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1992 | Buch | 2. Auflage

Organisationstheorie

Historische Entwicklung — Ansätze — Perspektiven

verfasst von: Dr. Erich Frese

Verlag: Gabler Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Organisationsstrukturen aus betriebswirtschaftlicher Sicht

Erster Teil. Organisationsstrukturen aus betriebswirtschaftlicher Sicht
Zusammenfassung
In diesem Buch werden die Entwicklung und der Stand der Organisationstheorie aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet. Die Darstellung orientiert sich deshalb zum einen am vorherrschenden betriebswirtschaftlichen Erkenntnisinteresse, der Vorbereitung von Gestaltungshandlungen, und zum anderen am Erkenntnisobjekt, dem Betrieb als wirtschaftlicher Einheit.
Erich Frese

Historische Entwicklung der Organisationsstruktur von Industriebetrieben

Frontmatter
A. Organisationsprobleme in der vorindustriellen Phase (vor 1830/40)
Zusammenfassung
Die Organisation arbeitsteiliger Systeme hat insbesondere im staatlichen, militärischen und kirchlichen Bereich schon seit Jahrtausenden praktische Probleme aufgeworfen. Entsprechend früh lassen sich literarische Äußerungen zu Organisationsfragen nachweiseng1. In Unternehmungen erlangten Organisationsprobleme erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nach der industriellen Revolution mit dem Aufkommen der modernen Großunternehmung ihre eigentliche Bedeutung. Diese Tatsache findet ihren besonderen Ausdruck in der Entstehung des professionellen Managertums. Am ausgeprägtesten verlief diese Entwicklung in den USA, wo auch die moderne Managementlehre im wesentlichen entstanden ist.
Erich Frese
B. Organisation des Produktionsbereichs in der ersten Phase der industriellen Entwicklung (1840 – 1890)
Zusammenfassung
War die bisher betrachtete, vorindustrielle Phase durch die Abhängigkeit von Mensch, Tier, Wind und Wasser als Energiequellen gekennzeichnet, so eröffnete der Einsatz von Dampfmaschinen ganz neue Perspektiven für die räumliche Zusammenfassung umfangreicher Produktionsaktivitäten. Verstärkt wurde dieser technologisch begründete Trend zu größeren Betriebseinheiten durch die im Zuge des entstehenden Eisenbahn- und Kommunikationsnetzes sich rasch ausweitenden Absatzmärkte, die auch eine wirtschaftlichere Ausnutzung der technisch zu realisierenden größeren Kapazitäten ermöglichte.
Erich Frese
C. Wissenschaftliches Fabrikmanagement (Taylorismus) und organisatorische Erfassung der Gesamtunternehmung (1890 – 1920)
Zusammenfassung
Die Umwälzung der Produktionsbedingungen durch die ‘industrielle Revolution’, wie sie insbesondere im verstärkten Einsatz von Maschinen, dem Übergang zur Massenproduktion und einer wachsenden Arbeitsteilung im Produktionsbereich ihren Ausdruck fand, führte zu neuartigen Problemen der Fabrik- und Produktionsplanung. Die ersten Großunternehmungen, die in den USA um 1870 bestanden, besaßen mit Ausnahme der Eisenbahnen zunächst keine angemessenen organisatorischen Konzepte und Instrumente, um dieser Herausforderung an das Management gerecht werden zu können. Diese Feststellung gilt in besonderem Maße für den Maschinenbau der damaligen Zeit. Im Grunde versuchte man weitgehend, die neuen Aufgaben mit den organisatorischen Konzepten der vorindustriellen Zeit zu lösen: Es erfolgte eine weitgehende Delegation von Planungs-, Realisation- und Kontrollaufgaben auf Meister und Vorarbeiter. Sie waren von der Einstellung über die Ausbildung, die Lohnfestsetzung und Überwachung bis hin zu Disziplinarmaßnahmen für alles verantwortlich, was den Arbeiter betraf. In einigen Industriezweigen, vor allem in Unternehmungen mit Präzisionsmaschinen und einem hochqualifizierten Facharbeiterstamm, hatte sich eine extreme Form der Dezentralisierung herausgebildet. Die Unternehmungsleitungen schlossen mit einigen Meistern oder Vorarbeitern, sog. Contractors, gewissermaßen Verträge ab, die diese verpflichteten, zu vereinbarten Preisen bestimmte Produktionsleistungen mit den ihnen zugeordneten Arbeitern in eigener Verantwortung zu erbringen76.
Erich Frese
D. Strukturinnovationen zur Sicherung der Gesamtkoordination und erste umfassende organisationstheoretische Konzeptionen in der Wissenschaft (1920–1940)
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung deutscher industrieller Großunternehmungen mit Problemen der Organisationsstruktur ist in den zwanziger und dreißiger Jahren durch drei Entwicklungen bestimmt:
1.
Wachsende Unternehmungsgrößen; die I.G. Farbenindustrie AG hatte z.B. 1929 über 110.000 Mitarbeiter174.
 
2.
Zunehmende Diversifikation des Produktions- und Absatzprogramms.
 
3.
Rasche Veränderungen der Unternehmungskonstellation durch Kartelle, ‘Interessengemeinschaften’, Konzernbildungen und Fusionen.
 
Erich Frese
E. Vergleichende Betrachtung der Entwicklung im deutschsprachigen Raum und in den USA
Zusammenfassung
In den vorangegangenen Abschnitten wurde über ein Jahrhundert hinweg die organisatorische Entwicklung der industriellen Großunternehmung in den USA und im deutschsprachigen Raum, wie sie sich in der Praxis und in der Literatur verschiedener Zeitabschnitte nachweisen läßt, dargestellt. Dieser Abschnitt des Buches soll mit dem Versuch einer vergleichenden Betrachtung abgeschlossen werden. Es kann sich dabei nur um eine grobe Skizze handeln. Wenn schon das Aufzeigen der historischen Entwicklung zwangsläufig bruchstückhaft und sicher in mancher Hinsicht einseitig sein mußte, so gelten solche Einschränkungen um so mehr für das Unterfangen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Ländern herauszuarbeiten und zu erklären.
Erich Frese

Stand und Aussagegehalt der Organisationstheorie

Frontmatter
A. Ansätze zur Erklärung von Organisationsstrukturen
Zusammenfassung
Organisationsstrukturen sind künstliche Gebilde; sie sind letztlich das Ergebnis menschlichen Handelns. Die Möglichkeiten und Grenzen planvollen Gestaltungshandelns durchziehen deshalb als Grundthema alle Ansätze zur Erklärung der Entstehung und Veränderung von Organisationsstrukturen. Der Stellenwert, der dem Gestaltungsaspekt zugewiesen wird, ist in den verschiedenen Erklärungsansätzen allerdings sehr unterschiedlich. Bezeichnenderweise wird in den geschlossensten Theorien zur Erklärung von Organisationsstrukturen der Gestaltungsprozeß am wenigsten ausdifferenziert. In dem durch Rückgriff auf die statistische Auswertung möglichst großer Stichproben im Rahmen der ‘vergleichenden Organisationsforschung’ geprägten ’situativen Ansatz’ erübrigt die These von der situativ bedingten (determinierten) Anpassung der Organisationsstruktur weitgehend die Einbeziehung der Gestaltung als Erklärungselement. Die Deutung der Entstehung und Veränderung von Organisationsstrukturen in Analogie zu biologischen Selektionsprozessen (Population Ecology) negiert sogar weitgehend die Anpassungsfähigkeit und damit die planvolle Gestaltung von organisatorischen Systemen. Im Transaktionskostenansatz wird zwar die Organisationsstruktur durch Rückgriff auf das marginalanalytische Instrumentarium der Mikroökonomie auf einen Kostenkalkül zurückgeführt; insofern bildet die Gestaltungsentscheidung den Kern der Erklärung. Der Gestaltungsprozeß selbst wird jedoch - wenn überhaupt - nur in sehr globaler Weise abgebildet. Eine differenzierte Analyse der eigentlichen Gestaltungsüberlegungen erfolgt allenfalls bei den an strategischen Entscheidungen des Managements orientierten Beiträgen. Allerdings liegen zu diesem Ansatz erst vereinzelte Studien vor; ein geschlossenes Erklärungsmodell existiert noch nicht.
Erich Frese
B. Steuerung arbeitsteiliger Handlungen durch Organisationsstrukturen
Zusammenfassung
Bei der wissenschaftlichen und praktischen Auseinandersetzung mit zielorientierten arbeitsteiligen Systemen kommt der Steuerung des individuellen Handelns zwangsläufig eine große Bedeutung zu. Angesichts der Vielschichtigkeit der organisatorischen Problematik und der Heterogenität der Organisationstheorie kann es jedoch nicht überraschen, daß die durch die Zweck-Mittel-Beziehung begründete planvolle Beeinflussung der Handlungen individueller Organisationsmitglieder in den einzelnen Ansätzen einen unterschiedlichen Stellenwert hat. Eine gewisse Strukturierung der verschiedenen Beiträge ist durch Rückgriff auf die Differenzierung zwischen ‘rationalen Systemen’ (rational systems) und ‘natürlichen Systemen’ (natural systems), die Gouldner238 zur Kennzeichnung zweier Betrachtungsweisen organisatorischer Systeme eingeführt hat, möglich.
Erich Frese
C. Individuelle Selbstentfaltung und Organisationsstrukturen
Zusammenfassung
Den in den vorangegangenen Abschnitten dargestellten Theorien zur Entstehung von Organisationsstrukturen liegt eine primär instrumentelle Sichtweise zugrunde: Organisationsstrukturen werden als Systeme von Regelungen verstanden, die das Handeln in arbeitsteiligen Systemen auf die übergeordnete Unternehmung ausrichten sollen. Die Bedürfnisse und Wertvorstellungen der Individuen werden, wenn sie überhaupt explizit berücksichtigt werden, als einzugrenzende Störgrößen oder als durch Anreizmaßnahmen zu kontrollierende Eigengesetzlichkeiten betrachtet. Demgegenüber hebt die emanzipatorische Sichtweise die Ansprüche des Individuums, die Gewährung von Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung in den Rang einer selbständigen Zielsetzung, die in Konflikt zu dem Unternehmungsziel geraten kann.
Erich Frese

Organisationsgestaltung bei unvollkommenem Informationsstand

Frontmatter
A. Grenzen zielorientierter organisatorischer Gestaltung
Zusammenfassung
Die Instrumentalisierung interpersoneller Interaktionen in sozialen Systemen, die Projektion eines extern begründeten Zweck-Mittel-Bezugs in das Handeln selbständiger Individuen, stellt in einer durch die Idee der Selbstbestimmung des Einzelnen geprägten Kultur einen tiefgreifenden Vorgang dar. Die kontroverse Beschäftigung mit dem ‘wissenschaftlichen’ Fundament und der moralischen Rechtfertigung einer bewußten Gestaltung prägt daher — neben der Auseinandersetzung mit dem Problem einer im Sinne des ‘Unternehmungsziels’ effizienten Gestaltung — die Organisationstheorie seit ihren Anfängen. Diese Debatte hat an Intensität und Schärfe in dem Maße zugenommen, in dem offenbar wurde, daß der Rückgriff auf objektives, empirisch abgesichertes Wissen bei der Begründung von Gestaltungsmaßnahmen nur sehr bedingt möglich ist.
Erich Frese
B. Handlungsbezug und Komplexitätsgrad von Theorien
Zusammenfassung
Die vorangegangene Analyse des organisatorischen Gestaltungsproblems betrachtete organisatorische Strukturen unter Betonung des Mittel-Zweck-Zusammenhangs. Bei Zugrundelegung des klassischen Handlungsverständnisses ist das eine naheliegende Perspektive, die aber nicht für jede Theoriekonstruktion verpflichtend sein kann. Das hat schon die dargestellte, von Gouldner2 in die Organisationstheorie eingeführte Unterscheidung zwischen ‘rationalen Systemen’ und ‘natürlichen Systemen’ deutlich gemacht. Da sich gerade in jüngster Zeit in der Organisationstheorie starke Tendenzen zur Betonung der ‘natürlichen’ Dimension feststellen lassen, erscheint die Auseinandersetzung mit dem Handlungsbezug organisatorischer Theorien geboten zu sein. Aufschlußreich für einen solchen Versuch sind Beiträge von Krone/Jablin/Putnam3, Pondy/Mitroff4 und Weick/Daft5 zur Systematisierung von Organisationstheorien nach der Komplexität ihres jeweiligen Erklärungsansatzes. Ihre Unterscheidung in mechanistische, kognitive und interpretative Theorien greift dabei auf die von Boulding6 entwickelten Kategorien zur Beschreibung und Abstufung der Komplexität von Systemen zurück.
Erich Frese
C. Gestaltungsstrategien
Zusammenfassung
Betrachtet man den Stand der Organisationstheorie aus der Gestaltungsperspektive, dann lassen sich zwei erkenntnisleitende Prinzipien unterscheiden. Organisationstheoretische Arbeiten bemühen sich entweder darum, den Gestaltungsspielraum durch verbesserte Erkenntnisse über Zweck-Mittel-Zusammenhänge einzuschränken, oder sie sind darauf ausgerichtet, Aussagen über die Ausfüllung bestehender Spielräume abzuleiten. Die erste Perspektive beinhaltet ein empirisches, die zweite ein spekulatives Problem.
Erich Frese
Backmatter
Metadaten
Titel
Organisationstheorie
verfasst von
Dr. Erich Frese
Copyright-Jahr
1992
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-82876-7
Print ISBN
978-3-322-82877-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-82876-7