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2017 | Buch

Arbeit als Subjektivierendes Handeln

Handlungsfähigkeit bei Unwägbarkeiten und Ungewissheit

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Über dieses Buch

Dieses Buch zeigt, dass menschliche Fähigkeiten wie subjektives Empfinden und Gespür, assoziativ-bildhaftes Denken und situatives Vorgehen notwendig sind, um Ziele zu erreichen und Probleme zu lösen. Dies ist gerade auch im Arbeitsbereich, in dem das Leitbild planmäßig-rationalen Handelns vorherrscht, der Fall. Insbesondere in unwägbaren und ungewissen Situationen sind solche Fähigkeiten unverzichtbar und gewährleisten Handlungsfähigkeit. Sie führen in ihrem Zusammenhang und Zusammenwirken zu einer eigenständigen Handlungsweise und Handlungslogik. Dies wird mit dem Konzept des „subjektivierenden Handelns“ systematisch erfasst und begründet. Dieses handlungstheoretische Konzept geht über den bloßen Verweis auf bounded rationality, Intuition, Bauchgefühl oder Improvisation hinaus und zeigt, dass intentionales Handeln auf einem objektivierenden und subjektivierenden Handeln beruht.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Subjektivierendes Handeln – Anstöße und Grundlagen

Max Weber bezeichnete die Vorstellung, dass man „alle Dinge – im Prinzip – durch Berechnen beherrschen könne“, als grundlegendes Merkmal des modernen, wissenschaftlich geprägten Weltbildes im Unterschied zu animistischen und religiösen Weltbildern traditioneller Gesellschaften (Weber 1988, S. 594).

Fritz Böhle

Metallverarbeitung

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Im Maschinenbau lassen sich „traditionell“ – etwas vereinfacht – zwei Typen von Arbeitssystemen ausmachen: die Angelerntenfertigung (vgl. Schultz-Wild u.a. 1986) und die Facharbeiterfertigung (vgl. Wiedemann 1967). In der Angelerntenfertigung sind Arbeitsorganisation und Arbeitskräftestrukturen durch eine starke funktionale und fachliche Arbeitsteilung gekennzeichnet.

Fritz Böhle, Brigitte Milkau
Unwägbarkeiten

Ein wichtiges Merkmal der betrieblichen Organisation des Produktionsprozesses ist, daß die Arbeitskräfte betriebliche Anweisungen und Vorgaben, wie z.B. Konstruktionszeichnungen und Arbeitspläne, nicht nur ausführen, sondern diese selbständig in die Praxis umsetzen müssen. Sowohl die Arbeitsorganisation wie auch die technische Planung des Produktionsprozesses belassen daher Lücken und Spielräume, die vom Facharbeiter ausgefüllt werden müssen.

Fritz Böhle, Brigitte Milkau
Subjektivierendes Arbeitshandeln bei der Arbeit mit konventionellen Maschinen

Im folgenden sei gezeigt, in welcher Weise bei qualifizierten Facharbeitertätigkeiten – wie sie zuvor beschrieben wurden – die subjektivierende Bewältigung von Arbeitsanforderungen ein maßgeblicher Bestandteil des Arbeitshandelns ist.

Fritz Böhle, Brigitte Milkau
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Wir haben bisher gezeigt, in welcher Weise Arbeitskräfte sich bei qualifizierten Tätigkeiten an konventionellen Werkzeugmaschinen subjektivierend mit den Arbeitsanforderungen und -bedingungen auseinandersetzen, in welcher Weise sich dies für den Produktionsprozeß als notwendig und somit auch funktional erweist, und weiche Auswirkungen sich hieraus auf die Arbeitskräfte ergeben.

Fritz Böhle, Brigitte Milkau
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Der Begriff NC – Numerical Control bzw. Numerische Steuerung – bezeichnet im strengen Sinn die automatische Steuerung von Werkzeugmaschinen durch „Maßzahlen“, die die Relativbewegung zwischen Werkzeug und Werkstück definieren (z.B. Simon 1963, S. 320; Kief 1986, S. 29). Bei diesen Maßzahlen, wie sie etwa auf einer technischen Zeichnung zur Beschreibung eines Werkstücks zu finden sind, handelt es sich um Steuerungsanweisungen, die in die Steuerung eingegeben werden, wo sie mit Hilfe informationstechnischer Mittel nach mathematisch-logischen Regeln verarbeitet und in Steuerungsbefehle für die Maschine umgesetzt werden.

Fritz Böhle, Hartmut Hirsch-Kreinsen, Brigitte Milkau, Helmuth Rose
Unwägbarkeiten

Erfahrungswissen zur Prozeßbeherrschung wird [bei der Arbeit mit CNC-Maschinen] vor allem in unvorhersehbaren Arbeitssituationen abgefordert und eingesetzt. Da in diesen Situationen eine andere Arbeitsweise notwendig wird, sind sie gegenüber derjenigen für vorwegplanbare Situationen kritisch.

Hartmut Schulze, Ursula Carus
Subjektivierendes Arbeitshandeln bei der Arbeit mit CNC-Maschinen

Erfahrungsgeleitetes Arbeiten umfaßt sowohl den Aspekt des Anwendens von Erfahrung in für Facharbeiter alltäglichen bzw. „bekannten“ Situationen als auch den Aspekt eines Neuerfahrens von Zusammenhängen in für Fachkräfte außergewöhnlichen oder unbekannten Arbeitssituationen. Alltägliche Arbeitssituationen zeichnen sich dadurch aus, daß sie in ihrer spezifischen Ausprägung nicht bekannt sein müssen, daß sie aber in ein Spektrum bekannter Bedingungen und Lösungsmöglichkeiten fallen.

Ursula Carus, Hartmut Schulze
Subjektivierendes Arbeitshandeln bei der CNC-Programmierung

Arbeitsplanungen und Programmerstellung [gelten] als geradezu „klassische Beispiele“ für ein distanziertes und regelgeleitetes Vorgehen von Facharbeitern (vgl. Volpert 1992, S. 45).

Annegret Bolte
Gefühl bei der Arbeit mit CNC-Maschinen

Mit „Gefühl“ wird im folgenden ein Subjektivitätsanteil vertieft beschrieben, dem einerseits im Konzept des subjektivierenden Arbeitshandelns ein zentraler Stellenwert zukommt und der andererseits in bisherigen Veröffentlichungen (noch) nicht in dieser Weise präzisiert und dargestellt wurde.

Fritz Böhle, Hartmut Schulze
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Auch bei einer ergonomischen Gestaltung der „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ werden durch die derzeit vorherrschenden Technikkonzepte Möglichkeiten für ein erfahrungsgeleitetes Arbeiten eingeschränkt: Eigenschaften von Anlagen sowie Prozeßäußerungen, die sich nicht exakt erfassen und darstellen lassen (wie z.B. Bearbeitungsgeräusche), stehen als Informationsquellen für die Arbeitskräfte nicht oder nur mehr sehr eingeschränkt zur Verfügung.

Fritz Böhle, Hartmut Schulze

Prozessindustrie

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Die Überwachung und Steuerung komplexer technischer Systeme hat in der industriesoziologischen Diskussion unter dem Begriff „Automationsarbeit“ durchaus Tradition. Solche Tätigkeiten waren in der Geschichte industriesoziologischer Forschung ein zentraler Fokus für höchst kontroverse Prognosen über die Entwicklungsperspektiven von Industriearbeit. Sie stehen dabei entweder für die (mögliche) Befreiung von restriktiver Arbeit oder sie dienen als Beleg für deren Aufrechterhaltung und weitere Verbreitung.

Fritz Böhle, Helmuth Rose
Unwägbarkeiten

Unsere empirischen Befunde in unterschiedlichen Branchen (Stahl, Chemie, Nahrungsmittel, Mineralöl, Energieversorgung) zeigen, daß bei [der Prozessautomatisierung] […] zugleich erhebliche Diskrepanzen bestehen zwischen den in Rechnermodellen erfaßten Parametern und Prozeßverläufen sowie den daraus abgeleiteten Anforderungen an menschliche Arbeit einerseits und den praktischen Gegebenheiten andererseits.

Fritz Böhle, Sabine Pfeiffer
Subjektivierendes Arbeitshandeln mit Prozessleitsystemen

Unsere Untersuchungen zeigen, […] daß die Tätigkeit der Anlagenfahrer einerseits nicht (mehr) einer traditionellen, manuellen Arbeit entspricht, andererseits aber auch nicht voll in einer „geistigen“ Arbeit nach Maßgabe eines „objektivierenden Handelns“ aufgeht. Es werden vielmehr gerade auch Kenntnisse und Fähigkeiten wichtig, die sich – nach bisherigen Kriterien – weder dem einen noch dem anderen zuordnen lassen.

Fritz Böhle, Helmuth Rose
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Obwohl in der betrieblichen Praxis die Tätigkeit der Überwachung und Steuerung komplexer technischer Systeme zunehmend als verantwortungsvoll und qualifiziert definiert wird, besteht die Tendenz, wichtige Leistungen, die von den Arbeitskräften durch ihr Erfahrungswissen erbracht werden, zu unterschätzen. Solange der sog. „Normallauf“ gewährleistet wird, ist der Beitrag menschlicher Arbeit hierzu kaum dokumentierbar.

Fritz Böhle, Helmuth Rose, Sabine Weishaupt, Hans G. Bauer, Claudia Munz

Montage

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

[...] einfache Arbeit ist – auch in der Montage – aktuell ein viel diskutiertes Thema. Das erstaunt auf den ersten Blick, ging man doch lange Zeit davon aus, dass einfache Arbeit am Standort Deutschland zu den Modernisierungsverlierern zählt (vgl. Reinberg 2004, S. 61).

Sabine Pfeiffer
Unwägbarkeiten

Nie ist alles gleich. Damit rechnen Erfahrene auch dann, wenn seit längerer Zeit die Montage ein und desselben Teils ungestört läuft. Es geht immer auch darum, nicht nur auf mögliche Veränderungen zu reagieren, sondern diese zu antizipieren: Das gilt nicht nur für innerbetrieblich vorgelagerte Prozessschritte, sondern sogar für einen Werkzeugwechsel beim Zulieferer.

Sabine Pfeiffer
Subjektivierendes Arbeitshandeln bei ganzheitlichen Produktionssystem und flexibler Standardisierung

Bei der heute üblichen Kürze der Taktzeiten in der Serienmontage ist nicht nur Präzision des Handelns gefragt, sondern auch Schnelligkeit. Schnelligkeit und Präzision, Stückzahl und Qualität verbinden sich bei Erfahrenen in Form einer spezifischen Geschicklichkeit des gesamten Handlings, nicht in der Geschwindigkeit des einzelnen Handgriffs. Diese Art der Geschicklichkeit, die eine stark körperbezogene Komponente hat, ist viel mehr als stumpfe Routine.

Sabine Pfeiffer
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

In der (berufs-)bildungspolitischen Debatte rund um einfache Arbeit stehen sich derzeit „geradezu unversöhnlich[e]“ Sichtweisen gegenüber, die „einerseits die Aufhebung der Facharbeit und der beruflichen Erstausbildung und andererseits die zähe Verteidigung des Status quo postulieren“ (Lacher 2006b, S. 89). Schon die Ausgangsdiagnosen sind widersprüchlich. Vieles scheint dafür zu sprechen, dass die Anforderungen in der Montage qualitativ erweitert werden.

Sabine Pfeiffer

Technischer Service

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Einen wesentlichen Aufgabenbereich in der Tätigkeit von Servicekräften stellt die Diagnose und Fehlersuche dar – entweder unmittelbar vor Ort oder durch Telefon und/oder Teleservice mediatisiert. Weitere zentrale Aufgaben sind die Durchführung von Reparaturen, die Inbetriebnahme und, in unternehmensspezifischer Ausprägung, die technische Dokumentation der durchgeführten Arbeiten.

Sabine Pfeiffer
Unwägbarkeiten

Die Serviceabteilung besetzt eine wichtige Schnittstelle zwischen betriebsinternen Abläufen und Interaktionen in bzw. mit der Unternehmensumwelt. Insbesondere die Mitarbeiter im Außendienst, die meist nur zu einem Bruchteil ihrer Arbeitszeit im Betrieb anwesend sind, klagen häufig über Schwierigkeiten bei der Integration im eigenen Unternehmen.

Sabine Pfeiffer
Subjektivierendes Arbeitshandeln im technischen Service

Die nicht formalisierbaren Aspekte des Wissens und Handelns spielen gerade im Servicealltag eine erhebliche Rolle. Dies zeigt sich zum einen daran, dass bei Neurekrutierungen von Servicepersonal langjährige praktische Vorerfahrungen, möglichst bereits im Service und technischen Support, generell als Einstellungsbedingung genannt werden.

Sabine Pfeiffer

Montage

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Der Druck in puncto Produktentwicklung und Verkürzung der Entwicklungszeiten hat in den Unternehmen erheblich zugenommen. Generell geht es darum, verspäteten Marktzugang zu vermeiden und gleichermaßen geschäfts- wie kundenrelevante Optima von Produkten und Prozessen zu erzielen. Dafür werden Produkt- und Produktionsgestaltung, bisher nacheinander sequentiell durchgeführt, stärker parallelisiert und miteinander verzahnt.

Constanze Kurz, Mascha Will Zocholl
Unwägbarkeiten

Trotz […] [des] Bemühens um eine anwendungsbezogene Ausbildung erleiden viele junge Ingenieure bei Eintritt in das Berufsleben einen Praxisschock. Ihre – auch im Studium genährten – Erwartungen an den Beruf stimmen nicht mit der Realität überein.

Annegret Bolte
Subjektivierendes Arbeitshandeln in der Entwicklung

Die Tätigkeit von technischen Fachkräften und Ingenieuren zählt zur vorwiegend geistigen, wissensintensiven Arbeit. Technische Fachkräfte in der Entwicklung handeln in hohem Maße technisch-wissenschaftlich fundiert und planmäßig-rational. Wissenschaftlich fundiertes und systematisches Fachwissen sowie die Fähigkeit zu logisch-abstraktem Denken gelten daher als wichtige Grundlagen der Tätigkeit von technischen Fachkräften.

Vera Kahlenberg, Bernhard Ludwig
Auswirkungen von CAD auf die Arbeit

Das Skizzieren einer Idee auf einem Stück Papier oder das Zeichnen am Brett unterscheiden sich vom Zeichnen am CAD-System hinsichtlich der Synchronisation von Denken und Handeln. Das durch CAD induzierte Vorgehen entspricht nicht der Logik (und der Geschwindigkeit) des Denkens beim Konstruieren, insbesondere in der Phase des Entwurfs.

Annegret Bolte
Perspektiven für die Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Arbeit mit CAD-Systemen ist akzeptiert und gehört für Techniker und Ingenieure zum „normalen“ Arbeitsalltag. Aber alle jetzigen Realisierungen von CAD-Systemen führen zu weitreichenden Änderungen in der Vorgehensweise von Planern. CAD-Systeme zwingen den Arbeitenden ein objektives Handeln auf: Die Gedanken und Ideen können nicht unmittelbar in eine Handlung umgesetzt werden, das CAD-System „schiebt sich dazwischen“.

Annegret Bolte

IT-Industrie

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Arbeit unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen als an sich entfremdete, erfährt mit der Informatisierung der Arbeit eine zusätzliche und neue Qualität von Entfremdung auf der Ebene konkreten Arbeitshandelns. Zum einen prägt das Abstrahierte (die ‚virtuelle‘ Welt) sehr konkret die Bedingungen des Arbeitshandelns, zum anderen erfordert der ökonomisch-effiziente Umgang (und einen solchen bringt das ‚eherne‘ Gesetz der Profitmaximierung mit sich) mit dem Abstrahierten eine ständige Vermittlung mit dem Konkreten, also der realen Welt.

Sabine Pfeiffer
Unwägbarkeiten

Die Welt der Bits und Bytes in Unordnung? Die Sphäre, in der alles letztendlich auf die Werte ‚0‘ und ‚1‘ reduziert ist, unvorhersagbar und unlogisch? Das mutet paradox an und um Mißverständnissen vorzubeugen sei vorausgeschickt, daß dem Computer und der Datentechnik an sich hier kein neuer Mythos angedichtet werden soll – quasi von der ‚Unfehlbarkeit‘ zum Hort der Unlogik und des Unerwarteten. Natürlich sind alle Fehler und Ungereimtheiten potentiell erklärbar, d.h. also nicht an sich unlogisch.

Sabine Pfeiffer
Subjektivierendes Arbeitshandeln im Information-Broking

Der besseren Übersichtlichkeit halber erfolgt die Darstellung der qualitativen Auswertung unterteilt nach den vier Dimensionen subjektivierenden Arbeitshandelns: ‚sinnliche Wahrnehmung‘, ‚Wissen-Denken-Gefühl‘, ‚Vorgehensweise‘ und ‚Beziehung‘ […].

Sabine Pfeiffer
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Eine Szene aus einem Softwarehaus, wie sie der Geschäftsführer schildert: Ein Kunde betritt am Morgen um 9 Uhr das Haus; er möchte eine Softwarelösung für sein Unternehmen kaufen. Die Verhandlungen gehen in technische Details, zu deren Klärung der Vertrieb einen Entwickler hinzuziehen möchte.

Annegret Bolte
Unwägbarkeiten

Produktmanager üben ihre Tätigkeit auf verschiedenen Ebenen aus. Zum einen agieren sie außerhalb des Unternehmens auf der Kundenseite: Sie spüren bei Vertriebspartnern und Endkunden (zukünftige) Ansprüche an das Produkt auf, bewerten diese und tragen sie in das eigene Unternehmen hinein.

Annegret Bolte
Subjektivierendes Arbeitshandeln beim Produktmanagement

Wenn wir hier von Produktmanagern sprechen, meinen wir all die Personen, die im Rahmen der Softwareentwicklung mit einer Brückenfunktion, d.h. der Vermittlung zwischen den Kundeninteressen und den Entwicklungsanforderungen, betraut sind.

Sabine Weishaupt, Gabriele Hösl
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Die Position eines Produktmanagers ist „-jedenfalls in der Form, wie sie in dem am Verbundvorhaben Intakt beteiligten Softwarehersteller eingeführt wurde -“ als eine Querschnittsfunktion neu eingerichtet worden (vgl. Bolte, in diesem Band). Sie beinhaltet keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber den anderen Stellen, mit denen ein Produktmanager zusammen arbeiten muss und die er koordiniert.

Annegret Bolte, Frank Iwer, Sabine Weishaupt

Projekte

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Die aktuellen Marktanforderungen nach innovativen und kundenbezogenen Produkten mit kurzen Einführungszyklen bei gleichzeitig hoher Produktqualität führen in den Unternehmen zu einem beständigen Anpassungs- und Veränderungsdruck im Produktentstehungsprozess. Angestrebt wird, Produktentwicklung, Produktionsplanung, Produktion und Vertrieb in Prozessketten organisatorisch und technisch zu integrieren und diese integrierten Lösungen entsprechend den sich laufend verändernden Kontexten zu optimieren und zu erweitern.

Pamela Meil, Eckhard Heidling, Helmuth Rose
Unwägbarkeiten

Aufgrund der Komplexität, die für verteilte Arbeit kennzeichnend ist und die mit der Vielfalt der eingebundenen Akteure, Unternehmen und Technologien zusammenhängt, lässt sich nicht jede Situation planen oder vorhersehen (Böhle, Meil 2003). Darüber hinaus bietet die Kenntnis einer Problemursache keine Sicherheit dafür, dass das Problem auch tatsächlich vermieden werden kann.

Eckhard Heidling, Pamela Meil, Helmuth Rose
Subjektivierendes Handeln bei verteilter Arbeit

Unsere Untersuchungen verweisen auf eine Reihe von Merkmalen, die erfahrungsgeleitete verteilte Arbeit in Entwicklungsprojekten mit anderen Formen erfahrungsgeleiteten Arbeitens gemeinsam hat (Böhle, Bolte 2002; Böhle u.a. 2002). Dies deutet darauf hin, dass bei erfahrungsgeleitetem Arbeitshandeln trotz variierender Arbeitsformen und Arbeitsgegenstände sowie unterschiedlich zusammengesetzter Arbeitsgruppen vergleichbare Wahrnehmungen und informelle Verhaltensweisen feststellbar sind.

Pamela Meil, Eckhard Heidling, Helmuth Rose
Subjektivierendes Handeln bei doppelter Ungewissheit

Eine wichtige Strategie im Umgang mit der doppelten Ungewissheit in Projekten stellt das erfahrungsgeleitete Handeln dar. Dabei geht es nicht um eine Ersetzung der bisher entwickelten Kenntnisse und Instrumente zur Planung und Kontrolle der Projektsteuerung und des Projektmanagements, sondern um deren Erweiterung im Sinne eines „sowohl als auch“ durch andere Vorgehensweisen und Kompetenzen (Meil et al. 2004; Heidling 2012; Pander 2010; Pommeranz 2011).

Eckhard Heidling
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Die Entwicklung von Tools, Verfahren und anderen Ansätzen ist vielfach auf Standardisierung ausgerichtet, um Schnittstellen, Unsicherheiten und Unklarheiten zu reduzieren. Damit sollen die projektförmigen Organisationsabläufe der Unternehmen effektiv etabliert, gesteuert und kontrolliert werden.

Eckhard Heidling
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Im Folgenden wird der heutige Stand der Definitionen umrissen und die Begriffe erläutert, die teilweise auch synonym verwendet werden.

Inna Pommeranz
Unwägbarkeiten

Der Multiprojektleiter befindet sich in einer unsicheren, nicht vorhersehbaren Umgebung unter Zeitdruck, hat entweder zu viele, zu wenige oder widersprüchliche Informationen zur Verfügung. Die Kommunikation verläuft mittels moderner Medien oft viel zu schnell, aber immer unter Einfluss von missgünstigen Regungen, man denke an Machtspiele oder Konflikte. In solchen Situationen „wird die „bewusste“ Lösung eines Problems zunehmend unwahrscheinlicher“ (Shirley u. Langan-Fox 1996).

Inna Pommeranz
Subjektivierendes Arbeitshandeln im Multiprojektmanagement

Bei diesem Vorgehen ist charakteristisch, dass die Planung zunächst ziemlich grob gemacht wird. Im Laufe der Zeit wird nach und nach – von der Wahrnehmung der Entwicklungen abhängig – der jeweils nächste kleine Schritt überlegt. Die Grobplanung gibt nicht nur eine Richtung für Projekte und prüft mögliche Überschneidungen, sondern löst auch genügend Raum für die Projektdynamik und das Unplanbare.

Inna Pommeranz
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Das praktische Erfahrungswissen ist wichtig, da es Sicherheit beim Handeln vermittelt. Gegenstände und Abläufe werden im Hier und Jetzt“ wahrgenommen. Diese Informationen fließen dann unmittelbar in die weiteren Handlungen.

Inna Pommeranz
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Eingangs dieser Arbeit zeigte sich bereits, dass einige Autoren die Arbeit am Theater als projektförmig bezeichnen. Dass eine Theaterproduktion daher als Projekt verstanden werden kann, kann allerdings nicht ohne eigene Überprüfung übernommen werden. Bevor also die Arbeit am Theater aus Sicht des Projektmanagements untersucht wird, muss überprüft werden, ob eine Theaterproduktion auch formal als Projekt verstanden werden kann.

Eva Regnier
Unwägbarkeiten

Wenn nachfolgend von Produkt gesprochen wird, so ist damit die künstlerische Leistung gemeint und nicht das materielle Kulturgut, wie etwa eine CD oder ein Buch. Im Unterschied zu Ge- oder Verbrauchsgütern ist das künstlerische Produkt, in diesem Fall die Theaterinszenierung, immateriell, was bedeutet, dass sie nicht vorher begutachtet werden kann.

Eva Regnier
Subjektivierendes Arbeitshandeln

Es wurde bereits angesprochen, dass der Regisseur innerhalb der vorgegebenen Rahmen-bedingungen einen relativ großen Handlungsspielraum hinsichtlich der Entwicklung und Umsetzung seiner Regiekonzeption hat. […] Handlungsfreiheit [ist] auch Voraussetzung dafür, dass Möglichkeiten des Arbeitshandelns ausgeschöpft werden können.

Eva Regnier

Flugverkehr

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Die technische Weiterentwicklung von Verkehrsflugzeugen, sichtbar insbesondere im Cockpit als der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik, bringt deutlich veränderte Arbeitsbedingungen für die Piloten mit sich[…]. Die Triebfeder dieser Entwicklungen lässt sich auf die Absicht zurückführen, die Sicherheit im Luftverkehr zu erhöhen. Technische Errungenschaften der letzten Dekaden führten einen deutlichen Rückgang der maschinell bedingten Flugunfälle herbei.

Tanja Cvetnic
Unwägbarkeiten

Neben den markanten Merkmalen der Flugunfallstatistik, an der sich in der Vergangenheit wesentliche Diskurslinien um die Automatisierung des Fliegens entzündet haben, geben insbesondere Meilensteine der Geschichte des Flugzeugbaus Auskunft über die Entwicklung zum heutigen Status quo. Obwohl der weltweite Flugverkehr in den vergangenen Jahrzehnten um ein Vielfaches sicherer geworden ist, ist es erhellend, sich der Verteilung der Ursachen der erfreulicherweise seltenen Vorfälle zuzuwenden.

Tanja Cvetnic
Subjektivierendes Arbeitshandeln

Landläufig wird davon ausgegangen, dass ein Pilot seine Aufgaben durch eine an die Technisierung angepasste, systematische und durchweg rationale Handlungsweise erledigt. Die offiziellen Anforderungen spiegeln diese von ihm verlangten ‚objektiven‘ Fähigkeiten wider.

Tanja Cvetnic

Gesundheitswesen

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Quer zu den verschiedenen Pfaden in die Dienstleistungsgesellschaft und deren – mit Blick auf Geschlechtergerechtigkeit – höchst unterschiedliche Ausgestaltung ist mitunter von einer Spaltung der Dienstleistungsökonomie in einen „High Tech- “ und in einen „High Touch“-Bereich die Rede, d. h. in einen abstrakt-formalisierten Tätigkeitsbereich und einen Tätigkeitsbereich, in dem es um die „Anfass-Welt“ der persönlichen oder personennahen Dienstleistungen geht.

Eva Senghaas-Knobloch, Kerstin Blass
Unwägbarkeiten

Unbestimmbarkeiten und Unwägbarkeiten gehören zu einer der grundlegenden Merkmale der Arbeitsabläufe in der Versorgungs- und insbesondere Pflegearbeit älterer Menschen. Sie sind keine „Abweichungen“ von der Normalität, sondern vielmehr integrale Bestandteile der Versorgungs- und Pflegearbeit.

Fritz Böhle, Sabine Weishaupt
Subjektivierendes Arbeitshandeln in einer anthroposophischen Altenpflege

Die Untersuchungen wurden in einem [anthroposophisch ausgerichteten] Altenheim durchgeführt, in dem zum Zeitpunkt der Untersuchung teambezogene Formen der Arbeitsorganisation entwickelt und erprobt wurden. Grundlegend hierfür war eine schon seit längerem angestrebte und weitgehend realisierte Organisation der Pflegetätigkeit nach den Prinzipien einer patientenorientierten und ganzheitlichen Pflege (Badura 1996a; Büssing, 1997).

Fritz Böhle
Subjektivierendes Arbeitshandeln in der allgemeinen Altenpflege

Um mit den Anforderungen, die sich aus dem „Arbeitsgegenstand“ Mensch ergeben, „gut“ zurechtzukommen, das heißt die Pflege alter Menschen dennoch mit hoher (Prozess- und Ergebnis-)Qualität und zugleich effizient zu erfüllen, geht die (von den Vorgesetzten als „gut“ bezeichnete, d.h. in der Regel auch erfahrene) Pflegekraft nach dem Prinzip der offenen Planung vor, die lediglich einen Rahmen, bestimmte Fixpunkte vorgibt.

Sabine Weishaupt
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

In den Untersuchungen legten die Pflegekräfte dar, dass die „menschliche Zuwendung“ im Rahmen des subjektivierenden Arbeitshandelns für sie keinen „Zusatzaufwand“ darstellt, sondern vielmehr hierdurch die Qualität und Effizienz der Pflegearbeit erhöht und zugleich die subjektiven Belastungen reduziert werden.

Sabine Weishaupt
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Objektivität als Norm ärztlicher Erkenntnis – Ausgrenzung des Subjektiven Ärztliche Erkenntnis sieht sich in zunehmenden Maß mit der Anforderung der Objektivität als Maßgabe für korrekte Erkenntnis konfrontiert.

Tanja Merl
Subjektivierendes und objektivierendes Arbeitshandeln

Im Anschluss an die Neuinterpretation der empirischen Studie „Ärztliche Praxis“ von Christina Schachtner (1999) konnte der Fokus der eigenen empirischen Untersuchung präzisiert werden, mit dem nun neue empirische Erkenntnisse in Bezug auf die oben formulierten Interessenschwerpunkte generiert werden sollen. Erkenntnisfortschritt soll hierbei durch zwei Ausdifferenzierungen bzw. Verfeinerungen des Forschungsdesigns erreicht werden.

Tanja Merl
Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik

Die empirische Untersuchung verweist nachhaltig darauf, dass das professionelle Fähigkeitsensemble der ,ärztlichen Kunst’ nicht als vormoderner, traditioneller Restbestand zu betrachten ist, der durch immer intelligentere Formen des Wissenstransfers und der betriebswirtschaftlichen Steuerung ersetzt und optimiert werden kann.

Tanja Merl

Frisörhandwerk

Frontmatter
Tätigkeit und Arbeitsprozess

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts haben die räumliche Etablierung und die damit einhergehende Verlagerung der privaten Körperpflege in einen öffentlichen Raum sowie der Umgang mit dem Kunden ein neues Berufskonzept des Friseurs herbeigeführt.

Wolfgang Dunkel, Simone Weikmann
Unwägbarkeiten

Während für den Kunden das Haar als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit geschätzt wird, besteht ein wichtiger Aspekt des Haares für den Friseur darin, dass es eine eigentümliche Widerspenstigkeit besitzen kann, die bei seiner Bearbeitung beachtet werden muss. Die Beziehung von Friseur und Kunde wiederum ist u.a. durch das Problem charakterisiert, sich über das anzustrebende Ziel der Haarbearbeitung zu verständigen.

Wolfgang Dunkel, Simone Weikmann
Subjektivierendes Arbeitshandeln bei der Kommunikation mit Kunden

Anhand der durchgeführten Interviews wird im Folgenden dargelegt, auf welche Weise Friseure mit Hilfe von subjektivierendem Arbeitshandeln kommunikativ ihre Arbeit verrichten.

Simone Weikmann, Gabriele Hösl, Birgit Reime, Fritz Böhle
Subjektivierendes Arbeitshandeln bei der Arbeit mit dem Haar

Der Friseur nimmt visuell wahr, in welchem ganzheitlichen Zustand sich das Haar befindet.

Simone Weikmann, Gabriele Hösl, Birgit Reime, Fritz Böhle
Subjektivierendes Arbeitshandeln – „Nice to have“ oder ein gesellschaftskritischer Blick auf „das Andere“ der Verwertung?

Das Konzept subjektivierenden Arbeitshandelns wurde seit den 1980er Jahren entwickelt und könnte damit schon zu den Traditionslinien arbeitsorganisatorischer Forschung gezählt werden; es ist zugleich aber für uns noch immer auch eine neue Herausforderung. Das Konzept hat sich als sowohl empirisch fruchtbar als auch theoretisch inspirierend erwiesen.

Fritz Böhle, Annegret Bolte, Judith Neumer, Sabine Pfeiffer, Stephanie Porschen, Tobias Ritter, Stefan Sauer, Daniela Wühr
Organisation und Unsicherheit aus der Sicht der reflexiven Modernisierung: Politisierung, Individualisierung/Subjektivierung und subjektivierendes Arbeitshandeln

Welche Folgerungen lassen sich aus dem Konzept der „reflexiven Modernisierung“ für das Zusammenspiel von Organisation und Unsicherheit ableiten? Zur Beantwortung dieser Ausgangsfrage wird an Erkenntnisse des gleichnamigen DFG Sonderforschungsbereichs (536) „Reflexive Modernisierung“ angeknüpft und der Fokus auf den inner-organisationalen Umgang mit (zunehmender) Unsicherheit gelegt (z.B. Beck/ Bonß 2001; Beck/ Lau 2004, Böhle u.a. 2002).

Norbert Huchler
Weiterführende Konzepte und Untersuchungen

Aus den Untersuchungen zum subjektivierenden Handeln entstanden ergänzende und weiterführende Konzepte zur Analyse von Arbeit sowie Technik, Organisation, berufl icher Bildung bis hin zu übergreifenden gesellschaftlichen Entwicklungen. Sie seien hier abschließend kurz mit Verweisen auf ausgewählte Veröffentlichungen angesprochen.

Fritz Böhle
Backmatter
Metadaten
Titel
Arbeit als Subjektivierendes Handeln
herausgegeben von
Fritz Boehle
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-14983-3
Print ISBN
978-3-658-14982-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14983-3

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