe einzelne Nutzer – ihre Einwilligung vorausgesetzt – über verschiedene Webseiten bzw. Apps hinweg getrackt werden können.56 Ist die Identität dem Anbieter nicht bekannt, erstreckt sich sein Erkenntnisgewinn aber primär auf das vorhergegangene Surfverhalten eines ihm ansonsten „unbekannten“, anonymen Nutzers. Ein solches Tracking, auch bekannt als Probabilistic Matching, ist z. B. auch recht leicht möglich beim Verfolgen derjenigen Nutzer, die beim Surfen etwa mit ihrem Google-Account oder Facebook-Profil eingeloggt sind.57 Eine (ziemlich) sichere Identifizierungsmöglichkeit ist etwa auch dann gegeben, wenn der Kunde sein Smartphone per Fingerabdruck oder Gesichtsscan entsperrt hat und dem Anbieter dies bekannt ist. Abgesehen von den letztgenannten und vergleichbaren Fällen, in denen die Identität des Kunden dem Anbieter aufgrund des Log-ins ohnehin offengelegt ist, funktionert Individualisierung aber beispielsweise ggf. schon dann nicht mehr zuverlässig, wenn mehrere Personen das gleiche Endgerät verwenden.58 Selbst moderne Tracking-Technologien liefern dementsprechend nicht in allen Fällen zuverlässige Ergebnisse.59 Hinzu kommt, dass Nutzer die Möglichkeit haben, etwa durch das Löschen von Cookies, die Verwendung verschiedener Browser oder den Einsatz speziell dafür gemachter Programme ihre Online-Identität zu einem gewissen Grad zu verbergen oder in ihrem Sinne zu verändern. Anbieter haben damit oftmals das Problem, dass sie nicht sicher wissen, wer gerade ihre Seite besucht. Dies erschwert Formen der Preispersonalisierung, die ein gewisses Maß an Komplexität annehmen sollen.
Es ist technisch ohne Weiteres möglich, Preise erst dann zu personalisieren bzw. sie dem Kunden erst dann erstmalig anzuzeigen, nachdem der Kunde sich – etwa mit seinem Kundenkonto oder über das Profil eines sozialen Netzwerks – eingeloggt hat. Eine solche Webseitengestaltung ist allerdings in der Regel unpraktikabel, da die damit einhergehende Intransparenz, verbunden mit dem Zwang, ein Kundenkonto anzulegen oder eine Verknüpfung mit dem eigenen Profil auf einem sozialen Netzwerk herzustellen, zahlreiche Kunden abschrecken dürfte.
bb. Verschleierung oder Rechtfertigung der Diskriminierung
Sofern ein online angezeigtes Angebot sich ausschließlich im Preis (und nicht etwa mit Blick auf weitere Konditionen) ändert, bedeutet dies, dass die Situation auftreten kann, dass Kunden realisieren, dass ihnen zum gleichen Zeitpunkt für das identische Produkt auf der Webseite des Anbieters bloß aufgrund ihrer verschiedenen Nutzerprofile und ohne einen darüber hinausgehenden Grund verschiedene Preise angezeigt werden. Hierbei handelt es sich um den zweiten eingangs beschriebenen Problemkreis, denn damit geht die ernsthaft drohende Beeinträchtigung des Rufs des Unternehmens einher.60 Dies ist für Anbieter hoch problematisch. Für Kunden spielt es nämlich eine bedeutende Rolle, welchen Preis andere Kunden für das gleiche Gut gezahlt haben.61 Eine offensichtliche „Ungleichbehandlung“ der Kunden wird von diesen in aller Regel als unfair und unethisch empfunden und damit als abzulehnendes unternehmerisches Verhalten bewertet.62 Dies zeigt, dass die Zahlungsbereitschaft des Einzelnen keine fixe, isoliert bestehende und objektiv feststellbare Größe ist. Sie ist zu einem gewissen Teil relativ, kann im Laufe der Zeit schwanken und ist von – aus ökonomischer Sicht teilweise irrationalen – äußeren Faktoren abhängig. Das Bedürfnis nach Gleichbehandlung ist rein ökonomisch betrachtet irrational, denn aus Kundensicht kommt es eigentlich nur darauf an, wie hoch der zu zahlende Preis im Verhältnis zum persönlichen Nutzen ist, den der Kauf erwarten lässt.63 Im Kontext dieser Fairness-Erwägungen spielt bei Online-Sachverhalten der Umstand eine prägende Rolle, dass aufgrund der einfachen Kommunikationswege zu erwarten ist, dass eine derart unmittelbare Form der Preispersonalisierung schnell publik wird.64 So zeigt sich beispielsweise bei verhaltensökonomischen Laboruntersuchungen, bei denen zwecks Simulation verschiedener Kunden-Anbieter-Interaktionen freiwillige Versuchsteilnehmer zum Einsatz kamen, welchen Einfluss Preistransparenz auf die Bereitschaft von Anbietern hat, Preise zu personalisieren.65 So wurde etwa herausgefunden, dass 77 % der Anbieter Preispersonalisierung betreiben, wenn ihnen bewusst ist, dass ihre Kunden nicht wissen, was andere Kunden für das gleiche Gut gezahlt haben. Wenn auf Kundenseite hingegen Preistransparenz herrscht (d. h. die Kunden wissen, welchen Preis die anderen Kunden zu zahlen haben), sinkt diese Zahl auf 33,7 %.66 Dies belegt, dass die Aspekte Fairness und Preistransparenz nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können.
Für die öffentliche Wahrnehmung der eingangs beschriebenen, von den Kunden als ungerecht empfundenen Art von Preispersonalisierung gibt es ein prominentes Beispiel. Als in den Medien bekannt wurde, dass Amazon.com in den USA im Jahr 2000 (laut Unternehmensangabe bloß testweise) für einen kurzen Zeitraum von Bestandskunden höhere Preise für bestimmte DVDs verlangte als von Neukunden, zog dies in der Öffentlichkeit ein denkbar negatives Echo nach sich.67 Diese negative Kundenreaktion ist damit zu erklären, dass es aus Verbrauchersicht zwar ohne Weiteres akzeptiert ist, dass verschiedene Anbieter für das gleiche Gut oder die gleiche Dienstleistung verschiedene Preise verlangen. Kunden empfinden es allerdings als gravierenden Verstoß gegen gesellschaftliche, und damit ungeschriebene soziale Normen, wenn ein Anbieter von verschiedenen Kunden im gleichen Zeitpunkt für das gleiche Gut oder die gleiche Dienstleistung unterschiedliche Preise verlangt.68 Es wurde empirisch nachgewiesen, dass Kunden dergestalt personalisierte Preise als unfair empfinden, womit ein Vertrauensverlust und eine gesunkene Kaufbereitschaft einhergehen.69 Kunden erwarten grundsätzlich, dass ein Anbieter für ein bestimmtes Produkt von vergleichbaren Kundengruppen die gleichen Einheitspreise verlangt.70 Es geht ihnen bei der Bewertung der Fairness des Preises also nicht nur um dessen Höhe per se. Stattdessen spielt – auch dies rein ökonomisch betrachtet teilweise irrational – der Vergleich mit Referenzpreisen, und hierbei vor allem mit den von anderen Kunden gezahlten Preisen, eine bedeutende Rolle.71 Anders formuliert hängt die Kundenwahrnehmung, ob ein Preis fair ist oder nicht, nicht nur von dessen Höhe, sondern auch von den Motiven ab, welche den Anbieter zur Preissetzung veranlassen. Dabei spielt es auch eine Rolle, inwieweit er z. B. die Gründe für einen Preisanstieg selber zu vertreten hat. Preiserhöhungen aus purem Gewinnstreben werden als unfair, solche, die „unverschuldet“ aufgrund externer Faktoren notwendig sind, eher als fair rezipiert.72
Anbieter haben daher ein besonderes Interesse daran, die Preisanpassung dem Kunden gegenüber so gut wie möglich zu verschleiern, sodass dieser die in seiner Person begründete Preisgestaltung möglichst gar nicht mitbekommt. Je weniger vergleichbar zwei Transaktionen sind, desto eher werden Preisunterschiede von den Kunden als „fair“ akzeptiert.73 Der Idealfall ist aus Anbietersicht demzufolge gegeben, wenn die Transaktionen so unterschiedlich erscheinen, dass sie gar nicht miteinander verglichen werden können. Dieses Ziel kann z. B. dergestalt erreicht werden, dass nicht nur der Preis, sondern das ganze an den Kunden gerichtete Angebot an diesen angepasst wird. Der Anbieter kann das Produkt als solches personalisieren oder den Kauf mit verschiedenen Rahmenbedingungen kombinieren, etwa einer erweiterten Garantie. Dies verringert die Möglichkeit, dass Kunden Preise unmittelbar miteinander vergleichen.74 Zudem wird mit Preisunterschieden typischerweise das Einhergehen von qualitativen Unterschieden assoziiert, womit der (in Wahrheit personalisierte) Preis eher gerechtfertigt erscheint.75 Der „Trick“ liegt also neben der Absenkung der Vergleichbarkeit darin, dass der Kunde das Produkt anders wahrnimmt und ihm eine andere Wertigkeit zuordnet.76
Eine andere, für den Anbieter etwas praktikablere Methode ist es, den Preis dann anzupassen, wenn der Kunde sich eines Preisvergleichsportals bedient und dort nach einem bestimmten Produkt sucht. Manche Anbieter bieten ihre Produkte innerhalb dieser Portale günstiger an. Dies hat für sie den Vorteil, dass die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufs durch einen besseren Platz in der Reihung der Suchergebnisse steigt. Nach der Weiterleitung vom Preisvergleichsportal auf die Seite des Anbieters sieht der Kunde dann also einen Preis, der niedriger ist als derjenige, den Kunden sehen, die die Seite direkt ansteuern.77 In diesem Fall hat der Kunde sich wohl häufig schon (zumindest auch) aufgrund des Preises für den Kauf bei einem bestimmten Händler entschieden, die Suche abgeschlossen und den Preisvergleich beendet. Die Gefahr des Vorwurfs der „Kundenungleichbehandlung“ ist in dieser Konstellation zwar weiterhin gegeben. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass diese Praxis den Kunden auffällt.
Alternativ kann ein „offener Normverstoß“, den ein Anbieter durch personalisierte Preissetzungsmethoden begeht, aus Sicht der Verbraucher auch ganz oder zumindest teilweise legitimiert sein. Es geht hier in erster Linie darum, wie der Anbieter dem Kunden gegenüber die Preise kommuniziert und diesen mit den Informationen versorgt, welche notwendig sind, um negative Kundenreaktionen von vornherein zu unterbinden.78 Wenn dies gelingt, werden die negativen Effekte, die das Unternehmen zu fürchten hat, abgeschwächt oder gänzlich aufgehoben. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Anbieter nachvollziehbare Gründe für die Preisunterschiede präsentiert, sodass diese gar nicht als abzulehnende Ungleichbehandlung aufgefasst werden.79 Wenn Preisunterschiede begründet werden, erhöht dies generell ihre Akzeptanz und sie werden von Kunden eher als „fair“ rezipiert. Der Anbieter kann z. B. versuchen zu suggerieren, dass die unterschiedlichen Preishöhen die Folge ihm entstehender unterschiedlicher Kosten sind.80 Auch lassen sich statusbezogene Rabatte, wie etwa solche für besonders treue Kunden oder Senioren, schlüssig erklären.81 Stammkundenrabatt erfährt generell hohe Akzeptanz.82 Die soziale Akzeptanz von Rabatten zugunsten bestimmter finanziell im Durchschnitt schwächer gestellter Gruppen (Senioren, Studenten, Arbeitslose, Schwerbehinderte etc.) ist bereits aus der analogen Welt im Kontext von Preisdiskriminierung 3. Grades hinlänglich bekannt.83 Es handelt sich um faktisch und sozial leicht nachvollziehbare Sachverhalte. Dies ermöglicht Anbietern die Umsetzung dieser finanziellen Privilegierung.
Die Akzeptanz von Gruppenpreisen kommt allerdings dann an ihre Grenzen, wenn Kunden den Preissetzungsmechanismus nicht nachvollziehen können und ihn als intransparent empfinden.84 Komplexe, undurchschaubare Preissetzungsmechanismen, an deren Ende individualisierte Preise stehen, wirken auf Kunden abschreckend und zeitigen damit einen deutlich erhöhten Begründungsaufwand auf Seiten des Anbieters. Zum einen fehlt diesen Preisen die leicht erkennbare soziale Legitimation. Zum anderen kann die Methode, wie sie zustande kommen, auf die Betroffenen aufgrund ihrer Intransparenz bedrohlich wirken. Der berechnete Reservationspreis ist das Ergebnis einer Hochrechnung. Es handelt sich also um ein indirekt ermitteltes personenbezogenes Datum, welches vom Betroffenen als solches nicht bewusst und freiwillig preisgegeben, sondern ohne sein Zutun berechnet wurde.85 Die Interaktion zwischen dem Kunden und dem Anbieter hat demnach eine andere Qualität als eine (vom Kunden gewünschte) Preisanpassung aufgrund aktiv mitgeteilter Informationen: Der Kunde hat sich weder „seinen“ Preis selber ausgesucht (wie es bei Preisdiskriminierung 2. Grades der Fall ist), noch hat er seine Gruppenzugehörigkeit selber preisgegeben oder konnte die Zuordnung zu einer bestimmten, im Vorhinein definierten Gruppe im Vorfeld absehen (wie es bei Preisdiskriminierung 3. Grades der Fall ist).86 Der Kunde verliert damit die Kontrolle über die Preisgestaltung, da diese ihm ohne seine Zustimmung „von außen“ aufoktroyiert wird. Diese Form von „Objektivierung“ führt, sofern sie als solche wahrgenommen wird, in aller Regel zu Ablehnung.87
Die Akzeptanz auf Kundenseite kann zudem nicht (nur) durch eine inhaltliche Begründung des preislichen Unterschieds geschaffen werden, sondern auch durch das Setzen verschiedener Anreize für Käufer aus verschiedenen Gruppen, so z. B. indem Bestandskunden mit „Treuepunkten“ belohnt werden und Neukunden bei ihrer ersten Bestellung einen „Neukundenbonus“ erhalten.88 Die de facto stattfindende Personalisierung wird damit verschleiert und wirkt aus Kundensicht nicht mehr wie eine grundlose Ungleichbehandlung ansonsten „gleicher“ Kunden. Mit Blick auf diese Beispiele ist es zudem bemerkenswert, dass die Kundenempfindungen oftmals inkonsistent bzw. irrational sind. So bewerten Kunden Rabatte für Neukunden gleichermaßen als fair wie Rabatte für besonders loyale Bestandskunden und akzeptieren diese Art der Preispolitik – und dies, obwohl im ersten Fall die Bestandskunden mehr zahlen als Neukunden und im zweiten Fall weniger.89
Personalisierte Preissetzungsmethoden sind nicht unbedingt statisch und erschöpfen sich darin, einzelnen Kunden einmalig einen bestimmten Preis zuzuweisen und diesen dann „durchzusetzen“. Es handelt sich stattdessen häufig um flexible Verfahren, wodurch Preise situativ – und vor dem Hintergrund des bereits Gesagten auf möglichst subtile Art und Weise – angepasst werden können. So verwenden Anbieter online zumeist Einheitspreise, welche grundsätzlich allen Webseitenbesuchern zunächst in gleicher Höhe angezeigt werden.90 Dies hat den Vorteil, dass Preisanpassungen (unabhängig davon, wie sie umgesetzt werden) aus Kundensicht in der Regel die Reduktion eines Referenzpreises darstellen.91 Diese Vorgehensweise verbinden Kunden grundsätzlich mit positiven Assoziationen. Die individualisierte Anpassung des Preises erfolgt somit indirekt. Oftmals anzutreffen sind z. B. Rabatte, welche mittels Coupons/Gutscheinen oder anderen individualisierten Ermäßigungen eingeräumt werden. Wenn z. B. bei einem Kunden eine eher höhere Preissensitivität vermutet wird, kann die Personalisierung des Preises dadurch realisiert werden, dass dieser per E-Mail oder als Pop-up-Fenster in seinem Browser einen Gutschein erhält, womit der letztlich tatsächlich verlangte Preis seinem Reservationspreis entspricht oder sich diesem zumindest annähert. Ein Hinweis auf die erhöhte Preissensitivität eines Kunden und dementsprechender Anlass, diesem einen Gutschein zukommen zu lassen, kann z. B. dann angenommen werden, wenn dieser ein bestimmtes Produkt für einen längeren Zeitraum in seinem Online-Warenkorb behält, den Kaufvorgang aber nicht abschließt.92
Solche flexiblen Verfahren sind vor allem auch dann hilfreich, wenn zunächst nur unzureichende Daten über die Preissensitivität eines Kunden vorliegen. Das Austesten der individuellen Zahlungsbereitschaft kann dann z. B. dergestalt ablaufen, dass einem erkennbar unentschlossenen Kunden, welcher mehrmals eine Seite besucht hat, ohne dort etwas zu kaufen, ein Gutschein angeboten wird. Diese Vorgehensweisen haben für den Anbieter auch den Vorteil, dass die Personalisierung der Preise von den Kunden nicht unbedingt als solche erkannt und das Vorgehen in der Regel weder vom Kunden selbst noch von Dritten als unfair bewertet wird.93 Hinzu kommt, dass aus verhaltenspsychologischer Sicht ein „reduzierter Preis“, also ein solcher, der von einem Referenzpreis (hier: der einheitlich angezeigte Standardpreis) nach unten abweicht, einen besonderen, irrationalen Kaufanreiz schafft.94 Die Personalisierung erfolgt dann also in Verbindung mit einer psychologischen Beeinflussung der Kunden.

b. Preishöhe

Der Anbieter muss abwägen, ob und ggf. inwieweit es die Umstände zulassen bzw. gebieten, dass er im Einzelfall von seinem Einheitspreis – den er in Ermangelung der Kenntnis des Reservationspreises sonst von jedem Kunden verlangen würde – abweicht. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass (neben der zumindest groben Kenntnis des Reservationspreises als Grundvoraussetzung) dabei vor allem die konkrete Wettbewerbssituation entscheidend ist. Die Höhe des verlangten Preises entspricht mindestens den Kosten, die dem Anbieter selbst entstehen. Eine positive Kaufentscheidung kann dieser grundsätzlich überhaupt nur erwarten, wenn der dem Kunden angezeigte Preis höchstens dem ermittelten individuellen Reservationspreis entspricht. Liegt dieser unter den Grenzkosten, ist ein Kauf grundsätzlich ausgeschlossen – es sei denn, der Anbieter schafft es, auf den Kunden dergestalt Einfluss zu nehmen, dass sein Reservationspreis steigt (diese Situation wird an dieser Stelle zunächst außen vor gelassen, d. h. der Reservationspreis wird als grundsätzlich fixes Datum behandelt). Die gewählte Preishöhe hängt neben der wettbewerblichen Situation in vielen Fällen vom gewählten Kommunikationsweg sowie anderen situativen Aspekten ab. Bei dem genannten Beispiel eines zögernden, noch unentschlossenen Kunden, welcher das Produkt erst kauft, sobald er eine Preisreduktion in Form eines Gutscheins erhält, ergibt sich die Annäherung an den Reservationspreis über den „Umweg“ des Gutscheins beispielsweise gerade erst aus diesem Zögern. Anbieter sind also teilweise auch darauf angewiesen, die Zahlungsbereitschaft mittels unmittelbarer Kundenkommunikation erst auszutesten.
In der Theorie wäre der Anbieter, sofern er den jeweiligen Reservationspreis seiner Kunden kennt, bei rein ökonomischer, statischer Betrachtung in der Lage, dank Personalised Pricing den Reservationspreis eines jeden Kunden in jeder Situation vollständig auszuschöpfen. Jeder Kunde würde das Maximum dessen bezahlen, was er zu zahlen bereit wäre. Dies hätte zur Folge, dass der Anbieter die gesamte Konsumentenrente abgreifen kann. Diese Aussage ist lebensfern, denn sie ist in ihrer Absolutheit nur in zwei Szenarien gültig, die beide zum heutigen Zeitpunkt im Online-Handel in aller Regel nicht dauerhaft bzw. nicht in ausreichendem Maße praktikabel sind. Die Analyse der Preishöhenbestimmung wählt hier dennoch bewusst diesen hypothetischen Extremfall als Ausgangspunkt und untersucht, warum er kaum eintreten kann. Auch wenn dieses Szenario in der Praxis kaum vorkommen wird, erlaubt diese Betrachtungsweise nämlich eine modellhafte, anschauliche Untersuchung der Rahmenbedingungen, denen sich Anbieter beim Prozess der Preisgestaltung ausgesetzt sehen, und einen ersten Zugang zu Phänomenen, die im Wettbewerbsprozess zutage treten können. Vor diesem Hintergrund wird vor allem erkennbar, dass personalisierte Preise auf den Preiswettbewerb Einfluss nehmen und ihn intensivieren oder abschwächen können.95 Die genauen Auswirkungen hängen von verschiedenen Faktoren ab und lassen sich deshalb nicht pauschal zusammenfassen. Zugleich wird sich zudem zeigen, dass die Gefahr besteht, dass unter bestimmten Voraussetzungen Rahmenbedingungen dafür entstehen können, dass es im Kontext von personalisierten Preisen zu Absprachen zwischen Wettbewerbern oder auch zu bewusstem, wettbewerbsschädlichem Parallelverhalten bei der Preissetzung kommt.
aa. Monopolsituation
Die erste Situation ist diejenige, dass der Anbieter eine Monopolstellung hält und damit auf dem relevanten Markt der einzige Anbieter ist.96 Dies ist der „Lehrbuchfall“, der häufig als ökonomisches Modell herangezogen wird, um Preisdiskriminierung zu erklären und zu untersuchen. Er erlaubt es, relativ leicht ihre Auswirkungen mit Blick auf wirtschaftliche Effizienz, Wohlfahrt und Verteilungsgerechtigkeit zu analysieren. Um eine Monopolstellung im Einzelfall feststellen zu können, müsste mithin eine Marktabgrenzung vorgenommen werden. Das Vorliegen eines Monopols ist im Online-Handel beim Verkauf von Gütern und Dienstleistungen an Endverbraucher allerdings nur in Ausnahmefällen tatsächlich denkbar. Wahrscheinlicher ist stattdessen, dass unvollkommener Wettbewerb herrscht, durchaus mit marktmächtigen Anbietern.97 Denkbar wäre ein (rechtliches) Monopol in der Situation, dass der Anbieter Immaterialgüterrechte hält (etwa Patente, welche ihm die exklusive Produktion des Gutes erlauben).98 Generell würde eine Monopolsituation Wettbewerber auf den Markt locken, die versuchen, ein Substitut für das Monopolgut anzubieten.
Selbst wenn auf einem bestimmten Markt ein Monopol für eine bestimmte Art von Gütern oder Dienstleistungen besteht, folgt daraus aber nicht, dass der Monopolist tatsächlich dauerhaft die Reservationspreise aller seiner Kunden ausreizen kann. In diesem Fall wäre nämlich anzunehmen, dass sich ein Zweitmarkt für den Weiterverkauf des Gutes entwickelt, sodass eine der drei Voraussetzungen von Preisdiskriminierung – die Verhinderung des Weiterverkaufs des Gutes (Arbitrage) – gar nicht mehr gegeben wäre. Kunden mit niedrigerem Reservationspreis könnten das Produkt kaufen und zu einem etwas höheren Preis an diejenigen Kunden verkaufen, die aufgrund ihres hohen Reservationspreises mehr dafür zu zahlen bereit wären. Das Ausreizen des Preises wäre für den Monopolisten damit keine dauerhaft gangbare Strategie. Diese Aussage ist nur gültig, sofern es sich nicht um personalisierte Güter handelt oder um solche, die aus rechtlichen oder tatsächlichen99 Gründen nicht weiterverkauft werden können. Hinzu kommt, dass Anbieter in der Regel allerdings ohnehin eher nicht versuchen dürften, den Reservationspreis komplett auszureizen. Die Bestimmungsverfahren – also das Profiling – sind systembedingt fehleranfällig. Es ist davon auszugehen, dass Anbieter einen „Puffer“ einkalkulieren, um der Situation entgegenzuwirken, dass ein Preis gefordert wird, der über dem Reservationspreis angesiedelt ist.100 Die Gründe hierfür sind betriebswirtschaftlicher Natur: Die Situation, dass ein Kunde ein Produkt nicht kauft, weil der verlangte Preis geringfügig über seinem Reservationspreis liegt (sog. false positive101), führt dazu, dass der Anbieter keinen Gewinn macht. Liegt der verlangte und erhaltene Preis etwas unter dem Reservationspreis, lohnt sich das Geschäft hingegen. Deshalb wird er eher einen niedrigeren Preis verlangen.102
Zu diesen ökonomischen Erwägungen kommen zudem verhaltenspsychologische, in diesem Fall solche des Marketings hinzu: Aus Marketing-Gesichtspunkten ist es für ein Unternehmen nicht empfehlenswert, seine Preispolitik immer auf den höchstmöglichen (kurzfristigen) Gewinn auszurichten. Ein ausschließlich profitorientiertes „Ausnutzen“ der Kunden stößt bei diesen auf starke Ablehnung und kann, wenn es als solches erkannt wird, dem Unternehmen nachhaltig schaden.103 Auch wenn einzelne Kunden also einen hohen Reservationspreis aufweisen und diesen im Einzelfall vielleicht auch tatsächlich zahlen würden, wird eine offensichtliche, nicht gerechtfertigte Preispersonalisierung – vor allem auch von mit dem Kunden bekannten Dritten und der Öffentlichkeit – als unfair betrachtet werden und mittel- und langfristig dem Unternehmen schaden, da dieses dadurch das Vertrauen seiner Kunden verlieren kann.104 Der bereits umrissene Amazon-Fall105 ist dafür das beste Beispiel. Die mediale Kritik am Unternehmen war massiv und führte dazu, dass Amazon.com sich zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen sah, den Betroffenen die entstandenen Differenzbeträge erstattete und versprach, diese Art von Preispersonalisierung nicht mehr vorzunehmen.106 Der Vertrauensschaden, der einem Unternehmen in einem solchen Fall droht, ist bedeutend.107 Dies unterstreicht, dass Personalised Pricing häufig nur über Umwege praktisch möglich ist. Es wäre also verfehlt, davon auszugehen, dass der Reservationspreis des Kunden ein fixes, gegebenes Datum ist, an dem der Anbieter sich ohne Weiteres orientieren kann. Stattdessen kann die individuelle Zahlungsbereitschaft beträchtlich und in hoher Frequenz schwanken und hängt auch von externen Umständen des Einzelfalls ab, deren jeweilige Bedeutung kaum vorhersehbar ist.108
Wenn stattdessen unvollkommener Wettbewerb herrscht, würde ein stetes vollständiges Ausreizen des Reservationspreises bei dynamischer Betrachtungsweise grundsätzlich dazu führen, dass Wettbewerber mit günstigeren Preisen in den Markt ein- bzw. an den Kunden herantreten und der Anbieter seine Preise nicht dauerhaft, sondern allenfalls für einen kurzen Zeitraum oder im Einzelfall ausreizen kann. Bei unvollkommenem Wettbewerb kann die Intensität des Preiswettbewerbs – im Gegensatz zu dem, was die statisch betrachtete Monopolsituation suggeriert – durchaus steigen, wenn Anbieter Preise personalisieren.109 Die Kunden profitieren dann von niedrigeren Preisen und einer generell gesteigerten Konsumentenwohlfahrt. Die genauen Auswirkungen auf die Höhe der verlangten Preise hängen aber von verschiedenen komplexen Faktoren ab, wie etwa dem Umfang des Wissens bzw. der personenbezogenen Daten, die den am Markt tätigen Anbietern über ihre Kunden zur Verfügung stehen, der konkreten Markstruktur sowie der genauen Kundenpräferenzen sowie Verhaltensweisen und Eigenschaften der Kunden.110 Dementsprechend kann die Intensität des Wettbewerbs auch absinken. Ein Ausreizen der Preise, wie es im Modell des Monopolisten, der von allen seinen Kunden die Reservationspreise kennt, skizziert wird, ist dennoch in kaum einer Situation in bedeutendem Umfang denkbar. Sobald Wettbewerber niedrigere Preise anbieten, ist der Anbieter über kurz oder lang gezwungen, nachzuziehen – dieser Faktor beschränkt de facto seine Preissetzungsfreiheit.111 Kunden haben zahlreiche einfache Möglichkeiten, die Preise der verschiedenen am Markt aktiven Anbieter zu vergleichen, wie etwa die Nutzung von Preisvergleichswebseiten oder „ShopBots“. Ein großer Teil von ihnen nimmt diese auch wahr.112 Vor allem diese Transparenz schränkt die Möglichkeiten des Anbieters, personalisierte Preise einzusetzen, bedeutend ein.113 Je nach Wettbewerbsintensität auf dem Markt für das verkaufte Gut wird der tatsächlich erzielbare Preis also niedriger liegen, als es der Reservationspreis des Einzelnen vielleicht vermuten lässt.114 Es kann damit festgehalten werden, dass die Kenntnis des Reservationspreises nicht per se, sondern allenfalls in besonders gelagerten Ausnahmefällen mit der tatsächlichen Fähigkeit einhergeht, diesen auch gänzlich abschöpfen zu können.
bb. Koordinierungssituation
Die zweite hypothetische Situation, in der ein Anbieter in der Lage ist, den Reservationspreis einzelner Kunden jederzeit voll auszuschöpfen, ist anders gelagert als das zuvor beschriebene Szenario. Sie stellt – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – eher ein Gedankenspiel dar. Dennoch darf dieses angesichts des Fortgangs der technischen Entwicklung nicht unerwähnt bleiben. Zudem erlaubt das Skizzieren dieses „Extremfalls“ den Blick auf realistischere Szenarien.
Gemeint ist der Fall, dass alle Wettbewerber genauso verfahren wie der Anbieter und von jedem Kunden immer genau dessen Reservationspreis verlangen. Der einzelne Kunde wird immer mit dem gleichen Preis konfrontiert, wobei dieser von Person zu Person schwanken kann. Hier wird also eine ganz andere Ausgangslage skizziert als bei der zuvor beschriebenen Situation eines Monopolanbieters. Dort wurde angenommen, dass nur der Anbieter das Produkt überhaupt anbieten kann und darauf aufbauend analysiert, welche Beschränkungen „von außen“ – sprich: herrschende Wettbewerbsbedingungen und befürchtete Kundenrezeption – ihn daran hindern, die Konsumentenrente gänzlich abzuschöpfen. Die nun analysierte Situation geht hingegen von mindestens zwei Anbietern aus, die an sich zueinander im Wettbewerb stehen, dennoch aber im Ergebnis den gleichen Preis für das gleiche Gut verlangen und dabei die Zahlungsbereitschaft der Kunden ausreizen können.
Diese Konstellation hat zwei Voraussetzungen, die kumulativ erfüllt sein müssten. Zunächst müssten alle Wettbewerber Zugriff auf das identische kundenbezogene Datenmaterial haben und diese Daten mit dem gleichen Ergebnis auswerten – oder aus anderen Gründen allesamt Kenntnis des Reservationspreises jedes relevanten Kunden haben.115 Die zweite Voraussetzung wäre, dass alle Anbieter zudem den Reservationspreis gänzlich ausreizen. Dass beide Voraussetzungen vorliegen, ist in dieser extremen Form allenfalls in wenigen, speziellen Ausnahmefällen vorstellbar. Hinzu kommt, dass die beschriebene Konstellation neue Wettbewerber auf den Markt locken würde, die versuchen, die Preise ihrer Konkurrenten zu unterbieten.
Mit Blick auf die notwendige anbieterübergreifende Kenntnis des Reservationspreises ist festzuhalten, dass grundsätzlich nicht allen Anbietern am Markt die gleichen Informationen über jeden Kunden zur Verfügung stehen. Die für die Preispersonalisierung zwingend notwendigen personenbezogenen Daten sind nicht frei verfügbar, sondern unterschiedlich zwischen den Anbietern verteilt.116 Sie müssen vom Anbieter erst gesammelt oder anderweitig beschafft werden, z. B. durch Kauf der Daten oder etwa auch mittels eines Zusammenschlusses. Die datenschutzrechtlichen Vorgaben setzen dieser Art von Datenverarbeitung und -handel rechtliche Grenzen und behindern den Transfer personenbezogener Daten. Zwar findet ein Austausch von bzw. Handel mit Daten zwischen Unternehmen durchaus statt.117 Um Preispersonalisierung auf breiter Front mit Wirkung gegenüber jedem Kunden zu etablieren, müssten aber für jeden einzelnen Kunden spezifische Daten getauscht werden, nämlich der Reservationspreis als solches oder ein Kundenprofil, das die zuverlässige Berechnung des Reservationspreises erlaubt. Unabhängig von der großen Menge an qualitativ hochwertigen Daten, die für die Berechnung des Reservationspreises notwendig sind, wäre dies datenschutzrechtlich mit Blick auf Art. 6 I S. 1 DSGVO kaum in zulässiger Weise zu realisieren und zudem kartellrechtswidrig (vgl. Art. 101 AEUV bzw. § 1 GWB). Auch wäre es allein schon aus technischen Gründen kaum möglich, da sich das bereits beschriebene Problem der eindeutigen Identifikation einzelner Kunden118 stellen würde. Unabhängig von diesen rechtlichen Rahmenbedingungen wären viele Unternehmen auch gar nicht unbedingt bereit, diese Art von Daten mit ihren Wettbewerbern zu teilen, da die darin enthaltenen Kundeninformationen einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Das Ausmaß, mit dem ein Anbieter Kundendaten sammelt, ist eine strategische Entscheidung. Es kann demnach davon ausgegangen werden, dass Anbieter primär Kenntnis über ihre eigenen Kunden haben, nicht aber über die ihrer Konkurrenten.119 Die notwendigen kundenbezogenen Informationen sind damit grundsätzlich nicht allen Wettbewerbern ohne Weiteres zugänglich. Insofern herrscht zwischen den Anbietern Informationsasymmetrie. Dies ist für den einzelnen Kunden tendenziell durchaus nachteilig, denn die beschriebene Situation schränkt ihm gegenüber den Preiswettbewerb ein: Je mehr Anbieter seinen Reservationspreis (zumindest näherungsweise) kennen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie versuchen werden, sich jeweils preislich zu unterbieten.120
Um die eingangs beschriebene Situation der anbieterübergreifenden Ausreizung des Reservationspreises zu erreichen, müssten zudem entweder alle Anbieter immer mit dem ausschließlichen Ziel der Gewinnmaximierung arbeiten (d. h. als Automatismus den Reservationspreis tatsächlich in voller Höhe vom Kunden verlangen) oder sie müssten sich über den verlangten Preis in kartellrechtswidriger Weise absprechen bzw. mithilfe von Preissetzungssoftware oder entsprechender Dienstleister zum gleichen Preis kommen.
Der erste Unterfall (das Ausreizen des Preises per se) unterstellt, dass Unternehmen die erkannte Preisspanne vollständig ausnutzen. Unter Wettbewerbsbedingungen kann der Anbieter seine Preise aber gerade nicht gänzlich frei setzen. Wettbewerb schlägt sich grundsätzlich in den Preisen nieder: Jeder Anbieter wird bei seiner Preissetzung durch die Preise seiner Wettbewerber beeinflusst und beschränkt. Hinzu kommt, dass nicht jeder Anbieter zwangsläufig stets mit dem Ziel der Gewinnmaximierung handelt. Es ist z. B. durchaus denkbar, dass es einem Anbieter (zunächst) primär darum geht, seinen Absatz auszuweiten, um sich auf einem bestimmten Markt zu etablieren.121 Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch der Blick auf die USA. Bis zum Erlass des (nur in Kalifornien gültigen) California Consumer Privacy Act im Jahre 2018 gab es dort weder auf Bundesebene noch auf Ebene der einzelnen Bundesstaaten ein generell anwendbares Datenschutzgesetz nach europäischem Vorbild. Stattdessen wurde auf sektorspezifische Datenschutzregulierung gesetzt.122 Dementsprechend war es lange Zeit möglich (und ist es in den meisten US-Bundesstaaten auch heute noch), personenbezogene Daten weitgehend frei von regulatorischen Einschränkungen zu verarbeiten. Datenaustausch und -handel fanden zumindest bisher in großem Umfang auch tatsächlich statt, vor allem mittels sog. Data Broker, die als Intermediäre agieren.123 Dennoch ist nicht bekannt, dass Personalised Pricing gegenüber Endverbrauchern dort häufiger zum Einsatz gekommen ist als in Ländern der Europäischen Union. Von einem flächendeckenden Einsatz personalisierter Preise, wie er hier skizziert wird, kann erst recht keine Rede sein.
Der zweite Unterfall betrifft Situationen, in denen die Anbieter sich über die verlangten Preise aktiv absprechen oder sich in einer wettbewerblichen Situation befinden, in der aus anderen Gründen auch ohne Absprache die Preise über den Wettbewerbspreis steigen. Aktive anbieterübergreifende Preisabsprachen – die etwa mittels Software umgesetzt werden – wären denkbar.124 Allerdings wären sie offensichtlich kartellrechtlich unzulässig und bußgeldbewehrt (vgl. Art. 101 AEUV bzw. § 1 GWB). Zudem wäre die technische Umsetzung und Koordinierung in vielerlei Hinsicht äußerst schwierig. Aus diesen Gründen wird hier davon ausgegangen, dass sich keine bedeutende Zahl an Anbietern finden würde, die sich tatsächlich an einer derartigen Absprache, die mit personalisierten Preisen gekoppelt ist, beteiligen würde und in technischer Hinsicht auch könnte.125
Interessanter ist die Frage, welche Auswirkungen algorithmenbasierte, automatisierte Preissetzungsmethoden auf die Preishöhe im Einzelfall und bezogen auf den Durchschnitt der Kunden haben können. Dynamische Preissetzungsmethoden sind im Online-Handel heutzutage weit verbreitet. Sie erlauben es den Anbietern, ihre Preise laufend und mit hoher Frequenz an Angebot und Nachfrage anzupassen und dabei auch die von den Wettbewerbern verlangten Preise in Echtzeit zu berücksichtigen. Vor allem diese, aber auch ähnliche Konstellationen werden im kartellrechtlichen Schrifttum unter dem Stichwort Algorithmic Pricing diskutiert.126 Die Diskussion bezieht sich dort nicht primär auf personalisierte Preise, sondern wird eher mit Blick auf die Frage geführt, welche kartellrechtlichen Implikationen von Algorithmen gesteuerte Preissetzungsmethoden aufweisen. Diskutiert wird, wie Algorithmic Pricing einzuordnen ist, etwa als (grundsätzlich kartellrechtswidrige) Absprache oder als (grundsätzlich zulässiges) bewusstes Parallelverhalten. Die Diskussion bezieht sich zumeist auf die technischen Hintergründe bzw. abzusehenden Entwicklungen, auf die Anwendbarkeit des Kartellrechts und auf die Frage, inwiefern es geboten ist (oder in Zukunft werden könnte), etwaige Regelungslücken zu schließen. Im Kern geht es darum, ob bzw. inwiefern auf Algorithmen basierende Preissetzungsmethoden den Preiswettbewerb beeinflussen (können) und welche Folgen dies für die verschiedenen Marktteilnehmer hat.
cc. Tacit Collusion als Folge algorithmenbasierter Preissetzungsmethoden?
Inspiriert von den zuvor angerissenen Diskussionen lassen sich Überlegungen im Kontext von personalisierten Preisen im Online-Handel anstellen. Wenn man unterstellt, dass alle Anbieter (oder zumindest eine bedeutende Anzahl von ihnen) den Reservationspreis eines konkreten Kunden für ein bestimmtes Gut kennen und ihm gegenüber bezüglich der Preishöhe in Wettbewerb treten, wäre dies aus Sicht der Anbieter eine besondere Situation. Die Marktgegenseite – auf der sich die Kunden befinden – wäre in diesem Fall besonders, denn die Anbieter stünden im Wettbewerb um den konkreten, einzelnen Kunden, der Interesse an einem bestimmten, vom Anbieter angebotenen Produkt hat. Anders formuliert besteht die Nachfragerseite hier also aus einem Mosaik zahlreicher einzelner Kunden, die einzeln „umworben“ werden. Aufgrund der Möglichkeit der Preispersonalisierung ergibt sich hier also ein anderes Bild als in den Fällen, in denen dies nicht möglich ist. Die Anbieter segmentieren die Marktgegenseite nicht mit „herkömmlichen“ Methoden, also etwa mittels grob pauschalierter Gruppenpreise, sondern mit unmittelbar personalisierten Preisen. Dies bedeutet, dass ein Preiswettbewerb dem einzelnen Kunden gegenüber entstehen müsste, da jeder Anbieter ein Interesse daran hat, seine Wettbewerber zu unterbieten. Denkbar wäre auch – und unter Effizienzgesichtspunkten zu begrüßen – eine Steigerung des Absatzes, die sonst ohne Preispersonalisierung nicht eingetreten wäre. Dies wäre der Fall, wenn der Reservationspreis des Kunden unter dem Preis liegt, der sich ohne Preispersonalisierung einpendeln würde, aber für die Anbieter immer noch Gewinn generiert.
Bemerkenswert ist die Fragestellung, wie diese Situation sich konkret auf das Preisniveau den einzelnen Kunden gegenüber auswirken würde. Wenn alle Wettbewerber wissen, welchen Preis der konkrete, einzelne Kunde zu zahlen bereit ist, löst sich die Bestimmung des von ihm verlangten Preises möglicherweise vom normalen Wettbewerbsgefüge. Da Wettbewerb stattfindet, kann an sich davon ausgegangen werden, dass der Preis sich tendenziell unter dem Reservationspreis des Kunden ansiedelt. Dies liegt daran, dass jeder Anbieter grundsätzlich ein Interesse daran hat, seine Konkurrenten beim Preis zu unterbieten.
Mit Blick auf die Preishöhe wäre zudem unter bestimmten Umständen eine besondere Konstellation denkbar, welche dazu führt, dass der vom einzelnen Kunden verlangte Preis im Vergleich zum Wettbewerbspreis ansteigt. Gemeint ist der Fall koordinierter Effekte, welche das Ergebnis eines bewussten, erlaubten Parallelverhaltens sind. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff Tacit Collusion bekannt.127 Der klassische Fall ist der, dass ein Oligopol einiger weniger, typischerweise ungefähr gleich marktstarker Wettbewerber ohne sich abzusprechen in ein bewusstes Parallelverhalten eintritt und in der Folge die Intensität des Wettbewerbs zum Nachteil der Kunden dämpft.128 Die Wettbewerber entscheiden sich in dieser Situation aufgrund (spieltheoretischer) Überlegungen dahingehend, wie ihre jeweiligen Wettbewerber sich verhalten werden, von echtem Wettbewerb abzusehen. Sie haben in dieser Konstellation keinen Anreiz, den Preis ihrer Wettbewerber zu unterbieten, da sie davon ausgehen müssen, dass die übrigen Wettbewerber dementsprechend nachziehen und so mittelfristig für alle Beteiligten der Marktanteil gleich bleibt, der Gewinn aber (aufgrund des von allen Beteiligten abgesenkten Preises) sinkt.129 Tacit Collusion kommt grundsätzlich nur in oligopolistisch geprägten, konzentrierten Märkten vor.130 Zwingend notwendig ist, dass hohe Markttransparenz herrscht. Ansonsten wäre es für die Oligopolisten nicht möglich, Wettbewerbsvorstöße der anderen zu entdecken.131 Dies ist am ehesten bei homogenen Massengütern der Fall und weniger bei personalisierten Produkten.132 Zudem müssen die Wettbewerber das Potenzial haben, Abweichler schnell zu „bestrafen“ oder, anders formuliert, schnell preislich nachzuziehen, sodass dieser Wettbewerber seinen Marktanteil nicht dauerhaft ausbauen kann.133 Der wettbewerbsschädliche Effekt liegt gerade darin begründet, dass es sich für Wettbewerber angesichts der drohenden Gegenmaßnahmen der anderen nicht lohnt, in einen echten Preiswettbewerb einzutreten, sondern dass stattdessen stillschweigend, ohne direkte Absprache, ein mehr oder weniger einheitlicher Preis akzeptiert und auf „echten“ Wettbewerb verzichtet wird.
Es ist denkbar, dass im Kontext von algorithmenbasierten, personalisierten Preisen in bestimmten, seltenen Konstellationen neue Formen von Tacit Collusion auftreten und zu tendenziell höheren Preisen für Endverbraucher führen.134 Eine Schlüsselrolle spielt hierbei der Einsatz von Algorithmen, welche in der Lage sind, Preise in Echtzeit zu vergleichen und ggf. unmittelbar und automatisiert auf Preisänderungen zu reagieren.135 Im E-Commerce werden oftmals homogene Güter (etwa Verbrauchsgüter des täglichen Bedarfs) bzw. leicht vergleichbare Dienstleistungen (etwa Flugreisen auf einer bestimmten Strecke) gehandelt. Das Vorliegen eines Oligopols und konzentrierter Märkte ist zumindest in einigen Sektoren denkbar. Hinzu kommt, dass im digitalen Umfeld Tacit Collusion tendenziell auch in Märkten mit einer größeren Anzahl an Wettbewerbern denkbar wird.136 Das erfolgreiche Geschäftsmodell von Preisvergleichsportalen zeigt, dass es grundsätzlich möglich ist, ein konkretes Gut, welches von mehreren Anbietern angeboten wird, systematisch über den Faktor „Preis“ zu vergleichen.137 Die Markttransparenz kann durch den Einsatz von Algorithmen massiv erhöht werden, da diese in der Lage sind, konstant die Preise anderer Anbieter zu beobachten. Sie können Wettbewerbsvorstöße von Konkurrenten, die sich nicht an die „Gruppendisziplin“ halten, somit in kürzester Zeit registrieren und unmittelbar mit Preisänderungen reagieren.
Es bleibt fraglich, unter welchen Bedingungen Tacit Collusion tatsächlich eintreten kann und mit dem Effekt einhergeht, dass die Preise einzelnen Kunden gegenüber tatsächlich steigen und für eine gewisse Zeit auf einem stabilen Preisniveau verharren – bzw. ob dies überhaupt der Fall sein wird.138 Die diesbezügliche Diskussion wird in der Wissenschaft und seitens der Kartellbehörden139 kontrovers geführt und erlaubt zum jetzigen Zeitpunkt noch keine abschließende Beurteilung. Nach jetzigem Kenntnisstand kann algorithmenbasierte Tacit Collusion, wenn überhaupt, nur in seltenen Ausnahmefällen tatsächlich eintreten und stellt damit eine Randerscheinung dar. Neben den bereits genannten Voraussetzungen (hohe Transparenz auf einem stark konzentrierten Markt und Möglichkeit der wettbewerblichen Gegenreaktion) gibt es weitere Bedingungen, die für ein derartiges, stabiles Parallelverhalten erfüllt sein müssen. So kann die Stabilität des Parallelverhaltens nur gewährleistet sein, wenn Dritte dieses nicht beeinträchtigen können. Letzteres wäre aber der Fall, wenn z. B. Kunden auf alternative Produkte ausweichen oder neue Wettbewerber in den Markt eintreten können.140 Es wäre auch durchaus denkbar, dass sich auf Kundenseite Möglichkeiten ergeben, negativen Effekten gegenzusteuern, wie etwa Endverbraucherpreisen, welche in Folge von Algorithmic Pricing angestiegen sind. Durch den Einsatz geeigneter Software könnten Kunden beispielsweise Preispersonalisierungsmethoden der Anbieter zu ihrem Vorteil ausnutzen.141 Auch ist Markttransparenz bei personalisierten Preisen nicht zwangsläufig gegeben: Sofern etwa alle – bzw. manche – Kunden auf der Webseite eines Anbieters einen personalisierten Preis angezeigt bekommen, ist die Vergleichbarkeit aus Sicht der Wettbewerber erschwert oder sogar unmöglich (dies gilt natürlich nicht im Falle eines aktiven Informationsaustauschs).142 Sie können aber nur in ein bewusstes Parallelverhalten eintreten, wenn sie wissen, welchen Preis ihre Wettbewerber einem bestimmten Kunden gegenüber für einen bestimmten Kaufgegenstand verlangen. Auch ist es nicht selbstverständlich, dass Anbieter in der Lage sein werden, die wettbewerblichen Handlungen ihrer Konkurrenten mit der notwendigen Genauigkeit vorherzusagen. Algorithmen sind dazu zwar grundsätzlich besser in der Lage als menschliche Entscheider.143 Das Treffen präziser Vorhersagen dürfte aber gerade bei komplexer strukturierten Märkten oftmals schwierig oder kaum möglich sein, zumal dafür u. a. Zugriff auf enorm große, vielfältige Datenmengen nötig ist.144 Auch findet Wettbewerb nicht nur über den Preis statt. Etablierte Anbieter genießen oftmals bei ihren Kunden einen Vertrauensvorsprung und haben allein deshalb mehr Spielraum bei der Preissetzung als andere.
Zudem spielen verschiedene, weitergehende Aspekte im Kontext von Tacit Collusion eine Rolle, deren Entwicklung zum heutigen Zeitpunkt aber kaum absehbar ist. Eine Schlüsselfrage dürfte die Rolle von Intermediären spielen, auf die Anbieter zurückgreifen, um Preise zu personalisieren bzw. anderweitig festzusetzen. Eine Sektor-Untersuchung im Bereich „elektronischer Handel“ der Europäischen Kommission hat ergeben, dass von 1051 befragten Händlern ungefähr die Hälfte die Online-Preise ihrer Wettbewerber verfolgen.145 Für die Erledigung dieser Aufgabe kommt u. a. speziell dafür gemachte Software zum Einsatz, welche von den Anbietern (bzw. den Herstellern der Produkte) selber geschaffen oder von darauf spezialisierten Drittanbietern zur Verfügung gestellt wird. Die Anpassung der eigenen Preise an die der Wettbewerber findet dann manuell bzw. ganz oder teilweise automatisiert statt. Der Einsatz von Preisbeobachtungs- und Preissetzungssoftware birgt grundsätzlich die Möglichkeit der aktiven oder stillschweigenden Kollusion, da die Software als Intermediär den Informationsaustausch deutlich erleichtert (bzw. überhaupt erst ermöglicht).146
Ein weiterer unklarer Aspekt in diesem Kontext ist die Frage, wem gegenüber sich Tacit Collusion tatsächlich auswirken könnte. Fraglich ist, ob sie („nur“) zu erhöhten Einheitspreisen führen würde, welche dann von allen Kunden verlangt werden (horizontale Betrachtung), oder ob auch Konstellationen der Preispersonalisierung denkbar sind, die dazu führen, dass verschiedene Kunden verschiedene, aufgrund des Parallelverhaltens ggf. erhöhte Preise angezeigt bekommen. Ein derart „zersplittertes“ Preisgefüge würde aber die für Tacit Collusion zwingend notwendige Markttransparenz derart absenken, dass stabile koordinierte Effekte kaum mehr auftreten können.147 Der letztgenannte Fall dürfte damit wohl ein theoretischer bleiben, zumal neben den Voraussetzungen für Tacit Collusion zugleich die Voraussetzungen für Preispersonalisierung gegeben sein müssten.

4. Fallbeispiel: Netflix

Wenn Preise personalisiert werden, kann diese Form der Preisdiskriminierung in der Theorie nahezu die Präzision „perfekter Preisdiskriminierung“ (also solcher 1. Grades) erreichen. Die zugrunde gelegten Gruppen werden mit zunehmender Datenmenge immer feingliedriger und präziser und geben ab einem gewissen Maß an Granularität näherungsweise Auskunft über den exakten Reservationspreis ihrer jeweiligen Mitglieder.148 So wird bei theoretischer Betrachtungsweise – die besten Bedingungen unterstellt – ein ähnlich präzises Ergebnis erzielt wie bei Preisdiskriminierung 1. Grades. Der Weg ist konzeptionell allerdings ein anderer: Preisdiskriminierung 1. Grades unterstellt Kenntnis des Reservationspreises als inneres Merkmal des Betroffenen. Preisdiskriminierung 3. Grades erlaubt den Schluss auf den näherungsweisen Reservationspreis des Betroffenen anhand äußerer Merkmale, also beobachteter bzw. gesammelter Eigenschaften.
Die Verwendung personalisierter Preise ist in der Theorie für Anbieter äußerst lukrativ. Benjamin Shiller hat 2014 mithilfe eines eigens entwickelten ökonomischen Modells untersucht, welche Gewinnsteigerung der Video-Streamingdienst Netflix bei Verwendung personalisierter Preise realisieren könnte.149 Personalisierte Preise, die ausschließlich anhand „einfacher“ demografischer Daten (wie etwa das verfügbare Haushaltseinkommen, das Vorhandensein von Kindern, die Anzahl von Personen im Haushalt etc.) kalkuliert wurden, führten demnach zu einer Gewinnsteigerung von 0,8 %. Demgegenüber wurden in einem zweiten fiktiven Szenario zur Preiskalkulation ca. 5000 Variablen eingesetzt, die hoch detaillierte Auskunft über das Surfverhalten von Kunden gaben.150 Beispielsweise wurde berücksichtigt, wie häufig welche Webseiten (aus einem Pool von 4788) von den Nutzern angesteuert wurden und zu welcher Tageszeit sie an welchem Tag in der Woche im Internet gesurft haben. In diesem fiktiven Szenario betrug die Gewinnsteigerung 12,2 % und einzelne Kunden zahlten im Einzelfall das Doppelte des von Netflix ansonsten verlangten Einheitspreises.151 Von perfekter Preisdiskriminierung nach traditionellem Verständnis kann bei dieser Untersuchung nicht gesprochen werden, da es sich um theoretische und dementsprechend fehleranfällige Hochrechnungen handelt, zumal das zugrunde gelegte Datenmaterial nur Auskunft über demografische Daten und Surfverhalten beinhaltet. Die Präzision könnte bei Zugrundelegung weitergehender Datenarten durchaus noch bedeutend gesteigert werden.152 Die Untersuchung zeigt aber, welche Möglichkeiten die Berücksichtigung einzelner, sehr spezieller Variablen in der Theorie eröffnet.

5. Wertende Zusammenfassung

Die Übertragung der Struktur des 3-stufigen, im Kontext von Profiling entwickelten Modells auf Online-Preispersonalisierung zeigt, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen – und warum ihre praktische Umsetzung auf jeder der drei Stufen mehr Probleme aufwirft, als die Theorie zunächst vermuten lässt. Auf Stufe 1 (Datenbeschaffung) liegt das Problem weniger auf der Beschaffung abstrakter Vergleichsdaten, die etwa die Bildung verschiedener Käuferprofile erlauben. Schwieriger ist der Zugriff auf die personenbezogenen Daten des konkreten Kunden, der Adressat eines personalisierten Preises werden soll. Anbieter mögen oft Zugriff auf einige personenbezogene Daten haben, etwa solche über das vorangehende Surfverhalten des Kunden (so etwa, wenn dieser seitenübergreifend getrackt wurde), frühere Einkäufe, seinen Aufenthaltsort etc. Die Komplexität dieser Profile ist oftmals aber zu niedrig, um aus ihnen wirklich fundierte Aussagen über seine Zahlungsbereitschaft ableiten zu können. Nicht zu unterschätzen ist bereits an dieser Stelle, wie auch auf den anderen beiden Stufen, das Problem der sicheren Identifizierung des Einzelnen: Ein Profil ist für den Anbieter nur dann nutzbar, wenn er es im richtigen Moment richtig zuordnen kann. Bei Neukunden oder etwa solchen, die verschiedene Endgeräte nutzen oder ihre Spuren im Internet bewusst reduzieren, kann die sichere Identifizierung des Einzelnen ein Ding der Unmöglichkeit werden. Hinzu kommt, dass personenbezogene Daten vom Anbieter nicht ohne Weiteres unbegrenzt gespeichert werden dürfen. Diese Hindernisse setzen sich auf Stufe 2 fort, dem Profiling, welches in der Bestimmung des Reservationspreises endet bzw. enden soll: Diese Verfahren sind auf umfassendes, qualitativ hochwertiges und relevantes Datenmaterial angewiesen, um den Betroffenen in die richtige Gruppe einzuordnen. Wenn es an diesen Faktoren scheitert, scheitert auch die Bestimmung der Zahlungsbereitschaft. Die Rahmenbedingungen auf der dritten Stufe sind wiederum anderer Natur. Zu diesem Zeitpunkt liegt dem Anbieter im Idealfall die Information vor, welche Zahlungsbereitschaft ein konkreter Kunde aufweist. In der Praxis handelt es sich eher um grobe Tendenzen dahingehend, wie preissensitiv der Kunde ist und in welcher Preisspanne sein Reservationspreis vermutlich liegt. Nun geht es darum, wie der Anbieter auf den ihm vorliegenden Informationen aufbaut und sein weiteres Vorgehen gestaltet. Mit Blick auf die Höhe des tatsächlich realisierbaren Preises unterliegt er weiterhin wettbewerblichen Beschränkungen. Die manchmal suggerierte Vorstellung, Kunden würden alle Preise akzeptieren, die ihrem Reservationspreis entsprechen oder darunter liegen, ist in dieser Schlichtheit unzutreffend: Wettbewerb, vor allem auch ein Abwerben von Kunden, kann auch bei personalisierten Preisen stattfinden und durch diese sogar in seiner Intensität steigen.153 Je nach Marktsituation und Informationsgefüge kann die Wettbewerbsintensität aber auch absinken. Unabhängig davon sind psychologische, auf das Marketing der Anbieter bezogene Aspekte zu berücksichtigen, die sich mit der verhaltensökonomischen Forschung erklären lassen. Kunden empfinden personalisierte Preise grundsätzlich als ungerecht. Die Preiskommunikation wird damit zur Schlüsselfrage: Anbieter müssen die Personalisierung des Preises entweder verschleiern oder sie aktiv offenlegen und mit einer Rechtfertigung verknüpfen. Eine „Marketing-Todsünde“ ist das erkennbar aus Gewinnstreben motivierte Anheben von Preisen zu Lasten Einzelner. Deshalb findet eine Personalisierung tendenziell eher „nach unten“ statt, also als Vergünstigung ausgestaltet, ausgehend von einem Referenzpreis. Kunden sind zudem oftmals irrational und inkonsequent in ihrer Wahrnehmung. Die Simulation von Shiller zeigt, wie lukrativ Personalisierung sein könnte, wenn tatsächliche, rechtliche und wettbewerbliche Hindernisse ausgeschaltet sind. Deshalb ist davon auszugehen, dass für Unternehmen große Anreize bestehen, die ihnen gegebenen Möglichkeiten der Preispersonalisierung auszuloten und so weit wie möglich zu nutzen.

IV. Personalisierte Preise in der Praxis

1. Abgrenzung mittelbarer von unmittelbarer Preispersonalisierung

Vor dem Hintergrund der getroffenen Feststellungen widmet die Untersuchung sich im Folgenden der Frage, in welchem Ausmaß und in welcher Form personalisierte Preise in der Praxis vorkommen. Dies geschieht unter Rückgriff auf zwei bekannt gewordene, nachgewiesene Einzelfälle von Preispersonalisierung, behördliche bzw. behördlich veranlasste sowie wissenschaftliche Studien. Zugleich werden die gefundenen Ergebnisse analysiert.
Angesichts der Rahmenbedingungen, denen Anbieter auf der dritten Stufe ausgesetzt sind, und mit Blick auf die im Folgenden zu analysierenden Erkenntnisse aus der Praxis bietet sich eine weitergehende terminologische Konkretisierung des Begriffs Preispersonalisierung an. Im Folgenden kommt der Ausdruck „unmittelbare Preispersonalisierung“ zum Einsatz, wenn ein Anbieter so vorgeht, dass er den dem jeweiligen Kunden online angezeigten Preis unmittelbar an diesen anpasst. Die individuelle Anpassung des Preises ist dabei als solche beabsichtigt (und nicht etwa Folge eines technischen Fehlers) und basiert auf der vom Anbieter vermuteten individuellen Zahlungsbereitschaft. Gemeint ist die Fallkonstellation, dass ein Kunde ohne ihm ersichtlichen Grund eventuell154 einen anderen Preis angezeigt bekommt als andere Kunden im gleichen Zeitpunkt. Bei den im Nachgang analysierten Fallbeschreibungen und Studien kann aus methodischen Gründen grundsätzlich nur diese Form des Personalised Pricings erfasst werden. Der Begriff „mittelbare Preispersonalisierung“ bezeichnet demgegenüber die Situation, dass die Anpassung des Preises in eine subtilere Form der Kommunikation eingebettet wird. Auch sie findet bewusst und basierend auf der vermuteten Zahlungsbereitschaft des Kunden statt. Gemeint sind die bereits weiter oben beschriebenen Fälle, in denen die Personalisierung entweder gänzlich verschleiert oder, alternativ, offengelegt und dem Kunden gegenüber mit einer für diesen erkennbaren Rechtfertigung versehen wird. Typische Fälle von mittelbarer Preispersonalisierung sind etwa die Produktpersonalisierung (durch die die damit einhergehende Personalisierung des Preises durch Absenkung der Vergleichbarkeit verschleiert wird) oder die gezielte Kundenansprache mit einem Gutschein, der etwa als „Gutschein für besonders loyale Kunden“ oder als Neukundengutschein deklariert wird. In diesen Fällen wird also de facto ein individualisierter Preis verlangt. Die Kommunikation ist aber so ausgestaltet, dass der Kunde diese Strategie gar nicht realisiert bzw. nicht mit negativen Assoziationen verknüpft.
Mittelbare und unmittelbare Preispersonalisierung lassen sich auch unter dem Gesichtspunkt das Umgangs mit Transparenz voneinander abgrenzen.155 Die unmittelbare Variante ist transparent, obwohl der Anbieter grundsätzlich ein wirtschaftliches Interesse daran hat, dass der Kunde diese Form der Preispersonalisierung nicht als solche erkennt. Mittelbare Preispersonalisierung hingegen wählt, sofern die Anpassung des Preises gänzlich verschleiert wird, einen bewusst intransparenten Ansatz: Der Kunde soll die Personalisierung des Preises überhaupt nicht mitbekommen. Wenn die Preisanpassung hingegen offen stattfindet und der Anbieter sie mit einer Rechtfertigung verbindet, dann nutzt er diese selbst geschaffene Transparenz offensiv, um dem Kunden die Personalisierung des Preises in einer positiven Art und Weise zu kommunizieren.

2. Ausgewählte Einzelfälle

Es gibt eine überschaubare Anzahl an der breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen Einzelfällen, in denen Preispersonalisierung tatsächlich festgestellt und in der Folge medial diskutiert wurde. Hieraus ergeben sich erste Anhaltspunkte dahingehend, an welchen Faktoren Anbieter sich bei der Berechnung personalisierter Preise in der Praxis orientieren und auf welche Weise diese den Kunden gegenüber kommuniziert werden. Die beiden folgenden, exemplarisch genannten Fälle haben dabei besondere mediale Aufmerksamkeit erfahren.

a. Amazon.​com

Der Online-Händler Amazon.com hat im Jahr 2000 für einen sehr kurzen Zeitraum mit Preisen experimentiert und diese bei beliebten DVDs personalisiert.156 Die Preissetzung sollte im Ergebnis wohl davon abhängig gemacht werden, ob es sich eher um einen Neu- oder um einen Bestandskunden handelte. Besucher der Webseite bekamen im gleichen Zeitpunkt verschiedene Preise für die gleichen DVDs angezeigt.
Es kann nicht ganz eindeutig festgestellt werden, anhand welcher Kriterien Amazon.com die Preise festgesetzt hatte. Eine Rolle schien wohl u. a. der beim jeweiligen Kunden erkannte Browser gespielt zu haben.157 Als sicher gilt, dass Kunden, auf deren Rechner ein Cookie gespeichert war, welches angezeigt hat, dass diese bereits zuvor die Seite besucht hatten – was auf Bestandskunden hinweist – höhere Preise zu sehen bekamen als solche Kunden, die Amazon.com zum ersten Mal besucht haben. Die Vermutung liegt nahe, dass mithilfe der niedrigeren Preise Neukunden gewonnen werden sollten.158 Die Praxis war sehr leicht nachzuweisen, da unmittelbar nach dem Löschen der Cookies auf dem verwendeten Computer bei den betroffenen DVDs niedrigere Preise angezeigt wurden.159 Nachdem diese Praxis öffentlich bekannt wurde und äußerst negative Reaktionen in den Medien und bei den Kunden hervorgerufen hatte, kündigte Amazon.com an, in Zukunft von derlei Experimenten Abstand zu nehmen.160

b. Staples

Einen anderen Ansatz hat das US-amerikanische Unternehmen Staples gewählt, welches online und in Ladengeschäften Bürobedarf verkauft. Im Jahr 2012 hat das Wall Street Journal berichtet, dass Staples in seinem Online-Shop bei zahlreichen Produkten die jeweils verlangten Preise in Abhängigkeit vom gegenwärtigen Aufenthaltsort des Webseitenbesuchers festgelegt hat.161 Der Aufenthaltsort wurde anhand der IP-Adresse des Besuchers bestimmt. So wurde beispielsweise ein bestimmter Locher der Marke Swingline den Kunden, die sich in einem bestimmten Postleitzahlen-Bezirk befanden, online zum Preis von 14,29 $ angeboten, während im gleichen Zeitpunkt das gleiche Modell den Kunden aus einem benachbarten Bezirk zum Preis von 15,79 $ angezeigt wurde. Das Wall Street Journal konnte in umfangreichen, internen Tests162 nicht mit Sicherheit feststellen, welche Kriterien der Preissetzung zugrunde lagen. Dass Preispersonalisierung vorgenommen wurde, gilt aber als sicher und konnte auch in der 2012 durchgeführten Studie von Mikians et al. bestätigt werden.163 Der wohl wichtigste maßgebende Faktor schien die örtliche Entfernung des Kunden (genauer: die Entfernung von der geographischen Mitte des Postleitzahlenbezirks/ZIP-Codes des Kunden) von Ladengeschäften der Konkurrenten von Staples (OfficeMax sowie Office Depot) zu sein. Je näher der Kunde sich physisch an den Konkurrenten befunden hatte, desto niedriger war der ihm angezeigte Preis. Die kritische Distanz lag bei 20 Meilen.
Höhere Preise wurden am häufigsten dann angezeigt, wenn der Kunde sich in einem Bezirk aufhielt, in dem Staples selber ein Ladengeschäft betrieb und zugleich die nächsten Ladengeschäfte der Konkurrenz eher weit entfernt lagen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Staples in diesen Situationen von weniger Wettbewerbs- bzw. Preisdruck seitens leicht erreichbarer Konkurrenten vor Ort ausging und dementsprechend mehr Spielraum bei der Preisgestaltung sah. Es handelte sich bei den dergestalt individualisierten Preisen letztlich um datengestützte Preisdiskriminierung 3. Grades: Die Gruppenzugehörigkeit wurde vom Aufenthaltsort des Kunden abgeleitet und hat den Preis mitbestimmt. Denjenigen Kundengruppen, welche an ihrem Aufenthaltsort eine größere Auswahl an Anbietern hatten (und somit weniger auf den Kauf bei Staples angewiesen waren), wurde eine höhere Preissensitivität unterstellt, weshalb ihnen niedrigere Preise angezeigt wurden.
Es ist bemerkenswert, dass die Preissetzung – soweit aus dem Bericht des Wall Street Journals ersichtlich – de facto nur von einem Faktor abhängig gemacht wurde. Die Gruppenbildung war somit sehr pauschalisierend. Zudem hing der Preis nur mittelbar von den individuellen Eigenschaften des Betroffenen ab: Vom Aufenthaltsort des Kunden schloss Staples auf die Wettbewerbsintensität vor Ort – und letztlich erst über diesen „Umweg“ auf die vermutete Zahlungsbereitschaft des Einzelnen. Eine unmittelbare Verknüpfung von festgestelltem Aufenthaltsort und vermuteter Zahlungsbereitschaft (etwa aufbauend auf dem Wissen, dass Bewohner eines bestimmten Stadtviertels besonders wohlhabend und in der Folge weniger preissensitiv sind) schien dem Handeln von Staples hingegen nicht zugrunde zu liegen.

3. Behördlich durchgeführte bzw. veranlasste Studien

a. Competition and Markets Authority (2017)

Im Oktober 2017 hat die britische Wettbewerbsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) eigene, strukturierte Untersuchungen dahingehend angestellt, ob einige der führenden Online-Händler im Vereinigten Königreich Preispersonalisierung betreiben.164 Die CMA hat dabei drei Variablen berücksichtigt und systematisch untersucht, ob diese in der Praxis mit Preispersonalisierung in Verbindung stehen: das beim Aufrufen der Seite verwendete Betriebssystem (Windows oder MacOS); ob der Test-Nutzer mit seinem Kundenkonto eingeloggt war oder nicht (hier ging es darum, ob dem Anbieter die Identität des Kunden bekannt ist); und wie der Nutzer auf die Seite gelangt ist (direktes Ansteuern oder Weiterleitung von einem Preisvergleichsportal bzw. von einer anderweitig kommerziell affiliierten Seite mit sog. Cashback-Funktion165). Keine Berücksichtigung fanden der Aufenthaltsort des Nutzers sowie sein früheres Online-Kaufverhalten.166
Getestet wurden 30 verschiedene Produkte und Dienstleistungen aus verschiedenen Kategorien bei zehn unterschiedlichen Anbietern, nämlich Opodo, Booking.com, Ryanair, Expedia, Amazon, Staples, Asda, Tesco, Apple und Zara.167 Die Auswahl der untersuchten Anbieter hat sich u. a. an einer Studie der Arbeiterkammer Wien orientiert, die beispielsweise auf Opodo (einem Preisvergleichsportal u. a. für Flugreisen) Preispersonalisierung nachweisen konnte. Staples wurde mit Blick auf die bereits oben beschriebene US-amerikanische Berichterstattung aufgenommen. Bei der Auswahl der untersuchten Anbieter wurde ihre jeweilige Marktstärke berücksichtigt und versucht, Anbieter mit einer möglichst großen Bandbreite an Kunden abzudecken. Die Anbieterauswahl sollte auf Kundenseite möglichst auch solche miteinschließen, die eine eher hohe Zahlungsbereitschaft aufweisen. Der Gedanke dahinter war, dass diese von Personalised Pricing am ehesten in negativer Weise beeinträchtigt sind. Auf jeder der zehn Anbieter-Seiten wurden drei verschiedene Produkte ausgewählt, um an diesen beispielhaft zu testen, ob Preispersonalisierung zum Einsatz kommt. Die Auswahl der untersuchten Produkte war grundsätzlich willkürlich. Die CMA nahm allerdings bewusst keine sehr bekannten Produkte in die Untersuchung auf. Gleiches galt für solche Produkte, die im Testzeitpunkt stark beworben wurden. Diesem Vorgehen lag die Überlegung zugrunde, dass die Kunden in diesen Fällen häufig den Marktpreis kennen und Anbieter deshalb von einer Personalisierung des Preises eher absehen.168
Im ersten Teil der Untersuchung testete die CMA bei den zehn Anbietern die jeweils drei ausgewählten Produkte unter Abänderung der eingangs beschriebenen drei Variablen. Sofern das Ändern der Variablen mit Abweichungen des Preises einherging, prüfte die Behörde im nächsten Schritt, ob diese Abweichungen struktureller Natur oder dem Zufall geschuldet waren.169
Im Ergebnis wurden keine reproduzierbaren bzw. systematisch implementierten Fälle von Preispersonalisierung nachgewiesen. Auffällig war aber, dass die den Test-Nutzern angezeigten Suchergebnisse teilweise stark von den drei eingangs beschriebenen Variablen abhingen.170 Das verwendete Betriebssystem hatte keinen Einfluss auf die Preise, teilweise aber auf die Reihenfolge, in der die Suchergebnisse nach Eingabe des Produktnamens angezeigt wurden. Auch der Weg, über den die Test-Nutzer auf die Anbieter-Seiten gelangt sind (Preisvergleichs- bzw. „Cashback“-Seite im Gegensatz zum direkten Ansteuern der Seite), ließ keine reproduzierbaren Preisunterschiede erkennen.171 Bei Expedia beispielsweise änderte sich aber die Reihenfolge der angezeigten Suchergebnisse. „Cashback“-Seiten nahmen teilweise Einfluss auf die Darstellung der Anbieter-Seite, indem sie z. B. neben dem Produktpreis die zu erwartende Bonuszahlung (den „Cashback“) anzeigten und zudem suggerierten, dass die zu zahlenden Preise als solche bereits reduziert waren. Dieser (vermeintliche) Rabatt war aber nicht mehr zu sehen, sobald die Seite des Anbieters unmittelbar angesteuert wurde.172
Bei Abwandlung der dritten Variablen (eingeloggter im Gegensatz zu unbekanntem Kunden) war auf den untersuchten Seiten teilweise wieder eine unterschiedliche Anzeige der Suchergebnisse zu beobachten. Diese ging aber nicht mit unterschiedlichen Preisen einher. Bloß bei Expedia konnte ein Preisunterschied in Höhe von 10 % für bestimmte Hotelbuchungen beobachtet werden.173 Dieser Rabatt war allerdings nicht Ausdruck von datengestützter Personalisierung, welche in Abhängigkeit von Eigenschaften und Verhalten der Nutzer ausgeführt wurde. Vielmehr warb Expedia damit und kennzeichnete die reduzierten Hotels im Kundenportal farblich. Jeder, der sich bei der Seite registriert hatte, konnte diesen Rabatt in Anspruch nehmen. Diese Vorgehensweise kann unter den Begriff der Preispersonalisierung gefasst werden, da der Preis an eine Eigenschaft des Kunden angepasst wird: Ist dieser registriert, zahlt er in bestimmten Fällen weniger als den Referenzpreis, der für andere Kunden gilt. Anders formuliert löst die Zugehörigkeit zur Gruppe der registrierten Kunden die Reduktion aus. In diesem Fall dürfte es sich im Schwerpunkt aber eher um eine Marketing- und Kundenbindungsstrategie handeln. Die Personalisierung des Preises basiert nämlich nicht primär auf der individuellen Zahlungswilligkeit des Kunden, da jeder registrierte Nutzer den Rabatt unabhängig davon erhält, wie viel er im Einzelfall zu zahlen bereit ist. Die Personalisierung ist damit sehr grob, da sie nur auf einem Kriterium aufbaut (registrierter Nutzer oder nicht), welches zudem per se keinen erkennbaren Bezug zum Reservationspreis des Einzelnen aufweist.
Bei näherer Betrachtung ist aber durchaus denkbar, dass diese Form der Preissetzung für den Anbieter im Kontext von Preispersonalisierung eine größere Rolle spielt, als ihre grobe Umsetzungsform zunächst vermuten lässt. Die Reduktion ausgewählter Hotels für registrierte Nutzer erlaubt es dem Anbieter, Hinweise zu sammeln, welche Nutzer konkret – bzw. welche Nutzertypen allgemein – eher preissensitiv agieren. Wer regelmäßig die reduzierten Hotels bucht, achtet auf den Preis und weist vermutlich eine niedrigere Zahlungsbereitschaft auf. Durch die Auswahl des reduzierten Hotels teilt der Kunde seine Präferenzen also indirekt mit. Diese Kunden können dann wiederum beispielsweise individuell zu einem späteren Zeitpunkt angesprochen und gezielt beworben werden – etwa mit Rabatt-Gutscheinen. Die Reduktion von der Registrierung abhängig zu machen, hat für den Anbieter den Vorteil, dass die eindeutige Identifikation des einzelnen Kunden kein Problem darstellt: Ein eingeloggter Nutzer ist ein bekannter Nutzer, über den ein Profil angelegt werden kann. Zudem muss er sich einloggen, bevor er die reduzierten Hotels überhaupt zu Gesicht bekommt, womit ein Anreiz zum Anlegen eines Kundenkontos geschaffen wird. Die Preiskommunikation ist auf diese Weise geschickt umgesetzt: Die Änderung des Preises für manche Kunden wird transparent kommuniziert. Da grundsätzlich jeder Kunde den Rabatt in Anspruch nehmen kann, ist nicht davon auszugehen, dass bei den Kunden ein Gefühl der Ungleichbehandlung entsteht. Die Personalisierung findet also offen statt, ist aber aus Sicht der Kunden gerechtfertigt. Über den konkreten einzelnen Kunden hinaus kann zudem das Kaufverhalten der Nutzergruppen des Anbieters wertvolle (abstrakte) Vergleichsdaten liefern, deren Auswertung nützliche Einsichten bei der zukünftigen Preisgestaltung gewähren können. Preispersonalisierung und Kundenbindung gehen bei dieser groben Form des Personalised Pricings also Hand in Hand und ergänzen sich gegenseitig, obwohl die Individualisierung des Preises auf den ersten Blick kaum etwas mit den Eigenschaften des betroffenen Kunden zu tun zu haben scheint.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Untersuchung der CMA nahelegt, dass der Fokus von datengetriebener Personalisierung nicht auf Preisen liegt. Die Testreihe gibt allerdings dahingehende Hinweise, dass gewisse Variablen, die Rückschlüsse auf den Nutzer zulassen, zur Personalisierung der ihm angezeigten Webseite, vor allem von Suchergebnissen, herangezogen werden. Kunden können auf diese Weise vom Anbieter beeinflusst und ggf. zum Kauf bestimmter Produkte gebracht werden. Sofern der Preis sich dabei nicht ändert, liegt darin keine Preispersonalisierung. Für die Anbieter kann diese Vorgehensweise allerdings ähnliche Vorteile haben: Diese als Price Steering bekannte Vorgehensweise kann ihnen dabei helfen, den Reservationspreis der Kunden zwar nicht bezogen auf ein konkretes Produkt auszureizen, aber innerhalb der sie interessierenden Produktkategorie. Der Kunde kann so dazu gebracht werden, eher ein Produkt zu wählen, dessen Preis näher an seiner Zahlungswilligkeit liegt. In der Regel kann der Anbieter ihm dann ein teureres Produkt verkaufen und in der Folge einen höheren Gewinn realisieren.
Die CMA lässt (zutreffend) erkennen, dass der von ihr gewählte Versuchsaufbau zu simpel konstruiert war, um ggf. auch komplexere Methoden der Preispersonalisierung zu erfassen.174 Vor allem war die Methode, immer nur eine Variable gleichzeitig zu verändern, ungeeignet, solche Fälle nachzuweisen, in denen die Kombination verschiedener Aspekte zur Preispersonalisierung herangezogen wird. Daher gibt die Studie zwar brauchbare Hinweise zum Vorkommen von Preispersonalisierung in der Praxis, erlaubt isoliert betrachtet aber nur wenige belastbare Aussagen.

b. Studie im Auftrag der Europäischen Kommission (2018)

Eine Studie, die im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt und 2018 veröffentlicht wurde, hat im Rahmen eines „Mystery Shopping“-Experiments ausführlich u. a. das Vorkommen von Preispersonalisierung im Online-Handel in verschiedenen Mitgliedstaaten der Europäischen Union untersucht.175 Es waren 254 „echte“ Testkäufer im Einsatz. Die Zugriffe auf die Webseiten wurden also nicht mittels eines VPN-Clients oder mithilfe ähnlicher Methoden simuliert. Dabei wurde eine hohe Diversität mit Blick auf die Faktoren Alter, Einkommen, sozialer Status etc. erreicht.176 Beide Geschlechter waren gleich stark vertreten. Im Fokus waren Anbieter in Tschechien, Frankreich, Deutschland, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden und dem Vereinigten Königreich.177 Die Untersuchung bezog sich auf vier Produktkategorien: Fernsehgeräte, Schuhe, Hotelbuchungen, Flugbuchungen. Dabei wurden, aufbauend auf früheren Forschungsergebnissen aus anderen Studien, drei verschiedene Variablen in den Blick genommen, bei denen die Vermutung bestand, dass sie der Personalisierung von Preisen dienen: Das Vorliegen (oder nicht) eines Nutzerprofils, welches sich aus dem vorhergegangenen Surfverhalten des Nutzers ergibt (und beispielsweise durch die Verwendung von Cookies generiert werden kann); die Art, wie der Nutzer auf die Seite des Anbieters gelangt (direktes Ansteuern oder Weiterleitung über Preisvergleichsportal); Betriebssystem und Browser, mit dem die Seite aufgerufen wurde (hier ging es vor allem darum, ob der Nutzer ein Desktop- oder ein mobiles Endgerät, wie etwa ein Smartphone, benutzt hat).178 Pro Land wurden 20 Online-Shops getestet. Für jede der vier Produktkategorien wurden jeweils fünf verschiedene Anbieter ausgewählt, sodass insgesamt 160 Anbieter getestet wurden.179 Jeder Anbieter wurde nur einmal getestet, auch wenn er – wie z. B. Amazon – in mehreren Ländern aktiv war oder Produkte aus verschiedenen der relevanten Produktkategorien angeboten hat.180 Flugreisen wurden nicht auf der Seite der jeweiligen Fluggesellschaft gebucht, sondern über Reise-Plattformen.
Für die Testreihen wurden vier verschiedene Szenarien gebildet und umfangreiche Absicherungen implementiert, um Messfehler zu verhindern und sicherzustellen, dass festgestellte Preisänderungen wirklich Ausdruck personalisierter Preise und nicht etwa von A/B-Tests oder dynamischer Preissetzung sind. Die Szenarios A und B wurden jeweils auf Desktop-Endgeräten ausgeführt und dienten dazu, herauszufinden, inwiefern das vorhergegangene Surfverhalten des Nutzers eine Rolle spielt.181 In Szenario A wurde geprüft, ob die Suchmaschine, über die der Nutzer auf die Anbieter-Seite gelangt, einen Einfluss auf den Preis hat. Die Tester haben dafür das jeweilige Produkt einmal mit der von ihnen normalerweise verwendeten Suchmaschine (etwa Google) gesucht und dann das Suchergebnis angeklickt, welches auf das Angebot des gesuchten Produkts auf der Seite des zu testenden Anbieters führte. Danach wurde die gleiche Suche mit DuckDuckGo durchgeführt. Die letztgenannte Suchmaschine übermittelt – im Gegensatz zu Google und anderen – an den Anbieter nicht, welche Suchbegriffe der Nutzer zuvor in sie eingetippt hatte. In Szenario B wurde getestet, ob es eine Rolle spielt, ob der Nutzer die Anbieter-Seite von einem Preisvergleichsportal kommend aufruft. In Szenario C wurde auf den verwendeten Browser abgestellt und getestet, ob es einen Unterschied macht, welchen Browser die Tester verwenden, um die Anbieter-Seite anzusteuern.182 Szenario D diente dazu, den Einfluss des vom Kunden verwendeten Endgeräts (Smartphone oder Desktop) zu testen. Die Szenarien wurden in verschiedenen Konstellationen getestet und, soweit möglich, miteinander kombiniert.
Die Untersuchung brachte verschiedene Ergebnisse zu Tage. Als wesentliches Ergebnis hielten die Ersteller der Studie fest, dass Preispersonalisierung mit dem gewählten Studiendesign kaum, in vielen Fällen überhaupt nicht nachgewiesen werden konnte. Vor allem ließ sich keine durchgängige und systematisch implementierte Preispersonalisierung nachweisen, die mit den eingangs beschriebenen kundenbezogenen Variablen in einen Kausalzusammenhang gebracht werden kann.183 Auf 34 von 153 Anbieter-Seiten184 wurden Preisabweichungen gefunden, welche nicht mit normalen Preisschwankungen (also etwa A/B-Tests, dynamischer Preissetzung etc.) erklärt werden konnten und mithin als Personalisierung kategorisiert wurden. Diese waren durchgängig von nur minimalem Ausmaß und gleichmäßig nahezu bei null angesiedelt: In 94 % aller testweise abgefragten Produkte war keinerlei Personalisierung zu erkennen. Bei den übrigen 6 % lag der Mittelwert (Median) an Abweichung bei einer Preisdifferenz von 1,6 %. Von den 34 nachweisbaren Fällen kamen 19 aus der Produktkategorie Flugbuchungen. Bei neun Fällen handelte es sich um Hotelbuchungen, bei vier Fällen um Schuhe und in zwei Fällen um Fernsehgeräte.185 Nur bei 16 Anbietern – allesamt aus dem Flug- bzw. Hotelsektor stammend – betrug der preisliche Unterschied im Durchschnitt mehr als 1 %, wobei der höchste Durchschnittswert bei knapp unter 4 % lag.186
Es ist bemerkenswert, dass das größte Ausmaß an Preispersonalisierung innerhalb der zahlreichen auf verschiedene Art und Weise kombinierten Szenarien regelmäßig dann eintrat, wenn die Seiten der Anbieter über Preisvergleichsportale angesteuert wurden.187 In diesen Fällen hervorgestochen ist die Produktkategorie Flugbuchungen: Wurden Anbieter-Seiten über eine Preisvergleichs-Suchmaschine angesteuert, so betrug die preisliche Differenz zum Ansteuern über eine reguläre Suchmaschine durchschnittlich 4,8 %, die zum Ansteuern direkt über die Internetadresse des Anbieters 4,4 % und die zum Ansteuern über ein mobiles Endgerät 4,8 %.188 Diese Ergebnisse stehen im deutlichen Gegensatz zu denen in den Produktkategorien Schuhe und Fernsehgeräte, bei denen der Zugang über Preisvergleichsportale keine statistisch signifikanten Preisunterschiede erkennen ließ. Bei Hotelbuchungen war nur in einer dieser Konstellationen eine statistisch signifikante Preisdifferenz nachweisbar (durchschnittlich 0,5 % Preisdifferenz im Vergleich zum Ansteuern über eine reguläre Suchmaschine). Die Verfasser der Studie heben auch hervor, dass – gemessen am Traffic – kleinere Anbieter-Seiten häufiger Preispersonalisierung betreiben als größere. Diese Aussage gilt grundsätzlich über Produktkategorien, Personalisierungsmethoden und Länder hinweg.189 Mit Blick auf die Gründe dafür spekulieren die Verfasser u. a., dass größere Anbieter von Preispersonalisierung tendenziell Abstand nehmen, weil sie eher davon ausgehen müssen, dass ihre Preissetzungsmethoden dahingehend untersucht werden. Diese Überlegung ist überzeugend und gilt ähnlich auch unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet: Je größer ein Anbieter ist, desto stärker steht er im Fokus des medialen Interesses. Werden bei diesen Anbietern Preissetzungsmethoden publik, die von Kunden als unfair oder anderweitig negativ empfunden werden, dürfte der Reputationsschaden in der Relation deutlich größer sein als bei kleinen Anbietern, über die generell weniger berichtet und gesprochen wird. Der weiter oben beschriebene Fall von Amazon.com ist dafür ein gutes Beispiel: Auch Jahre später wird er noch als Lehrbuchfall schlechter Preiskommunikation diskutiert.190 Dieses Schicksal würde einen kleinen (und dementsprechend unbekannten) Anbieter nicht ereilen.
Die Ergebnisse dieser Studie decken sich im Wesentlichen mit denen der Competition and Markets Authority: Beide Untersuchungen mündeten in dem Ergebnis, dass personalisierte Preise in der Praxis kaum oder nur in Einzelfällen vorkommen. Mit Blick auf die Gründe stellen die Verfasser der Studie die Vermutung auf, dass die Anbieter trotz gegebener technischer Möglichkeiten von Preispersonalisierung Abstand nehmen, da sie im Falle des Bekanntwerdens Schäden für ihre Reputation zu befürchten haben.191 Zugleich weisen sie darauf hin, dass Personalised Pricing möglicherweise häufiger stattfindet, als die Ergebnisse vermuten lassen. Es sei nämlich beispielsweise denkbar, dass Anbieter für die Preissetzung hoch entwickelte Algorithmen einsetzen, welche von systematisch durchgeführten Studien als solche gar nicht erkannt werden können und in der Lage sind, die Preispersonalisierung erfolgreich zu verschleiern.192

c. Studie im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen (2016)

Der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen hat in seiner Funktion als Beratungsgremium des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz eine 2016 veröffentlichte Expertise zur Thematik der Preispersonalisierung im deutschen Online-Handel in Auftrag gegeben. Teil dieser Expertise war eine (kleinere) Studie zum tatsächlichen Vorkommen personalisierter Preise bei Anbietern, die auf dem deutschen Markt tätig sind.193
aa. Untersuchte Variablen und Methode
Die Verfasser der Studie, Schleusener und Hosell, haben drei Variablen in den Fokus genommen und untersucht, ob diese in der Praxis mit Preispersonalisierung in Verbindung stehen: Das verwendete Endgerät/Betriebssystem (sog. technisches Merkmal); die Suchhistorie des den Preis anfragenden Nutzers (sog. nutzerbezogenes Merkmal) und den geographischen Ursprung der Preisanfrage (sog. ortsbezogenes Merkmal).194 Im Fokus waren 20 verschiedene, zumeist deutsche Anbieter aus zehn Branchen. Die Verfasser haben dabei verschiedene Güter (z. B. ein bestimmtes Fernsehgerät) und Dienstleistungen (z. B. Mietwagenbuchung, Abschluss einer Haftpflichtversicherung) berücksichtigt.195
Methodisch war die Studie nach Aussage ihrer Verfasser an die Studien von Hannak et al. und Mikians et al. angelehnt, aber mit einem geringeren Ausmaß an Komplexität umgesetzt.196 Die Verfasser führten systematisch verschiedene Testreihen durch. Dabei wurde gemessen, ob sich die jeweilige Abänderung der drei eingangs beschriebenen Merkmale preislich auswirkt. Die Änderung der ortsbezogenen und der technischen Merkmale war mit technischen Mitteln recht einfach zu simulieren. Im Kontext der nutzerbezogenen Merkmale kamen zwei verschiedene Nutzerprofile („Luxus“ und „normal“) sowie ein gänzlich neutrales Endgerät zum Einsatz. Bei diesen Anfragen kam immer dasselbe Betriebssystem zum Einsatz. Beim neutralen Profil war der Browserverlauf leer, Cookies waren blockiert, ein Ad-Blocker aktiviert etc.197 Das Nutzerprofil „Luxus“ hatte einen Browserverlauf, der eine Suchhistorie mit Anfragen im Luxusgütersegment erkennen ließ. Dieser Rechner war nicht durch technische Schutzvorkehrungen abgesichert (Cookies waren zugelassen, es gab keinen Ad-Blocker etc.). Das „normale“ Profil war gegen Tracking-Maßnahmen besser geschützt. Es wurde dabei unterstellt, dass preissensitivere Nutzer eher technikaffin sind und sich vor Tracking und ähnlichen Maßnahmen besser absichern. Das „normale“ Profil ließ zudem eine Suchhistorie erkennen, aus der hervorging, dass der (fingierte) Nutzer zuvor günstige Reiseanbieter, Preisvergleichsportale und ähnliche Seiten besucht hatte.198
Die Anzahl der durchgeführten Tests (und mithin die Summe an generierten Preisanfragen) ist aus der Studie nicht ersichtlich. Schleusener und Hosell führten die Preisanfragen, soweit erkennbar, automatisiert und grundsätzlich zeitgleich durch. Das zeitgleiche Anfragen von Preisen reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass von Personalised Pricing ausgegangen wird, obwohl die Preisschwankungen anderweitig begründet sind.199 Echte Test-Nutzer oder Crowdsourcing kamen nicht zum Einsatz. Schleusener und Hosell führten mit Blick auf die gefundenen Ergebnisse Experten-Interviews, die im Wesentlichen aber ergebnislos verliefen.200
bb. Ergebnisse
Die Abänderung des ortsbezogenen Merkmals (Preisanfrage simuliert aus drei verschiedenen deutschen Städten; Apple-Betriebssystem MacOS bzw. iOS auf Laptop und Smartphone) führte in keinem Fall zu einer Abänderung der gemessenen Preise.201
Die Abänderung des technischen Merkmals (Endgeräte mit MacOS und Windows) wurde über einen Zeitraum von vier Tagen abgeprüft. Täglich fanden sieben Preisanfragen zu verschiedenen Uhrzeiten statt, um auf diese Weise der typischerweise im Lauf der Zeit schwankenden Kauffrequenz im Online-Handel Rechnung zu tragen.202 Nur in einem Fall ging mit dem Wechsel des Betriebssystems/Endgeräts auch ein Wechsel der Ergebnisse einher, das wie folgt beschrieben wird: „Die Ergebnisse zeigen, dass bei Pauschalreisen konstant günstigere Preise für das Windows-Betriebssystem ausgespielt werden als für das von Apple.“203 Aus der zugehörigen Grafik ersichtlich sind recht beachtliche Preisunterschiede in der Größenordnung von etwa 300 € (bei einem Reisepreis von knapp 2700 € resp. knapp 2400 €). Es ist nicht erkennbar, bei welchem Anbieter diese Ergebnisse auftraten. Diese festgestellte Preisdifferenz scheint sich aber nicht auf die exakt gleiche Reise zu beziehen (also mit gleichem Flug, dem gleichen Hotel etc.), sondern auf verschiedene Reisen, die als Ergebnis einer gleichartigen Anfrage (von den Verfassern als „1 Wo. Grand Canaria 3 Sterne und 5 Sterne, HP“204 beschrieben) von Reiseanbietern angezeigt wurden und nur von ihren formalen Rahmenbedingungen (Flugdaten, Sternekategorie, inkludierte Verpflegung etc.) her gleich sind. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, lag keine Preispersonalisierung nach der hier vertretenen modifizierten Definition von Stigler205 vor. Denn aus Sicht des durchschnittlichen Verbrauchers mögen diese Reisen zwar im Kern vergleichbar, aber doch nicht ohne Weiteres austauschbar sein: Das genaue Hotel und die gebuchte Fluggesellschaft dürften für die meisten Kunden wesentliche Faktoren sein, die bei der Buchung eine ausschlaggebende Rolle spielen. Die verschiedenen Pauschalreisen wären also nicht „gleich“ im Sinne der Definition. Damit wäre das Vorliegen von Preispersonalisierung von vornherein ausgeschlossen. Es läge aber ein Fall von Price Steering vor, wenn das Endgerät bzw. Betriebssystem der Kunden Einfluss darauf hat, welche Angebote diesen in der Reihung der Suchergebnisse als Erstes angeboten werden.
Die Abänderung des nutzerbezogenen Merkmals führte in einem Fall zu feststellbaren Unterschieden, nämlich beim Vergleich des neutralen Profils zum „Luxus“-Profil.206 Beim Anbieter Ab-in-den-Urlaub.de wurde bei einer hochpreisigen Pauschalreise dem fingierten Nutzer mit dem „Luxus“-Profil bei Verwendung des gleichen Betriebssystems ein um 34 € höherer Preis angezeigt (2230 € statt 2196 €). Ausgehend von der neutralen Preisanfrage stieg der Endpreis damit um etwas mehr als 1,5 %. Angesichts der gewählten Methode ist aber wohl nicht auszuschließen, dass es sich hierbei nicht um Preispersonalisierung, sondern um anderweitig begründete Preisschwankungen gehandelt hat.
Unabhängig davon – und eigentlich nicht von der ursprünglichen Versuchsanordnung erfasst – stellten die Verfasser fest, dass ein bestimmter Flug der Lufthansa von Düsseldorf nach Barcelona bei Anfrage des Preises auf Google Flights (einem Preisvergleichs-/Buchungsportal für Flugreisen) um 39,91 € günstiger war als bei Buchung direkt auf der Anbieter-Seite (89 € anstelle von 128,91 €).207 Aus der Untersuchung geht nicht hervor, ob diese Preisdifferenz ein Einzelfall oder Ausdruck einer systematisch umgesetzten Strategie der Lufthansa war.
cc. Wertende Zusammenfassung
In neun von zehn Branchen konnten die Verfasser keinerlei Hinweise auf Preispersonalisierung feststellen und quittieren deshalb eine „extrem geringe Verbreitung der Preisdifferenzierung unter Verwendung von personenbezogenen Daten in Deutschland“.208 Nur im Reisesektor wurden überhaupt preisliche Unterschiede festgestellt, die Ausdruck von Preispersonalisierung sein könnten (höhere Preise für das „Luxus“-Profil auf Ab-in-den-Urlaub.de sowie ein niedrigerer Preis für Google Shopping-Kunden bei der Lufthansa).209 Die von Schleusener und Hosell gewählte Methode erlaubt es nur eingeschränkt, die gefundenen Ergebnisse zu analysieren und zu bewerten, da nicht klar ist, ob Noise (also ein Schwanken von Preisen, das nicht auf Preispersonalisierung zurückzuführen ist) angemessen berücksichtigt wurde. Auch wurde leider nicht mitgeteilt, wie viele Preisanfragen bei den verschiedenen Anbietern getätigt wurden – dies wäre vor allem mit Blick auf die Frage interessant, ob die gefundenen Preisdifferenzen Einzelfälle oder systematisch implementiert sind.
Die Studie lässt sich in der Summe als deutliches Indiz dafür sehen, dass Preispersonalisierung in Deutschland nicht bzw. nur in (sehr) geringem Ausmaß vorkommt. Eine sichere dahingehende Erkenntnis lässt sich aus der Studie aber nicht ableiten: Es ist – wie auch bei den anderen Studien – durchaus denkbar, dass Fälle von Preispersonalisierung nicht erkannt wurden. Dies wäre beispielsweise denkbar, wenn Anbieter auf andere Variablen als die hier untersuchten zurückgreifen. Unabhängig davon ist bemerkenswert, dass die „auffälligen“ Fälle allesamt – wie auch bei anderen Studien – aus dem Reisebereich stammen.

d. Studie im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (2021)

aa. Forschungsfragen und Methode
Im März 2021 wurde eine vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) in Auftrag gegebene Studie veröffentlicht, die das Vorkommen von Preispersonalisierung im deutschen Online-Handel empirisch untersucht. Die Studie behandelt die Forschungsfragen, ob in der Praxis Preispersonalisierung stattfindet, von welchen Kriterien diese ggf. abhängt und welches Ausmaß ihre Auswirkungen haben.210 Ihre Verfasser grenzen Dynamic Pricing und Preispersonalisierung konzeptionell (und in Übereinstimmung mit dem hiesigen Verständnis) voneinander ab und legen Wert darauf, dass das Studiendesign diese Unterscheidung adäquat berücksichtigt. Die Studie widmet sich 15 Anbietern verschiedener Güter bzw. Dienstleistungen sowie fünf Vergleichsportalen, welche mit Blick auf ihren in Deutschland erzielten Umsatz und ihre Beliebtheit als besonders bedeutend eingestuft wurden.211 Auf diesen Webseiten wurde jeweils ein konkretes Produkt bzw. eine konkret spezifizierte Dienstleistung ausgewählt, um systematisch zu überprüfen, ob personalisierte Preise zum Einsatz kommen.212
Beim ersten Teil der Studie handelt sich um eine sog. deskriptive Analyse, die auf einer Datenerhebung in Form einer umfassenden und systematischen Abfrage von Preisen über einen längeren Zeitraum basiert. Die Datenerhebung erfolgte mithilfe eines sog. automatisierten Erhebungsstranges per Preisabfragesoftware im Zeitraum 9.6. bis 4.10.2020 sowie unter Einsatz von 21 echten Test-Nutzern, die im Zeitraum 6.7. bis 4.10.2020 manuell Preise erhoben haben (sog. manueller Erhebungsstrang).213 Bestimmte Variablen konnten aus technischen Gründen nur im manuellen Erhebungsstrang abgefragt werden.214 Die Test-Nutzer repräsentierten verschiedene Kauf- bzw. Surfhistorien („weniger kaufkräftig“ bis „sehr kaufkräftig“), konnten aber nicht die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten abdecken, die wiederum im automatisierten Strang möglich waren.
Auf diese Weise wurden Daten zu verschiedenen Variablen erhoben, die im Verdacht standen, Einfluss auf die im Einzelfall verlangten Preise zu haben: Standort des Käufers in Deutschland (u. a. Berlin, Düsseldorf und Frankfurt a. M.), verwendetes Endgerät (Desktop-PC, Apple iPhone, Android Smartphone etc.), Betriebssystem (MacOS X, Windows 10, Linux, iOS etc.), Browser (Apple Safari, Google Chrome etc.), Cookie-Akzeptanz (ja oder nein), Einsatz von Do-Not-Track-Software (ja oder nein). Auch wurde (nur im manuellen Erhebungsstrang) erhoben, ob es einen Unterschied macht, ob ein Kunde während des Kaufs mit einem Kundenkonto auf der jeweiligen Webseite bzw. bei einem sozialen Netzwerk eingeloggt ist.
Insgesamt wurden 403 204 verwertbare Datensätze mit jeweils 17 Datenpunkten erhoben. Davon wurden 250 091 Datensätze im automatisierten und 153 113 im manuellen Erhebungsstrang erfasst.215 Im Fokus des Interesses stand nicht die absolute Preishöhe als solches, sondern das jeweilige Ausmaß der relativen Preisdifferenz zu einem bei jeder Preisabfrage parallel als Referenzwert abgefragten Standardfall. Bei diesem wurde davon ausgegangen, dass keine Preispersonalisierung zu erwarten ist.216 Die Studienersteller bewerten eine unter diesen Erhebungsbedingungen festgestellte Preisdifferenz als Preispersonalisierung.
Im zweiten Teil der Studie wurden die erhobenen Daten mithilfe der sog. multivariaten linearen Regressionsanalyse in Form der Kleinste-Quadrat-Methode ausgewertet. Diese Art der Datenanalyse erlaubt die Feststellung, welchen Einfluss die Abänderung einzelner Variablen (bzw. ihre jeweilige Kombination) auf die konkret von einzelnen Kunden verlangten Preise hat. Dies ermöglicht letztlich die Interpretation der erhobenen Daten und die Feststellung, welche Variablen ggf. zu welchen Preisänderungen im Einzelfall geführt haben.217
Mittels umfassender technischer Vorkehrungen sollte gewährleistet werden, dass die untersuchten Webseiten die zahlreichen systematisch ausgeführten Preisabfragen nicht als solche erkennen und in der Folge blockieren oder bewusst von einer Personalisierung absehen. So wurde unter anderem mithilfe von Proxy-Servern sichergestellt, dass die den Preis abfragende IP-Adresse sich stets ändert. Dies war auch dann möglich, wenn es bei der Preisabfrage auf den konkreten Standort des Käufers ankam, da verschiedene IP-Adressen durchaus den gleichen Ort erkennen lassen können.218
bb. Ergebnisse
Die Ergebnisse der deskriptiven Datenanalyse und der Regressionsanalyse müssen in Bezug zueinander gesetzt werden, um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können.
Die deskriptive Datenanalyse ergab, dass in 3,31 % der erhobenen Fälle eine Preisdifferenz zum Standardfall vorlag.219 Bei isolierter Betrachtung ist diese Erkenntnis aber nur bedingt aussagekräftig, denn die Regressionsanalyse hat die Vermutung bestätigt, dass dieses produkt- und seitenübergreifend gültige Ergebnis im Wesentlichen auf Preisabfragen bei einer einzelnen Dienstleistung (Buchung des InterCity Hotels Hamburg über die Plattform Booking.com auf einem mobilen Endgerät) zurückzuführen ist.220 Der Anteil an Datensätzen mit Preisdifferenz betrug dort 49,11 % und war damit mit weitem Abstand am größten (der zweithöchste Anteil an Datensätzen mit Preisdifferenz entfiel auf das Apple iPhone 11 mit 1,92 %).221
Booking.com vermittelt auf Provisionsbasis Hotelzimmer (und andere Unterkünfte) an Endverbraucher, ohne dabei die Preise selbst festzulegen. Als maßgebende Variable für Preispersonalisierung wurde das bei der Preisabfrage zum Einsatz kommende Endgerät identifiziert: Bei Aufruf der Webseite über ein mobiles Endgerät fiel der jeweils verlangte Preis um 5,89 bis 10,73 % (ausgehend von den kombinierten Daten des automatisierten und des manuellen Erhebungsstrangs) bzw. um 8,77 bis 11,14 % (ausgehend nur von den Daten des manuellen Erhebungsstrangs).222 Hintergrund dieser nicht unerheblichen Preisdifferenzen war, dass Booking.com den auf der Plattform tätigen Anbietern die Möglichkeit einräumt und nahelegt, denjenigen Kunden einen Rabatt zu gewähren, die ein Zimmer über ein mobiles Endgerät buchen.223 Dieser Rabatt wird während des Besuchs der Webseite deutlich kommuniziert („Preis nur für Mobilgerätnutzer“).224 Booking.com nennt als Argument für die Preisreduktion u. a. die dadurch gesteigerte Konversionsrate.225 Es scheint sich um ein Bündel kaufmännischer Erwägungen und Erfahrungen zu handeln, das die Anbieter dazu bringt, diesen Rabatt zu gewähren. Sofern man unterstellt, dass diese Preisreduktion (zumindest auch) auf einer vermuteten niedrigeren Zahlungsbereitschaft der Mobilgerätenutzer basiert, handelt es sich um mittelbare Preispersonalisierung: Die preisliche Andersbehandlung wird offen kommuniziert und dem Kunden gegenüber mit einer Rechtfertigung versehen. Es ist zudem bemerkenswert, dass im Kontext dieser konkreten Hotelbuchung im manuellen Erhebungsstrang das Aktivieren der Do-Not-Track-Funktion zu einer Preisdifferenz in Höhe von 2,93 % zugunsten der Kunden geführt hat. Bei der kombinierten Datenerhebung betrug die Abweichung nur 0,64 %.226 Gewisse Auswirkungen hatte zudem der verwendete Browser bei Desktop-PCs im manuellen Erhebungsstrang.227 Andere Variablen (Akzeptanz von Cookies, Log-in bei sozialem Netzwerk etc.) hatten keinen nennenswerten Einfluss auf die bei der Buchung dieses Hotels verlangten Preise.
Abgesehen von diesem besonders auffälligen Fall war das Vorliegen von Preisdifferenzen bei produktbezogener Betrachtung im Rahmen der deskriptiven Analyse nur in sehr geringem Ausmaß zu beobachten. Die Studienersteller heben ein paar Produkte hervor: Apple iPhone 11 (Preisdifferenz feststellbar in 1,92 % der Fälle), Tui Sheraton Miramar Resort (1,29 %), Picard Schultertasche (0,96 %), Tesoro Bürostuhl (0,72 %). Bei den übrigen Produkten war der Anteil an Datensätzen mit Preisdifferenz zu vernachlässigen.228
Mit Blick auf die tatsächliche Höhe der jeweils feststellbaren Preisdifferenz sprechen die Studienersteller von einem „verschwindend geringen durchschnittlichen Preisunterschied“.229 Dieser spielt sich, wenn man das InterCity Hotel Hamburg nicht berücksichtigt, im Durchschnitt in einem Bereich von -0,04 bis 0,03 % ab. Die Preisdifferenzen schlagen sich bei dieser durchschnittlichen Betrachtungsweise stets zugunsten der Kunden nieder. Ausnahmen sind die Produkte Diesel Jeans und der Ryanair-Flug Berlin-Dublin: Hier zahlen die Kunden aufgrund der Personalisierung durchschnittlich einen Preisaufschlag von bis zu 0,03 % im Vergleich zum Standardfall.230
Die Regressionsanalyse im zweiten Teil der Studie konnte diese Ergebnisse weiter mit Aussagekraft füllen. Zu diesem Zweck haben die Studienersteller die vorhandenen Datensätze schrittweise beschnitten und separat ausgewertet, um zielgerichtet den Einfluss einzelner Variablen und ihre Erklärbarkeit mit dem Regressionsmodell zu bestimmen.231 Auf diese Weise konnte u. a. die einleitend dargestellte Preispersonalisierung beim Anbieter Booking.com erkannt und im Rahmen der Analyse von den restlichen Datensätzen abgetrennt werden, um diese isoliert auf das Vorkommen von Preisdifferenzen zu untersuchen. Relevant ist hier vor allem die Regressionsanalyse des Datensatzes, aus dem sowohl das besonders „auffällige“ InterCity Hotel Hamburg als auch diejenigen Produkte entfernt wurden, bei denen keine nennenswerten Preisdifferenzen feststellbar waren.232 Es handelt sich dabei um die Produkte bzw. Dienstleistungen Miele Waschmaschine WCA 030, Picard Schultertasche, Tesoro Bürostuhl, Tui Sheraton Miramar Resort und Apple iPhone 11. Die Auswertung hat ergeben, dass das Bestimmtheitsmaß extrem klein ist und im untersuchten Datensatz „nur 0,1 % der beobachteten Preisabweichungen durch das Regressionsmodell erklärt werden können.“233 Daraus könne geschlussfolgert werden, dass in diesem Datensatz „keine systematischen Preisabweichungen“ zu erkennen sind. Dies gilt gleichermaßen für die manuell erhobenen Daten.234 Interessant sind schließlich noch die Ergebnisse der Regression des (kompletten) manuellen Erhebungsstrangs. Diese bestätigen im Wesentlichen die bis dahin gefundenen Erkenntnisse und zeigen vor allem auch, dass der Umstand, ob ein Käufer während des Kaufs bei einem sozialen Netzwerk bzw. in einem Kundenkonto eingeloggt ist, nicht mit nennenswerten Preisdifferenzen in Zusammenhang steht.235
Die Studie schließt u. a. mit der Zusammenfassung, dass die „durchgeführte statistische Auswertung der gesammelten Daten [nicht bestätigen konnte], dass personalisierte Preisgestaltung im Markt vorliegt und von Anbietern aktiv eingesetzt wird.“236 Nur die Preisreduktion für Kunden von Booking.com, die über ein mobiles Endgerät buchen, stellt tatsächlich (mittelbare) Preispersonalisierung dar. Sie ist äußerst simpel konzipiert, da die Preisreduktion von einem einzelnen Faktor (dem verwendeten Endgerät) abhängt. Dieser wird zudem offen kommuniziert. Die übrigen nachweisbaren Preisabweichungen bewegen sich demgegenüber durchgängig im Bagatellbereich.

4. Wissenschaftliche Studien

a. Hannak et al. (2014)

Eine umfangreiche, von Hannak et al. durchgeführte Studie aus dem Jahr 2014 hat sich mit zwei Formen der Personalisierung im Online-Handel beschäftigt.237 Ihr Schwerpunkt lag auf datenbasierter Preispersonalisierung238 sowie Suchdiskriminierung. Letztere bezieht sich auf die Personalisierung der Reihenfolge bzw. des Inhalts von Suchergebnissen (sog. Price Steering) und wird im Folgenden hier nur am Rande berücksichtigt. Die Studie zeichnet sich zum einen durch ihre methodische Herangehensweise aus. Die Verfasser haben eine Methode entwickelt, die es erlaubt, Preis- und Suchpersonalisierung im Online-Handel mit hoher Genauigkeit zu messen. Darauf bauen die anderen bereits in Bezug genommenen Studien teilweise auf oder nehmen auf sie anderweitig Bezug.239 Inhaltlich versuchen die Autoren, zwei übergeordnete Fragen zu beantworten: Wie weitverbreitet ist Personalisierung im Online-Handel? Und: Auf welche Art und Weise – also anhand welcher Variablen – wird Personalisierung tatsächlich umgesetzt?240 Um die erste Frage zu beantworten, haben die Verfasser der Studie auf 300 echte Test-Nutzer zurückgegriffen. Für die Beantwortung der zweiten Frage wurden Nutzer mittels einer Software fingiert: So konnten kontrollier- und vergleichbare Testsituationen geschaffen werden, die es erlaubt haben, den Zusammenhang zwischen Preispersonalisierung und konkreten Variablen zu überprüfen.
Die Studie bezog sich ausschließlich auf Personalisierung in den USA. Im Fokus standen insgesamt 16 US-amerikanische Anbieter. Zehn davon kamen aus dem Bereich des allgemeinen Einzelhandels und sechs aus dem Reisebereich.241 Im Reisebereich wurden nur Hotel- und Mietwagenbuchungen berücksichtigt, nicht aber Flugreisen. Für jede Seite wählten Hannak et al. 20 verschiedene Produkte bzw. Buchungen aus. Es wurde auf eine möglichst breite Auswahl an Testprodukten geachtet, die dem jeweiligen Produktsortiment angepasst war. Bei den Reiseanbietern wurden Hotel- und Mietwagenbuchungen für zehn verschiedene Städte (weltweit) und mit unterschiedlich langer Mietdauer (jeweils 4- und 11-tägige Buchung; im zweiten Teil der Studie 1- und 2-tägige Buchung) getestet.
aa. Abstraktes Ausmaß der Preispersonalisierung
Um die erste Frage zu beantworten (die Bestimmung des Ausmaßes an Preispersonalisierung überhaupt), haben die Verfasser der Studie 300 Test-Nutzer akquiriert, die in den USA wohnen. Die Verfasser standen vor der Aufgabe, eine Methode zu entwickeln, mit der festgestellt werden kann, in welchem Ausmaß Preispersonalisierung vorkommt. Die Schwierigkeit bestand dabei in der Abgrenzung von anderweitig begründeten Preisschwankungen, welche in der Studie als Noise bezeichnet werden und unabhängig vom jeweiligen Kunden zu beobachten sind.242 Das Design der Tests war so ausgestaltet, dass die Preisanfragen von den Test-Nutzern (im Wesentlichen automatisiert mittels einer dafür geschriebenen Software) mit ihrem jeweils eigenen, auch sonst im Alltag verwendeten Endgerät durchgeführt wurden. Dementsprechend waren darauf bereits im „typischen“, je nach Test-Nutzer unterschiedlichen Umfang Cookies, Browserverläufe und weitere „digitale Spuren“ gespeichert, welche möglicherweise einer Preispersonalisierung dienen können. Jeweils 100 Test-Nutzer haben Anfragen in den Bereichen Online-Handel, Hotelbuchungen und Mietwagenbuchungen durchgeführt. Pro Nutzer wurden dementsprechend auf fünf oder zehn Seiten jeweils 20 Produkte bzw. Buchungen angefragt.243 Letztlich wurden so Ergebnisse für 20 Seiten generiert, wobei vier Seiten jeweils in der Kategorie Hotelbuchungen und in der Kategorie Mietwagenbuchungen gelistet waren und somit „doppelt“ geprüft wurden. Die von der Testsoftware initiierten Anfragen wurden über einen von den Verfassern der Studie kontrollierten Proxy-Server umgeleitet.244 Auf jede dieser „echten“ Anfragen kam zwei weitere hinzu, welche exakt zeitgleich den Preis für das gleiche Produkt auf der Seite abgefragt haben. Diese beiden Anfragen wurden so vorgenommen, dass ein „neutrales“ Endgerät (ohne Cookies etc.) fingiert wurde. Eine davon wurde als Comparison Result, die andere als Control Result bezeichnet. Gab es zwischen dem Comparison Result und dem Control Result preisliche Unterschiede, so musste es sich um Noise, also um nicht personalisierte Preisschwankungen handeln – die Anfragen waren ja völlig identisch und eine Personalisierung deshalb ausgeschlossen. Ergaben sich in der Summe aller jeweiligen Test-Nutzer auch unter Berücksichtigung dieser „preislichen Grundschwankung“ Differenzen zwischen den Comparison Results und den Ergebnissen der echten Nutzer-Anfragen, so konnte dies als Beweis echter Preispersonalisierung gesehen werden. Die Methode liefert in der Summe – also nach Durchführung großer Testreihen mit vielen Test-Nutzern – aussagekräftige Ergebnisse. Das Versuchsdesign ermöglicht es allerdings nicht, festzustellen, warum im Einzelfall beim direkten Vergleich zwischen zwei Test-Nutzern Preisdifferenzen auftreten, da diese Methode nicht zwischen Noise und Personalisierung unterscheiden kann, wenn nur diese zwei Werte vorliegen.245 Die Bündelung dieser Anfragen über den Proxy-Server hatte (neben der Bestimmung des Noise) zudem den Vorteil, dass sie zur gleichen Zeit und mit der stets gleichen IP-Adresse durchgeführt werden konnten. Eine etwaige auf der IP-Adresse basierende Personalisierung nach Aufenthaltsort konnte damit – wie von den Erstellern der Studie beabsichtigt – ausgeschlossen werden.246
Die Verfasser haben die Ergebnisse zunächst sortiert nach den verschiedenen Anbieter-Seiten dargestellt. Im Bereich des allgemeinen Einzelhandels lag Preispersonalisierung bei Betrachtung aller Test-Nutzer und aller angefragten Produkte auf acht von zehn Anbieter-Seiten nur bei weniger als 0,5 % der abgefragten Produkte vor.247 Anders formuliert war bei diesen Seiten in über 99,5 % der Preisanfragen keinerlei Personalisierung erkennbar.248 Ausnahmen waren die Baumarktkette HomeDepot und der Haushaltswaren- sowie Kleidungsanbieter Sears. Bei HomeDepot lag bei knapp über 1 % der angefragten Produkte Preispersonalisierung vor, bei Sears lag der Wert knapp über 0,5 %. Deutlich häufiger wurde Preispersonalisierung im Reisebereich festgestellt. Bei Hotelbuchungen wurde auf drei von fünf Anbieter-Seiten die Schwelle von 0,5 % überschritten (Cheaptickets, Orbitz und Priceline mit jeweils gut 0,5 %). Bei Mietwagenbuchungen war Preispersonalisierung sogar bei allen fünf Seiten aufzufinden. Der Höchstwert hier lag bei 3,6 % (bei Priceline).
Bei den Anbietern, bei denen in mehr als 0,5 % der Fälle Preispersonalisierung festgestellt wurde, wurden die Daten weitergehend analysiert, um die absoluten Preisunterschiede sowie ihre Verteilung festzustellen. Bemerkenswert ist zunächst, dass die Personalisierung im Durchschnitt – also nicht zwangsläufig in jedem Einzelfall – zu höheren Preisen geführt hat.249 Sofern Preispersonalisierung stattgefunden hat, konnte dies zu durchaus bedeutenden Preisunterschieden führen. Die Verfasser nennen leider keine konkreten Zahlen, sondern stellen diese nur grafisch dar.250 Der Grafik lässt sich entnehmen, dass der Mittelwert der Preisunterschiede in einigen Fällen die 100-$-Grenze überschreitet und (als Umkehrschluss aus den abgebildeten Perzentilen ersichtlich) in Einzelfällen preisliche Unterschiede bis zu einem Vielfachen dieses Wertes aufgetreten sind. Beispielhaft nennen die Verfasser die Anfrage für eine Hotelbuchung in Paris, bei dem die neutralen Preisanfragen der Verfasser (also das Control und das Comparison Result) jeweils den gleichen Preis in Höhe von 565 $ ergeben haben, während ein Test-Nutzer als Ergebnis der zeitgleichen identischen Anfrage 633 $ zu zahlen gehabt hätte.251 Leider machen die Verfasser ansonsten nur wenige konkrete Angaben zu den untersuchten Produkten: Sie führen aus, dass sie die zum Vergleich herangezogenen Produkte auf das Sortiment des jeweiligen Anbieters abgestimmt haben. So haben sie z. B. bei JCPenney u. a. auf Kissen und Sonnenbrillen und bei Newegg auf LCD-Fernseher und Telefone abgestellt.252 Unterteilt nach Anbieter ist grob erkennbar, welche absoluten Preisunterschiede aufgetreten und wie sie verteilt sind. Daraus lässt sich aber nicht ablesen, wie die preislichen Unterschiede verteilt auf die einzelnen Produkte ausfallen. Vor allem ist nicht ersichtlich, in welcher Relation die absoluten Preisunterschiede zu den Referenzpreisen der in den Fokus genommenen Produkte stehen. So ist z. B. mit Blick auf das 95-%-Perzentil bei HomeDepot erkennbar, dass es mindestens einen Fall gegeben haben muss, in dem der Preisunterschied (zu Lasten des Test-Nutzers) in der Größenordnung von etwa 1000 $ lag. Es ist aber nicht erkennbar, um welches Produkt es sich gehandelt hat und wie viel dieses für andere Kunden gekostet hätte.
Die in diesem Abschnitt der Untersuchung zusammengetragenen Ergebnisse wurden daraufhin aus Sicht derjenigen Test-Nutzer analysiert, bei denen bei mehr als 0,5 % der Preisanfragen eine Personalisierung festgestellt wurde („highly personalized users“). Dies diente dazu, herauszufinden, ob (und ggf. welche) Gemeinsamkeiten zwischen diesen Nutzern erkennbar sind und ob es dementsprechend möglich ist, diese Gruppe von den nicht von Personalisierung betroffenen Nutzern abzugrenzen. Zunächst wurden dafür die wie beschrieben Betroffenen aus der Masse an Nutzern „herausgefiltert“. Im Ergebnis blieben dann je nach Anbieter-Seite zwischen 2 und 12 % der jeweiligen Test-Nutzer übrig, die (bei zumindest einem der 20 pro Seite abgefragten Produkte) von Preispersonalisierung betroffen waren.253 Der momentane Aufenthaltsort der Test-Nutzer spielte erwartungsgemäß keine Rolle, da die IP-Adresse aller Preisanfragen wegen der Umleitung über den Proxy-Server identisch war und dementsprechend keine derartige Diskriminierung ermöglicht hat. Auch der Vergleich der verwendeten Browser bzw. Betriebssysteme verlief (an dieser Stelle der Studie noch) ergebnislos. Hierbei ist anzumerken, dass die Preisanfragen bei keinem der 300 Test-Nutzer über ein mobiles Endgerät vorgenommen wurden.
bb. Gründe für Preispersonalisierung
Der zweite Teil der Studie widmet sich der übergeordneten Frage, aufgrund welcher Faktoren Personalisierung vorgenommen wird. Der Schwerpunkt liegt dort eher auf den Gründen für Price Steering. Es werden aber auch einige interessante Feststellungen im Kontext von Preispersonalisierung getroffen. Methodisch wählen die Verfasser der Studie hier einen anderen Ansatz. Im Gegensatz zum ersten Teil der Studie kamen keine realen Test-Nutzer zum Einsatz, da deren Computer jeweils individuelle Eigenschaften aufgewiesen hätten, welche eine systematische Untersuchung mangels vergleichbarer Ergebnisse unmöglich gemacht hätten.254 Stattdessen setzen Hannak et al. auf eine Mischung aus automatisierten und manuellen Preisanfragen. Untersucht wurden fünf Variablen, bei denen die Autoren die Vermutung hatten, dass sie zum Zwecke der Personalisierung eingesetzt werden. Drei Variablen waren statisch: Bei der ersten ging es darum, ob der (fingierte) Test-Nutzer mit seinem Kundenkonto eingeloggt war oder nicht. Zudem gehören in diese Kategorie der verwendete Browser sowie das verwendete Betriebssystem.255 Zudem wurden zwei historische Variablen überprüft, nämlich das Klick-Verhalten der Nutzer (hier ging es darum, ob es Auswirkungen zeitigt, wenn ein Nutzer beim Surfen auf einer bestimmten Anbieter-Seite primär hoch- oder niedrigpreisige Produkte anklickt) sowie die von ihnen online getätigten Käufe (hier ging es um die Auswirkungen bereits tatsächlich durchgeführter Käufe).256 Der letztgenannte Faktor wurde im Bereich des allgemeinen Einzelhandels allerdings außen vor gelassen, da die Verfasser der Studie die jeweiligen Produkte sonst tatsächlich hätten kaufen (und zurückschicken) müssen. Insoweit liegen also keine Ergebnisse vor. Im Reisebereich (Hotel und Mietwagen) konnten die getätigten Buchungen hingegen einfach storniert werden.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in den meisten untersuchten Fällen weder Price Steering noch Preispersonalisierung nachgewiesen werden konnte.257 Die Verfasser weisen zugleich darauf hin, dass ihre Methode nur geeignet ist, das Vorkommen von Personalisierung positiv nachzuweisen – sie ermöglicht hingegen nicht den Nachweis, dass keine Personalisierung stattfindet.258 Auch liefern die beiden Teile der Studie Ergebnisse, die teilweise widersprüchlich wirken. So kann beispielsweise im zweiten Teil der Studie keinerlei Personalisierung bei Mietwagenbuchungen festgestellt werden. Derlei Widersprüche können damit erklärt werden (bzw. deuten darauf hin), dass möglicherweise weitere Faktoren eine Rolle spielen, welche von der gewählten Methode nicht erfasst wurden.259 Im Folgenden werden nur die Fälle dargestellt, in denen Preispersonalisierung positiv nachgewiesen werden konnte.
Im Bereich Hotelbuchungen wurde bei den Seiten Cheaptickets und Orbitz Preispersonalisierung festgestellt: Von den mit ihrem Kundenkonto eingeloggten Nutzern erhielten ca. 5 % personalisierte Preise. Innerhalb dieser Gruppe betrug die Preisdifferenz im Schnitt 12 $ zugunsten der Betroffenen.260 Es handelte sich dabei um reduzierte Preise für registrierte Nutzer. Die einschlägigen Angebote waren mit dem Schriftzug „Members Only“ gekennzeichnet. Cheaptickets war zum damaligen Zeitpunkt eine Tochtergesellschaft von Orbitz. 2015 wurde Orbitz von Expedia aufgekauft, dem nun beide Unternehmen gehören. Angesichts dieser Verflechtungen ist es nicht verwunderlich, dass die CMA in ihrer im Jahr 2017 durchgeführten Untersuchung261 bei Expedia auf die gleiche Vorgehensweise gestoßen ist.
Bei Travelocity wurde Preispersonalisierung festgestellt, wenn die Seite über das mobile Betriebssystem iOS aufgerufen wurde.262 Dieses kommt auf Apple iPhones und iPads zur Anwendung. Es waren ca. 5 % der angezeigten Hotelpreise betroffen. Diese waren für die (fingierten) iOS-Nutzer durchschnittlich 15 $ günstiger als für andere Kunden. Im Gegensatz zum Vorgehen der Seiten von Cheaptickets und Orbitz lag hier aber eine unmittelbare, da intransparente Personalisierung vor: Aus Sicht des Kunden war kein Grund ersichtlich, warum von ihm (bzw. generell von seiner Nutzergruppe „iOS-Nutzer“) teilweise niedrigere Preise verlangt wurden.263
Im Bereich des allgemeinen Einzelhandels konnte bloß bei HomeDepot Personalisierung nachgewiesen werden, und zwar bei Verwendung des Betriebssystems Android (für Smartphones verschiedener Hersteller).264 Der Umfang war allerdings minimal: In ca. 6 % der Preisanfragen von Nutzern aus dieser Gruppe wurden erhöhte Preise angezeigt. Im Durchschnitt betrug der Preisanstieg aber nur 0,41 $. Die Verfasser der Studie konnten keine Erklärung für diesen in der Summe minimalen, aber statistisch nachweisbaren Preisunterschied zu Lasten von Android-Nutzern erkennen. Sie spekulieren, dass die erhöhten Preise nicht Ausdruck einer bewussten Preispersonalisierung, sondern stattdessen Fehlern beim Aufsetzen der Webseite für mobile Endgeräte geschuldet sind.265
cc. Wertende Zusammenfassung
Die Ergebnisse von Hannak et al. deuten darauf hin, dass Preispersonalisierung in der Form, dass verschiedenen Nutzern aufgrund ihrer persönlichen Eigenschaften zum gleichen Zeitpunkt verschiedene Preise für das gleiche Produkt angezeigt werden, ohne dass dafür ein Grund ersichtlich ist, keine Vorgehensweise ist, welche regelmäßig oder gar institutionalisiert eingesetzt wird. Nicht von der Studie erfasst sind die Fälle, in denen Preispersonalisierung indirekt umgesetzt wird, etwa durch personalisierte Produkte oder gezielte Rabattaktionen für preissensitive Kunden. Orbitz und Cheaptickets nehmen hier eine Sonderrolle ein: Die Personalisierung wurde von diesen Unternehmen transparent vorgenommen. Die Anbieter haben bei der Preiskommunikation somit den „offensiveren“ Weg gewählt: Sie legen die Personalisierung offen und begründen sie den Kunden gegenüber als eine Art „Treuebonus“.
Auf das geringe Ausmaß an unmittelbarer Preispersonalisierung deuten beide Teile der Studie hin: Im ersten wurde etwa im Bereich des allgemeinen Einzelhandels festgestellt, dass bei acht von zehn Anbietern in über 99,5 % der Preisanfragen keinerlei Personalisierung des Preises nachgewiesen werden konnte. Der Reisebereich, hier vertreten durch Hotel- und Mietwagenbuchungen, scheint – insofern decken sich die Ergebnisse mit denen der CMA, der Studie im Auftrag der Europäischen Kommission und der Studie im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen – am ehesten zu Preispersonalisierung zu neigen. Der „Spitzenwert“ bei Mietwagenbuchungen beim Anbieter Priceline (bei 3,6 % aller Preisanfragen wurde Personalisierung vorgefunden) ist zwar kein unerheblicher. Er kann aber dennoch als niedrig bezeichnet werden. Zugleich ist überraschend, dass die preislichen Unterschiede in den wenigen Fällen, in denen Personalisierung tatsächlich vorkommt, hoch sind: Der Mittelwert der absoluten Preisunterschiede liegt oftmals um die 100 $ und hat in Einzelfällen ein Mehrfaches davon erreicht. Eine weitergehende wertende Einordnung ist an dieser Stelle schwierig, da weder die angefragten Produkte noch die den anderen Test-Nutzern angezeigten Preise detailliert mitgeteilt wurden und somit die Relation der Preisschwankung unklar ist.
Im zweiten Teil der Studie wurden derart starke preisliche Ausreißer überhaupt nicht registriert: Nur in wenigen Fällen wurde Preispersonalisierung überhaupt festgestellt. Bemerkenswert sind hier die Fälle Orbitz/Cheaptickets sowie Travelocity. Dort wurden Preise für wenige (fingierte) Test-Nutzer aufgrund jeweils einer einzelnen Variablen angepasst. Innerhalb der jeweiligen Gruppe (eingeloggte Nutzer bei Orbitz/Cheaptickets bzw. iOS-Nutzer bei Travelocity) waren aber jeweils nur 5 % der Nutzer betroffen. Diese nachgewiesenen Fälle führten zu einer Absenkung des Preises. Dies widerspricht den Ergebnissen des ersten Teils. Laut diesen ging Preispersonalisierung stets mit einem erhöhten Preis zum Nachteil der Kunden einher.
Die Studie ergibt kein einheitliches Bild – und vermutlich kann man dies angesichts der Komplexität der zu erhebenden Sachverhalte auch gar nicht erwarten. Festzuhalten ist, dass sie methodisch in beiden Teilen nur in wenigen Fällen den Nachweis von Preispersonalisierung erbringt. Zumindest wurde aber gezeigt, dass diese vorkommt, und dass bestimmte Kriterien im Einzelfall eine Rolle gespielt haben. Ein systemimmanentes Problem der gewählten Vorgehensweise ist, dass diese nur das Vorhandensein von Preispersonalisierung positiv nachweisen kann, nicht aber ihre Abwesenheit. Und auch hier kommen die durchgeführten Tests an ihre Grenzen: Der erste Teil der Studie hat methodisch und mit Blick auf die Aussagekraft der Ergebnisse den Vorteil, dass Preise für ganz verschiedene reale Nutzertypen erhoben werden konnten. So sind die gefundenen Ergebnisse potenziell recht lebensnah. Die Überprüfung mittels der Control und der Comparison Results stellt zudem sicher, dass es sich wirklich um Personalisierung und nicht um anderweitig begründete Preisschwankungen gehandelt hat. In den festgestellten personalisierten Preisen schlagen sich mithin ggf. ganz verschiedene Faktoren nieder, welche in den (für die Anbieter feststellbaren) Eigenschaften der Nutzer begründet liegen. Freilich ist denkbar, dass erst die Kombination verschiedener Faktoren schlussendlich einen bestimmten Preis bedingt, da erst die kumulative Berücksichtigung unterschiedlicher Aspekte die Einteilung in Käufergruppen erlaubt. Hieran zeigt sich zugleich das Problem der im ersten Teil gewählten Methode: Es kann festgestellt werden, ob Personalisierung stattfindet (und welche Preisschwankungen daraus resultieren) – aber nicht, warum sie stattfindet. Der zweite Teil der Studie zieht die Fragestellung deshalb von der anderen Seite auf und versucht, die Frage des Einflusses verschiedener Faktoren zu ergründen. Dadurch, dass Nutzer fingiert und die Variablen unter Testbedingungen abgewandelt werden, kann der Einfluss einzelner Nutzereigenschaften systematisch überprüft werden. Diese Vorgehensweise produziert klare Ergebnisse im Rahmen der jeweiligen Versuchsanordnung. Das Problem des zweiten Teils ist aber, dass auch diese nur bedingt aussagekräftig sind. Dies liegt zum einen daran, dass nur die fünf von den Autoren ausgewählten Variablen abgeprüft werden konnten. Andere Variablen wurden nicht berücksichtigt; ihre etwaige Rolle bei der Preisbildung bleibt damit unklar. Zum anderen kann dieses Versuchsdesign nicht die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Faktoren sowie ihre Wechselwirkungen und Auswirkungen auf den Preis berücksichtigen. Die Kombination verschiedener personenbezogener Eigenschaften ist im Rahmen eines solchen Experiments naturgemäß technischen Beschränkungen unterworfen, sodass Fälle von Preispersonalisierung, die nur bei ganz bestimmten Nutzerprofilen auftreten, möglicherweise unentdeckt bleiben. Unabhängig davon ist nicht auszuschließen, dass die überprüften Anbieter technische Möglichkeiten zur Verfügung haben, Personalisierung zu verschleiern bzw. sie zu unterlassen, sobald sie erkennen, dass im Rahmen einer systematischen Versuchsanordnung – wie im Fall der hier diskutierten Studie – dahingehende Untersuchungen angestellt werden.
Trotz dieser kaum vermeidbaren methodischen Einschränkungen liefert die Studie wertvolle Hinweise dahingehend, dass unmittelbare Preispersonalisierung zwar vorkommt, aber eine eher seltene Ausnahme zu sein scheint. Der Nachweis von Preispersonalisierung ist allerdings dennoch beachtlich, denn dieser ist in den zuvor analysierten Studien nicht bzw. kaum gelungen. Dies mag daran liegen, dass diese sich jeweils auf Anbieter bezogen haben, welche in der Europäischen Union ansässig sind. Hannak et al. nahmen hingegen den US-amerikanischen Raum in den Blick. Vor diesem Hintergrund ist denkbar, dass die höheren (vor allem datenschutz- und lauterkeitsrechtlichen) Hürden des europäischen Rechts266 die Anreize abschwächen, Preispersonalisierung zu betreiben, und dementsprechend bei Anbietern, die in der Europäischen Union tätig sind, weniger Fälle vorkommen.

b. Mikians et al. (2012)

Mikians et al. führten im Jahr 2012 eine systematische Studie zum Vorkommen von Preispersonalisierung und Search Discrimination im Online-Handel durch. Im Jahr 2013 setzte die gleiche Forschungsgruppe die Untersuchung mithilfe von Crowdsourcing-Methoden fort.
Die hier zunächst analysierte erste Studie aus dem Jahr 2012 diente dazu, das Vorkommen von Preispersonalisierung und Search Discrimination – dies entspricht begrifflich dem Ausdruck Price Steering – strukturiert zu untersuchen.267
aa. Überblick über die Versuchsanordnung
Die Autoren haben das Vorkommen von personalisierten Preisen mit Blick auf drei Variablen untersucht. Die erste Variable war technischer Natur. Mit ihr sollte getestet werden, ob die Verwendung verschiedener Browser (etwa Firefox, Internet Explorer etc.) in Kombination mit verschiedenen Betriebssystemen (Windows, MacOS, Linux) Einfluss auf die angezeigten Preise hat.268 Beim Testen dieser Variablen wurden immer die gleiche IP-Adresse (welche den Rechnerstandort im spanischen Barcelona erkennen ließ) sowie ein „neutraler“ Computer verwendet. Der Einsatz von seitenübergreifendem Tracking und das Hinterlassen anderweitiger digitaler Spuren wurde technisch unterbunden.269 Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass ggf. der Browser oder das Betriebssystem (bzw. die jeweilige Kombination) und nicht etwa andere Faktoren für etwaige Preisunterschiede kausal sind. Die zweite untersuchte Variable war der Aufenthaltsort des Nutzers. Mithilfe von Proxy-Servern wurden Preisanfragen aus sechs verschiedenen Orten fingiert, nämlich aus den USA (Ostküste und Westküste), Deutschland, Spanien, Korea und Brasilien.270 Betriebssystem und Browser waren immer identisch. Zudem wurden die Anfragen zeitgleich auf „neutralen“ Rechnern ausgeführt, sodass sich einzig die IP-Adresse verändert hat, welche den Standort des Rechners erkennen ließ. Die dritte Variable setzte die persönlichen, vom Anbieter online „erkennbaren“ Eigenschaften der fingierten Kunden in den Fokus. In diesem Kontext kamen zwei verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Die erste war so gestaltet, dass jeweils das Surfverhalten von besonders wohlhabenden und das von besonders preissensitiven Nutzern („affluent customers“ und „budget conscious customers“) simuliert wurde. Diese beiden Kundenprofile wurden erschaffen, indem über einen Zeitraum von sieben Tagen automatisiert Webseiten aufgerufen wurden. Anhand der Auswahl der Seiten sollte das jeweils stereotype Surfverhalten widergespiegelt werden. Für diesen Zweck wurden etwa für das wohlhabende Profil systematisch Anbieter-Seiten aus dem Luxusgütersegment aufgerufen. Der fingierte preissensitive Nutzer hat stattdessen Preisvergleichsportale und Seiten aus dem Discount-Segment angesteuert.271 Bei dieser Versuchsanordnung wurden Tracking und andere Methoden, um Nutzer digital zu verfolgen, nicht geblockt. So sollte getestet werden, ob diese aus dem Surfverhalten ablesbaren Nutzerprofile verschiedene Preise (bzw. andere Produkte) angezeigt bekommen. Die zweite Untersuchungsmethode der dritten Variablen hatte zum Gegenstand, ob es eine Rolle spielt, von welcher Seite aus kommend ein Kunde die Anbieter-Seiten ansteuert.272 Es ging damit nicht um das allgemeine Surfverhalten des Kunden, sondern darum, welche Art von Seite es war, die ihn unmittelbar auf die Seite des Anbieters weitergeleitet hatte (etwa eine Seite mit Bezug zu Luxusgütern oder ein Preisvergleichsportal). Die zweite Untersuchungsmethode ähnelt damit von ihrer Herangehensweise her der ersten. Sie ist durch die Eingrenzung auf die Rolle der jeweils weiterleitenden Seite aber spezieller. Die Preisanfragen beim Testen der dritten Variablen wurden allesamt von einem in Los Angeles (USA) befindlichen Windows-PC fingiert.273
Für die Preisanfragen wählten Mikians et al. 200 besonders hoch frequentierte Anbieter-Seiten aus.274 Untersucht wurden pro Seite drei konkrete Produkte aus insgesamt 35 Kategorien (inklusive Hotelbuchungen), in der Summe also 600 Produkte. Bei den drei Produkten pro Seite wurde jeweils eins aus dem unteren, mittleren und oberen Preissegment angefragt. Bei den Hotelbuchungen wurde dementsprechend zwischen Neben-, Zwischen- und Hauptsaison unterschieden. Methodisch kamen – ähnlich wie im zweiten Teil der Studie von Hannak et al. – keine echten Test-Nutzer, sondern automatisierte Preisanfragen zum Einsatz.275 Die Anfragen wurden im Juli 2012 über einen Zeitraum von insgesamt 20 Tagen mithilfe eines sog. verteilten Systems (d. h. unter Rückgriff auf mehrere miteinander verbundene Rechner) vorgenommen. Die Untersuchung war so ausgestaltet, dass jeweils eine der drei Variablen isoliert abgeändert wurde. Auf diese Weise sollte ggf. die Kausalität zwischen Änderung der Variablen und daraus resultierenden Preisschwankungen bewiesen werden. Deshalb wurde beim Testen des Einflusses der ersten beiden Variablen (u. a. mithilfe eines Proxy-Servers) Tracking unterbunden und sichergestellt, dass keine „digitalen Spuren“ die Ergebnisse verfälschen. Bei der dritten Variablen konfigurierten Mikians et al. die Rechner hingegen so, dass Tracking und ähnliche Verfahren ohne Weiteres möglich waren.
bb. Ergebnisse
Die Rolle der ersten Variablen (verschiedene Betriebssystem-Browser-Kombinationen) wurde über einen Zeitraum von vier Tagen unter Vornahme von insgesamt mehr als 20 000 Preisanfragen überprüft. Es wurden keine Preisänderungen gemessen.276
Für die Überprüfung der zweiten Variablen (geografischer Ursprung der Preisanfrage) wurden auf den 200 ausgewählten Anbieter-Seiten die gleichen Produkte jeweils 10-mal angefragt. Hier war das Ergebnis im Wesentlichen gleich: In der Regel traten keinerlei Preisunterschiede auf. Bloß drei Anbieter stellten die Ausnahme dar, nämlich Amazon.com, Steampowered.com und Staples.277 Deshalb führte die Forschergruppe bei diesen Seiten weitere Untersuchungen durch, die über die ursprüngliche Versuchsanordnung hinausgingen. Bei Amazon.com traten die Preisunterschiede ausschließlich bei Kindle E-Books auf. In der Mehrheit der Anfragen betrug ihre Höhe mindestens 21 %; der Spitzenwert lag bei 166 %.278 Im Fall von Steampowered.com wurden Preisunterschiede ausschließlich bei Computerspielen festgestellt. Über die Höhe der Preisunterschiede trifft die Studie keine Aussage. Sie hält aber fest, dass beispielsweise beim Vergleich von Preisanfragen, die aus Spanien und Deutschland kamen, in etwa 20 % der Fälle Preisdifferenzen festgestellt wurden. Im Fall von Staples verengte die Forschergruppe den Fokus (im Rahmen ihrer weitergehenden Untersuchungen) geografisch auf die USA und dehnte die Versuchsanordnung auf zehn (statt, wie sonst, drei) Produkte aus. Die Preise wurden von 67 verschiedenen Orten in den USA aus angefragt. Bei vier Produkten kam es tatsächlich zu Preisschwankungen in Abhängigkeit von der geographischen Herkunft der Preisanfrage.279 Die Forschergruppe stellte keine signifikante Korrelation zwischen den festgestellten Preisschwankungen und solchen Faktoren wie etwa der Bevölkerungsdichte, dem Einkommensniveau oder der (je nach Bundesstaat unterschiedlich hohen) Steuerlast fest.280 Ähnliche Ergebnisse traten zutage, als der geographische Umfang weiter verengt wurde, nämlich auf einen einzelnen Bundesstaat (Massachusetts). So sollten steuerlich begründete Preisunterschiede ausgeschlossen werden. Für diese Versuchsanordnung wurden willkürlich 29 Produkte ausgewählt und die Preise aus 200 verschiedenen in Massachusetts gelegenen ZIP-Codes angefragt. Dabei schwankte der Preis bei 15 Produkten je nach geografischer Herkunft der Preisanfrage um bis zu 11 % nach oben (ausgehend vom jeweils niedrigsten gemessenen Wert).281 Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass die unterschiedlichen Steuergesetze der Bundesstaaten nicht kausal für die Preisdifferenzen waren. Die gefundenen Unterschiede lassen sich aber – sowohl auf Bundesebene als auch auf Ebene des einzelnen Bundesstaates – mit den Ergebnissen der bereits weiter oben beschriebenen Berichterstattung des Wall Street Journals erklären, wonach Staples die verlangten Preise wohl primär von der physischen Distanz des Kunden zu Ladengeschäften von Wettbewerbern abhängig gemacht hat.
Bei den Ergebnissen der dritten Variablen muss wieder unterschieden werden. Mittels der ersten Untersuchungsmethode konnte keinerlei Preispersonalisierung nachgewiesen werden: Es machte für die Preishöhe also keinen Unterschied, ob der Test-Nutzer in den sieben Tagen vor den Preisanfragen ein Surfverhalten an den Tag gelegt hat, welches darauf schließen lässt, dass er besonders wohlhabend oder besonders preissensitiv ist. Price Steering hingegen wurde teilweise nachgewiesen.282 Im Rahmen der zweiten Untersuchungsmethode untersuchten Mikians et al., welche Rolle die unmittelbar zuvor besuchte, den Anbieter verlinkende Seite auf den Preis hat. Die zugrunde liegende Arbeitshypothese war, dass Anbieter aus der Art der verlinkenden Seite möglicherweise Rückschlüsse auf die Preissensitivität des Nutzers ziehen: Kommt dieser etwa über ein Preisvergleichsportal auf die Seite des Anbieters, ist eher von hoher Preissensitivität auszugehen als bei einer Ursprungsseite mit Bezug zum Luxusgütersegment.283 Daher nahmen die Autoren Preisvergleichsportale in den Fokus, über die die Preise verschiedener Produkte abgefragt wurden. Sie wählten Portale aus, die als Plattform für Anbieter aus verschiedenen Bereichen dienen können und über die Nutzer teilweise auch Rabatte erhalten. Leider geht aus der Studie nicht eindeutig hervor, in welchen Fällen welche Arten von Rabatten gewährt wurden – und wie dies den Kunden gegenüber kommuniziert wurde.284 Die Ausgestaltung der Preiskommunikation kann damit nur bedingt analysiert werden.
Mikians et al. haben mehrere Portale untersucht, aber nur die Ergebnisse für Nextag.com dargestellt. Zum Einsatz kam ein neutraler Computer,285 der First Party Cookies nicht geblockt hat. Auf Nextag.com wurden 25 verschiedene Produktkategorien untersucht. Bei zwei Anbietern für Bürobedarf (Shoplet.com und Discountofficeitems.com) stellte die Forschergruppe Preispersonalisierung fest: Bei diesen beiden Seiten bekamen Nutzer andere Preise angezeigt, wenn sie von Nextag.com weitergeleitet worden waren. Bei Shoplet.com war es so, dass der Preis bei direktem Ansteuern der Seite höher angezeigt wurde als beim vorherigen „Umweg“ über die Weiterleitung von Nextag.com. Der Mittelwert der gemessenen Preisdifferenzen (zwischen den Preisen für weitergeleitete Nutzer und den Preisen für solche Nutzer, die die Seite direkt angesteuert haben) betrug bei diesem Anbieter 23 %.286 Mikians et al. äußerten sich nicht zu den Details der Preisschwankungen auf Discountofficeitems.com, sondern stellten ihr Vorkommen bloß fest.
cc. Wertende Zusammenfassung
Die Studie hat einen ähnlichen Ansatz gewählt wie die zwei Jahre später von Hannak et al. durchgeführte in ihrem zweiten Teil. Anzumerken ist, dass das gewählte Versuchsdesign das Herausfiltern von Noise (also von Preisschwankungen, die nicht von Personalisierung herrühren) nicht in gleichem Maße in den Vordergrund gestellt hat. Die Autoren legten hingegen besonderen Wert darauf, die drei untersuchten Variablen isoliert voneinander zu untersuchen, um so ggf. die Kausalität für Preisschwankungen sicher feststellen zu können. Dies hat zunächst den Vorteil, dass der Grund für Preisschwankungen recht gut eingegrenzt werden kann. Zugleich – darauf weisen die Autoren auch selber hin287 – geht damit aber der Nachteil einher, dass Preispersonalisierung aufgrund einer Kombination verschiedener Faktoren nicht erkannt wird. Zudem war das Versuchsdesign naturgemäß wieder auf das Feststellen unmittelbarer Preispersonalisierung ausgerichtet, sodass mittelbare Konstellationen per se außen vor gelassen wurden.
Die Ergebnisse haben dennoch eine hilfreiche Aussagekraft: Preisänderungen aufgrund der getesteten Variablen traten im Regelfall nicht auf. Die Wechsel von Browser und Betriebssystem (Variable 1) blieben mit Blick auf die Preise gänzlich folgenlos. Die geographische Herkunft der Preisanfragen (Variable 2) zeitigte bei 197 von 200 untersuchten Anbietern keine relevanten Abweichungen. Die Methode von Staples stellt einen Fall von Preispersonalisierung dar: Je nach Aufenthaltsort des Nutzers wechselt der Preis, wohl in Abhängigkeit von der Entfernung zu Ladengeschäften von Konkurrenten. Das Verfahren ist denkbar simpel ausgestaltet und scheint keine weiteren personenbezogenen Daten des Kunden miteinzubeziehen. Es fällt aber unter den hier vertretenen Begriff von Preispersonalisierung, da der Preis (auch) in Abhängigkeit von dessen persönlichen Eigenschaften und vor dem Hintergrund der vermuteten Zahlungswilligkeit bestimmt wird. Die geografisch bedingte Diskriminierung durch Amazon.com und Steampowered.com hingegen fällt – soweit ersichtlich – nicht unter den Begriff der Personalisierung. Bei beiden Anbietern wurden die Preisunterschiede bei digitalen, in der Regel urheberrechtlich geschützten Gütern (E-Books und Computerspiele) festgestellt. Es steht stark zu vermuten, dass die festgestellten preislichen Unterschiede nichts mit der vermuteten Zahlungsbereitschaft der Kunden in den verschiedenen Ländern zu tun haben, sondern die Folge unterschiedlicher Lizenzierungskosten sind.288 Sofern diese Kosten bloß an die Kunden weitergereicht werden, liegt keine Preispersonalisierung vor. Das Vortäuschen von wohlhabenden bzw. preissensitiven Nutzerprofilen (Variable 3, Untersuchungsmethode 1) blieb gänzlich ohne preisliche Folgen. Im Rahmen der zweiten Untersuchungsmethode stellte sich heraus, dass zwei Anbieter-Seiten ihre Preise anpassen, wenn Kunden über die Verlinkung eines Preisvergleichsportals auf sie weitergeleitet werden. Dies deutet stark auf Preispersonalisierung hin, denn es ist naheliegend, dass Nutzer solcher Portale von Anbietern als eher preissensitiv eingeschätzt werden. Im Kontext der Preisvergleichsportale ist bemerkenswert, dass – ähnlich wie bei der Studie von Hannak et al. – Preispersonalisierung nur selten vorzukommen scheint (bloß zwei Anbieter waren betroffen). Die bei Shoplet.com gemessenen Preisunterschiede mit einem Mittelwert von 23 % wiesen allerdings eine durchaus beachtliche Höhe auf.

c. Mikians et al. (Fortsetzung 2013)

aa. Forschungsfragen und Methode
Mikians et al. setzten ihre Untersuchungen im Jahr 2013 mit einem Crowdsourcing-basierten Ansatz fort, also unter Mithilfe privater, über das Internet miteinander verbundener echter Nutzer.289 Dies hatte den Vorteil, dass die Nutzer mittels einer speziellen Browser-Applikation namens $heriff Hinweise liefern konnten, bei welchen Produkten bzw. Anbieter-Seiten Preisschwankungen auftreten. Zudem konnten die teilnehmenden Nutzer systematisch und in großem Ausmaß die von verschiedenen Anbietern verlangten Preise für die Forschergruppe zusammentragen.290 Die Idee dahinter war, dass mittels Crowdsourcing zunächst Anbieter herausgefiltert werden, bei denen es Hinweise gibt, dass sie Preispersonalisierungsmethoden einsetzen, um diese dann in einem zweiten Schritt gezielt und systematisch zu untersuchen. Die Ergebnisse von insgesamt 340 $heriff-Nutzern flossen in die Studie ein.
Mikians et al. haben verschiedene Forschungsfragen formuliert, welche mithilfe des gewählten Ansatzes beantwortet werden sollten. Im Kern ging es darum, festzustellen, bei welchen Anbietern und bei welchen Produktarten291 Preisschwankungen wie häufig und in welcher Höhe auftreten. Zudem wollte die Gruppe herausfinden, in welchen Fällen es sich bei den festgestellten Preisschwankungen um personalisierte Preise gehandelt hat (Abgrenzung zwischen echter Personalisierung und Noise) und von welchen individuellen Nutzereigenschaften die Personalisierung ggf. abhing (geographische Herkunft der Preisanfrage, vorheriges Surfverhalten etc.).292 Die Applikation $heriff funktionierte im Wesentlichen so, dass die teilnehmenden Nutzer auf allen von ihnen (nach eigenem Ermessen) besuchten Anbieter-Seiten den jeweils für ein Produkt verlangten Preis markieren und dadurch 14 gleichzeitige Preisanfragen von anderen, auf der ganzen Welt verteilten Rechnern auslösen.293 Der Anreiz, $heriff zu benutzen, bestand darin, zu sehen, ob „ihr“ Preis auch von anderen verlangt wird. Auf diese Weise konnten die Preise von gänzlich unterschiedlichen (auch weniger bekannten oder etwa eher regional ausgerichteten) Anbietern zuverlässig ausgelesen und die Webseiten zwecks Analyse heruntergeladen werden.
Im Zeitraum Januar bis März 2013 führten die (aus 18 Ländern stammenden) 340 Nutzer 1500 Preisanfragen durch.294 Insgesamt wurden auf diese Weise ganz unterschiedliche Produkte von 600 Anbieter-Seiten aus ganz verschiedenen Bereichen berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden technisch „bereinigt“ (um etwa die diversen Darstellungsformen für Zahlen und Datumsangaben angemessen zu berücksichtigen).295 Dann wählte die Forschergruppe im zweiten Schritt anhand dieser ersten Zwischenergebnisse 21 Anbieter aus, bei denen Preisschwankungen auftraten, um deren Preissetzungsmethoden gezielt und vertieft zu analysieren.296 Auf diesen Anbieter-Seiten wählten Mikians et al. nach dem Zufallsprinzip jeweils bis zu 100 Produkte aus und überprüften die Preise eine Woche lang jeden Tag. Auf diese Weise kam ein Datensatz mit insgesamt 188 000 Preisanfragen zustande. Dieser konnte dann mit Blick auf Preisschwankungen analysiert werden.
bb. Ergebnisse
Bei manchen der ausgewählten 21 Anbieter wurden bei allen getätigten Preisanfragen Preisschwankungen registriert.297 Bei der Mehrheit der Anbieter lagen die Werte nahezu bei 100 % und wurden von den Autoren dementsprechend als beständiges und reproduzierbares Phänomen bezeichnet. Die Größe der Schwankungen betrug bei den meisten Anbietern zwischen 10 und 30 %.298
Als nächstes wurden die vorliegenden Daten dahingehend analysiert, ob Korrelationen zwischen der absoluten Höhe der einzelnen Produktpreise und dem Ausmaß an Preisschwankungen festgestellt werden können. Es wurde damit also ein anderer Blickwinkel eingenommen: weg von den Anbietern, hin auf die einzelnen Produkte. Für jedes einzelne Produkt eines Anbieters wurden die bei ihm festgestellten Preisschwankungen ins Verhältnis zum niedrigsten bei ihm festgestellten Preis gesetzt.299 Es hat sich gezeigt, dass Preisschwankungen in allen Preisklassen auftreten. Im Schnitt fallen sie in der Relation aber eher geringer aus, je teurer das untersuchte Produkt ist: Bei Produkten in den unteren Preisklassen (unter 100 $) traten teilweise Schwankungen um das 3-fache auf. Im Bereich um die 1000 $ schwankten Preise bis auf das Doppelte des niedrigsten gemessenen Wertes. Sobald die Produkte bei Anbietern im Minimum einige tausend Dollar gekostet haben, erreichten die Preisschwankungen wohl in keinem Fall den anderthalbfachen Wert des niedrigsten gemessenen Preises.300
Die Datenanalyse widmete sich auch der Frage, ob ein Zusammenhang besteht zwischen Preisschwankungen und der jeweiligen geographischen Herkunft der Preisanfrage. Wie bereits eingangs beschrieben, wurden pro Produkt und Anbieter jeweils 14 zusätzliche, automatisierte Test-Abfragen von verschiedenen Standorten aus301 vorgenommen, sobald ein $heriff-Nutzer einen Preis bei einem konkreten Anbieter markiert hatte. Für jedes einzelne Produkt wurde analysiert, in welchem Verhältnis etwaige örtlich bedingte Preisunterschiede zum niedrigsten (beim gleichen Anbieter) gemessenen Preis stehen. Diese ortsübergreifende Analyse hat ergeben, dass Kunden aus den USA und Brasilien eher niedrigere Preise zu sehen bekommen als europäische. Innerhalb der getesteten europäischen Städte war das finnische Tampere die teuerste. Dies hat sich auch bestätigt, als die Datensätze anbieterübergreifend spezifisch mit Blick auf Tampere untersucht wurden.302 Generell haben sich durchaus Preisunterschiede in Abhängigkeit von der geographischen Herkunft der Preisanfrage gezeigt. Preisanfragen aus New York haben beispielsweise in der Regel höhere Werte ergeben als solche aus Chicago – bei Boston und Los Angeles hingegen wurden zumeist gleiche Werte gemessen. Teilweise waren bestimmte Orte bei manchen Produkten besonders teuer, dafür waren andere Produktkategorien im Schnitt billiger. Mit dem Blick auf konkrete Anbieter waren diese Ergebnisse aber nicht mehr unbedingt gültig – die „Preispolitik“ der einzelnen Anbieter scheint also, wie zu erwarten war, durchaus zu schwanken. Bemerkenswert ist auch, dass etwa Amazon.com innerhalb der USA stets die gleichen Preise verlangt hat. Bei Anfragen aus dem Ausland haben diese sich aber verändert.303 Generell lässt sich festhalten, dass die geographische Herkunft der Preisanfrage wohl durchaus eine Rolle für die Preishöhe spielen kann. Darüber hinausgehende, verallgemeinerungsfähige Aussagen lassen sich aus den gefundenen Ergebnissen aber nicht ableiten.
Zuletzt untersuchten Mikians et al. die Rolle von künstlich generierten Nutzerprofilen. Wie bereits in ihrer vorangegangenen Studie imitierten sie dafür das Surfverhalten von besonders wohlhabenden sowie besonders preissensitiven Nutzern. Sie nahmen die Preisanfragen mit diesen Profilen immer zeitgleich und vom selben Ort aus vor. Die Datenanalyse ergab dabei keinerlei Preisunterschiede: Ein Zusammenhang zwischen Profil und Preisanfrage war nicht feststellbar. Einzig auf Amazon.com angebotene Kindle E-Books variierten im Preis – ähnlich wie bereits in der vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2012. Allerdings waren mit Blick auf die Preisschwankungen kein Muster und auch keine Gründe für ihr Auftreten erkennbar.304
cc. Wertende Zusammenfassung
Die Studie von Mikians et al. liefert teilweise wertvolle Erkenntnisse – kann zur Diskussion über das Vorkommen personalisierter Preise aber doch nur bedingt beitragen. Der Einsatz von Crowdsourcing als Methode ist begrüßenswert. Die Auswahl der untersuchten Seiten ist damit potenziell größer und veranlasst auch die Analyse der Preissetzungsmethoden solcher Anbieter, die ansonsten möglicherweise unentdeckt geblieben wären. Im Ergebnis zeigt sich, dass Preisschwankungen durchaus vorkommen und es gibt Hinweise, dass diese teilweise als Personalisierung qualifiziert werden können.
Zugleich gibt es mehrere Umstände, die die gefundenen Ergebnisse gleichsam relativieren. Die Auswahl der in den Blick genommenen Seiten war von vornherein auf diejenigen 21 von 600 beschränkt, die preisliche Auffälligkeiten gezeigt hatten. Die Ergebnisse betreffen damit nur einen kleinen Ausschnitt der im Rahmen der Studie von den Nutzern der $heriff-Applikation erfassten Anbieter-Seiten. Sie dürften damit gerade nicht auf die nicht näher untersuchten Seiten übertragbar sein. Auch war wieder nur Preispersonalisierung in Form der unmittelbaren Abänderung des Preises, der Kunden online angezeigt wird, Gegenstand der Untersuchung. Die Erkenntnis, dass Preisschwankungen bei den getesteten Anbietern in hoher Frequenz auftreten, ist als solche zunächst nicht überraschend: Noise ist ein bekanntes Phänomen, das aus unterschiedlichen Gründen auftritt und die Schwankungen ganz oder teilweise erklären kann. Solange diese nicht klar als Noise oder als Preispersonalisierung qualifiziert werden können, wohnt der Feststellung ihres Vorkommens nur relativ wenig Aussagekraft inne. Leider haben Mikians et al. das Versuchsdesign anders ausgestaltet als Hannak et al., die Noise als „preisliches Grundrauschen“ in ihrer zeitlich nachgelagerten Studie deutlich gemacht und gezielt herausgefiltert haben. Auf diese Weise hätten auch Mikians et al. Preispersonalisierung von bloßen Preisschwankungen abgrenzen können. So ist auch die Erkenntnis, dass Preisschwankungen im unteren Preissegment in der Relation höhere Werte erreichen als bei hochpreisigen Produkten, im Kontext von Preispersonalisierung nur bedingt hilfreich, da die Gründe für die Schwankungen nicht bekannt sind. Hinzu kommt, dass die auf den ersten Blick hohen Ausschläge der gemessenen Preise Maximalwerte sind: Auch wenn im niedrigeren Preissegment teilweise Preisausschläge um das 3-Fache gemessen wurden, handelte es sich dabei wohl eher um Einzelfälle.305 Die Aussage, dass mit dem steigenden Preis des Produktes die Preisschwankungen in der Relation niedriger ausfallen, kann also nur als eher allgemeine Faustformel Bestand haben.
Es ist bemerkenswert, dass die Erschaffung künstlich generierter Nutzerprofile, welche besonders wohlhabende sowie besonders preissensitive Nutzer abbilden, keine Auswirkungen auf die Preise hatte. Dies gilt vor allem, wenn man bedenkt, dass auf den besuchten Seiten in der Mehrheit der Fälle Tracking-Tools (wie etwa Google Analytics) zum Einsatz kamen. Diese hätten eine seitenübergreifende Verfolgung der Nutzer zwecks Preispersonalisierung ohne Weiteres ermöglicht.306 Freilich ist allerdings auch fraglich, in welchem Ausmaß das (hier als alleinige Variable verwendete) Surfverhalten des Einzelnen überhaupt darüber Auskunft geben kann, wie vermögend er ist oder – aus Sicht der Anbieter vermutlich relevanter – wo im Einzelfall sein Reservationspreis liegt. Aussagekräftiger dürfte die Berücksichtigung von tatsächlich getätigten Käufen des Einzelnen sein. Es steht zu erwarten, dass die Analyse des Surfverhaltens dahingegen höchstens tendenzielle Hinweise geben kann: Auch ein preissensitiver Nutzer mit niedrigem Einkommen kann Webseiten aus dem Luxusgütersegment besuchen, ohne dass dies zwingend bedeutet, dass er sich diese Güter auch tatsächlich leisten könnte. Zudem geht es bei der individuellen Zahlungsbereitschaft nicht nur um das „Können“, sondern gerade auch um das „Wollen“. Die individuelle Wertschätzung eines Produktes im Einzelfall hängt also von vielen verschiedenen, komplex miteinander verknüpften Faktoren ab. Dennoch ist es bemerkenswert, dass das Surfverhalten der einzelnen Nutzer gar keine preislichen Auswirkungen gezeitigt hat. Immerhin ist dieses verhältnismäßig leicht feststellbar und wäre damit trotz der genannten Überlegungen ein durchaus denkbarer Ansatzpunkt für Preispersonalisierung.

5. Zusammenfassung

a. Allgemeine Überlegungen

Die Anzahl an wissenschaftlichen Studien, die sich ausführlich mit dem tatsächlichen Vorkommen von Preispersonalisierung im Online-Handel beschäftigt haben, ist überschaubar. Dies mag an der hohen Komplexität und Fehleranfälligkeit der dafür notwendigen Erhebungen liegen, die – wie sich vor allem an der Studie von Hannak et al. gezeigt hat – ein aufwändiges Versuchsdesign notwendig machen, um aussagekräftige Ergebnisse zu produzieren. Die Analyse der vorliegend beschriebenen Studien zeigt, dass dem Nachweis von Personalised Pricing verschiedene methodische Probleme inhärent sind, die nicht ohne Weiteres gelöst werden können. Im Kern geht es letztlich immer darum, zu prüfen, ob in Abhängigkeit von der (vermuteten) Zahlungsbereitschaft des jeweiligen Kunden für das gleiche Gut (bzw. die gleiche Dienstleistung) im gleichen Zeitpunkt verschiedene Preise verlangt werden. Solange die zum Einsatz kommenden Algorithmen – und damit die die Preissetzung bestimmenden Konzepte – nicht bekannt sind, müssen Studienersteller indirekt arbeiten: Sie sind darauf angewiesen, das (etwaige) Vorkommen von Preispersonalisierung empirisch mittels kontrollierter Preisanfragen festzustellen.

b. Technische und methodische Herausforderungen

Um Preispersonalisierung sicher als solche erkennen und reproduzierbar nachweisen zu können, ist es zwingend notwendig, Noise – im Kontext dieser Arbeit verstanden als Preisschwankungen, die nicht auf Personalisierung zurückzuführen sind – aus den gefundenen Messwerten herauszufiltern. Eine Methode, die die Abgrenzung zwischen Noise und Preispersonalisierung nicht zuverlässig ermöglicht, kann nur tendenzielle, nie aber sichere Ergebnisse produzieren. Methodisch unproblematisch sind Preisschwankungen, die im Laufe der Zeit auftreten. Diese können leicht herausgefiltert werden, indem Preisanfragen exakt zeitgleich ausgeführt werden. Doch auch bei Berücksichtigung dieser zeitlichen Komponente tritt Noise auf, wie vor allem Hannak et al. überzeugend nachgewiesen haben: Auch exakt gleiche, zeitgleiche Anfragen können online mit unterschiedlichen Preisen beantwortet werden, z. B. wenn von zwei Rechnern aus die Anfragen zeitgleich gesendet, aber von verschiedenen, unzureichend synchronisierten Rechenzentren bearbeitet werden. Dieser und andere Gründe (und hierbei vor allem die online oftmals mit hoher Frequenz vorkommenden dynamischen Preisanpassungen307) führen dazu, dass Verbraucher online oftmals zu Unrecht personalisierte Preise zu sehen glauben, etwa wenn sich nach mehrmaligem Aufrufen einer Anbieter-Seite die Preise verändern.308 So wurden beispielsweise im Rahmen der von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen Studie 21 734 Versuchsteilnehmer befragt, ob sie bereits einmal schlechte Erfahrungen mit Preispersonalisierung gemacht hätten („Have you had any bad experiences related to Personalised Pricing?“).309 Von allen Teilnehmern antworteten 12 % mit Ja. Innerhalb der Untergruppe von 9798 Teilnehmern, die von sich selber angaben, zumindest ein gewisses Verständnis des Begriffs Preispersonalisierung zu haben, antworteten sogar 20 % mit Ja.310 Diese subjektive Wahrnehmung entspricht bei Weitem nicht dem tatsächlichen Vorkommen von Preispersonalisierung. Die deutlich höhere Rate an Ja-Antworten innerhalb der Untergruppe scheint vor diesem Hintergrund zunächst paradox: Es wäre zu erwarten, dass sachkundigere Versuchsteilnehmer wissen, dass Preisschwankungen nicht notwendig mit Personalisierung gleichzusetzen sind. Allerdings kann dieses Ergebnis auch so erklärt werden, dass in dieser Gruppe dem Thema Personalisierung allgemein mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und schlicht ein größeres Bewusststein für die technischen Möglichkeiten besteht. Da es für Endverbraucher oftmals nahezu unmöglich ist, Preispersonalisierung zweifelsfrei als solche zu erkennen und von anderen Gründen für schwankende Preise abzugrenzen, verwundert die höhere Rate an Ja-Antworten nicht. All dies zeigt, dass die eigentliche Herausforderung für die Studienersteller darin besteht, den Nachweis der Kausalität zwischen bestimmten, vom Anbieter erkennbaren Eigenschaften einer Person und darauf aufbauender Preispersonalisierung zu erbringen.
Zu dieser technisch-methodischen Problematik kommen weitere Schwierigkeiten hinzu. Ein Spannungsfeld ergibt sich, sobald Anbieter auf Preispersonalisierung anhand bestimmter, bereits im Vorfeld fest definierter Variablen hin überprüft werden (so etwa, wenn der verwendete Browser bzw. das Endgerät als einzige Variable abgewandelt wird). Auf diese Weise kann zwar die Kausalität zwischen Abwandlung der Variable und damit einhergehender Änderung des Preises ggf. zielgerichtet und reproduzierbar nachgewiesen werden. Der Erkenntnisgewinn erstreckt sich dann aber logischerweise auch nur auf Abwandlungen, die mit diesen Variablen in Zusammenhang stehen. Andere Variablen, die Anbieter eventuell zur Personalisierung von Preisen heranziehen, können gar nicht als solche erkannt werden. Auch ist durchaus denkbar, dass Preispersonalisierung erst bei einer Kombination bestimmter Variablen (etwa das verwendete Endgerät in Verbindung mit dem vorherigen Surfverhalten und der Uhrzeit) zum Tragen kommt – dies entspricht konzeptionell dem Prinzip der Gruppenbildung, das beim Profiling, und damit auch beim Personalisieren von Preisen, zum Einsatz kommt. Wenn ein Versuchsdesign allerdings so konzipiert ist, dass Variablen nur isoliert untersucht werden, können Kombinationen wie die beschriebene per se nicht erkannt werden.311 Dieses Dilemma zeigt sich wieder besonders in der Studie von Hannak et al.: In ihrem ersten Teil konnte die Forschergruppe (durch den Einsatz echter Test-Nutzer) feststellen, dass Preispersonalisierung stattfindet – aber nicht, warum. Im zweiten Teil konnte der Einfluss ausgewählter, einzelner Variablen bestimmt werden. Die dortigen Erkenntnisse waren aber von ihrer Aussagekraft her dementsprechend begrenzt.
Auch wenn bei kontrollierter Abwandlung einzelner (oder kombinierter) Variablen Preisunterschiede ausbleiben, bedeutet dies nicht zwingend, dass keine Preispersonalisierung stattfindet: Es ist denkbar und durchaus konsequent, dass Preissetzungsmechanismen in bestimmten Situationen trotz Abänderung von Variablen den gleichen Preis als Endergebnis generieren, in anderen Konstellationen den Preis aber abwandeln würden. Dies zeigt, dass aussagekräftige Ergebnisse nur dann erzielt werden können, wenn eine hohe Anzahl an Preisanfragen stattfindet und zudem möglichst verschiedene, aussagekräftige Variablen abgeprüft werden. Darüber hinaus ist unklar, inwiefern Anbieter in der Lage sind, strukturierte Preisanfragen als solche zu erkennen und, um Schaden von ihrer Reputation abzuhalten, Preispersonalisierung in diesen Fällen zu verschleiern oder bewusst zu unterlassen.

c. Unmittelbare Preispersonalisierung methodisch greifbar

Die vorliegenden Einzelfälle und Studien beziehen sich allesamt auf Fälle unmittelbarer Preispersonalisierung – also auf die Situation, dass der Kunde auf der Anbieter-Seite direkt einen modifizierten Preis zu sehen bekommt, der ggf. von den Preisen für andere Kunden abweicht. Personalised Pricing tritt aber auch in anderen Formen auf: Anbieter können preissensitive Kunden beispielsweise über Gutscheine zum Kauf animieren, welche sie diesen per E-Mail zusenden oder mittels Pop-up-Fenstern beim Surfen zukommen lassen. Auf diese Weise nähern sie den verlangten Preis mittelbar an den Reservationspreis an. Derlei Vorgehensweisen sind von den hier analysierten Studien aber per se nicht erfasst, da sie mit den eingesetzten Methoden nicht automatisiert und in großem Umfang erhoben werden können. Gleiches gilt für Fälle von Preispersonalisierung, die mit Produktpersonalisierung einhergehen: Da immer nur das exakt gleiche Produkt automatisiert auf Preisunterschiede untersucht werden kann, ist auch diese Vorgehensweise nicht mit den gewählten Methoden greifbar. Wie sich aber bereits gezeigt hat, ist mittelbare Preispersonalisierung für Anbieter die attraktivere Wahl. Diese Art der Preiskommunikation führt nämlich dazu, dass Kunden die Preissetzung eher nicht als unfair empfinden und dem Anbieter negativ anlasten. Die festgestellte Zurückhaltung beim Einsatz unmittelbarer Preispersonalisierung kann damit zu einem bedeutenden Teil mit strategischen Erwägungen erklärt werden.312

d. Mittelbare Preispersonalisierung methodisch kaum greifbar

Das genaue Ausmaß des praktischen Vorkommens mittelbarer Preispersonalisierung bleibt unklar. Im Vergleich zur Feststellung unmittelbarer Preispersonalisierung ist es nochmals bedeutend komplexer und aufwändiger – und vermutlich nahezu gänzlich unpraktikabel –, ihr Vorkommen systematisch und mit einer großen Bandbreite an untersuchten Anbietern zu erheben. Dies liegt daran, dass mittelbare Preispersonalisierung auf ganz verschiedene Art und Weise implementiert werden kann: Über Produktpersonalisierung, über Bundling (mehrere Produkte werden als für den Kunden individualisiertes Paket angeboten, wobei die Einzelposten je nach Preissensitivität anders veranschlagt werden), über Einräumung von Rabatten/Boni, über gezielte Ansprache mittels zeitlich begrenzter Angebote bzw. über verschiedene Kanäle etc. Diese unterschiedlichen Preissetzungsmethoden müssten alle konkret definiert und im Versuchsdesign berücksichtigt werden. Dieses müsste zugleich auch die Abgrenzung von Noise und Preispersonalisierung methodisch sicherstellen. Ist dies bei unmittelbarer Personalisierung zumindest mit einigem Aufwand313 noch möglich, dürfte der nötige Nachweis der Kausalität zwischen Eigenschaften des Kunden und mittelbar angepasstem Preis ohne Kenntnis der internen Entscheidungsabläufe der Anbieter „von außen“ nahezu unmöglich sein. Dies gilt vor allem dann, wenn die Personalisierung situativ in Abhängigkeit vom Zeitablauf vorgenommen wird, etwa bei Zusendung eines Gutscheins an noch zögernde Kunden: Ob die Absenkung des Preises tatsächlich mit der Zahlungsbereitschaft des Kunden zusammenhängt oder auch mit anderen Faktoren begründet ist, ist im Rahmen einer Studie nicht sicher feststellbar. Generell gilt, dass eine hohe Zahl an Preisanfragen vorgenommen werden muss, um aussagekräftige und statistisch signifikante Ergebnisse zu generieren.
Die Zusendung eines Gutscheins kann etwa eine allgemeine Maßnahme zur Steigerung des Umsatzes sein. Sie kann auch als Mittel dienen, einen Kunden, der länger nichts gekauft hat, wieder zurückzugewinnen. Preispersonalisierung liegt in beiden Fällen nicht vor, da nicht auf seine Zahlungsbereitschaft, sondern auf andere individuelle Faktoren oder allgemeine Überlegungen abgestellt wird. Eine automatisierte Erhebung kann diese qualitative Unterscheidung kaum leisten. Ähnlich ist das Problem bei Produktpersonalisierung gelagert. Dort kommt es bei der Feststellung, ob Preispersonalisierung vorliegt, auf die Relation zwischen den dem Anbieter entstehenden Kosten und dem von ihm veranschlagten Preis an.314 Belastbare Aussagen können ohne Kenntnis der internen Kostenstruktur per se nicht getroffen werden.

e. Nur grobe Formen nachweisbar

Trotz dieser methodischen Einschränkungen deuten die Studien stark darauf hin, dass Personalised Pricing – sowohl in mittelbarer als auch in unmittelbarer Form – im Online-Handel momentan nur eine sehr seltene Erscheinung ist.315 Nur in wenigen Ausnahmefällen wurde unmittelbare Preispersonalisierung als institutionalisierte, reproduzierbare Vorgehensweise dokumentiert, beispielsweise bei Staples (Preissetzung in Abhängigkeit von der physischen Entfernung des Kunden von Konkurrenten), Travelocity (reduzierte Preise für iPhone-Nutzer in 5 % der Fälle) und bei verschiedenen Anbietern, wenn ihre jeweilige Seite über ein Preisvergleichsportal angesteuert worden war. Der Regelfall war aber, dass Preispersonalisierung nicht nachweisbar war. Dies ergibt sich vor allem aus dem ersten Teil der Studie von Hannak et al., in dem ergebnisoffen und unabhängig von einzelnen Variablen das Vorkommen von Preispersonalisierung getestet wurde. Die übrigen Studien bestätigen allesamt dieses Ergebnis.
In der Gesamtschau der Studien – und auch mit dem Blick auf die dokumentierten (freilich eher anekdotischen) Einzelfälle – verdichten sich die Hinweise dahingehend, dass Preispersonalisierung in der Praxis eher von einzelnen Variablen, nicht aber von komplexen Formen des Profilings abhängig gemacht wird. Bei Staples war der entscheidende Faktor – soweit erkennbar als einziges Kriterium – der Aufenthaltsort des Kunden. Amazon.com änderte den Preis in Abhängigkeit davon, ob der jeweilige Kunde die Seite zum ersten Mal besuchte. Verschiedene Anbieter verlangten bei Weiterleitung von Preisvergleichsportalen andere (in der Regel niedrigere) Preise als bei direktem Ansteuern. Travelocity wiederum reduzierte in wenigen Fällen, aber auf strukturell implementierte Weise, die Preise für iPhone-Nutzer. Bei all diesen – rein beispielhaft genannten und nicht abschließenden – Fällen wurde jeweils von einer einzelnen dem Anbieter vorliegenden Information auf die Zahlungsbereitschaft der jeweiligen Kunden rückgeschlossen. Davon zu trennen ist die Frage, warum die jeweiligen Variablen mit Preisänderungen gekoppelt waren. Sie kann mit den Methoden der oben analysierten Studien nicht beantwortet werden: Diese können nur feststellen, ob (und ggf. in welchem Ausmaß) Preisänderungen in Abhängigkeit von bestimmten Variablen auftreten – aber nicht, was den jeweiligen Anbieter gerade zu dieser Verknüpfung zwischen Variable und Preis bewogen hat.
Die Erwägungen, aufgrund derer Anbieter ihre Preise gerade in Abhängigkeit von bestimmten kundenspezifischen Variablen anheben oder absenken (und nicht aufgrund von anderen), sind spekulativer Natur. Ohne Kenntnis der internen Entscheidungsfindungsprozesse ist es kaum möglich, eindeutig zu bestimmen, wie die Überlegungen, die diesen „Preissetzungsregeln“ zugrunde liegen, zustande gekommen sind. Es wäre denkbar, dass die Regeln der Umsetzung von Erkenntnissen dienen, die nach ausführlichen Datenanalysen, Profiling und dementsprechender Gruppenbildung hervorgetreten sind. Gleichermaßen denkbar wäre es, dass die Preissetzungsregeln keine solchen statistisch-analytischen Erkenntnisse widerspiegeln, sondern eher auf kaufmännischer Erfahrung oder A/B-Tests basieren – oder auf einer Kombination verschiedener solcher Erwägungen bzw. Erfahrungen. Tatsächliche und rechtliche Einschränkungen (zu wenig Datenmaterial vorhanden, datenschutzrechtliche Vorgaben etc.) setzen dem Handlungsspielraum zudem Grenzen.
Bei Staples wurde die Zahlungsbereitschaft wohl mit der Wettbewerbssituation „vor Ort“ in Relation gesetzt. Dies wäre durchaus logisch: Der Reservationspreis ist keine isolierte, starre Eigenschaft eines Menschen, sondern hängt auch von äußeren Faktoren (wie eben den von anderen Anbietern verlangten Preisen) ab, welche die Wertschätzung eines Produktes oder einer Dienstleistung beeinflussen. Amazon.com ging wohl davon aus, dass Bestandskunden eher ohne weitere Preisrecherche direkt auf der eigenen Seite kaufen und nicht mehr durch niedrigere Preise überzeugt werden müssen. Die niedrigeren Preise für Neukunden sind vergleichbar mit einem Erstkundenrabatt. Amazon.com stolperte aber über die ungeschickte Preiskommunikation: Gutscheine für Erstkunden sind eine von Kundenseite ohne Weiteres akzeptierte Praxis, wenn sie transparent als solche kenntlich gemacht wird. Das „heimliche“ Anpassen des Preises war hingegen ein schweres Marketing-Versagen. Im Kontext der niedrigeren Preise für iPhone-Nutzer (Travelocity) spekulierten Hannak et al., dass diese dazu dienten, den Absatz im (zum damaligen Zeitpunkt) stark wachsenden Marktsegment der mobilen Smartphone-Nutzer auszuweiten.316 Diese Spekulation deckt sich mit den Ergebnissen der Studie, die im Auftrag des BMJV erstellt wurde: Dort hat sich gezeigt, dass Anbieter auf Booking.com häufig einen Rabatt in Höhe von etwa 10 % einräumen, wenn eine Unterkunft über ein mobiles Endgerät gebucht wird. In diesem Fall lag mittelbare Preispersonalisierung vor, da die Preisreduktion offen kommuniziert wurde. Die (teilweise) niedrigeren Preise beim Ansteuern von Anbieter-Seiten über Preisvergleichsportale lassen sich aus Sicht der Anbieter mit mehreren, durchaus kumulativ gültigen Überlegungen erklären. Das Wissen, dass ein Kunde vor dem Besuch der eigenen Seite ein Preisvergleichsportal besucht und dieses ihn weitergeleitet hat, deutet zunächst per se auf eine erhöhte Preissensitivität hin: Kunden, die diese Portale nutzen, dürften den Produktpreis in der Regel zumindest als einen wichtigen Faktor im Rahmen ihrer Kaufentscheidung betrachten und auf der Suche nach einem günstigen Preis sein.317 Hinzu kommt, dass es für Anbieter generell – und vor allem auch über den Kauf des einzelnen Produkts hinaus – attraktiv ist, auf ihrer Seite Traffic zu generieren: Je mehr Kunden mit niedrigen Preisen auf die Seite „gelockt“ werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese zu diesem oder einem späteren Zeitpunkt auch tatsächlich etwas kaufen. Dies gilt zunächst für das vom Kunden ursprünglich gesuchte Produkt an sich, aber auch für zukünftige Käufe. Ein anderer Grund mag schlicht sein, dass es für Anbieter attraktiv ist, im Ranking der Preisvergleichsportale möglichst weit oben zu stehen: Es ist lukrativer, ein Produkt im Einzelfall mit einem niedrigeren Gewinn zu verkaufen als gar nicht.
Alle diese Vorgehensweisen fallen unter den Begriff Preispersonalisierung: Mit einer vom Anbieter erkannten Eigenschaft des Kunden wird seine vermutete Zahlungsbereitschaft in Relation gesetzt und der Preis dementsprechend angepasst. Gleichwohl ist die Form der Umsetzung denkbar simpel und vereinfachend: Es handelt sich zwar um die Bildung eines Kundenprofils. Dieses weist aber nicht einmal ansatzweise die Komplexität auf, die in der Theorie technisch möglich wäre. Die Gruppenbildung findet statt, ist aber von minimaler Komplexität und besteht nicht etwa darin, zielgenau die für den Kunden passende Gruppe (und mithin den passenden Preis) auszuwählen, sondern erschöpft sich in der Bejahung oder Verneinung einzelner Variablen.

f. Erklärung anhand des 3-stufigen Modells

Die gefundenen Ergebnisse lassen sich mit dem im Rahmen dieser Arbeit skizzierten 3-stufigen Modell untersuchen und teilweise erklären. Im Kern hat sich gezeigt, dass die Erkenntnisse aus der Praxis stark darauf hin deuten, dass unmittelbare Preispersonalisierung nur sehr selten vorkommt und momentan nicht als sektor- und anbieterübergreifendes, etabliertes Phänomen bezeichnet werden kann. Wenn sie vorkommt, erschöpft sie sich in der Regel darin, dass die Personalisierung nur aufbauend auf einer einzelnen Variablen – anders formuliert: einer einzelnen dem Anbieter über den Kunden vorliegenden Information – in die Tat umgesetzt wird. Angesichts der drei Stufen des Modells einerseits und der bereits in der Theorie skizzierten, in der Praxis erwartbaren Probleme318 andererseits ist dies schlüssig erklärbar. Vor allem die erste und die dritte Stufe spielen dabei eine Schlüsselrolle.
Vor dem Hintergrund der ersten Stufe – Sammlung abstrakter Vergleichsdaten und personenbezogener Daten über den Kunden – hat sich gezeigt, dass die untersuchten Unternehmen bevorzugt auf Variablen abstellen, die sich aus Informationen ergeben, welche sie ohne Weiteres und grundsätzlich bei jedem Kunden selbst erheben können: Aus IP-Adresse und MAC-Kennung lassen sich etwa der physische Aufenthaltsort des Kunden (Staples) sowie das verwendete Endgerät auslesen (Travelocity). Die Weiterleitung von einem Preisvergleichsportal kann leicht aus dem sog. Referrer Header ausgelesen werden. Amazon.com bediente sich – im Jahr 2000 noch in den Anfängen des Online-Handels und der technischen Möglichkeiten – eines simplen Cookies, das auf dem Rechner des jeweiligen Kunden gespeichert war. Alle diese – angesichts der sich konstant änderndern technischen Rahmenbedingungen bei weitem nicht abschließenden – Beispiele haben gemeinsam, dass der Anbieter zur Personalisierung des Preises nicht auf externe Datenquellen oder eigene Datensammlungen zugreift. Stattdessen zieht er Informationen heran, die er bei jedem Kunden, der die Seite besucht, selber und bereits im Moment des Aufrufs der Seite auslesen kann. Insofern handelt er autark. Ein Zusammenführen und Kombinieren von Daten aus verschiedenen (externen) Quellen mit dem Ziel der individualisierten Preissetzung scheint nicht oder nur in geringem Maße in Echtzeit vorzukommen.
In der Praxis nutzen Anbieter also primär singuläre, inhaltlich simple Informationen. Unklar ist hingegen, in welchem Ausmaß die Anbieter im Einzelfall tatsächlich Zugriff auf Informationen über einzelne Kunden haben. Anders formuliert stellt sich die Frage, ob die Datennutzung (sich niederschlagend in der Personalisierung von Preisen) deshalb so spärlich ausfällt, weil nur so wenige Informationen verfügbar sind, oder ob andere Gründe dafür kausal sind. Das quantitative Ausmaß der gegebenen Zugriffsmöglichkeiten könnte durchaus weit über die Daten hinausgehen, die im Kontext von Preispersonalisierung tatsächlich genutzt werden und Auswirkungen auf Preise haben. Hilfreich sind in diesem Kontext die im Rahmen verschiedener Studien durchgeführten Tests dahingehend, ob ein Zusammenhang besteht – und ggf. welcher – zwischen dem Surfverhalten der Kunden und der Höhe der ihnen abverlangten Preise. Auf dem Surfverhalten des Einzelnen basierende Preispersonalisierung konnte in keinem einzigen Fall nachgewiesen werden. Ganz anders hingegen waren die Ergebnisse gelagert, wenn Search Discrimination im Fokus der Untersuchung stand: Eine individuelle Anpassung der Reihung der Suchergebnisse konnte, sofern auf den zum Test eingesetzten Rechnern Tracking nicht geblockt war, in vielen Fällen festgestellt und mit dem Surfverhalten der Nutzer in eine Kausalbeziehung gesetzt werden. Die Anbieter hatten also Zugriff auf die für die Personalisierung notwendigen Daten, welche das Surfverhalten widerspiegeln und durch seitenübergreifendes Tracking gesammelt wurden. Diese Daten konnten oder wollten sie aber nicht zum Zwecke der Preispersonalisierung, sondern nur zur Personalisierung der Reihung der Suchergebnisse oder für zielgerichtete Werbung (Targeted Advertising) einsetzen. Auf der ersten Stufe lagen also deutlich mehr potenziell auch zum Zwecke des Personalised Pricings nutzbare Informationen vor, als dann tatsächlich zum Einsatz kamen. Anders formuliert war das Ausmaß des dem Anbieter gegebenen Datenzugangs größer als die tatsächliche Nutzung dieser Daten. Dies überrascht zunächst angesichts der Gewinnsteigerung, die mit der Personalisierung potenziell einhergeht. Die bereits diskutierte Studie von Shiller hat etwa gezeigt, dass Netflix bei Auswertung des Surfverhaltens seiner Nutzer eine Gewinnsteigerung von 12,2 % realisieren könnte.319 Weitere Daten, etwa aus externen Quellen, mussten für dieses (hypothethische und nicht zwingend auf andere Sachverhalte übertragbare) Ergebnis nicht hinzugezogen werden.320 Aus diesen Erkenntnissen lässt sich im Umkehrschluss ableiten, dass sich aus Gründen, die auf der zweiten oder dritten Stufe zu verorten sind, ergeben haben muss, dass diese dem Anbieter grundsätzlich vorliegenden Informationen nicht für Personalised Pricing genutzt werden sollen oder können. Insofern fand eine bewusste Verkleinerung des Ausmaßes der Datennutzung statt.
Die zweite Stufe – Berechnung des Reservationspreises mittels Profiling – nimmt eine Scharnierfunktion ein. Sie verbindet die erste und die dritte Stufe miteinander. Stufe 1 setzt ihr Grenzen: Die Berechnung des Reservationspreises ist auf das vorhandene und nutzbare Datenmaterial angewiesen. Je weniger Daten vorhanden sind (bzw. je weniger der vorhandenen Daten verarbeitet werden können oder dürfen), desto ungenauer ist das Ergebnis, das auf der zweiten Stufe generiert werden kann. Die (abstrakte) Bildung von und die (einzelfallbezogene) Einordnung in Vergleichsgruppen wird zwangsläufig immer grobkörniger und ungenauer, je weniger Informationen als Datengrundlage dienen. Ein weitgehender Verzicht auf die Bezugnahme zu abstrakten Vergleichsgruppen würde die Qualität und Aussagekraft des Ergebnisses bedeutend absenken. In jedem Fall ist das Resultat der zweiten Stufe ein bloßer Wahrscheinlichkeitswert. Das gefundene Ergebnis (ausgedrückt als Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe; als bestimmter, vermuteter Reservationspreis; als für den Kunden vermutlich akzeptable Preisspanne) mündet aber nicht zwangsläufig darin, dass ein dementsprechender Preis dem Kunden tatsächlich auch in dieser Höhe bzw. Preisspanne unmittelbar oder mittelbar kommuniziert wird. Die Entscheidung, welcher Preis auf welche Weise vom Kunden verlangt wird, wird erst auf der dritten Stufe getroffen. Dabei bestimmen zwei maßgebliche Gesichtspunkte sowohl die Entscheidung als solche als auch die Modalitäten ihrer Ausführung: Die Preiskommunikation und, abhängig von der Wettbewerbssituation, die maximal durchsetzbare Preishöhe.321 Vor allem angesichts dieser beiden Punkte lässt sich erklären, warum Preispersonalisierung in der Praxis so selten und primär basierend auf solch simplen Parametern zum Einsatz kommt.
Das Problem der zuverlässigen Identifizierung einzelner Kunden,322 hier thematisiert als Frage der Preiskommunikation, erklärt die Auswahl der herangezogenen Variablen. Anbieter scheinen besonders häufig auf Informationen abzustellen, die sie „an Ort und Stelle“ selber erheben und sofort dementsprechend handeln können.323 Sie müssen dafür nicht auf andere Datenquellen zugreifen, sondern können stattdessen den Preis auf ihrer Seite direkt anpassen. Auch kann mit dieser Methode die Situation vermieden werden, dass Anbieter Kunden verwechseln und ihnen den „falschen“ – also zu hohen oder zu niedrigen – Preis zuweisen. Durch diese grobe Selektierung anhand simpler Merkmale entfernt Preispersonalisierung sich in der Praxis deutlich vom theoretisch gezeichneten Bild komplex individualisierter, kundenspezifischer Preise. Die Einfachheit dieser Vorgehensweise führt also zu ungenaueren Ergebnissen – sie sichert aber zugleich ihre Praktikabilität. Dementsprechend geht es den Anbietern letztlich eher darum, verschiedene Kundentypen, repräsentiert durch Kundengruppen, unterschiedlich preislich anzusprechen, ohne dass es ihnen im Einzelfall auf die Identität des Betroffenen ankäme.324
Für Anbieter stellt es eine Kernfrage der Preiskommunikation dar, ob sie den Weg unmittelbarer oder mittelbarer Preispersonalisierung wählen. Nur die erstgenannte Form konnte methodisch von den hier analysierten Studien erfasst werden,325 womit auch die sehr niedrige Zahl an nachgewiesenen Fällen zumindest teilweise erklärt werden kann: Die Situation, dass zwei Kunden online gleichzeitig das gleiche Produkt beim gleichen Anbieter betrachten und verschiedene Preise zu sehen bekommen, wollen Anbieter in der Regel tunlichst vermeiden. Ansonsten laufen sie Gefahr, auf Kundenseite ein Gefühl der Ungleichbehandlung bzw. Unfairness hervorzurufen. Mittelbare Preispersonalisierung dürfte häufiger vorkommen, da diese Form der Preiskommunikation auf Kundenseite bedeutend besser rezipiert und akzeptiert wird. Es ist allerdings deutlich schwieriger – wenn nicht unmöglich –, ihr Vorkommen automatisiert und in großem, statistisch signifikantem Ausmaß zu erheben, da sie in ganz verschiedenen Ausprägungen vorkommt, denen oftmals auch ein verschleierndes Element innewohnt.
Amazon.com war mit der gewählten, von der breiten Öffentlichkeit als willkürlich empfundenen Art unmittelbarer Preispersonalisierung gescheitert. Bei Staples und bei denjenigen Anbietern, die den Preis bei denjenigen Kunden anpassen, welche von Preisvergleichsportalen weitergeleitet worden sind, lässt sich die Entscheidung für unmittelbare Preispersonalisierung zumindest teilweise mit praktischen Erwägungen erklären.
Beim Vorgehen von Staples handelte es sich um unmittelbare Preispersonalisierung: Je nach Aufenthaltsort des Kunden wechselte der ihm angezeigte Preis. Die Gefahr, dass Kunden dies bemerken, war allerdings geringer als in anderen denkbaren Situationen, etwa einer Preisanpassung aufgrund des verwendeten Endgeräts oder Browsers. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Situation, dass Preispersonalisierung den Kunden überhaupt durch Zufall auffällt, eher selten eintreten dürfte. Dafür müssten zwei Kunden von verschiedenen (zudem von Staples mit verschiedenen Preisen assoziierten) Orten aus den Preis zeitgleich abfragen und sich darüber austauschen. Diese Situation dürfte seltener auftreten als die, dass zwei Kunden – etwa Freunde oder Kollegen – gleichzeitig am gleichen Aufenthaltsort den Preis für ein bestimmtes Produkt recherchieren. In diesem Fall würde die Preispersonalisierung bei Staples gar nicht auffallen: Aufgrund der gleichen örtlichen Herkunft der Preisanfrage würde beiden Kunden derselbe Preis angezeigt werden.
Anbieter, die auf Preisvergleichsportalen niedrigere Preise anzeigen lassen (und nach Weiterleitung auf ihre Seite auch dort dementsprechend anzeigen), laufen hingegen eher Gefahr, dass dies ihren Kunden auffällt. Auch hier liegt unmittelbare Preispersonalisierung vor, sofern der Preis im Portal und direkt nach der Weiterleitung für den Kunden angepasst wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Vorgehen tatsächlich negative Kundenreaktionen hervorruft, wird aber in den Fällen abgemildert, in denen die Preispersonalisierung – sofern sie als solche überhaupt erkannt wird – zu niedrigeren Preisen führt.326 Die Reduktion eines Referenzpreises (hier: des Preises, der bei unmittelbarem Aufrufen der Webseite angezeigt wird) beurteilen die bevorteilten Kunden nämlich nicht zwangsläufig als fair, nehmen ihn aber als doch eher positiv wahr.327 Negative, durchaus heftige328 Reaktionen sind aber dann denkbar, wenn andere Kunden, etwa im Nachgang zu ihrem Kauf, erfahren, dass sie mehr gezahlt haben als Nutzer von Preisvergleichsportalen. Aus ihrem Blickwinkel wirkt das gleiche Vorgehen – ökonomisch betrachtet irrational, aber verhaltenspsychologisch erklärbar – in der Relation unfairer als aus Sicht der „bevorzugten“ Kunden, deren Preis vom Referenzpreis nach unten abweicht.329 Die mit dieser Konstellation einhergehenden möglichen negativen Effekte nehmen die dergestalt agierenden Anbieter aber wohl in Kauf.

g. Wertende Zusammenfassung

Sichere, allgemeingültige Aussagen zum praktischen Vorkommen von personalisierten Preisen im Online-Handel sind nach heutigem Stand der Wissenschaft kaum möglich. Stattdessen präsentiert sich ein fragmentarisches, von Tendenzen geprägtes Bild. Unmittelbare Preispersonalisierung wurde bisher nur in vereinzelten Fällen nachgewiesen. Es spricht viel dafür, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich keine bedeutende Rolle in der Praxis des Online-Handels spielt. Ihr empirischer Nachweis ist sehr anspruchsvoll und hängt vor allem von der sicheren Abgrenzung zwischen Noise und Preispersonalisierung ab. Mittelbare Preispersonalisierung ist vermutlich häufiger anzutreffen, methodisch aber noch schwieriger zu greifen. Bei ihr „verwischen“ Preispersonalisierung und allgemeine Marketing-Maßnahmen aus Sicht des Kunden, des Anbieters und des externen Beobachters. Eine objektive Feststellung, ob eine Personalisierung oder andere Gründe zu Preisänderungen geführt haben, dürfte oftmals kaum mit der notwendigen Sicherheit zu treffen sein.
Die Ergebnisse der hier analysierten Studien deuten darauf hin, dass in den wenigen Fällen unmittelbarer Preispersonalisierung jeweils nur auf eine einzelne Information abgestellt wird, etwa auf den Aufenthaltsort des Kunden oder auf die Frage, ob dieser zuvor ein Preisvergleichsportal aufgerufen hat, über das er auf die Seite des Anbieters gelangt ist. Konzeptionell handelt es sich dabei – wie immer bei datenbasierter Preispersonalisierung – um Preisdiskriminierung 3. Grades. Da die Gruppenzuweisung nur von einem Faktor abhängt, ist ihr Ausmaß an Komplexität allerdings bloß so niedrig wie etwa bei der Gewährung von Studentenrabatt. Es ist kaum anzunehmen, dass die dieser Art von digitaler Preisdiskriminierung innewohnende Pauschalisierung der Preisanpassung dem Reservationspreis der Betroffenen besser gerecht wird. Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings: Die Anbieter haben die Anpassung des Preises in den hier analysierten Fällen dem Kunden verschwiegen. Bei klassischen Gruppentarifen hingegen teilt der Kunde die für die Gruppeneinordnung notwendige Information in der Regel aktiv selber mit, d. h. er initiiert den Informationsfluss – und kann, wenn er möchte, auf seine Datenpreisgabe auch zu Lasten der Preisreduktion verzichten. Bei mittelbarer Preispersonalisierung hängt das Ausmaß an Transparenz wiederum vom gewählten Kommunikationsweg ab: Entweder verschleiert der Anbieter die Anpassung des Preises gänzlich oder er teilt sie dem Kunden mit und liefert dafür zugleich eine Rechtfertigung.
Die Digitalisierung hat in anderen Bereichen des Online-Handels deutlich geläufigere Formen von Personalisierung hervorgebracht. Search Discrimination ist eine weitverbreitete, im Vergleich zu Preispersonalisierung bedeutend häufiger nachgewiesene Form der gezielten Kundenansprache. Das Gleiche gilt für Targeted Advertising, welches in der Werbewirtschaft einen bedeutenden, stark wachsenden Markt darstellt und mittlerweile von den Kunden ohne Weiteres akzeptiert wird.330 Diese (zumindest noch) bestehende quantitative Diskrepanz zwischen dem praktischen Einsatz personalisierter Preise einerseits und anderen Formen datenbasierter Personalisierung andererseits mag mit der Akzeptanz auf Kundenseite erklärt werden. Individualisierte Angebote, Werbung etc. werden von Kunden durchaus positiv aufgenommen oder zumindest neutral akzeptiert. Dies gilt unabhängig davon, ob die Personalisierung als solche erkennbar ist. Die Akzeptanz von Personalised Pricing steht und fällt hingegen mit der Preiskommunikation, welche im Falle unmittelbarer (und somit „erkennbarer“) Preispersonalisierung die Kunden durchaus stark verärgern und vom Anbieter abwenden kann. Dieser Umstand kann somit als (zumindest ein) Grund für das seltene Vorkommen personalisierter Preise betrachtet werden.
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Fußnoten
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Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 9. Ganz ähnlich formuliert die britische Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 36: „We define personalised pricing as the practice where businesses may use information that is observed, volunteered, inferred, or collected about individuals’ conduct or characteristics, to set different prices to different consumers (whether on an individual or group basis), based on what the business thinks they are willing to pay.“
 
2
Vgl. European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 172.
 
3
Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 9.
 
4
Siehe Drexl, in: Franceschi/Schulze (Hrsg.), Digital Revolution, 2019, S. 19, 37 Rn. 60 zu der oftmals schwierigen Abgrenzung von Nutzer-Daten, welche eine Gegenleistung im vertragsrechtlichen Sinne darstellen, und der Bereitstellung von Daten als reine Obliegenheit des Nutzers, welche der Verbesserung der Qualität bestimmter Online-Dienste, wie z. B. sozialen Netzwerken, dient. Im Kontext des Vorschlags für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte (COM(2015) 634 final) vgl. auch Metzger, AcP 216 (2016), 817, S. 848 ff. zu der Frage, welche vertraglichen Pflichten zur Datenpreisgabe für Verbraucher entstehen können. Die Richtlinie wurde schließlich 2019 erlassen: Richtlinie (EU) 2019/770 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte und digitaler Dienstleistungen (ABl. L 136 vom 22.5.2019, S. 1 ff.). Die Umsetzung erfolgte in Deutschland durch das Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie über bestimmte vertragsrechtliche Aspekte der Bereitstellung digitaler Inhalte und digitaler Dienstleistungen vom 25.6.2021, BGBl. 2021 I, S. 2123, in Kraft getreten am 1.1.2022.
 
5
Siehe dazu ausführlich oben Kap. 6, II.
 
6
Vgl. zusammenfassend z. B. European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 258 f. Siehe dazu unten Kap. 7, IV.
 
7
Zuiderveen Borgesius/Poort, J Consum Policy 40 (2017), 347, 351.
 
8
Dies., J Consum Policy 40 (2017), 347, 351.
 
9
Vgl. Wagner/Eidenmüller, ZfPW 2019, 220, 224.
 
10
Diese Aussage gilt nur für Fälle unmittelbarer Preispersonalisierung. Bei mittelbarer Preispersonalisierung wird dem Kunden gegenüber offengelegt, dass er einen anderen Preis zahlt als andere, verbunden mit einer Rechtfertigung. Siehe dazu unten Kap. 7, IV. 1.
 
11
Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 13.
 
12
Dass., Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 11.
 
13
Dass., Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 10 f.
 
14
So im Ergebnis auch Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 304.
 
15
Siehe dazu bereits oben Kap. 6, III.​ 2.​ a.
 
16
Vgl. die Definition von Kimes, The Cornell H.R.A. Quarterly 35 (1994), 22, 23: „Yield management is a method that can help a firm sell the right inventory unit to the right customer at the right time and for the right price. It guides the decision of how to allocate undifferentiated units of limited capacity to available demand in a way that maximizes profit or revenue. The question is, how much should one sell at what price and to which market segment?“.
 
17
Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 707; Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 6.
 
18
Vgl. Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 8 f.
 
19
Competition and Markets Authority (CMA), Digital Comparison Tools Market Study, 2017, S. 22 ff.
 
20
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 36.
 
21
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 36.
 
22
So auch Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 303. Vgl. dazu auch Centre on Regulation in Europe (Cerre), Big Data and Competition Policy: Market Power, Personalised Pricing and Advertising, 2017, S. 40.
 
23
Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 690.
 
24
Dies., YEL 36 (2017), 683, 690.
 
25
Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 101 f.
 
26
Graef, Colum. J. Eur. L. 24 (2018), 541, 551; Martini, in: Paal/Pauly (Hrsg.), Datenschutz-Grundverordnung/Bundesdatenschutzgesetz, 32021, Art. 22 Rn. 21a DSGVO; Zuiderveen Borgesius/Poort, J Consum Policy 40 (2017), 347, 362. Vgl. auch Goodman, Eur. Data Prot. L. Rev. 2 (2016), 493, 500.
 
27
Siehe oben Kap. 2, II.
 
28
Vgl. den Wortlaut der Norm („insbesondere um“) sowie Ernst, in: Paal/Pauly (Hrsg.), Datenschutz-Grundverordnung/Bundesdatenschutzgesetz, 32021, Art. 4 Rn. 37 DSGVO.
 
29
Siehe dazu ausführlich unten Kap. 11, I.​ 1.​ a.​ dd.
 
30
Davon zu trennen ist die Frage, wie der Anbieter das gewonnene Wissen nutzt. Nur in seltenen Fällen wird er tatsächlich den vollen von ihm berechneten Reservationspreis vom Kunden verlangen: Zum einen wird er im Zweifel den verlangten Preis niedriger ansetzen, um der Gefahr zu begegnen, dass ein falscher, weil zu hoher Reservationspreis angenommen wurde. Darüber hinaus lässt der Wettbewerb das vollständige Ausreizen der Zahlungswilligkeit des Kunden oftmals gar nicht zu (Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 11).
 
31
Da der jeweilige Reservationspreis aber jeweils nicht als per se bekannt vorausgesetzt wird, sondern eine Annäherung an ihn über die Bildung von (extrem feinen, präzisen) Gruppen stattfindet, liegt keine Preisdiskriminierung 1. Grades vor.
 
32
Vgl. Varian, Intermediate Microeconomics, 92014, S. 481 f.
 
33
Das Modell beschreibt den Ablauf von Profiling und dem Fällen/Ausführen von Entscheidungen chronologisch. Freilich fließen die Erkenntnisse, die sich auf den jeweils nachgelagerten Stufen ergeben, in die vorgelagerten Stufen ein, um die Ergebnisse qualitativ zu verbessern. So wird z. B. registriert, ob ein Kunde mit einem bestimmten Kundenprofil (also einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit) das Produkt zu dem errechneten personalisierten Preis tatsächlich gekauft hat oder nicht. Diese Information wird dann zukünftig als abstraktes Vergleichsdatum auf Stufe 1 berücksichtigt. Die chronologische Betrachtungsweise erleichtert die Unterscheidung der einzelnen Stufen, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich eher um ein Netzwerk, also eine deutlich komplexere Struktur handelt.
 
34
Vgl. Centre on Regulation in Europe (Cerre), Big Data and Competition Policy: Market Power, Personalised Pricing and Advertising, 2017, S. 40 und Office of Fair Trading, Personalised Pricing, 2013, S. 12.
 
35
European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 49; Schleipfer, ZD 2017, 460, 460 f.; Schmidt/Babilon, K&R 2016, 86, 86 f.
 
36
Bar-Gill, U. Chi. L. Rev. 86 (2019), 217, 225; European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 49.
 
37
Office of Fair Trading, Personalised Pricing, 2013, S. 12.
 
38
Dass., Personalised Pricing, 2013, S. 12.
 
39
European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 50 f.
 
40
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 50 f.
 
41
Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 303.
 
42
Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 96; Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 11.
 
43
Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 96; Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 303.
 
44
Vgl. die Beispiele bei Zuiderveen Borgesius/Poort, J Consum Policy 40 (2017), 347, 356 f.
 
45
Siehe oben Kap. 2, III.
 
46
Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 97.
 
47
Siehe dazu unten Kap. 7, IV.
 
48
Eine konkrete Identifizierung des Kunden ist spätestens im Moment des Vertragsschlusses notwendig. Es ist ohne Weiteres denkbar, dass das Verfahren des Anbieters dergestalt konzipiert ist, dass er tatsächlich erst im Moment des eigentlichen Kaufes von der Identität des Kunden Kenntnis nimmt. Wird der Preis z. B. angepasst, weil dem Anbieter durch ein Cookie angezeigt wird, dass der Kunde von einer Preisvergleichsseite auf die Seite des Anbieters weitergeleitet wurde, kennt dieser die Identität des Kunden (zunächst) nicht und hat ohne Zugriff auf externe Informationen (z. B. über den Provider des Kunden) auch keine praktikable und rechtmäßige Möglichkeit, davon Kenntnis zu nehmen. Die Frage, ab welchem Moment bzw. in welchen Konstellationen personenbezogene Daten i. S. d. Art. 4 Nr. 1 DSGVO verarbeitet werden, ist für die Anwendbarkeit des Datenschutzrechts relevant. Siehe dazu ausführlich unten Kap. 11, I.​ 1.​ a.
 
49
Vgl. dazu auch Kimes, The Cornell H.R.A. Quarterly 35 (1994), 22, 24.
 
50
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 78.
 
51
Vgl. zu den technischen Hintergründen Schleipfer, ZD 2017, 460, 460 f.
 
52
Hanloser, ZD 2018, 213, 213 f.
 
53
Ders., ZD 2018, 213, 214; Schmidt/Babilon, K&R 2016, 86. Zu den zum Fingerprinting verwendeten Informationen gehören z. B. der Browser, das Betriebssystem, die Spracheinstellungen und die Bildschirmauflösung des Endgeräts.
 
54
Hanloser, ZD 2018, 213, 214; Schmidt/Babilon, K&R 2016, 86.
 
55
Vgl. umfassend dazu Zuiderveen Borgesius, Improving Privacy Protection in the Area of Behavioural Targeting, 2015, S. 15 ff.
 
56
Siehe dazu bereits Wiedemann, CR 2021, 425, 427 Rn. 8.
 
57
Tanner, MIT Technology Review 01.07.2015.
 
58
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 78. Vgl. dazu auch Schleipfer, CR 2015, 113.
 
59
Schmidt/Babilon, K&R 2016, 86.
 
60
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 85 („hohes Gefahrenpotenzial für die Anbieter“).
 
61
Xia/Monroe, Journal of Economic Psychology 31 (2010), 884, 893.
 
62
Vgl. Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 123 f.; Gleixner, VuR 2020, 417, 417 f.; Maggiolino, Bocconi Legal Studies Research Paper No. 2984840 2017, 1, 10–12; Malc/Mumel/Pisnik, J. Bus. Res. 69 (2016), 3693, 3694 und Poort/Zuiderveen Borgesius, in: Kohl/Eisler (Hrsg.), Data-Driven Personalisation in Markets, Politics and Law, 2021, S. 174, 178–183.
 
63
Zurth, AcP 221 (2021), 514, 536.
 
64
Leibbrandt, European Economic Review 121 (2020), 1, 2.
 
65
Zum genauen Versuchsdesign siehe ders., European Economic Review 121 (2020), 1, 4.
 
66
Ders., European Economic Review 121 (2020), 1, 8.
 
67
Siehe dazu ausführlich unten Kap. 7, IV. 2. a.
 
68
Garbarino/Maxwell, J. Bus. Res. 63 (2010), 1066, 1067 und 1070 f.; Xia/Monroe, Journal of Economic Psychology 31 (2010), 884, 885.
 
69
Garbarino/Maxwell, J. Bus. Res. 63 (2010), 1066 ff. passim. Vgl. auch Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1.
 
70
Maggiolino, Bocconi Legal Studies Research Paper No. 2984840 2017, 1, 11; Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 3 f.
 
71
Arora/Dreze/Ghose u. a., Mark Lett 19 (2008), 305, 316 f.
 
72
Kimes, The Cornell H.R.A. Quarterly 35 (1994), 22, 24; Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 4 f.
 
73
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 84; Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 4 und 8 f.
 
74
Vgl. Arora/Dreze/Ghose u. a., Mark Lett 19 (2008), 305, 317.
 
75
Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 4 und 8 f.
 
76
Kimes, The Cornell H.R.A. Quarterly 35 (1994), 22, 24.
 
77
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 73.
 
78
Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 9.
 
79
Vgl. dazu auch Vaidyanathan/Aggarwal, J. Bus. Res. 56 (2003), 453, 461.
 
80
Vgl. Garbarino/Maxwell, J. Bus. Res. 63 (2010), 1066, 1071.
 
81
Vgl. Xia/Monroe, Journal of Economic Psychology 31 (2010), 884, 893.
 
82
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 85.
 
83
Graef, Colum. J. Eur. L. 24 (2018), 541, 557; Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 704.
 
84
Maggiolino, Bocconi Legal Studies Research Paper No. 2984840 2017, 1, 11.
 
85
Dies., Bocconi Legal Studies Research Paper No. 2984840 2017, 1, 11.
 
86
Dies., Bocconi Legal Studies Research Paper No. 2984840 2017, 1, 11.
 
87
Zur Thematik der Intransparenz automatisierter Verfahren vgl. Citron/Pasquale, Wash. L. Rev. 89 (2014), 1, 10 f. (im Kontext von Kredit-Scoring).
 
88
Garbarino/Maxwell, J. Bus. Res. 63 (2010), 1066, 1070 f.
 
89
Vgl. Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 707 f.
 
90
Diese mögen zwar aufgrund von dynamischer Preisgestaltung (als Ausdruck von Angebot und Nachfrage) oder im Rahmen von A/B-Tests kurzfristig schwanken, dies stellt aber gerade keine Personalisierung dar (siehe bereits oben Kap. 7, I. 1.).
 
91
Vgl. Kimes, The Cornell H.R.A. Quarterly 35 (1994), 22, 24.
 
92
Obergfell, ZLR 2017, 290, 293.
 
93
Vgl. Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 111 f.
 
94
Vgl. Kimes, The Cornell H.R.A. Quarterly 35 (1994), 22, 24.
 
95
Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 691–694.
 
96
Vgl. Bergmann/Fiedler, in: Loewenheim/Meessen/Riesenkampff u. a. (Hrsg.), Kartellrecht, 42020, Art. 102 AEUV Rn. 120 (im Kontext von Art. 102 AEUV). Nur das Innehaben eines gewissen Grades an Marktmacht, nicht aber die Marktbeherrschung ist Voraussetzung dafür, Preisdiskriminierung betreiben zu können (siehe bereits oben Kap. 6, II.​ 1.).
 
97
Vgl. dazu auch Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 691.
 
98
Vgl. Bergmann/Fiedler, in: Loewenheim/Meessen/Riesenkampff u. a. (Hrsg.), Kartellrecht, 42020, Art. 102 AEUV Rn. 122.
 
99
Hier ist vor allem an verderbliche oder anderweitig zeitkritische Waren zu denken.
 
100
Vgl. Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 11 und Zurth, AcP 221 (2021), 514, 525.
 
101
Siehe dazu bereits oben Kap. 2, III.​ 2.
 
102
Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 303.
 
103
Siehe oben Kap. 7, III. 3. a. bb.
 
104
Vaidyanathan/Aggarwal, J. Bus. Res. 56 (2003), 453. U.a. aus diesem Grund kommt das Prinzip von Angebot und Nachfrage in der Praxis oftmals nur eingeschränkt zum Tragen.
 
105
Siehe oben Kap. 7, IV. 2. a.
 
106
Miller, J. Tech. L. & Pol 19 (2014), 41, 48.
 
107
Vgl. Paal, GRUR 2019, 43, 48 (in Fußnote 72 auch auf den Amazon-Fall bezugnehmend).
 
108
Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 303.
 
109
Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 691–694.
 
110
Vgl. dies., YEL 36 (2017), 683, 691–697 m.w.N.
 
111
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 80.
 
112
Vgl. dazu z. B. Competition and Markets Authority (CMA), Digital Comparison Tools Market Study, 2017, S. 22 ff.
 
113
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 81.
 
114
Vgl. dazu auch Stole, in: Armstrong/Porter (Hrsg.), Handbook of Industrial Organization, 2007, S. 2221, 2229 f.
 
115
Vgl. Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 80.
 
116
Vgl. dazu auch Paal, GRUR 2019, 43, 45.
 
117
Vgl. dazu beispielsweise Competition and Markets Authority (CMA), The Commercial Use of Consumer Data, 2015, S. 37 ff.
 
118
Siehe bereits oben Kap. 7, III. 3. a. aa.
 
119
Vgl. Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 696 f.
 
120
Vgl. dies., YEL 36 (2017), 683, 695. Zu den ökonomischen Auswirkungen von Datenschutzregulierung vgl. auch grundlegend Shy/Stenbacka, J. Econ. Manag. Strategy 25 (2016), 539 ff.
 
121
Schleusener, in: Stüber/Hudetz (Hrsg.), Praxis der Personalisierung im Handel, 2017, S. 71, 80.
 
122
Siehe dazu bereits oben Kap. 2, I.​ 2.
 
123
Vgl. Federal Trade Commission, Data Brokers – A Call for Transparency and Accountability, 2014 passim.
 
124
Siehe dazu grundlegend Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 39 ff.
 
125
Vgl. dazu Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 43 f.
 
126
Vgl. Ezrachi/Stucke, U. Ill. L. Rev. 2017 (2017), 1775 ff.; Mehra, Minn. L. Rev. 100 (2016), 1323 ff.; Paal, GRUR 2019, 43 ff.
 
127
Vgl. anschaulich Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 56 ff.
 
128
Thomas, in: Immenga/Mestmäcker (Hrsg.), Band 2. GWB – Kommentar zum Deutschen Kartellrecht, 52014, § 36 Rn. 303 f. (im Kontext der Fusionskontrolle).
 
129
Ders., in: Immenga/Mestmäcker (Hrsg.), Band 2. GWB – Kommentar zum Deutschen Kartellrecht, 52014, § 36 Rn. 306 f.
 
130
Freilich kann aus der Existenz eines Oligopols nicht per se auf das Vorliegen von „Tacit Collusion“ geschlossen werden. Im Gegenteil gibt es viele oligopolistische Märkte, auf denen starker Wettbewerb herrscht (ders., in: Immenga/Mestmäcker (Hrsg.), Band 2. GWB – Kommentar zum Deutschen Kartellrecht, 52014, § 36 Rn. 307).
 
131
Ders., in: Immenga/Mestmäcker (Hrsg.), Band 2. GWB – Kommentar zum Deutschen Kartellrecht, 52014, § 36 Rn. 307.
 
132
Ders., in: Immenga/Mestmäcker (Hrsg.), Band 2. GWB – Kommentar zum Deutschen Kartellrecht, 52014, § 36 Rn. 331.
 
133
Ders., in: Immenga/Mestmäcker (Hrsg.), Band 2. GWB – Kommentar zum Deutschen Kartellrecht, 52014, § 36 Rn. 357.
 
134
Vgl. dazu umfassend Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 56 ff. (und, darauf aufbauend, dies., Nw. J. Tech. & Intell. Prop. 17 (2020), 217 ff.) sowie Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Algorithms and Collusion – Competition Policy in the Digital Age, 2017 passim.
 
135
Vgl. Ezrachi/Stucke, Nw. J. Tech. & Intell. Prop. 17 (2020), 217, 225; Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Algorithms and Collusion – Competition Policy in the Digital Age, 2017, S. 34.
 
136
In einem Oligopol ist der Markt grundsätzlich eher „übersichtlich“ strukturiert. Dieser Umstand fördert (bzw. ermöglicht erst) ein bewusstes Parallelverhalten der Wettbewerber. Es wäre denkbar, dass Preissetzungsalgorithmen auch in „komplexeren“ Märkten den Eintritt in ein bewusstes Parallelverhalten ermöglichen (vgl. Ezrachi/Stucke, Nw. J. Tech. & Intell. Prop. 17 (2020), 217, 228 f.). Vgl. dazu auch Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Algorithms and Collusion – Competition Policy in the Digital Age, 2017, S. 35: „[A]lgorithms might affect some characteristics of digital markets to such an extent that tacit collusion could become sustainable in a wider range of circumstances possibly expanding the oligopoly problem to non-oligopolistic market structures.“ Ein gewisses Maß an Marktkonzentration wird aber wohl in allen Fällen zwingend sein. Ansonsten könnten Dritte – vor allem neu in den Markt eintretende Wettbewerber – sich mit niedrigeren Preisen Marktanteile sichern bzw. ausbauen.
 
137
Siehe dazu auch European Commission, Final Report on the E-Commerce Sector Inquiry (Commission Staff Working Document), 2017, S. 175: „Price monitoring software can provide a high level of granularity, scope and immediate access to pricing data. For instance, some software allows companies to monitor several hundred websites extremely rapidly, if not in real time.“
 
138
Ezrachi/Stucke, Nw. J. Tech. & Intell. Prop. 17 (2020), 217, 228 f.
 
139
Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 25 ff.; Monopolkommission, Wettbewerb 2018 – XXII. Hauptgutachten der Monopolkommission gemäß § 44 Abs. 1 Satz 1 GWB, 2018, S. 62 ff.
 
140
Vgl. Ezrachi/Stucke, Nw. J. Tech. & Intell. Prop. 17 (2020), 217, 228.
 
141
Siehe dazu die Überlegungen (im Kontext des von den Autoren geprägten Begriffs „Algorithmic Consumer“) von Gal/Elkin-Koren, Harv. J. L. & Tech. 30 (2017), 309, 331 f.: „Algorithmic buying groups may reduce the ability of suppliers to learn about, or to use to their advantage, information regarding each user’s preferences by aggregating the choices of different consumers into one virtual buyer (what might be called anonymization through aggregation). Indeed, once consumers are aggregated into sufficiently large consumer groups, suppliers will lose the ability to collect information on individual consumers’ preferences with regard to products bought through the group and to discriminate among them based on each consumer’s elasticity of demand.” Vgl. aber auch Zurth, AcP 221 (2021), 514, 532 f., der vermutet, dass Kunden bei einem „technischen Wettrüsten“ im Kontext von Preispersonalisierung langfristig nur verlieren können. Eher kritisch auch Hennemann, AcP 219 (2019), 818, 852 f. („(vielleicht noch) kein Allheilmittel“).
 
142
Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 44 f. Vgl. dazu Johannsen, Conscious Parallelism and Price Discrimination in the Era of Algorithms: A Case of collective Abuse of Dominance?, 2017, S. 36, der in diesem Kontext verschiedene Fallgruppen bildet.
 
143
Vgl. Ezrachi/Stucke, Nw. J. Tech. & Intell. Prop. 17 (2020), 217, 226; Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Algorithms and Collusion – Competition Policy in the Digital Age, 2017, S. 22.
 
144
Vgl. zur notwendigen Infrastruktur Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Algorithms and Collusion – Competition Policy in the Digital Age, 2017, S. 45.
 
145
European Commission, Final Report on the E-Commerce Sector Inquiry (Commission Staff Working Document), 2017, S. 175–177.
 
146
Dass., Final Report on the E-Commerce Sector Inquiry (Commission Staff Working Document), 2017, S. 176.
 
147
So auch die Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 44 f. („Tacit coordination and personalised pricing are very unlikely to occur together“).
 
148
Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 101 f.; Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 36.
 
149
Shiller, First-Degree Price Discrimination using Big Data, 2014.
 
150
Zum Inhalt der im Rahmen der Studie eingesetzten Daten siehe ausführlich ders., First-Degree Price Discrimination using Big Data, 2014, S. 6 f.
 
151
Ders., First-Degree Price Discrimination using Big Data, 2014, S. 21.
 
152
Vgl. ders., First-Degree Price Discrimination using Big Data, 2014, S. 19: „A pertinent question is whether personalized pricing substantially raises the fraction of total surplus which is extractable by the firm as profits. I find the answer is no – only about 42 % of the theoretical maximum variable profits can be captured when prices are tailored based on web browsing history. This raises the question of how much prices would vary if the firm were better able to predict willingness to pay, which certainly may be possible with bigger and better datasets. Other data might include location by time of day, collected on smartphones via GPS, and textual variables derived from user-generated text on twitter, emails, and text-messages.“
 
153
Townley/Morrison/Yeung, YEL 36 (2017), 683, 691–694.
 
154
Die Preise für verschiedene Kunden müssen nicht zwingend voneinander abweichen, da es möglich ist, dass bei mehreren Kunden die gleiche oder eine ähnliche Zahlungsbereitschaft vermutet wird.
 
155
Zu den datenschutzrechtlichen Transparenzpflichten siehe unten Kap. 11, I.​ 1.​ c.
 
156
Office of Fair Trading, Personalised Pricing, 2013, S. 13.
 
158
Siehe dazu European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 43; Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 90; Office of Fair Trading, Personalised Pricing, 2013, S. 13.
 
159
Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 16.
 
160
Vgl. Centre on Regulation in Europe (Cerre), Big Data and Competition Policy: Market Power, Personalised Pricing and Advertising, 2017, S. 41 und Garbarino/Maxwell, J. Bus. Res. 63 (2010), 1066.
 
161
Valentino-DeVries/Singer-Vine/Soltani, The Wall Street Journal 24.12.2012.
 
162
Das Wall Street Journal hatte den Test technisch so gestaltet, dass aus allen der über 42 000 US-amerikanischen ZIP-Codes jeweils 20-mal eine Preisanfrage (bezogen auf den Swingline-Locher) automatisiert fingiert wurde. Zudem wurde der Preis von über 1000 weiteren Produkten in zehn ausgewählten ZIP-Codes jeweils 10-mal abgefragt.
 
163
Siehe dazu unten Kap. 7, IV. 4. b.
 
164
Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 54 ff.
 
165
Bei diesen Seiten erhält der Nutzer eine Rückzahlung („Cashback“), wenn er über sie als Intermediär auf die Anbieter-Seite gelangt und dort den Kauf tätigt.
 
166
Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 56 f.
 
167
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 57 f.
 
168
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 58.
 
169
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 58. Der zweite Fall wäre etwa dann gegeben, wenn der Preis sich nicht aufgrund von Personalisierung, sondern als Reaktion auf das Marktgeschehen geändert hat (Dynamic Pricing).
 
170
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 59.
 
171
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 59 f. Im Einzelfall wurden Werte auf der Seite des Intermediärs gerundet angezeigt oder auch inklusive der Versandkosten – im Endeffekt änderte dies aber in keinem Fall etwas am Endpreis.
 
172
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 59 f.
 
173
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 60 f.
 
174
Dass., Pricing Algorithms, 2018, S. 61.
 
175
European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 186 ff.
 
176
Siehe dazu die ausführliche Übersicht in dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 115.
 
177
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 109. Die Auswahl der Länder wurde anhand folgender Kriterien vorgenommen: geographische Abdeckung (bezogen auf die gesamte EU), Jahr des Eintritts in die EU, Verbreitung von Internet und Online-Shopping, Anteil der im Online-Handel tätigen Anbieter, landestypische Einstellung der Verbraucher zu den Themen Privatheit (Schutz der Privatsphäre) und Sicherheit.
 
178
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 109 f. Desktopgeräte schließen auch Laptops mit ein.
 
179
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 114.
 
180
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 117.
 
181
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 112 f.
 
182
Dafür sollten sie die Seite einmal über den Browser aufrufen, den sie normalerweise verwenden, und einmal über einen anderen, neu installierten (dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 113).
 
183
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 219.
 
184
Insgesamt sieben Anbieter-Seiten wurden nicht berücksichtigt, da zu wenig bzw. nur unbrauchbares Datenmaterial vorlag, um statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Deshalb konnte dieses Ergebnis nicht für 160, sondern nur für 153 Seiten festgehalten werden (vgl. dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 196).
 
185
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 196.
 
186
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 197.
 
187
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 209 ff.
 
188
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 211.
 
189
Vgl. dazu ausführlich dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 197.
 
190
Vgl. statt vieler Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1 („a public relations nightmare for the firm“) und Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 90.
 
191
So European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 261.
 
192
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 261.
 
193
Schleusener/Hosell, Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 15 ff.
 
194
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 21. Es wurden nur Preisanfragen von deutschen Städten aus simuliert (Mönchengladbach, Hamburg, Düsseldorf).
 
195
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 16 f. Bei den untersuchten Anbietern handelte es sich um Europcar, Lufthansa, Ab-in-den-urlaub.de, weg.de, Expedia.de, Amazon, Cyberport, Mediamarkt, notebooksbilliger.de, SportScheck, Zalando, Check24, MyToys, Weltbild, Hawesko, Fressnapf, Douglas, Otto, GartenXXL und Gartenmöbel.de.
 
196
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 15.
 
197
Siehe ausführlicher dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 18 f.
 
198
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 19.
 
199
Auch bei dieser Versuchsanordnung (gleichzeitige Preisanfragen von verschiedenen Endgeräten, welche sich jeweils bloß mit Blick auf eine Variable unterscheiden) kann es vorkommen, dass Preisschwankungen möglicherweise fälschlich als Preispersonalisierung betrachtet werden, obwohl es sich um sog. Noise – also anderweitig begründete Preisschwankungen – handelt. Siehe dazu die Ausführungen im Kontext der Studie von Hannak et al. (siehe unten Kap. 7, IV. 4. a.).
 
200
Schleusener/Hosell, Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 22.
 
201
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 21.
 
202
Sog. Zeitreihentest, vgl. dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 21.
 
203
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 21.
 
204
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 16.
 
205
Vgl. dazu oben Kap. 6, I.​ 2.
 
206
Schleusener/Hosell, Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 20.
 
207
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 21.
 
208
Dies., Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 22.
 
209
Es wird hier davon ausgegangen, dass die beschriebenen Preisunterschiede für Windows- bzw. MacOS-Nutzer nur bei ähnlichen, nicht aber gleichen Pauschalreisen aufgetreten sind und mithin nicht unter die hier vertretene Definition von Preispersonalisierung fallen.
 
210
Ibi research an der Universität Regensburg GmbH/trinnovative GmbH, Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 13.
 
211
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 13 und 16. Es handelt sich um die Anbieter Amazon, Otto, Zalando, MediaMarkt, Notebooksbilliger, Tchibo, H&M, About You, IKEA, Thomann, Hornbach, dm, TUI, AVIS, Ryanair und um die Vergleichsportale Booking.com, Idealo, Geizhals, Günstiger.de und Check24.
 
212
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 17. Es handelt sich um folgende Produkte bzw. Dienstleistungen: AmazonBasics Staubsauger, Apple iPhone 11, Avis Golf, BH Cosmetics Lidschatten, Diesel Jeans, H&M Socken, Harley Benton Gitarre, InterCity Hotel Hamburg, LG Monitor, Levis Stiefelette, Miele Waschmaschine WCA 030, Picard Schultertasche, Regal Kallax, Rotband Vorschlaghammer, Ryanair-Flug Berlin-Dublin, Seltmann-Weiden Kaffeeservice, Specialized Fahrrad, Tchibo Koffer, Tesoro Bürostuhl, Tui Sheraton Miramar Resort, UGG Stiefelette. Einzelne Produkte waren während des laufenden Testzeitraums wider Erwarten nicht mehr verfügbar. Sie wurden durch vergleichbare Produkte ersetzt.
 
213
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 28 f.
 
214
Vgl. dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 14 f.
 
215
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 35.
 
216
Nutzer ohne Surf- und Kaufhistorie, Desktop-PC (Windows 10), Google Chrome-Browser, kein vorhergehender Besuch der untersuchten Webseite, Browser akzeptiert Cookies, Do-Not-Track-Einstellung ist deaktiviert, kein Log-in in Kundenkonto oder sozialem Netzwerk während der Preisabfrage (dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 17, 32 und 68).
 
217
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 15.
 
218
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 24 f.
 
219
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 37 f. Es geht an dieser Stelle nur darum, ob eine Preisdifferenz festgestellt werden konnte, aber (noch) nicht um ihre Höhe.
 
220
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 62 ff.
 
221
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 38.
 
222
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 63 f.
 
223
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 68 f.
 
224
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 69.
 
225
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 69. Vgl. auch https://​partner.​booking.​com/​de/​lösungen/​handy-rate sowie https://​partner.​booking.​com/​de/​hilfe/​ratenverfügbarke​iten/​raten-angebote/​preise-für-mobilgeräte (jeweils zuletzt aufgerufen am 31.3.2023).
 
226
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 63 f.
 
227
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 63 f.
 
228
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 38 f. Beispielsweise betrug der Anteil an Datensätzen mit Preisdifferenzen beim AmazonBasics Staubsauger 0,07 %, beim BH Cosmetics Lidschatten 0,02 % und beim Regal Kallax 0,04 %.
 
229
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 40.
 
230
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 40.
 
231
Vgl. dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 56: „Insgesamt werden verschiedene Regressionen durchgeführt und verglichen: Regression mit allen Datensätzen, Regression nach Entfernung von Produkten ohne Preisdifferenzen, Regression des auffälligen Produktes ‚IntercityHotel Hamburg‘ sowie Regression der auffälligen Produkte ohne ‚IntercityHotel Hamburg‘ und zuletzt Regression der Daten des manuellen Strangs und der nur dort erfassten Variablen.“
 
232
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 65 f.
 
233
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 66.
 
234
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 66.
 
235
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 66 f.
 
236
Dies., Empirie zu personalisierten Preisen im E-Commerce, 2021, S. 71.
 
237
Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014.
 
238
Die Autoren sprechen von Preisdiskriminierung („price discrimination“) und definieren diese wie folgt: „Price discrimination occurs when two users are shown inconsistent prices for the same product (e.g., Travelocity showing a select user a higher price for a particular hotel).“ (dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 3). Aus der Definition und aus den weiteren Ausführungen im Laufe der Studie geht hervor, dass der begrifflich engere Ausdruck Preispersonalisierung nach dem hiesigen Verständnis gemeint ist.
 
239
Vgl. Competition and Markets Authority (CMA), Pricing Algorithms, 2018, S. 53 und 61; European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union – ANNEXES, 2018, S. 109 f.; Schleusener/Hosell, Expertise zum Thema „Personalisierte Preisdifferenzierung im Online-Handel“, 2016, S. 15.
 
240
Vgl. Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 2.
 
241
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 4. Bei den Einzelhändlern handelte es sich um Best Buy, CDW, HomeDepot, JCPenney, Macy’s, Newegg, Office Depot, Sears, Staples und Walmart. Bei den Anbietern aus dem Reisebereich handelte es sich um Cheaptickets, Expedia, Hotels.com, Orbitz, Priceline, Travelocity.
 
242
Zu den möglichen anderen Gründen für Preisschwankungen siehe dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 3.
 
243
Die 100 Test-Nutzer im Bereich des allgemeinen Einzelhandels hatten jeweils zehn Anbieter-Seiten zu überprüfen. Die jeweils 100 Test-Nutzer im Bereich Reise- bzw. Hotelbuchungen hatten pro Nutzer fünf Seiten zu überprüfen, da einer der sechs Reiseanbieter keine Hotelbuchungen und ein anderer keine Mietwagenbuchungen angeboten hatte. Dementsprechend wurden vier der sechs Reiseanbieter „doppelt“ überprüft: Einmal von 100 Test-Nutzern in der Kategorie Hotelbuchung und einmal von 100 Test-Nutzern in der Kategorie Mietwagenbuchung.
 
244
Zu den technischen Hintergründen siehe Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 4 f.
 
245
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 3.
 
246
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 5.
 
247
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 6.
 
248
Es geht an dieser Stelle zunächst nur darum, ob Personalisierung stattfindet, und nicht um die Höhe der Personalisierung im Einzelfall.
 
249
Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 7.
 
250
Vgl. die Graphik „Figure 3“ (dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 6).
 
251
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 7.
 
252
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 4.
 
253
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 7.
 
254
Vgl. dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 7 f.: Aussagekräftige, strukturierte Ergebnisse sind z. B. deshalb nicht möglich, weil diese Nutzer über ihre Browser in der Vergangenheit bereits unterschiedliche Käufe getätigt haben. Die Untersuchung, ob die individuelle Kauf-Historie Grund für Personalisierung sein kann, wäre dann kaum ohne Verzerrungen möglich.
 
255
Mit dem verwendeten Betriebssystem hängt die Frage zusammen, ob es sich bei dem Gerät, von dem aus die Anfrage gesendet wird, um ein mobiles Endgerät handelt (wie etwa ein Smartphone).
 
256
Zum Design der Tests siehe ausführlich Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 8.
 
257
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 9.
 
258
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 13.
 
259
Vgl. dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 13.
 
260
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 9. Es geht aus den Ausführungen nicht ganz eindeutig hervor, ob die hier genannten Werte für beide Anbieter gelten oder nur für Cheaptickets. Die Darstellung wurde von den Verfassern der Studie vereinfacht, da beide Seiten zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie de facto vom gleichen Anbieter betrieben wurden und (wohl) die genau gleichen Preissetzungsmethoden eingesetzt hatten.
 
261
Siehe dazu oben Kap. 7, IV. 3. a.
 
262
Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 11.
 
263
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 11.
 
264
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 11 f.
 
265
Dies., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 12.
 
266
Vgl. dazu überblicksmäßig European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 94–96.
 
267
Mikians/Gyarmati/Erramilli u. a., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 1 verwenden den Begriff „Price Discrimination“ wie folgt: „Price discrimination is defined as the ability to price a product on a per customer basis, mostly using personal attributes of the customer. The collected information can be used to estimate the price a customer is willing to pay.“ Er entspricht damit der hier verwendeten Definition von Preispersonalisierung.
 
268
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 3.
 
269
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 3.
 
270
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 3.
 
271
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 3 f.
 
272
Kam ein Nutzer mittels einer Verlinkung von einer Seite zur anderen, so lässt sich dies in der Regel dem sog. Referrer Header entnehmen.
 
273
Mikians/Gyarmati/Erramilli u. a., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4.
 
274
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4.
 
275
Zu den technischen Hintergründen vgl. ausführlich dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 3.
 
276
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4.
 
277
Der Text ist an dieser Stelle nicht ganz eindeutig: „The measurement results do not indicate significant differences (…) for the majority of the products. However, the prices shown by three particular websites appeared to depend strongly on the users’ location.“ (dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4). Es wird hier (vor allem wegen der Konjunktion „however“) davon ausgegangen, dass ausschließlich bei den drei genannten Seiten Preisunterschiede festgestellt wurden und die restlichen 197 Seiten mit „majority“ („Mehrheit“) gemeint sind. Denkbar wäre aber auch, dass die Mehrheit der 200 aufgerufenen Seiten keine Preispersonalisierung erkennen ließ und innerhalb der Gruppe der personalisierenden Seiten die drei genannten Anbieter besonders hervorgestochen sind.
 
278
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4.
 
279
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4.
 
280
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 5.
 
281
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 5.
 
282
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 5.
 
283
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 5.
 
284
Vgl. dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 5: „(…) we focus on price aggregator sites that provide a platform for vendors of various products and also provide discounts to users.“
 
285
Die Nutzerprofile (wohlhabend/preissensitiv) der ersten Untersuchungsmethode lagen den Untersuchungen der zweiten also nicht zugrunde.
 
286
Mikians/Gyarmati/Erramilli u. a., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 6.
 
287
Dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 4.
 
288
Vgl. dies., Detecting Price and Search Discrimination on the Internet, 2012, S. 5.
 
289
Diese Studie ähnelt damit von ihrer Herangehensweise her eher dem ersten Teil der Studie von Hannak et al.
 
290
Mikians/Gyarmati/Erramilli u. a., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 1.
 
291
Hier ging es darum, ob eher Produkte aus dem oberen oder aus dem unteren Preissegment betroffen sind.
 
292
Mikians/Gyarmati/Erramilli u. a., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 2.
 
293
Zu den technischen Hintergründen vgl. dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 2.
 
294
Dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 3.
 
295
Für einen Überblick über die im Rahmen dieser „ersten Stufe“ gefundenen Ergebnisse siehe dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 3.
 
296
Es ist nicht ganz eindeutig ersichtlich, anhand welcher Kriterien diese 21 Anbieter aus den 600 ausgewählt wurden. Aus den abgebildeten Grafiken ist aber erkennbar, dass es sich um Anbieter handelt, die zu denen mit den auffälligsten bzw. am häufigsten verzeichneten Preisschwankungen zählen.
 
297
Das Vorkommen von Preisschwankungen bedeutet nicht zwingend, dass diese das Ergebnis von personalisierten Preisen sind. Mikians et al. sprechen dementsprechend auch von „price variations“ und nicht von „price discrimination“.
 
298
Mikians/Gyarmati/Erramilli u. a., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 3.
 
299
Dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 3 f.
 
300
Dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 4.
 
301
Die Anfragen kamen aus sechs Städten in den USA (Albany, Boston, Chicago, Lincoln, Los Angeles, New York) sowie verschiedenen Orten in Europa und São Paulo in Brasilien (dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 4).
 
302
Dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 4 f.
 
303
Dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 5.
 
304
Dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 5.
 
305
Vgl. dazu die Grafik „Figure 5“ (dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 4): Im niederen Preissegment erreichen die preislichen Ausschläge erkennbar höhere Werte – dies aber nur in Einzelfällen. Im Schnitt scheinen die Schwankungen eher gleichmäßig verteilt zu sein, soweit dies aus der abgebildeten Grafik ersichtlich ist.
 
306
Vgl. dies., Crowd-assisted Search for Price Discrimination in E-Commerce: First Results, 2013, S. 5: „It would appear that Google is present on most e-retailers with their analytics (95 %) and doubleclick (65 %) domains. Social networks have also significant presence on the retailers’ sites through their widgets: Facebook (80 %), Pinterest (45 %), and Twitter (40 %).“
 
307
Vgl. dazu auch Hofmann, WRP 62 (2016), 1074, 1075; Europäische Kommission, Leitlinien zur Umsetzung/Anwendung der Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken, 2016, S. 165; Verbraucherzentrale Brandenburg e. V., Dynamische Preisdifferenzierung im Deutschen Online-Handel, 2018 passim.
 
308
Vgl. dazu auch Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 304 und Zurth, AcP 221 (2021), 514, 523.
 
309
European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 137.
 
310
Dass., Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 137. Die Beschreibung der Untergruppe lautete: „Respondents who understand or have some understanding of the personalisation practice“. Innerhalb aller Teilnehmer antworteten 66 % mit Nein, innerhalb der Untergruppe 67 %. Der Rest antwortete jeweils mit „Don’t know“.
 
311
So auch Schofield, Competition Law Journal 18 (2019), 35, 37, Bezug nehmend auf die Studie der CMA.
 
312
So im Ergebnis auch Leibbrandt, European Economic Review 121 (2020), 1, 9 (im Kontext eines verhaltensökonomischen Laborexperiments).
 
313
Gemeint ist das komplexe Versuchsdesign von Hannak et al., siehe oben Kap. 7, IV. 4. a.
 
314
Siehe dazu oben Kap. 6, I.​ 2.
 
315
So auch zusammenfassend Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 304; Office of Fair Trading, Personalised Pricing, 2013, S. 13: Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Personalised Pricing in the Digital Era, 2018, S. 14.
 
316
Vgl. Hannak/Soeller/Lazer u. a., Measuring Price Discrimination and Steering on E-Commerce Web Sites, 2014, S. 11.
 
317
Freilich wird die Kaufentscheidung in der Regel nicht ausschließlich vom Preis abhängen. Auch die Reputation/Seriosität eines Anbieters, etwaige frühere Erfahrungen mit ihm oder auch Faktoren wie etwa erweiterte Rückgabemöglichkeiten und angebotener Kundenservice spielen beim Kaufprozess eine Rolle.
 
318
Siehe oben Kap. 7, II und III.
 
319
Shiller, First-Degree Price Discrimination using Big Data, 2014 (vgl. dazu bereits oben Kap. 7, III. 4.).
 
320
Vgl. auch die Diskussion der Studie von Shiller von Locher, ZWeR 16 (2018), 292, 302.
 
321
Siehe oben Kap. 7, III. 3.
 
322
Siehe oben Kap. 7, III. 3. a. aa.
 
323
Miller, J. Tech. L. & Pol 19 (2014), 41, 53 verwendet hierfür den pointierten Ausdruck „‚rough and ready‘ indicators“. Vgl. auch Steppe, Computer Law & Security Review 33 (2017), 768, 776.
 
324
Im Ergebnis so auch Office of Fair Trading, Personalised Pricing, 2013, S. 13.
 
325
Beachte allerdings die oben diskutierten Fälle Expedia, Cheaptickets und Orbitz: Diese Anbieter wiesen die Preisanpassung als Teil eines Vorteilsprogramms für Mitglieder explizit als solche aus. Booking.com wies auf Rabatte für Nutzer mobiler Endgeräte hin. Deshalb lag mittelbare Preispersonalisierung vor.
 
326
Aus den hier analysierten Studien hat sich ergeben, dass diese Form der Preispersonalisierung in der Regel zu günstigeren Preisen führt (d. h. Kunden hätten bei unmittelbarem Ansteuern der jeweiligen Anbieter-Seiten mehr gezahlt als nach der Weiterleitung). Dies muss aber nicht zwingend der Fall sein, vgl. beispielsweise European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 203.
 
327
Dies ist der Grund, warum Preispersonalisierung allgemein häufig in eine Situation eingekleidet wird, in der der Preis des Einzelnen als Rabatt von einem Referenzpreis, nicht aber als Erhöhung eines solchen dargestellt wird. Vgl. allgemein dazu Ezrachi/Stucke, Virtual Competition, 2016, S. 111 f.
 
328
Vgl. Xia/Monroe/Cox, Journal of Marketing 68 (2004), 1, 2: „A buyer may have feelings of unease or guilt when the inequality is to his or her advantage but feelings of anger or outrage when the inequality is to his or her disadvantage.“
 
329
Vgl. dazu dies., Journal of Marketing 68 (2004), 1, 2.
 
330
Vgl. dazu European Commission, Consumer Market Study on Online Market Segmentation through personalised Pricing/Offers in the European Union, 2018, S. 34 f.
 
Metadaten
Titel
Kapitel 7: Preispersonalisierung
verfasst von
Klaus Wiedemann
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-67452-9_7