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05.09.2018 | Transformation | Interview | Online-Artikel

"Unbequemen Veränderungen vorurteilsfrei begegnen"

verfasst von: Andrea Amerland

4:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Jörg Hawlitzeck

ist Managing Partner von Business Culture und Keynote-Speaker.

Die Frage, wie Menschen mit den rasanten Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten können, stellen sich viele. Springer-Autor Jörg Hawlitzeck ist sich sicher, die Antwort darauf zu kennen: Es kommt auf das richtige Mindset an, erklärt er im Gespräch.

Springer Professional: Sie haben mit Ihrem Buch eine Anleitung zur Selbsthilfe geschrieben. Ziel: Besser mit der Digitalisierung Schritt halten können. Wodurch sind insbesondere Führungskräfte bei der digitalen Transformation gefordert und brauchen Hilfe?

Jörg Hawlitzeck: Die digitale Transformation - oder besser Revolution - hat dafür gesorgt, dass das Entwicklungstempo rasant an Fahrt aufgenommen hat. Die Natur von Veränderungen selbst hat sich verändert. Heute ist vielerorts der Wandel die einzige Konstante. Dies stellt besonders Führungskräfte vor paradoxe Herausforderungen: Sie müssen Antworten auf Fragen geben, die keine eindeutigen Antworten erlauben oder sie müssen Prozesse steuern, deren Ziel noch gar nicht klar ist. Führungskräfte sind hierbei in ihrer Einstellung gefragt. Sie müssen Unsicherheit aushalten und dabei Sicherheit vermitteln können, sie müssen loslassen können und Vertrauen schenken. Dabei demütig und nahbar sein. Und vor allem Vorbild, um ein hohes Lern- und Entwicklungstempo in der gesamten Organisation sicher zu stellen.

Wie sieht es mit den Mitarbeitern aus?

Die Liste der Jobs, die es in zehn Jahren nicht mehr geben wird, ist lang. Quer durch alle Branchen. Das betrifft den Lagerarbeiter ebenso wie den Anwalt oder den Radiologen. Viele Tätigkeiten werden künftig besser durch Künstliche Intelligenz erledigt werden. Verständlicherweise macht dieses Szenario vielen Menschen Angst. Ändern werden wir daran allerdings herzlich wenig. Woran wir sehr wohl etwas ändern können, ist an uns selbst. Wir können unseren eigenen Mehrwert für Kunden, Unternehmen oder die Gesellschaft steigern, um der Digitalisierung ein Schnippchen zu schlagen. Persönliche Weiterentwicklung ist angesagt. Das kann unbequem sein, denn von Natur aus sind wir eher veränderungsscheu.

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Das Zukunfts-Mindset

Neun Strategien, um auch morgen noch im Spiel zu sein

Welche Fähigkeiten brauchen wir, um mit dem durch Digitalisierung und technischen Fortschritt immer schnelleren Entwicklungstempo Schritt zu halten? Welche Eigenschaften und Verhaltensweisen garantieren, dass wir nicht überrollt oder gar überflüssig werden?


Warum sollten Arbeitnehmer die Digitalisierung auch positiv sehen? 

Die aktuelle Situation bietet viele Chancen: Dank digitalen Geschäftsmodellen stehen unternehmerische Chancen viel mehr Menschen offen als früher. Digitale Nomaden zum Beispiel versteigern ihre Dienstleistung meistbietend im Netz, während sie in der Karibik in der Hängematte liegen. Auch eine Möglichkeit. Oder im pädagogischen und sozialen Bereich, wo Empathie gefragt ist, entstehen zusätzliche Jobs, die nicht durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden. Diese Chancen wollen klug genutzt sein. Jeder Mitarbeiter sollte sich also bereits gestern fragen: Wie kann ich meinen Marktwert auf der Basis meiner bisherigen Erfahrungen, Kenntnisse und Neigungen steigern? Selbstbestimmung, Eigeninitiative, Tatkraft und Bewusstheit über sich selbst sind dabei wichtige Erfolgsfaktoren. 

Wie muss sich Führung im digitalen Zeitalter verändern?

Noch vor zehn Jahren begegnete das Management Veränderungen vorzugsweise mit Umstrukturierungen, neuen Prozessen oder teuer eingekauften Beratern, die die unangenehmen Entscheidungen an die Mannschaft verkünden sollten. Dieser Ansatz funktioniert heute nicht mehr. Ebenso wenig wie die althergebrachten Management-Praktiken wie Führen mit Zielvereinbarungen oder Vorhersage und Kontrolle. Menschen haben Vertrauen verdient, und viele wollen sich heutzutage aktiv einbringen. Darüber hinaus haben es Manager zunehmend mit Digital Natives zu tun, die ein vollkommen anderes Verständnis von Arbeiten mitbringen. Es gilt, neue Formen des Zusammenarbeitens zu finden wie zum Beispiel agile Teams, sich selbst führende Organisationen oder befreite Unternehmen, die zukunftsträchtiges Denken und Handeln ermöglichen.

Sie definieren neun Strategien dafür, wie jeder einzelne mit technischem Fortschritt und Digitalisierung besser umgehen kann. Können Sie eine Maßnahme an einem konkreten Beispiel erklären?

Gern. Wir Menschen haben die Neigung, bei Veränderungen zunächst auf die Nachteile zu schauen: "Was muss ich abgeben?" "Welches Privileg fällt weg?" oder "Wo stehe ich mich schlechter?" Diese spontane negative Bewertung hängt mit unserem Überlebenstrieb zusammen und sie führt dazu, dass wir uns unmittelbar schlecht fühlen. In Unternehmen artet das dann oft genug in diesen unproduktiven Meetings aus, die wir alle nur zu gut kennen: Jeder schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu, wenige sind bereit Verantwortung zu übernehmen oder es wird nach einem Schuldigen anstatt nach Lösungen gesucht. Die Herausforderung liegt darin, auch unbequemen Veränderungen vorurteilsfrei zu begegnen und sich zunächst einmal ehrlichen Herzens die Frage zu stellen: "Welche Chancen liegen in der Situation?" oder "Welche Möglichkeiten könnten drin liegen?" Erst dann eröffnen sich Perspektiven, über die wir manchmal selbst überrascht sind, weil wir sie vorher nicht haben sehen können. Aus diesem Blickwinkel Veränderungen betrachten zu können, ist eine Frage unseres Mindsets.

Wer diese neun Strategien umsetzt, hat dann das Zukunfts-Mindset erreicht? Oder wie muss man sich das vorstellen? Was genau steckt hinter diesem Begriff?

Mindset ist unsere Geisteshaltung. Mit anderen Worten unsere Einstellung, unsere Denk- und Sichtweisen, die im alltäglichen Verhalten zum Ausdruck kommen. Wer beispielsweise als Chef denkt: "Meine Mitarbeiter können das sowieso nicht so gut wie ich", der wird mit inkompetenten Mitarbeitern zu tun haben. Wer als Reichsbedenkenträger durchs Leben schreitet, der erstickt jeglichen Impuls seiner Kollegen unmittelbar mit einem "Ja, aber…". Innovative Lösungen gedeihen so nicht. Und die Zukunft lässt sich so schon gar nicht gestalten. Ich betrachte die Digitalisierung vor allem als kulturelle und persönliche Herausforderung für jeden von uns. Wo sich das Außen immer schneller wandelt, liegt die wichtigste Sicherheit, die wir finden können in uns. Wenn wir dies einmal verstanden haben, sind wir für die Zukunft bestens gerüstet.

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