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26.04.2022 | Reporting | Schwerpunkt | Online-Artikel

Nachhaltigkeit über das Reporting messen und steuern

verfasst von: Sylvia Meier

4 Min. Lesedauer

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Der Klimawandel verändert die Denkweise von Unternehmen und Kunden. Nachhaltigkeit ist daher auch im Reporting ein zentrales Thema. Eine Analyse hat die Folgen einer verpflichtenden Berichterstattung zu CO2-Emissionen untersucht.

Nicht nur Konzerne, auch kleine und mittelere Unternehmen (KMU) beschäftigen sich zunehmen mit Fragen zu nachhaltigen Geschäftsmodellen. Eine KMU-Studie der Versicherungsgesellschaft Gothaer mit rund 1.000 Teilnehmern zeigt, dass für 78 Prozent der Befragten das Thema bereits mindestens eine moderate Relevanz hat. Hoch relevant ist es bereits für ein Viertel der Teilnehmer. Besonders im Fokus stehen für 44 Prozent eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, für 35 Prozent soziale Gerechtigkeit und für 21 Prozent der Umwelt- und Klimaschutz.

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2022 | Buch

Gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen und die Rolle der Unternehmensberichterstattung

Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der EU und in Deutschland

Vor dem Hintergrund der sozioökonomischen Entwicklung des Rechnungswesens wird in diesem Band die Rolle der Unternehmensberichterstattung bei der Beantwortung des im öffentlichen Diskurs geäußerten Rufs nach Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch die Unternehmen untersucht. 

KMU kennen oft ihre CO2-Emissionen nicht

Gerade das Thema Klimaschutz rückt bei den Unternehmen stärker in den Fokus. Laut Studie wollen 40 Prozent der Befragten ihren CO2-Ausstoß in den kommenden Jahren senken wollen. Problematisch ist aber, dass dem Großteil der Unternehmen dafür die Datengrundlage fehlt. Lediglich 16 Prozent der befragten KMU kennen ihren aktuellen CO2-Fußabdruck. Im Reporting liegt ein wichtiger Hebel, um dieses Problem zu lösen. Und das gelingt nicht nur für Großunternehmen. Auch kleinere Betriebe müssen ihre Berichterstattung entsprechend ausrichten und können davon profitieren.  

Im Beitrag "Reporting für das Klima" aus der Zeitschrift "Controlling & Management Review" 2/2022 befassen sich Anja Kern, Peter Jung und Philipp Jung mit verschiedenen Ansätzen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Autoren haben untersucht, welcher Berichtsstandard die beste Basis für weitergehende Lösungen ist. Hierzu gehören zum einen die neuen Pläne der EU, der IFRS-Ansatz und ein Vorschlag aus der Wissenschaft

EU-Rechnungslegungsrahmen trifft auch KMU

Die Pläne der Europäischen Union (EU) sehen vor, einen neuen Rechnungslegungsrahmen zu entwickeln: "Die von der Europäischen Kommission initiierte Nachhaltigkeitsberichterstattung stützt sich auf zwei Elemente: die EU-Taxonomie, ein Klassifizierungssystem zur Definition nachhaltiger Geschäftsaktivitäten, und verschiedene Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Verordnung EU 2020/852)." 

Die Taxonomie ist bereits im Berichtsjahr 2021 zu den Umweltzielen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel anzuwenden. Außerdem wird es mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) einen EU-weiten verbindlichen Standard für Nachhaltigkeitskennzahlen geben. 

Was vielen Unternehmen nicht bewusst ist: Deren Anwendungsbereich soll soweit ausgedehnt werden, dass auch viele mittelständische Unternehmen verpflichtet wären, entsprechende Nachhaltigkeitsdaten offenzulegen: "Die CSRD soll ab dem 1. Januar 2024 für das Geschäftsjahr 2023 gelten mit einer Übergangsfrist für KMUs bis zum 1. Januar 2026."

IFRS-Leitlinie und Carbon-Disclosure-Ansatz

Auch die gemeinnützige Stiftung International Financial Reporting Standards (IFRS) Foundation arbeitet an einer klimafokussierten globalen Leitlinie. Diese richten sich an insgesamt drei zentralen Punkten aus: Mindeststandard, Vergleichbarkeit und Informationswert. Auf den zu etablierenden weltweit gültigen Mindeststandard sollen zusätzliche Anforderungen nach dem Baukastenprinzip aufbauen können. So soll eine zeitliche und sachliche Vergleichbarkeit geschaffen werden. Dabei richtet sich die Berichterstattung vor allm an die Kapitalgeber, in dem sie diesen unternehmenswertrelevante Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellt.

Zudem habe jüngst auch ein Team von Wissenschaftlern im Bereich Accounting eine verpflichtende Berichterstattung der CO2-Emissionen vorgeschlagen, berichten die Autoren. Hier soll der sogenannte Carbon-Disclosure-Ansatz zum Einsatz kommen. "Demnach sollen alle Unternehmen weltweit verpflichtet werden, ihre jährlichen CO2-Emissionen zu veröffentlichen", führen Kern, Peter und Philipp Jung aus. Zur Vereinfachung und Vermeidung eines Mehrfach-Reportings auf Systemebene empfiehlt Ansatz, über den direkten CO2-Ausstoß, der im Unternehmen entstanden ist, zu berichten.

CO2-Emissionen im Reporting verankern

"Die globale CO2-Bepreisung beim Endkunden sollte in den Mittelpunkt gestellt werden. Nur sie kann eine Verhaltensänderung bei Endkunden und Unternehmen auf globaler Ebene erzeugen", sind sich die Autoren sicher. Ein Reporting, das sich auf CO2-Emissionen fokussiert, könne als Basis zur CO2-Preisbestimmung dienen und die Analyse der Wirksamkeit der Maßnahme durch die IFRS erfolgen.

"Da die Durchsetzung einer globalen Berichtspflicht Zeit und erhebliche Ressourcen in Anspruch nimmt, könnte parallel ein stichprobenorientierter Ansatz gewählt werden. Die Bestimmung des CO2-Preises bedarf keiner globalen allgemeinen Berichtspflicht. Beispiele aus dem Gesundheitssektor zeigen, dass Preise auch auf Basis einer Stichprobe von Unternehmensdaten festgesetzt werden können", so die Experten. 

Fokus auf Verhaltensänderung legen

Diese erlaube es, die Datenqualität besser zu kontrollieren. Zudem fielen erheblich geringere Kosten auf Systemebene an. Wie tief der Endkunde am Ende in die Tasche greifen muss, werden schließlich in der Praxis anhand von Durchschnittswerten nach Produktgruppen bestimmt. "Dabei sollten die Produkte, deren Aufschlag den höchsten potenziellen Beitrag zur globalen Reduktion der CO2-Emissionen hat, priorisiert werden", meinen die Autoren.

"Diese Lösung hätte den Vorteil, den Fokus auf Verhaltensänderung zu legen, sowohl seitens der Endkunden als auch seitens der Unternehmen. Sie setzt Marktanreize für grüne Unternehmensaktivitäten und Innovationen und wäre zudem relativ einfach und schnell global umsetzbar."

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