Skip to main content

07.01.2019 | Verbindungstechnik | Nachricht | Online-Artikel

Biobasierte Epoxidharz- und Polyurethan-Klebstoffe

verfasst von: Dr. Hubert Pelc

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Im Projekt BioDur hat das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) mit drei Industriepartnern neue Wege erforscht, um überwiegend biobasierte Klebstoffe herzustellen, die ähnliche Eigenschaften wie synthetische Epoxidharz- oder Polyurethanklebstoffe aufweisen. 


Besonders erfolgreich war eine Anwendung im Kosmetikbereich als haut- und umweltfreundlicher Klebstoff für künstliche Fingernägel. Epoxidharze ermöglichen hochfeste Klebverbindungen in vielen industriellen Produkten. Bei ihrer Herstellung wird allerdings Bisphenol A verwendet. Dieser Substanz, die unter dem Verdacht steht, gesundheitsschädigend zu sein, drohen künftig Anwendungsbeschränkungen. Ziel des Projektes BioDur war es deshalb, unbedenkliche, biobasierte Klebstoffsysteme zu entwickeln. Außerdem untersuchten die Forscher die Möglichkeit, anteilig biobasierte Polyurethanklebstoffe herzustellen. 


Formulierung aus nachwachsenden Rohstoffen

Ein typischer 2-Komponentenklebstoff besteht aus einem Epoxidharz und einem Härter. Im BioDur-Projekt setzten die Forscher auf epoxidierte Pflanzenöle als Ersatz für die Epoxidharze und auf oligomere Polyester aus Milchsäure, um die mechanischen Eigenschaften einzustellen. Lediglich der notwendige Härtungskatalysator ist petrochemisch basiert. Epoxidierte Pflanzenöle stehen bereits zur Verfügung, sie sind physiologisch unbedenklich. Neu im Projekt entwickelt wurden die Milchsäure-Polyole. Die Forscher nutzten oligomere Poly(L-lactid)diole, die zu den sogenannten Telechelen zählen. Als solche werden niedermolekulare Polymere mit reaktionsfreudigen Gruppen an beiden Kettenenden bezeichnet. Die im Vorhaben eingesetzten Telechele sind bislang kommerziell nicht verfügbar. Aus industriell verfügbarem und biotechnologisch produziertem Dilactid gewonnen, könnten sie eine ideale Basis für biobasierte Klebstoffe darstellen. Die Wissenschaftler entwickelten eine entsprechende Klebstoff-Rezeptur mit 30 Masse-% oligomerer Milchsäure mit einer mittleren Molmasse von 1000 Da in epoxidiertem Öl mit hohem Oxirangehalt. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe an dieser Formulierung lag bei 99 %. 

Verzicht auf schwermetallhaltige Hilfsmittel

Beispielhaft wurde die Rezeptur dann als Klebstoff für künstliche Fingernägel erprobt. Herkömmliche Klebstoffe in diesem Anwendungsbereich müssen aufgrund umweltschädlicher und hautsensibilisierender Eigenschaften gekennzeichnet sein. Die BioDur-Rezeptur erfüllte die Anforderungen an einen kennzeichnungsfreien, hautfreundlichen Klebstoff, was auch durch den Verzicht auf schwermetallhaltige Hilfsmittel erreicht wurde. Weitere Pluspunkte waren die guten Haftungseigenschaften, die hohe Chemikalienbeständigkeit und Lagerstabilität. Als einziges Manko stellte sich die gelbe Farbe heraus – die Herstellung eines vollständig farblosen Klebstoffs gelang noch nicht. Insgesamt sehen die Forscher bei einer weiteren Optimierung der Rezeptur große Marktchancen im Kosmetikbereich, aber auch für zahlreiche Anwendungen von Strukturklebstoffen. 

Ersatz erdölbasierter Polyether durch Milchsäure-Polyole

In einem weiteren Arbeitspaket ersetzte das Projekt-Team erdölbasierte Polyether in 2 Komponenten-Polyurethan(PUR)klebstoffen durch Milchsäure-Polyole. Die so hergestellten Formulierungen eigneten sich allerdings aufgrund der für eine industrielle Fertigung zu langsamen Aushärtung nicht für den Einsatzbereich Holzwerkstoffe und Möbel. Den Ersatz von Polyesterpolyolen in PUR-Klebstoffen halten die Forscher aber für aussichtsreich und wollen hier weitere Untersuchungen durchführen. 
„Polymilchsäure ist inzwischen so preisgünstig, dass daraus hergestellte Telechele das Potenzial haben, synthetische Polyole in Klebstoffen mittelfristig zu ersetzen. Am schnellsten könnte der Wechsel bei kationisch polymerisierenden biobasierten Klebstoffen erfolgen, da bereits ein sehr gutes Eigenschaftsprofil demonstriert werden konnte. Die von uns entwickelten Produkte haben erstmals gezeigt, dass der Wechsel grundsätzlich machbar ist“, erklärt Projektkoordinator Professor Andreas Hartwig vom IFAM. 

Das Verbundvorhaben „Klebstoffe auf Basis epoxidierter pflanzlicher Öle und hydroxyfunktioneller Polyester aus natürlichen Monomeren“ wurde vom BMEL über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. 

print
DRUCKEN

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.