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Open Access 2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

3. Verfahren an der Universitätsmedizin Greifswald

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Zusammenfassung

Die Darstellung der möglichen OPS-Kodes im Abschnitt 2.1.3 hat gezeigt, dass das Set an Verfahren der extrakorporalen Dialyse vielfältig ist. Weiterhin wurde ersichtlich, dass die Verfahrensart (HF, HD, HDF) sowie die Art der Antikoagulation durch die entsprechenden OPS-Kodes abgebildet werden können. Auch wird durch den OPS-Kode – sofern davon ausgegangen wird, dass kontinuierliche Verfahren nur auf Intensivstationen erbracht werden – in Teilen ersichtlich, an welchem Ort im Krankenhaus die Leistung durchgeführt wird. Weitere Informationen lassen sich anhand des OPS-Kodes nicht gewinnen.
Hinweise

Ergänzende Information

Die elektronische Version dieses Kapitels enthält Zusatzmaterial, auf das über folgenden Link zugegriffen werden kann https://​doi.​org/​10.​1007/​978-3-658-41789-5_​3.

3.1 Zielsetzung und Kapitelaufbau

Die Darstellung der möglichen OPS-Kodes im Abschnitt 2.​1.​3 hat gezeigt, dass das Set an Verfahren der extrakorporalen Dialyse vielfältig ist. Weiterhin wurde ersichtlich, dass die Verfahrensart (HF, HD, HDF) sowie die Art der Antikoagulation durch die entsprechenden OPS-Kodes abgebildet werden können. Auch wird durch den OPS-Kode – sofern davon ausgegangen wird, dass kontinuierliche Verfahren nur auf Intensivstationen erbracht werden – in Teilen ersichtlich, an welchem Ort im Krankenhaus die Leistung durchgeführt wird. Weitere Informationen lassen sich anhand des OPS-Kodes nicht gewinnen.
In der folgenden Analyse werden die Verfahren an der Universitätsmedizin Greifswald fokussiert. Hierbei wird untersucht, welche Verfahren in welchem Umfang erbracht wurden, an welchem Ort im Krankenhaus (Dialyseabteilung vs. Intensivstationen) diese durchgeführt wurden und ob innerhalb eines definierten Betrachtungszeitraumes Änderungen in Anzahl, Art und Behandlungsort auftraten. Es wird somit das Leistungsspektrum und dessen Veränderung untersucht. Folglich stehen zusammengefasst im ersten Schritt zwei Fragen im Vordergrund:
1.
Welche Verfahren der extrakorporalen Dialyse wurden in welchem Umfang an der Universitätsmedizin Greifswald durchgeführt?
 
2.
An welchen Behandlungsorten (Dialyseabteilung vs. Intensivstationen) wurden die einzelnen Verfahren durchgeführt und gibt es signifikante Veränderungen der Therapiezahlen im Zeitverlauf?
 
Zur Beantwortung dieser Fragen wird auf einen Datensatz aus dem Krankenhausinformationssystem „LORENZO“ zurückgegriffen. Die Datensatzbeschreibung, die Datensatzaufbereitung sowie die Auswertungsmethodik werden im Kapitel der Methodik (3.2) beschrieben. Innerhalb der Ergebnisse (3.3) werden die absoluten Häufigkeiten der Verfahren im Gesamten sowie im Zeitverlauf und getrennt nach Behandlungsorten aufgezeigt. Im Bereich der Diskussion werden die Ergebnisse kritisch gewürdigt und die, aus den absoluten Zahlen resultierenden relativen Anteile der Behandlungsoptionen mit deutschlandweiten Therapiezahlen verglichen. Somit soll die Frage beantwortet werden, ob die Zahlen an der Universitätsmedizin Greifswald den nationalen Entwicklungen in Deutschland entsprechen, also:
3.
Entspricht die Entwicklung der Verfahrenszahlen und die Zusammensetzung dieser Verfahrensoptionen an der Universitätsmedizin Greifswald der allgemeinen Entwicklung in Deutschland?
 
Zur Beantwortung dieser dritten Frage als Diskussion zwischen den vorgefundenen Werten und den deutschen Vergleichszahlen werden, aufgrund der vorliegenden Dokumentationslogik im verwendeten Datensatz, Datenumformungen notwendig.

3.2 Methodik

3.2.1 Datensatzbeschreibung

Die Auswertung der Verfahren basiert auf Exporten aus dem Krankenhausinformationssystem „LORENZO“. Die jeweiligen Exporte beziehen sich auf die Therapiedokumentation. Zur Gewährung eines Gesamtüberblicks über die Funktionsabteilung Dialyse erfolgt die Datenabfrage zu allen „Maßnahmen für den Blutkreislauf (8–80…8–85)“, da in dieser Oberkategorie alle kostenstellenrelevanten Prozeduren1 der Dreisteller 8–82 („Plasmapherese, Immunadsorption und verwandte Verfahren“) sowie 8–85 („Extrakorporale Zirkulation und Behandlung von Blut“) enthalten sind. Dieses Vorgehen gewährleistet die Erfassung sämtlicher dialyserelevanten Prozeduren. Die Abfrage erfolgt für die Jahre 2005 bis Ende Juni 2018. Je Therapie – also durchgeführter Prozedur – werden folgende Informationen ausgelesen.
  • Patienten-Geburtsdatum
  • Patienten-Geschlecht
  • Patienten-Nummer
  • KIS_Patienten_ID
  • KIS_Fallnummer
  • Doku-Typ
  • Doku-Zeile
  • Datum
  • Amb/Stat
  • Vier-/Fünfsteller
  • 4-/5-Steller-Text
  • Zuweiser
  • Org-Einheit
Die ersten fünf Aspekte beziehen sich auf Patientenstammdaten. Die Angaben zu Alter und Geschlecht sind für die grundlegende Auswertung nicht relevant. Da bei kontinuierlichen Verfahren zu Verfahrensbeginn bzw. während der Durchführung die gesamte Zeitdauer bis zum Therapieende nicht bekannt ist, wird im Datensatz je der entsprechende OPS-Kode für ein Verfahren „bis 24 Stunden“ eingefügt, d. h. ein OPS-Kode entspricht im Datensatz nicht dem abrechenbaren bzw. endgültigen OPS-Kode bei Verfahrensende, sondern „einem Tag mit durchgeführtem kontinuierlichen Verfahren“. Eine Zusammenführung zum abzurechnenden Kode bei Behandlungsende wäre somit nur über einen Abgleich der einzelnen Kodes mehrerer aufeinanderfolgender Tage mit der Patienten-Nummer, KIS_Patienten_ID bzw. KIS_Fallnummer möglich.
Die weiteren acht Aspekte liefern Informationen zur Therapie. Der Wert Doku-Typ nimmt hierbei in allen Datensätzen den Wert „T“ an und definiert den exportierten Datensatz als „Therapie“, also als OPS-Kode. Der Wert ist somit für die Auswertung zu vernachlässigen. Der Wert der „Doku-Zeile“ gibt den kodierten OPS-Kode in der jeweils gültigen Form aus. Der Wert „Datum“ beschreibt das Therapiedatum, „Amb/Stat“ beschreibt mit Hilfe der Werte „A“ bzw. „S“ ob es sich um ein Verfahren in einem ambulanten bzw. stationären Fall handelt. Weiterhin sind Leerwerte sowie unbestimmte „X“-Kodierungen vorhanden. Im Bereich der „Vier-/Fünfsteller“ bzw. des „4-/5-Steller-Text“ zeigt der Export nicht wie zu erwarten den OPS-Kodes an, sondern es resultieren Angaben zur Verfahrensart sowie zur Antikoagulation und zusätzlich auch zum Ort der Behandlung. Beispielhaft wird in Tabelle 3.1 der „Vier-/Fünfsteller“ bzw. der „4-/5-Steller-Text“ der Hämodialyse dargestellt. Eine vollständige Liste aller für die Dialyseabteilung relevanter Werte der „Vier-/Fünfsteller“ bzw. des „4-/5-Steller-Text“ findet sich in Anhang „A“ im elektronischen Zusatzmaterial.
Tabelle 3.1
„Vier-/Fünfsteller“ bzw. „4-/5-Steller-Text“ der Hämodialyse
„Vier-/Fünfsteller“
„4-/5-Steller-Text“
FA06
Hämodialyse
FA060
CVVHD oder Hämodialyse
FA062
Hämodialyse + Citrat
FA063
Hämodialyse außerhalb
FA064
Hämodialyse + Citrat außerhalb
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO.
Bereits hier werden teilweise Inkonsistenzen im Datensatz deutlich. So beschreibt die Angabe CVVHD im Bereich des FA060 klar ein kontinuierliches Verfahren auf Intensivstationen, der 4-/5-Steller-Text beinhaltet aber nicht die Angabe „außerhalb“. Der Umgang mit entsprechenden Dateninkonsistenzen wird im Bereich der Datenaufbereitung beschrieben.
Der Wert „Zuweiser“ beschreibt die zuweisende Station an die Dialyseabteilung an. Der Wert „Org-Einheit“ nimmt stets die Ausprägung „INAFK“ an, welches die Leistungseinheit der Dialyse beschreibt. Beide Werte sind im Folgenden zu vernachlässigen.

3.2.2 Datenaufbereitung

Abzielend auf die Auswertung von extrakorporalen Dialyseverfahren (Viersteller 8–853, 8–854, 8–855) nach Verfahrenstyp, Antikoagulation und Behandlungsort sind die vorliegenden Daten auf ihre Aussagekraft zu überprüfen.
Hierbei zeigen sich insbesondere bei Daten der Jahre 2005 und 2006 Probleme. In den OPS-Versionen der Jahre 2005 und 2006 wird noch keine Unterscheidung der Antikoagulation kodiert. Auch sind die Werte der „Vier-/Fünfsteller“ bzw. des „4-/5-Steller-Text“ nicht differenziert angeführt, sodass eine Unterscheidung zwischen Behandlungsorten nicht möglich ist. Folglich ist eine Auswertung der Daten der entsprechenden Jahre nicht zielführend. Weiterhin sind ebenfalls die Daten der Jahre 2007 und 2008 diskutabel. So besteht in diesen Jahren noch keine Einteilung des „4-/5-Steller-Text“ in „außerhalb“ bzw. „ohne Ortsvermerk“. Die z. B. einzig vorhandenen „4-/5-Steller-Texte“ der Hämodialyse FA06 bzw. FA060 geben „Hämodialyse“ bzw. „Hämodialyse“ oder „CVVHD“ an. Zwar wäre somit eine Zuordnung der kontinuierlichen Verfahren auf den Wert „außerhalb“ möglich, es bleibt jedoch unklar, ob intermittierende Verfahren auf der Dialyseabteilung oder auf externen Stationen stattgefunden haben. Da eine Differenzierung im „4-/5-Steller-Text“ nach Behandlungsort erst in der 52. Kalenderwoche des Jahres 2008 eingeführt wurde, erfolgt die Auswertung erst ab dem Datenjahr 2009.
Finden die Werte der Jahre 2009 bis Ende Juni 2018 Betrachtung, verbleiben für die Viersteller 8–853, 8–854, 8–855 insgesamt 38.267 Datensätze. 148 dieser Werte weisen im Bereich „Amb/Stat“ Kodierungen mit „A“, „X“ oder „leer“ auf, wobei „A“ mit 85 Nennungen den größten Anteil aufweist. Bezugnehmend auf die zugehörigen Verfahrensarten, die Fallnummer (mehrere Verfahren über mehrere Tage bei gleicher Fallnummer) und Angaben über die zuweisende Station, ist jedoch davon auszugehen, dass es sich stets um Fehlkodierungen handelt. Somit werden diese Fälle als stationär betrachtet.
Es ist zu beachten, dass innerhalb eines Datensatzes zwischen den Werten „Doku-Typ“, also OPS-Kode und dem Inhalt des „4-/5-Steller-Text“ teils weiterhin Inkonsistenzen bestehen können. Diese können vier Ausprägungen annehmen:
  • Kontinuierliches Dialyseverfahren nach OPS (Doku-Typ) nicht als „außerhalb“ in „4-/5-Steller-Text“ vermerkt
  • Verfahrensart (HF, HD, HDF) aus OPS (Doku-Typ) und „4-/5-Steller-Text“ verschieden
  • Antikoagulation aus OPS (Doku-Typ) und „4-/5-Steller-Text“ verschieden
  • Kombinationen mehrerer Aspekte der ersten drei Ausprägungen
Die Gesamtsumme dieser Inkonsistenzen liegt bei 1.708 von 38.267 Datensätzen. Dies entspricht ca. 4,46 % der Gesamtdaten.
Um die entsprechenden Inkonsistenzen zu bereinigen, wird für die Verfahrensart, die Antikoagulation und den Behandlungsort auf den Doku-Typ (OPS-Kode) fokussiert und der „4-/5-Steller-Text“ nur herangezogen, wenn der OPS-Kode die gewünschten Informationen nicht liefert. Folglich ergibt sich folgendes Vorgehen:
  • Verfahrenstyp (HF, HD, HDF inkl. entsprechender kontinuierlicher Verfahren) aus OPS-Kode
  • Antikoagulation aus OPS-Kode
  • Behandlungsort bei kontinuierlichen Verfahren stets „außerhalb“ (kurz „außen“)
  • Behandlungsort bei intermittierenden Verfahren basierend auf „4-/5-Steller-Text“ („ohne Ortsangabe“ (entspricht Dialyseabteilung, kurz „innen“) oder „außerhalb)
In Summe fließen in die Auswertung somit alle 38.267 Datensätze ein.
Um die „Trends“ an der Universitätsmedizin Greifswald mit den Daten des Statistischen Bundesamtes – abgerufen über die „Patientenanalyse“ von „reimbursement.info“2 – zu vergleichen, sind mehrere Anpassungen notwendig.
Da die Daten des statistischen Bundesamtes nur als Jahreswerte vorliegen, wird im Folgenden stets der Jahreswert angegeben. Im Bereich der kontinuierlichen Verfahren besteht das Problem, dass das Krankenhausinformationssystem der Universitätsmedizin Greifswald je den Kode für „bis 24h“ anführt, die Daten des Statistischen Bundesamtes entsprechen hingegen den abrechnungsrelevanten Kodes mit Ausprägungen bis „über 2400 Stunden“. Um hier eine Vergleichbarkeit herzustellen, wird eine Umrechnung notwendig.
Zur Berechnung der Verfahrenstage aus den OPS-Kodes kontinuierlicher Dialyseverfahren wird davon ausgegangen, dass Kodes mit der Ausprägung „bis 24 Stunden“ als ein Verfahrenstag zu zählen sind. Kodes mit der Angabe einer Zeitspanne (z. B. 24 bis 72 Stunden) werden mit dem Mittelwert der Zeitspanne bewertet (z. B. Mittelwert 48 Stunden – 2 Verfahrenstage). Bei OPS-Kodes mit der Ausprägung „mehr als 2400 Stunden“ wird eine Dauer von 2580 Stunden (107,5 Tage) angenommen. Dieser „Aufschlag“ von 180 Stunden entspricht dem Mittel der Korridorbreite der OPS-Kodes mit hohen Dauern. Tabelle 3.2 zeigt die Umrechnung auf Verfahrenstage. Mit Hilfe dieser Tabelle werden die Werte des Statistischen Bundesamtes auf Verfahrenstage umgerechnet und mit den Daten der Universitätsmedizin Greifswald vergleichbar gemacht.
Tabelle 3.2
Umrechnung der OPS-Zeitdifferenzierungen in Verfahrenstage
OPS-Ausprägung (Zeitspanne) in Stunden
Mittlere Stundenzahl bzw. Annahme in Stunden
Verfahrenstage für Vergleichsrechnung in Tagen
bis 24
Annahme: 24
1
24–72
48
2
72–144
96
4,5
144–264
204
8,5
264–432
348
14,5
432–600
516
21,5
600–960
780
32,5
960–1320
1140
47,5
1320–1680
1500
62,5
1680–2040
1860
77,5
2040–2400
2220
92,5
mehr als 2400
Annahme: 2580
107,5
Quelle: Eigene Darstellung
Weiterhin beinhalten die deutschlandweiten Daten keine Trennung zwischen dem Ort der Behandlung (Dialyseabteilung vs. Intensivstation) und Datenexporte für kontinuierliche Verfahren sind nur nach der OPS-Kode-Logik ab 2010 möglich. Die über „reimbursement.info“ abgerufenen Daten umfassen stets die „Anzahl der Kodierungen (Nennungen) (…) der im Berichtsjahr aus dem Krankenhaus entlassenen vollstationären (Haupt- und Belegabteilung) Patient*innen“3, wobei Mehrfachkodierungen, also „alle Kodierungen inkl. Mehrfachanwendung pro Patientenfall“4 enthalten sind.
Die Angaben zu Gesamtzahlen beziehen sich auf den Zeitraum 2010 bis 2018, wobei die Werte für 2018 an der UMG verdoppelt werden, da nur Angaben der ersten zwei Quartale vorliegen. Auswertungen der kontinuierlichen Verfahren beziehen sich auf den Zeitraum 2010 bis 2018, Auswertungen zu intermittierenden Zahlen auf den Zeitraum 2009 bis 2018.

3.2.3 Datenauswertung

Die Datenauswertung erfolgt über alle OPS-Kodes sowie separiert nach intermittierenden und kontinuierlichen Verfahren. Innerhalb dieser Kategorien wird wiederum unterteilt nach OPS-Kodes. Je OPS-Kode wird – sofern erforderlich – zwischen Verfahren innerhalb bzw. außerhalb der Dialyseabteilung unterschieden.
Einbezogen werden in die differenzierte OPS-Betrachtung alle Kodes welche einen Anteil von mehr als einem Prozent des Gesamtanteils an allen kodierten OPS-Kodes annehmen. Somit erfolgen detaillierte Auswertungen für alle Kodes mit einer Gesamtzahl von mindestens 383 Kodierungen im gesamten Betrachtungszeitraum von 9,5 Jahren. Kodes die im Mittel weniger als 40,32-mal je Jahr bzw. weniger als 10,08-mal im Quartal durchgeführt werden, werden nicht gesondert ausgewertet. Die Verfahrenszahlen aller OPS-Kodes werden weiterhin in Anhang „B“ im elektronischen Zusatzmaterial angeführt.
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt hauptsächlich in Form von Balkendiagrammen. Zur Überprüfung der zeitlichen Veränderung wird die Methode der linearen Regression herangezogen. Die Auswertung im Regressionsmodell erfolgt nach Quartalen. Hierbei wird das erste Quartal des Jahres 2009 als Quartal 1 definiert und fortlaufend bis Quartal 38 (Quartal 2 des Jahres 2018) durchnummeriert. Detaillierte Abbildungen werden angeführt sofern ein signifikanter Zusammenhang besteht, bei Nichtvorliegen von signifikanten Zusammenhängen finden sich die Übersichtsabbildungen im Anhang „C“ im elektronischen Zusatzmaterial.
Ferner wird für die Gesamtanzahl intermittierender Verfahren bzw. für die Anzahl von Verfahrenstagen bei kontinuierlichen Verfahren eine Analyse unterjähriger Effekte vorgenommen, um eventuelle saisonabhängige Effekte aufzeigen zu können. Hierbei wird geprüft, ob die Verfahrenszahlen aller ersten, zweiten, dritten bzw. vierten Quartale Mittelwertunterschiede zu den Daten aller Quartale aufweisen. Weiterhin wird untersucht, ob Mittelwertunterschiede zwischen den Verfahrenszahlen der Quartale untereinander bestehen.5 Hierbei werden ausschließlich die Daten aller vollständigen Datenjahre einbezogen.

3.3 Ergebnisse

3.3.1 Gesamtbetrachtung

Im Zeitraum vom 01.01.2009 bis zum 30.06.2018 wurden insgesamt 38.267 OPS-Kodes der extrakorporalen Nierenersatztherapie im Krankenhausinformationssystem der Universitätsmedizin Greifswald hinterlegt. Diese verteilen sich auf 22 OPS-Kodes. Hierbei ist ersichtlich, dass keine Gleichverteilung der Verfahren vorliegt. Die Anzahl der durchgeführten Prozeduren im beobachteten Zeitraum liegt zwischen einem (sechs Kodes) und 17.510 Verfahren (8–854.2). 17 der angeführten Kodes weisen Häufigkeiten zwischen eins und 221 auf und sollen gemäß der gesetzten Grenze von 383 Kodierungen im gesamten Zeitraum in der Detailauswertung unbeachtet bleiben.
Es zeigt sich, dass einzelne OPS-Kodes sehr ausgeprägte Anwendungshäufigkeiten haben. So verursachen die fünf meistdurchgeführten Therapieverfahren – und damit alle im Folgenden im Detail zu betrachtenden Kodes – insgesamt ca. 97,9 % aller Kodierungen. Diese Top 5-Prozeduren sind in der folgenden Auflistung angeführt.
  • 1. Hämodialyse: Intermittierend, Antikoagulation mit Heparin oder ohne Antikoagulation (17.510)
  • 2. Hämodialyse: Intermittierend, Antikoagulation mit sonstigen Substanzen (9.158)
  • 3. Hämodialyse: Kontinuierlich, venovenös, pumpengetrieben (CVVHD), Antikoagulation mit sonstigen Substanzen: Bis 24 Stunden (6.567)
  • 4. Hämofiltration: Kontinuierlich, venovenös, pumpengetrieben (CVVH), Antikoagulation mit Heparin oder ohne Antikoagulation: Bis 24 Stunden (2.898)
  • 5. Hämodialyse: Kontinuierlich, venovenös, pumpengetrieben (CVVHD), Antikoagulation mit Heparin oder ohne Antikoagulation: Bis 24 Stunden (1.333)
Tabelle 3.3
Gesamtanzahl durchgeführter Verfahren nach OPS-Kode
OPS-Kode
Verfahrensart
Anzahl vom 01.01.2009 bis 30.06.2018
8–853.13
CAVH
1
8–853.3
HF
36
8–853.4
HF
18
8–853.5
HF
1
8–853.6
HF
1
8–853.70
CVVH
2.898
8–853.716
CVVH
1
8–853.80
CVVH
6
8–854.2
HD
17.510
8–854.3
HD
9.158
8–854.4
HD
221
8–854.5
HD
61
8–854.60
CVVHD
1.333
8–854.70
CVVHD
6.567
8–854.8
HD
216
8–854.x
HD
29
8–855.13
CAVHDF
1
8–855.3
HDF
125
8–855.4
HDF
49
8–855.5
HDF
1
8–855.70
CVVHDF
25
8–855.80
CVVHDF
9
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO
Zusammenfassend zeigt Tabelle 3.3 die Gesamtaufstellung aller durchgeführten Verfahren auf. Abbildung 3.1 stellt die Verfahrensverteilung mittels Pareto-Diagramm graphisch dar.
Über alle 38.267 Verfahren wird deutlich, dass innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 3.468 Tagen insgesamt 27.426 intermittierende Verfahren und 10.841 Tage mit kontinuierlichen Verfahren durchgeführt wurden.7 Dies entspricht einem Tagesmittel von 7,91 intermittierenden Verfahren je Tag und 3,13 Patienten an kontinuierlichen Verfahren je Tag. Bedingt durch den Umstand, dass intermittierende Verfahren – unter Vernachlässigung etwaiger Rufbereitschaften – nur an sechs Wochentagen durchgeführt werden, ergibt sich mittels der Korrektur mit dem Faktor 1,167 (7/6) ein Durchschnittswert von 9,23 intermittierenden Verfahren je Tag.
Blickend über alle Verfahren im Betrachtungsraum, bezogen auf das Quartal der Durchführung, ergibt sich folgendes Bild (Abbildung 3.2). Die mittlere Anzahl an Verfahren je Quartal liegt bei 1.007,03 mit einer Standardabweichung von 157,51. Der Minimalwert liegt bei 718, das Maximum bei 1.314.
Für ein lineares Regressionsmodell resultiert eine von Steigung von plus 0,065, also eine Zunahme von ca. 0,07 Verfahren je Quartal. Dieser Zusammenhang zwischen Anzahl der Prozeduren je Quartal und dem betrachteten Quartal ist nicht signifikant (p = 0,978). R-Quadrat und der Korrelationskoeffizient liegen jeweils bei 0,00.

3.3.2 Intermittierende Verfahren

3.3.2.1 Überblick

Insgesamt wurden im Erhebungszeitraum 27.426 intermittierende Verfahren kodiert, welche sich auf 13 OPS-Kodes verteilen. Unter den Verfahren nimmt die HD mit Heparin oder ohne Antikoagulation (8–854.2) mit insgesamt 17.510 Kodierungen den Platz der meistdurchgeführten Prozedur ein (63,84 % aller intermittierenden Verfahren) gefolgt von der HD und der Antikoagulationsform „mit sonstigen Substanzen“ mit 9.158 Kodierungen (33,39 % aller intermittierenden Verfahren). Die übrigen elf OPS-Kodes verursachen in Summe ausschließlich 758 Kodierungen (2,76 %). Über alle intermittierenden Prozeduren ergibt sich eine mittlere Anzahl je Quartal von 721,74 mit einer Standardabweichung von 134,50. Der Minimalwert liegt bei 457, das Maximum bei 1.147. Abbildung 3.3 zeigt die Entwicklung der Kodierungen und Abbildung 3.4 das Ergebnis einer linearen Regression. Es ergibt sich ein signifikanter Zusammenhang (p<0,001), die Steigung der Regressionsgrade liegt bei −6,459, der Korrelationskoeffizient bei −0,53.
Innerhalb der Mittelwertvergleiche zur Identifikation saisonaler Effekte ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge – weder im Vergleich der jeweils ersten, zweiten, dritten und vierten Quartale der Datenjahre untereinander noch im Vergleich mit allen Quartalsdaten. Folglich scheinen Saisoneffekte – sofern sie denn vorliegen – im Rahmen der Mittelwertvergleiche von allgemeinen Trendeffekten überlagert zu werden. Die Ergebnisse der Mittelwertvergleiche finden sich in Anhang „D“ im elektronischen Zusatzmaterial.

3.3.2.2 OPS 8–854.2

Dieses Verfahren kann auf der Dialyseabteilung und auf Intensivstationen durchgeführt werden. Folglich wird die Auswertung über alle sowie getrennt nach Bereichen durchgeführt.
In Abbildung 3.5 zeigt sich, dass die Verfahrensanzahl stetigen Schwankungen unterlegen ist. Die mittlere Anzahl an Verfahren je Quartal liegt bei 460,79 mit einer Standardabweichung von 123,69. Der Minimalwert liegt bei 260, das Maximum bei 795.
Für ein einfaches lineares Regressionsmodell ergibt sich eine Abnahme von ca. 7,46 Verfahren je Quartal. Der Zusammenhang ist signifikant mit p<0,001. Es lassen sich insgesamt 43,73 % der Streuung der Behandlungszahlen mit der zeitlichen Entwicklung erklären (R-Qd). Die Korrelation zwischen der Zeitangabe der Quartale und den Behandlungszahlen liegt bei −0,66 (r). Abbildung 3.6 zeigt die Ergebnisse des linearen Regressionsmodells auf.
Die Prozedur 8–854.2 kann auf der Dialyseabteilung sowie auf Intensivstationen stattfinden. Auf der Dialyseabteilung liegt die mittlere Anzahl je Quartal bei 364,84 mit einer Standardabweichung von 101,86. Der Minimalwert liegt bei 216, das Maximum bei 698. Die Entwicklung wird in Abbildung 3.7 aufgezeigt. Wird auch hier ein Regressionsmodell herangezogen, so wird ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang gefunden. Der Korrelationskoeffizient liegt bei −0,63, die Steigung der Regressionsgerade liegt bei −5,877. Das Modell ist in Abbildung 3.8 dargestellt.
Prozeduren auf Intensivstationen werden je Quartal im Mittel 95,95-mal kodiert, wobei die Standardabweichung bei 41,67 liegt. Die beobachteten Extremwerte liegen bei 18 bzw. 178. Die Abbildung 3.9 zeigt den zeitlichen Verlauf. Auch hier zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Verfahrensanzahl und dem betrachteten Quartal. Es resultiert eine Abnahme von 1,582 Verfahren je Quartal und ein Korrelationskoeffizient von −0,42. Die Abbildung 3.10 zeigt die Ergebnisse der Regression auf.

3.3.2.3 OPS 8–854.3

Äquivalent zum Verfahren 8–854.2 kann dieses auf der Dialyseabteilung oder auf Intensivstationen durchgeführt werden. Unterscheidend zur 8–854.2 ist die Art der Antikoagulation. Für dieses Verfahren mit der Antikoagulation „mit sonstigen Substanzen“ wird die Auswertung wiederum gesamt sowie nach Behandlungsorten durchgeführt.
In Abbildung 3.11 zeigt sich, dass die Verfahrensanzahl Schwankungen unterlegen ist. Die mittlere Anzahl an Verfahren je Quartal liegt bei 241 mit einer Standardabweichung von 76,36. Der Minimalwert liegt bei 117, das Maximum bei 436. Für ein einfaches lineares Regressionsmodell ergibt sich eine Steigung von 0,487, der Zusammenhang ist jedoch nicht signifikant (p = 0,677) (siehe Anhang „C“ im elektronischen Zusatzmaterial).
Werden ausschließlich die Prozeduren auf der Dialyseabteilung berücksichtigt, liegt die mittlere Anzahl an Verfahren je Quartal bei 155,87 mit einer Standardabweichung von 51,35. Der Minimalwert liegt bei 61, das Maximum bei 278. Abbildung 3.12 zeigt die Entwicklung im Zeitverlauf. Wird ein Regressionsmodell herangezogen, so ergibt sich kein signifikanter Zusammenhang (p = 0,600) Die Steigung der Regressionsgerade liegt bei −0,4115 (siehe Anhang „C“ im elektronischen Zusatzmaterial).
Die Anzahl der Prozeduren auf Intensivstationen liegt je Quartal im Mittel bei 85,13, wobei die Standardabweichung bei 37,29 liegt. Die beobachteten Extremwerte liegen bei 23 bzw. 175. Es zeigt sich auch hier, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Verfahrensanzahl und dem betrachteten Quartal besteht (p = 0,109) (Abbildung in Anhang „C“ im elektronischen Zusatzmaterial). Die Steigung der Anpassungsgerade liegt bei 0,8985. Die Abbildung 3.13 zeigt die Entwicklung im Zeitverlauf.

3.3.3 Kontinuierliche Verfahren

3.3.3.1 Überblick

Insgesamt wurden im Erhebungszeitraum 10.841 intermittierende Verfahren (bzw. im vorliegenden Fall Verfahrenstage) kodiert, welche sich auf neun OPS-Kodes verteilen. Drei dieser Verfahren nehmen davon rund 99,60 % Prozent der Kodierungen ein. Dies sind die OPS-Kodes 8–854.70 (6.567 bzw. 60,59 %), 8–853.70 (2.898 bzw. 26,73 %) und 8–854.60 (1.333 bzw. 12,30 %). Die übrigen sechs OPS-Kodes verursachen 43 Kodierungen (0,40 %). Da die kontinuierlichen Verfahren nur auf Intensivstationen stattfinden können, beziehen sich die Auswertungen der OPS-Kodes ausschließlich auf die Verfahrenstage auf Intensivstationen. Über alle kontinuierlichen Verfahrenstage ergibt sich eine mittlere Anzahl je Quartal von 285,29 mit einer Standardabweichung von 97,77. Der Minimalwert liegt bei 72, das Maximum bei 450. Abbildung 3.14 zeigt die Entwicklung der Kodierungen und Abbildung 3.15 das Ergebnis einer linearen Regression. Die Steigung der Regressionsgrade liegt bei 6,524, der Korrelationskoeffizient bei 0,73. Der Zusammenhang ist signifikant mit p < 0,001.
Wie bei den intermittierenden Verfahren ergaben die Mittelwertvergleiche der einzelnen Quartalsdaten keine signifikanten Zusammenhänge. Auch hier scheinen Saisoneffekte – sofern sie vorliegen – im Rahmen der Mittelwertvergleiche von Trendeffekten überlagert zu werden. Die detaillierten Ergebnisse der Mittelwertvergleiche finden sich ebenfalls in Anhang „D“ im elektronischen Zusatzmaterial.

3.3.3.2 OPS 8–854.70

Die CVVHD mit einer Antikoagulation mittels sonstigen Substanzen (bis 24 Stunden) wurde je Quartal im Mittel 172,82-mal durchgeführt. Das Minimum liegt bei 38, das Maximum bei 382. Die Standardabweichung beträgt 78,67. In Abbildung 3.16 wird die Entwicklung im Zeitverlauf dargestellt. In einem linearen Regressionsmodell ergibt sich eine Steigung von 4,443, also eine Zunahme von ca. 4,44 Verfahrenstagen je Quartal. Der Zusammenhang ist signifikant mit p<0,001. Es lassen sich insgesamt 38,36 % der Streuung der Behandlungszahlen mit der zeitlichen Entwicklung erklären (R-Qd). Die Korrelation zwischen der Zeitangabe der Quartale und den Behandlungszahlen liegt bei 0,62 (r). Die Abbildung 3.17 zeigt die Ergebnisse des linearen Regressionsmodells auf.

3.3.3.3 OPS 8–853.70

Die Ergebniswerte der CVVH mit Heparin oder ohne Antikoagulation (bis 24 Stunden) liegen je Quartal liegt bei 76,26 mit einer Standardabweichung von 39,52 (Abbildung 3.18). Der Minimalwert liegt bei 17, das Maximum bei 177. Für ein lineares Regressionsmodell ergibt sich eine Steigung der Anpassungsgeraden von 1,917, also eine Zunahme von ca. 1,92 Verfahren je Quartal. Der Zusammenhang ist signifikant mit p < 0,001. Die Korrelation zwischen der Zeitangabe der Quartale und den Behandlungszahlen liegt bei 0,53 (r). Die Abbildung 3.19 zeigt die Ergebnisse des linearen Regressionsmodells auf.

3.3.3.4 OPS 8–854.60

Die CVVHD mit Heparin oder ohne Antikoagulation (bis 24 Stunden) wurde je Quartal im Mittel 35,08-mal je Quartal durchgeführt. Das Minimum liegt bei null, das Maximum bei 143. Die Standardabweichung beträgt 33,35. In Abbildung 3.20 wird die Entwicklung im Zeitverlauf dargestellt. In einem linearen Regressionsmodell ergibt sich eine Steigung von 0,2297. Hierbei ist jedoch festzuhalten, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der Verfahren und dem Quartal der Durchführung besteht (p = 0,652). Die Ergebnisse der Regressionsanalyse finden sich in Anhang „C“ im elektronischen Zusatzmaterial.

3.4 Diskussion

3.4.1 Verfahrensentwicklung

In den Ergebnissen wurde deutlich, dass die Verfahrenszahlen Schwankungen unterlegen sind und nicht generell über alle bzw. für sämtliche OPS-Kodes einheitliche Trends in der Verfahrenszahlentwicklung vorliegen. Außerdem muss stets beachtet werden, dass die Diskussion der Anzahl von durchgeführten OPS-Kodes teils an Grenzen stößt. So lässt die absolute Anzahl an OPS-Kodes keine direkten Rückschlüsse auf die resultierenden Kosten für Materialien, Medikamente sowie die zeitliche Auslastung des Personals zu, da unterschiedliche Verfahren unterschiedliche Aufwendungen bzw. Auslastungen verursachen. Weiterhin sind die Auswirkungen auf den Erlös nicht eindeutig, da erstens nicht jedes durchgeführte Verfahren einen zusätzlichen Erlös generiert (Basis-DRGs L60, L71) und zweitens nicht jedes Verfahren den gleichen Erlös generiert (differenzierte Zusatzentgelte). Folglich muss die Entwicklung der Verfahren so weit möglich auch differenziert betrachtet werden.
Insgesamt soll – in Vorbereitung einer vergleichenden Diskussion – die Entwicklung an der Universitätsmedizin Greifswald zusammenfassend dargestellt und gewertet werden. Hierbei ist es wichtig darzustellen, welche Verfahren signifikante Rückgänge bzw. Zuwächse im Zeitverlauf verbucht haben. Aber auch nicht signifikante Ergebnisse sind zu berücksichtigen, da diese darauf schließen lassen, dass die zeitliche Entwicklung nicht als Einflussparameter definiert werden kann, jedoch andere Einflussparameter vorliegen könnten. Tabelle 3.4 zeigt die Ergebnisse der linearen Regressionen für die untersuchten Bereiche auf.
Tabelle 3.4
Anpassungsgraden der linearen Regression der Behandlungszahlen an der UMG
Bereich
Anpassungsgrade (x = Quartal, mit Q1-2009 gleich 1)
p (* = signifikant)
Korrelationskoeffizient
Anzahl Gesamtverfahren
+0,065x + 1006
0,978
0,00
Anzahl intermittierende Verfahren
−6,459x + 847,7
<0,001*
−0,53
Anzahl 8–854.2
−7,459x + 606,2
<0,001*
−0,66
Anzahl 8–854.2 innen
−5,877x + 479,4
<0,001*
−0,63
Anzahl 8–854.2 außen
−1,582x + 126,8
0,009*
−0,42
Anzahl 8–854.3
+0,487x + 231,5
0,677
+0,07
Anzahl 8–854.3 innen
−0,4115x + 163,9
0,600
−0,09
Anzahl 8–854.3 außen
+0,8985x + 67,61
0,109
+0,26
Anzahl kontinuierlicher Verfahrenstage
+6,524x + 158,1
<0,001*
+0,73
Anzahl 8–854.70
+4,443x + 86,17
<0,001*
+0,62
Anzahl 8–853.70
+1,917x + 38,88
<0,001*
+0,53
Anzahl 8–854.60
+0,2297x + 30,60
0,652
+0,08
Quelle: Eigene Darstellung
Es wird ersichtlich, dass sich die Gesamtanzahl an Verfahren bzw. Verfahrenstagen an der Universitätsmedizin Greifswald nicht signifikant verändert hat. Vielmehr scheint die Gesamtanzahl auf einem relativ konstanten Niveau zu verweilen. Ursächlich hierfür kann sein, dass sich in den betrachteten Jahren die Fallzahlen nicht maßgeblich verändert haben. So lag die Zahl stationärer Fall im Jahr 2010 bei 36.420 und Jahr 2019 bei 35.680.8,9 Wird jedoch das Set an Leistungen betrachtet, so wird deutlich, dass Diskussionsansätze in den Bereichen der Verfahrensarten, dem Behandlungsort sowie der Art der Antikoagulation bestehen.
Im Bereich des Vergleichs der Verfahrensarten wird ersichtlich, dass intermittierende Verfahren Rückgänge verzeichnen während kontinuierliche Verfahren steigende Verfahrenstage aufweisen. Dies deutet auf eine Verschiebung der Leistungen hin zu Intensivstationen. Unterstützt wird dieser Umstand bei der Betrachtung der intermittierenden Verfahren nach Behandlungsort. Hier wird deutlich, dass Verfahren auf der Dialyseabteilung deutlich stärker abnehmen als Verfahren auf Intensivstationen. Betrachtet man die Art der Antikoagulation, also „mit Heparin oder ohne Antikoagulation“ bzw. „Antikoagulation mit sonstigen Substanzen“ wird deutlich, dass die Verfahren mit sonstigen Substanzen bei intermittierenden Verfahren keinen bzw. geringen Veränderungen unterlegen sind, Verfahren mit Heparin oder ohne Antikoagulation jedoch signifikant rückläufig sind. Im Bereich der kontinuierlichen Verfahren zeigen die Verfahren mit sonstigen Substanzen ein signifikantes Wachstum. Folglich können für das Behandlungsspektrum an der Universitätsmedizin Greifswald folgende Entwicklungsaspekte festgehalten werden.
1.
Verfahren finden vermehrt auf Intensivstationen statt (Zunahme kontinuierlicher Verfahrenstage bzw. geringerer Rückgang bei intermittierenden Verfahren auf Intensivstationen).
 
2.
Während intermittierende Verfahrenszahlen tendenziell rückläufig sind, nimmt die Anzahl an Verfahrenstagen von kontinuierlichen Verfahren zu.
 
3.
Es zeigt sich bei intermittierenden sowie bei kontinuierlichen Verfahren eine Verschiebung der Antikoagulationsart von „Heparin oder ohne Antikoagulation“ hin zu „sonstigen Substanzen“. Dies begründet sich im Bereich der intermittierenden Verfahren durch einen stärkeren Rückgang bei der Antikoagulation mit „Heparin oder ohne Antikoagulation“. Bei kontinuierlichen Verfahren ist ein stärkerer Anstieg der Verfahren mit der Antikoagulation „mit sonstigen Substanzen“ zu beobachten.
 
Fraglich ist, ob diese drei beschriebenen Trends einem deutschlandweiten Trend folgen oder ob es sich um Eigenarten an der Universitätsmedizin Greifswald handelt. Weiterhin ist fraglich ob das Leistungsportfolio an der Universitätsmedizin Greifswald dem allgemeinen bundesweiten Portfolio entspricht. Im Folgenden sollen somit die Gesamtentwicklung der Verfahrenszahlen, die Verteilung auf die jeweiligen OPS-Kodes sowie die relativen Behandlungsanteile vergleichend diskutiert werden.

3.4.2 Vergleich zu bundesweiten Verfahrenszahlen

3.4.2.1 Gesamtverfahrenszahlen

Tabelle 3.5 zeigt die Anzahl der Gesamtverfahren bzw. Verfahrenstage an der UMG und über alle stationären Fälle in Deutschland.
Tabelle 3.5
Vergleich gesamter Verfahrenszahlen bzw. Verfahrenstage (Deutschland gesamt vs. UMG)
Jahr
Deutschland
UMG
Anteil UMG an Gesamtverfahren
2009
keine Daten
4506
2010
824593,5
3351
0,41 %
2011
853505
3703
0,43 %
2012
859983
4087
0,48 %
2013
859407
4019
0,47 %
2014
858541
4257
0,50 %
2015
871798,5
4316
0,50 %
2016
894465,5
4735
0,53 %
2017
891193
3658
0,41 %
2018
887290
3270*
0,37 %
2019
879966
Keine Daten
* Hochrechnung aus Q1 und Q2
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO sowie reimbursement.info.
Es wird deutlich, dass im Betrachtungszeitraum im Jahr 2016 in Deutschland die meisten Verfahren bzw. Verfahrenstage durchgeführt wurden. Die geringsten Zahlen waren im Jahr 2010 zu beobachten. Somit kann festgestellt werden, dass die Jahre der beobachteten Minima sowie Maxima deckungsgleich sind, wobei die relativen Schwankungen an der UMG deutlich größer erscheinen. Insgesamt lassen beide Datenreihen keinen stetigen Trend erkennen.
Es ist jedoch festzuhalten, dass die Schwankungen der Zahlen an der Universitätsmedizin Greifswald höher ausgeprägt sind als die Schwankungen der gesamtdeutschen Werte. Wird beispielhaft für den Zeitraum 2010 bis 2018 der Variationskoeffizient herangezogen, so liegt dieser bundesweit bei 0,024 und an der Universitätsmedizin bei 0,115. Die Behandlungszahlen an der Universitätsmedizin scheinen durch mögliche Fallzahl- und Verweildauerschwankungen aber auch durch weitere externe Faktoren beeinflusst zu sein. Bezugnehmend auf die Anteile der UMG an den deutschlandweiten Zahlen zeigt sich, dass die Universitätsmedizin Greifswald zwischen 0,37 und 0,50 % des deutschlandweiten stationären Leistungsaufkommen erbringt.
Wird die Entwicklung kontinuierlicher und intermittierender Verfahren detaillierter betrachtet, so zeigte sich in der quartalsbezogenen Auswertung eine gegenläufige Entwicklung. Hierbei wurde festgehalten, dass kontinuierliche Verfahren zunehmend an Behandlungszahlen gewinnen, während die Anzahl intermittierender Verfahren rückläufig ist. Tabelle 3.6 zeigt die Verfahrensentwicklung deutschlandweit sowie für die Universitätsmedizin Greifswald auf.
Tabelle 3.6
Vergleich intermittierender Verfahrenszahlen bzw. kontinuierlicher Verfahrenstage (Deutschland gesamt vs. UMG)
Jahr
intermittierend Deutschland (Anzahl)
intermittierend UMG (Anzahl)
Anteil UMG
kontinuierlich Deutschland (Verfahrenstage)
kontinuierlich UMG (Verfahrenstage)
Anteil UMG
2009
627051
3803
0,61 %
703
2010
630677
2825
0,45 %
193916,5
526
0,27 %
2011
637208
2780
0,44 %
216297
923
0,43 %
2012
630954
3037
0,48 %
229029
1050
0,46 %
2013
626341
2842
0,45 %
233066
1177
0,51 %
2014
621575
2917
0,47 %
236966
1340
0,57 %
2015
615032
2744
0,45 %
256766,5
1572
0,61 %
2016
614321
3138
0,51 %
280144,5
1597
0,57 %
2017
599661
2338
0,39 %
291532
1320
0,45 %
2018
590782
2004*
0,34 %
296508
1266*
0,43 %
2019
582232
297734
* Hochrechnung aus Q1 und Q2
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO sowie reimbursement.info.
Wird die Verfahrensentwicklung der intermittierenden Verfahren betrachtet, so wird deutlich, dass deutschlandweit seit 2011 ein Rückgang der Behandlungszahlen zu verzeichnen ist. Der Trend eines Rückgangs konnte in der Quartalsauswertung mittels Regressionsanalyse ebenfalls für die UMG festgehalten werden. Ursächlich hierfür kann bei diesen zumeist interkurrenten Fällen beispielsweise der Rückgang der Verweildauern der zugrundeliegenden DRGs sein. Die gegenteilige Entwicklung liegt bei den kontinuierlichen Verfahren vor. Hier ist deutschlandweit seit 2010 ein stetiges Wachstum zu erkennen. Dieser Trend einer Leistungszunahme war an der UMG ebenfalls signifikant in der Quartalsauswertung nachweisbar. Somit kann geschlossen werden, dass die Verschiebung des Leistungsaufkommens von intermittierenden Verfahren zu kontinuierlichen Verfahren auf Intensivstationen an der UMG den deutschlandweiten Entwicklungen entspricht.

3.4.2.2 Relative Prozedurenanteile

An der Universitätsmedizin Greifswald zeigte sich basierend auf der Regressionsanalyse eine Verschiebung hin zu Prozeduren mit der Antikoagulation mit sonstigen Substanzen. Weiterhin wurde im Rahmen der Auswertung deutlich, dass fünf Prozeduren knapp 97,9 % aller Kodierungen verursachen. Im Folgenden soll daher beleuchtet werden, ob diese Verteilung dem deutschlandweiten Schnitt entspricht oder ob sich das Leistungsportfolio maßgeblich unterscheidet. Tabelle 3.7 zeigt die relativen Behandlungsanteile aller OPS-Kodes auf, die an der UMG oder im deutschen Mittel zwischen den Jahren 2010 und 2018 jemals mehr als 1 % der Gesamtverfahren verursacht haben. Weitere Verfahren werden unter dem Posten „Sonstige“ zusammengefasst.
In Tabelle 3.7 und Tabelle 3.8 sind jeweils die relativen Anteile der Verfahren dargestellt, wobei bei kontinuierlichen Verfahren wiederum die umgerechnete Anzahl an Verfahrenstagen herangezogen wird. Die Tabelle zeigt jeweils die OPS-Viersteller. Neben den relativen Anteilen wird je Jahr und OPS noch die Abweichung zwischen Verfahren an der UMG und den deutschlandweiten Verfahren dargestellt. Liegt der Verfahrensanteil an der UMG mehr als 50 % über bzw. unter den deutschlandweiten Werten, so sind die Abweichungen grün bzw. orange hinterlegt. Weiterhin sind zur besseren Unterscheidung der Verfahren kontinuierliche Verfahren kursiv und Verfahren mit der Antikoagulation mit sonstigen Substanzen fett dargestellt.
Tabelle 3.7
Vergleich von Verfahrensanteilen im Zeitraum 2010–2018 nach OPS-Kode – Teil 1 (Deutschland gesamt vs. UMG)
https://static-content.springer.com/image/chp%3A10.1007%2F978-3-658-41789-5_3/MediaObjects/547774_1_De_3_Tab7_HTML.png
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO sowie reimbursement.info
Tabelle 3.8
Vergleich von Verfahrensanteilen im Zeitraum 2010–2018 nach OPS-Kode – Teil 2 (Deutschland gesamt vs. UMG)
https://static-content.springer.com/image/chp%3A10.1007%2F978-3-658-41789-5_3/MediaObjects/547774_1_De_3_Tab8_HTML.png
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO sowie reimbursement.info
Die Tabelle zeigt deutlich, dass die Verfahrensanteile an der Universitätsmedizin Greifswald deutlich vom deutschlandweiten Schnitt abweichen. So ist besonders auffällig, dass die Verfahrensart der Hämodiafiltration (8–855) an der Universitätsmedizin Greifswald deutlich geringere Behandlungsanteile erreicht als im deutschlandweiten Durchschnitt. Das meistdurchgeführte Verfahren der HDF nimmt in Greifswald im Jahr 2010 einen Anteil von 0,95 % ein, während deutschlandweit der Anteil des identischen OPS im Betrachtungszeitraum bei maximal 8,66 % lag (2018).
Weiterhin ist ersichtlich, dass insbesondere die intermittierende Hämodialyse mit der Antikoagulation mit sonstigen Substanden deutlich erhöhte Verfahrensanteile aufzeigt. Gleiches – wenn auch ab nicht so stark ausgeprägt – gilt für die kontinuierliche Hämodialyse und Antikoagulation mit sonstigen Substanzen.
Im Bereich der kontinuierlichen Hämofiltration ist ersichtlich, dass die Anteile an der Universitätsmedizin im Betrachtungszeitraum stets über den Anteilen im deutschlandweiten Durchschnitt liegen.
Die Flächendiagramme in Abbildung 3.21 und Abbildung 3.22 zeigen die Entwicklungen in Deutschland und an der Universitätsmedizin Greifswald basierend auf den Werten aus Tabelle 3.7 auf. Hierbei wird den Verfahren der Hämofiltration die Farbe Blau, der Hämodialyse die Farbe Grün und der Hämodiafiltration die Farbe Gelb zugeordnet. Verfahren – gleich welcher Verfahrensart – mit sehr geringen Behandlungsanteilen werden wiederum als „sonstig“ in Rot zusammengefasst. Ferner zeigt ein schraffierter Hintergrund kontinuierliche Verfahrenstage an. Sind einzelne Flächen gestrichelt umrandet, so zeigt dies die Antikoagulation mit sonstigen Substanzen.
Für Deutschland zeigt sich, dass die HD die bedeutendste Verfahrensart ist, gefolgt von der HDF und der HF. Im Verlauf der Jahre scheint die HDF leicht an Bedeutung gewonnen zu haben, während die Anteile der HF leicht rückläufig sind. Bezogen auf die Frage nach intermittierender oder kontinuierlicher Durchführung gewinnen die kontinuierlichen Verfahren an Bedeutung, wobei den meisten Zugewinn die CVVHD verzeichnet. Auch die Antikoagulation mit sonstigen Substanzen ist zunehmend, wobei dies in den deutschlandweiten Daten vorrangig innerhalb kontinuierlicher Verfahren geschieht. Zusammengefasst und unter Vernachlässigung von geringfügen prozentualen Veränderungen, scheint im Zeitverlauf die Verschiebung des Behandlungsportfolios von der intermittierenden Hämodialyse mit Heparin oder ohne Antikoagulation (8–854.2) hin zur kontinuierlichen Hämodialyse mit Antikoagulation mit sonstigen Substanzen (8–854.7) auffällig und vorrangig.
Verglichen mit den deutschlandweiten Anteilen zeigt sich, dass an der Universitätsmedizin Greifswald der Anteil der Hämodialyseverfahren deutlich ausgeprägter ist, während die Verfahren der Hämodiafiltration kaum Relevanz besitzen. Weiterhin wird deutlich, dass Verfahren der Antikoagulation mit sonstigen Substanzen teils große Anteile erreichen, wobei festgehalten werden muss, dass ab 2017 geringere Zahlen ausgewiesen werden. Ferner ist aber 2018 eine Tendenz zu verlängert intermittierenden Verfahren zu erkennen (8–854.4). Im Bereich der Hämofiltration werden fast ausschließlich kontinuierliche Verfahren mit Heparin oder ohne Antikoagulation durchgeführt. Zusammengefasst ergibt sich ein Bild, welches zeigt, dass im intermittierenden Bereich die Hämodialyse die Standardtherapie ist, wobei die Anteile sonstiger Antikoagulation höher liegen als im deutschen Durchschnitt. Bei kontinuierlichen Verfahren wird ersichtlich, dass der Anteil der CVVH deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.
Der Vergleich der Anteile von HF, HD und HDF; von intermittierenden und kontinuierlichen Verfahren sowie von Verfahren der zwei Antikoagulationsalternativen ist in Tabelle 3.9 aufgeführt. Hierbei sind jeweils die Mittelwerte über die neun Vergleichsjahre sowie die Extremwerte der Jahreseinzelwerte angeführt. Die angegebenen Prozentwerte beziehen – soweit möglich – auch Differenzierungen der sonstigen OPS-Kodes ein.10
Tabelle 3.9
Vergleich von Anteilen nach Verfahrenstyp, Verfahrensart und Antikoagulation (Deutschland vs. UMG)
 
Deutschland Mittel (Min–Max) in %
Universitätsmedizin Greifswald Mittel (Min–Max) in %
Anteil HF
6,50 (4,92–8,13)
8,81 (5,40–16,70)
Anteil HD
76,96 (76,18–78,41)
90,71 (83,30–94,15)
Anteil HDF
16,53 (13,46–18,89)
0,48 (0,00–1,61)
Anteil kontinuierlich
28,57 (23,52–33,43)
30,23 (15,70–38,72)
Anteil intermittendend
71,29 (66,64–75,98)
69,70 (61,28–84,30)
Anteil Antikoagulation Heparin oder ohne Antikoagulation
77,52 (70,55–85,24)
57,85 (42,49–67,16)
Anteil Antikoagulation mit sonstigen Substanzen
22,17 (14,17–29,29)
41,44 (32,40–56,64)
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Datenexport LORENZO sowie reimbursement.info
Im Ergebnis wird deutlich, dass relevante Unterschiede bei den Verfahrensarten sowie bei der Antikoagulation bestehen. Somit können für den weiteren Verlauf der Untersuchung folgende Aspekte festgehalten werden:
  • 1. Verglichen mit den deutschlandweiten Behandlungsanteilen sind Verfahren der Hämodiafiltration an der Universitätsmedizin Greifswald kaum von Bedeutung.
  • 2. Die Universitätsmedizin Greifswald weißt einen deutlich höheren Anteil der Antikoagulation mit sonstigen Substanzen auf.
  • 3. Bei der Verteilung zwischen intermittierenden und kontinuierlichen Verfahrensanteilen sind keine maßgeblichen Unterschiede erkennbar.
Während Ursachen für den ersten Aspekt auf Basis der vorliegenden Daten nicht zu begründen sind, lässt sich der zweite Aspekt, also die häufigere Behandlung von Patienten mit einer Antikoagulation mit sonstigen Substanzen, erklären. Da diese Antikoagulation zumeist auf eine regionale Antikoagulation mit Citrat bei blutungsgefährdeten Patienten deutet, zeigt sich somit ein „fallschwereres“ Behandlungsklientel als im Bundesdurchschnitt – ein Umstand der aufgrund der Einstufung als Maximalversorger zu erwarten war. Da aus der Verteilung zwischen kontinuierlichen und intermittierenden Verfahren nicht deutlich wird, wie sich die intermittierenden Verfahren auf Normal- und Intensivstationen verteilen, ist fraglich, welche Schlüsse zum Leistungsportfolio aus dem dritten Aspekt gezogen werden können. Dass die Verteilung aber dem deutschen Durchschnitt entspricht und auch das „Standardverfahren“ der intermittierenden Hämodialyse einen relativ großen Behandlungsanteil einnimmt, kann durch den Umstand bedingt sein, dass die Universitätsmedizin Greifswald neben der Maximalversorgung auch die Grundversorgung im Raum Greifswald abdeckt und keine weiteren Krankenhäuser der Grundversorgung im Umkreis von ca. 20 Straßenkilometern vorgehalten werden.

3.5 Generierung von Modellannahmen

Die Auswertung hat gezeigt, dass die Verfahrenszusammensetzung an der Universitätsmedizin Greifswald einerseits nicht in allen Aspekten dem deutschen Mittel entspricht und andererseits teils starken Schwankungen unterlegen ist. Zur Erreichung des Ziels dieser Arbeit ist es jedoch notwendig, unterschiedliche Strukturen, d. h. unterschiedliche Leistungsportfolios zu berücksichtigen. Hierzu sollen Szenarien gebildet werden. Die Ergebnisse sollen Rückschlüsse auf ein durchschnittliches deutsches Krankenhaus zulassen aber auch individuelle Umstände an der Universitätsmedizin Greifswald berücksichtigen können. Gleichzeitig sollen kurzfristige und eventuell externe Einflüsse nicht zur Ergebnisverzerrung führen. Aus diesen Gründen werden vier Szenarien der Fallzusammensetzung gebildet und im weiteren Verlauf der Arbeit genutzt.
  • Szenario 1: „Deutsches Krankenhaus 2019“: In diesem Szenario wird die Fallzusammensetzung in Deutschland von 2019 herangezogen.11
  • Szenario 2: „Universitätsmedizin Greifswald 2018“: Dieses Szenario bezieht sich auf die Verfahrensanteile des ersten Halbjahres 2018. Es stellt im Zeitverlauf die letzten aus dem LORENZO verfügbaren Daten dar und kennzeichnet sich durch relativ geringe Anteile der Antikoagulation mit sonstigen Substanzen (geringster Anteil seit 2013) und dem höchsten Anteil an kontinuierlichen Verfahrenstagen.
  • Szenario 3: „Universitätsmedizin Greifswald 2016“: Das Datenjahr 2016 kennzeichnet sich durch den höchsten erfassten Anteil der Antikoagulation mit sonstigen Substanzen. Es soll somit im Bereich Antikoagulation als eine Art „Extremszenario“ gelten.
  • Szenario 4: „Universitätsmedizin Greifswald – Prognosejahr 2019“: Basierend auf den Anpassungsgeraden der Regressionsanalysen sollen die Behandlungszahlen der vier Quartale für das Jahr 2019 prognostiziert, addiert und in relative Anteile überführt werden. Hierfür sind nach vorliegender Definition des Q1-2009 als „Quartal 1“ die Quartale 41 bis 44 heranzuziehen.
Zur Prognose dieser Behandlungszahlen werden die Anpassungsgeraden der Regressionsanalysen herangezogen und die Werte der Quartale 41 (Q1-2019) bis Quartal 44 (Q4-2019) addiert. Die resultierenden Ergebnisse der Prognose finden sich in Tabelle 3.10.
Tabelle 3.10
Prognose der Behandlungszahlen 2019 an der UMG basierend auf den Anpassungsgeraden der linearen Regression
Anzahl
Anpassungsgrade
Summe x = 41 bis 44 (Q41 bis Q44) gerundet
Gesamtverfahren
+0,065x + 1006
4035
intermittierende Verfahren
−6,459x + 847,7
2293
davon 8–854.2
−7,459x + 606,2
1157
– davon innen
−5,877x + 479,4
919
– davon außen
−1,582x + 126,8
238
davon 8–854.3
+0,487x + 231,5
1009
– davon innen
−0,4115x + 163,9
586
– davon außen
+0,8985x + 67,61
423
kontinuierliche Verfahrenstage
+6,524x + 158,1
1742*
davon 8–854.70
+4,443x + 86,17
1100
davon 8–853.70
+1,917x + 38,88
481
davon 8–854.60
+0,2297x + 30,60
161
* Wert von 1741 auf 1742 korrigiert, da Summenwert der einzelnen kontinuierlichen Verfahren 1742 entspricht
Quelle: Eigene Darstellung.
Es wird ersichtlich, dass die zwei angeführten intermittierenden Verfahren in Summe 2.166 Verfahren verursachen, die Gesamtanzahl intermittierender Verfahren jedoch mit 2.293 insgesamt um 127 Verfahren höher liegt. Diese Verfahren werden basierend auf der Verteilung des Jahres 2018 auf die weiteren durchgeführten intermittierenden Verfahren verteilt (113 auf 8–854.4; 9 auf 8–854.5 und 5 auf 8–854.8).
Diese auf den Anpassungsgeraden basierende Abschätzung der Verfahrenszahlen schafft es, kurzfristige Verschiebungen im Leistungsportfolio auszublenden, jedoch werden in Teilen Verfahren, die kurzfristig an Bedeutung gewonnen haben (z. B. 8–854.4) unterschätzt. Die Entwicklung der deutschlandweiten Behandlungsanteile hat jedoch gezeigt, dass die Entwicklung der Verfahrensanteile durchaus einer linearen Entwicklung entspricht. Der Einfluss der hier unterschätzen Option 8–854.4 wird jedoch gut durch das Szenario 2 (Universitätsmedizin Greifswald 2018) abgebildet.
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Anhänge

Elektronisches Zusatzmaterial

Fußnoten
1
Vgl. InEK GmbH 2016b, S. 156.
 
2
Vgl. RI Innovation GmbH 2022.
 
3
RI Innovation GmbH 2022, o. S.
 
4
Ebd., o. S.
 
5
Hinweis: Insgesamt wurden 20 Mittelwertvergleiche durchgeführt, wobei „A“ das jeweils erste, „B“ das zweite, „C“ das dritte und „D“ das vierte Quartal des Jahres bezeichnet. Mittelwertvergleiche wurden durchgeführt (je für intermittierende und kontinuierliche Verfahren) für Gesamt vs. A, Gesamt vs. B, Gesamt vs. C, Gesamt vs. D, A vs. B, A vs. C, A vs. D, B vs. C, B vs. D und C vs. D.
 
6
Hinweis: An dieser Stelle ist beim Kode 8–853.71 von einer Fehlkodierung auszugehen, da kontinuierliche Verfahren im Datensatz je Tag mit dem Kode für „bis zu 24h“ kodiert sein sollten.
 
7
Hinweis: Die Fehlkodierung der 8–853.71 wird hier als 8–853.70 angenommen.
 
8
Vgl. Universitätsmedizin Greifswald 2012, S. 1.
 
9
Vgl. Universitätsmedizin Greifswald 2021, S. 2.
 
10
Hinweis: Teils wird die Summe von 100 % bei nicht erreicht. Ursächlich ist, dass bei einigen OPS-Codes (z. B.x,.y) keine Aussagen über intermittierend oder kontinuierlich oder die Art der Antikoagulation getroffen werden können.
 
11
Hinweis: Die Werte wurden bisher nicht angeführt, da für die Universitätsmedizin Greifswald keine 2019er Vergleichswerte vorlagen.
 
Metadaten
Titel
Verfahren an der Universitätsmedizin Greifswald
verfasst von
Markus Krohn
Copyright-Jahr
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41789-5_3

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