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14.09.2023 | Bank-IT | Fragen + Antworten | Online-Artikel

Regtech erleichtert Banken die regulatorische Kontrolle

verfasst von: Christian Schablitzki

4 Min. Lesedauer

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Manuelle Prozesse behindern Banken und Sparkassen bei der Umsetzung regulatorischer Pflichten. Mittels Regtech lassen sich Workflows digitalisieren und sorgen so für mehr Effizienz. Fragen und Antworten rund um den Einsatz entsprechender Tools. 

Was kann Regtech in der Finanzindustrie grundsätzlich leisten? 

Regtech-Lösungen zielen darauf ab, Geschäftsprozesse bei Finanzdienstleistern zu automatisieren, sodass sich regulatorische Anforderungen kosteneffizient umsetzen lassen. Nach der Finanzkrise wurde der regulatorische Druck erhöht. In vielen Banken weist das Meldewesen noch überwiegend manuelle Prozesse auf. Es mangelt an Automatisierung und Datenqualität. Hier können Regtech-Lösungen mit innovativen Technologien helfen, konsistente Daten und damit eine bessere regulatorische Kontrolle zu erhalten. Die Investition in eine technische Lösung zahlt sich langfristig aus und schont die personellen Ressourcen, denn eines ist klar: Die Erfüllung regulatorischer Vorgaben ist das wesentliche Ziel - jedoch für sich alleine kein Profittreiber.

In welchen Bereichen nutzen Banken derzeit am häufigsten Regtech-Tools?

Im Alltag der Compliance Officer gibt es aktuell einige praktische Anwendungsfälle, die am häufigsten mit Regtech-Lösungen digitalisiert werden.

  • KYC zur Identitätsprüfung von Neu- und Bestandskunden, um Geldwäsche zu verhindern: Der Workflow ist hier sehr aufwendig und eignet sich daher gut für einen automatisierten Ablauf, der den Vorgang beschleunigt und damit kosteneffizienter macht. Für Kontoeröffnungen ist die Technologie schon sehr fortgeschritten, so kommt zum Beispiel biometrische Gesichtserkennung zum Einsatz.
  • Compliance Monitoring: Dieser Workflow überwacht die Daten und Transaktionen von Kunden und Mitarbeitern, um die Einhaltung der Compliance-Regeln zu gewährleisten. Hier erfolgen zum Beispiel Abgleiche mit Embargolisten oder Listen politisch exponierter Personen (PEP).
  • Regulatory Intelligence: Hier kommen Tools zum Einsatz, die Informationen zu regulatorischen Vorgaben sammeln und analysieren, um geschäftsrelevante Erkenntnisse abzuleiten – ein hochkomplexer und herausfordernder Prozess.
  • Regulatory Reporting: Die automatisierte Erstellung von Reports an die Aufsichtsbehörden erfordert die schnelle Anpassung von Prozessen, da neue regulatorische Vorgaben oft sehr zeitnah umzusetzen sind.

Welche Technologien kommen konkret zum Einsatz und wie sehen die Prozesse aus? 

Betrachten wir das Beispiel Regulatory Monitoring. Die Grundlage sind vollständige und zuverlässige Daten. Zunächst sollte ein Target Operating Model erstellt werden - basierend auf der Analyse des aktuellen Zustands lassen sich dann Lücken schließen, um das Ziel zu erreichen, nämlich ein unternehmensweites Datenmanagement. Regtech-Lösungen können mithilfe von Data Analytics, Künstlicher Intelligenz und Machine Learning das Monitoring von Transaktionen zu einem hohen Grad automatisieren. Übrig bleibt eine kleine Anzahl von Fällen, die manuell überprüft werden müssen.

Profitieren auch Kunden von Regtech?

Auf jeden Fall. Regtech-Lösungen fördern eine positive Customer Experience, da sie dafür sorgen, dass Prüfprozesse schnell und effizient im Hintergrund ablaufen, ohne dass die Kunden es mitbekommen.

Wo liegen die technischen Grenzen? 

Finanzdienstleister übersehen oft, dass Prozessautomatisierung nur erfolgreich sein kann, wenn strukturierte, zuverlässige Daten vorliegen, die auf ordentlichen, gut dokumentierten Prozessen basieren. Und sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass es keine Regtech-Lösung gibt, die alle oben genannten Einsatzbereiche abdeckt. Dies könnte jedoch in der Zukunft durchaus der Fall sein, etwa auf der Basis von Blockchain-Lösungen.

Beim Melden von Verdachtsfällen im Rahmen des Transaction Monitoring stehen Banken vor der Herausforderung, dass die automatisierte Prüfung je nach Parametrisierung entweder viele falsch-positive Fälle erzeugt oder echte Betrugsfälle unerkannt bleiben. Es empfiehlt sich daher, die Parameter regelmäßig zu validieren und gegebenenfalls zu variieren.

Gibt es rechtliche Besonderheiten, die die Institute bedenken sollten?

Die Banken müssen natürlich alle relevanten Datenschutzverordnungen und Gesetze beachten. Da viele Regtech-Lösungen in der Cloud liegen, ergeben sich aufgrund des noch verbreiteten Misstrauens gegenüber Cloud-Lösungen der Hyperscaler zusätzliche Herausforderungen. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, die Forderung nach Compliance und Automatisierung mit dem Datenschutz in Einklang zu bringen.

Worauf sollten Banken bei der Auswahl entsprechender Anbieter achten?

Geeignete Anbieter für den definierten Anwendungsfall sollten in einem quantitativen, transparenten Benchmark-Verfahren verglichen werden. Die Regtech-Lösung sollte sich problemlos in die bestehende IT-Architektur integrieren lassen. Es empfiehlt sich, Standardlösungen zu übernehmen und keine größeren Anpassungen vorzunehmen, da dies Service und Wartung erschwert. 

Wie wird sich der Markt für Regtech mittelfristig entwickeln?

Während die Investitionen in Fintechs gesunken sind, wird in Regtechs weiterhin investiert. Bereits heute existieren zahlreiche Anbieter. Der Markt wird dynamisch bleiben, die Investitionen werden steigen und neue Anbieter für neue Anwendungsfälle werden in den Markt eintreten. Die Diskussion um den ethischen Umgang mit künstlicher Intelligenz wird mit steigender Automatisierung großen Raum einnehmen und Banken werden umfassendes Know-how im Bereich Datenethik aufbauen müssen.

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