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Open Access 2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

27. Klimawandel als Risikoverstärker: Kipppunkte, Kettenreaktionen und komplexe Krisen

verfasst von : Jürgen Scheffran

Erschienen in: Klimawandel in Deutschland

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Das Wechselspiel zwischen dem Klimasystem und der Gesellschaft ist noch wenig verstanden. Ereignisse breiten sich durch komplexe Wirkungsketten über verschiedene räumliche und zeitliche Skalen aus. Dabei wird der Klimawandel auch als „Risikoverstärker“ und „Bedrohungsmultiplikator“ bezeichnet. In diesem Kapitel werden einige der Aspekte beleuchtet, die über Verstärkereffekte, Kippelemente, Kettenreaktionen und Risikokaskaden verschiedene Faktoren und Prozesse in natürlichen und sozialen Systemen verbinden.
Komplexe Zusammenhänge in hoch vernetzten Systemen zeigen sich in verschiedenen Risikofeldern und Brennpunkten des Klimawandels. Hierzu gehören Folgen für Ökosysteme, Land- und Forstwirtschaft, Finanz- und Wirtschaftskrisen, verwundbare Versorgungssysteme und kritische Infrastrukturen, die Destabilisierung sozialer und politischer Strukturen, Migration und Vertreibung sowie Sicherheitsrisiken und Gewaltkonflikte. Über globale und regionale Konnektoren haben solche Prozesse auch primäre und sekundäre Konsequenzen für Deutschland. Ein besseres wissenschaftliches Verständnis der zugrundeliegenden komplexen Wechselwirkungen ist eine Voraussetzung, um das Klimasystems auf einem beherrschbaren, noch nicht gefährlichen Niveau zu stabilisieren und eine vorausschauende, auf Anpassung ausgerichtete Politik zu ermöglichen, die riskante Pfade vermeidet und eine Stabilisierung ermöglicht.

27.1 Das komplexe Zusammenspiel von Klima und Gesellschaft

Der Zusammenhang zwischen der Komplexität und Stabilität dynamischer Systeme hat die Ökosystemforschung seit Jahrzehnten geprägt und spielt auch in der Interaktion von Klimawandel und Gesellschaft eine Rolle (Scheffran 2015). Ein System ist stabil, wenn trotz Störungen wesentliche Systemmerkmale erhalten bleiben. Natürlich gewachsene Systeme sind oft gegenüber Umweltveränderungen angepasst, robust und lernfähig, was ihre Störanfälligkeit verringert. An der kritischen Schwelle zur Instabilität können geringe Änderungen qualitative Systemwechsel auslösen. Kippt das System, kommt es zu Umbrüchen und Phasenübergängen, vom Kollaps bis zur Transformation. Beispiele sind Übergänge zwischen Krieg und Frieden oder der Wandel von der Ausbeutung zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen.
Um die Funktions- und Lebensfähigkeit (Viabilität) eines Systems sicherzustellen, ist das Überschreiten kritischer Toleranzgrenzen durch praktische Steuerungsmaßnahmen zu vermeiden (Scheffran 2016). Ein resilientes System ist fähig, sich nach einem äußeren Schock wieder herzustellen oder einen stabilisierenden Wandel herbeizuführen. Im Leitplankenkonzept (tolerable-windows approach) werden Klimafolgen und existenzgefährdende Ereignisketten frühzeitig erkannt und durch geeignete Handlungen vermieden (Petschel-Held et al. 1999). Dabei ist es wichtig, die Bedingungen zu verstehen, unter denen Extremereignisse, Kippelemente, Kettenreaktionen und Risikokaskaden ausgelöst werden, die die Systemstabilität gefährden und einen Systemwechsel zur Folge haben.1
1.
Extremereignisse: Viele Typen extremer Wetterlagen werden als Folge des Klimawandels wahrscheinlicher (IPCC 2018, 2021), verursachen hohe volkswirtschaftliche Schäden von hunderten Milliarden Euro und bedrohen Gesundheit und Leben betroffener Menschen. Insgesamt kamen von 2000 bis 2019 mehr als 475.000 Menschen durch 11.000 Extremwetterereignisse zu Tode (Germanwatch 2021). Lagen die absoluten finanziellen Schäden in reichen Ländern deutlich höher, waren in einkommensschwachen Ländern aufgrund höherer Schadensanfälligkeit und geringeren Bewältigungsmöglichkeiten Todesfälle, Elend und existenzielle Bedrohungen durch Extremwetter viel häufiger. In dem Zeitraum von 2000 bis 2019 verzeichneten Puerto Rico, Myanmar und Haiti die höchsten Schäden und die meisten Toten. Im Jahr 2019 hatten Mosambik, Simbabwe und die Bahamas besonders unter Wetterextremen zu leiden (Germanwatch 2021). Betroffen sind auch Industrieländer, z. B. durch die europäischen Hitzewellen 2003 und 2018, die Elbefluten in Deutschland 2002 und 2013, eine Rekordzahl an Stürmen im Nordatlantik 2020, verheerende Brände in Russland, Kalifornien, Brasilien und Australien (Howe und Bang 2017; MunichRe 2021). Der Sommer 2021 hat mit dem verheerenden Hochwasser in der Eifel und anderen Teilen Mitteleuropas sowie den Hitzewellen und großflächigen Bränden im Mittelmeerraum neue Katastrophenpotenziale deutlich gemacht.
 
2.
Verbundereignisse (compound events): Klimabedingte Schäden können verstärkt werden durch die Kombination multipler Treiber und Stressoren, deren Zusammentreffen wahrscheinlicher wird und zu gesellschaftlichen und/oder ökologischen Mehrfachrisiken beiträgt (Zscheischler et al. 2018). Beispiele sind das Zusammenwirken verschiedener Wetterphänomene und Klimawandelfolgen, z. B. von extremen Niederschlägen und Wind, die Infrastrukturen schädigen, von Sturmfluten und Niederschlägen, die Küstenüberschwemmungen zur Folge haben, oder von Trockenheit und Hitze, die zu Baumsterben und Vegetationsbränden führen. Letztere können Luftverschmutzung verursachen, die Ernten beeinträchtigen und der menschlichen Gesundheit schaden, wie im Sommer 2010 in Russland (vgl. Reichstein et al. 2021). Bei Wirbelstürmen in den USA wie Katrina 2005, Sandy 2012 und Harvey 2017 wirkte sich verheerend das Zusammentreffen von Starkniederschlägen und Sturmflut aus, was massive Schäden und Verluste von Menschenleben in urbanen Zentren zur Folge hatte. Bestimmte Verbundeffekte sind im Nexus-Ansatz repräsentiert, etwa im Nexus Wasser-Nahrung-Energie oder Klima-Konflikt-Migration.
 
3.
Kippelemente und Schwellenwerte: An der kritischen Schwelle zur Instabilität können bereits geringe Änderungen ein System zum Kippen bringen, symbolisiert durch den aus der Chaostheorie bekannten Schmetterlingseffekt. In der Nähe einer Weggabelung (Bifurkation) haben kleine Ursachen große Wirkungen, verbunden mit dramatischen Systemwechseln, die sich ausbreiten können (Scheffer 2009). Jenseits von Kipppunkten (tipping points) fallen betroffene Systeme in einen qualitativ anderen Zustand, aus dem es keine einfache Rückkehr gibt. Ein spektakuläres Beispiel war der Fall der Berliner Mauer 1989, der als Kipppunkt für den dominoähnlichen Zusammenbruch des sowjetischen Weltsystems in wenigen Wochen, das Ende des Kalten Krieges und die deutsche Einheit diente (Jathe und Scheffran 1995). Nach Milkoreit et al. (2018, S. 9) sind Kipppunkte durch vier Merkmale der Kritikalität charakterisiert, die kritische Systemänderungen und Verstärkereffekte ausmachen: Sprünge zwischen multistabilen Zuständen (Bifurkationen), nichtlineare Veränderung, Rückkopplungen als Antrieb und begrenzte Reversibilität. Auch das Klimasystem kann durch Kippelemente instabil werden (Lenton et al. 2008). Hierzu gehören das sich selbst verstärkende Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und der Westantarktis, die Freisetzung von gefrorenen Treibhausgasen wie Methan, die Abschwächung des Nordatlantikstroms oder die Änderung des asiatischen Monsuns (IPCC 2019). Oberhalb einer kritischen Temperaturschwelle könnten Verstärkereffekte und Ereignisketten nach Ansicht mancher Studien weltweit zu einem grundlegenden Wandel des Erdsystems führen (Steffen et al. 2018), mit tiefgreifenden und irreversiblen Folgen für die globale Sicherheit und internationale Stabilität. Auch ohne einen raschen und starken Klimawechsel kann die globale Erwärmung ökologische und soziale Systeme zum Kippen bringen (Rodriguez-Lopez et al. 2019; Otto et al. 2020). Ob es sich um „negative“ oder „positive“ Kipppunkte handelt, hängt von der Bewertung ihrer Vor- und Nachteile ab.
 
4.
Risikokaskaden und Kettenreaktionen: Jenseits von kritischen Schwellen und Kipppunkten sind komplexe Dynamiken möglich, wie Phasenübergänge, Risikokaskaden und Kettenreaktionen (Scheffran 2015; AghaKouchak et al. 2018). Ein Beispiel ist die exponentiell verlaufende Kettenreaktion der nuklearen Kernspaltung, die in der Atombombe unkontrolliert verläuft und im Kernreaktor durch Kontrollstäbe an der Schwelle der Kritikalität gehalten wird, um Energie zu extrahieren. Setzt ein Störfall die Reaktorsteuerung außer Kraft, können globale Folgekaskaden in Gang kommen, wie die Nuklearkatastrophen von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 zeigten (Scheffran 2016). Exponentielle Kaskaden zeigt auch die Coronapandemie, in der alle Menschen Teil einer Kettenreaktion sind. Auch der Klimawandel kann sich mit Kaskaden in sozialen Netzwerken verbinden, in Protestbewegungen, Wahlen, Börsencrashs, Revolutionen, Massenflucht oder Gewaltkonflikten (Kominek und Scheffran 2012).
 
Mithilfe eines integrativen Rahmens lässt sich das komplexe Zusammenspiel von Systemen, Bedingungen und Akteuren im Erdsystem verdeutlichen (Scheffran 2020; Abb. 27.1). Änderungen im Klimasystem sind mit den Auswirkungen auf natürliche Ressourcen, menschliche Sicherheit und gesellschaftliche Stabilität verbunden. Risiken werden durch die Vulnerabillität der Teilsysteme sowie Anpassungsfähigkeiten beeinflusst (IPCC 2022), etwa die Versorgung mit Wasser, Energie, Nahrung und Gütern. Die Reaktionen darauf können gesellschaftliche Destabilisierung und Konflikte auslösen, die sich in einer vernetzten Welt kaskadenartig ausbreiten. Demgegenüber können kooperative und nachhaltige Gegenmaßnahmen die Ursachen und Folgen des Klimawandels abschwächen, durch Minderung der Treibhausgasemissionen oder durch Anpassung an den Klimawandel. Zu berücksichtigen ist das Zusammenwirken mit anderen Indikatoren planetarer Grenzen (Biodiversität, Landnutzung, Stickstoff etc.), deren Vorbelastungen, Wechselwirkungen und kumulativen Effekten (Rockström et al. 2009). So könnte ein relativ kleiner, vielleicht noch beherrschbarer Klimawandel bei einem starken Verlust der Biodiversität einen Systemwechsel auslösen.

27.2 Verwundbare Wirtschaft, Infrastrukturen, Versorgungsnetze

Der Klimawandel kann die Funktionsfähigkeit und Stabilität der für Wirtschaft und Gesellschaft kritischen, systemrelevanten und oftmals verwundbaren Infrastrukturen und Versorgungsnetze beeinflussen (IPCC 2014, S. 775). Betroffene Systeme sind z. B. die Versorgung mit Wasser, Nahrung, Energie, Gütern und Dienstleistungen, die Bereitstellung von Kommunikation, Bildung, Gesundheit, Transport und Sicherheit sowie menschliche Siedlungen und politische Einrichtungen. Das Versagen von Teilsystemen kann sich über Kopplungen ausbreiten und das gesamte System ins Wanken bringen. Dies gilt besonders dann, wenn klimabedingte Veränderungen und Wetterextreme auf verwundbare Systeme treffen, die durch Erosion, Verschmutzung, Übernutzung, Ressourcenausbeutung, Abholzung oder Brandrodung geschwächt sind. So wird beispielsweise das Hochwasserrisiko durch Niederschläge verstärkt aufgrund einer verringerten Wasserrückhaltekapazität von Böden, etwa als Folge verfehlter Landnutzung oder Stadtplanung.
Dies betrifft Entwicklungsländer, die unmittelbar von Ökosystemdienstleistungen und Landwirtschaft abhängen, wie auch für Industrieländer mit hoch vernetzten technischen Systemen, die weiterentwickelte Schutz- und Reaktionsmöglichkeiten haben. Werden Knotenpunkte und Verbindungen kritischer Infrastrukturen getroffen, kann die Versorgung zusammenbrechen und sich kaskadenartig ausbreiten (zu technischen Infrastrukturen Kap. 23).
So beeinflusst der Klimawandel auf vielerlei Weise das Gefüge aus Wasser, Energie und Nahrung (Beisheim 2013). Ein Beispiel ist der Anbau von Pflanzen für die Produktion von Lebensmitteln oder Bioenergie. Wird die Landwirtschaft von den Folgen des Klimawandels getroffen, etwa durch verringerte Wasserverfügbarkeit, durch Bodendegradation, Starkregen, Stürme oder Hitzewellen (wie 2003 und 2018), so beeinträchtigt dies die Produktion von Lebensmitteln und von Energie, was zum Anstieg der Preise führen kann. Das macht es attraktiver, die landwirtschaftliche Produktion auszuweiten – bei mehr Einsatz von Produktionsfaktoren wie Wasser, Energie, Pflanzenschutz- und Düngemitteln, was wiederum höhere Umweltbelastungen und mehr Nachfrage nach Landflächen zur Folge hat (Beisheim 2013; Endo et al. 2017). Fällt das Stromnetz aus, sind auch andere Versorgungssysteme betroffen, etwa nach heftigen Schneefällen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im November 2005, wodurch rund 250.000 Menschen mehrere Tage ohne Strom waren, oder nach einer Hitzewelle 2019 in New York. Das Hochwasser in der Eifel 2021 legte über Wochen nahezu die gesamte Infrastruktur lahm.
Dem Klimawandel ausgesetzt sind auch Vermögenswerte und wirtschaftliche Prozesse wie die weltweiten Güter-, Handels- und Finanzmärkte, die für die Exportnation Deutschland wesentlich sind und die Klimawirkung von einzelnen Sektoren in weitere Teile der Gesellschaft transportieren können (Krichene et al. 2020). Finanzgeschäfte und Preisinformationen repräsentieren virtuelle Mechanismen, die Ereignisse in kürzester Zeit weltweit miteinander verknüpfen. Klimabedingte Produktionsausfälle, Insolvenzen von Unternehmen, Dynamiken an Finanzmärkten und der Börse können sich über globale Netze und Märkte ausbreiten und weltweit kaskadenartige Folgeschäden in der Versorgung und durch Preissteigerungen auslösen (Poledna et al. 2018).
Extremereignisse in einem Land können Produktionseinbrüche nach sich ziehen, die sich über globale Lieferketten verbreiten. So trafen Überschwemmungen in Australien 2010 und 2011 die Kohleindustrie und brachten steigende Stahlpreise und Versorgungsengpässe in der Stahlindustrie mit sich. Dies war auch in Deutschland zu spüren, mit Auswirkungen auf Autoindustrie, Maschinenbau und andere Branchen. Das Hochwasser in Thailand 2011 führte zu Engpässen in der internationalen Elektronik- und Computerindustrie, zu hohen Preisen für Festplatten in Deutschland und zu Lieferengpässen in der Autoindustrie. Dies kann auch Lebensmittel betreffen, wie die mehrere Wochen dauernde und mit Bränden verbundene Hitzewelle in Russland und Zentralasien im Sommer 2010, die zu Exporteinschränkungen für Weizen führte. Die Dürren in den USA 2011 und 2012 oder in China 2010 und 2011 zogen steigende Lebensmittelpreise nach sich (Werrell und Femia 2013).

27.3 Umbrüche in Klima, Gesellschaft und Politik

In Gebieten, die gegenüber Klimastressoren besonders verwundbar sind und nur geringe Anpassungsfähigkeiten haben, sind menschliche Existenzgrundlagen durch Extremereignisse und die schleichende Zerstörung natürlicher Ressourcen bedroht, die für die Bedürfnisbefriedigung elementar sind wie Wasser, Nahrung, Wälder oder Biodiversität. Viele Gefahren für die menschliche Sicherheit werden nicht allein oder primär durch den Klimawandel verursacht. Vielmehr sind komplexe Problemkonstellationen in den betroffenen Gebieten dafür verantwortlich: die Zerstörung von Ökosystemen, große Armut, politische Instabilität, Landnutzungsänderung und die Übernutzung von Böden, oder auch das Fehlen von Frühwarnung und Katastrophenschutz (WBGU 2007). Verschiedene Destabilisierungsprozesse können sich in Brennpunkten verstärken und auf Nachbarregionen ausstrahlen. Besonders anfällig sind Küstenzonen und Flussgebiete, heiße und trockene Gebiete sowie Regionen, deren Wirtschaft von klimasensiblen Ressourcen und der Landwirtschaft abhängt. Neben den primären regionalen Folgen können indirekte Wirkungen in entfernten Gebieten Veränderungen auch hierzulande auslösen, wie das Beispiel der Lebensmittelpreise zeigt. Einige Reaktionen können die Lage verschärfen, etwa wenn Menschen in Not den Raubbau von Ressourcen forcieren, in andere Risikozonen abwandern oder Gewalt anwenden, um das eigene Überleben zu sichern. Beispiele sind die forcierte Nutzung fossiler Energiequellen (etwa in der Arktis), das Abholzen von Regenwäldern oder die Anschaffung von Klimaanlagen in heißen Regionen, wodurch der Klimawandel weltweit beschleunigt würde. Da physische, wirtschaftliche und geopolitische Risiken miteinander verknüpft sind, können klimabedingte Ereignisse in einer global vernetzten Welt direkt oder indirekt die soziale und politische Stabilität anderer Regionen untergraben und globale Folgen mit sich bringen, die Deutschlands Handlungsspielräume einengen oder bestimmte Handlungen erzwingen.
In fragilen Staaten, die Kernfunktionen der Regierung nicht garantieren können, untergräbt der Klimawandel die soziale und politische Stabilität und überfordert die Problemlösungs- und Anpassungsfähigkeit. Durch Marginalisierung, Umweltschäden, schwindende und ungleich verteilte Ressourcen können gesellschaftliche Verwerfungen und Sicherheitsrisiken verschärft werden (Molo 2015). Werden Grundnahrungsmittel knapp und teurer, kann dies für arme Schichten existenzbedrohend sein und gesellschaftliche Umwälzungen und Konflikte auslösen. So beeinflussten Dürren und Hitzewellen in China und Russland 2010 und 2011 die weltweiten Verfügbarkeiten und Preise von Lebensmitteln. Dies gilt als ein Auslöser für den Arabischen Frühling (Werrell und Femia 2013), zusammen mit einem hohen Erdölpreis, dem Ausbau von Bioenergie sowie Spekulationen auf den globalisierten Lebensmittelmärkten. Die Folgen trafen besonders die von Lebensmittelimporten abhängigen arabischen Staaten in Nahost und Nordafrika (MENA), die 2011 massive politische Proteste erlebten. Der entstandene Flächenbrand in der Region wurde durch elektronische Medien und soziale Netzwerke beschleunigt und vervielfacht, die kollektives Handeln erleichtern (Kominek und Scheffran 2012). Die politischen Umbrüche haben bis heute Auswirkungen auf die Stabilität des Mittelmeerraums (offenkundig in Syrien) und durch Migrationsbewegungen, Terrorismus und wirtschaftliche Verflechtungen auch auf Deutschland. Die weltweiten und miteinander gekoppelten Krisenentwicklungen des vergangenen Jahrzehnts haben die Rahmenbedingungen der deutschen und europäischen Klimapolitik in erheblichem Maße beeinflusst. Dies wird im Folgenden an den Zusammenhängen zwischen Klimawandel, Migration und Konflikten verdeutlicht.

27.4 Umweltbedingte Migration

Umweltzerstörung und Erderwärmung beeinflussen Wanderungsbewegungen, die Länder und Kontinente verbinden. Während Stürme und Überschwemmungen unmittelbar zu Vertreibungen führen können, untergraben Dürren und Wüstenbildung (Desertifikation) menschliche Lebensgrundlagen und Landwirtschaft auf lange Sicht. Verschlechtert sich dadurch die Versorgung mit Wasser und Nahrung, verbunden mit Ressourcenkonflikten und Gewalt, nimmt der Vertreibungsdruck zu.
Zwischen 2010 und 2019 hat sich die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen auf nahezu 80 Mio. Menschen verdoppelt (UNHCR 2020). 85 % leben nach wie vor in Entwicklungsländern. 55 Mio. Menschen sind Binnenvertriebene, wobei 2020 etwa 30,7 Mio. weitere Menschen durch Naturkatastrophen vertrieben wurden, mehr als dreimal so viele wie durch Gewalt und Konflikte (IDMC 2021: 1). Vertreibungen durch Naturkatastrophen gab es vor allem in Asien, durch Konflikte vor allem in Afrika. Binnenvertriebene bleiben meist in der Nähe ihres ursprünglichen Wohnorts.
In Zukunft dürfte die Klimakrise sich zunehmend auf Migration auswirken. Schätzungen sind unsicher und reichen von 50 Mio. bis zu 1 Mrd. Menschen, die durch Klimafolgen vertrieben werden. Einige Studien warnen vor übertriebenen Annahmen, die empirisch nicht begründet sind (Scheffran 2017). Klimawandel ist Teil eines komplexen Bündels von Fluchtursachen (Burrows und Kinney 2016; Abel et al. 2019), besonders in fragilen Regionen mit hoher Abhängigkeit von der Landwirtschaft, wo Armut, Gewalt, soziale Ungleichheit und Unsicherheit herrschen (Ionescu et al. 2017; Hoffmann et al. 2020).
Umweltveränderungen können Migration nicht nur fördern, sondern auch erschweren, indem sie die Armut der Landbevölkerung vergrößern und die Möglichkeiten zur Abwanderung einschränken, denn die Ärmsten haben kaum Möglichkeiten zur Wanderung über große Entfernungen (trapped populations, Hoffmann et al. 2020). Umweltbelastungen und Verwundbarkeiten können zunehmen, wenn Menschen in exponierte Regionen abwandern – etwa in Küstenstädte, die von Stürmen oder Meeresspiegelanstieg betroffen sind. Am Zielort kann Zuwanderung Umweltprobleme und die Konkurrenz um knappe Ressourcen wie Acker- und Weideland, Wohnraum, Wasser, Arbeitsplätze und soziale Dienstleistungen verschärfen (Ionescu et al. 2017). Die Landflucht in Metropolen und ihre Slums verschärft ökologische und soziale Folgen bis an den Rand des Kollapses.
Wetterextreme können auch in Industrieländern zu Migration führen, wie der Hurrikan Katrina 2005 in den USA gezeigt hat, der Hunderttausende aus New Orleans vertrieb, von denen viele nicht wieder zurückkehrten (Palinkas 2020). Von Überflutung gefährdete Risikozonen an Küsten oder Flussläufen können auch in Deutschland unbewohnbar werden und zur Abwanderung führen, etwa weil Immobilien in Erwartung zukünftiger Risiken an Wert verlieren. Während dies hierzulande noch wenig Beachtung findet, führt die Migration aus Krisengebieten zu gesellschaftlichen Debatten, verstärkt durch rechtspopulistische Bewegungen. Dies war offensichtlich in der „Flüchtlingskrise“ 2015, als Dominoeffekte Deutschland und die EU unter Druck setzten. Viele der Zuwanderer stammen aus der MENA-Region und der Sahelzone, die direkt vom Klimawandel und einem dadurch bedingten Migrationsdruck betroffen sind (Scheffran 2017).
So hat in Syrien eine verheerende Dürre (2007–2010) Menschen in ländlichen Gebieten entwurzelt und die bestehende Unzufriedenheit mit dem Regime verstärkt. Dies trug zu dem blutigen Bürgerkrieg und Fluchtbewegungen bei, auch wenn der Einfluss des Klimawandels hier umstritten ist (Kelley et al. 2015; Selby et al. 2017). In der Sahelzone kommt es durch Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Übernutzung und lokale Umweltschäden zu verlängerten Trockenperioden und Wüstenbildung, mit Spannungen zwischen Nomaden und sesshaften Ackerbauern um fruchtbares Land. Das komplexe Wechselspiel von Fluchtursachen zeigt sich in der sudanesischen Region Darfur ebenso wie am Tschadsee. Hier vermischen sich Wasser- und Landnutzungskonflikte mit Bürgerkriegen zwischen Regierungen und Rebellen, verstärkt durch staatliches Versagen, Korruption und die Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen (Scheffran et al. 2019; Froese und Schilling 2019).
Eine auf Abwehr gerichtete europäische Politik, die Migration als Auslöser von Sicherheitsproblemen, politischen Instabilitäten und Konflikten sieht, dürfte die zugrundeliegenden Fluchtursachen nicht verhindern, eher noch verstärken (Scheffran 2017; Fröhlich und Klepp 2020). Die Klimakrise als zukünftigen Fluchtgrund zu vermeiden, wurde im Zusammenhang mit der Pariser Klimakonferenz von 2015 von vielen Entscheidungsträgern betont. Auch danach wurde die Klimamigration als Begründung für eine klimapolitische Transformation angeführt, so im Bericht der Fachkommission Fluchtursachen an die Bundesregierung (Fachkommission 2021). Neben der Analyse der Zusammenhänge empfiehlt der Bericht, Deutschland solle seine „Verantwortung als Verursacher übernehmen“, „klimaneutrale Entwicklung im globalen Süden vorantreiben und die Synergieeffekte erneuerbarer Energien nutzen“, u. a. durch einen Mechanismus gemeinsamer Projekte (climate matching) für eine weltweite Energiewende und wirksame Klimaanpassung, um zu vermeiden, dass Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden (Fachkommission 2021, S. 105).

27.5 Konfliktpotenziale des Klimawandels

Wie sehr Umwelt- und Ressourcenprobleme zu Gewaltkonflikten beitragen, ist seit drei Jahrzehnten Gegenstand wissenschaftlicher Debatten, die durch die jeweils aktuelle Konfliktdynamik beeinflusst werden. Nachdem die Zahl der bewaffneten Gewaltkonflikte mit staatlicher Beteiligung und mehr als 25 Todesopfern pro Jahr weltweit 1991 mit 53 ein Maximum erreicht hatte, nahm sie auf 31 im Jahr 2010 ab und erreichte dann 2016 und 2019 mit jeweils 54 Gewaltkonflikten neue Höchstwerte (UCDP 2020). Die Zahl solcher Gewaltkonflikte ohne staatliche Beteiligung hat sich seit Beginn der 1990er-Jahre bis 2016 etwa vervierfacht (auf 85) und sank 2019 auf 67. Untersucht wird der Einfluss des Klimawandels auf verschiedene Konfliktfelder, von internationalen Spannungen bis zu innergesellschaftlichen Streitigkeiten. Einige Studien finden für längere historische Zeiträume Zusammenhänge zwischen der langfristigen Variabilität des Klimas und Gewaltkonflikten oder legen dar, unter welchen Bedingungen gesellschaftlicher Stress durch Naturkatastrophen und Ressourcenknappheit zu Konfliktrisiken führt (Ide et al. 2020). Andere Arbeiten zweifeln angesichts komplexer Zusammenhänge an einfachen Kausalitäten und betonen die Möglichkeit, Ressourcenprobleme durch Zusammenarbeit und Innovation zu bewältigen (von Uexkull et al. 2016). Die konträren Ergebnisse hängen von methodischen Fragen sowie regionalen Kontexten und Konfliktkonstellationen ab (Adams et al. 2018; Mach et al. 2019; Scheffran 2020; Scartozzi 2020).
Wie schon der fünfte widmet sich auch der sechste IPCC-Bericht ausführlich den mit dem Klimawandel verbundenen Konflikten und Sicherheitsrisiken (IPCC 2022), beispielsweise wenn steigende Nahrungsmittelpreise und der Wettbewerb um Wasser und Land das Wirtschaftswachstum dämpfen und zivile Institutionen schwächen. Der Klimawandel erhöht das Risiko innerstaatlicher bewaffneter Konflikte, wobei politische und wirtschaftliche Faktoren (z. B. die Gewaltgeschichte, sozioökonomische Treiber, Regierungsschwäche, soziale Ungleichheit) bislang weitaus wichtigere Triebkräfte waren als klimatische Faktoren (Mach et al. 2019). Der Klimawandel kann als Risikomultiplikator wirken, wenn das Umfeld anfällig für Umweltstress und Konflikte ist, beispielsweise besonders abhängig von der Landwirtschaft oder durch politische Ausgrenzung und niedrige sozioökonomische Entwicklung geprägt. Auch wenn zukünftige Klimaänderungen über große raum-zeitliche Skalen und verschiedene Kausalketten das Konfliktrisiko deutlich erhöhen können, bleiben angesichts der Komplexität erhebliche Unsicherheiten über das Ausmaß. Zu berücksichtigen ist auch, dass bewaffnete Konflikte die Anfälligkeit für den Klimawandel erhöhen, etwa weil die Wasser- und Energieinfrastruktur zerstört wird, qualifizierte Arbeitskräfte abwandern und Investitionen in grüne Technologien fehlen, eine Erkenntnis, die durch jüngste Gewaltkonflikte wie in Syrien oder in der Ukraine an Bedeutung gewonnen hat (Scheffran 2022).
Je mehr die Erderwärmung menschliche Lebensgrundlagen verändert und die Verfügbarkeit von Ressourcen wie Wasser, Nahrung und Biodiversität einschränkt, umso mehr Anlässe für Gewaltkonflikte gibt es. Diese können wiederum Hungersnöte, Wirtschaftskrisen, Verteilungskonflikte, Vertreibungen, Ressourcenausbeutung und Umweltzerstörung mit sich bringen, was Konfliktlösung und Klimapolitik erschwert (WBGU 2007). Ein Vergleich der Zahl der Todesopfer von Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten zeigt, dass Länder mit niedrigem Entwicklungsniveau gegenüber dieser doppelten Bedrohung besonders anfällig sind, die sich in einer Eskalationsspirale verstärken und auf andere Regionen übergreifen können (Scheffran et al. 2014; von Uexkull et al. 2016).
Risiken und Konflikte der Klimakrise folgen aus dem Wechselspiel von klimatischen, ökologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, der Konfliktgeschichte und den Anpassungsfähigkeiten (Mach et al. 2020). In fragilen Gebieten des Mittelmeerraums und der Sahelzone Afrikas, Lateinamerikas, Südasiens und des Pazifikraums verdichten sich die Klimafolgen in komplexen Konfliktkonstellationen. Wenn beispielsweise im südlichen Asien Flussdeltas überflutet werden oder Anbaugebiete vertrocknen, wird die Lebensgrundlage vieler Bauern zerstört. Ob es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt, hängt u. a. davon ab, was diese Bauern in den nächsten Jahrzehnten anbauen, wie stark betroffene Regionen von der Landwirtschaft abhängen und ob soziale Sicherungssysteme Konflikte abfedern. Werden die Anpassungspotenziale überschritten, besteht die Gefahr einer Destabilisierung, wodurch Konfliktlinien in der Welt verstärkt werden (WBGU 2007). Deutsche Entwicklungspolitik, die betroffene Staaten bei der Umsetzung geeigneter Anpassungsmaßnahmen unterstützt, ist damit ein Beitrag zur Friedenssicherung, was sich in der Empfehlung zeigt, Klima-, Migrations- und Friedenspolitik zusammenzuführen (Fachkommission 2021, S. 105). Entsprechende Vorschläge zur Klimaprävention und -anpassung für den UNO-Sicherheitsrat entwickelte das Auswärtige Amt im Rahmen der Berliner Konferenzen über Klima und Sicherheit 2019 und 2020 (Kap. 31).2
Gelingt die Eindämmung der durch den Klimawandel ausgelösten oder verstärkten Sicherheitsrisiken des Klimawandels nicht, sind neben der möglichen Einbindung Deutschlands in militärische Interventionen in anderen Weltregionen auch in Europa mit dem Klimawandel verbundene Konfliktlagen denkbar. Hierzu gehören Spannungen um territoriale Ansprüche und natürliche Ressourcen in der Arktisregion und im Mittelmeerraum. Schmelzendes Polareis und auftauende Permafrostböden berühren die strategischen Interessen Europas, Russlands und Nordamerikas. Bezüglich erneuerbarer Energien eröffnet die Zusammenarbeit zwischen Europa, Nahost und Afrika die Möglichkeit, den von Erdölinteressen geprägten Mittelmeerraum in eine Region kooperativer Sicherheit umzuwandeln – sofern die Nutzung nachhaltig, entwicklungsfördernd, friedlich und gerecht erfolgt. Aufgrund der Instabilitäten durch den Arabischen Frühling konnten solche Vorschläge bislang nicht realisiert werden, was einen Teufelskreis nahelegt: Klimawandel führt zu Krisen, die eine kooperative Lösung des Klimawandels erschweren. Umgekehrt können Klimakonflikte durch gemeinsame Risikovermeidung und Konflikttransformation eingedämmt werden, etwa durch Synergien zwischen Klimaanpassung, Resilienz und nachhaltiger Friedenssicherung.
Auch Strategien zur Vermeidung des Klimawandels können Schäden, Widerstände oder Konflikte auslösen. Beispiele aus der deutschen Debatte sind die Auseinandersetzung um die Kernenergie, die CO2-Abscheidung und Speicherung als Beitrag zur Vermeidung oder Begrenzung von CO2-Emissionen sowie die Zielkonflikte um die Folgen der Bioenergie und die Standorte von Windkraftanlagen (z. B. mit Artenschutz und Landschaftsbild), die polarisierend ausgetragen werden. Daher müssen klimapolitische Maßnahmen konfliktsensitiv gestaltet und die Rechte der lokalen Bevölkerung berücksichtigt werden, um Spannungen zu minimieren. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Strategien und Technologien der Energiewende ist ein entscheidender Faktor, wieweit Deutschland seinen Anteil an den Pariser Klimazielen umsetzen kann. Besonders konfliktträchtig erscheinen technische Eingriffe in das Klimasystem (climate engineering), um das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen oder den Strahlungshaushalt zu beeinflussen (Teil V). Hier gibt es strittige Fragen zur Machbarkeit und Finanzierung, zu Umweltfolgen, Risiken und Verantwortlichkeiten, die weltweite, nationale und örtliche Ebenen auf komplexe Weise verbinden (Brzoska et al. 2012). Dies gilt auch für Differenzen über die Anpassung an den Klimawandel oder Gerechtigkeitskonflikte, wie Kosten zu verteilen sind oder wo Nutzen und Risiken von Handlungen für heutige und zukünftige Generationen liegen. Dagegen braucht es Anreize und Wege, die Probleme kooperativ zu lösen.

27.6 Multiple Krisen und sozial-ökologische Transformation

Der Klimawandel ist Teil eines komplexen Musters überlappender Stressoren menschlicher Sicherheit, das in fragilen Brennpunkten (hot spots) als Risikoverstärker wirkt und ökologische und gesellschaftliche Instabilitäten und Kippelemente verbindet (Abb. 27.2). Sind die primären Folgen oft zunächst auf betroffene Gebiete oder Teilsysteme beschränkt, können sie sich in der global vernetzten Welt über Fernwirkungen (teleconnections) ausbreiten und durch Folgeketten zu komplexen Krisen, globalen Kaskaden und geopolitischen Spannungen aufschaukeln, die schwer zu kontrollieren sind. Beispiele sind Kommunikations- und Transportsysteme, soziale Netzwerke und Medien, Versorgungs- und Stromnetze, Krankheiten, Umweltveränderungen und Ressourcenströme, Lieferketten und Handelsmärkte, Mobilität und Migration (Abb. 27.1). In den Netzstrukturen kommt es zu Kopplungen, Ausbreitungs- und Akkumulationsprozessen von Information, Kapital, Macht und Gewaltmitteln, die Probleme verstärken oder vermeiden können. Der Fall der Berliner Mauer 1989, die Finanzkrise 2008, der Arabische Frühling und der Tsunami in Japan 2011 oder die US-Präsidenten-Wahl Donald Trumps 2016 hatten globale Implikationen. Dies gilt auch für die von Wuhan in China ausgehende Coronapandemie 2020, die durch die globale Mobilität rasch die gesamte Menschheit erfasste, verbunden mit Dominoeffekten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Folgen.
Der Klimawandel ist auch ein Konnektor, der über globale Netze der Mensch-Umwelt-Interaktion Kippelemente und Kaskaden anstoßen kann. Ob er mehr ein „Bedrohungsverstärker“ ist oder kooperative Lösungen fördert, hängt davon ab, wie Gesellschaften auf den Klimawandel reagieren. Deutschland kann dies durch politische Maßnahmen und institutionelle Strukturen unterstützen, die Lernprozesse und gesellschaftliche Innovationen eröffnen, um Risiken vorbeugend und antizipativ einzudämmen. Zur Bewältigung komplexer Krisen braucht es humanitäre Hilfen und Katastrophenschutz, Regulierung von Märkten und Preisen, resiliente und nachhaltige Friedenssicherung im Rahmen einer sozial-ökologischen Transformation, die positive Kipppunkte nutzt (Scheffran 2016; Thonicke et al. 2020; Gret-Regamey et al. 2019). Eine Herausforderung sind die oft langen Zeiträume, bis klimapolitische Maßnahmen wirksam werden, während die Schäden und Instabilitäten des Klimawandels deren Erfolg untergraben.

27.7 Kurz gesagt

Der Klimawandel gilt als Risikomultiplikator, der die Folgen durch komplexe Wirkungsketten in vernetzten Systemen verstärkt. Dies kann die Funktionsfähigkeit kritischer Infrastrukturen und Versorgungsnetze beeinträchtigen – z. B. das Gefüge aus Wasser, Energie und Nahrung. Über die weltweiten Märkte verbreitet, kann dies zu Produktionsausfällen, steigenden Preisen und Finanzkrisen in anderen Regionen führen, menschliche Sicherheit, soziale Lebensbedingungen und politische Stabilität untergraben, Migration und Konflikte verstärken. Zu den Konfliktfeldern in Europa zählen Spannungen um territoriale Ansprüche und natürliche Ressourcen in der Arktis und im Mittelmeerraum. Für Deutschland sind auch Umbrüche in entfernten Regionen bedeutsam – etwa, wenn Gewaltkonflikte humanitäre Hilfe nötig machen oder Migration auslösen. Um diese Fernwirkungen zu vermeiden, ist das Ziel einer vorausschauenden, auf Anpassung ausgerichteten Politik, mögliche Ursachen und riskante Pfade früh zu vermeiden und Systeme zu stabilisieren. Investitionen in Kooperation und institutionelle Reaktionen können Gefährdungen menschlicher Sicherheit und sozialer Stabilität abschwächen. Ein integrativer Rahmen der Mensch-Umwelt-Interaktion erlaubt es, Stabilitätsbereiche, Kippeffekte und Risikokaskaden zu analysieren, um Entscheidungen unter Unsicherheit treffen zu können.
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Fußnoten
1
Seit dem Ersterscheinen 2016 hat die Forschung zur Thematik dieses Kapitels stark zugenommen. Die Literatur zu Kippelementen, Verbundrisiken, Risikokaskaden, Klimaextremen, Instabilitäten, Migration und Konflikten ist hier nur selektiv repräsentiert. Für frühere Quellen sei auf die erste Fassung verwiesen.
 
2
Berlin Climate and Security Conference: https://​berlin-climate-security-conference.​de.
 
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Metadaten
Titel
Klimawandel als Risikoverstärker: Kipppunkte, Kettenreaktionen und komplexe Krisen
verfasst von
Jürgen Scheffran
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-66696-8_27