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2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Zur Soziologie der Weisheit

verfasst von : Alois Hahn

Erschienen in: Horizonte der Kommunikation

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Aus soziologischer Sicht läßt sich Weisheit als eine besondere Wissensform bestimmen. Insofern interkulturelle Vergleiche zwischen Wissensformen angestrebt werden, empfiehlt es sich, als Vergleichsbasis eine funktionale Definition des Weisheitsbegriffes vorzunehmen. Die jeweiligen Formen variieren von Gesellschaft zu Gesellschaft zu stark, als daß eine phänomenologische Fassung des Terminus viel verspräche. Die Möglichkeit zu funktionaler Betrachtung wird auch nicht dadurch sabotiert, daß in den einzelnen Kulturen nicht in jedem Falle einer bestimmten Wissensfunktion immer eine ausdifferenzierte Wissensform entspricht. Eher schon wird man damit rechnen müssen, daß vielfach eine Wissensform mehrere Funktionen abdeckt und daß, umgekehrt, oft dieselbe Wissensfunktion in einer gegebenen Gesellschaft auf verschiedene Wissensformen oder kognitive Institutionen aufgeteilt erscheint.

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Fußnoten
1
Ich verwende diesen Begriff hier typologisch im Sinne der Bestimmungen von Friedrich H. Tenbruck (1986a), S. 297–323.
 
2
Vgl. Hans-Georg Gadamer (1965: 307 ff.), wo dieser Gedanke im Zusammenhang der juristischen Hermeneutik auf die Dialektik von Gesetz und Einzelfall angewandt wird. Vgl. dazu auch Raible (1991).
 
3
Auch hier beziehe ich mich auf die entsprechenden Charakterisierungen von F. Tenbruck (1986a: 272–296).
 
4
Was „im ganzen“ hier heißt läßt sich in einigen Worten schlecht skizzieren. Ich verweise deshalb auf meinen oben angeführten Aufsatz (Hahn 1987b) und den von mir und Volker Kapp herausgegebenen Band (1987) und beschränke mich auf einige Bemerkungen, die ohne den dort ausführlicher gegebenen Zusammenhang allerdings dunkler bleiben, als mir lieb sein kann.
 
5
Das schließt natürlich an Gedanken von Nietzsche an und nimmt Überlegungen aus der „Dialektik der Aufklärung“ auf.
 
6
Zu diesem Begriff im Kontext neuerer soziologischer Überlegungen vgl. Amelie 0. Rorty (1980).
 
7
Theoretisch wäre (worauf mich Thomas Luckmann hinweist) allerdings auch der Fall komplexer oraler Kulturen zu bedenken. In manchen Bauerngesellschaften ist jedenfalls der Wissensbestand, obwohl nicht verschriftlicht, hinlänglich komplex, um situative Respezifikationen zu erzwingen, die dann ebenfalls dem Wissenstyp „Weisheit“ zugeordnet werden müßten. Ich würde ihn als Übergangstyp ansehen.
 
8
Der Begriff des „Bürgerlichen“ ist hier im Sinne von bürgerlicher „Kultur“ zu verstehen, nicht im Sinne eines puren Klassenbegriffes. Jedenfalls wäre es m. E. überaus kurzsichtig, die eine als bloße Funktion der anderen zu deuten. Zumindest dem Selbstverständnis bürgerlicher Kultur entspricht es gerade nicht, Geltung von Herkunft abhängig zu machen. Die bürgerliche Gesellschaft ist sicherlich zutiefst durch Klassengegensätze charakterisiert. Die dramatische Spannung, die diesen anhaftet, ergibt sich aber dadurch, daß bürgerliche Kultur auf Kommunikation und Gleichheit insistiert. Vgl. hierzu: Friedrich H. Tenbruck: (1986 b), 263–285. Gerade diese Differenz wird (sieht man von den Beiträgen von Nipperdey und Lepsius ab) nicht hinlänglich berücksichtigt in der ansonsten verdienstvollen Textsammlung über das Bürgertum, die jüngst von Jürgen Kocka (1987) ediert wurde.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Gadamer, H.-G. (1965). Wahrheit und Methode. 2. Auflage. Tübingen. Gadamer, H.-G. (1965). Wahrheit und Methode. 2. Auflage. Tübingen.
Zurück zum Zitat Hahn, A., Kapp, V. (Hg.) (1987). Selbstthematisierung und Selbstzeugnis: Bekenntnis und Geständnis. Frankfurt am Main. Hahn, A., Kapp, V. (Hg.) (1987). Selbstthematisierung und Selbstzeugnis: Bekenntnis und Geständnis. Frankfurt am Main.
Zurück zum Zitat Hahn, A. (1986). Differenzierung, Zivilisationsprozeß, Religion. Aspekte einer Theorie der Moderne. S. 214–231 in: F. Neidhardt et al. (Hg.): Kultur und Gesellschaft. Sonderheft 27 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Opladen. Hahn, A. (1986). Differenzierung, Zivilisationsprozeß, Religion. Aspekte einer Theorie der Moderne. S. 214–231 in: F. Neidhardt et al. (Hg.): Kultur und Gesellschaft. Sonderheft 27 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Opladen.
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Metadaten
Titel
Zur Soziologie der Weisheit
verfasst von
Alois Hahn
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42623-1_9