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23.01.2024 | Arbeitswissenschaft | Kompakt erklärt | Online-Artikel

Was ist dran am Flow-Erleben?

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Stress wird zumeist negativ bewertet. Dabei fördern Anstrengungen und Mühseligkeit im Beruf oder Privatleben durchaus das Wohlbefinden, belegt eine Studie. Worauf es ankommt ist die richtige Balance und das berühmte Flow-Erleben.

Der Menschen braucht Muße, um Kraft zu schöpfen und kreativ zu sein. Der Mensch braucht aber auch Stress als Stimulanz für sein Wohlbefinden. Wie so oft macht bei beidem, dem Müßiggang wie dem Stress, die Dosis das Gift. Zu viel davon, endet zwar nicht gleich tödlich, kann aber Körper wie Seele krank machen.

Dass Anstrengungen und herausfordernde Aufgabe im rechten Maß zu einem sinnstiften und erfüllten Leben dazugehören, haben die israelischen Wirtschaftswissenschaftler Arie Sherman und Tal Shavit in einer Studie belegt, die im "Journal of Happiness Studies" Volume 24, Issue 7, unter dem Titel "Don't be Lazy! Effort as a Pivotal Element for Present and Future Well-being" erschienen ist. 

Ohne Anstrengung kein Flow

Allerdings ergibt sich aus den Daten der fast 2.000 Studienteilnehmer nicht, dass ausschließlich Mühe im Beruf zu mehr Zufriedenheit führt. Sinn- und Glücksgefühle erleben Menschen nämlich auch, wenn sie Zeit und Energie in Hobbys, Freundeskreis oder die eigene Gesundheit stecken. Auf Aktivität und Selbstwirksamkeit komme es an - unabhängig vom jeweiligen Betätigungsfeld. 

Die Forscher betonen, dass sich der Zustand des Flows mit höherer Wahrscheinlichkeit bei schwierigen, herausfordernden Tätigkeiten einstelle, bei denen es sich auch um Freizeitaktivitäten handeln könnte. Als Beispiel sei hier eine Bergwanderung genannt. 

Definition Flow-Erleben

Anstrengung und Flow-Erleben hängen also eng zusammen. Doch was meint es, im Fluss zu sein und warum erleben Menschen diesen Zustand, diese Emotion, als positiv? Gablers Wirtschaftslexikon definiert Flow-Erleben als: 

besonders positives emotionales Erleben bei einer Tätigkeit, das dadurch charakterisiert ist, dass eine Person ganz auf ihr Tun konzentriert ist und darin aufgeht, sich selbst dabei vergisst, das Zeitgefühl weitgehend verloren ist ("Die Zeit vergeht wie im Flug"). Dieses emotionale Erleben kann sich dann einstellen, wenn die wahrgenommenen Anforderungen der Tätigkeit den Fähigkeiten entsprechen. Der Anreiz bei einer solchen Handlung liegt nicht in erwarteten Handlungskonsequenzen (extrinsische Motivation), sondern in der Ausführung der Handlung selbst (intrinsische Motivation).

Flow-Zustand nicht nur positiv

Es geht also um Glücksgefühle, die sich einstellen, wen jemand ganz in einer Beschäftigung aufgeht und alles andere um sich herum vergisst. Dass es einen Zusammenhang zwischen den Anforderungen der Tätigkeit und dem Fähigkeitsniveau der Person gibt, dass es keine passive Handlungen sind, wie den Sonnenuntergang zu betrachten, sondern nur aktive Tätigkeiten, die in den Flow führen, bestätigt Johannes Keller vom Institut für Psychologie und Pädagogik an der Universität Ulm. Allerdings sieht der Wissenschaftler auf Grund eigener Forschungsarbeit diesen Zustand nicht uneingeschränkt positiv. 

Unsere Befunde stützen die Grundannahmen der Flow-Theorie (insbesondere die Passungs-Hypothese), stellen allerdings die relativ einseitig positive Darstellung des Flow-Zustands in Frage. Denn unsere Studien belegen, dass Personen im Flow-Zustand ein erhöhtes Stresserleben sowie hohe mentale Belastung aufweisen.

Wohl auch deswegen betont Experte Michele Ufer, dass die Flow-Forschung noch eine junge, dynamische Disziplin ist, die vor großen Herausforderungen stehe, da es widersprüchliche Befunde gebe, die nicht ganz zu den theoretischen Annahmen passen. "Hinzu kommen neue Erkenntnisse, die dazu einladen, vorhandene Konzepte zu überdenken und zu erweitern", so Ufer. Sein Fazit: Es bleibt spannend. 

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

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Flow

Quelle:
Warum Achtsamkeit?

2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Emotionen, Stress und Gesundheit

Quelle:
Psychologie

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